Inwiefern der Waldkindergarten das Sozialverhalten von Kindern im Elementarbereich prägt, steht im Mittelpunkt dieser Arbeit und soll Anhand mehrerer Studien näher beschrieben, geprüft und diskutiert werden.
Als Folge der Veröffentlichungen von Schulleistungsstudien wie PISA (Program for International Student Assessment), aber auch durch Globalisierung und Internationalisierung sowie dem Wandel zu einer modernen Wissensgesellschaft und der daraus resultierenden bildungspolitischen Debatten steht Bildung an erster Stelle. Immer deutlicher in den Fokus rückt dabei die Bildung im Elementarbereich des Regelkindergartens (RKG). Es lässt sich aber auch eine deutliche Gegenbewegung im heutigen Medienzeitalter in Richtung reformpädagogischer Ansätze ausmachen, die vorgibt, ganzheitliche Bildung zu vermitteln.
Nach Moore und Wong (1997) lernen junge Kinder sich und die Welt in der sie leben kennen, durch direkte Erfahrung mit ihr während des freien Spiels mit sich und Gleichgesinnten, da das freie Spiel reich an Bildungs-, Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten sei. Je reicher und vielfältiger die Umgebung in der sie sich häufig aufhalten, desto vielfältiger sind die Interaktionsmöglichkeiten und die Chance, sich gesund zu entwickeln. Eine natürliche Umgebung sei grundlegend für eine gesunde kindliche Entwicklung, da sie alle Sinne anrege, ohne sie überzustimulieren. Sinneserfahrungen in der Natur würden Kindern helfen, kognitive Konstrukte aufzubauen, die später für eine gesunde intellektuelle Entwicklung nötig seien (ebd.).
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Darstellung und Begründung des Themas und der Forschungsfrage
1.2 Begriffserklärung
1.3 Theoretischer Rahmen
2 Forschungsstand
2.1 Begründung der Studienauswahl
2.2 Natur- und Waldkindergärten in Deutschland - eine Alternative zum Regelkindergarten in der vorschulischen Erziehung
2.3 Naturerfahrungen und Gesundheit - Motorische Fähigkeiten, subjektive Gesundheitseinschätzungen und Einblicke in den Alltag von Waldkindergartenkindern
2.4 Kindergärten in der Natur - Kindergärten in die Natur? Fördert das Spielen in der Natur die Entwicklung der Motorik und Kreativität von Kindergartenkindern?
2.5 Weitere Forschungsergebnisse
3 Diskussion des Forschungsstandes und Forschungsdesiderate
4 Forschungsfrage und Forschungsskizze
4.1 Vorstellung des Forschungsdesigns
4.1.1 Bestimmung der Beobachtungsdimensionen, Erstellen des Beobachtungsleitfadens
4.1.2 Herstellen des Kontakts zum Untersuchungsfeld
4.1.3 Handeln im Feld, Teilnehmende Beobachtung
4.1.4 Feldnotizen, Beobachtungsprotokolle
4.1.5 Auswertung
5 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Mittelwerte bezüglich des Faktors 2 „Sozialverhalten", unterschieden nach Kindergartenart und Geschlecht (Hafner 2002, S. 135) 6
Abb. 2: Ergebnisse zu den Mittelwertsunterschieden zwischen Regel- und Waldkindergärten auf der Ebene der einzelnen Items für das „Sozialverhalten" (Hafner 2002, S. 120) 7
Abb. 3: Gewichtsverlagerung der genannten 11 Bildungsbereiche (Huppertz 2002, S. 32). 11
Abb. 4: Ablaufplan der teilnehmenden Beobachtung (Mayring 2016, S. 83) 16
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Der junge Mensch ist noch arm an höherer geistiger Leistungsfähigkeit, er ist weitgehend ein triebbestimmtes Spielwesen. Er braucht deshalb seinesgleichen - nämlich Tiere, überhaupt Elementares, Wasser, Dreck, Gebüsche, Spielraum. Man kann ihn auch ohne das alles aufwachsen lassen, mit Teppichen, Stofftieren oder auf asphaltierten Straßen und Höfen. Er überlebt es - aber man soll sich dann nicht wundern, wenn er später bestimmte soziale Grundleistungen nie mehr lernt... "
Alexander Mitscherlich (1965) „ Die Unwirtlichkeit unserer Städte "
1 Einleitung
1.1 Darstellung und Begründung des Themas und der Forschungsfrage
Als Folge der Veröffentlichungen von Schulleistungsstudien wie PISA (Program for International Student Assessment), aber auch durch Globalisierung und Internationalisierung sowie dem Wandel zu einer modernen Wissensgesellschaft und der daraus resultierenden bildungspolitischen Debatten steht Bildung an erster Stelle. Immer deutlicher in den Fokus rückt dabei die Bildung im Elementarbereich des Regelkindergartens (RKG). Es lässt sich aber auch eine deutliche Gegenbewegung im heutigen Medienzeitalter in Richtung reformpädagogischer Ansätze ausmachen, die vorgibt, ganzheitliche Bildung zu vermitteln.
Nach Moore und Wong (1997, S. 89f) lernen junge Kinder sich und die Welt in der sie leben kennen, durch direkte Erfahrung mit ihr während des freien Spiels mit sich und Gleichgesinnten, da das freie Spiel reich an Bildungs-, Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten sei. Je reicher und vielfältiger die Umgebung in der sie sich häufig aufhalten, desto vielfältiger sind die Interaktionsmöglichkeiten und die Chance, sich gesund zu entwickeln. Eine natürliche Umgebung sei grundlegend für eine gesunde kindliche Entwicklung, da sie alle Sinne anrege, ohne sie überzustimulieren. Sinneserfahrungen in der Natur würden Kindern helfen, kognitive Kon-strukte aufzubauen, die später für eine gesunde intellektuelle Entwicklung nötig seien (ebd.).
Durch Verstädterungsprozesse der Industrieländer steht nach Miklitz (2018, S. 26f) die natürliche Umwelt Kindern heute nur noch stark eingeschränkt zur Verfügung. Kindliche Aktivitäten können sich durch Platzmangel immer weniger frei entfalten und würden in Innenräume verlegt. Sie schreibt dazu, dass eine „Verinselung der Lebensbereiche" stattfände, die spontane Spielmöglichkeiten und -anlasse unterbinden (ebd.).
Ferner schreibt Goleman (1995, S. 127, 265ff), dass es um Kinder ginge, die zunehmend darunter litten, dass ihre sozialen (soz.) und emotionalen (emot.) Bedürfnisse nicht erfüllt würden und dass die Ausbildung der emot. und interpersonalen Intelligenz vernachlässigt würde, was zur emot. Verwahrlosung führen könne und sich in einem schwach ausgeprägten prosoz. Verhalten niederschlage (ebd.).
Auch Louv (2008, S. 99ff) hat in seinem populärwissenschaftlichen Buch „Last Child in the Woods" ein „Natur-Defizit-Syndrom" unter Kindern postuliert, was zu negativen Verhaltensveränderungen führt (ebd.).
Ob es einen Zusammenhang zwischen Naturerfahrungen in Form der Betreuung in einem Waldkindergarten (WKG) und des Sozialverhaltens (SV) von Kindern gibt, wird unter anderem in den Studien von Hafner, Schäffer, Kiener etc. näher untersucht und im 2. Kapitel beschrieben. Daher stellt sich die Frage, ob ein WKG diese postulierten Defizite im soz. Bereich ausgleichen könnte. Inwiefern der WKG das SV der Kinder im Elementarbereich prägt, steht im Mittelpunkt dieser Arbeit und soll Anhand mehrerer Studien im Folgenden näher beschrieben, geprüft und diskutiert werden. Daher beschäftigt sich diese Arbeit mit der Natur als Sozialisationsinstanz und geht der Frage nach: „Ob und wenn ja, inwiefern sich Naturerfahrungen im institutio nellen Kontext auf das Sozialverhalten der Kinder im Elementarbereich auswirken".
1.2 Begriffserklärung
Unter Naturerfahrungen im institutionellen (inst.) Kontext soll die Auswirkung der natürlichen Gegebenheiten des Waldes auf Kinder im WKG verstanden werden. Da davon ausgegangen werden darf, dass es eine Reihe von Auswirkungen im WKG auf das Kind geben kann, soll sich der Blick in dieser Arbeit speziell auf das SV beschränken.
Der Elementarbereich umfasst die Einrichtungen familienergänzender Bildung und Erziehung für Kinder im vorschulischen Alter nach Vollendung des 3. Lebensjahres (Lj.) (Deutscher Bildungsrat 1973, S. 98, 102, 112). Doch diese Definition greift zu kurz. Seit einigen Jahren wird das inst. Angebot für die frühkindliche Erziehung ausgebaut und der Elementarbereich auch auf 1—3jährige Kinder bezogen (Böhm/Seichter 2018, S. 135).
Nachfolgend wird der im Rahmen der Fragestellung relevante, theoretische Bezugsrahmen vorgestellt. Im 2. Kapitel wird der aktuelle Forschungsstand anhand ausgewählter Studien vorgestellt und deren Auswahl begründet. Im 3. Kapitel folgt die Diskussion und Reflektion des zuvor dargestellten Forschungsstandes. Außerdem werden in diesem Kapitel mögliche Forschungsdesiderate erörtert. Im abschließenden 4. Kapitel wird eine Forschungsskizze für das methodische Vorgehen zur Beantwortung der zuvor geschärften Forschungsfrage erstellt und begründet. Was unter SV bzw. Sozialisation verstanden werden kann, wird nun im theoretischen Rahmen erläutert.
1.3 Theoretischer Rahmen
Die Anfänge der Kindheits- und Jugendforschung führen zurück ins 18. Jahrhundert zu Jean Jacques Rousseau (Krüger/Grunert 2010, S. 11). Rousseau, einer der großen Repräsentanten der Aufklärung und intellektueller Wegbereiter der Französischen Revolution, galt im reformpädagogischen Sinne als der „Erwecker des Gefühls der Naturnähe" (Blankertz 1982, S. 69f). In seinem Buch „Emile oder Über die Erziehung" (Rousseau 1762/2010) beschreibt er mittels der fiktiven Gestalt des Kindes Emile wie naturnahe Erziehung, zunächst fernab jeglicher Zivilisation erfolgen müsse, um Eigenschaften zu entwickeln, um in der zivilisierten Gesellschaft zu bestehen (Böhm 2007, S. 67f). Da dies, fernab jeglicher Zivilisation nicht möglich ist, bleibt es eine Theorie. Dennoch bewege sich „das pädagogische Denken bis in die unmittelbare Gegenwart weiterhin in dem von Rousseau erhellten und von seinen Nachfolgern auskolorierten Spannungsfeld von Natur, Gesellschaft und Ich" (ebd., S. 108).
Hurreimann (1995, S. 246) nennt die Bedingungen für die Persönlichkeitsentwicklung im Kindesalter einen „Schwerpunkt der Sozialisationsforschung" (ebd.). Sozialisationsforschung ist auch ein Thema der Bildungs- bzw. Erziehungswissenschaft in der empirischen (emp.) Kindheitsforschung, die sich u. a. mit den Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und den Umweltfaktoren in Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung des SV beschäftigt (Engel-bert/Herlth 2010, S. 103). Bereits 1979 entwickelte Bronfenbrenner das Konzept der „ecology of childhood", welches sich u. a. mit der Entwicklung von Kindern und den physikalischen, räumlichen und soz. Umweltbedingungen befasst (1993, S. 26). Ob und wie sich die Bedingungen der Waldpädagogik auf das SV von Kindern auswirken, soll Thema dieser Arbeit sein. Das SV meint das Verhalten innerhalb soz. Gruppen, das das Gemeinwohl regelt. SV ist ein Begriff der Sozialisation. Der Begriff Sozialisation wird zum ersten Mal von dem französischen Soziologen und Erziehungswissenschaftler Durkheim gebraucht, der ihn in enge Beziehung zum Erzi ehungsbegriff setzt (Durkheim 1907/72, S. 30). Somit entspringt der Begriff ursprünglich dem soziologischen Fachterminus, der in den 70er Jahren in die deutsche Erziehungswissenschaft importiert wurde (Krüger/Grunert 2006, S. 461).
Nach Niederbacher und Zimmermann (2011, S. 15). kann Sozialisation wie folgt verstanden werden: „Sozialisation ist als Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit eines Individuums in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten, sozialen und materiellen Umwelt zu verstehen" (ebd).
Auch Geulen und Hurreimann (1980, S. 51) schreiben zur Sozialisation wie folgt: Sozialisation ist begrifflich zu fassen „als der Prozeß der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. Vorrangig thematisch ist dabei ..., wie sich der Mensch zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt bildet" (ebd.).
Auf die gesellschaftlich vermittelte soz. und materielle Umwelt soll im Folgenden anhand des WKG in ausgewählten Studien Bezug genommen werden.
2 Forschungsstand
Der aktuelle Forschungsstand zur Natur als Sozialisationsinstanz wird anhand dreier ausführlich beschriebener sowie zweier zusammenfassend betrachteter Studien dargestellt, miteinander verglichen und kritisch diskutiert. Die Auswahl der Studien erfolgt anhand von 4 Kriterien: Im Rahmen der Kindheitsforschung sollte möglichst die Perspektive der Kinder Beachtung finden. Die Studien sollten mitunter WKG als Sozialisationsinstanz im Elementarbereich in den Blick nehmen. Aufgrund des deutschen Schulsystems, das direkt an den Elementarbereich anschließt und wichtige Hinweise auf das SV von Kindern geben kann, sollten sich die Studien möglichst auf Deutschland beschränken und zusätzlich wurde darauf geachtet, dass mxr Disser tationen, Forschungsarbeiten von universitären Professoren und Doktoren und in einem Fall eine Lizenziatsarbeit in Frage kamen. Bachelor-, Diplom- und Masterarbeiten finden keine Beachtung.
2.1 Begründung der Studienauswahl
Nach Miklitz (2004, S. 14-15) hat die „Waldpädagogik seit 1892 ihre Wurzeln in Schweden". „In Dänemark gibt es sie seit Mitte der 50er Jahre". „Den ersten staatlich anerkannten WKG in Deutschland gibt es erst seit 1993" (ebd.). Daher gibt es noch nicht viele emp. Studien über WKG in Deutschland, die mitunter das Thema „SV in der Waldpädagogik" erforschen und gleichzeitig die Perspektive der Kinder einnehmen. Daher wurde zur Studienauswahl letztlich interdisziplinär und interkulturell gesucht und die Suche auch auf den Primarbereich ausgeweitet. Fündig geworden ist die Autorin in Deutschland und in der Schweiz. Die Studien nehmen jedoch größtenteils die Perspektive der Erzieherinnen, Lehrer*innen und Eltern ein. Weitere Studien, die das SV von Kindern beleuchten und gleichzeitig Kinder befragen, gehen aus der intensiven Literarturrecherche nicht hervor. Daher werden aus der Auswahl neben 2 Studien, die die Perspektive von Kindern in den Blick nehmen, für diese Arbeit wichtige Studien herangezogen, die nicht Kinder, sondern Lehrer*innen befragen und der Beantwortung der Forschungsfrage dienen. Die ausgewählten und nachfolgend vorgestellten Studien sind teilweise sehr umfangreich und verfolgen mehrere Themenfelder. Es wird darauf verzichtet, die gesamten Studienergebnisse darzustellen und der Fokus auf die für diese Arbeit relevanten Daten und Ergebnisse gelegt. Auch wird bei der Betrachtung der Kinder auf weitere Differenzierungen bezüglich der soz. Herkunft verzichtet, da diese in dieser Arbeit nicht angemessen dargestellt werden können.
2.2 Natur- und Waldkinderg ärten in Deutschland - eine Alternative zum Regelkindergarten in der vorschulischen Erziehung.
Schwerpunkt der Studie Hafners von der Universität Heidelberg im Bereich Verhaltens- und emp. Kulturwissenschaften, die er 2002 im Rahmen seiner Inauguraldissertation veröffentlichte, ist der quantitative (quan.) Vergleich zwischen WKG und RKG in Bezug auf deren Schulfähigkeit (ebd., S. 8). In einer bundesweit angelegten Lehrer*innenbefragung untersucht der Autor, wie gut der WKG Kinder auf die Schule vorbereitet und ob es diesbezüglich Unterschiede zwischen RKG und WKG gibt (ebd., S. 91). Eine Schüler*innenbefragung findet nicht statt, jedoch zeigen die Ergebnisse eine solch signifikante Relevanz, dass auf die Studie im Rahmen dieser Arbeit nicht verzichtet werden kann. Auch baut eine Vielzahl von Literatur bis heute auf Aussagen der Studie Hafners auf, was der Auswahl derer für diese Arbeit weiteren Nachdruck verleiht und sie somit unabkömmlich macht.
In der theoretischen Rahmung bezieht er sich auf Key und ihr im Jahr 1900 publiziertes Buch „Jahrhundert des Kindes" (ebd., S. 9). In Zeiten des Wandels von Kindheit und Erziehung betont Hafner, dass „Kinder die Zukunft jeder Gesellschaft" seien und „mit ihren Entwicklungsmöglichkeiten auch das Wohlergehen aller Mitglieder einer Gemeinschaft verbunden" sei (ebd.).
In der Untersuchung wurden zur Informationsgewinnung quan. Methoden mittels schriftlicher Befragung gewählt. Die Unterschiede von RKG und WKG wurden auf 6 Faktorenskalen festgehalten. Erhoben und ausgewertet wurde die Einschätzung zu folgenden Faktoren: Motivation-Ausdauer-Konzentration, SV, Mitarbeit im Unterricht, Musischer Bereich, Kognitiver Bereich und Körperlicher Bereich (ebd., S. 94f). Hierzu wurden die Daten von 42 Items jeweils auf einer Ratingskala von 1-6 erfasst, wobei 1 der höchsten Zustimmung und 6 dem schlechtesten Wert entsprach (ebd., S. 92f). Im Rahmen dieser Arbeit soll das Augenmerk auf die Auswertungen des SV der Schülerinnen gelegt werden. Hier zeigen die Mittelwerte des SV signifikant bessere Notenwerte in beiden Geschlechtern bei den WKG-Kindern (s. Abb. 1).
Ebenso ist ein signifikanter Unterschied zwischen RKG und WKG im Bereich der einzelnen Items des SV zu erkennen (s. Abb. 2). „Waldkindergartenkinder fügen sich im Durchschnitt leichter in eine Gruppe ein, sind rücksichtsvoller und hilfsbereiter gegenüber anderen Kindern, lösen auftretende Konflikte friedlicher und zeigen weniger aggressives Verhalten" (ebd., S. 166). Hafner schließt aus den Ergebnissen, dass WKG-Kinder im ersten Schuljahr ein besseres SV zu verzeichnen haben als RKG-Kinder (ebd., S. 153). Speziell im Konfliktlösungsbereich merkt Hafner an, dass „der Aspekt der Erziehungsausrichtung von WKG im Hinblick auf die zunehmend in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückende Problematik der Gewalt an Schulen als äußerst wichtig für die Entwicklung der Kinder sein kann" und dass hier womöglich „Potential zur Bewältigung dieser Probleme verborgen sein könnte" (ebd., S. 160).
Die Studie dient anteilig zur Beantwortung der eigenen Fragestellung, auch wenn sie die Sichtweise der Kinder außen vor lässt und nicht direkt Kinder im Elementarbereich erfasst. Nachfolgend werden zwei Abb. der Studie Hafners bezüglich des SV von Kindern in RKGund WKG dargestellt.
Abb. 1: Mittelwerte bez üglich des Faktors 2 „Sozialverhalten" , unterschieden nach Kindergartenart und Geschlecht (Hafner 2002, S. 135).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Ergebnisse zu den Mittelwertsunterschieden zwischen Regel- und Waldkinderg ärten auf der Ebene der einzelnen Items für das „Sozialverhalten" (Hafner 2002, S. 120).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.3 Naturerfahrungen und Gesundheit - Motorische Fähigkeiten, subjektive Gesundheitseinschätzungen und Einblicke in den Alltag von Waldkindergartenkindern.
Die Studie, die Schäffer zur Erlangung des Doktorgrades der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn vorgelegt hat, befasst sich mit Naturerfahrung und Gesundheit von Kindern im Raum NRW und stellt die These auf, dass regelmäßige Aufenthalte in der Natur positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben (2016, S. 153ff). Hierbei geht es um das körperliche, mentale und soz. Wohlbefinden von Kindern in der Natur (ebd.). Im Bereich des soz. Wohlbefindens, war nach Schäffer „die Gemeinschaft im Waldkindergarten durch Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft gekennzeichnet" (ebd., S. IX). Ihrer Aussage nach prägen positive Erinnerungen an die Gemeinschaft im WKG auch noch zu Grundschulzeiten die Erinnerungen der Kinder an die Kindergartenzeit (ebd., S. 158). Da das soz. Wohlbefinden untersucht und die Perspektive von Grundschulkindern in den Blick genommen wird, findet diese Studie trotz ihrer Interdisziplinarität in dieser Arbeit Beachtung, da sie Methoden der emp. Sozialforschung nutzt. Wie bereits bei Hafner (2002), wird der Fokus der Ausführungen auf die für diese Arbeit relevanten Ergebnisse gelegt. Speziell in Bezug auf das soz. Wohlbefinden geht Schäffer der Frage nach, welche Erkenntnisse zu positiven Verbindungen von Naturerfahrung und Gesundheit in der Dimension soz. Wohlbefinden für Kinder vorliegen (ebd., S. 29). Weiterhin interessiert sie der Alltag und die Besonderheiten des WKG sowie Ansichten von Erzieherinnen zu Gesundheitsaspekten dieser Kindergartenform (ebd.).
Schäffer bezieht sich in ihrer theoretischen Rahmung zur Sozialisation unter anderem auf die kulturelle Prägung unserer Naturvorstellungen aus der „Cultural Theory" nach Douglas & Wildavsky 1983 und der Theorie des „sozialen Habitus" Bourdieus 1987 (ebd., S. 7).
Die Studie untersucht im ersten Teil 13 WKG, indem mittels qualitativer (quäl.) Interviews Erzieherinnen befragt wurden. Das Vorgehen folgte dem explorativen Forschungsansatz der Grounded Theory. Es wurden fokussierte problemzentrierte Interviews nach Lamnek 2010 durchgeführt (ebd., S. 56). Je einen Tag wurde hospitiert, Beobachtungen notiert und mit Fotografien dokumentiert (ebd., S. 52). Etwa 100 Grundschulkinder, die einen WKG besuchten wurden im 2. Teil der Studie in Bezug auf die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen mittels motorischen Tests untersucht, sowie mit einem Fragebogen zur subjektiven Gesundheitseinschätzung befragt. 13 Kinder wurden zusätzlich mittels quäl. Interviews befragt (ebd.). Zur Einordnung wurden zusätzlich die Daten von 250 Grundschüler*innen, die einen RGK besucht haben, untersucht und mit der KIGGS-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland des Robert-Koch-Institutes abgeglichen. Die Ergebnisse aus Teil 1 und 2 wurden trianguliert (ebd., S. 53). Angewandte Methode war ein zweigeteilter interdisziplinärer Mixed-Method-Ansatz. Die Auswertung der Daten zeigte langfristig positive Effekte auf Ebene der körperlichen, mentalen und soz. Gesundheit (ebd., S. 153ff). Speziell zum soz. Wohlbefinden muss festgehalten werden, dass nach Auswertung der Daten der quäl. Interviews der Erzieherinnen ein starkes Gruppengefühl und speziell die Bindung und Wertschätzung bei den Kindern und Eltern betont wurde sowie die Sprache als zentrales Element soz. Interaktion (ebd., S. 78). Ähnlich wie Hafner (2002) sieht Schäffer das SV der Kinder als sehr ausgeprägt an (ebd., S. 97). Gegenseitige Aggressionen waren reduziert und wurden von Kindern selbst gelöst (ebd.). Positive Effekte waren auch in langfristigen Freundschaften über Alters- und Geschlechtergrenzen hinweg festzustellen (ebd., S. 158). Zur anteiligen Beantwortung der Fragestellung dieser Arbeit konnten die quäl. Interviews der Erwachsenen herangezogen werden und der Kindl-R-Test, der an Grundschülern bezüglich des soz. Wohlbefindens durchgeführt wurde.
[...]
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- Ute Christine Fischer (Autor), 2020, Natur als Sozialisationsinstanz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/536723
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