Die Arbeit befasst sich mit der Islamophobie in Österreich, sowie mit den Vorurteilen über muslimische Migranten. Zuallererst werden die Begriffe, die zum Verständnis des Themas notwendig sind, konkretisiert und definiert. Anschließend wird die gesetzliche Lage des Islams in Österreich bearbeitet, zudem wird speziell das neue Islamgesetz behandelt. In weiterer Folge werden Vorurteile im Allgemeinen besprochen, bevor die Stereotypen gegenüber dem Islam erklärt werden.
Auch erklärt werden die Gründe von Vorurteilen gegenüber der islamischen Glaubensgemeinschaft, unter anderem auch der historische Hintergrund. Nachfolgend folgt die Analyse meiner selbst durchgeführten Umfrage über den Einfluss von Alter,
Geschlecht und Ausbildung auf Vorurteilen, die Interpretation ist dann meinem Fazit beigelegt worden. Schlussendlich werden Lösungswege zur Verminderung von Vorurteilen aufgelistet und erklärt.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
1 Einleitung
2 Begriffsdefinitionen:
2.1 Vorurteile
2.2 Rassismus
2.3 Stereotypen
2.4 Islamophobie
3 Islam in Österreich
3.1 Muslimische Gastarbeiter in den 1960er Jahre
3.2 Das Kopftuch in Österreich
3.3 Das Islamgesetz
4 Vorurteile im Allgemeinen
4.1 Entwicklungsprozesse von Vorurteilen
4.2 Funktionen von Vorurteilen
4.3 Einflussfaktoren auf die Entwicklung von Vorurteilen
4.3.1 Kognitive Einflussfaktoren
4.3.2 Sozial-kognitive Einflussfaktoren
4.3.3 Motivationale Einflussfaktoren
4.3.4 Familiäre Einflussfaktoren
5 Vorurteile und Stereotypen gegenüber dem Islam
6 Gründe für Vorurteile gegenüber dem Islam
6.1 Historische Ursachen
6.2 Islamistischer Terrorismus
6.2.1 Definition von Terrorismus
6.2.2 Betroffene vom islamischen Terrorismus:
6.2.3 Angst der Menschen:
6.3 Rolle der Medien
6.3.1 Einfluss der Medien auf Vorurteile und Stereotypen
7 Auswertung der Umfrage
7.1 Frage 1: Sind Sie der Meinung, dass Muslime sich nicht integrieren wollen?
7.2 Frage 2: Sind Sie der Meinung, dass das Kopftuch ein Symbol der Unterdrückung ist?
7.3 Frage 3: Sind Sie der Meinung, dass das Tragen eines Kopftuchs verboten werden sollte?
7.4 Frage 4: Sind Sie der Meinung, dass Moslems in Österreich und Europa überdurchschnittlich an Kriminalität beteiligt sind?
7.5 Frage 5: Fühlen Sie sich durch die hohe Anzahl an Muslime manchmal fremd in Ihrem Land?
7.6 Frage 6: Sind Sie der Meinung, dass der Bau von Moscheen in Österreich toleriert werden sollte?
7.7 Frage 7: Sind Sie der Meinung, dass islamische Gemeinschaften beobachtete werden sollten?
7.8 Frage 8: Sind Sie der Meinung, dass der Islam nach Dominanz und Herrschaft strebt?
7.9 Frage 9: Sind Sie der Meinung, dass es in Länder mit überwiegend muslischer Bevölkerung keine funktionierende Demokratie gibt?
7.10 Frage 10: Gibt es für Sie einen Unterschied zwischen einem islamischen Fundamentalisten und einem gläubigen Moslem?
7.11 Frage 11: Sind Sie der Meinung, dass Moslems den Sozialstaat Österreich ausnutzen z.B mit Arbeitslosengeld, Wohnungsbeihilfe, etc.?
7.12 Frage 12: Sind Sie der Meinung, dass bei Muslimen die Frauen eine minderwertige Stellung hat?
7.13 Frage 13: Sind Sie der Meinung, dass Muslime mehr Nachkommen zeugen als andere Glaubensgemeinschaften?
8 Lösungsansätze
8.1 Lösungen bei Kindern
8.2 Kontakt als Lösung
8.3 Wissensbasierte Gruppenintervention
9 Fazit
Literaturverzeichnis
Printmedien
Internetquellen
Abbildungsverzeichnis
Abstract
Die Arbeit befasst sich mit der Islamophobie in Österreich, sowie mit den Vorurteilen über muslimische Migranten. Zuallererst werden die Begriffe, die zum Verständnis des Themas notwendig sind, konkretisiert und definiert.
Anschließend wird die gesetzliche Lage des Islams in Österreich bearbeitet, zudem wird speziell das neue Islamgesetz behandelt. In weiterer Folge werden Vorurteile im Allgemeinen besprochen, bevor die Stereotypen gegenüber dem Islam erklärt werden.
Auch erklärt werden die Gründe von Vorurteilen gegenüber der islamischen Glaubensgemeinschaft, unter anderem auch der historische Hintergrund. Nachfolgend folgt die Analyse meiner selbst durchgeführten Umfrage über den Einfluss von Alter, Geschlecht und Ausbildung auf Vorurteilen, die Interpretation ist dann meinem Fazit beigelegt worden.
Schlussendliche werden Lösungswege, zur Verminderung von Vorurteilen, aufgelistet und erklärt.
1 Einleitung
Ungeachtet der Religion, der Hautfarbe oder des Geschlechts besitzt jeder Mensch in irgendeiner Form Vorurteile. Besonders Moslems werden in den letzten Jahren immer mehr kritisiert und mit negativen Vorurteilen konfrontiert. Diese Vorurteile basieren nicht immer auf realistischen Annahmen, sondern bilden sich in den meisten Fällen aufgrund von Verallgemeinerungen. Einen negativen Beitrag leistet auch die zunehmende Beteiligung an Terroranschlägen von Muslimen. Dadurch distanzieren sich viele immer mehr von Menschen mit muslimischem Hintergrund. Meine Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Gründe für das Entstehen von Vorurteilen eine Rolle spielen, und ob diese vom Alter, Geschlecht oder der Ausbildung beeinflusst werden ?
Die Arbeit stützt sich unteranderem auf Fachliteratur, wissenschaftlichen Arbeiten und Studien, welche im Internet veröffentlicht wurden. Sie enthält auch Informationen aus seriösen Internetquellen.
Um dieses komplexe Thema übersichtlich zu bearbeiten ist es in mehrere Abschnitte eingeteilt.
Der erste Teil gliedert sich zum einen in die theoretischen Begriffsdefinitionen und zum anderen in die Erklärung der gesetzlichen Lage des Islams in Österreich. Im nächsten Kapitel wird auf die Vorurteile im Allgemeinen eingegangen, gefolgt von der Bearbeitung der spezifischen Vorurteile gegenüber dem Islam. Ein Teil dieser Arbeit ist die Untersuchung der Gründe von Vorurteilen gegen die islamische Glaubensgemeinschaft.
In einem weiteren Teil erfolgt die Analyse meiner selbst erstellten Umfrage, in der es um die Einflussfaktoren auf Vorurteile geht. Zum Schluss werden dann Lösungswege, um Vorurteile abzubauen, erklärt.
Ein wünschenswertes Ziel dieser Arbeit wäre, dass jeder Leser, sich mit seinen eigenen Vorurteilen auseinandersetzt und mit Gegenmaßnahmen, welche unten genannt werden, beschäftigt. Zudem soll diese Arbeit dem Leser vor Augen führen, dass niemand immun gegen Vorurteile ist, jedoch kann jeder etwas dagegen unternehmen. Die Recherchen verfolgen auch das Ziel zu zeigen, ob Alter, Geschlecht oder Ausbildung einen Einfluss auf Vorurteile haben. Zudem appelliere ich hiermit an die Gesellschaft, sich weltoffener zu zeigen, die für sie „fremden“ Menschen zuzugehen, um den Kontakt mit diesen Personen herzustellen.
2 Begriffsdefinitionen:
In den nächsten Kapiteln werden zur Einführung in das Thema der Islamophobie die Begriffe Vorurteile, Rassismus, Stereotypen und Islamophobie anschaulich erklärt.
2.1 Vorurteile
Auf psychologischer Ebene definiert man Vorurteile als negative oder positive Einstellung gegenüber einzelnen Personen, Objekten oder Ethnien. Vorurteile gehen größtenteils auf Verallgemeinerungen zurück und können meist nicht anhand von persönlichen Erfahrungen belegt werden. In den meisten Vorurteilsdefinitionen sind Vorurteile negativ behaftet. Auch der amerikanische Psychologe Gordon Allport definiert Vorurteile als
„[e]ine Antipathie, die sich auf eine fehlerhafte und starre Verallgemeinerung gründet. Sie kann ausgedrückt oder auch nur gefühlt werden. Sie kann sich gegen eine Gruppe als Ganzes richten oder gegen ein Individuum, weil es Mitglied einer solchen Gruppe ist“.1
Bezieht man diese Aussage auf die Gruppe der Muslime, so bildet sich Feindseligkeit gegen den Islam nur, weil sie dieser Religion angehörig sind.2
2.2 Rassismus
Rassismus kann man als eine Lehre beschreiben, in der man eine Abstufung der Menschen durchführt. Für eine solche Abstufung werden vor allem biologische Merkmale, welche die Grundlage für kulturelle und soziale Leistungsfähigkeit bilden, zur Hand genommen. So bildet sich eine Kluft zwischen der „überlegenen“ und „unterlegenen“ Gesellschaft, die als Abweichung der Norm gelten. Einer der Hauptgründe für eine solche Einteilung der Menschen ist die ungleiche Verteilung von ökonomischen, kulturellen und sozialen Ressourcen, welche durch eine rassistische Argumentation gerechtfertigt wird.
Rassismus steuert unsere Eindrücke und auch deren Verarbeitung. Er legt sogenannte Filter über unsere Wahrnehmungen und beeinflusst sie, denn Rassismus. beruht auf sozialem Wissen über gesellschaftliche Gruppen. In erster Linie geht es darum, diese Gruppen eindeutig voneinander zu unterscheiden und eine Differenzierung herzustellen. Dafür wird jeder Gruppe zunächst ein Paket von Eigenschaften zugeschrieben. Dann werden aus diesen Eigenschaften die positiven und negativen herausgefiltert. So hat man ein Modell für jede gesellschaftliche Gruppe. Doch die dominante Gruppe hat Eigenschaften, welche ihre Überlegenheit zum Vorschein bringt, während geringwertige Eigenschaften der „schwächeren“ Gruppe zugeschrieben werden. Diese negativen Eigenschaften sind in unserem Wahrnehmungssystem so verankert, dass wir uns nur auf diese negativen Eigenschaften der gesamten Gruppe konzentrieren und nicht auf Eigenschaften von Individuen.3 Aus diesem Denkmuster und Verhalten entsteht schlussendlich der alltägliche Rassismus.
2.3 Stereotypen
Stereotypen sind Modelle in unserem Gehirn, deren Aufgabe darin besteht, unsere Sinneseindrücke zu filtern und sie in ein System mit bereits vorhandenen Erfahrungen einzuordnen. Die neu erfassten Eindrücke werden mit den vorhandenen verglichen. Diese werden bestimmten Mustern zugeordnet und mit Hilfe von älteren Erfahrungen beurteilt. Wenn bestimmte Eindrücke oder Eigenschaften öfters zusammen auftreten, werden sie in Kategorien zusammengefasst und interpretiert. Dies führt in weiterer Folge zu Verallgemeinerungen, welche nicht mehr hinterfragt werden. Des Weiteren hat dies den Effekt, dass spätere Bilder oder Ereignisse, die den eigenen Kategorien widersprechen, als Ausnahme gesehen oder sogar ganz ignoriert werden. Stereotypen werden in unterschiedliche Formen differenziert. Mit sozialen Stereotypen werden Personen wegen ihrer Mitgliedschaft in einer bestimmten Gruppe charakterisiert. Eine Sonderstellung haben dabei die ideologischen Stereotypen, da sie Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft oder zu politischen Gruppen kennzeichnen. Der Einfluss von Religion, Herkunftsland, Kultur oder Lebensordnung spielen bei Stereotypen, die mit schon vorhandenen Bildern verknüpft werden, keine Rolle. 4
2.4 Islamophobie
Islamophobie ist noch ein recht neuer Begriff, der sich mit der Angst und ablehnenden Verhalten gegenüber dem Islam befasst. Zudem folgt auf die Islamophobie die Ausgrenzung von Muslimen.
Vergleichbare Begriffe sind auch Xenophobie (Fremdenangst) und Homophobie (Angst vor Homosexuellen), denn auch sie enthalten das Suffix „Phobie“ und richten sich gegen eine Minderheitsgruppe. Dieses Suffix betont in diesem Fall die Angst gegenüber dem Islam. Eher selten werden auch Synonyme, wie zum Beispiel „Islamfeindlichkeit“, „Anti-Islamismus“, „Muslimfeindlichkeit“ oder „Muslimophobie“, genutzt. Wenn man von Islamophobie redet, spricht man meist von einer Gefahr für den Westen, die vom Islam ausgeht.
Es gibt mehrere Definitionsmerkmale von Islamophobie, eine entscheidende Begriffsbezeichnung hat die britische Organisation Runnymede Trust 1997 erstellt. In ihrem Bericht „Islamophobia it`s features and dangers“ wurden Definitionsmerkmale der Islamophobie aufgezählt. In der folgenden Abbildung sind diese Merkmale zu sehen. Diese Definition wird seit der Veröffentlichung von verschiedenen internationalen Organisationen, wie zum Beispiel von der Fundamental Rights Agency genutzt.5
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Closed and open views of Islam 6
In der obenstehenden Tabelle wird einerseits die geschlossenen und andererseits die offenen Ansichten gegenüber dem Islam gezeigt. Angst vor dem Islam ist ein Merkmal von geschlossenen Ansichten. Charakteristisch für die offenen Ansichten sind berechtigte Meinungsverschiedenheiten und Kritik, aber auch Wertschätzung und Respekt gegenüber dem Islam. So werden in der Grafik von 1997 acht Merkmale von geschlossenen und offenen Ansichten gegenübergestellt.
Zum Beispiel wird der Islam in der geschlossenen Ansicht als eine gewaltgeneigte Religion, die den Terrorismus unterstützt und sich am Kampf gegen die Kultur beteiligt, gesehen. Während die offene Ansicht den Islam, als einen Partner bei der Lösung von gemeinsamen Problemen, beschreibt. Des Weiteren wird im Kapitel „Vorurteile im Allgemeinen“ erklärt wie eine Abneigung gegen eine Minderheit überhaupt zustande kommt.
3 Islam in Österreich
Dieses Kapitel handelt grundsätzlich davon, wie der Islam in Österreich funktioniert. Auch die Gastarbeiterwelle der 1960er Jahre sowie die Rechte des Islams werden erörtert. Besonders wird auf das Kopftuch-sowie das Islamgesetz von 2015 eingegangen.
3.1 Muslimische Gastarbeiter in den 1960er Jahre
Nach dem 2. Weltkrieg war die österreichische Wirtschaft stark geschwächt, wodurch in Österreich ein Mangel an Arbeitskräften entstand. Sogenannte Gastarbeiter aus Italien, Ex-Jugoslawien und auch der Türkei füllten diesen Mangel in Österreich unter der Regierung von Josef Klaus. Vor der Wirtschaftskrise 1973 kam es zum Höhepunkt der Zuwanderer, ca. 75.000 Jugoslawen und 10.000 Türken lebten in Wien. Nach der Ölkrise holten die Gastarbeiter ihre Familien nach Österreich, gleichzeitig gab es einen Rückgang der jugoslawischen Arbeiter. Trotz des Rückganges der jugoslawischen Arbeiter nahm 1980 die Anzahl der türkischen Gastarbeiter weiter zu. Durch den Fall der Berliner Mauer, die Wiedervereinigung in Deutschland und den Spannungen in Jugoslawien kam es zu einer erneuten Zuwanderungswelle im Jahr 1989-1993. In dieser Zeit stieg die Zahl der Einwanderer auf ca. 80.000 Menschen. Bis ins Jahr 2000 nahm die Anzahl der Einwanderungen enorm ab7, da am 1.1.1993 ein neues Fremdengesetz und am 1. Juli 1993 ein neues Aufenthaltsgesetz in Kraft getreten ist. Das Fremdengesetz bewirkt die klare Trennung von Touristenvisum und Einwanderungsvisum. Das Einwanderungsvisum musste vom Ausland aus beantragt werden.8
3.2 Das Kopftuch in Österreich
Das Tragen von Kopftüchern von Lehrpersonen im Rahmen des islamischen Religionsunterrichts ist gesetzlich geregelt,9 es gibt allerdings in Österreich keine gesetzliche Regelung was das Tragen von Kopftüchern von Lehrpersonen in anderen Unterrichtsfächern betrifft.
Trägt die Lehrerin während des islamischen Religionsunterrichtes ein Kopftuch so fällt es in den Bereich nach StGG Art. 15 Geschützten inneren Angelegenheiten der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Religionslehrer fallen unter das Religionsunterrichtsgesetz gem. § 3 Abs. 3, unterstehen den Vorschriften des Lehrplans und unter den Vorschriften der Religionsgemeinschaften, in dem Fall unter der IGGiÖ. Es entsteht eine Konfliktlage: auf der einen Seite die Grundrechte und das Recht auf freien Zugang zu einem öffentlichen Amt. Auf der anderen Seite die Religionsfreiheit ihrer Schüler, beziehungsweise ihrer Eltern, sofern sie noch nicht religionsmündig sind, und auch die Neutralität welche die Lehrer erfüllen sollten.10
Wenn eine muslimische Schülerin während der Unterrichtszeit ein Kopftuch tragen möchte, dann ist ihre Entscheidung durch die Religionsfreiheit und auch durch das konfessionelle Erziehungsrecht der Eltern geschützt.11 Doch seit 2019 gibt es ein Kopftuchverbot an Grundschulen. Durch die Stimmen der ÖVP und der FPÖ hat das österreichische Parlament ein Kopftuchverbot an Volksschulen beschlossen, jedoch stimmte die Opposition einheitlich dagegen. Laut Gesetz ist nun „das Tragen weltanschaulich oder religiös geprägter Bekleidung, mit der eine Verhüllung des Hauptes verbunden ist, verboten. Der Grund für das Erlassen dieses Gesetzes, ist die Förderung des Integrationsprozesses von Kindern, sowie die Gleichrangigkeit von Mann und Frau. Wird gegen das Verbot verstoßen, werden die Eltern zunächst zu einem Gespräch mit dem Klassenvorstand gebeten. Würden die Eltern dieses Gespräch nicht wahrnehmen, oder verstoßt die Schülerin erneut gegen dieses Gesetz, müssen die Eltern mit einer Geldstrafe von bis zu 440 Euro rechnen. Wenn die Eltern diese Strafe jedoch nicht bezahlen, droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Wochen. Ausgenommen von diesem Gesetz ist die jüdische Kippa, da sie nicht den gesamten Kopf verhüllt.12
3.3 Das Islamgesetz
Das Islamgesetz von 1912, wurde durch einen neuen Entwurf im Herbst 2014 ersetzt. Dieser bietet den Moslems religiöse Betreuung, wie zum Beispiel beim Bundesheer, in Justizanstalten, in Krankenhäusern sowie in Pflegeheimen. Gleich wie im Israelitengesetz wird die weibliche Genital Verstümmelung verboten, jedoch die männliche Beschneidung erlaubt. Auch das Herstellen ihrer Speisen unter ihren bestimmten Vorschriften, beispielsweise das Schächten ist gestattet. Feiertage des Islams sind vom Staat geschützt, sie werden jedoch nicht automatisch freigestellt. Auch ein islamisches Theologie Studium wird an der Universität Wien zur Verfügung gestellt.
Im Entwurf werden aber auch Pflichten und Ansprüche genannt. Daher haben allgemeine staatliche Normen gegenüber innerreligiösen Regelungen Vorrang. Eine positive Grundeinstellung gegenüber Gesellschaft und Staat wird von der Religionsgemeinschaft gefordert. In §6 wird auch die Finanzierung von islamischen Religionsgemeinschaften gesichert. Im §6 Abs. 2 heißt es, dass das Aufbringen von finanziellen Mitteln für das gewöhnliche ausüben der islamischen Religionen im Inland zu erfolgen hat. Somit dürfen laufende Gehälter nicht mehr aus dem Ausland bezahlt werden. Unter anderem können dadurch, die Tätigkeiten von möglichen radikalen Predigern, die aus dem Ausland finanziert werden, in großem Maße verhindert werden. Österreich versucht natürlich, jede anscheinende Benachteiligung des Islams zu sprengen. Auch der Minister Josef Ostermayer gab in der Zeitschrift „Profil“ bekannt, dass die Finanzierungen aus dem Ausland als Verbot auch für alle anderen Glaubensgemeinschaften in Österreich gelten würden. Ende Februar 2015 wurde das neue Islamgesetz ohne Änderungen und mit Zustimmung der IGGiÖ im Nationalrat beschlossen.13 Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist der Meinung, dass es sich bei diesem Gesetz um Diskriminierung von Moslems handelt. Aus seiner Sicht widerspricht diese Maßnahme der EU. Auch andere türkische Politiker kritisieren das Gesetz. EU-Minister Volkan Bozkir ist der Ansicht, dass die Türkei auf jeden Fall die Muslime in Österreich vor Benachteiligungen schützen wird.
Auch kritisiert wurde die Entlassung von 65 Imamen (politische Führungsperson des Glaubens). Diese wurden vor dem Gesetzesbeschluss vom Ausland bezahlt, doch diese Finanzierung ist ab sofort nicht mehr gestattet.
Sebastian Kurz ist der Meinung, dass der Islam sich ohne die Beaufsichtigung aus dem Ausland, besser entfalten kann. Daher wies er die Kritiken von Erdogan und den anderen türkischen Politikern zurück.14
4 Vorurteile im Allgemeinen
Vorurteile durchlaufen mehrere Entwicklungsstadien, welche unten erläutert werden. Sie umfassen auch fünf Funktionsbereiche, die ebenfalls beschrieben werden. Vorurteile können durch verschiedene Einflussfaktoren erst zustande kommen, diese werden im Kapitel erklärt.
4.1 Entwicklungsprozesse von Vorurteilen
Grundsätzlich lässt sich die Entstehung von Vorurteilen in drei Abläufe unterteilen. Zu Beginn findet der völlig automatische Prozess der Kategorisierung statt. Hierbei unterscheiden wir zwischen der Ingroup (Eigengruppe) und der Outgroup (Fremdgruppe). Diese Klassifizierung beinhaltet meistens das Alter, das Geschlecht oder die ethnische Zugehörigkeit. Nach diesem Prozess teilen wir bestimmte Eigenschaften diesen zuvor unterteilten Gruppen zu, was auch Stereotypisierung genannt wird. Was dabei auch beobachtet wird ist, dass wir bei Menschen der Outgroup keine Unterschiede erkennen, jedoch bei Mitgliedern der Ingroup sehr differenzieren. Bei der nächsten Stufe, der Bewertung, werden die Menschen, welche im ersten Prozess in verschiedene Gruppen eingeteilt wurden, je nach Stereotyp beurteilt. Dabei wird die Outgroup meist negative bewertet, während die eigene Gruppe besser bewertet wird.15
Dieses Muster lässt sich auch bei der Entstehung von Vorurteilen gegen Muslime feststellen. Bei der Kategorisierung wird die ethnische Zugehörigkeit unterteilt, also wird zwischen Österreicher (Ingroup) und Moslems (Outgroup) unterschieden. Bei der Stereotypisierung werden den Österreichern sowie den Muslimen Eigenschaften zugeordnet. Wobei wir in der Gruppe der Muslime nicht differenzieren, sondern jedem Moslem die gleichen Eigenschaften zuweisen. Wie oben schon genannt wird beim Schritt der Beurteilung, die Outgroup mehr kritisiert als die Ingroup. Dies kann man auch auf die Vorurteile gegen Muslime erkennen. Den muslimischen Gruppen (Fremdgruppe) werden negativ Eigenschaften, wie zum Beispiel Aggressivität oder Gewalttätigkeit zugeschrieben. Aber auch ihre Stellung zur Frau wird ständig kritisiert. Wenn es aber um die Bewertung der Eigengruppe geht, findet man nur positive Eigenschaften. Dieser Entwicklungsprozess kann man aber auf jede Minderheit übertragen.
4.2 Funktionen von Vorurteilen
Vorurteile haben meist Funktionen auf der sozialen Ebene. Diese Tätigkeiten von Vorurteilen werden deshalb sozial genannt, weil sie selten einer einzelnen Person dienen, sondern eher für die Integration von Menschen in Gruppen, Nationen und Kulturen nützlich sind. Daraus lassen sich fünf soziale Funktionen herleiten.
1. Vorurteile schaffen ein Gemeinschaftsgefühl:
Durch Vorurteile schafft man eine Grenze zwischen der Eigengruppe und der Fremdgruppe. Durch eine solche Abgrenzung wird der Zusammenhalt in der Ingroup umso stärker. Aus diesem Grund stärkt die politische Propaganda somit die Vorurteile, denn je mehr sie die Minderheiten als abwertend bezeichnet, umso mehr rückt die Bedeutung der Eigengruppe in den Mittelpunkt.
2. Vorurteile dienen zur Steigerung des Selbstwertgefühls:
Diese Funktion hängt sehr eng mit dem vorherigen Punkt zusammen. Durch Abwerten der Fremdgruppe setzt sich der Gedanke fest, dass die Eigengruppe besser ist als die Outgroup. Durch dieses Denken steigt auch das Selbstwertgefühl.
3. Vorurteile begründen Hierarchien:
Anhand von Vorurteilen wird oft erklärt, warum eine soziale Gruppe mehr Wohlstand, Macht und einen höheren Status hat als andere Gruppen. Aufgrund von charakterlichen Unterschieden, die den Muslimen zugeordnet wurde, wird ihnen eine ungeordnete Position zugeschrieben.
4. Vorurteile bieten eine Orientierung:
Vorurteile zeigen oft dort ihren Nutzen, wo man den Zusammenhang der Gesellschaft nicht mehr versteht. Daher werden Vorurteile gerade in sehr kritischen Situationen, wie zum Beispiel Finanzkrisen, Naturkatastrophen oder Missernten, verwendet. Grund für ein solches Verhalten ist, dass bei solchen Krisen das Verlangen nach einer Erklärung sehr groß ist. Als Ersatz für eine objektive Sichtweise dienen meist Stereotypen oder Überlieferungen durch eine Gruppe. Jedoch ein solch stereotypenbasiertes Verhalten steuert dann unsere Wahrnehmung auch bei anderen Situationen.
5. Vorurteile steuern auch unser Vertrauen:
Unsere Meinung über eine soziale Gruppe bildet sich größtenteils durch Stereotypen und somit auch aus Vorurteilen. Daher beeinflussen somit auch Vorurteile, ob wir einer ethnischen Gruppe vertrauen oder eben nicht.16
4.3 Einflussfaktoren auf die Entwicklung von Vorurteilen
Die Entwicklungsprozesse von Vorurteilen, welche oben schon genannt wurden, treten nicht nur bei Erwachsenen auf, sondern schon bei Kindern im Volksschulalter. In der Forschung über die Entstehung und Entwicklung von Vorurteilen ist man auf verschiedene Einflussfaktoren gestoßen, welche in diesem Kapitel näher erläutert werden.17
4.3.1 Kognitive Einflussfaktoren
Im Zusammenhang mit Vorurteilen nennt man zwei kognitive Faktoren, das ist zum einen die Mengenvarianz und zum anderen die Fertigkeit zur Klassifikation von mehreren Merkmalen. Diese beiden Faktoren erlernen Kinder während ihrer kognitiven Entwicklung.
[...]
1 Allport, Gordon: The Nature of Prejudice. Basic Books. 1979. S.23
2 Vgl. Six, Bernd; Six-Materna, Iris: Lexikon der Psychologie. Vorurteile. 2000. URL: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/vorurteile/16528 (Zugriff: 12.9.2019)
3 Vgl. Prof. Dr. Auma, Maisha-Maureen: Rassismus. Eine Definition für Alltagspraxis. 2018. URL: http://raa-berlin.de/wp-content/uploads/2019/01/RAA-BERLIN-DO-RASSISMUS-EINE-DEFINITION-FÜR-DIE-ALLTAGSPRAXIS.pdf (Zugriff: 12.09.2019)
4 Vgl. Meltem, Demir: Vorurteile, Feindbilder und Rassismus. Unter besonderer Berücksichtigung von Migranten türkischer Herkunft in Österreich. 2009. URL: http://othes.univie.ac.at/4011/1/2009-03-11_9802395.pdf (Zugriff: 16.02.2020)
5 Vgl. El-Sehity, Magda: Islamophobie in den österreichischen Tageszeitungen. Eine kritische Diskursanalyse. 2009. URL: http://othes.univie.ac.at/6944/1/2009-06-27_9900367.pdf (Zugriff: 16.02.2020)
6 The Runnymede Trust Summary. 1997. URL: http://www.runnymedetrust.org/uploads/publications/pdfs/islamophobia.pdf (Zugriff: 16.02.2020)
7 Vgl. Weigl, Andreas: Demografischer Wandel in Wien. Von 1945 bis in das ausgehende 20. Jahrhundert. In: Dippelreiter, Michael: Die Metamorphose einer Stadt. Böhlau Verlag. 2013. S. 408f.
8 Vgl. Diendorfer, Gertraud: Arbeitsmigration nach Österreich in der Zweiten Republik. 2015. URL: http://www.demokratiezentrum.org/wissen/timelines/arbeitsmigration-nach-oesterreich-in-der-zweiten-republik.html (Zugriff: 22.12.2019)
9 Vgl. Bauer, Werner: Der Islam in Österreich. Ein Überblick. 2016 URL: http://www.politikberatung.or.at/fileadmin/_migrated/media/Der_Islam_in_OEsterreich_01.pdf (Zugriff: 22.12.2019)
10 Vgl. Dr. Gartner, Barbara: Islam in Österreich. Österreichischer Integrationsfonds. 2010. S.31-32
11 Vgl. Bauer, 2016. URL: http://www.politikberatung.or.at/fileadmin/_migrated/media/Der_Islam_in_OEsterreich_01.pdf (Zugriff: 22.12.2019)
12 Vgl. Heuken, Ludger: Österreich beschließt Kopftuchverbot an Grundschulen. 2019. URL: https://www.waz.de/politik/oesterreich-beschliesst-kopftuchverbot-an-grundschulen-id217742531.html (Zugriff: 22.12.2019)
13 Vgl. Bauer. 2016 URL: http://www.politikberatung.or.at/fileadmin/_migrated/media/Der_Islam_in_OEsterreich_01.pdf (Zugriff: 28.12.2029)
14 Vgl. Der Standard: Erdogan kritisiert Islam-Gesetz. Wiederspricht Eu-Norm.2015. URL: https://www.derstandard.at/story/2000012304416/erdogan-kritisiert-islam-gesetz-widerspricht-eu-normen (Zugriff: 20.02.2020)
15 Vgl. Orde, Heike: Vorurteile: Entwicklung, Einflussfaktoren und Prävention. 2018. URL: https://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/31_2018_2/vom_Orde-Vorurteile.pdf (Zugriff: 28.12.2019)
16 Vgl. Küpper, Beate: Die Abwertung der Anderen. 2001. URL: https://library.fes.de/pdf-files/do/07905-20110311.pdf (Zugriff: 09.02.2020)
17 Vgl. Orde. 2018. URL: https://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/31_2018_2/vom_Orde-Vorurteile.pdf (Zugriff: 14.02.2020)
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