In der vorliegenden Arbeit soll das Thema der Zeitorientierung und der Wert der Zeit untersucht werden, jedoch unter einem ganz eigenen Aspekt. Aus der gewählten Sichtweise lassen sich verschiedene Fragestellungen formulieren. Im Allgemeinen spielt hierbei der Unterschied zwischen der idealen und individuellen Zeitorientierung eine zentrale Rolle.
Das fokussierte Ziel der Arbeit ist es, mithilfe der erarbeiteten Erkenntnisse neuen Aufschluss über die Beziehung zwischen den Zeitorientierungen Zimbardos und der Bewertung des Zeitwertes zu erhalten. Dabei sollen die Ergebnisse an den aktuellen Wissensstand anknüpfen. Diese Intension soll anhand der quantitativen Forschung erreicht werden. Darüber hinaus zielt die Forschungsarbeit darauf ab, anhand der gelieferten Ergebnisse die daraus resultierenden Implikationen auf die verschiedenen Lebensbereiche der Probanden herauszukristallisieren. Darauffolgend wird der theoretische Hintergrund als Basis der Arbeit dargelegt. Des Weiteren wird die angewandte Methode der Forschung erklärt. In Kapitel Vier werden die aus der Anwendung gewonnenen Ergebnisse aufgeführt. Zum Schluss werden diese im fünften Kapitel diskutiert sowie interpretiert und im letzten Kapitel als Fazit zu Ende geführt.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Abbildungsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Fragestellung der Arbeit
1.2 Zielsetzung der Arbeit
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Definitionen und Erläuterungen
2.3 Forschungsstand
3 Methode
3.2 Erhebungsinstrumente und -material
3.4 Untersuchungsdesign
3.5 Datenaufbereitung und statistische Verfahren
4 Ergebnisse & Interpretation
4.1 Einfluss der subjektiven Zeitorientierung auf den Wert der Zeit
4.2 Einfluss der idealen Zeitorientierungen auf den Wert der Zeit
4.3 Einfluss der moderierenden Variable Alter
4.4 Einfluss der moderierenden Variable Beziehungsstatus
4.5 Einfluss der moderierenden Variable Geschlecht
4.6 Einfluss der moderierenden Variable Kinder
5 Kritische Reflexion
6 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anlagen
1 Einleitung
Nachweislich leben wir immer länger und dennoch stehen wir alle unter andauernder Zeitnot. Der Grund hierfür ist, dass keiner über mehr Zeit als der Andere verfügt, jeder hat lediglich dieselben 24 Stunden am Tag. In manchen Situationen scheint die Zeit so schnell vorbei zu gehen, in gegensätzlichen Momenten fühlen sich Sekunden jedoch wie qualvolle Stunden an. Beispielsweise wenn man seine Hand so lange wie möglich in einen Eimer Eiswasser halten soll, kann sich das Zeitempfinden schon enorm verändern (Hellmann, 2019).
Manchmal beobachten wir wie unterschiedlich Menschen mit ihrer Zeit umgehen oder wie sie sie empfinden. Es gibt jene im Familien- oder Freundeskreis, die sich für ein Abendessen immer Zeit schaffen, weil es ihre Priorität ist. Konträr gibt es jedoch Menschen, die immer bis zum Hals in Terminen stecken, schließlich gilt „Zeit ist Geld“.
Die Beziehung zwischen Zeit und Geld war und bleibt ein Spannungsfeld. Faktisch kann mit monetären Mitteln keine Zeit erkauft werden. Aber mit ausreichenden finanziellen Mitteln kann ermöglicht werden, dass jemand anderes auf die Kinder aufpasst, den Rasen mäht oder etwa die Steuern für einen macht, um die eigene Zeit zu wahren. Beispielsweise geht aus einer Forsa Umfrage hervor, dass 67 Prozent der Deutschen es als völlig normal sehen, heut-zutage eine Haushaltshilfe zu beschäftigen (Anonymus, 2011), schließlich spart man sich so seine eigene Zeit.
Zunehmend lässt sich auch der Kult beobachten, der mit dem Umgang der Zeit geschaffen wird. Begriffe wie „Time Management“ oder „Work-Life-Balance“ beanspruchen den As-pekt Zeit auf eine ganz andere, fokussiertere Art und Weise (Hellmann, 2019).
1.1 Fragestellung der Arbeit
In der hier anschließenden Arbeit, soll ebenfalls das Thema der Zeitorientierung und der Wert der Zeit untersucht werden, jedoch unter einem ganz eigenen Aspekt. Aus der gewählten Sichtweise lassen sich verschiedene Fragestellungen formulieren. Im Allgemeinen spielt hierbei der Unterschied zwischen der idealen und individuellen Zeitorientierung eine zentrale Rolle. Die Beantwortung der in Kapitel 2.3 konkret verfassten Forschungsfragen soll diese empirische Forschung tragen.
2 Empirisches Projekt: Zeitorientierung & Wert der Zeit
1.2 Zielsetzung der Arbeit
Das fokussierte Ziel der Arbeit ist es, mithilfe der erarbeiteten Erkenntnisse neuen Aufschluss über die Beziehung zwischen den Zeitorientierungen Zimbardos und der Bewertung des Zeit-wertes zu erhalten (Zimbardo & Boyd, 2008). Dabei sollen die Ergebnisse an den aktuellen Wissensstand anknüpfen (siehe Kapitel 2.3). Diese Intension soll anhand der quantitativen Forschung erreicht werden. Im folgenden Kapitel sind hierfür die theoretischen Grundlagen aufgeführt.
Darüber hinaus zielt die Forschungsarbeit darauf ab, anhand der gelieferten Ergebnisse die daraus resultierenden Implikationen auf die verschiedenen Lebensbereiche der Probanden herauszukristallisieren. Im Folgenden Kapitel wird der theoretische Hintergrund als Basis der Arbeit dargelegt. Des Weiteren wird die angewandte Methode der Forschung erklärt. In Kapitel Vier werden die aus der Anwendung gewonnenen Ergebnisse aufgeführt. Zum Schluss werden diese im fünften Kapitel diskutiert sowie interpretiert und im letzten Kapitel als Fazit zu Ende geführt.
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Definitionen und Erl äuterungen
Um die Grundlagen und den Zweck dieser Arbeit tiefgründiger erfassen zu können, werden folglich die wichtigsten Begriffe definiert, das angewandte Modell dargelegt und der aktuelle Forschungsstand erläutert. Aus dieser theoretischen Basis leiten sich dann die Forschungs-fragen ab.
Zeit & Wert der Zeit
Es ist wichtig, den Unterschied zwischen der Zeit und dem Wert der Zeit zu verinnerlichen. Die Zeit ist jedem Menschen ein Begriff und jeder meint zu wissen was die Zeit prägt und was man unter ihr versteht. Aber was ist die Zeit tatsächlich? Die Zeit gilt als eine erlebbare Veränderung in der Natur, dem menschlichen Bewusstsein oder der Geschichte. Die Zeit ist irreversibel, also nicht rückkehrbar. Man kann sie nicht aufhalten oder sie wiederholen. Die Zeit ist unveränderbar und man kann sich nicht vorstellen wie es ist, eine Stunde zu verbrin-gen oder eben nicht zu verbringen (Kinnebrock, 2012).
Was ist der Wert der Zeit? Ökonomisch gesehen, ist der Wert der Zeit das, was eine Person bereit ist aufzugeben, um eine weitere Stunde zu bekommen. Eine Stunde lässt sich mit verschiedenen Inhalten füllen, man kann sich jedoch nicht dagegen entscheiden sie zu ver-bringen. Zeit kann weder genommen oder erhalten, noch gestohlen oder geschenkt werden. Der Wert der Zeit kann allerdings in Opportunitätskosten angegeben werden. Dabei wird in Kauf genommen eine Stunde mit “x” zu verbringen, aber dafür die Zeit für “y” zu verpassen. Ein weiterer Interpretationsansatz ist die Zeitpräferenz, wobei es sich um die Bereitschaft handelt, eine Belohnung um eine unbestimmte Zeit aufzuschieben (Mischel, 2014). Das Hier und Jetzt ist real und erlebbar, während die Zukunft das Ungewisse widerspiegelt, da es un-sicher ist, wann etwas vorbei ist. Eine risikoscheue Person, zieht einem sicheren Ergebnis einem unsicheren zukünftigen Ergebnis immer vor.
Werden Menschen gefragt, ob sie einen Apfel in 364 Tagen erhalten möchte oder zwei Äpfel in 365 Tagen, ist es jedoch nicht verwunderlich, wenn viele sich für die zweite Variante entscheiden. Zeitpräferenzen nehmen ab, je ferner die Zukunft ist. Wer sich allerdings auf die beiden Äpfel festlegt, wird diese Entscheidung in 364 Tagen ändern wollen und den ein-zelnen Apfel, den sie sofort erhalten könnten, vorziehen.
Der Wert der Zeit ist also messbar anhand von Opportunitätskosten, also was mit der Zeit angefangen wird oder anhand von der Zeitpräferenz, sprich inwieweit es uns heute interes-siert, ob noch ein weiterer Morgen folgt (Wagner, 2012).
Willingness-to-Pay Verfahren
Eine Möglichkeit den Wert zu ermitteln, wäre herauszufinden, wie hoch die Zahlungsbereit-schaft für ein weiteres Jahr im Leben wäre oder wie viel man verlangen würde, um ein Jahr abzugeben. Für Güter wie die Zeit und Sicherheit, kann man das Willingness-to-Pay Verfah-ren einsetzen, da diese auf Märkten nicht gehandelt werden und somit keinen Preis am Markt besitzen (Zeit, Luft, Sicherheit, …) (O`Brien, Viramontes, 1994). Es geht in diesem Fall da-rum, den Wert des Gutes ermitteln zu können, indem man potentielle Kunden fragt, was sie bereit wären für das Gut zu bezahlen. Dadurch kann dem Gut ein monetärer Wert zugeordnet werden. Um die Zahlungsbereitschaft erheben zu können, ist es möglich diese in Form einer Befragung durchzuführen, welche auch als Contingent Valuation Method bekannt ist (OBrien, Gafni, 1996).
Human-Capital Methode
Eine weitere Möglichkeit die Human-Capital Methode. Dabei richtet sich der Wert nach dem Einkommen des jeweiligen Menschen. Dafür wurden mehrere Personen, die auf unterschied-lichen Ländern und Kontinenten leben, befragt. Die Ergebnisse besagen, dass Personen aus ärmeren Verhältnissen mit weniger Einkommen, weniger bezahlen würden, um ein weiteres Lebensjahr zu bekommen. Im Gegensatz zu den Befragten aus wohlhabenderen Verhältnissen, welche wesentlich mehr für ein Jahr, in dem sie länger leben dürfen, ausgeben würden (Miller, 2000).
2.2 Theoretisches Modell
Das für diese Arbeit zugrunde liegende Modell weist drei Hauptkomponenten auf. Die Zei-torientierungen nach Zimbardo, welche die eigenen und die idealen Zeitorientierungen bein-halten, bilden eine Komponente. Unter dieser Differenzierung versteht man die Sichtweise der Zeitorientierung, die man selbst von sich glaubt und andererseits, die Vorstellung einer Zeitorientierung, die man als ideal einstufen würde. Hierunter fallen die zeitlichen Perspek-tiven Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (siehe Abbildung 1). Genauer betrachtet kris-tallisieren sich nach Zimbardo die folgenden sechs Zeittypen aus:
- Das erste Zeitportrait negative Vergangenheit (Person Z1) umschreibt eine Person, welche mit der Vergangenheit negative Emotionen in Verbringung bringt. Sie denkt ungern und dennoch oft darüber nach und kann negative Ereignisse aus der Vergangenheit nicht aus-blenden. Sie kann als schüchtern und sorgenvoll beschrieben werden.
- Positive Vergangenheit (Person Z2) ist das zweite Profil. Dieses soll einen positiven Ver-gangenheitsmenschen beschreiben, welcher gerne an seine Vergangenheit, schöne Erleb-nisse und an die Kindheit denkt. Dabei hat er positive Gedanken und Bilder im Kopf
- Der dritte Zeittyp fatalistische Gegenwart (Person Z3) wird als deterministisch denkende Person beschrieben. Sie denkt, dass vor allem auch zukünftige Ereignisse vorbestimmt sind und sie keine Macht über ihr Leben hat, aufgrund der Ergebenheit an das Schicksal.
Aus diesem Grund neigt dieser Typ zu depressivem und apathischem Verhalten. Er sagt sich selbst, das Leben ist wie es ist.
- Das vierte Zeitportrait (Person Z4) hedonistische Gegenwart umfasst die Beschreibung einer Person, die positive Gefühle mit der Gegenwart verbindet. Sie lebt spontan und braucht Aufregung in ihrem Leben. Sie ist impulsiv, voller Tatendrang und macht Dinge dann, wenn sie sich gut anfühlen. Dabei blendet sie schlechte Effekte aus.
- Person Z5 der Zukunft ist strukturiert und plant sorgsam ihre Zukunft und hält sich auch strickt an die Pläne. Durch ihre planvolle Ausrichtung will sie konkret gesteckte Ziele abwägen und erreichen. Sie priorisiert die vernünftige Vorsorge für das zukünftige Leben vor dem jetzigen, gegenwärtigen Wohlergehen. Für die Person, gilt „erst die Arbeit dann das Vergnügen”. Das Verhaltensschema entspricht dem Realitätsprinzip nach Freud, un-ter welchem das Ich die Handlung lenkt. Charakteristisch für Z5 ist eine gesunde Lebens-art.
- Das letzte Zeitportrait der transzendentalen Zukunft (Person Z6) beschreibt eine sorgen-freie Person, die sich keine Gedanken um die Zukunft und das Leben nach dem Tod macht. Für sie spielt Glaube, Religion und Spiritualität eine fundamental Rolle. Sie ist der An-sicht, dass die Wissenschaft ihre Grenzen hat und eine übersinnliche Instanz existieren muss. Aus diesem Grund achtet die Person sehr auf Handlungskonsequenzen (Zimbardo & Boyd, 2008).
Eine weitere Hauptkomponente des Modells ist der Wert der Zeit. Dieser wird mit einer di-rekten Messung erhoben. Dabei werden monetäre Aspekte wie z.B. die Zahlungsbereitschaft für Risikovermeidung erfasst. Zwischen den beiden Komponenten Zeitorientierung und Wert der Zeit steht die Komponente der moderierenden Variablen. Bei einer Moderation durch die Variablen Einkommen, Alter und Risikoaffinität wirken diese auf die Beziehung. Dieser Ein-fluss verändert den Effekt von den Zeitorientierungen auf den Wert der Zeit maßgeblich Dies bedeutet, die Beziehung zwischen den Komponenten sich verändert und verschieden ausfallen, abhängig von der Ausprägung der moderierenden Variablen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1. Zimbardo, P. & Boyd, J. (2008). The Time Paradox. Using the New Psychology of Time to Your Advantage. London: Rider.
2.3 Forschungsstand
Diese empirische Arbeit bezieht mehrere bereits durchgeführte Studien ein. Sie dienen als aktueller Forschungsstand, an welchem die Hausarbeit anknüpft. Darüber hinaus sollen die neu gewonnen Erkenntnisse jene erweitern.
Die erste Studie wurde 2014 durchgeführt. Sie erfolgte in Anlehnung an Zimbardos Studie der Time Perspectives (ZTPI) und behandelt den globalen Blick auf die Zeit. Die Forschung erfolgte in insgesamt 24 Ländern mit 26 Stichproben, welche anhand von den fünf zeitlichen Kategorien (Vergangenheit - positiv/negativ; Gegenwart - hedonistisch/schicksalhaft; Zu-kunft - real/transzendental) gemessen wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass in den verschie-denen Ländern, welche unterschiedliche kulturelle Traditionen pflegen und verschiedene Muttersprachler beherbergen, die fünf Kategorein immer gleichbleibend waren. Die Natio-nalität der Probanden war bei der Erhebung der Daten kein Schwerpunkt für die Studie, wurde jedoch in die soziodemografischen Daten miteinbezogen (Sircova, et. al. 2014).
Die zweite Forschung handelt von der Wahrnehmung der Zeit und wurde von dem Zeitfor-scher Dr. Marc Wittmann durchgeführt. Hierbei wurden Personen im Alter zwischen 14 und 94 Jahren befragt. Es ging dabei darum herauszufinden, wie schnell die Zeit für die befragten Personen vergeht, wobei wurde explizit nach den vergangenen zehn Jahren gefragt. Die 7 Empirisches Projekt: Zeitorientierung & Wert der Zeit jüngeren Probanden gaben an, dass ihre Zeit recht langsam vorbeigezogen sei. Die Älteren jedoch sagten aus, dass nach ihrem Empfinden ihre Zeit sehr schnell verging. Laut der Studie heißt es also, umso älter man wird, desto schneller vergeht auch die Zeit (Schramm, 2012).
Die letzte Studie befasste sich mit der Lebenserwartung und wurde von dem Robert Koch Institut, sowie dem deutschen Institut für Wirtschaftsforschung realisiert. Für diese For-schung wurden insgesamt 20 000 Menschen mehrere Jahre lang in regelmäßigen Abständen befragt. Laut der Daten haben Frauen mit geringerem Einkommen eine niedrigere Lebenserwartung, was mit psychischer Belastung oder der finanziellen Knappheit, sowie schwäche-rem sozialen Netzwerk zusammenhängen könnte. Ebenso besagt die Statistik, dass 65-jährige Frauen mit wenig Kontakt zu Nachbarn oder Freunden keine sehr hohe Lebenserwartung haben. Männer dagegen, die einen hohen Bildungsgrad aufweisen leben laut den Daten we-sentlich länger als Männer mit Hauptschul-, Real-, oder gar keinem Abschluss. Insgesamt besagt die Studie, wer 65 Jahre alt ist und ein niedriges Einkommen hat, lebt im Schnitt kürzer als ein Mensch im selben Alter, der aus wohlhabenden Verhältnissen stammt (Uken, 2012).
Aus dem hier dargelegten theoretischen Hintergrund, dem Modell und den erläuterten Defi-nitionen ergeben sich folgende konkrete Forschungsfragen:
- Erstens, welchen Einfluss hat die individuelle Zeitorientierung auf den subjektiven Wert der Zeit und auf die Zahlungsbereitschaft zur Verlängerung des Lebens um ein Jahr.
- Zweitens, welchen Einfluss hat die ideale Zeitorientierung auf den subjektiven Wert der Zeit und auf die Zahlungsbereitschaft zur Verlängerung des Lebens um ein Jahr.
- Drittens, welche Implikationen haben die gewonnenen Ergebnisse auf verschiedene Le-bensbereiche und wie können die ersten beiden Forschungsfragen interpretiert werden.
- Abschließend sollen die soziodemografischen Merkmale auf ihre Einflussfähigkeit er-fragt werden.
3 Methode
3.1 Auswahl der Stichprobe
Bei der Stichprobenauswahl wurden pro Versuchsleiter 19 Personen im Alter zwischen 18 und 75 Jahren befragt. Mit dem ersten Vorgehen wurde erreicht, dass nur noch Probanden, die ein Alter über 17 und unter 75 angaben, in die Studie eingeschlossen wurden. Aufgrund dessen fielen 20 Personen aus der Stichprobe heraus. Somit beläuft sich die Gesamtzahl auf 1522 Probanden. Zur Vorbereitung auf die Ergebnisauswertung wurden zusätzlich Daten ausgeschlossen. Die neu betrachtete Datenmenge umfasste somit Quartil eins bis drei. Grund war die Vereinfachung für die spätere Interpretation. Die unteren und oberen 25% (1. und 4. Quartil) wurden ausgeschlossen, da einerseits die hohen Werte volkswirtschaftlich unrealis-tisch sind und nicht im Verhältnis zum realistischen Vermögen stehen und da andererseits die geringen Werte vom Minimum bis zum ersten Quartil (0-100€) einen zu umfangreichen Spekulationsraum für die Interpretation der Ergebnisse in den folgenden Kapiteln offen lässt (Friese, Hofmann & Naumann, 2014). Die gewählte Analysetechnik ist hier angemessen (ähnlich wie im Gesundheitswesen oder der Volkswirtschaft), da der Einfluss der Zeitorien-tierung von Frage ist. Die Datenmenge umfasste schlussendlich 742 Personen, welche online befragt wurden und ist somit nicht deutschlandweit repräsentativ, liefern aber dennoch inter-pretierbare Ergebnisse (Abbildung 2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Stichprobenreduzierung, eigene Darstellung.
Jeder der Versuchsleiter wurde in kleinere Gruppen von jeweils 2-4 Versuchsleitern unter-teilt, welche jeweils eine Forschungsarbeit erstellten. Diese Forschungsgruppe umfasst ins-gesamt vier Forschungspersonen. Damit die Stichprobe möglichst repräsentativ ist, wurden Menschen aus verschiedenen Altersstufen, entsprechend der Zielpopulation, befragt. Dazu wurden sie in differenzierte Altersgruppen geteilt. Von der letztendlichen Stichprobenanzahl (742 Befragte) waren 52.16 % weibliche und 47.84 % männliche Probanden, die den Frage-bogen beantworteten. Durchschnittlich betrug das Alter der Befragten 41.8 Jahre. Ähnlich wie der Mittelwert (Hatzinger, Hornik & Nagel, 2011), betrug der Median 42 Jahre, was bedeutet, dass 50 % der Teilnehmer unter dem Wert lagen und 50% darüber (Sedelmeier & Renkewitz, 2013).
In der Altersgruppe von 18-30 (19.21 %) wurden pro Versuchsleiter insgesamt vier Personen befragt, darunter zwei männliche sowie zwei weibliche Personen. Diese Gruppe macht einen Prozentanteil von 21.05% der Versuchspersonen aus. Die zweite Altersgruppe von 30-40 Jahren (15.93%) wurde jeweils durch drei Versuchspersonen repräsentiert, davon sind ent-weder ein bis zwei Männer oder ein bis zwei Frauen (15.79% der Befragten). In der mittleren Altersklasse von 40-50 Jahren sind je zwei weibliche und zwei männliche Befragte, die einen Prozentsatz von insgesamt 21.05 % widerspiegeln. Den größten Anteil Deutschlands macht mit 27.4% die Gruppe zwischen 50 und 60 Jahren aus. Aus dieser Altersspanne wurden fünf Personen befragt, entweder drei Männer und zwei Frauen oder drei Frauen und zwei Männer, welche einen Anteil von 26.32% der Studie reflektieren. Den kleinsten Anteil hat die letzte Altersgruppe von 65-75 Jahren (15.16%). Dort wurden entweder ein Mann und zwei Frauen oder eine Frau und zwei Männer befragt (15.79%).
Die Probanden waren hauptsächlich durch Angestellte (61%), Selbstständige (7%), sowie in Elternzeit lebende, durch 5.3% vertreten. Die meisten von ihnen hatten einen Hochschulab-schluss (24.5%) oder eine abgeschlossene Berufsausbildung (20.7%). So gut wie keiner der Befragten hatte keinen Schulabschluss (1.3%). Außerdem waren 47% kinderlos, 27% hatten zwei Kinder und 13.6% nur ein Kind. Meist waren die Probanden zu zweit im Haushalt (34%). Nur 16% lebten allein und 22% lebten zu viert zu Hause. Sehr deutlich zu erkennen war, dass die meisten der Befragten Deutsche waren, vertreten durch 84.5%. Lediglich 4% gaben bei der Frage nach der Nationalität “Sonstige” an und 3% stammten aus der Türkei. Die meist vertretene Religion dieser Forschung war das Christentum (70.6%). 18% waren Atheisten und 8.6% gehörten dem Islam an. Bei der Frage nach dem Nettoeinkommen gaben 26.6 % an 2000 bis 2999 Euro monatlich zu verdienen, 26.5% haben 1000 bis 1999 Euro monatlich und 19.8% bis 999 Euro im Monat.
3.2 Erhebungsinstrumente und -material
Der erste Abschnitt des Fragebogens besteht aus den sechs Zeitportraits nach Zimbardo (2008) (siehe Kapitel 2.2), um den Einfluss der individuellen Zeitorientierung auf den sub-jektiven Wert der Zeit zu messen. Dabei sollten die Befragten nach jeder Beschreibung eines Zeittypen auf einer Continuous Rating Scale von 0 – 100 auf der einen Seite die Ähnlichkeit der beschriebenen Person zu sich selbst einschätzen (0 = niedrige Übereinstimmung, 100 = hohe Übereinstimmung) und auf der anderen Seite die Ähnlichkeit der beschriebenen Person zu deren subjektiven Idealbild, wobei innerhalb der Pole jeder Zahlenwert zwischen 0 und 100 angeklickt werden konnte (Bortz & Döring, 2006).
Die einzelnen Aussagen und Personen, mit denen sich die Teilnehmer identifizieren mussten, wurden an die Zeittypen von Zimbardo und seiner Forschung angelehnt. Beispielsweise wurde hier nach dem Zeittyp der positiven Vergangenheit gefragt, indem man sein Real-Selbst und Ideal-Selbst diesbezüglich einschätzen mussten. Ein Beispiel-Item hierfür war „Vertraute Bilder, Geräusche und Gerüche aus der Kindheit wecken in ihr/ihm eine Vielzahl von wunderbaren Erinnerungen” (siehe Anlage 6).
Im zweiten Abschnitt wurde zur Messung der allgemeinen Werte das Portraits Value Questionnaire (PVQ) nach Schwartz verwendet. Die Befragten sollten erneut die Ähnlichkeit von diesmal 10 Werteportraits auf einer Skala von 0-100. Die dadurch gewonnenen Wertevor-stellungen wurden zwar erhoben, allerdings sind sie nicht zentraler Bestandteil der vorlie-genden Studie (Schmidt et al, 2007).
Im darauffolgenden Abschnitt wurden den Probanden drei Open-Task Fragen bezüglich des Wertes der Zeit gestellt (Bortz & Döring, 2006). Hier wurden verschiedene Szenarien prä-sentiert und die Test-Personen wurden darum gebeten, einen Geldbetrag anzugeben, der Ihnen das jeweilige Szenario bei einer einmaligen Zahlung Wert wäre (Willingness-to-Pay, WTP) (O`Brien, Viramontes, 1994). Zunächst sollten die Befragten angeben wie hoch ihre Zahlungsbereitschaft zur Risikovermeidung hinsichtlich eines früheren Todes ist. Die zu beantwortende Frage hierbei lautete: “Wie viel würden Sie einmalig in Euro zahlen, um das Risiko von 1 zu 10.000 auszuschließen, ein Jahr früher zu sterben?”.
Darüber hinaus sollten die Teilnehmer benennen wie hoch die Zahlungsbereitschaft für ein weiteres Lebensjahr (Contingent Valuation) (O`Brien, Gafni, 1996) ist, was mit der Frage “Welchen Betrag in Euro würden Sie ausgeben, wenn Sie ein zusätzliches Jahr bei voller Gesundheit und gleicher Lebensqualität leben würden?”, erhoben wurde.
Schließlich sollten sie noch einen weiteren Geldbetrag für die monetäre Kompensation für die Reduktion des Lebens um ein Jahr benennen. Dies sollte anhand der Frage “Wieviel Euro müssten Sie bekommen, wenn Sie als Gegenleistung ein Jahr früher sterben würden?”, er-mittelt werden.
Soziodemographischen Daten wurden im letzten Abschnitt des Fragebogens von den Teil-nehmern angegeben. Darunter das Geschlecht, das Alter, der höchste Bildungsabschluss, die aktuelle berufliche Tätigkeit, die Nationalität, Religionszugehörigkeit, der Beziehungsstatus, die Anzahl der Kinder, die Anzahl der Personen im Haushalt und zuletzt das persönliche Nettoeinkommen und das kumulierte Nettoeinkommen aller Personen des Haushalts (Schön-eck & Voß, 2013).
3.3 Untersuchungsdurchf ührung
Zur Erhebung der Daten wurde eine Face-to-face Befragung mit Online-Fragebogen im Er-hebungszeitraum vom 01.03.2019 bis einschließlich dem 30.04.2019 durchgeführt. Vorteil der aktiven Anwesenheit beider Vertreter war, dass der Versuchsleiter Autorität erlangte, wodurch die Teilnehmer die Studie gewissenhaft und wahrheitsgemäß durchführten. Dabei wurde ihnen gegenüber betont, dass der Befragungsinhalt detailliert durchgelesen werden sollte und dass ihnen unbegrenzte Zeit zur Verfügung stand (Sedelmeier & Renkewitz, 2013).
Start der Untersuchung bildete die Quotierung. Basierend auf dieser wurde eine Liste aller benötigten Probanden erfasst, um die Altersgruppen und deren repräsentative Teilnehmer für die Studie im Überblick zu behalten (Schöneck & Voß, 2013). Ziel hierbei war es, keine Überschneidungen der entsprechenden Altersvertreter zu erhalten. Primär wurde im eigenen Verwandten- und Bekanntenkreis nach geeigneten Teilnehmern gesucht. In den Fällen, in denen dies nicht ausreichte, wurden darüber hinaus die Bekannten aufgefordert, in ihrem Umfeld entsprechende Personen zu finden.
Bei Zustimmung der Probanden zur Teilnahme erfolgte das Einholen einer Einverständnis-erklärung durch das Unterschreiben eines Dokuments (siehe Anlage 5). Anforderung war es, die Probanden über das Thema der Studie zu informieren, welches den Wert der Zeit umfasst. Anschließend haben die offenkundigen Probanden die Umfrage mit betätigen des Links ge-startet. Darüber hinaus sollten sich die Teilnehmer bewusst sein, dass sie bei Fragen und Un-klarheiten sich jederzeit bei dem Versuchsleiter melden konnten. In den meisten Fällen er-folgte die Datenerhebung bei den Probanden zuhause oder bei den jeweiligen Interviewlei-tern. Anderenfalls wurde das Interview an Orten wie dem Büro oder in einem Café abgehal-ten. Nach erfolgreichem Abschließen des Online-Fragebogens wurde sich für die Bereitwil-ligkeit an der Teilnahme bedankt und die Probanden freundlich verabschiedet. Es gab keine monetäre Vergütung für die Probanden, eine Kontrollgruppe wurde ebenfalls nicht hinzuge-zogen (Bortz & Döring, 2006).
3.4 Untersuchungsdesign
Nun stellt sich die Frage, in welcher Art und Weise die betrachtete Untersuchungsvariable von anderen Variablen beeinflusst wird. Die jeweiligen Variablen mit Einfluss, streuen die einzelnen Angaben der Befragten. Die Aufgabe der Regressionsrechnung ist es, die Art des Zusammenhangs der interessierenden (abhängigen) Variable Y mit einer beeinflussenden (unabhängigen) Variable X zu beschreiben. Dabei ist die Variable Y die zu erklärende Variable während X die erklärende Variable darstellt. Daraufhin kann man beantworten, welche Variable X für die Streuung der Antworten verantwortlich ist, also die Variable Y beeinflusst. Damit wird der Weg zur statistischen Erklärung dargeboten (Schöneck & Voß, 2013). Die Zeittypen nach Zimbardo sind in diesem Fall die unabhängigen Variablen, die die abhängige Variable “Wert der Zeit” beeinflussen.
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