Die Schülerinnen und Schüler (SuS) erfassen den Wandel der historischen Person Johannes Gutenberg im Laufe der Zeit, indem sie durch die Exkursion und anschließend durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Quellen und verschiedener Literatur des 15., 19. und 21. Jahrhunderts ein Geschichtsbild erarbeiten und dieses mit dem Geschichtsbewusstsein der heutigen Zeit vergleichen.
Die SuS kennen grundlegende Fakten über die Person des Johannes Gutenberg, indem sie einen Text lesen und die wichtigsten Informationen filtern und herausarbeiten; kennen grundlegende Fakten über die Epoche des Vormärz`, indem sie einen Lehrervortrag bewusst anhören und mit diesen Informationen weitere Quellen bearbeiten; verstehen die ideologischen Hintergründe von Geldspenden zugunsten eines Denkmals Johannes Gutenbergs im 19. Jahrhundert in Mainz, indem sie verschiedene Quellen bearbeiten und diese mit ihrem Wissen zu der Epoche des Vormärz analysieren; können das Geschichtsbild des Johannes Gutenberg im 21. Jahrhundert von denen des 15. und 19. Jahrhunderts unterscheiden, indem sie diese einander gegenüberstellen; erkennen den Zusammenhang zwischen Geschichtsbewusstsein, Geschichtsbild und Geschichtskultur, indem sie angeregt werden, die individuell gesammelten Ergebnisse der Exkursion mit den erarbeiteten Ergebnissen des Unterrichts zu vergleichen und darüber zu diskutieren.
l. Das Lehr-Lern-Forschungslabor zur Entwicklung der geschichtskulturellen Kompetenz
1.1 Titel und Problemziel
Titel: Das Image des Johannes Gutenberg im Laufe der Zeit
Problemziel: Johannes Gutenberg - eine vielfältige historische Person?
1.2 Hauptlernziel:
Die SuS erfassen den Wandel der historischen Person Johannes Gutenberg im Laufe der Zeit, indem sie durch die Exkursion und anschließend durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Quellen und verschiedener Literatur des 15., 19. und 21. Jahrhunderts ein Geschichtsbild erarbeiten und dieses mit dem Geschichtsbewusstsein der heutigen Zeit vergleichen.
1.3 Groblemziele
Fachkompetenz: Die SuS...
1. kennen grundlegende Fakten über die Person des Johannes Gutenberg, indem sie einen Text lesen und die wichtigsten Informationen filtern und herausarbeiten.
2. kennen grundlegende Fakten über die Epoche des Vormärz', indem sie einen Lehrervortrag bewusst anhören und mit diesen Informationen weitere Quellen bearbeiten.
3. verstehen die ideologischen Hintergründe von Geldspenden zugunsten eines Denkmals Johannes Gutenbergs im 19. Jahrhundert in Mainz, indem sie verschiedene Quellen bearbeiten und diese mit ihrem Wissen zu der Epoche des Vormärz analysieren.
4. können das Geschichtsbild des Johannes Gutenberg im21. Jahrhundert von denen des 15. und 19. Jahrhunderts unterscheiden, indem sie diese einander gegenüberstellen.
5. erkennen den Zusammenhang zwischen Geschichtsbewusstsein, Geschichtsbild und Geschichtskultur, indem sie angeregt werden, die individuell gesammelten Ergebnisse der Exkursion mit den erarbeiteten Ergebnissen des Unterrichts zu vergleichen und darüber zu diskutieren.
Urteilskompetenz: Die SuS...
6. beurteilen das Geschichtsbild des Johannes Gutenberg im Laufe der Zeit, indem sie die erarbeiteten Informationen vergleichen.
7. beurteilen die Relevanz der historischen Figur Johannes Gutenberg für die Stadt Mainz, indem sie die gesammelten Informationen besprechen und beurteilen.
8. schulen sich in Perspektivität, indem sie die Texte und Quellen der jeweiligen Zeit kritisch hinterfragen und beurteilen.
Methodenkompetenz: Die SuS...
9. erlernen den kritischen Umgang mit Denkmälern, indem sie die während der Exkursion besuchten Denkmäler später anhand von Quellentexten reflektieren.
10. können Denkmäler und Orte beobachten und beschreiben.
11. können historische Karten lesen und interpretieren.
12. erlernen den kritischen Umgang mit unterschiedlichen Arbeitsmaterialien, indem sie Sekundärliteratur, Quellentexte, Internetquellen, Bildquellen, Karten und Erinnerungsorte analysieren und miteinander vergleichen.
13. üben ihre textkritischen Kompetenzen, indem sie Texte analysieren und diese kritisch betrachten.
14. können ihre erarbeiteten Arbeitsergebnisse reflektieren und kritisch betrachten, indem sie ein Lemprodukt erstellen und in der Gruppe darüber diskutieren.
Kommunikationskompetenz: Die SuS...
15. unterhalten sich in Kleingruppen über erarbeitete Texte, indem sie sich in den verschiedenen Sicherungsphasen damit auseinandersetzen müssen, was ihrer Meinung nach von Relevanz ist und was nicht.
16. üben sich darin, ihre erarbeiteten Ergebnisse anderen plausibel zu erklären, indem sie diese der gesamten Klasse präsentieren.
17. üben sich darin, ihre Meinung in einer Diskussion mitzuteilen, indem sie an der Enddiskussion im Plenum teilnehmen.
1.4 Tabellarischer Verlaufsplan
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.5 Didaktische Reflexion zur Entwicklung der geschichtskulturellen Kompetenz
Hans-Jürgen Pandel definiert Geschichtskultur so, dass er sie als den Teil der gesellschaftlichen Kultur versteht, der sich mit Geschichte auseinandersetzt und jeden einzelnen Menschen dazu befähigt, sich geschichtsbewusst in kulturellen Situationen zu behaupten. Einfach ausgedrückt, beschäftigt sich Geschichtskultur mit der Präsentation und Rezeption von Geschichte im täglichen Leben der Menschen einer Gesellschaft.1
Die Teilnahme der SuS an einem Lehr-Lern-Forschungslabor und der sich daran anschließenden konzipierten Schulstunde mit dem Thema „Das Image des Johannes Gutenberg im Laufe der Zeit“ soll somit den Zweck erfüllen, die geschichtskulturellen Kompetenzen der Teilnehmenden zu fördern und zu schärfen. Ziel der Exkursion ist es, die gegenständliche Inszenierung der geschichtskulturellen Präsentation Gutenbergs zu verdeutlichen. Dieses Vorgehen soll als erstes Fundament für die darauffolgenden didaktisch geplanten textbasierten Unterrichtsphasen dienen. Die während der Exkursion zu besuchenden Orte und Denkmäler zeigen deutlich auf, dass eine gegenwärtige Verankerung von Geschichte und des Johannes Gutenberg in der Lebenswelt der Gesellschaft existiert, welcher durch ästhetische, imaginative und rhetorische Gestaltung Ausdruck verliehen wird.2 Die Auseinandersetzung mit der Bedeutsamkeit des Johannes Gutenberg soll dazu beitragen, SuS im kompetenten Umgang mit der Vergangenheit und Geschichte zu schulen.
Insbesondere in der heutigen Zeit ist geschichtskulturelle Aufarbeitung sehr schnelllebig, was durch das „Gutenbergjahr 2018“ verdeutlicht wurde. Daher ist es umso wichtiger, den SuS vor Augen zu führen, dass eine Beteiligung an der Geschichte bzw. eine aktive Mitgestaltung der Geschichtskultur leicht zu bewerkstelligen ist und auch außerhalb des schulischen Geschehens eine Beteiligung an der geschichtskulturellen Gestaltung möglich ist oder sie dies bereits unbewusst tun. Dadurch wird die Wahrnehmungskompetenz, die die Veränderung in der Zeit repräsentiert, in Bezug auf kulturelle Präsentationen geschult.3 Die SuS bilden diese Kompetenz hauptsächlich durch das eigenständige Beschreiben verschiedener historischer Zeugnisse zur Person des Johannes Gutenberg in der Gegenwart aus.
Im 19. Jahrhundert wurde Johannes Gutenberg größtenteils noch in Form von Denkmälern dargestellt. Dies wurde in der Exkursion durch den Besuch des Gutenbergdenkmals berücksichtigt. In der Erarbeitungsphase zum 19. Jahrhunderts sollen die SuS, mithilfe der Arbeitsmaterialien, das Denkmal in den entsprechenden historischen Kontext versetzen und zu einem Urteil in Bezug auf die Sinnstiftung der geschichtskulturellen Darstellung kommen. Dies kann durch die Behandlung der historischen Hintergründe, welche in den ausgewählten historischen Quellen zum Tragen kommen, überprüft und bewertet werden. Hierbei muss vorausgesetzt werden, dass die anwesenden SuS im kritischen Umgang mit historischen Quellen geschult sind und entsprechende Kenntnisse besitzen. Nur so kann die Erschließungskompetenz eine weitere Ausprägung finden.4
Während Johannes Gutenberg im 19. Jahrhundert eine Würdigung insbesondere dahingehend erfahren hat, dass er beispielhaft als „Matronenfigur“ für die damalig vorherrschende politische und gesellschaftliche Grundstimmung benutzt wurde, bezieht sich die Würdigung im 21. Jahrhundert hauptsächlich auf seine technischen Errungenschaften. Gutenberg wird heutzutage als Medienrevolutionär wahrgenommen. Die Darstellung der historischen Persönlichkeit Johannes Gutenberg hat sich dementsprechend auch angepasst.
Um den Gutenberg des 21. Jahrhunderts zu behandeln und sein aktuelles „Image“ herauszuarbeiten, dient das Internet (www.gutenberg.de) als Hauptinformationsquelle. Dies stellt erneut die Aktualität des Themas und den Lebenswelt- und Gegenwartsbezug dar. Die SuS werden dabei jedoch schnell feststellen, dass die Informationen und Fakten auf der Homepage doch sehr rar gesät sind. Dies soll sie dazu animieren, eigene Interpretationsansätze zu entwickeln und sich vorzustellen, wie es zu der Titulierung „Medienrevolutionär“ kam. Im Zuge dessen ordnen sie unterschiedliche Sachverhalte und verbinden historische Personen mit historischen Ereignissen, indem sie Geschichte analysieren und deuten.
Die Interpretation und der anschließende Vergleich der doch sehr unterschiedlichen Gutenbergdarstellungen führen dazu, dass die SuS dazu befähigt werden, ein begründetes Sachurteil abzugeben, wodurch die Interpretationskompetenz gefördert wird.5
Die Abschlussdiskussion der Unterrichtsstunde behandelt dabei den Einfluss vergangener Phänomene auf die Gegenwart. Während der Diskussion kann von den SuS verlangt werden, die dynamische Veränderung und Wahrnehmung der Gutenbergdarstellungen zu thematisieren, indem sie die bearbeiteten Inhalte reflektieren. Die Beantwortung dieser Frage soll sich damit beschäftigen, wieso zu verschiedenen Zeitpunkten verschiedene Darstellungen von ein und derselben historischen Person existieren. Eine Ausbildung eines individuellen und reflektierten Urteils über die Veränderung von Verhältnissen über die Zeit, mit der Erkenntnis, dass ein Werturteil von subjektiven Einstellungen und Haltungen der im jeweils entsprechenden Zeitraum vorherrschenden Geschichtskultur abhängig ist, soll dabei erreicht werden (Urteilskompetenz)6 7.
Die Unterrichtsstunde zum Thema „Das Image des Johannes Gutenberg im Laufe der Zeit“ soll den SuS letztendlich das Bewusstsein vermitteln, dass Geschichtskultur eine kritische Auseinandersetzung mit fremden, sowie eigenen Sach- und Werturteilen verlangt. Wenn dies verinnerlicht wird, dann können sich SuS im „Universum des Historischen“ [1] besser zurechtfinden.
2. Planung einer anschließenden Stunde zur Entwicklung der geschichtskulturellen Kompetenz
2.1 Titel und Problemziel:
Thema; Selfie-Wahn am Berliner Holocaustdenkmal
Problemfrage: Moderne Geschichte oder respektloser Umgang mit Geschichte?
2.2 Lemziele
Fachkompetenz: Die SuS...
1. erkennen bewusst, durch den aktiven Besuch eines Denkmals, oder unbewusst, durch die Verbreitung von Bildem/Selfies in sozialen Medien, dassjeder einzelne Mensch in seiner Lebenswelt von Geschichte umgeben ist.
2. erfahren den Zweck des Holocaustdenkmals.
3. lernen anhand sehr reflektierter, bedächtiger und künstlerisch ästhetischer Bilder auf Instagram, die dem ursprünglichen Sinn des Denkmals gerecht werden, dass soziale Medien durchaus geeignet sind und positiv dazu beitragen, Denkmäler und deren Bedeutung darzustellen und zu verbreiten und sich mit ihnen auseinanderzusetzen und zu analysieren.
4. lernen, dass Bilder von Denkmälern und Erinnerungsorten auf sozialen Medien aber auch dazu beitragen können, dass die eigentliche Intention des Ortes durch „Spaßbilder“ verloren gehen und zerstört werden kann.
5. lernen, dass die Behandlung von Geschichte nicht nur in Sachtexten, Quellenmaterialen, Bildquellen etc. geschieht, sondern im Alltag über soziale Medien geschehen kann.
6. erkennen, dass sich der Umgang mit Erinnerungsorten gewandelt hat, indem sie ihre Analyse der Denkmal-Selfies mit der dazu geäußerten Kritik und ihren persönlichen Erfahrungen vergleichen.
7. lernen, dass Geschichtskultur nicht nur in den „klassischen“ Bereichen des kulturellen Lebens stattfindet, sondern auch im modernen Leben ihren Ausdruck findet.
8. erkennen, dass das Geschichtsbewusstsein und die Geschichtskultur beim Thema „Holocaust“ im Begriff ist, sich zu wandeln, indem sie dazu angeregt werden, ihre individuell gesammelten Eindrücke auf Instagram mit der herausgearbeiteten Kritik und ihren persönlichen Erfahrungen zu vergleichen und zu diskutieren.
9. lernen einen angemessenen Umgang mit dem Holocaust in sozialen Medien.
[...]
1 vgl. Pandel, Hans-Jürgen: Geschichtsdidaktik. Eine Theorie für die Praktik. Schwalbach/Ts. 2013, S. 165.
2 vgl. ebd., S. 169.
3 vgl. Gautschi, Peter: Geschichtslehrmittel als eigenwilliger Beitrag zur Geschichtskultur. In: Oswalt, V./ Pandel, H.J. (Hrsg.): Geschichtskultur: Die Anwesenheit von Vergangenheit in der Gegenwart. Schwalbach/Ts. 2009, S. 38.
4 vgl. ebd.
5 vgl. ebd., S. 39.
6 vgl. ebd.
7 Gautschi, P. /Hodel, J./Utz, H.: Kompetenzmodell für «Historisches Lernen» - eine Orientierungshilfe für LehrerinnenundLehrer. 2009, in: URL: http://emstgoebel.hoechst.schule.hessen.de/fach/geschichte/material_ge schichte/allpaed_geschichte/kompetenzorientierunggu/litkompetenzorientierunggu/Gautschi- Kompetenzmodell_fuer_historisches_LemenAug09.pdf, S. 9 (Abrufdatum09.03.19).
- Citar trabajo
- Maximilian Posch (Autor), 2019, Geschichtskultur. Das Image des Johannes Gutenberg im Laufe der Zeit. Holocaustdenkmal in Social Media, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538083
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