Denkt man an Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, so fragt man sich sofort: Was können Kinder und Jugendliche entscheiden und was nicht? Stellt man sich diese Frage im Team, werden sofort Ideen, aber auch Ängste laut. Die Befürchtungen reichen oftmals bis hin zu Bildern von anarchischen Zuständen. Dabei werden Kinder und Jugendliche oft unterschätzt. Junge Menschen wollen mitbestimmen und teilhaben. Sie wollen Entscheidungen für sich selbst treffen und Verantwortung übernehmen. Dabei liegt die Schwierigkeit darin, das Maß zu bestimmen.
Diese Arbeit soll dazu beitragen, ein Verständnis dafür zu entwickeln, was Partizipation ist und wie diese im Alltag von Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe gelebt werden kann. Zu diesem Zweck wird der Begriff der Partizipation näher definiert, Ziele aufgezeigt und die rechtlichen Grundlagen vorgestellt. Zudem werden verschiedene Partizipationsmethoden anhand der verschiedenen Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe vorgestellt.
1. Einleitung
„Menschen, deren Leben durch eine Entscheidung berührt und verändert wird, müssen an dem Prozess, der zu dieser Entscheidung führt,
beteiligt sein und gehört werden.“
(John Naisbitt)
Denkt man an Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der Kinder und Jugendhilfe, so fragt man sich sofort: Was können Kinder und Jugendliche entscheiden und was nicht? Stellt man sich diese Frage im Team, werden sofort Ideen, aber auch Ängste laut. Die Befürchtungen reichen oftmals bis hin zu Bildern von anarchischen Zuständen. Dabei werden Kinder und Jugendliche oft unterschätzt. Junge Menschen wollen mitbestimmen und teilhaben. Sie wollen Entscheidungen für sich selbst treffen und Verantwortung übernehmen. Dabei liegt die Schwierigkeit darin, das Maß zu bestimmen.
Ziel dieser Arbeit ist es, ein Verständnis dafür zu entwickeln, was Partizipation ist und wie diese im Alltag von Institutionen der Kinder und Jugendhilfe gelebt werden kann. Zunächst werden daher der Begriff Partizipation näher definiert und die rechtlichen Grundlagen vorgestellt. In Folge wird dann aufgezeigt, welche Ziele mit Partizipation verfolgt werden. Anschließend werden verschiedene Partizipationsmethoden anhand der verschiedenen Institutionen der Kinder und Jugendhilfe vorgestellt. Es folgen Praxisbeispiele. Abschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und ein Ausblick in die Zukunft der Partizipation in der Jugendhilfe gegeben.
2. Begriffsklärung und Grundlagen
Partizipation bedeutet Teilnahme und Teilhabe, „Mitgestaltung, Mitwirkung, Mitbestimmung, Mitverantwortung“ (Kreft / Mielenz 2008, S. 635). Im Duden wird Partizipation übersetzt mit „Teilhaben, Teilnehmen, Beteiligtsein“ (Duden 2017).
Der Grundgedanke, welcher dem partizipativen Ansatz zugrunde liegt ist die Annahme, dass Kinder und Jugendliche junge Menschen mit eigenen Rechten sind. An oberster Stelle aller partizipativen Bemühungen steht daher das Ziel und das Recht auf Selbstbestimmung. Hierfür bietet an erster Stelle das Recht auf Würde gem. Art. 1 (1) GG und freie Entfaltung lt. Art. 2 (1) GG die rechtliche Grundlage. Diese Grundrechte gelten für alle Menschen, gleich welchen Alters. Demnach gelten diese Rechte auch und insbesondere für Kinder und Jugendliche. Grundlage bildet daher auch der § 1 SGB VIII, welcher das Ziel formuliert, Kinder und Jugendliche hinsichtlich ihrer Entwicklung zu „eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen“ Individuen zu fördern.
Im achten Sozialgesetzbuch wurden an vielen weiteren Stellen partizipative Rechte eingeräumt und verankert. Dies sind Rechte auf Bildung, Entwicklung und Teilhabe. Beispiele hierfür sind lt. § 11 (1) die Partizipation innerhalb der Jugendarbeit oder auch das Wunsch und Wahlrecht sowie die Beteiligung am Hilfeplanverfahren gem. § 36 SGB VIII. (vgl. Kreft / Mielenz 2008, S. 635f.) Darüber hinaus gibt es weitere internationale Gesetze, welche jungen Menschen Rechte zusichern, wie bspw. die UN-Kinderrechtskonvention.
3. Ziele
Ziel von Partizipation ist es die Rechte der jungen Menschen in allen Lebenszusammenhängen zu stärken, egal ob in Familie, Kindertagestätte oder in der stationären Jugendhilfe und junge Menschen dabei zu unterstützen diese Rechte einzufordern. Eine besondere Bedeutung von Partizipation in Institutionen besteht auch vor dem Hintergrund, dass Kinder und Jugendliche in ihren Familien zum Teil wenige Erfahrungen mit Beteiligung sammeln konnten. Hier liegt die Chance bei den Einrichtungen Kinder und Jugendliche sowie letztlich auch Familien über Kinderrechte zu informieren sowie jungen Menschen Beteiligung zu ermöglichen. Durch diese Erfahrungen können junge Menschen lernen sich ihre Rechte einzufordern. (vgl. BMFSFJ 2012, S. 7) Letztlich verhilft das Wissen um die eigenen Recht und das Wissen um die Möglichkeiten diese einzufordern dem Empowerment junger Menschen. Damit wirkt Partizipation Benachteiligungen entgegen und fördert Integration und Inklusion (vgl. Kreft / Mielenz 2008, S. 635).
Ein weiteres Ziel, welches durch Beteiligung gefördert – gar gelernt wird, ist das der Demokratiebildung. Junge Menschen erfahren, dass sie ihre Umwelt gestalten und auf diese Einfluss nehmen können, wenn sie mitbestimmen können. Damit bildet Partizipation die Grundlage unserer Demokratie. Durch Beteiligung erfahren junge Menschen auch, dass es sich lohnt sich einzumischen, da sie dadurch Veränderungen erwirken können. Damit wird auch bereits ein weiteres Ziel, das der Selbstwirksamkeit, gefördert. Demnach Ziele auf der persönlichen und individuellen Ebene. Weitere Beispiele hierfür sind kommunikative und kooperative Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche ebenfalls durch Partizipation gefördert werden. (vgl. BMFSFJ 2012, S. 7)
Letztlich ergeben sich aber nicht nur Ziele für die jungen Menschen, auch für die Fachkräfte kann Partizipation sehr gewinnbringend sein, wenn sie dadurch einen größeren Einblick in die Lebenswelten, Wünsche und Vorstellungen der jungen Menschen erhalten. Dies wiederum bildet die Grundlage für die Ausrichtung der Angebote und des Bildes vom Menschen sowie der pädagogischen Haltung gegenüber den jungen Menschen. (vgl. ebda., S. 7)
4. Methoden
Es gibt zahlreiche verschiedene partizipative Methoden und Ansätze. Partizipation ist das Recht jedes Menschen unabhängig von Alter, Behinderung, kognitiven Fähigkeiten oder sonstigen scheinbaren „Einwänden“ beteiligt zu werden. Dabei müssen auch die Rechte des Einzelnen wie bspw. die Kinderrechte gewahrt werden. Hierfür bedarf es Strukturen, welche diese Rechte sichern und Teilhabe ermöglichen und fördern. Daher unterscheiden sich die Partizipationsmethoden auch je nach Institution und Bereich. (vgl. Kreft / Mielenz 2008, S. 635ff.)
Eine grundlegende Methode und Haltung besteht darin, Macht von Seiten der Fachkräfte an die jungen Menschen abzugeben. Um Partizipation in Institutionen zu leben, bedarf es auch gewisser Voraussetzungen. So müssen die jungen Menschen zunächst wissen, welche Möglichkeiten sie haben sich zu beteiligen und mitzugestalten. Hierfür braucht es zu Beginn eine Information der jungen Menschen über deren Beteiligungsmöglichkeiten. Dazu gehört auch, dass die jungen Menschen wissen wann und in welchem Umfang sie sich beteiligen und damit mitbestimmen können. Dabei sollten auch Grenzen offen diskutiert werden. Ebenso wichtig ist es Abläufe, Entscheidungen und Strukturen transparent zu gestalten. Denn nur, wenn die Strukturen transparent sind, haben die jungen Menschen die Möglichkeit diese direkt wahrzunehmen und sich einzumischen. Grundlegend ist auch, dass Partizipation grundsätzlich für alle ermöglicht werden muss. So müssen bspw. kommunikative Beteiligungsformen abgewandelt werden, wenn seitens der Adressat*innen Sprachbarrieren bestehen. Es muss sichergestellt werden, dass sich alle im gleichen Umfang an allen Beteiligungsprozessen mitwirken können. (vgl. BMFSFJ 2012, S. 7ff.)
Nach Roeder gibt es drei verschiedene Stufen der Beteiligung. Diese sind Mitwirkung, Mitbestimmung sowie Selbstbestimmung.
Bei der Mitwirkung haben die jungen Menschen die Möglichkeit der Mitsprache. Letztlich liegt hier aber die Entscheidung bei den Fachkräften. Ein Beispiel wäre die Planung der Ferienzeit in der stationären Jugendhilfe. Bei dieser Stufe würden die Bewohner*innen nach ihren Angebotswünschen und Aktivtäten gefragt werden. Die Gestaltung der Ferienwoche würde dann aber ohne die Bewohner*innen im Team unter Berücksichtigung der Meinungen der Bewohner*innen besprochen und entschieden werden. Über diese Entscheidung würden die Bewohner*innen informiert werden.
Bei der Mitbestimmung können die jungen Menschen durch Stimmrechte auf die Entscheidung Einfluss nehmen. Um wieder das Beispiel der Ferienplanung zu nehmen, würden hier die jungen Menschen vorab über die Mitbestimmungsmöglichkeit informiert werden.
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- Citation du texte
- Maria Liebing (Auteur), 2017, Partizipation in der Kinder- und Jugendhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/537647
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