Diese Arbeit diskutiert die These "Sozialmanagement zerstört die professionelle Identität Sozialer Arbeit". Dafür werden sollen im ersten Schritt die Kernbegriffe „Sozialmanagement“ sowie „professionelle Identität Sozialer Arbeit“ definiert.
Im zweiten Schritt findet die Auseinandersetzung mit der These statt und Argumente, die für und die gegen diese These sprechen werden betrachtet. Im dritten Abschnitt wird aus der Auseinandersetzung mit der These ein Fazit abgeleitet und eine Anpassung der These formuliert.
Inhalt
1 Einleitung
2 Begriffsdefinitionen
3 Auseinandersetzung mit der These: Sozialmanagement zerstört die professionelle Identität Sozialer Arbeit
4 Schlussbetrachtung und Umformulierung der These
1 Einleitung
Zur Bearbeitung der These „Sozialmanagement zerstört die professionelle Identität Sozialer Arbeit“ sollen im ersten Schritt die Kernbegriffe „Sozialmanagement“ sowie „professionelle Identität Sozialer Arbeit“ definiert werden.
Im zweiten Schritt findet die Auseinandersetzung mit der These statt und Argumente, die für und die gegen diese These sprechen werden betrachtet.
Im dritten Abschnitt wird aus der Auseinandersetzung mit der These ein Fazit abgeleitet und eine Anpassung der These formuliert.
2 Begriffsdefinitionen
Zur Bearbeitung der These ist es unerlässlich zunächst die Kernbegriffe zu klären, da weder „Sozialmanagement“ noch „professionelle Identität Sozialer Arbeit“ klar abgegrenzte Begriffe sind.
2.1 Definition des Begriffes „Sozialmanagement“
Unter Sozialmanagement versteht man Handlungsweisen, die sich auf die betriebswirtschaftliche Steuerung von und das Führen und Leiten in sozialwirtschaftlichen Institutionen und bei öffentlichen Trägern konzentrieren (Vgl. Fachlexikon der sozialen Arbeit:830).
„Die Hinwendung zu betrieblichen Problemen und Führungsaufgaben, sowie die mittlerweile durchgehende Akzeptanz des S. Als eine an Effizienz und Effektivität ausgerichtete Funktion ist insbesondere zu erklären durch die veränderten Rahmenbedingungen, welche sich für die Institutionen des Sozialwesens durch implementierte neue Steuerungsmodelle ..., intensivierten Wettbewerb zwischen den Leistungsträgern sowie einen gestiegenen Kostendruck für private wie öffentliche Träger ergeben haben.“ (Fachlexikon der sozialen Arbeit:830)
Merchel (2010:21f) beschreibt den Begriff Sozialmanagement als diffuses Konstrukt, er sei eher als Arbeitsbegriff , Leitformel oder Denkrichtung zu verstehen „mit denen unterschiedliche Maßnahmen zur Verbesserung von betrieblichen Abläufen und Handlungsergebnissen in Einrichtungen der Sozialen Arbeit gekennzeichnet werden sollen, wobei im Mittelpunkt die Frage steht, ob und in welcher Weise man Managementwissen aus dem gewerblichen Bereich für die betrieblichen Strukturierungsaufgaben im Bereich der Sozialen Arbeit nutzbar machen kann“ (Merchel 2010:21).
Insgesamt ist hervorzuheben, dass bei der Begrifflichkeit „Sozialmanagement“ mit der Anwendung von Managementinstrumenten immer auch eine Berücksichtigung der spezifischen Anforderungen und Besonderheiten des Arbeitsfeldes der Sozialarbeit einher geht.
2.2 Definition des Begriffes „professionelle Identität Sozialer Arbeit“
Die Soziale Arbeit hat in den vergangenen 100 Jahren große Veränderungen durchlebt. Ausgehend von einem christlich-caritativen Bild des mütterlichen Helfens (Vgl. Fischer 2011:3) bis hin zur Akademisierung der Sozialarbeiterausbildung in den 1960er und 1970er Jahren.
Die Professionalisierung des Sozialarbeiterberufs ist also noch relativ jung im Vergleich zu anderen an das Handlungsfeld des Sozialarbeiters angrenzenden Professionen.
Die Professionalisierung Sozialer Arbeit baut wesentlich auf Grundlagen anderer Wissenschaften, wie z.B. Psychologie oder Soziologie. Es gibt keine eigenständige Sozialarbeitswissenschaft. So stellt es eine Herausforderung dar, für sich selbst und nach außen ein klares, selbstbewusstes Bild der professionellen Identität Sozialer Arbeit zu vertreten und sich nicht als anprofessionalisiert oder halbwissend zu empfinden und wahrgenommen zu werden (Vgl. Staub-Bernasconi 2007:1f).
Fischer schreibt: „Eine selbstbewusste Kooperationsfähigkeit in multiprofessionellen Arbeitsfeldern ist Bestandteil der professionellen Identität der Sozialen Arbeit. Eine professionelle Identität, weiß, was sie kann, und was sie unverwechselbar macht. Das heißt auch, sie weiß, was sie besser kann als andere und was sie kooperativ einbringen kann“(Fischer 2011:5)
Die professionelle Identität Sozialer Arbeit ist kein starr definierbarer Begriff sondern unterliegt einem Prozess. Es findet ein stetiger Austausch zwischen Praxis, Theorie und Forschung statt und die Soziale Arbeit passt sich stetig gesellschaftlichen und sozialpolitischen Veränderung an (Vgl. Fischer 2011:6f).
So lautet eine von über 80 Berufsverbänden getragene internationale Definition Sozialer Arbeit:
„Soziale Arbeit ist eine Profession, die sozialen Wandel, Problemlösungen in menschlichen Beziehungen sowie die Ermächtigung und Befreiung von Menschen fördert, um ihr Wohlbefinden zu verbessern. Indem sie sich auf Theorien menschlichen Verhaltens sowie sozialer Systeme als Erklärungsbasis stützt interveniert Soziale Arbeit im Schnittpunkt zwischen Individuum und Umwelt/ Gesellschaft. Dabei sind die Prinzipien der Menschenrechte und sozialer Gerechtigkeit für die soziale Arbeit von fundamentaler Bedeutung“ (IFSW 2000)
3 Auseinandersetzung mit der These: Sozialmanagement zerstört die professionelle Identität Sozialer Arbeit
Die Frage, ob und wie Methoden des Managements aus dem industriellen oder gewerblichen Bereich im Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit genutzt werden können wird bereits seit Mitte der 1990er diskutiert (Vgl. Merchel 2010:5).
Ebenso die Frage, mit welchen Vorgehensweisen des Managements man den Eigenheiten der Sozialen Arbeit gerecht werden kann.
Zu Beginn der Diskussion war die Skepsis in Bezug auf eine stärkere Managementorientierung und „Ökonomisierung“ der Sozialen Arbeit stark ausgeprägt (Vgl. Merchel 2010:5).
„Das vom Hilfemotiv durchzogene Selbstverständnis Sozialer Arbeit wurde konfrontiert mit einem nach der Logik von Kosten-Nutzen-Relationen vorgehenden pragmatischen Gestaltungsdenken“(Merchel 2010:6)
Es bestand die Sorge, dass sich die Hilfe gegenüber Bedürftigen einer ökonomischen Vernunft unterwerfen müsse.
Inzwischen ist jedoch das Bewusstsein dafür, dass Einrichtungen Sozialer Arbeit nicht nur eine umfassende Ausgestaltung zwischenmenschlicher Hilfen zur Aufgabe haben, gewachsen. Soziale Einrichtungen sind ebenso gesellschaftlich finanzierte Betriebe, „in denen Ressourcen zielgerichtet eingesetzt werden müssen und die sich – nicht zuletzt im Vergleich zu anderen Einrichtungen – nach der Effektivität der Ressourcenverwendung beurteilen lassen müssen“ (Merchel 2010:7)
Zur Bearbeitung der These möchte ich zwei wesentliche Erkenntnisse aus dem vorhergehenden Abschnitt nochmals hervorheben.
1. Die Profession der Sozialen Arbeit ist in einem stetigen Austausch mit anderen Professionen aus dem Arbeitsumfeld und ihre Professionalisierung stützt sich auf Grundlagen anderer Disziplinen
2. Die Soziale Arbeit ist stetig im Wandel. Da sie sich an der Schnittstelle zwischen Mensch und Gesellschaft befindet, findet eine stetige Anpassung an gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen statt.
Zu 1: Die Soziale Arbeit lebt vom Austausch mit anderen Disziplinen. von diesem Standpunkt aus betrachtet stellt die Erweiterung um betriebswirtschaftliche Elemente keine Bedrohung für die professionelle Identität Sozialer Arbeit dar, sondern hat sogar Potential, diese zu erweitern und zu bestärken.
Kritisch betrachtet könnte man jedoch auch die Sorge um eine weitere Fremdbestimmung durch andere Disziplinen und eine Aufweichung der professionellen Identität formulieren.
Zu 2: Lange Zeit stand die Erreichung von Sachzielen im Fokus der Sozialen Arbeit. Wirtschaftlichkeit, Effizienz und Ressourcenorientierung waren zweitranging.
Zur Bekämpfung steigender Ausgaben wurde Anfang der 1990er Jahre ein neues Steuerungsmodell, mit einer größeren Orientierung am Output, eingeführt.
Durch den Einsatz von betriebswirtschaftlichen Instrumenten und Managementmethodik sollte nun die Effizienz Sozialer Arbeit gesteigert werden.
Auch die Auslagerung von ehemals kommunalen oder staatlichen Leistungen an unabhängige Unternehmen, die auf einem marktähnlichen Feld miteinander konkurrieren trägt zu einer immer größer werdenden Bedeutsamkeit von Betriebswirtschaft in der Sozialen Arbeit bei.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass Leistungen und Ergebnisse Sozialer Arbeit nicht immer standardisierbar und objektiv messbar sind und ein Vergleich zwischen verschiedenen Anbietern an Hand von Zahlen tendenziell die Qualität der praktischen Arbeit aus dem Blick verliert.
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- Arbeit zitieren
- Anna Gathmann (Autor:in), 2018, Sozialmanagement zerstört die professionelle Identität Sozialer Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538011
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