Der Inhalt dieses Buches zielt darauf ab, die Auswirkungen der chinesischen Entwicklungsgelder (ausländische Direktinvestitionen, verstärkter Außenhandel und Kredite) auf die afrikanische Wirtschaft (die drei Sektoren und der Arbeitsmarkt) zu analysieren, wobei der Schwerpunkt auf Sambia, der Demokratischen Republik Kongo und Äthiopien liegt. Um die Beziehung zwischen diesen Variablen zu untersuchen, werden ausgewählte Daten auf das multiple Regressionsmodell mit Excel verwendet, um statistische Informationen zu erhalten. Trotz aller Bedenken in Bezug auf Chinas strategische Entwicklungspolitik in Beziehung auf den Ausbau der neuen maritimen Seidenstraße wird festgestellt, dass sich Chinas Entwicklungsgelder, im Rahmen der Analyse, positiv auf die drei Sektoren Afrikas auswirken. Die Ergebnisse für den Arbeitsmarkt fallen ähnlich aus: Bis auf den verstärkten Außenhandel zwischen der Demokratischen Republik Kongo und China, trugen alle signifikanten Ergebnisse zur Senkung der Erwerbslosenquote bei.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis II
Abbildungsverzeichnis III
Tabellenverzeichnis IV
1 Hinführung zur Thematik
2 Chinas Entwicklungspolitik in Afrika
2.1 Forum on China – Africa Cooperation (FOCAC)
2.2 Der Außenhandel zwischen China und Afrika
2.3 Chinas Kredite für Afrika
2.4 Chinas Direktinvestitionen in Afrika
3 Chinas außenpolitische Interessen
3.1 Ernährungs und Landsicherung durch den afrikanischen Primärsektor
3.2 Energie und Ressourcensicherung durch den afrikanischen Sekundärsektor
3.3 Tertiärsektor
4 Für die Forschung verwendete Daten und Methodik
5 Auswirkungen der chinesischen Entwicklungsgelder auf die afrikanische Wirtschaft
5.1 Multiple lineare Regressionsanalyse Chinas Entwicklungsgelder und der afrikanische Agrarsektor
5.2 Multiple lineare Regressionsanalyse Chinas Entwicklungsgelder und der afrikanische Industriesektor
5.3 Multiple lineare Regressionsanalyse Chinas Entwicklungsgelder und der afrikanische Dienstleistungssektor
5.4 Multiple lineare Regressionsanalyse Chinas Entwicklungsgelder und der afrikanische Arbeitsmarkt
5.5 Übersicht der Ergebnisse und Interpretation
6 Fazit und Ausblick
7 Literaturverzeichnis
Anhangsverzeichnis
1. Vorwort
Der Inhalt des Buches basiert auf einer mit gut beurteilten Bachelorarbeit von Benjam Tesfamariam an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen / Geislingen (HfWU), die vom Gutachter Dieter Neumann überarbeitet wurde.
2. Die Autoren
Benjam Tesfamariam B. Sc. studierte Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. In seinem Studium vertiefte er die Themengebiete Weltwirtschaft und Wettbewerb und Staat.
Im Jahr 2018 absolvierte er ein halbjähriges Praktikum bei der Daimler AG. Die Abteilung, in welchem er das Praktikum absolvierte, war im Bereich Mercedes Benz Cars Vertrieb eingeordnet und verantwortlich für die Analyse von Welttrends, der Koordinierung und dem Reporting der Absätze und Bestände auf der ganzen Welt. Bei der Analyse bestimmter Trends kam er zum ersten Mal mit dem Thema „Chinas Plan zur Weltmacht durch die Technik und das Know-how deutscher Firmen“ in Berührung. Zudem standen die gestiegenen Gelder in Richtung Afrika offensichtlich im Zusammenhang zu den steigenden Investitionen in deutsche Firmen. In Zusammenarbeit mit seinen betreuenden Professoren fokussierte sich Benjam Tesfamariam in seiner Bachelorarbeit darauf, die Auswirkungen der chinesischen Gelder auf die afrikanische Wirtschaft zu deuten.
Dieter Neumann M. A. studierte Volkswirtschaft, Soziologie und Politologie an der Universität Bonn. Im Anschluss übernahm er mehrere journalistische Tätigkeiten in der Redaktion (Bonner Rundschau) und Öffentlichkeitsarbeit. Von 1978 bis 1986 war er Pressesprecher bei der Landesvereinigung der Niedersächsischen Arbeitgeber und Wirtschaftsverbände e.V. (seit 1980 Unternehmerverbände Niedersachsen e.V.) und übernahm 1980 als Mitglied der Geschäftsführung die Leitung der Abteilungen Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Bildungswesen und Volkswirtschaft/Statistik.
Als Verlagsleiter beim Dr. Curt Haefner-Verlag in Heidelberg (gehört seit 2005 zur Konradin Mediengruppe) hatte er bis zum Jahr 2013 die Chefredaktion unterschiedlicher Publikationen im Themenbereich Journalistik, Öffentlichkeitsarbeit, Verbandswesen (Non-Profit-Organisationen) inne.
Bis zum Jahr 2011 war er darüber hinaus Pressesprecher der Vereinigung der Arbeitgeberverbände der Deutschen Papierindustrie e.V. (VAP).
Als Lehrbeauftragter und Ehrensenator an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen ist er in den Themenbereichen Journalistik, Öffentlichkeitsarbeit und Non-Profit-Organisationen tätig.
Seit dem Jahr 2013 ist er außerdem Verleger eines eigenen Verlages in Weinheim.
Abstract
Diese Studie zielt darauf ab, die Auswirkungen der chinesischen Entwicklungsgelder (ausländische Direktinvestitionen, verstärkter Außenhandel und Kredite) auf die afrikanische Wirtschaft (die drei Sektoren und der Arbeitsmarkt) zu analysieren, wobei der Schwerpunkt auf Sambia, der Demokratischen Republik Kongo und Äthiopien liegt. Um die Beziehung zwischen diesen Variablen zu untersuchen, werden ausgewählte Daten auf das multiple Regressionsmodell mit Excel verwendet, um statistische Informationen zu erhalten. Die Studie stellt fest, dass sich Chinas Entwicklungsgelder, im Rahmen der Analyse, positiv auf die drei Sektoren Afrikas auswirken. Die Ergebnisse für den Arbeitsmarkt fallen ähnlich aus: Bis auf den verstärkten Außenhandel zwischen der Demokratischen Republik Kongo und China, trugen alle signifikanten Ergebnisse zur Senkung der Erwerbslosenquote bei.
Schlüsselwörter: Entwicklungsgelder, China, Afrika, Wirtschaft, Sambia, Äthiopien, Demokratische Republik Kongo.
Abstract
This study aims to analyse the impact of Chinese development funds (foreign direct investment, increased foreign trade and credit) on the African-Canadian economy (the three sectors and the labour market), with a focus on Zambia, the Democratic Republic of Congo and Ethiopia. In order to examine the relationship between these variables, selected data are used on the multiple regression model with Excel to obtain statistical information. The study finds that China's development funds, as part of the analysis, have a positive impact on the three sectors of Africa. The results for the labour market are similar: With the exception of increased foreign trade between the Democratic Republic of Congo and China, all significant results contributed to reducing the unemployment rate.
Keywords: Development Funds, China, Africa, Economy, Zambia, Ethiopia, Democratic Republic of Congo.
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungen erläutern, die außerhalb der im allgemeinen Sprachgebrauch sowie im jeweiligen Fachgebiet üblichen Abkürzungen liegen
Keine Erläuterung von g = Gramm oder s = Sekunde, etc.
DRK = Demokratische Republik Kongo
EU = Europäische Union
FDI = Foreign Direct Investments/Ausländische Direktinvestitionen
FOCAC = Forum on China Africa Cooperation
PKW = Personenkraftwagen
UN = United Nations/Vereinte Nationen
UNCTAD = United Nations Conference on Trade and Development
VR = Volksrepublik
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Außenhandel zwischen China und Afrika in Milliarde US $,
Abbildung 2: Chinas Handelsbilanz gegenüber Afrika in Milliarden US $
Abbildung 3: realer Ölpreis in US $
Abbildung 4: Chinas Energiemix 2016
Abbildung 5: USA Energiemix 2016
Abbildung 6: Deutschlands Energiemix 2016
Abbildung 7: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder Agrarsektor Äthiopiens
Abbildung 8: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder Agrarsektor der DRK
Abbildung 9: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder Agrarsektor Sambias
Abbildung 10: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder Industriesektor Äthiopiens
Abbildung 11: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder Industriesektor der DRK
Abbildung 12: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder Industriesektor Sambias
Abbildung 13: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder Dienstleistungssektor Äthiopiens
Abbildung 14: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder Dienstleistungssektor der DRK
Abbildung 15: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder Dienstleistungssektor Sambias
Abbildung 16: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder – Arbeitsmarkt Äthiopiens
Abbildung 17: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder – Arbeitsmarkt der DRK
Abbildung 18: Regressionsergebnisse chinesische Entwicklungsgelder Arbeitsmarkt Sambias
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Top 10 chinesische FDI Empfänger aus Afrika (2003-2017)
Tabelle 2: Wertschöpfungen im Agrarsektor in Mio. US $
Tabelle 3: Wertschöpfungen im Industriesektor in Mio. US $
Tabelle 4: Wertschöpfungen im Dienstleistungssektor in Mio. US $
Tabelle 5: Erwerbslosenquote in Prozent
Tabelle 6: Ergebniszusammenfassung der Analyseergebnisse für Äthiopien
Tabelle 7: Ergebniszusammenfassung der Analyseergebnisse für die DRK
Tabelle 8: Ergebniszusammenfassung der Analyseergebnisse für Sambia
1 Hinführung zur Thematik
Die Transformation Chinas, seine Einbindung in das Welthandelssystem und sein schnelles Wirtschaftswachstum waren in den letzten Jahrzehnten eines der bemerkenswertesten Wirtschaftsereignisse auf dieser Welt.[1]
Chinas Engagement und seine Verbindungen zu anderen Ländern haben deutlich an Bedeutung dazu gewonnen. Gestärkt durch das Wachstum der chinesischen Binnenwirtschaft und ihre zunehmende globale Relevanz, haben chinesische multinationale Unternehmen begonnen als Investoren in allen Regionen der Welt eine spürbare Präsenz zu hinterlassen.[2]
Der World Investment Report 2018 der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung veröffentlichte die führenden ausländischen Investoren, wobei China mit einer Gesamtinvestitionssumme von 125 Milliarden Dollar im Jahr 2017 zu den drei führenden Investoren weltweit gehörte und nur von den USA und Japan übertroffen wurde.[3]
Nach Angaben der China-Africa Research Initiative der John Hopkins School verzeichneten Chinas ausländische Direktinvestitionen (FDI) nach Afrika im Jahr 2017 einen Wert von 4,1 Milliarden US $. Im Jahr 2003 beliefen sich die chinesischen FDI nach Afrika auf nicht einmal 74 Millionen US $, was ca. einer 55-fachen Steigerung seit 2003 entspricht.[4]
Von besonderem Interesse an dieser Forschung ist die politische und wirtschaftliche Beziehung zwischen China und Afrika, die Motive dieser Partnerschaft und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft Afrikas.
Afrika zieht heutzutage deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich, diese geht weit über rein entwicklungspolitische Gesichtspunkte hinaus.
Es bedarf weiterhin der Intervention der internationalen Gemeinschaft, um den aktuellen Herausforderungen in Afrika, wie zum Beispiel der steigende Terrorismus oder die Bekämpfung schwerer Krankheiten wie HIV und AIDS, gerecht zu werden. Afrikas Wert allerdings wächst stetig an, was sich unter anderem im stärker werdenden Wettbewerb mit China und anderen Ländern um Einfluss und Ressourcengewinnung widerspiegelt. Dabei ist nicht nur Afrika auf die Industriestaaten angewiesen, auch für die Industriestaaten wiederum gewinnt der Kontinent Afrika an Bedeutung. Denn bestehende Probleme wie organisierte Kriminalität, die Klimakrise, Staatszerfälle und die zunehmende Migration können nur gemeinsam mit Afrika gelöst werden, womit Europa allein aus geographischen Gründen direkt von der Entwicklung des Kontinents betroffen ist. Doch inzwischen birgt Afrika nicht nur für europäische Staaten ein Interesse, auch außereuropäische Länder sind um eine Partnerschaft mit Afrika bemüht. Wie bereits erwähnt, spielt insbesondere die Wirtschaftsmacht China dabei eine zunehmend wichtige Rolle. Afrika gewinnt zudem an internationalem Gewicht, da der Kontinent rund ein Viertel aller Mitgliedsstaaten in den Vereinten Nationen (UN) stellt, eine strategische Partnerschaft mit Afrika ist für China gerade deswegen so attraktiv. Die Basis für Beziehungen dieser Art schaffen zahlreiche Länder Afrikas zurzeit mit dem Wandel ihrer politischen Systeme und einer Demokratisierung des Führungspersonals. Die tatsächliche Herausforderung im Hinblick auf Partnerschaften mit Afrika ist es allerdings, aus den traditionell stark hierarchisierten und ungleichen Beziehungsmodellen der Vergangenheit auszubrechen und eine gleichberechtigte Partnerschaft anzustreben, ohne dabei die entwicklungspolitischen Ziele Afrikas zu verfehlen.[5]
Zahlreiche Konflikte politischer, religiöser oder auch ethnischer Art führten zu einer Schwächung Afrikas, da einige afrikanische Nationen wirtschaftliche, politische und mitunter auch institutionelle Probleme aushandeln mussten.[6]
Trotzdem ist das Engagement Chinas auf dem afrikanischen Kontinent seit der Jahrtausendwende kontinuierlich gestiegen.[7]
Um die Auswirkungen der chinesischen Entwicklungshilfe in Afrika zu bewerten, wurden folgende drei Länder ausgewählt: Äthiopien, Sambia und die Demokratische Republik Kongo (DRK). Äthiopien wurde aufgrund des aktuellen wirtschaftlichen und politischen Aufschwungs ausgewählt.
Darüber hinaus ist Äthiopien in der Hinsicht einzigartig, da sich fast 60% der chinesischen Investitionen auf den verarbeitenden Sektor und die Infrastrukturentwicklung konzentrieren, im Gegensatz zu anderen afrikanischen Nationen, wo die chinesischen FDI oftmals auf der Suche nach Ressourcen sind.[8]
Außerdem ist Äthiopien mit einem großen Agrarmarkt ausgestattet, der in den letzten Jahren zwischen 34 – 45% des Bruttoinlandsprodukts ausmachte.[9]
Im Gegensatz zu Äthiopien ist die DRK ein Land mit einem großen Industriesektor und einem riesigen Reichtum an natürlichen Ressourcen wie Kupfer und Kobalt.[10]
Sambia wurde ausgesucht, da es in Sachen Wirtschaftszweig im Vergleich zu den beiden anderen Ländern recht ausgeglichen ist und in den letzten 15 Jahren nach Südafrika der größte Empfänger chinesischer Direktinvestitionen ist.[11] [12]
Zudem besitzt Sambia ebenfalls große Rohstoffvorkommen, insbesondere ein riesiges Kupfervorkommen, welches nach Stahl und Aluminium das dritthäufigste Metall im PKW-Bau ist.[13] [14]
Ziel dieser Arbeit wird es sein, die möglichen Auswirkungen chinesischer Entwicklungsgelder auf die Wirtschaft Afrikas zu untersuchen. Dafür werden die Entwicklungsgelder vorab genannt und erklärt. Damit mögliche Zusammenhänge zwischen den chinesischen Entwicklungsgeldern und Afrikas Wirtschaft analysiert werden können, wird ein multiples lineares Regressionsmodell erstellt und ausgewertet.
Die aufgestellten Hypothesen, mit denen sich diese Arbeit beschäftigen wird, sind folgende:
Chinas Entwicklungsgelder kosten die Afrikaner Arbeitsplätze
Chinas Entwicklungsgelder wirken sich negativ auf die Wirtschaft Afrikas aus
2 Chinas Entwicklungspolitik in Afrika
Die Beziehungen Chinas zu den Entwicklungsländern Afrikas weisen mehrere Parallelen hinsichtlich ihrer derzeitigen Situation und Entwicklung auf. Insbesondere in den ersten drei Jahrzehnten nach Gründung der Volksrepublik (VR) China waren die Beziehungen vor allem gekennzeichnet durch eine stark ideologisch geprägte Dritte-Welt-Politik, welche sich zum Ziel setzte, Imperialismus sowie Kolonialismus zu bekämpfen, wodurch China zum direkten Konkurrenten mit der Supermacht USA avancierte.[15]
China setzt andere Maßstäbe bei der Förderung von Entwicklungsprojekten als die meisten westlichen Partner Afrikas. So sind Themengebiete wie beispielsweise Nachhaltigkeit oder Transparenz für China nebensächlich, während gleichzeitig die Haltung vertreten wird, sich nicht in nationale Angelegenheiten einzumischen.16
Bis heute hält die Tendenz an, dass ideologische Prinzipien bei den Partnerschaften eine durchaus wichtige Rolle spielen. China etwa zeigte Bemühungen, eigene Ziele, Prinzipen und Methoden als Alternative zur US-amerikanischen und europäischen Afrikapolitik zu präsentieren. Es lässt sich schlichtweg nicht leugnen, dass die VR China mitunter Eigeninteressen verfolgt, denn zahlreiche ihrer Partnerschaften sind von konkreten diplomatischen sowie ökonomischen Interessen geprägt.[17]
Noch immer ist der afrikanische Kontinent Austragungsort des diplomatischen Wettbewerbs zwischen China und Taiwan. Bereits 1971 spielten die afrikanischen Staaten eine entscheidende Rolle beim Eintritt der VR China in die UN, anstatt der Republik China. Noch Mitte der 1990er Jahre warb China afrikanische Kooperationen ab, welche für Taiwan essenziell wichtige Partner darstellten. Von den einst 22 Nationen sind heute noch fünf übrig, welche nach wie vor Taiwan diplomatische Treue halten. Bei diesen Staaten handelt es sich um Burkina Faso, Tschad, Gambia, Sao Tomé & Príncipe und Swasiland. Allerdings lassen die Bemühungen, sich gegenseitig die afrikanischen Partner abzuwerben, heute zunehmend nach.18 19
In Afrika befinden sich bis heute noch immer viele Staaten, die aufgrund mangelnder Demokratie und Achtung der Menschenrechte häufig von den USA und den europäischen Staaten kritisiert werden. China nahm sich fortan zum Ziel, sich gegen die Versuche einer Beeinflussung westlicher Demokratien zu wehren und das Recht auf Verfolgung eines eigenständigen Entwicklungswegs zu verlangen. Durch die intensivierten Partnerschaften zu afrikanischen Staaten gelang es der chinesischen Diplomatie im letzten Jahrzehnt immer wieder, die von westlichen Staaten getriebene chinakritische Politik zur Menschenrechtslage in der UN abzublocken.[20]
Wie bereits am Anfang dieses Abschnitts erwähnt, bringt eine verstärkte Partnerschaft zu Afrika den Chinesen diplomatische und ökonomische Vorteile. Diese standen für China bei der Beziehung zu Afrika klar im Mittelpunkt.
Als die asiatische Finanzkrise 1997 begann, wurde der chinesischen Regierung vergegenwärtigt wie verletzbar die eigene Volkswirtschaft aufgrund außenwirtschaftlicher Abhängigkeiten gegenüber externen Schocks sein kann. Nachdem die Krise überwunden wurde, wollte die Regierung vermehrt darauf achten, die Bedrohungen außenwirtschaftlicher Abhängigkeiten, vornehmlich im Bereich der Rohstoffbeschaffung, welche für das hohe Wirtschaftswachstum notwendig ist, so breit gefächert wie nur möglich zu streuen.
Infolgedessen begann die VR China, die selbst Netto-Importeur für Rohöl ist, verstärkt Entwicklungs und Schwellenländer als Rohstofflieferanten für sich zu nutzen und sich gleichzeitig um ihre Volkswirtschaften als Absatzmärkte zu bemühen. Die chinesische Führung förderte mit einer Vielzahl außenpolitischer Initiativen diese Strategie. Im Jahr 2006 wurde die Aufwertung Afrikas in der chinesischen Außenpolitik demonstriert, indem das erste Gipfeltreffen des sogenannten Forum on China-Africa Cooperation (FOCAC) stattfand, an dem alle 48 afrikanische Staaten teilnahmen, zu denen China im Vorfeld diplomatische Beziehungen aufbaute.[21] [22]
2.1 Forum on China – Africa Cooperation (FOCAC)
Die Geschwindigkeit, in welcher die chinesische Regierung und chinesische Unternehmen ihre Präsenz in Afrika ausbauen, ist enorm. Zusätzlich vervielfachte sich die Relevanz Afrikas für die Außenpolitik Chinas mit der Gründung des FOCAC im Jahr 2000. In Kooperation afrikanischer Länder und China initiiert, dient das FOCAC dazu, gleichberechtigte Konsultationen durchzuführen, das gegenseitige Verständnis zu fördern, bestehende Freundschaften zu stärken, den Konsens zu erweitern und die Zusammenarbeit zwischen China und 53 verschiedener afrikanischer Nationen zu begünstigen.[23]
Das FOCAC ist nach wie vor aktiv und hegt bis heute die Absicht, jene Ziele zu verfolgen. Es zeigt sich, dass die VR China auf politischer und ökonomischer Ebene eine Diversifizierung sowie Harmonisierung ihrer Partnerschaften anstrebt, was zugleich für ein Anvisieren einer verbesserten Position in den Machstrukturen der Weltordnung steht.[24]
Das FOCAC ist Chinas größte eigenständige Anstrengung, eine multilaterale Organisation zu bilden und gleichzeitig eine führende Stellung darin zu etablieren, denn in den Wirtschaftsforen des FOCAC werden auch transnationalkapitalistisch ausgerichtete soziale Kräfte in die Entscheidungsfindung sowie Meinungsfindungsstrukturen der chinesischen Entwicklungspolitik gegenüber Afrika miteinbezogen.[25]
Die Gründungserklärung des FOCAC lautet wie folgt: „Each country has the right to choose, in its course of development, its own social system, development model and way of life in light of its national condition”.[26]
Kay Möller unternimmt wohl den weitest reichenden Versuch einer Konzeptualisierung in seinem Lehrbuch Die Außenpolitik der Volksrepublik China 1949 – 2004 Eine Einführung.
Er ist der Ansicht, dass die nationale Souveränität der Vertragsparteien dabei das Fundament der Partnerschaft bildet und vor allem durch das Prinzip der Nichteinmischung untermauert wird. Hiermit soll die Eigenständigkeit der entwicklungspolitischen Entscheidungen unterstrichen werden. Weiterhin erklärt er, dass im Gegensatz zum westlich geprägten neo-liberalen Paradigma die Chinesen nicht der Ansicht sind, dass die Veränderung der Fertigungsorganisation zu einer liberal gestalteten Marktwirtschaft zwangsläufig zu politischer und somit ökonomischer Stabilität führt.[27]
Das Forum veranstaltet offizielle Konferenzen in einem Dreijahreszyklus, die eine wesentliche Plattform sind, um spezifische wirtschaftspolitische Programme mit Afrika in die Tat umzusetzen.[28]
War in der Gründungserklärung des FOCAC aus dem Jahr 2000 noch der politische Appell für eine gerechtere sowie solidarische Weltordnung enthalten, rückten in den darauffolgenden Konferenzen vorwiegend wirtschaftliche Themen in den Vordergrund. Diese wurden auf einer pragmatischeren Grundlage ausdifferenziert und in Form von dreijährigen Aktionsplänen konkretisiert.[29] [30]
Drew Thompson beschreibt in einem Artikel die Wirkung des chinesischen Engagements als eine Form der „soft power”. und zwar versteht Thompson die Ausstrahlung Chinas als eine Fähigkeit, durch die eigene Anziehungskraft das Ziel zu erreichen, dass andere Länder die eigenen Strategien als legitim betrachten, anstatt diese Absicht durch Zwang oder Bestechung zu erzielen. Außerdem werden von ihm die historisch positiven und, im Hinblick auf internationale Kräfteverhältnisse, solidarischen politischen Beziehungen zwischen China und Afrika, der dadurch entstandene intensivierter Wissenschafts und Wirtschaftsaustausch und die scheinbar ungebundenen technischen und finanziellen Entwicklungshilfen als Hauptfaktoren genannt.[31]
China spielte eine konstruktive Rolle bei der Unterstützung der Entwicklung Afrikas, indem es den Öl und Bergbausektor im Austausch für günstige Handelsabkommen stärkte. Chinas zweitgrößte Quelle für Rohimporte nach dem Nahen Osten ist Afrika, wobei Angola 2016 der drittgrößte Lieferant Chinas war. Die Gewährung von Darlehen an rohstoffreiche Länder wie Angola, Investitionen in Sektoren wie der Agrar und Landwirtschaft und die Beteiligung an speziellen Handels und Wirtschaftskooperationszonen, darunter Äthiopien, Nigeria, Kongo und Sambia, machten China zu einem wesentlichen Investor in Afrika.[32]
Verschiedene Eisenbahnprojekte in Kenia, Äthiopien, Angola, Dschibuti und Nigeria wurden von China gebaut und finanziert.[33]
Die sogenannte Süd-Süd-Kooperation[34] Chinas und Afrikas, die auf eine Partnerschaft zwischen zwei Entwicklungsländern auf Augenhöhe anspielt, gewann an Bedeutung, was für die Chance, dass China sich in Afrika als neuer imperialistischer aber unvoreingenommener Partner bei der Entwicklung des Kontinents versteht, von wesentlicher Bedeutung ist.[35]
Durch den Ausbau der politischen und diplomatischen Beziehungen und der Einrichtung des FOCAC stieg die chinesische Partnerschaft mit Afrika stetig. Im nächsten Kapitel wird auf den Außenhandel dieser zwei Partner ausführlicher eingegangen.
2.2 Der Außenhandel zwischen China und Afrika
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Außenhandel zwischen China und Afrika in Milliarde US $,
Quelle: eigene Darstellung, Datenquelle: (Johns Hopkins SAIS China-Africa Research Initiative, o.A.)
Die verstärkte diplomatische Partnerschaft zwischen China und Afrika sorgte für einen ebenfalls verstärkten Handel zwischen beiden Parteien. Dieses Wachstum im Handel soll durch Abbildung 1 veranschaulicht werden. Der zu betrachtende Zeitraum ist zwischen den Jahren 2002 und 2017. Die Export und Importwerte wurden aus der Datenbank der China Africa Research Initiative (CARI) der John Hopkins School of Advanced International Studies erhoben.
Der Handel mit Afrika wuchs, wie in Abbildung 1 zu sehen ist, von ca. 11,5 Mrd. US $ (2002) auf ca. 204 Mrd. US $ (2015) an und stieg somit innerhalb von 13 Jahren um knapp das 18-fache an. Der Außenhandel zwischen beiden Parteien lag bis zum Jahr 2001 noch bei weniger als 10 Milliarden US $, was sich bis Ende 2006 auf über 50 Milliarden US $ verfünffachte, wobei chinesische Unternehmen insbesondere Öl aus Angola und Sudan, Holz aus Zentralafrika und Kupfer aus Sambia importierten. Die chinesische Nachfrage trug zu einem Preisauftrieb bei, im Speziellen für Öl und Metalle aus Afrika, was das reale BIP in Afrika südlich der Sahara stimulierte.[36]
Im Jahr 2015 erreichte das gesamte Handelsvolumen seinen Höhepunkt und knackte erstmals die 200 Milliarden US $ Marke, was hauptsächlich auf die Ölimporte zurückzuführen ist, die drei Jahre zuvor schon knapp 50 %[37] der Importe ausmachten.
Der bilaterale Handel zwischen China und Afrika nahm auf konstanter Basis zu, wie Abbildung 1 zeigt.
Seit 2014 fing die Handelsbeziehung aufgrund schwacher Rohstoffpreise jedoch an unausgewogen zu werden, was sich auf den Wert der afrikanischen Exporte nach China auswirkte, obwohl die chinesischen Exporte nach Afrika weiterhin robust blieben.[38]
Im Jahr 2017 war Angola der größte Exporteur aus dem Subsahara-Afrika, gefolgt von Südafrika und der Republik Kongo, während die größten Importeure chinesischer Waren Südafrika und Nigeria waren.[39]
In nur zwei Jahrzehnten verzeichnete das wirtschaftliche und politische Engagement Chinas in Afrika ein exponentielles Wachstum mit einem Gesamthandelsvolumen von ca. 165 Milliarden US $ im Jahr 2012.[40]
Chinas Handel mit Afrika gestaltet sich, wie in Abbildung 1 zu sehen ist, bis zum Jahr 2014 recht ausgeglichen, was Importe und Exporte betrifft.
Dies gilt jedoch nicht für die gehandelten Güter zwischen beiden Parteien. Während Afrikas Importe aus China meist Fertigprodukte wie Maschinen, Transportausrüstung oder Bekleidung sind, finden den umgekehrten Weg meist nur Rohstoffe, wie zum Beispiel Öl, Mineralien, Gas oder Metalle.[41]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Chinas Handelsbilanz gegenüber Afrika in Milliarden US $
Quelle: eigene Darstellung, Datenquelle: auf Basis Abbildung 1
Ein weiterer Effekt, welcher durch Abbildung 2 dargestellt wird, sind Chinas Importe aus Afrika im Verhältnis zu den Exporten nach Afrika.
Dieses Verhältnis bzw. die Differenz zwischen exportierten und importierten Waren ist die sogenannte Handelsbilanz. Ein Handelsbilanzüberschuss bedeutet, dass ein Land mehr Waren exportiert als es importiert. Folglich wird bei einem Handelsbilanzdefizit mehr importiert als exportiert.[42]
In den untersuchten Jahren erzielte die VR China meistens einen Handelsbilanzüberschuss und der Kontinent Afrika ein Handelsbilanzdefizit erzielt. In den Jahren 2004-2006 und 2010-2011 wurden zwar Handelsbilanzdefizite auf Seiten Chinas verzeichnet, diese lagen jedoch immer bei unter 1 Milliarde US $. Im Jahr 2012 wurden 6,2 Milliarden US $ an Überschüssen gezählt, in den Folgejahren stiegen diese immens und waren stets mindestens zweistellig. 2015 wurde der bisher höchste Handelsbilanzüberschuss erzielt mit 108,17 Milliarden US $. Dieser Hochpunkt lässt sich gut durch Abbildung 3 erklären.
Die meisten Staaten Afrikas besitzen ein bis zwei Ressourcen, die bis zu 75% der Exporte ausmachen.[43] Bei großen Preisschwankungen dieser Ressourcen entstehen verzerrte Handelsbilanzverhältnisse wie sie 2015 und in den Folgejahren vorkamen.
Die Hauptgründe für afrikanische Staaten, sich bereitwillig auf langfristige Beziehungen zur VR China einzulassen im Sinne von handels und außenpolitischen Partnerschaften, sind eventuell ein wenig schwieriger zu deuten.
Jochen Steinhilber nannte in seinem Bericht Öl für China Gründe für eine Kooperation mit China. Er ist der Ansicht, dass die meisten Entwicklungsstaaten in China sowohl einen verlässlichen Abnehmer von Ressourcen als auch einen ertragsreichen Markt, einen Investor in die eigene Region, einen Verbündeten im Sicherheitsrat und auch eine politische Führungsmacht sehen, welche den durchaus dominanten Einfluss der USA dezimieren könnte.[44]
2.3 Chinas Kredite für Afrika
Die VR China bietet den afrikanischen Ländern neben dem verstärkten Außenhandel Entwicklungsgelder in Form preiswerter Kredite an, die vor allem den Ausbau des Transportsektors, der Telekommunikation sowie Rohstoff und Energieprojekte fördern sollen. Im Gegensatz zu den westlichen Hilfskrediten werden diese nicht an ökonomische oder politische Bedingungen, wie zum Beispiel Demokratisierung, die Einhaltung der Menschenrechte oder Transparenz, geknüpft.[45]
Damit könnte China afrikanische Staaten, nach jahrzehntelanger Abhängigkeit von westlichen Regierungen, wohlmöglich das Gefühl vermitteln, ihre Entscheidungen frei treffen zu können. Jedoch müssen die chinesischen Kredite, anders wie westliche Zuwendungen für Entwicklungshilfe, zurückgezahlt werden und ob dies für alle afrikanische Staaten zu bewerkstelligen ist, gilt es abzuwarten.
Im Jahr 2015 bot der chinesische Präsident Xi Jinping Afrika ein 60 Milliarden Dollar Hilfspaket an. Jinping sagte, dass China bestrebt sei, die afrikanische Infrastruktur zu entwickeln.[46]
Dennoch ist zu berücksichtigen, dass das Risiko der Entstehung einer neuen Schuldenfalle für afrikanische Staaten enorm ist. Zumal die Exporteinnahmen vieler afrikanischer Länder zu 75% aus dem Verkauf von ein oder zwei Rohstoffen bestehen.[47]
Somit sind die Zusammensetzung ihres Staatshaushalts sowie ihre Möglichkeit zur Kredittilgung extrem von Preisschwankungen der ohnehin enorm volatilen Rohstoffpreise am Weltmarkt abhängig, wie zum Beispiel dem Ölpreis, dessen Preisschwankungen in folgender Abbildung verdeutlicht werden soll.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: realer Ölpreis in US $
Quelle: eigene Darstellung, Datenquelle: (Energy Information Administration, 2019)
Die Daten für Abbildung 3 wurden vom U.S. Energy Information Administration (EIA) erhoben. Die realen Erdölpreise wurden eigenständig von der EIA berechnet. Dafür wurde seitens der EIA der nominale Preis in einem bestimmten Monat durch das Verhältnis des Verbraucherpreisindex in diesem Monat, zum Verbraucherpreisindex der USA in einem Basiszeitraum dividiert. Die realen Ölpreise werden monatlich aktualisiert, so dass der aktuelle Monat (August) die Basisperiode folgender Preisreihen ist.
Die chinesischen Kreditgeber legen, anders als es oftmals bei der Kreditvergabe durch den Westen schien, großen Wert auf die vollständige Rückzahlung der aufgenommenen Kredite. Um die Rückzahlung durch die afrikanischen Nehmerländer zu gewährleisten, finden sie oft neue Wege die finanzielle Nachhaltigkeit ihrer Kredite und Investitionen zu garantieren.[48]
So sind mittlerweile die meisten chinesischen Kredite an Rückzahlung entweder direkt über die Lieferung einer bestimmten Menge an Rohstoffen über einen festgelegten Zeitraum garantiert oder sie werden durch die Einnahmen von Rohstoffverkäufen refinanziert.[49]
Es besteht daher eine große Abhängigkeit zwischen den Schwankungen am Weltmarktpreis und dem endlich begrenzten Rohstoffvorkommen. Bei dieser Wechselbeziehung wird oftmals vom sogenannten Ressourcenfluch gesprochen: In dieser Situation ist die wirtschaftliche Entwicklung von Ländern mit großen Rohstoffvorkommen und hohen Exporten im Vergleich zu rohstoffärmeren Nationen häufig weniger vorangeschritten. Nicht selten wird diese ohnehin schon heikle Situation zusätzlich durch korrupte Staatschefs, politische Konflikte oder eine hohe Verschuldung aufgrund ausbeuterischer Handelsabkommen verschlimmert. Letztendlich kann diese Situation insgesamt zu einer Reduzierung der Wettbewerbsfähigkeit gesamter Volkswirtschaften führen.[50]
2.4 Chinas Direktinvestitionen in Afrika
Seit dem Übergang zu einem offenen und marktorientierten System Ende der 1970er Jahre ist China bei der Gewinnung von FDI bemerkenswert stark geworden. In den 90er Jahren nahmen diese rapide zu. Nachdem Deng Xiaoping an die Macht kam, bekräftigte er im Jahre 1993, dass China zum größten Anziehungspunkt für ausländische Direktinvestitionen in den Entwicklungsländern wurde.[51] [52]
In der Zwischenzeit stiegen auch die selbstgetätigten ausländischen Direktinvestitionen. Chinesische Unternehmen begannen erst mit kleineren Investitionen im Ausland, vor allem in den Nachbarregionen, denn in dieser Zeit waren chinesische Unternehmen neu in der Weltwirtschaft und besaßen nicht die für die FDI notwendigen Wettbewerbsvorteile sowie das damit verbundene Wissen und die Erfahrung. Darüber hinaus litt China stark unter einem Mangel an Devisen und führte sehr strenge monetäre Vorschriften und Devisenkontrollen ein, um die eigenen Kapitalabflüsse zu regulieren.[53]
Im Hinblick auf einzelne Empfänger chinesischer FDI in Afrika, veröffentlichte die China-Africa Research Initiative der John Hopkins School die chinesischen Auslandsdirektinvestitionen, die im Jahr 2017 4,10 Milliarden US $ nach Afrika transferierte. Die größten Mengen an Abflüssen gingen nach Angola, Kenia, in die Demokratische Republik Kongo und nach Südafrika. Das rohstoffreiche Land Angola war der größte Empfänger chinesischer FDI während den Jahren 2003-2017 und erhielt durchschnittlich 637 Mio. US $ an chinesischen FDI-Strömen.[54]
Betrachtet man die zehn größten Empfänger chinesischer FDI zwischen 2003 und 2017, so zeigt sich, dass China sich von den Hauptinvestitionszielen entfernt und die Verteilung der FDI auch auf nicht rohstoffreiche Länder, wie zum Beispiel Äthiopien, ausdehnt.
Südafrika, Sambia, Nigeria und die Demokratische Republik Kongo erhielten in diesem Zeitraum den höchsten Betrag an chinesischen FDI.
In der folgenden Tabelle erhält man einen Überblick über die Top 10 chinesischer FDI-Empfänger aus Afrika.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Top 10 chinesische FDI Empfänger aus Afrika (2003-2017)
Quelle: eigene Darstellung, Datenquelle: (John Hopkins School of Advanced International Studies, o.A.)
Mehrere staatliche Banken stärken die Präsenz Chinas in Afrika. So fördert die Exim Bank (Chinas staatliche Export-Import Bank) beispielsweise chinesische Exporte und Direktinvestitionen, insbesondere für den Ausbau der Infrastruktur, wie zum Beispiel für Straßen, Kraftwerke, Pipelines und Telekommunikation.[55]
Bemerkenswert an dieser Bank ist, dass sie im Vergleich zu Privatbanken ein weniger risikosensitives Profil aufweist, aber auch eher bereit ist als westliche Pendants Investitionsprojekte zu unterstützen. Darüber hinaus errichtete die China Development Bank den China-Africa Development Fund zur Unterstützung chinesischer Investitionen in Afrika.[56]
Insgesamt wurden durch China in 91 Projekte und in 36 afrikanischen Ländern mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 4,5 Milliarden US-Dollar in Bereichen wie Landwirtschaft, Infrastruktur oder dem Bergbau investiert.[57]
Ein Bericht der Firma McKinsey vom Juni 2017 ergab, dass mehr als 10.000 chinesische Unternehmen in Afrika tätig sind, während rund 90 Prozent dieser Unternehmen in Privatbesitz sind. Trotz der immensen Größe von staatlichen Unternehmen im Vergleich zu privaten Unternehmen wie multinationalen Konzernen, kleinen Unternehmen oder Händlern, insbesondere in Sektoren wie Energie und Infrastruktur, macht die Vielzahl privater chinesischer Unternehmen, die auf ihre eigenen Profitinteressen hinarbeiten, chinesische Investitionen in Afrika zu einem marktgetriebenen Phänomen.[58]
Die chinesischen Investitionen können zwar das Potenzial besitzen Arbeitsplätze zu schaffen, trotzdem sind Kritiker besorgt darüber, dass diese eher an Arbeiter aus dem Ausland gehen.[59]
Ob diese Besorgnis gerechtfertigt ist, soll an späterer Stelle dieser Arbeit ebenfalls analysiert werden.
3 Chinas außenpolitische Interessen
Die VR China musste damals für seinen angestrebten industriellen Aufbruch Märkte, Netzwerke, Energie und Vertrauen aufbauen und dafür wurden wirtschaftliche und politische Partner benötigt.[60]
Der chinesische Hunger nach Ressourcen für die Energie und Ernährungssicherung der eigenen Bevölkerung und der Herstellung von Industriegütern, scheint langsam aber sicher außer Kontrolle zu geraten.
2010 wurden seitens China ca. 14,5 Mio. Fahrzeuge produziert, damit standen die Chinesen mit großem Abstand auf dem ersten Platz, gefolgt von Japan, USA und Deutschland.61
Trotz der Platzierung vor Deutschland scheint für China in der Fahrzeugkonstruktion Deutschland ein Vorbild zu sein. Passend dazu ist Deutschland derzeit das bevorzugte Ziel für chinesische Investoren.
Laut dem Mercator Institute for China Studies stiegen die chinesischen FDI in Deutschland seit 2015 massiv an und erreichten ein Jahr später einen neuen Rekord von ca. 11 Milliarden Euro an abgeschlossenen Transaktionen. Damit ist Deutschland der größte Empfänger chinesischer FDI in Europa.[62]
Besonders auf deutsche mittelständische Unternehmen, insbesondere deren Technologie und fortschrittliche Assets, haben es die chinesischen Gelder abgesehen. Viele sind nämlich trotz ihrer recht überschaubaren Unternehmensgröße Weltmarktführer in ihrer Branche. So tätigten die Chinesen im Jahr 2016 die größte Transaktion, indem sie den deutschen Roboterhersteller Kuka für knapp 4,4 Milliarden Dollar erwarben.[63]
China investiert jedoch nicht nur in Experten Know-hows und fortschrittliche Technologien. Als Autoproduzent werden folglich auch die erforderlichen Ressourcen benötigt. Dies könnte ein Indiz für die verstärkte Partnerschaft mit dem Kontinent Afrika sein.
In jüngster Zeit befinden sich chinesische Investitionen auf dem afrikanischen Kontinent im Aufschwung.
China wurde kürzlich zu seinem größten Handelspartner mit einem Volumen von 170 Milliarden US $ im Jahr 2009 und löste somit sowohl die USA als auch Frankreich als wichtigste Partner ab.[64]
Im Moment ist zwar noch kein klares Muster zu erkennen, bei dem chinesische Investitionen ausschließlich in Länder fließen, die reich an Rohstoffen sind. Denn zu den zehn afrikanischen Top-Nationen, an denen China beteiligt ist, gehören nicht nur rohstoffreiche Nationen wie Nigeria, Angola und Südafrika, sondern auch rohstoffärmere Nationen wie Äthiopien oder Kenia.[65]
Trotzdem sollte behutsam mit den verfügbaren endlichen Ressourcen umgegangen werden.
3.1 Ernährungs und Landsicherung durch den afrikanischen Primärsektor
Bevor dieses Kapitel beginnt, wird der Primärsektor definiert. Der Primärsektor, auch Urproduktion oder Agrarsektor genannt, erfasst die land und forstwirtschaftliche Produktion sowie die Fischerei. Die Einteilung des Bergbaus in diesen Sektor ist umstritten, in der engeren Definition des Primärsektors würde dieser nicht diesem Sektor zugeordnet.[66]
Diese Arbeit wird sich an die erwähnte engere Definition halten und somit den Bergbau unter dem Sekundärsektor einsortieren.
In Afrika spielt die Verfügbarkeit über Land eine enorm wichtige Rolle. Für viele Haushalte ist es sogar die Lebensgrundlage. Zudem kann Land bei einer Kreditaufnahme als Sicherheit dienen. Infolge von Agrarinvestitionen könnten Kleinbauern jedoch von ihrem Land vertrieben werden, ohne dass sie eine ausreichende Ausgleichzahlung erhielten. Selbst wenn sie für ihre Verluste kompensiert werden, bleibt zu befürchten, dass sie unfruchtbareres oder schlechter an Infrastruktur angebundenes Land erhalten und somit weiterhin um ihre Existenz fürchten müssen.[67]
Das steigende Interesse an afrikanischem Ackerland lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen, wie etwa die weltweiten Entwicklungen der volatilen Rohstoffe und landwirtschaftlichen Produkte sowie die damit einhergehende Sorge um die zukünftige Ernährungssicherheit. Diese Sorge um die knapper werdenden natürlichen Ressourcen wird durch ein stetiges Bevölkerungswachstum, eine zunehmende Verstädterung und durch den Klimawandel weiter verstärkt.[68]
[...]
[1] (Hou & Tibou, 2017, S. 1 )
[2] (Knoerich & Miedtank, 2018, S. 3 )
[3] (UNCTAD, 2018, S. 6)
[4] (John Hopkins School of Advanced International Studies, o.A.)
[5] (Wadle, 2007, S. 2)
[6] (Zallé, 2017, S. 1383 ff.)
[7] (Bezuidenhout, Claassen, & Loots, 2012, S. 11584 f.)
[8] (Geda & Meskel, 2010, S. 13)
[9] (vgl. Tabelle 2)
[10] (Global Witness, 2011, S. 4)
[11] (vgl. Tabelle 2, 3 und 4)
[12] (vgl. Tabelle 1)
[13] (Odiot, 2012-13, S. 29)
[14] (Hook, 2008, S. 613)
[15] (Möller, 2005, S. 61 f.)
[16] (Kerwer & Röming, 2018, S. 30 f.)
[17] (Wenping, 2007, S. 23)
[18] (Wenping, 2007, S. 24 f.)
[19] (Anshan, 2007, S. 78)
[20] (Anshan, 2007, S. 75 ff.)
[21] (Gill, Huang, & Morrison, 2007, S. 3)
[22] (Ferchen, 2011, S. 58)
[23] (FOCAC, o.A.)
[24] (Lian, 2006, S. 29 ff.)
[25] (Seifert, 2008, S. 6)
[26] (FOCAC, o.A.)
[27] (Möller, 2005, S. 38 ff. und 128)
[28] (Aiping & Zhan, 2018, S. 88 ff.)
[29] (FOCAC, 2012)
[30] (FOCAC, 2009)
[31] (Thompson, 2005)
[32] (Albert, 2017)
[33] (Tubei, 2018)
[34] (United Nations Office For South-South Cooperation, o.A.)
[35] (Oloruntoba & Akinboye, 2013, S. 3 f.)
[36] (Zafar, 2007, S. 103)
[37] (Hütz-Adams, Hummel, & Knoke, 2014, S. 5)
[38] (vgl. Abbildung 3)
[39] (Johns Hopkins SAIS China-Africa Research Initiative, o.A.)
[40] (vgl. Abbildung 1)
[41] (World Integrated Trade Solutions, o.A.)
[42] (Blanchard & Illing, 2014, S. 521 f.)
[43] (African Development Bank, 2017, S. 75)
[44] (Steinhilber, 2006, S. 81)
[45] (Wissenschaftliche Dienste, 2007, S. 5 und 14)
[46] (Pilling, 2017)
[47] (African Development Bank, 2017, S. 75)
[48] (Bräutigam, 2011, S. 11)
[49] (Alves, 2013, S. 213)
[50] (Dieter, 2008, S. 16 f.)
[51] (Cai, 1999, S. 861)
[52] (Chapman, 2015, S. 11)
[53] (United Nations Development Programme, 2007, S. 51)
[54] (John Hopkins School of Advanced International Studies, o.A.)
[55] (Doku, Akuma, & Owusu-Afriyie, 2017, S. 162)
[56] (Renard, 2011, S. 12)
[57] (Xinhua News Agency, 2018)
[58] (Kassiri, Jayaram, & Sun, 2017, S. 10)
[59] (Lay & Nolte, 2011, S. 5)
[60] (Kappel & Schneidenbach, 2006, S. 2)
[61] (PWC, 2011, S. 9)
[62] (Hanemann & Huotari, 2017, S. 6)
[63] (Bathke, 2017)
[64] (Deutsche Welle, 2018)
[65] (vgl. Tabelle 1)
[66] (Imhof, 2013, S. 22)
[67] (Lay & Nolte, 2011, S. 5)
[68] (Kress, 2012, S. 31)
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