1. Vorgeschichte zur Poetik
Die Poetik befaßt sich im allgemeinen mit dichtungstheoretischen Reflexionen eines Dichtwerks, seinem möglichen Sinn, seinem Zweck, mit der Begründung seiner Form und Gattung und mit der poetischen Verfahrensweise, der Technik. Als Lehre von der Dichtung bzw. von der Dichtkunst wird der Begriff Poetik verstanden.
Die Grundlage des Poetikverständnisses wird durch die berühmte Schrift des Aristoteles (384-322 v.Chr.) "Über die Poetik" gebildet. Im 4.Jh. v.Chr. als wissenschaftliche Lehrschrift verfaßt, liegt uns heute nur noch ein lückenhafter und durch die Überlieferung unvollständiger Text über die Postulierung der Dichtkunst vor. Noch bis in das 19.Jh. hinein waren Autoren und Literaturtheoretiker bestrebt, ihre Werke und Poetiken mit der Autorität des Aristoteles zu legitimieren, indem sie nachwiesen, daß ihre Werke sich nach den überlieferten Schriften aus der vorhellenistischen Zeit analysieren lassen und mit den geforderten Kriterien übereinstimmen.
Aristoteles war Schüler Platons und beschäftigte sich damit, die zu seiner Zeit überholten Auffassungen und noch nicht niedergeschriebenen Details der Dichtkunst in ein geschlossenes System, mit genauen Gliederungen und Definitionen zu überführen. Platon (427-347 v.Chr.) selbst hatte keine systematische Lehre zur Poetik geschaffen, sondern nur vereinzelte Aufführungen in einigen Dialogen verfaßt und dennoch bilden seine Erläuterungen eine wichtige Basis für Aristoteles Poetik. Die widersprüchlichen Gedanken Platons poetologischer Äußerungen begünstigen ebenfalls den Schaffensprozeß des Werkes über die Dichtkunst und obwohl Aristoteles seinen Lehrer nicht einmal namentlich erwähnt, ist die Lehrschrift mit platonischen Motiven durchtränkt.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Vorgeschichte zur Poetik
- 2. Die Theorien des Aristoteles
- 3. Die Tragödientheorie
- 3.1. Die Wirkungen der Tragödie
- 3.2. Handlungsaufbau der Tragödien
- 3.3. Realität/Wirklichkeitsbezug der Handlung
- 3.4. Handlungstypen der Tragödie
- 3.5. Der tragische Held
- 4. Die griechische Tragödie
- 4.1. Der Handlungsaufbau des Dramas
- 4.2. Das Tragische an Antigone
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Poetik des Aristoteles im Vergleich zu zeitgenössischen Ansätzen und fokussiert auf die Spannung zwischen klassischer und moderner Poetik, insbesondere im Kontext des Dramas. Der Text untersucht, wie Aristoteles' Theorie des Tragischen, insbesondere im Hinblick auf das Drama Antigone, mit heutigen Ansätzen der Drameninterpretation korrespondiert.
- Aristoteles' Poetik und ihre Relevanz für die heutige Literaturtheorie
- Das Tragische in der Poetik des Aristoteles
- Der Vergleich von Aristoteles' Theorien mit modernen Ansätzen der Drameninterpretation
- Analyse des Dramas Antigone im Kontext der Tragödientheorie
- Mögliche Spannungsverhältnisse zwischen klassischer und moderner Poetik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Vorgeschichte zur Poetik und diskutiert die Entwicklung des Poetikverständnisses von Platon bis Aristoteles. Es wird auf die wichtigsten Themen der damaligen Zeit eingegangen, wie zum Beispiel die Natur der dichterischen Erfindung, der Wirklichkeitsbezug in der Dichtung und die Wirkungen der Dichtung.
Im zweiten Kapitel werden Aristoteles' Theorien zur Dichtkunst vorgestellt. Es wird die Einteilung in die drei poetischen Gattungen Tragödie, Epos und Komödie analysiert. Im Fokus steht dabei die Tragödientheorie des Aristoteles, die im Detail im dritten Kapitel behandelt wird.
Das dritte Kapitel widmet sich den verschiedenen Aspekten der Tragödientheorie. Hier werden die Wirkungen der Tragödie, der Handlungsaufbau, der Wirklichkeitsbezug und die Handlungstypen sowie die Figur des tragischen Helden analysiert.
Das vierte Kapitel beleuchtet die griechische Tragödie, insbesondere den Handlungsaufbau des Dramas. Anhand des Dramas Antigone werden die Elemente des Tragischen anhand der Theorie des Aristoteles näher untersucht.
Schlüsselwörter
Aristoteles, Poetik, Tragödie, Tragisches, Dramentheorie, Antigone, Dichtungstheorie, Wirklichkeitsbezug, Handlungsaufbau, Handlungstypen, tragischer Held, Platon, Sophokles, griechische Literatur
- Citation du texte
- Jan Kirchenberg (Auteur), 2000, Die Poetik Aristoteles und mögliche Spannungsverhältnisse zur heutigen Auffassung im Vergleich zu Geöfert . Das Tragische allgemein und in "Antigone", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5388