In dieser Arbeit wird ein allgemeiner Vergleich zu der Umbenennungskampagne der Straßennamen während des Nationalsozialismus in Deutschland aufgezeigt, jedoch liegt der Fokus hauptsächlich auf Freiburg. Die zentralen Untersuchungen in dieser Arbeit beschäftigen sich damit, welche Straßennamen in Freiburg zwischen 1933 und 1945 umbenannt oder neu benannt wurden. Vor allem aber sollen Kriterien und Vorgehensweisen aufgezeigt werden, nach denen sich die Naziführung bei der Benennung von Straßennamen orientierte. Dabei sollen auch die Vorgänge und Entscheidungen der Stadtführung, welche das Thema der Straßennamen in dieser Zeit entscheidend mitgeprägt haben, systematisch dargestellt und näher betrachtet werden. Um die Unterschiede in politischen Systemen bei der Vergabe von Straßenbezeichnungen darstellen zu können, werden Vergleiche zwischen der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit in Freiburg gezogen.
Des Weiteren setzt sich diese Arbeit mit der Aufarbeitung des nationalsozialistischen Erbes anhand von Straßennamen mit nationalsozialistischem Hintergrund in Freiburg auseinander. Wie bereits erwähnt wurde, bemühte sich die neue Stadtführung nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, alle Straßennamen mit dem Bezug zum Nationalsozialismus in Freiburg zu entfernen. Dies ist in Freiburg offensichtlich nicht gelungen, denn weit mehr als dreißig Straßennamen aus der Zeit des Nationalsozialismus existieren in Freiburg bis heute noch. Dass dieses Thema in Freiburg bis heute noch aktuell ist und auch oft für politische Debatten sorgt, soll am Beispiel des "Heldenviertels" aufgezeigt werden. Abschließend beschäftigt sich diese Arbeit damit, wie das Thema der Straßennamen in den geschichtlichen Schulunterricht integriert werden kann. Anhand von Beispielen und Vorschlägen für den Unterricht soll gezeigt werden, dass die Thematik der Straßennamen sich besonders für den Einsatz im Geschichtsunterricht, aber auch fächerübergreifend eignet.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Einleitung
2 Hauptteil
2.1 Zur Bedeutung der StraBennamen im historischen Kontext
2.2 StraBennamen als verstecktes Politikum
3 StraBennamen wahrend der Weimarer Republik in Freiburg
3.1 Die kommunale Verwaltung in Freiburg bis 1933
3.2 Benennung und Umbenennung der StraBennamen aus politischen Grunden zwischen 1922 und 1927
4 Politischer Exkurs
4.1 Der Aufstieg der NSDAP in Freiburg
4.2 Die Machtergreifung der Nationalsozialisten und ihre Auswirkung in Freiburg
4.3 Die Stadtfuhrung in Freiburg unter dem Nationalsozialismus
5 StraBennamen wahrend der Zeit des Nationalsozialismus in Freiburg
5.1 Umbenennungen der StraBennamen aus dem Jahr 1933
5.2 Umbenennungen der StraBennamen aus dem Jahr 1934
5.3 Umbenennungen der StraBennamen aus dem Jahr 1935
5.4 Umbenennungen der StraBennamen aus dem Jahr 1936
5.5 Zusammenfassung
6 Neubenennungen der Straftennamen in Freiburg wahrend der NS-Zeit
6.1 Das „Musikerviertel“
6.2 Freiburg-Mooswald
6.3 Das „Heldenviertel“
6.4 Zusammenfassung
7 Entnazifizierung und Entmilitarisierung der Straftennamen in Deutschland
7.1 Umgang mit nationalistischen Straftennamen in Freiburg ab 1945
7.2 Aufarbeitung der NS-Vergangenheit am Beispiel Heldenviertel
8 Straftennamen im Geschichtsunterricht
9 Resumee
10 Anhang
10.1 Literaturverzeichnis
10.2 Literaturverzeichnis Stadtarchiv
10.3 Literaturverzeichnis Zeitungsartikel
10.4 Literaturverzeichnis Internetquellen
11 Abbildungsverzeichnis
Vorwort
Bedanken mochte ich mich bei den Mitarbeiten des Stadtarchivs Freiburg. In zahlreichen Stunden standen sie mir, mit Rat und Tat, zur Seite und unterstutzten mich bei den Recherchen im Stadtarchiv.
Alle Straftennamen die in Anfuhrungszeichen, Kursiv und in der alten Rechtschreibung in dieser Arbeit vorkommen weisen darauf hin, dass diese Straftennamen in Freiburg nicht mehr existieren.
1 Einleitung
In den Namen von Straften und Platzen spiegelt sich die Geschichte einer Stadt wider. In Straftennamen finden sich bedeutende Personlichkeiten, welche die Geschichte der Stadt gepragt haben. Aber auch alte Flurbezeichnungen, die mit der Zeit aus dem Bewusstsein verschwunden waren, werden in Straftennamen wach gehalten. Die Wahl eines Namens fur eine Strafte sollte mehr sein als eine zukunftige Adresse. Der Straftenname pragt auch den Charakter einer 1 Strafte und ist ein Stuck Identifikation mit dem Namensgeber.1
In Freiburg entscheidet seit langem der Gemeinderat uber Straftenbenennungen. Der Maftstab, nach welchem die Straften ihren Namen bekommen, hat sich im Lauf der Zeit immer wieder verandert. Heute hat jeder die Moglichkeit, formlos beim Stadtarchiv einen Namensvorschlag einzureichen. Jedoch sollte die vorgeschlagene Person z. B. einen Bezug zu Freiburg haben, sie sollte staatlicher Verfolgung zum Opfer gefallen sein und die vorgeschlagene Person sollte vorzugsweise weiblichen Geschlechts sein. Denn nur zwanzig Prozent aller Straften in Freiburg tragen den Namen einer Frau. Ohne die neuen Stadtteile Rieselfeld und Vauban waren es sogar nur drei Prozent.
Die Namensgebung im Mittelalter und in fruher Neuzeit folgte anderen Kriterien. Bereits im Mittelalter existierten Straftennamen in der Stadt, die sich uberwiegend auf die Topographie, bezogen. Namen wie Gerberau, Fischerau, Holzmarkt und die Salzstrafte, die bis heute in Freiburg existieren, erinnern uns daran.
In spateren Jahrhunderten wurden in Deutschland Straften nach Personen benannt, vorzugsweise nach Monarchen, welche die Deutsche Geschichte gepragt haben. Mit zunehmender Zeit spiegelte sich aber auch die Stadtgeschichte in den Straftennamen wider.
Bei der Vergabe von Straftennamen in der Weimarer Republik spielte der politische Hintergrund zum ersten Mal eine tragende Rolle. Straftennamen wurden nach Personen aus dem politischen Leben benannt. Hindenburgstrafte und der Friedrich-Ebert-Platz, die bis heute in Freiburg erhalten sind, zeigen aber auch die innere politische Zerrissenheit der jungen Republik.
Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 veranderten sich schlagartig sowohl die Motive als auch die Kriterien bei der Vergabe von Straftennamen. Es kam zu groften Umbenennungskampagnen im Bereich der Straftennamen in Deutschland. Als erstes ging man dabei uber, alle Straftennamen mit einem Bezug zur Weimarer Republik zu beseitigen. Im Laufe des Regimes wurden dann zu propagandistischen Zwecken die meisten Straften nach nationalistischen Martyrern, Politikern und Wegbereitern umbenannt. Bis auf die Kommunalebene war die Vergabe von Straftennamen gleichgeschaltet gewesen. Selbst in den kleinsten Ortschaften konnte man in den Adressbuchern eine Adolf-Hitler-Strafte finden. Auch in Freiburg wurden etliche Straften umbenannt. Nach dem der Machtwechsel im Rathaus vollzogen war, widmete sich der neue Burgermeister Franz Kerber auch Neu- und Umbenennungen der Straftennamen in Freiburg. Die meisten neuen Straftennamen, die in Freiburg wahrend des Naziregimes vergeben wurden, waren von einer Naziideologie gepragt. Zwar wurden nach dem zweiten Weltkrieg die meisten Straften von der franzosischen Militarregierung umbenannt, jedoch findet man bis heute in zahlreichen Vierteln und Stadtteilen Straftennamen, die aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen. Das heutige Heldenviertel in der Unterwiehre mit seinen Straftennamen aus dem Jahr 1934 ist wohl bis heute einer der politisch umstrittensten Stadtteile Freiburgs.
Zwar setzt sich der Stadthistoriker Peter Kalchthaler in seinen zwei Banden „Freiburger Wege“2 mit den Freiburger Straftennamen auseinander und versucht diese in den historischen Kontext der Stadt Freiburg einzuordnen, vor allem aber beschaftigt er sich mit der Darstellung von Personen, nach denen die Straften benannt wurden. Die Vergabe der Straftennamen in Freiburg unter dem Nationalsozialismus wird in seinen Banden kaum erwahnt. In den
Veroffentlichungen des Stadtarchivs Freiburg „Stadt und Geschichte“3, finden sich zahlreiche Ausgaben, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus in Freiburg beschaftigen. Jedoch wird auch hier das Thema der Straftennamen unter dem Nationalsozialismus vernachlassigt. Genau diese Lucke versucht die hier vorliegende wissenschaftliche Arbeit zu schlieften.
Es wird ein allgemeiner Vergleich zu der Umbenennungskampagne der Straftennamen wahrend des Nationalsozialismus in Deutschland aufgezeigt, jedoch liegt der Fokus hauptsachlich dabei auf Freiburg. Die zentralen Untersuchungen in dieser Arbeit beschaftigen sich damit, welche Straftennamen in Freiburg zwischen 1933 und 1945 umbenannt oder neu benannt wurden. Vor allem aber sollen Kriterien und Vorgehensweisen aufgezeigt werden, nach denen sich die Nazifuhrung bei der Benennung von Straftennamen orientierte. Dabei sollen auch die Vorgange und Entscheidungen der Stadtfuhrung, welche das Thema der Straftennamen in dieser Zeit entscheidend mitgepragt haben, systematisch dargestellt und naher betrachtet werden. Um die Unterschiede, in politischen Systemen darstellen zu konnen, bei der Vergabe von Straftenbezeichnungen werden Vergleiche zwischen der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit in Freiburg gezogen.
Des Weiteren setzt sich diese Arbeit mit der Aufarbeitung des nationalsozialistischen Erbe, anhand von Straftenamen mit nationalsozialistischem Hintergrund in Freiburg, auseinander. Wie bereites erwahnt wurde, bemuhte sich die neue Stadtfuhrung nach dem Ende des zweiten Weltkrieges alle Straftennamen mit dem Bezug zum Nationalsozialismus in Freiburg zu entfernen. Dies ist in Freiburg offensichtlich nicht gelungen, denn weit mehr als uber dreiftig Straftennamen aus der Zeit des Nationalsozialismus existieren in Freiburg bis heute noch. Dass dieses Thema in Freiburg bis heute noch aktuell ist und auch ofters fur politische Debatten sorgt, soll am Beispiel des „Heldenviertels“ aufgezeigt werden.
Abschlieftend beschaftigt sich diese Arbeit damit, wie das Thema der Straftennamen in den geschichtlichen Schulunterricht integriert werden kann. Anhand von Beispielen und Vorschlagen fur den Unterricht soll gezeigt werden, dass die Thematik der Straftennamen sich besonders fur den Einsatz im Geschichtsunterricht aber auch Facherubergreifend eignet.
2 Hauptteil
2.1 Zur Bedeutung der Straftennamen im historischen Kontext
Die Zahl der Straftennamen wird in Deutschland auf 1,3 Millionen4 geschatzt. Freiburg, eine mittelgrofte deutsche Stadt, hat an die 12005 Straften. Ein Drittel6 aller Straftennamen in Deutschland ist nach Personen benannt. Der Rest bezieht sich auf Flurnamen, topographische Bezeichnungen und Ortsbezeichnungen. Die Thematik der Straftennamen ist in der historischen Forschung selten ein Gegenstand systematischer geschichtswissenschaftlicher Untersuchungen gewesen. Vor allem finden sich in anderen Bereichen Interpretations- und Definitionsansatze. Die Rechtswissenschaften definieren die Straftennamen nach ihrer Ordnungs- und Orientierungsfunktion.7 Der Straftenname soll helfen, einen Bestimmungsort in einem besiedelten Gebiet zu bezeichnen und zu finden. Die Sprachwissenschaftler untersuchen im Bereich der Onomastik (Namenforschung) die Namen der Straften. Hier gehoren die Straftennamen dem Bereich der Mikrotoponymie8 an. Diese beschaftigt sich mit der Bezeichnung von Kleinobjektnamen. In den Sprachwissenschaften hat sich der Terminus „Hodonyme“9 (griechisch hodos, Weg) als Bezeichnung fur Straftennamen etabliert.
Wie setzten sich die Historiker geschichtlich mit den Straftennamen auseinander? Zwar finden sich Einzeluntersuchungen, die sich jedoch im Einzelnen auf eine bestimmte Stadt beziehen. Einen kulturgeschichtlichen Ansatz zu Straftennamen findet sich in Geschichtswissenschaften nicht. Schon die historische Klassifizierung der Straftennamen gestaltet sich schwierig. Straftennamen werden weder als Denkmaler, Uberreste, noch als geschichtliche Quellen angesehen. Trotzdem gehoren Straftennamen zur Gedachtniskultur. Eine Nation ist im Besitzt eines kollektiven Bewusstseins. Zu nennen waren hier nationale Feiertage, Riten, Symbole und vieles mehr. Unweigerlich gehort die Thematik der Straftennamen zu der Erinnerungssymbolik. Daher sollten die Straftennamen als kulturelles Gedachtnis10 einer Gesellschaft begriffen werden. Genau an dieser Stelle findet eine Abgrenzung zu anderen Wissenschaften statt und gleichzeitig ein Bezug zur Geschichtswissenschaft, der fur denn Historiker von Bedeutung ist. Straftennamen fordern uns zum Gedenken auf und bilden dadurch automatisch eine Topographie des Gedachtnisses ab. Durch den alltaglichen Gebrauch sind die Straftennamen, ahnlich wie Briefmarken und Munzen, fest in der Erinnerungskultur verankert. Kaum jemand misst jedoch den Straftennamen eine groftere Bedeutung zu. Dadurch konnen sich diese in unser Bewusstsein einschleichen. Dies wird erst wahrgenommen, nachdem sich dieser Prozess schon festgesetzt hat. Wenn der Name einer Strafte wechseln soll, die wir alltaglich nutzten, erscheint uns dies befremdlich11. Dieser Zustand deutet daraufhin, dass die Straftennamen es geschafft haben, ein Teil unseres Alltags- und Kulturgedachtnisses zu werden. Bis jetzt jedoch sind die Straftennamen fur die historische Erinnerungskultur irrelevant. Dies liegt meistens an dem falschen methodischen Vorgehen bei der Auseinandersetzung mit der Thematik der Straftennamen. In den meisten Fallen werden alphabetische Auflistungen vorgenommen, unter anderem werden noch die Namensgeber erlautert. Jedoch fehlt eine systematische Analyse, die historisch darstellen sollte, aus welchen Grunden und nach welchen Kriterien eine Strafte ihren Namen erhalten hatte. Es lasst sich feststellen, dass verschiedene Zeiten auch verschiedene Vorlieben bei der Vergabe von Straftennamen hatten. Diese ziehen sich wie Schichten12 durch die Zeit und spiegeln auch eine Gesellschaft wieder dar. Die Aufgabe eines Historikers, der sich detailliert mit der Thematik der Straftennamen auseinandersetzt, sollte das systematische losen einzelner Schichten sein. Nur so konnte man es schaffen erinnerungskulturellen Deutungsmustern auf die Spur zu kommen.
2.2 StraBennamen als verstecktes Politikum
Die ersten Uberlieferungen von Straftennamen stammen aus dem 12. Jahrhundert und hangen unmittelbar mit der Grundung von Stadten im Spatmittelalter zusammen. Pestwellen, die uber Europa hereinbrachen und die Bevolkerung in den neu gegrundeten Stadten dahinrafften, fuhrten zu einem Uberangebot der landwirtschaftlichen Produkte und einem groften Mangel an Arbeitskraften in den Stadten. Eine regelrechte Landflucht war die Folge. Auch folgten immer mehr Menschen dem Slogan „Stadtluft macht frei“. Leibeigene, die sich ein Jahr und einen Tag in einer Stadt aufhielten, wurden von ihren Diensten gegenuber ihren Dienstherren befreit. Die Bevolkerungszahlen nahmen in den Stadten drastisch zu. Neue Hauser, Kanalisation, Wasserversorgung und auch neue Straften mussten gebaut werden. Um sich in einer immer grofter werdenden Stadt orientieren zu konnen, fingen die Menschen an, den Gassen in ihrer Stadt Namen zu geben. Der Begriff „Strafte“ tauchte erst spater im 18. Jahrhundert auf. Bei der Vergabe von Straftennamen im Mittelalter war die mittelalterliche Lebenswelt anhand der Topographie und 13 der Infrastruktur semantisch13 abgebildet. Die Menschen orientierten sich dabei an Handwerkszunften (Gerbergasse, Schustergasse), Bevolkerungsgruppen, (Judengasse, Hugenottengasse), Gebauden (Klostergasse) oder der jeweiligen Funktion (Wassergasse) der damaligen Strafte. Es ist nachgewiesen worden, dass die Straftennamen im Spatmittelalter eine reine identifizierende, 14 spezifizierende und differenzierende Funktion14 hatten.
Das symbolische Potenzial eines Straftennamens fing man erst nach der Franzosischen Revolution an zu nutzen. Als die franzosischen Revolutionare im 1 s Jahr 1793 den „ Place Louis XV “ in „ Place de la Revolution “ umbenannten,15 enthaupteten sie auch symbolisch die Monarchie. Die Franzosische Revolution diente im 19. und 20. Jahrhundert anderen europaischen Staaten als Vorbild fur die Politisierung des Namenschatzes. Die volkstumlichen Straftennamen, die der Orientierung dienten, wurden durch moderne Straftennamen ersetzt. Die neuen Straftennamen im 19. und 20. Jahrhundert symbolisierten die Bewahrung und die Erinnerung geschichtlich kultureller Ereignisse. Mit der Entstehung zentralistischer Staaten trat diese Funktion dann an die erste Stelle. Dem nationalen Interesse und Zweck wurden die lokalen Bedurfnisse untergeordnet.16 Die mittelalterliche Orientierungsfunktion der Straftennamen war durch die neue Erinnerungsfunktion17 abgelost worden.
Als erster verstand es Napoleon,18 die politische, aber auch die propagandistische Symbolik der Straftennamen fur die Verbreitung seiner Ideologie zu nutzten. In den besetzten Gebieten vollzog er nicht nur die Einfuhrung seines burgerlichen Gesetzbuchs, sondern auch die Umbenennung der Straftennamen. Im Jahr 1812 hatte der letzte Rektor von Koln, der von den Franzosen eingesetzt wurde, die Aufgabe, franzosische Straftennamen einzufuhren. Die neuen Straftennamen wie „ Place de la Liberte “, „ Place de la Republique “ waren Programm. Naturlich wurde auch der Kaiser selber mit einem Straftenschild gewurdigt. Die Besatzer erhofften sich durch diese Maftnahme bei der Bevolkerung die Verbreitung ihrer Ideologien, aber auch eine neue Geschichtsschreibung. Poppinghege19 behauptet, dass Staaten mit einer starken Ideologie oder mit einer polarisierenden Vergangenheit uber eine hohe Anzahl von symbolischen Straftennamen verfugen. Schaut man sich die Namenslandschaft der Straften in Deutschland an, so kann angenommen werden, dass Deutschland zu den Staaten dazu gezahlt werden kann, welche die Straftennamen fur politisch-historische Zwecke benutzen oder benutzt haben. Diese These wird auch durch die Top 50 der Straftennamen in Deutschland unterstutzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Top 50 des Strafiennamens Kanons der deutschen Strafiennamen aus dem Jahr 2006.
In den meisten deutschen Stadten finden sich genau die hier aufgezahlten Straftennamen. Unter den ersten zehn Namen befinden sich grofte deutsche Denker, Dichter und Komponisten. Goethe, Schiller, Lessing usw. sind schon im 19. Jahrhundert auf den Straftenschildern in uberwiegend innerstadtischen 20 groftburgerlichen20 Wohnvierteln verewigt. Durch die Vergabe der Straftennamen nach Dichtern, Schriftstellern, Komponisten und Philosophen wurde auch gleichzeitig der gesellschaftliche Status untermauert. Doch befand sich auch hier eine politische Botschaft des Burgertums. Gerade der Bildungsbegriff galt im 19. Jahrhundert als Instrument der nationalen Selbstfindung.21
Selbst die Weimarer Republik zollte den nationalen Bildungshelden Respekt, indem sie 1926 eine Briefmarkenserie herausbrachte. Auch im Dritten Reich wurden die Werke jener Dichter und Denker geehrt und auch bei der Benennung von Straftennamen berucksichtigt. Das 1934 in Freiburg entstandene „ Musikerviertel “ mit den Namen von deutschen Komponisten und Dichtern verfolgte auch dabei eine nationalistische Aussage. Dichter wie Uhland, Lons und Eichendorff, die in der Tabelle aufgelistet sind, fugen sich nahtlos in die deutschnationale Stimmung am Anfang des 20. Jahrhunderts ein. Ab 1945 nimmt der Trend ab, Straften nach politisch motivierten Personen in der BRD zu benennen. Das Regime der DDR nutzte weiterhin die politische Symbolik der Straftennamen. Leninstrafte, Karl-Marx-Platz, usw. verbreiteten die politische Ideologie der DDR. Gerade Diktaturen neigen leicht dazu, sich uber politische Symbolik zu legitimieren. In den letzten Jahren ist wieder eine Zunahme von Straftennamen festzustellen, die eine politische Botschaft haben. So finden sich die Geschwister Scholl, auch zu Recht, auf dem Platz 25 der Liste, gefolgt vom Altbundeskanzler Konrad Adenauer. Auch Thomas Mann, der sich nicht nur durch seine literarischen Werke auszeichnete, sondern auch durch seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus, findet sich immer mehr auf den Straftenschildern in Deutschland. Schaut man sich die Vergabe der Straftennamen seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland an, lasst sich feststellen, dass die Straftennamen mit einem politischen Motiv fest zur geschichtlichen Kultur Deutschlands gehoren. Zwar lassen sich aus den Straftennamen geschichtliche Ereignisse und geographische Gegebenheiten eines Ortes ableiten, doch haben die Straftennamen noch eine andere Brisanz. Sie transportieren bis heute einen ideologischen Inhalt von politisch-nationaler Bedeutung. Obwohl es Versuche gab, die Straftennamenbenennung ab 1945 in Deutschland einheitlich zu regeln und Straftennamen mit politischer Konnotation aus dem Alltag zu verbannen, gelang dies anscheinend nicht. Seit der Wiedervereinigung erfreuen sich die Straftennamen mit einem politischen Motiv einem Comeback in allen grofteren deutschen Stadten. Es ist auch anzunehmen, dass sich dieser Trend in der Zukunft festigen und fortsetzten wird.
3 Straftennamen wahrend der Weimarer Republik in Freiburg
In der Zeit der Weimarer Republik wurden Straftennamen uberwiegend nach aktuellen politischen Ereignissen oder fuhrenden politischen Personlichkeiten benannt. Die politische Zerrissenheit in der Zeit der jungen Republik spiegelt sich in der Vergabe der Straftennamen in ganz Deutschland wider. Rechte Gruppierungen forderten die Schlageterstrafte, wahrend die Linken durch Benennungen von Walther-Rathenau-Platzen den ermordeten Reichsauftenminister ehrten. Selbst in Freiburg zeigten sich bei der Vergabe von Straftennamen Kampfe zwischen Rechts und Links und die Zeiten des heranruckenden Nationalsozialismus deuteten sich an. Jedoch konnten sowohl in Freiburg als auch in anderen deutschen Stadten die Stadtrate selbstandig und demokratisch entscheiden, welche Strafte in ihrer Stadt in der Zukunft einen Namen tragen wurde. Eine einheitliche Benennung der Straftennamen, die von einer hoheren Instanz gleichgeschaltet war, gab es in Deutschland zur Zeit der Weimarer Republik nicht.
Anhand von konkreten Beispielen bei der Vergabe von Straftennamen wahrend der Weimarer Zeit in Freiburg soll in den nachsten Kapiteln dargestellt werden, wie die Stadtfuhrung in Freiburg bis 1933 mit dem sensiblen Thema der Straftenbenennung umgegangen ist. Die Vergabe der Straftennamen weckte auch das Interesse lokaler Medien. Durch Zitate aus Artikeln der Zeitungen: der „ Freiburger Zeitung “, der „ Freiburger Tagespost “ und der „ Volkswacht“ soll dargestellt werden, wie sich die Medien an den Diskussionen bei der Vergabe von Straftennamen in Freiburg beteiligten. Aber auch die politische Orientierung der Freiburger Bevolkerung zum selbigen Thema soll zwischen den Jahren 1920 und 1930 untersucht und analysiert werden.
3.1 Die kommunale Verwaltung in Freiburg bis 1933
Die Arbeit der Stadtfuhrung in Freiburg richtete sich bis 1933 an die demokratisch gepragte Badische Gemeindeordnung von 1921. Laut dieser stand an der Spitze der Freiburger Stadtverwaltung ein Oberburgermeister. Der von den wahlberechtigten Burgern gewahlte Burgerausschuss wahlte den Oberburgermeister, der die nachsten neun Jahre in seinem Amt bleiben sollte. Dr. Karl Bender vom Zentrum bekleidete das Amt des Oberburgermeisters in Freiburg von 1922 bis 1933. Die Aufgaben der Stadtverwaltung weiteten sich in der Nachkriegszeit erheblich aus. Um den Oberburgermeister zu entlasten, wurden ihm drei stellvertretende Burgermeister zur Seite gestellt. Diese wurden auch vom Burgerausschuss gewahlt. Die Amtsdauer betrug ebenfalls neun Jahre. Oskar Riedel von der Deutschnationalen Volkspartei, Josef Holzl von der SPD und der parteilose Dr. Carl Hofner unterstutzten Oberburgermeister Bender bei seiner Arbeit. Der engere Stadtrat setzte sich aus achtzehn Mitgliedern zusammen, die ebenfalls vom Burgerausschuss auf vier Jahre gewahlt wurden. Nach der Gemeindeordnung war die Stadt Freiburg berechtigt, ihre Angelegenheiten unter Aufsicht des Staates selbst zu regeln. Bei Entscheidungen in Bereichen der Haushaltfragen, Satzungsanderungen, Grundstucks- und Bauwesen, Preisgestaltung bei Gas-, Elektrizitat- und Wasserversorgung sowie Nahverkehr waren Gemeindebeschlusse notwendig. Diese wurden gemeinsam vom Stadtrat und vom Burgerausschuss verabschiedet. Der Oberburgermeister bildete in beiden Gremien den Vorsitz.22 Bei der Straftenbenennung wurde jedoch anders verfahren. Bis 1933 war dieser Bereich eine gemeinsame Sache von Stadtrat, Stadtverwaltung und Polizeiprasidium. In den meisten Fallen kamen die Vorschlage fur einen neuen Straftennamen in Freiburg aus dem Tiefbauamt. Konnte sich der Stadtrat auf den vorgeschlagenen Namen einigen, so wurde der Beschluss dem Burgermeister mitgeteilt, der diesen dann dem Polizeiprasidenten weiter leitete. Der Polizeiprasident ist fur die Durchfuhrung der notwendigen Benennungsprozeduren zustandig gewesen.
Am 1.04.1935 trat die Deutsche Gemeindeordnung23 in Kraft. Damit war die Badische Gemeindeordnung ganzlich abgelost worden. Jedoch wurde sie bereits seit 1933 durch die Nationalsozialisten durch Verfugungen, Erlasse und Verordnungen sukzessive aufter Kraft gesetzt.
3.2 Benennung und Umbenennung der StraBennamen aus politischen Grunden zwischen 1922 und 1927
Der Stadtrat in Freiburg bemuhte sich wahrend der Weimarer Republik, die Wahl der Straftennamen so weit wie moglich politisch neutral zu gestalten. So wurden in dem damals neu erbauten Industriegebiet am Anfang der 20er Jahre Straftennamen planmaftig nach Personen vergeben, die sich durch grofte Dienste im Bereich der Naturwissenschaften erworben hatten.24 Siemens, Engesser, Liebig und Humboldt existieren bis heute noch als Namensgeber der Straften im Industriegebiet Nord in Freiburg. Doch die aktuellen politischen Geschehnisse, aber auch fuhrende politische Personlichkeiten dieser Zeit beeinflussten entscheidend die Kriterien bei der Vergabe der Straftennamen. Zwar kamen die meisten Vorschlage fur Straftennamen aus dem Tiefbauamt Freiburg, doch konnten auch politische Gruppierungen, Parteien, Vereine usw. einen Antrag mit einem Namensvorschlag fur eine Umbenennung des aktuellen Straftennamens, bei der Stadtverwaltung einreichen. Bald sah sich der Stadtrat mit Vorschlagen fur Straftennamen konfrontiert, die einen politischen Bezug hatten. An drei konkreten Beispielen, die fur die groftten offentlichen Diskussionen gesorgt haben, soll in diesem Kapitel aufgezeigt werden, welchem politischen, aber auch offentlichen Druck der Freiburger Stadtrat bei der Wahl von Straftennamen mit politischem Bezug ausgesetzt war.
1922 stellte die Sozialdemokratische Burgerausschussfraktion Freiburg den Antrag an den Stadtrat, folgende Straftennamen zu andern: Kaiserstrafte, Hohenzollernstrafte und den Hohenzollernplatz. Laut der Burgerausschussfraktion wurden die aktuellen Straftennamen die vergangene Zeit der Monarchie in Deutschland reprasentieren.25 Im Gegenzug sollten die Straften folgende Namen erhalten: Republikstrafte, Friedensstrafte und Rathenauplatz. Um dem Antrag Gewicht zur verleihen, wurde dieser in der Linken Zeitung „ Volkswacht “ abgedruckt. Im selben Artikel wurde auch der politische Standpunkt des Stadtrates hinterfragt. „ Hoffentlich ist der Freiburger Stadtrat demokratisch und republikanisch genug gesinnt, um die gewunschten Anderungen der Straftennamen zu beschlieften." 26 Drei Tage spater erschien in der „Freiburger Tagespost“ ein Artikel, der sich gegen die Anderung der Straftennamen aussprach. “Wie viele hunderttausende Mark mussten insgesamt hochst unnutzerweise aufgebracht werden, wenn man dem Antrag einiger Fanatiker Folge geben wurde? “27 Bevor der Stadtrat eine Entscheidung treffen konnte, war er durch die Medien bereits unter Druck geraten. Durch klare Aufterungen in den Artikel positionierten auch die Zeitungen ihre politische Orientierung und die Zugehorigkeit. Selbst die Freiburger Burger beteiligten sich aktiv an der Debatte, um neue Straftennamen. Die Einzelhandler, die in der Kaiserstrafte ihre Geschafte hatten, wehrten sich vehement gegen eine Umbenennung der Kaiserstrafte. Sie schlossen sich zusammen und reichten dem Stadtrat ein Protestschreiben ein, indem sie aus wirtschaftlichen Grunden eine Umbenennung ablehnten.28 Letztendlich wurde der Antrag der Burgerausschussfraktion vom Stadtrat abgelehnt. Als Kompromiss sollte ein neu entstandener Platz in der Stadt den Namen „ Republik-Platz “ erhalten. Diese Entscheidung wurde weder offentlich in den Zeitungen noch von den Burgern der Stadt diskutiert. Es ist anzunehmen, dass eine breite Mehrheit der Freiburger mit der Entscheidung, keine Straftennamen umzubenennen, zufrieden gewesen war.
Nach dem Tod des Reichsprasidenten Friedrich Ebert wurden in Deutschland zu seinen Ehren in zahlreichen Stadten Straften und Platze nach ihm benannt. In den Unterlagen des Stadtarchivs findet sich ein Zeitungsartikel der „ Volksfront “ aus Karlsruhe, der sich mit der Umbenennung einer Strafte zu ehren Friedrich Eberts in Karlsruhe beschaftigte. Es ist anzunehmen, dass die Stadtfuhrung in Freiburg wahrscheinlich dem Beispiel der badischen Hauptstadt folgte. Denn zwei Tage nach dem Erscheinen des Artikels in Karlsruhe beschloss der Stadtrat in Freiburg, den Holzmarkt in den Friedrich-Ebert-Platz umzubenennen.29 30 Vor der Bekanntmachung kritisierte die „ Freiburger Zeitung “ in einem Artikel die Entscheidung des Stadtrates. „Wir konnen die Richtigkeit der Nachricht aber kaum bezweifeln und mussen nur bedauern, dass Freiburg, wenn es schon einen Platz oder eine Strafte nach Ebert nennen wollte, sich nicht nach dem Vorbild zahlreicher anderer Stadte gerichtet hat, die neue Straften mit diesem Namen versehen, sondern dass es einen nahezu 50 Jahre alten Namen, der Einheimischen und Fremden wohl vertraut war, nun geopfert 30 hat. Zwar gab es keine offentliche negative Reaktion aus der Freiburger Bevolkerung, doch es ist zu vermuten, dass die Mehrheit dem Friedrich-Ebert- Platz nicht freundlich gesonnen war. Monate spater erschienen in der „ Volkswacht “ zwei Artikel, die diese These unterstutzen. Berichten zu folge wurden die Anwohner vom Friedrich-Ebert-Platz in Stadtteile oder Straften mit monarchischen Namen wegziehen. „ Wenn die Wohnungsnot nicht ware, 31 wurden wir eine Massenflucht vom Friedrich Ebert-Platz erleben.“31 Da sich hier auch eine Straftenbahnhaltestelle befand sollen auch beim Ausrufen Beleidigungen gegen den verstorbenen Reichsprasidenten gefallen sein.
„ Die Straftenbahnschaffner, die den Friedrich Ebert-Platz ausrufen, konnen ein Lied von der Verbissenheit und Gehassigkeit gewisser deutschnationaler und volkischer Damen und Herren singen, [...].“32 Sicherlich wurden die Artikel fur propagandistische Zwecke der Linken genutzt, trotzdem kann eine fehlende Unterstutzung der Bevolkerung fur den Friedrich-Ebert-Platz festgestellt werden. Nach der Machtergreifung im Jahr 1933 wurde der Friedrich-Ebert- Platz in den „ Hindenburgplatz “ umbenannt. Heute befindet sich der Friedrich- Ebert-Platz an der Stelle des „ Hohenzollernplatzes “.
Die groftte Debatte in Freiburg wahrend der Weimarer Zeit loste wohl die Diskussion um die Benennung der Hindenburgstrafte aus. Am 3.05.1927 stellte der Alldeutsche Verband Freiburg, den Antrag an den Stadtrat in Freiburg eine Strafte oder einen Platz nach dem aktuellen Reichsprasidenten Hindenburg zu benennen. Als Begrundung des Antrages wurde vor allem auf die militarischen Verdienste Hindenburgs wahrend de Ersten Weltkrieges verwiesen.
„ Ist doch er es gewesen, der gemeinsam mit Ludendorff und dem 33 unvergleichlichen Heere, das Deutsche Land und Volk befreite [...].“33
Des Weiteren konnte sich Hindenburg, Oberhaupt des Reiches, durch friedliches und versohnliches Wirken der Wertschatzung und der Liebe des deutschen Volkes sicher sein. Verwiesen wurde hier auf Stadte in Deutschland, unter anderem Berlin, in denen bereits Straften und Platze nach dem Reichsprasidenten Hindenburg benannt wurden.34 Der Antrag selber wurde in der „ Freiburger Zeitung “ drei Tage spater veroffentlich und bald wurde die Vergabe der Hindenburgstrafte in Freiburg auch offentlich diskutiert. Zwar wurde der Antrag von der Stadtfuhrung nicht abgelehnt, jedoch lasst sich aus den Unterlagen des Stadtarchivs erkennen, dass der Stadtrat sich nicht schnell in der Frage der Hindenburgstrafte entscheiden konnte. Um das Thema wieder ins Gesprach zu bringen, stellten drei Monate spater Ortsverbande aus Freiburg einen erneuten Antrag, zu Hindenburgs 80. Geburtstag eine Strafte nach dem 35 Reichsprasidenten zu benennen.35 Daraufhin schlug der Stadtrat vor, eine der Waldstraften am Schlossberg mit der Richtung zum Kanonenplatz den Namen Hindenburgstrafte zu geben. Dieser Vorschlag geriet zunehmend offentlich in die Kritik und er wurde dadurch auch rasch verworfen. Entscheidend war ein Vorschlag des Tiefbauamtes. Dieser schlug vor, die damalige Geleitstrafte umzubenennen. Begrundet wurde der Vorschlag damit, dass diese Strafte in der Zukunft eine der wichtigsten Verkehrsstraften der Stadt werden wurde. Uber diese sollte der Verkehr zum Stadion der Universitat und den anliegenden Sportplatzen geleitet werden. Vor allem sollte aber die Jugend, die sich auf dem Weg zu ihren Sportplatzen befindet, an den Reichsprasidenten erinnert werden.36 Als die Entscheidung offentlich bekannt wurde, kam es zu groften Emporungen in der Freiburger Bevolkerung. Es hagelte Protestschreiben bei der Stadtverwaltung. Auch beteiligte sich die Presse an dieser Diskussion, jedoch sehr einseitig. Der Stadtrat wurde in der „ Freiburger Zeitung “ und „ Breisgauer Zeitung “ kritisiert. „ In vielen uns zugegangenen Einsendungen, darunter einigen, die im Auftrage von Tausenden von Freiburger Burgern deren Stellungsnahme bekunden, kommt zum Ausdruck, dass der Beschluss des Stadtrates, die Geleitstra&e zu Ehren unseren Reichsprasidenten in Hindenburg-Strake umzutaufen, kein glucklicher war. Man warf den Stadtraten vor, den Reichsprasidenten mit dieser Entscheidung entehrt zu haben. Der Stadtrat selber beteiligte sich an keiner Diskussion und nahm auch offentlich keine Stellung zu seiner Entscheidung. Trotz grofter Kritik wurde die Hindenburgstrafte punktlich zum 80. Geburtstag des Reichsprasidenten eingeweiht. Sechs Jahre spater bekamen die Freiburger den „ Hindenburgplatz “ auf dem heutigen Holzmarkt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Hindenburgstrafte an ihrer alten Stelle wieder installiert und dort existiert sie bis heute.
Die drei ausfuhrlich genannten Beispiele der Benennung der Straftennamen mit politischem Bezug zur Zeit der Weimarer Republik in Freiburg zeigen deutlich die politische Auseinadersetzung der verschiedenen politischen Gruppierungen. Trotz der schwierigen politischen Situation sowohl in der Offentlichkeit als auch innerhalb des Stadtrates, lasst sich bei der Thematik der Straftennamen in der Weimarer Zeit ein behutsamer und vorsichtiger demokratischer Vorgang feststellen. Der Stadtrat war bereit gewesen, schwierige politische Entscheidungen demokratisch zu treffen und diese auch zu tragen. Die Einmischung und das aggressive Vorgehen der Presse konnte heute leicht missverstanden werden. Zwar lasst sich in den Zeitungsartikeln eine klare politische Position und Orientierung erkennen. Sicherlich haben diese auch versucht, den Stadtrat bei seinen Entscheidungen zu beeinflussen, jedoch boten sie gleichzeitig auch zu dieser Zeit trotzdem eine politische Plattform. Die Stadtfuhrung wurde in der Presse zum Thema der Straftennamen offentlich kritisiert, jedoch war keine Zensur festzustellen. Es kann offen von einer Pressefreiheit gesprochen werden. Diese Erkenntnis wird wichtig sein als Vergleich fur die weiteren Untersuchungen in der Zeit des Nationalsozialismus. Auch beteiligen sich die Burger an den Diskussionen um die Vergabe der 37 Freiburger Zeitung. Nr. 258. 2. Februar.1927 Straftennamen aktiv und politisch. Die Teilnahme der Burger an den Diskussionen um die Vergabe von Straftennamen lasst jedoch erkennen, dass der groftte Teil der Bevolkerung in Freiburg den konservativen und rechten Gruppierungen wohl gesonnen war. Es lasst sich eine Tendenz feststellen, die den deutschen Nationalismus forderte und auch unterstutze. Straftennamen mit nationalistisch-politischem Bezug konnten sich einer Unterstutzung in der Freiburger Bevolkerung sicher sein. Die meisten Freiburger waren fur die demokratischen Veranderungen der Weimarer Republik wohl noch nicht bereit gewesen.
4 Politischer Exkurs
Bevor die Untersuchungen der Neu- und Umbenennungen der Straftennamen in Freiburg wahrend dem Dritten Reich vorgestellt werden, soil in den nachsten drei kurzen Kapiteln chronologisch die politische Entwicklung der Stadtfuhrung wahrend dem Nationalsozialismus dargestellt werden. Dadurch sollen die Machtverhaltnisse die von 1933 bis 1945 zwischen dem Stadtrat, dem Oberburgermeister und der NSDAP geherrscht haben, aufgezeigt werden. Danach kann die Benennung der Straftennamen auch politisch eingeordnet werden.
4.1 Der Aufstieg der NSDAP in Freiburg
Die Nationalsozialisten konnten in Freiburg, im Vergleich zu anderen Stadten in Baden, nur langsam Fuft fassen. Traditionell wahlte die uberwiegend katholische Bevolkerung die Zentrumspartei. Bei der Reichstagswahl 1928 erhielt die NSDAP in Freiburg nur 1,3 Prozent der Stimmen und bei der Landtagswahl 1929 kam sie in Freiburg auch nur auf 3,5 Prozent.37 Bei der Reichstagswahl am 14.09.1930 wurde die NSDAP mit 13,8 Prozent der Stimmen die drittstarkste Partei. Diese Krafteverschiebung wurde zwei Tage spater bei der Gemeindewahl in Freiburg auch bestatigt. Die Nationalsozialisten besetzten nach der Wahl drei Sitze im Stadtrat. Schlieftlich schaffte die NSDAP bei der Reichstagswahl am 5.03.1933 den Sprung nach vorn und wurde mit 38 35,8 Prozent die starkste Partei in Freiburg.38
Der unaufhaltsame Aufstieg der NSDAP in Freiburg vollzog sich vor dem Hintergrund der schweren Wirtschaftskrise. 1923 wurde eine Ortsgruppengrundung der NSDAP durch das Eingreifen der Polizei verhindert, jedoch wurde diese am 1. 04. 1925 wieder gegrundet. Die Weltwirtschaftskrise lieft auch in Freiburg die Zahl der Erwerbslosen in die Hohe schieften. 1933 stieg die Arbeitslosenquote auf 18 Prozent. 8000 Burger hatten keinen Arbeitsplatz mehr. Mit den Familienmitgliedern litten an die 25000 Menschen in 39 Freiburg unmittelbar unter der Erwerbslosigkeit.39 Der Jahresbericht der Freiburger Handelskammer aus dem Jahr 1931 verdeutlicht die katastrophale Wirtschaftslage der Stadt. „Mann kann ruhig sagen, daft ein Tiefstand erreicht wurde, wie noch nie in der neueren Geschichte. Vollarbeit ist immer seltener geworden, Kurzarbeit oder Entlassungen meist an der Tagesordnung.“40
Zwar wurde den Erwerbslosen eine Unterstutzung durch das Fursorge- und Arbeitsamt gewahrt, jedoch konnte auch mit einer sparsamen Haushaltsfuhrung keine ausreichende Ernahrung gewahrleistet werden. Um die Not etwas zu lindern, fuhrte 1931 die Stadt eine Volkskuche ein. Ein Jahr darauf richtete die NSDAP fur ihre Anhanger eine SA-Kuche ein. Durch Arbeitsbeschaffungsmaftnahmen versuchte die Stadt, nicht nur mit Almosen, sondern mit Arbeit den Erwerbslosen zu helfen. Die Nationalsozialisten beschleunigten diese Maftnahmen, wobei ihnen die Belebung der Konjunktur seit Mitte 1932 zugute kam. Die Wirtschaftskrise verscharfte nicht nur die sozialen Spannungen, es kam zu einer Radikalisierung des politischen Lebens. In der Nahe des Martinstors kam es zu gewalttatigen Auseinadersetzungen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. Die NSDAP schlug in Freiburg uberhaupt eine hartere Gangart ein. 1931 wurde die nationalistische Zeitung „ Der Alemanne “ gegrundet. Ein Jahr nach ihrer Grundung konnten bereits an die 7000 Leser verzeichnet werden. Das „ Kampfblatt der Nationalisten Oberbadens “ zeichnete sich besonders durch sein aggressives Vorgehen gegenuber Menschen mit anderer politischer Gesinnung aus. Gerade der amtierende Oberburgermeister Karl Bender sah sich bald einer politischen Hetzkampagne durch den „ Alemannen “ ausgesetzt.
[...]
1 Vgl. Kalchthaler, Peter: Freiburger Wege. StraBennamen mit Geschichte. Band 1. Aufl. 1. Freiburg: Rombach 1998. S. 8
2 Kalchthaler, Peter: Freiburger Wege. StraBennamen mit Geschichte. Band 1 und Band 2. Aufl. 1. Freiburg: Rombach 1998, 1999.
3 Vgl. Stadtarchiv Freiburg. Veroffentlichungen. URL: http://www.freiburg.de/servlet/PB/menu/1147070_l1/index.html#StuG (27.01.2011)
4 Vgl. Poppinghege Rainer. Geschichte mit FuBen getreten: StraBennamen und Gedachtniskultur in Deutschland. In: Paderborner Universitatsreden. Hg. v. Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Freese. Paderborn: Niesel 2005. S. 3
5 StraBenverzeichnis fur Freiburg http://www.meinestadt.de/freiburg-im-breisgau/telefonbuch/strassennamen (21.02.2011)
6 Vgl. Poppinghege Rainer. Geschichte mit FuBen getreten: StraBennamen und Gedachtniskultur in Deutschland. In: Paderborner Universitatsreden. Hg. v. Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Freese. Paderborn: Niesel 2005. S. 3
7 Winkelmann, Helmut. Das Recht der offentlich-rechtlichen Namen und Bezeichnungen- insbesondere der Gemeinden, StraBen und Schulen. Stuttgart: Kohlhammer 1994. S. 43
8 Vgl. KoB, Gerhard. Namensforschung. Eine Einfuhrung in die Onomastik. 3., aktualisierte Aufl. Tubingen: Niemeyer 2002. S.160
9 Vgl. Ebd. S. 160
10 Vgl. Poppinghege Rainer. Wege des Erinnerns. Was StraBennamen uber das deutsche Geschichtsbewusstsein aussagen. Munster: Agenda 2007. S. 13
11 Werner, Marion. Vom Adolf-Hitler-Platz zum Ebertplatz. Eine Kulturgeschichte der Kolner StraBennamen seit 1933. Koln: Bohlau 2008. S. 7
12 Vgl. Poppinghege Rainer. Geschichte mit FuBen getreten: StraBennamen und Gedachtniskultur in Deutschland. In: Paderborner Universitatsreden. Hg. v. Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Freese. Paderborn: Niesel 2005. S.7
13 Vgl. Poppinghege Rainer. Wege des Erinnerns. Was StraBennamen uber das deutsche Geschichtsbewusstsein aussagen. Munster: Agenda 2007. S. 15
14 Vgl. KoB, Gerhard. Namensforschung. Eine Einfuhrung in die Onomastik. 3., aktualisierte Aufl. Tubingen: Niemeyer 2002. S. 158
15 Vgl. Poppinghege Rainer. Wege des Erinnerns. Was StraBennamen uber das deutsche Geschichtsbewusstsein aussagen. Munster: Agenda 2007. S. 15
16 Vgl. KoB, Gerhard. Namensforschung. Eine Einfuhrung in die Onomastik. 3., aktualisierte Aufl. Tubingen: Niemeyer 2002. S. 158
17 Vgl. Poppinghege Rainer. Wege des Erinnerns. Was StraBennamen uber das deutsche Geschichtsbewusstsein aussagen. Munster: Agenda 2007. S. 15
18 Vgl. Poppinghege Rainer. Wege des Erinnerns. Was StraBennamen uber das deutsche Geschichtsbewusstsein aussagen. Munster: Agenda 2007. S. 16
19 Vgl. Poppinghege Rainer. Wege des Erinnerns. Was StraBennamen uber das deutsche Geschichtsbewusstsein aussagen. Munster: Agenda 2007. S. 16
20 Vgl. Poppinghege Rainer. Wege des Erinnerns. Was StraBennamen uber das deutsche Geschichtsbewusstsein aussagen. Munster: Agenda 2007. S. 29
21 Vgl. Poppinghege Rainer. Wege des Erinnerns. Was StraBennamen uber das deutsche Geschichtsbewusstsein aussagen. Munster: Agenda 2007. S. 30
22 Vgl. Ecker, Ulrich; Pfanz-Sponagel, Christiane. Die kommunale Selbstverwaltung bis 1933. In: Die Geschichte des Freiburger Gemeinderates unter dem Nationalsozialismus. 1. Aufl. Hg. v. Stadt Freiburg Stadtarchiv. Freiburg: Schillinger 2008. S. 11
23 Vgl. Ecker, Ulrich; Pfanz-Sponagel, Christiane. Die kommunale Selbstverwaltung bis 1933. In: Die Geschichte des Freiburger Gemeinderates unter dem Nationalsozialismus. 1. Aufl. Hg. v. Stadt Freiburg Stadtarchiv. Freiburg: Schillinger 2008. S. 11
24 Vgl. C4/XII/29/02 Sicherheitspolizei. 1920-1926. Benennung von StraBen, Wegen und Platzen. Heft. Nr. 7. In: C 4 Akten der stadtischen Hauptverwaltung 1920-1945. Stadtarchiv Freiburg.
25 Vgl. C4/XII/29/02 Sicherheitspolizei. 1920-1926. Benennung von StraBen, Wegen und Platzen. Heft. Nr. 7. In: C 4 Akten der stadtischen Hauptverwaltung 1920-1945. Stadtarchiv Freiburg.
26 Volkswacht. Nr. 181. 7. August. 1922
27 Freiburger Tagespost. Nr. 202. 10. August 1922
28 Vgl. C4/XII/29/02 Sicherheitspolizei. 1920-1926. Benennung von StraBen, Wegen und Platzen. Heft. Nr. 7. In: C 4 Akten der stadtischen Hauptverwaltung 1920-1945. Stadtarchiv Freiburg.
29 Vgl. C4/XII/29/02 Sicherheitspolizei. 1920-1926. Benennung von StraBen, Wegen und Platzen. Heft. Nr. 7. In: C 4 Akten der stadtischen Hauptverwaltung 1920-1945. Stadtarchiv Freiburg.
30 Freiburger Zeitung. Nr. 61. 13. Marz.1925
31 Volkswacht. Nr. 90. 18. Marz.1925
32 Volkswacht. 12. Mai.1925
33 C4/XII/29/03 Sicherheitspolizei. 1926-1931. Benennung von StraBen, Wegen und Platzen. Heft. Nr. 8. In: C 4 Akten der stadtischen Hauptverwaltung 1920-1945. Stadtarchiv Freiburg. Der Alldeutsche Verband, Ortsgruppe Freiburg i/ Br. 2.Mai 1927
34 Vgl. C4/XII/29/03 Sicherheitspolizei. 1926-1931. Benennung von StraBen, Wegen und Platzen. Heft. Nr. 8. In: C 4 Akten der stadtischen Hauptverwaltung 1920-1945. Stadtarchiv Freiburg.
35 Vgl. C4/XII/29/03 Sicherheitspolizei.1926-1931. Benennung von StraBen, Wegen und Platzen. Heft. Nr. 8. In: C 4 Akten der stadtischen Hauptverwaltung 1920-1945. Stadtarchiv Freiburg.
36 Vgl. C4/XII/29/03 Sicherheitspolizei.1926-1931. Benennung von StraBen, Wegen und Platzen. Heft. Nr. 8. In: C 4 Akten der stadtischen Hauptverwaltung 1920-1945. Stadtarchiv Freiburg.
37 Vgl. C4/XII/29/03 Sicherheitspolizei.1926-1931. Benennung von StraBen, Wegen und Platzen. Heft. Nr. 8. In: C 4 Akten der stadtischen Hauptverwaltung 1920-1945. Stadtarchiv Freiburg.
38 Vgl. Ecker, Ulrich; Pfanz-Sponagel, Christiane. Die NSDAP in Freiburg bis 1933. In: Die Geschichte des Freiburger Gemeinderates unter dem Nationalsozialismus. 1. Aufl. Hg. v. Stadt Freiburg Stadtarchiv. Freiburg: Schillinger 2008. S. 13
39 Vgl. Haumann, Heiko; Rubsam, Dagmar; Schnabel, Thomas; Ueberschar, Gerd. Hakenkreuz uber dem Rathaus. Von der Auflosung der Weimarer Republik bis zum Ende des zweiten Weltkriegs. Krise und Untergang der Weimarer Republik. In: Geschichte der Stadt Freiburg. Band 3: Von der Badischen Herrschaft bis zur Gegenwart. Hg. v. Heiko Haumann und Hans Schadek. Stuttgart: Theiss 1992. S. 298
40 Jahresbericht der Handelskammer fur den Kreis Freiburg uber das Jahr 1931. Freiburg 1932. S.9
- Citation du texte
- Haris Imamovic (Auteur), 2011, Straßennamen in Freiburg unter dem Einfluss des Nationalsozialismus. Kriterien und Vorgehensweisen bei der Benennung der Straßen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/537154
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