Das Land Iran ist ein Vielvölkerstaat mit vielen verschiedenen Ethnien, die ihre eigene Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte haben. Unter diesen gibt es auch religiöse Ethnien, wie die der Ahl-e Ḥaqq, die ich in dieser Arbeit vorstelle. Die Ahl-e Ḥaqq (persisch, Volk der Wahrheit‘; kurdisch Yārsān), auch Yāresān, Yāristān beziehungsweise Kākā’ī genannt, sind eine im 14. Jahrhundert gegründete Religionsgemeinschaft, dessen Ursprung man nicht eindeutig feststellen kann, da es keine schriftlichen Quellen über sie gibt. Die Entwicklung dieser religiösen Ethnie ist dadurch auch nicht eindeutig rekonstruierbar. Die Ahl-e Ḥaqq ist eine zurückgezogene Religionsgemeinschaft, was zur Folge hat, dass nur wenige Iraner über ihre Existenz bewusst sind. Durch einige ihrer Rituale, die den der Sufisten ähneln denken viele, dass es sich um Sufisten handelt, was sie jedoch nicht sind. Ihre Zurückgezogenheit hat auch existentielle Gründe. Die Ahl-e Ḥaqq wurden in Vergangenheit verfolgt und von existentieller Not bedroht, daher versuchen sie sich der Öffentlichkeit nicht sehr zu offenbaren, um weiterhin zu existieren.
Diese Arbeit dient zu Beginn der Vorstellung der Ahl-e Haqq bezüglich ihrer Entstehung, Sprache, geografische Lage, sowie ihre Verhaltensweisen gegenüber Aussenstehenden. Des Weiteren gehe ich auf ihre Religiösen Texte und Quellen ein und Anhand dieser beschreibe ich in vier Unterkapiteln ihre religiösen Anschauungen.
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. ENTSTEHUNG, SPRACHE, LAGE
2.1. SELBST- UND FREMDBEZEICHNUNG
2.2. BEZIEHUNG ZU ANDEREN GRUPPEN
3. RELIGIÖSE TEXTE UND QUELLEN
4. RELIGIÖSE ANSCHAUUNGEN
4.1. GENESIS/KOSMOGONIE
4.2. THEOPHANIE
4.3. MYTHEN
4.4. ESCHATOLOGIE
5. KULTUR UND RITUALE
6. LITERATURVERZEICHNIS
1. Einleitung
Das Land Iran ist ein Vielvölkerstaat mit vielen verschiedenen Ethnien, die ihre eigene Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte haben. Unter diesen gibt es auch religiöse Ethnien, wie die der Ahl-e Ḥaqq, die ich in dieser Hausarbeit vorstelle. Die Ahl-e Ḥaqq (persisch, Volk der Wahrheit‘; kurdisch Yārsān), auch Yāresān, Yāristān bzw. Kākā’ī genannt, sind eine im 14. Jahrhundert gegründete Religionsgemeinschaft, dessen Ursprung man nicht eindeutig feststellen kann, da es keine schriftlichen Quellen über sie gibt. Die Entwicklung dieser religiösen Ethnie ist dadurch auch nicht eindeutig rekonstruierbar. Die Ahl-e Ḥaqq ist eine zurückgezogene Religionsgemeinschaft, was zur Folge hat, dass nur wenige Iraner über ihre Existenz bewusst sind. Durch einige ihrer Rituale, die den der Sufisten ähneln denken viele, dass es sich um Sufisten handelt, was sie jedoch nicht sind. Ihre Zurückgezogenheit hat auch existentielle Gründe. Die Ahl-e Ḥaqq wurden in Vergangenheit verfolgt und von existentieller Not bedroht, daher versuchen sie sich der Öffentlichkeit nicht sehr zu offenbaren, um weiterhin zu existieren.
Zu den wichtigsten Forschern dieser religiösen Gruppierung gehören Vladimir Fed’orovich Minorsky, Philip G. Kreyenbroek und Martin van Bruinessen. Minorsky war ein bedeutender russischer Orientalist und Iranist, der intensiv im Bereich der Kurdologie tätig war und auch Feldforschungen betrieb. Philip G. Kreyenbroek ist Professor und Direktor der iranischen Studien in der Georg-August Universität Göttingen. Er hat für seine Forschung zahlreiche Auszeichnungen bekommen, unter anderem den Preis für die beste Forschungsarbeit im Jahr 2004 vom iranischen Ministerium für Kultur und islamische Führung in Teheran und im Jahr 2011 den internationalen Farabi-Preis in Tehran. Martin van Bruinessen ist ein niederländischer Soziologe, der Feldforschungen über die Kurden in der Türkei, im Irak und dem Iran führte. „On the Social and Political Organization of Kurdistan“ ist bisher sein wichtigstes Werk, worin er die sozial-religiösen Strukturen der Kurden beschreibt.
Diese Hausarbeit dient zu Beginn der Vorstellung der Ahl-e Haqq bezüglich ihrer Entstehung, Sprache, geographishe Lage, sowie ihre Verhaltensweisen gegenüber Aussenstehenden. Desweiteren gehe ich auf ihre Religiösen Texte und Quellen ein und Anhand dieser beschreibe ich in vier Unterkapiteln ihre religiösen Anschauungen.
2. Entstehung, Sprache, Lage
Die Ahl-e Ḥaqq leben hauptsächlich im Iran. Weit verbreitet sind sie in den Provinzen Kermānshāh, Hamadān, Lorestān, Lakestān und Gīlan, Tehrān, Schīraz, Zanjān, Aserbaidschan, Māzandarān, und Qazvin. Die Ahl-e Ḥaqq sind ausserhalb des Iran in den Ländern um Iran herum zu finden und auch in Europa und den USA sind sie angesiedelt.1
Die Zahl der Yaresan-Gläubigen, wird von den Gläubigen selbst übertrieben. Einige der Yaresan Anhänger behaupten, dass es drei bis sechs Millionen Anhänger auf der Welt gibt, jedoch ist davon auszugehen, dass sie mit der Zahl übertreiben.
Die Anhänger der Ahl-e Ḥaqq sprechen hauptsächlich persisch, aserbaidschanisch und gorani bzw. gurani. Gorani ist eine nordwestiranische Sprache. Gorani oder Gurani ist eine von westlichen Linguisten erfundene Bezeichnung, die Goranisprechenden bezeichnen ihre Sprache als machû, kordî oder hewramī. Die Lehren der Ahl-e Ḥaqq sind meist auf Gurani unter den Anhängern verbreitet.
2.1. Selbst- und Fremdbezeichnung
Von den Muslimen werden die Ahl-e Ḥaqq als „´Alî ilâhî“ bezeichnet, was wörtlich „Ali ist Gott“ bedeutet. Die Anhänger der Ahl-e Ḥaqq empfinden diese Bezeichnung als Erniedrigung. Sie selbst bezeichnen sich als Ahl-e Haqq oder Yāresān, „Menschen der Wahrheit“.
Zum einen versucht die islamische Regierung den Iran die Ahl-e Ḥaqq als eine schiitische Gruppierung darzustellen und zum anderen stellen sich die Ahl-e Ḥaqq selbst nach Außen als eine schiitische Sekte dar, um sich zu tarnen und so überleben zu können.2
2.2. Beziehung zu anderen Gruppen
Die Jahrhunderte dauernde ethnische, religiöse und wirtschaftliche Unterdrückung der Ahl-e Ḥaqq, hatte zur Folge, dass die Zurückgezogenheit (aus Existenzwahrung/-schutz) zu einem wichtigen Charakteristikum geworden ist, worauf Forschungsreisende übereinstimmend hinweisen. Diese Jahrhunderte lange Unterdrückung hat dazu geführt, dass sich die Anhänger der Ahl-e Ḥaqq sich selbst als „Elende“, „Hungrige“ und „Mittellose“ ansehen.
Die Ahl-e Ḥaqq Anhänger stellen sich heute noch vor Fremden als eine schiitische Sekte dar. Am Beispiel der Begegnung der Ahl-e Ḥaqq mit Abdollah Xodābandeh, einem islamischen Gelehrten und Theologiewissenschaftler, wird es eindeutig. Das Werk „Šenāxt-e Ahl-e Ḥaqq“ von Xodābandeh ist das Ergebnis dieser Begegnung. Nach seinem Kontakt zu der Ahl-e Ḥaqq ist er zu dem Schluss gekommen, dass es sich um schiitische Extremisten handelt, da sie Ali als Gott ansehen und nicht Allah. 3
3. Religiöse Texte und Quellen
Dadurch, dass die Lehren der Yāresān mündlich vermittelt wurden, gibt es wenig schriftliche Quellen und Texte davon. Sie besitzen keine heilige Schrift kanonischen Ranges. Die ältesten und zentralen heiligen Texte stammen aus dem 15./16. Jahrhundert und sind mit dem Zyklus des Sulṭān Saḥāk verbunden. Die religiöse Literatur der Ahl-e Ḥaqq mit dem Hauptwerk Kalām-e Saranjām ist überwiegend auf Gorani (Hawrami und Leki) geschrieben. Es gibt auch Texte, die auf Türkisch überliefert wurden. Jede Xānīdan hat eine andere Version von Daftar–e Kalām in ihrem Besitz. Trotz dieser Varianten bleibt der inhaltliche Kern aber weitgehend unberührt. Diese religiöse Tradition besteht nicht nur aus den heiligen Gedichten, sondern auch aus einem anderen, sehr wichtigen, Teil – den Reden(Predigten), die von dem Pīr im Laufe der jährlichen Rituale und Veranstaltungen im Jam-Xāna („Versammlungshaus“) gehalten wurden.4
4. Religiöse Anschauungen
Es sind in den Lehren der Ahl-e Ḥaqq neben schiitisch-islamischen Inhalten auch jüdische und christliche Inhalte zu beobachten/aufzuzeigen. Außerdem sind auch Lehren bzw. sehr ähnliche Lehren aus dem Manichäismus und dem Mazdakismus5 übernommen worden.
4.1. Genesis/Kosmogonie
Die drei zentralen Weltanschauungsprinzipien der Ahl-e Ḥaqq sind die Wahrheit, womit Gott gemeint ist, die Seelenwanderung und die Weltrettung durch die Yaresan. Die Wahrheit ist als zentraler Begriff für die Yaresan der Ausdruck des Guten und steht im Gegensatz zum Zweifeln, dem Bösen. 6
In den Lehren der Ahl-e Ḥaqq ist die Geschichte der Yaresan in 15 Ären eingeteilt. In der ersten Ära wird die Weltentstehung vollzogen. Diese Ära wird die Perlenära genannt. Der Schöpfer erschien dabei im Körper von Sulṭān Saḥāk, der unter den Ahl-e Ḥaqq als Weltschöpfer bezeichnet wird, und schuf seine sieben Helfer, sowie Himmel und Erde.7
4.2. Theophanie
Ahl-e Ḥaqq ist grundsätzlich ein monotheistischer Glaube, mit dem Glauben an einen Gott, der der Schöpfer von allem ist, der allgegenwärtig ist und durch Assistenten (oder Vermittler) in Handlungskraft bleibt. Es gibt 6 Assistenten durch die Gott im Universum wirkt. Die anderen fünf haben ihre einzigartigen Verantwortlichkeiten und geographischen Regionen. Der sechste Assistent ist die Inkarnation Gottes auf der Erde. Gott hat sich seit der Schöpfung mehrmals in der irdischen Welt manifestiert. Sulṭān Saḥāks ist einer von ihnen. Die Namen der Assistenten haben sich im Laufe der Zeit verändert, früher entsprachen sie den semitischen Göttern. Später war der Hauptassistent Ali und vier der Sekundärassistenten hatten zentrale Namen aus der muslimischen Geschichte, während Nusayr seinen Namen von christlichen Ursprüngen zu haben schien. Heute ist für die Ahl-e Ḥaqq oft Sulṭān Saḥāks der Hauptassistent. 8
[...]
1 Behrouz Geranpayeh, die Bezeichnung des Kapitels, in „Yaristan - die Freunde der Wahrheit: Religion und Texte einer vorderasiatischen Glaubensgemeinschaft“, Unveröffentlichte Masterarbeit, Göttingen 2006, S 50 f.
2 Halm, Heinz: “AHL-E ḤAQQ”, Encyclopaedia Iranica, 1982, I/6, online unter: http://www.iranicaonline.org/articles/ahl-e-haqq-people, seit 30.12.2012, S. 635
3 Behrouz Geranpayeh, die Bezeichnung des Kapitels, in „Yaristan - die Freunde der Wahrheit: Religion und Texte einer vorderasiatischen Glaubensgemeinschaft“, Unveröffentlichte Masterarbeit, Göttingen 2006, S. 7
4 Philip G Kreyenbroek: „The Yāresān of Kurdistan“, Ahl-e Ḥaqq (Yāresān / Kākāʾī), in Khanna Omarkhali (Hg.), Religious Minorities in Kurdistan: Beyond the Mainstream. Studies in Oriental Religions, editiert von Wassilios Klein und Karénina Kollmar-Paulenz Auflage 68, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2014. S. 4
5 Hamzeh´ee, Mohammad Reza: „The Yaresan“- A Sociological, Historical and Religio-Historical Study of a Kurdish Community, Band 138, Klaus Schwarz Verlag, Berlin 1990, S. 76-82
6 Behrouz Geranpayeh, die Bezeichnung des Kapitels, in „Yaristan - die Freunde der Wahrheit: Religion und Texte einer vorderasiatischen Glaubensgemeinschaft“, Unveröffentlichte Masterarbeit, Göttingen 2006, S. 53-61
7 Philip G Kreyenbroek: „The Yāresān of Kurdistan“, Ahl-e Ḥaqq (Yāresān / Kākāʾī), in Khanna Omarkhali (Hg.), Religious Minorities in Kurdistan: Beyond the Mainstream. Studies in Oriental Religions, editiert von Wassilios Klein und Karénina Kollmar-Paulenz Auflage 68, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2014. S. 6
8 Martin Van Bruinessen: „Ahl-i Haqq“, in: Encyclopedia of Islam, THREE, Editiert von: Kate Fleet, Gudrun Krämer, Denis Matringe, John Nawas, Everett Rowson. Online unter: http://referenceworks.brillonline.com/entries/encyclopaedia-of-islam-3/ahl-ihaqqCOM_ 22840?s.num=0&s.f.s2_parent=s.f.cluster.Encyclopaedia+of+Islam&s.q=Ahl-e+haqq, seit 19.08.2017.
- Citar trabajo
- Mahdi Razavi Rad (Autor), 2017, Die Religionsgemeinschaft AHL-E ḤAQQ. Entstehung, Sprache, Lage und Beziehung zu anderen Gruppen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/536735
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