In dieser Proseminararbeit werden die Beschreibungen Asiens von Marco Polo aus dem 13.Jahrhundert mit der Genuesischen Weltkarte aus dem 15. Jahrhundert verglichen. Dabei wird zuerst auf das Leben von Marco Polo eingegangen und die Genuesische Weltkarte erklärt. Danach werden in den Bereichen Persien, Georgien und das einsame Tor, Indien und die Inseln im Südosten der Genuesischen Weltkarte Unterschiede und Parallelen aufgestellt.
Als erstes wird in dieser Arbeit auf das Leben Marco Polos, sowie auf sein Werk „Il Milione“ eingegangen, um seine Reise durch Asien besser nachvollziehen zu können. Danach wird expliziter auf die Karte und ihren Hintergrund eingegangen, um einen Überblick über diese vielfältige Karte zu verschaffen. In der Analyse werden dann bestimmte Bereiche der genuesischen Karte mit den Beschreibungen Marco Polos verglichen und die Parallelen und Unterschiede festgestellt. Zum Schluss soll beantwortet werden, wie sehr sich Marco Polos Beschreibungen von der Karte unterscheiden und wie sehr sein Reisebericht die Entstehung dieser Karte beeinflusst haben könne. Die Bereiche, welche untersucht werden, sind Persien, Indien, Georgien und die Inseln im Südosten der Karte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Leben von Marco Polo und sein Werk „Il Milione“
3. Die Genuesische Weltkarte
4. Vergleich von der Karte mit den Beschreibungen
4.1. Persien
4.2. Georgien und das Einsame Tor
4.3. Indien
4.4. Die Inseln im Südosten auf der Genuesischen Weltkarte
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
7. Quellenverzeichnis
8. Anhang
1. Einleitung
„Kaiser, Könige und Fürsten, Ritter und Bürger - und ihr alle, ihr Wißbegierigen, die ihr die verschiedenen Rassen und die Mannigfaltigkeit der Länder dieser Welt kennenlernen wollt - nehmt dies Buch und laßt es euch vorlesen.“1
Das sind die beginnenden Worte in dem Werk „Il Milione“ von Marco Polo. Dieser gilt als Synonym für den Reisenden im Mittelalter und nach der allgemeinen Auffassung gilt er sogar als Endecker Asiens.2 Deswegen war sein Reisebericht im 13. Jahrhundert einer der wichtigsten Quellen für Informationen über andere Teile der Welt, insbesondere über Asien. Vor Marco Polo war fast kein Mensch im Mittelalter so weit durch Asien gereist und somit hatten die Menschen im 13. Jahrhundert kaum eine Information darüber, was auf der anderen Erdhälfte passiert.3 Die Menschen konnten sich größtenteils nur auf Berichte aus der Antike beziehen, welche die Menschen und Völker in Asien oft als andersartig bezeichneten.
In seinem Reisebericht „Il Milione“ berichtet Marco Polo über seine Reise nach Persien, Pamir, die Turkvölker entlang der Seidenstraße, China, Südostasien, Ceylon, Indien und Kleinasien. Auch in der Gegenwart zählt sein Werk noch zu den bekanntesten Reiseberichten der Weltliteratur.4 Das im Original auf altfranzösisch und latein geschriebene Buch hat zahlreiche Leser aus den verschiedensten Gruppen fasziniert und auch viele Forscher beschäftigen sich immer noch mit diesem Buch.
Jedoch wird immer wieder die Glaubhaftigkeit des Werkes diskutiert. Dies ist auch ein Grund, weshalb in der folgenden Arbeit das Verhältnis der Genuesischen Weltkarte mit den Beschreibungen Asiens von Marco Polo verglichen werden soll.
Die Genuesische Weltkarte ist eine ovale Karte aus dem Jahr 1457. Sie ist 81cm lang und 41cm breit und wurde zum Vergleich gewählt, da sie eine besonders moderne Karte sein soll, also einen besonderen Aktualitätsbezug hat.5 Die Genuesische Weltkarte soll das Weltwissen durch ihre Modernität erweitert haben und scheint deswegen besonders interessant im Verhältnis zu den teilweise vielleicht unglaubwürdigen Erzählungen Marco Polos zu sein. Somit werden in dieser Arbeit nicht nur die Parallelen und Unterschiede der Quellen festgestellt, sonders es soll auch untersucht werden in wiefern sich mittelalterliche Karten bis hin ins Spätmittelalter entwickelt haben. Außerdem wurde diese Karte für den Vergleich gewählt, da von mehreren Autoren betont wurde, dass die Genuesische Weltkarte auf den Beschreibungen des Nicccolo di Conti, sowie auf denen des Marco Polo beruhen soll.6
Als erstes wird in dieser Arbeit auf das Leben Marco Polos, sowie auf sein Werk „Il Milione“ eingegangen, um seine Reise durch Asien besser nachvollziehen zu können. Danach wird expliziter auf die Karte und ihren Hintergrund eingegangen, um einen Überblick über diese vielfältige Karte zu verschaffen. In der Analyse werden dann bestimmte Bereiche der genuesischen Karte mit den Beschreibungen Marco Polos verglichen und die Parallelen und Unterschiede festgestellt. Zum Schluss soll beantwortet werden, wie sehr sich Marco Polos Beschreibungen von der Karte unterscheiden und wie sehr sein Reisebericht die Entstehung dieser Karte beeinflusst haben könne. Die Bereiche welche untersucht werden sind Persien, Indien, Georgien und die Inseln im Südosten der Karte.
2. Das Leben von Marco Polo und sein Werk „Il Milione“
Marco Polo wurde um 1254 geboren und war der Sohn eines angesehenen Kaufmanns aus Venedig. Sein Vater Niccolò trat bereits 1261 mit seinen beiden Brüdern zu einer Reise in den Osten auf, welche sie ungeplant zum Großkhan Khubilai brachte. Sie kamen erst neun Jahre später als Gesandte des Khans zur Wahl des Papstes zurück. Im Jahre 1271 brachen nun Vater Niccolò und sein Bruder Maffeo erneut zu einer Reise auf und nahmen den erst siebzehnjährigen Marco Polo mit. Der Grund für die erneute Reise war, dass sie Gesandte des Großkhans waren und ihn über die Wahl des Papstes informieren sollten.7 Außerdem wird vermutet, dass der Grund beziehungsweise die Motivation für den Antritt der Reise auch die
Furcht gemischt mit der Faszination für das Leben der Menschen in Asien, insbesondere für das der Mongolen war.8 Fünfundzwanzig Jahre später im Jahre 1291 kehrten sie zurück in ihre Heimat und sollen angeblich nicht von ihren Verwandet erkannt worden sein. Aus Marco Polos Testament konnte man entnehmen, dass er später eine Frau namens Sonata Badoer geheiratet habe und mit ihr drei Kinder bekommen haben soll. Im Jahre 1324 starb Marco Polo als sehr kranker Mann.9
Seine Erfahrungen und Berichte erzählte er im Gefängnis dem Pisaner Rustichello, welcher als Kompilation bekannt war und somit half den Reisebericht entstehen zu lassen. Im Prolog des Buches richtet sich Rustichello persönlich an die Leser und beteuert die Glaubhaftigkeit des Buches, sowie auch die besondere Stellung Marco Polos.10 Insgesamt wurden ungefähr 150 Handschriften über seine Reise gefunden, mitunter vieler gefälschter Manuskripte, weswegen die Zusammenstellung der Quellen lange ein großes Problem darstellte.11 Heute ist der Reisbericht Marco Polos in der deutschen Übersetzung als „Il Milione“ bekannt und begeistert immer noch verschiedenste Gruppen von Lesern. Außerdem wurde es in zahlreiche Sprachen übersetzt und sogar verfilmt. Jedoch wird von vielen Forschern seit Jahrhunderten die Glaubhaftigkeit des Reiseberichtes diskutiert und, ob Marco Polo überhaupt bis nach China reiste, da im Ausland keine Informationen über seinen Aufenthalt gefunden wurden.12
3. Die Genuesische Weltkarte
Die Genuesische Weltkarte ist eine ovale Weltkarte aus dem Jahr 1457. Ihr Verfasser , sowie ihre Herstellung ist unbekannt und es wird vermutet, dass sie größtenteils auf den Berichten des Niccolo die Conti13 beruhen, da einige Zitate aus seinen Reiseberichten auf der Karte zu finden sind. Außerdem soll die Karte auch auf den Erzählungen Marco Polos beruhen. Die Herkunft der Karte ist durch die Genuesiche Flagge erkennbar, welche im Nordwesten der Karte abgebildet ist, sowie durch das Wappen einer bedeutenden genuesischen Handelsfamilie namens Spinola.14
Die Karte wird häufig als einer der ersten Schritte im Mittelalter zur modernen Kartografie angesehen, da bei ihr erstmals Informationen von zeitgenössischen Reisenden mit portulanischen Informationen verschmelzen.15
Die Karte ist nicht wie die meisten mittelalterlichen Karten geostet, sondern wie schon unsere modernen Karten genordet. Außerdem hat sie nicht das typische T- O Schemata. Deswegen ist auffällig, dass bei dieser Karte alle Kontinente miteinander verbunden sind, sodass es nur einen Kontinent gibt. Europa ist im Nordwesten auf der Karte, während Asien sich über den ganzen süd-östlichen, sowie teilweise auch nördlichen Landteil der Karte zieht. Australien ist wie auf vielen mittelalterlichen Karten noch nicht zu erkennen und Afrika befindet sich südlich von Europa, also auch auf der westlichen Hälfte der Karte.
Über Asien fällt ein großer Teil der Karte auf, welcher durch Gebirge oder Wüste abgegrenzt ist. Dort erkennt man die separierten Schriftzüge „Gog“ und „Magog“. Diese waren wie in der Einleitung schon erwähnt Kreaturen, welche Menschenfresser gewesen sein sollen. Dies erkennt man auch daran, dass viele Glieder von Menschen in diesem Teil aufgemalt wurden, welche teilweise blutverschmiert sind.16 Solche Darstellungen von „Gog und Magog“ sind auf mittelalterlichen Weltkarten sehr häufig zu sehen.
Auffällig in der Karte ist auch, dass jeweils am nördlichsten, südlichsten, östlichsten, westlichen Punkt der Karte unterschiedliche Gesichter abgebildet sind.17 Diese sollten die verschiedenen Winde aus den jeweiligen Himmelsrichtungen zeigen.
Des weiteren fallen auch die vielen Seeungeheuer in den Ozeanen auf. Diese Monster spiegeln das Interesse und die Neugier an den exotischen Wundern des Verfassers wieder. Besonders auffällig sind dabei auch die Kreaturen im Indischen Ozean. Außerdem ist es sehr ungewöhnlich für mittelalterliche Karten, das Jerusalem nicht in Zentrum der Karte ist, so wie es in dieser Karte zu erkennen ist. Dazu kommt, dass das Paradies auch nicht auf der Weltkarte zu finden ist. Jedoch wäre es möglich, dass das Paradies außerhalb der Karte abgebildet ist. Auf der Genuesischen Karte könnte es ganz unten auf der linken Seite außerhalb der Karte abgebildet sein. Des weiteren gibt es insgesamt sehr wenige biblische Abbildungen, was verdeutlicht wie modern und fortschrittlich diese Karte gewesen ist.
4. Vergleich von der Karte mit den Beschreibungen
4.1. Persien
Östlich von Armenien und südlich vom Kaspischen Meer befindet sich das Persische Reich. Das Persische Reich reicht auf der Genuesischen Weltkarte vom Iran an weiter südlich bis zum Persischen Golf und bis zu der Wüste im Westen, wo Afghanistan beginnt. Dies ist erkennbar zum Beispiel durch den Schriftzug media, welches ein Teil des Hochland des Iran war.18 Insgesamt gehören zum Hochland Iran die Städte Media, Milan, Parthia, Aria, Aracosa, Gedrosia, Cormania und Persis. Auch in dem Reisebericht Marco Polos werden acht Königreiche angegeben: Casvin, Curdistan, Lor, Culistan, Isfaan, Ceragi, Sonaci und Tunocain.19 Zwar sind die Namen der Städte nicht die selben, aber auf der Karte und in dem Reisebericht werden jeweils acht Städte zum Persischen Reich zugeordnet. Südlich von Media und westlich von der Provinz Cormania liegt der Persische Golf. Dort liegen die Städte Ragan, worunter Araraghian zu verstehen ist. Dieser Ort wird auch von Marco Polo erwähnt, wurde hier jedoch irrtümlich woanders platziert. Der Grund dafür ist nicht bekannt. Weiter östlich befindet sich auf der genuesischen Landkarte die Stadt Ormus.20 Diese Stadt wird von Marco Polo Cormos oder auch Curmus genannt (heute heißt sie Hormus). Sie wird in dem Bericht als Hauptstadt der Inseln beschrieben. Des weiteren ist sie auch wie auf der Karte eine wichtige Hafenstadt.21
Insgesamt ist das Persische Reich ist mit vielen Burgen verziert, und auch in dem Reisebericht wird die Bedeutung und Schönheit und Bedeutung des Reiches immer wieder erwähnt:
[...]
1 Marco, Polo: Die Wunder der Welt. Die Reise nach China an den Hof des Kublai Khan. 8 Aufl. Berlin 2018. Seite 1.
2 Deluz, Christiane: „ Handelsreisen: Marco Polo ( 13. Jahrhundert)“, in: Portela, Feliciano Novea und F. Javier Villalba Ruiz de Toledo ( Hrsgg.): Legendäre reisen im Mittelalter, Stuttgart 2008, S. 101.
3 Marco, Polo: Die Wunder der Welt. Die Reise nach China an den Hof des Kublai Khan. 8 Aufl. Berlin 2018. Vorwort.
4 Deluz, Christiane: „ Handelsreisen: Marco Polo ( 13. Jahrhundert)“, in: Portela, Feliciano Novea und F. Javier Villalba Ruiz de Toledo ( Hrsgg.): Legendäre reisen im Mittelalter, Stuttgart 2008, S. 101.
5 Stevenson, Edward Luther: Genoese World Map, 1457. Facsimile and Critical Text Incorporating in Free Translation the Studies of Professor Theobald Fischer, Revised With the Addition of Copious Notes. New York 1912. Seite 5.
6 Whitefield, Peter: New found lands. Maps in the history of exploration. Routeledge 1998. Seite 35ff. „Marco Polo - Reiseliteratur zwischen Realität und Fiktion. Überlegungen eines Knefelkamp, Ulrich: Historikers“, in: Schröder, Hartmut und Ursula Bock (Hrsgg.) : Semiotische Weltmodelle, Bd. 8, Berlin 2010. Seite 326f.
8 Münkler, Maria: Marco Polo. Leben und Legende. München 1998. Seite 35ff
7 Knefelkamp, Ulrich: „Marco Polo - Reiseliteratur zwischen Realität und Fiktion. Überlegungen eines
9 Historikers“, in: Schröder, Hartmut und Ursula Bock (Hrsgg.) : Semiotische Weltmodelle, Bd. 8, Berlin 2010. Seite 329.
10 Marco, Polo: Die Wunder der Welt. Die Reise nach China an den Hof des Kublai Khan. 8 Aufl. Berlin 2018. Seite 1.
11 Knefelkamp, Ulrich: „Marco Polo - Reiseliteratur zwischen Realität und Fiktion. Überlegungen eines Historikers“, in: Schröder, Hartmut und Ursula Bock (Hrsgg.) : Semiotische Weltmodelle, Bd. 8, Berlin 2010. Seite 333.
12 Ebd. Seite 334f.
13 Ein Venezianischer Händler, welcher zwischen 1420- 1440 Asien bereiste.
14 Siehe Anhang Bild Nr. 1.
15 Brunnlechner, Gerda: „The so-called Genoese World Map of 1457: A Stepping Stone Towards Modern Cartography?“, in: Peregrinations. Journal of Medieval Art and Architecture, Bd 4, 1 ( 2013), Seite 56.
16 Siehe Anhang Bild Nr. 2.
17 Siehe Anhang Bild Nr. 3.
18 Siehe Anhang Bild Nr. 4.
19 Marco, Polo: Die Wunder der Welt. Die Reise nach China an den Hof des Kublai Khan. 8 Aufl. Berlin 2018. Seite 44f.
20 Siehe Anhang Bild Nr. 5.
21 Marco, Polo: Die Wunder der Welt. Die Reise nach China an den Hof des Kublai Khan. 8 Aufl. Berlin 2018. Seite 53.
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