Das Ziel des vorliegenden Beitrages besteht darin, anhand einer ökonomischen Querschnittsstudie die Auswirkungen der Faktoren Geschlecht, Alter, Bildungsgrad, Kategorie der Sportart sowie dem Leistungsniveau auf das sportspezifische Leistungsmotiv zu untersuchen.
Hierfür wurden fünf zentrale Hypothesen formuliert: Männliche Sportler weisen mehr HE auf als weibliche Athletinnen. Die jüngeren Athleten/-innen haben weniger FM als die ältere. Teilnehmer höheren Bildungsgrades weisen mehr HE auf als Teilnehmer niedrigeren Bildungsniveaus. Leistungssportler zeigen einen höheren Wert auf der Skala NH als Freizeitsportler. Mannschaftssportler/-innen fühlen sich durch ihr Team mehr angespornt als Individualsportler
Das sportspezifische Leistungsmotiv: Persönlichkeitsmerkmal oder abhängig von Einflussfaktoren?
Eine empirische Studie
Lea Kornemann Sportzentrum der Universiät Passau, Deutschland, 2018.
ZIELSETZUNG
Das Ziel des vorliegenden Beitrages besteht darin, anhand einer ökonomischen Querschnittsstudie die Auswirkungen der Faktoren Geschlecht, Alter, Bildungsgrad, Kategorie der Sportart sowie dem Leistungsniveau auf das sportspezifische Leistungsmotiv zu untersuchen. Hierfür wurden fünf zentrale Hypothesen formuliert: Männliche Sportler weisen mehr HE auf als weibliche Athletinnen. Die jüngeren Athleten/-innen haben weniger FM als die ältere. Teilnehmer höheren Bildungsgrades weisen mehr HE auf als Teilnehmer niedrigeren Bildungsniveaus. Leistungssportler zeigen einen höheren Wert auf der Skala NH als Freizeitsportler. Mannschaftssportler/-innen fühlen sich durch ihr Team mehr angespornt als Individualsportler.
METHODIK
Die Datenerhebung für die Stichprobe N = 46 bestehend aus gezielt ausgewählten Sportlerinnen und Sportlern erfolgte mittels eines leicht von der AMS variierenden Selbstbeurteilungsbogens.
ERGEBNISSE
Entgegen unserer Erwartungen zeigte sich, dass die Variablen Geschlecht, Alter, Kategorie der Sportart und Leistungsniveau keinen signifikanten Einfluss auf das Leistungsmotiv nehmen. Der Zusammenhang von Bildungsgrad und Hoffnung auf Erfolg konnte statistisch nachgewiesen werden, muss aufgrund der geringen Größe mancher Teilgruppen aber kritisch betrachtet werden.
FAZIT
Die Ergebnisse lassen vermuten, dass es sich beim sportspezifischen Leistungsmotiv um ein individuelles Persönlichkeitsmerkmal handelt.
PROBLEMLAGE
Motivation spielt in allen Bereichen unseres Lebens eine herausragende Rolle. Oft hängt von ihr ab, ob und wie intensiv wir eine Tätigkeit ausführen. So ist das Leistungsmotiv auch und besonders im Sport von zentraler Bedeutung. Gibt es keinen Unterschied in den physischen Fähigkeiten, die einen erfolgreichen von einem weniger erfolgreicher Sportler unterscheiden, lassen sich schnell auf die psychischen Eigenschaften schließen. Es ist anzunehmen, dass motivationale Prozesse, vorrangig die Leistungsmotivation, wichtige Faktoren für das sportliche Gelingen sind. Obwohl in der Sportpsychologie im Allgemeinen davon ausgegangen wird, dass das Leistungsmotiv eher ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal ist, welches sich bereits in jungen Jahren manifestiert, ist es nicht ausgeschlossen, dass es durch weitere Faktoren beeinflussbar ist. Zum Beispiel muss zwischen Sportlern/-innen im Erwachsenen und im Kinder-/Jugendalter differenziert werden. Die Kausalzusammenhänge von Leistungsmotivation und den Faktoren Geschlecht, Niveau, auf dem die Athletinnen und Athleten ihren Sport ausüben, sowie die Kategorie der Sportart - ob Mannschafts- oder Individualsportart - sind bisher nicht geklärt (Holst, 2012).1
An diesen Ausgangspunkt knüpft der vorliegende Artikel an und widmet sich der Frage, welche Rolle genau diese Faktoren für das sportspezifische Leistungsmotiv spielen. Weiter soll der Bildungsgrad im Sinne von Schulart der Probanden betrachtet werden.
Basierend auf den theoretischen Vorüberlegungen ergeben sich für die Stichprobe folgende Hypothesen:
Hypothese 1
Männliche Sportler weisen eine stärkere Ausprägung auf der Skala Hoffnung auf Erfolg auf als weibliche Athletinnen.
Hypothese 2
Die jüngeren Athleten der Stichprobe weisen eine relativ geringe Furcht vor Misserfolg auf, welche sich im Laufe der Entwicklung immer mehr ausprägt.
Hypothese 3
Teilnehmer der Stichprobe mit einem höheren Bildungsabschluss bzw. auf einem höheren Bildungsniveau weisen eine stärkere Ausprägung auf der Skala Hoffnung auf Erfolg auf als Teilnehmer niedrigeren Bildungsniveaus.
Hypothese 4
Die Sportler/-innen, welche ihren Sport auf einem hohen Leistungsniveau betreiben, besitzen einen höheren Wert auf der Skala Nettohoffnung, da sie erfolgszuversichtlicher und weniger misserfolgsängstlich als Sportler/ -innen geringen Niveaus sind.
Hypothese 5
Die Athleten/-innen aus der Kategorie der Mannschaftssportarten zeigen eine stärkere Ausprägung in Bezug auf Item 14 („Durch mein Team habe ich mehr Ansporn zu gewinnen“) als Athleten/-innen der Kategorie Individualsportarten.
METHODIK
Stichprobe
Die vorliegende Untersuchungsstichprobe setzt sich aus N = 46 (n m = 33, n w = 13) gezielt ausgewählten Sportlern zusammen. Die Variable Kategorie der Sportart verteilt sich auf Mannschaftssportler/-innen (n ms = 28) und Einzelsportler/-innen (n es = 18).
Tabelle 1 zeigt die Zusammensetzung der Stichprobe bezüglich der möglichen Einflussgrößen Alter, Bildungsabschluss, Leistungsniveau. Die Antwortmöglichkeiten wurden der Einfachheit wegen zu jeweils vier Gruppen zusammengefasst.
Erfassung
Zur Datenerhebung wurde lediglich ein Fragebogenverfahren eingesetzt. Zwar wird diese Art von Verfahren in der Literatur kontrovers diskutiert, die Ausweitung auf weitere Verfahren hätte den Rahmen und Zweck dieser Arbeit jedoch überschritten.
Von Juli bis August 2018 wurde die eben aufgezeigte Stichprobe schriftlich und weitestgehend anonym zum Thema sportspezifisches Leistungsmotiv befragt. Die meisten der Probanden reagierten interessiert und aufgeschlossen für die ihnen entgegengebrachte Aufmerksamkeit. Das Ausfüllen des Fragebogens erfolgte größstenteils im ganzen Team vor oder nach dem Training und dauerte nach kurzer Instruktion höchstens 10-15 Minuten. Auf eine eigenständige Bearbeitung wurde stets geachtet. Vereinzelt wurden Fragebögen auch per E-mail versandt.
Tabelle 1. Stichprobenverteilung bezüglich des Alters, des Bildungsabschlusses sowie des Leistungsniveaus
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Messung
Der von uns verwendete Fragebogen lehnt sich stark an das vielbenutzte Selbstbeschreibungsinstrument zur Messung des expliziten Leistungsmotivs, der Achievement Motives Scale (AMS) an. Die ursprüngliche Version (Gjesme & Nygard, 1970) wurde aus dem Englischen übersetzt, an Sportsituationen angepasst und in der aktuellen Fassung von Wenhold, Elbe und Beckmann (2008a) nochmals überarbeitet. Unsere Variante des Fragebogens lässt sich in drei Teile gliedern. Der erste Part dient dem Erfassen der Einflussfaktoren. Der zweite und dritte Teil setzt sich aus jeweils 14 Items für die Skalen Hoffnung auf Erfolg (HE) und Furcht vor Misserfolg (FM) zusammen. Während mit ersterer die Zuversicht, mit der sich Sportler/- innen in eine Wettkampfsituation begegeben, ausgedrückt wird, zeigt letztere die Angst vor möglichem Scheitern. Um die Möglichkeit eines rein mechanischen Antwortens einzuschränken, unterscheiden sich einige Itemformulierungen nur im Bezug auf Satzbau und Wortwahl. Die Beantwortung erfolgt mittels einer 4-stufigen Likert-Skala von trifft überhaupt nicht auf mich zu bis trifft genau auf mich zu. Beide Komponenten können bei einer Person gleichzeitig hoch und niedrig ausfallen. Einen Hinweis über die Motivtendenz, d. h. ob eine Person eher erfolgszuversichtlich oder misserfolgsängstlich ist, liefert die Nettohoffnung (NH). Sie errechnet sich aus der Differenz der Skalen HE und FM. Fällt NH positiv aus, ist der Proband erfolgszuversichtlich. Er betrachtet die Situation als Herausforderung und sieht sich in der Lage, diese Herausforderung zu lösen. Ist NH negativ, kann man von einem misserfolgsängstlichen Menschen ausgehen. Eine solche Person strebt nicht das Erreichen eines individuellen Ziels an, sondern eher das Verhindern eines möglichen Misserfolgs. Zusätzlich kann mit dem Gesamtleistungsmotiv (GLM) Auskunft über die Motivstärke gegeben werden. Dies errechnet sich aus der Summe von HE und FM. Sind beide Komponenten stark ausgeprägt, haben sportliche Herausforderungen eine hohe Bedeutung für die Athleten/-innen. Ein geringes Gesamtleistungsmotiv spricht hingegen dafür, dass sportliche Aufgaben die Sportler/-innen wenig tangieren (Wenhold, Meier, Elbe & Beckmann 2008b).
Da der Fragebogen nur minimal von uns verändert wurde, kann von der selben Testgüte und Testkonstruktion wie der AMS- Sport ausgegangen werden. In mehreren Stichproben zur Bestimmung der Testgütekriten kam man zu dem Ergebnis, dass der Fragebogen aufgrund seiner Reliabilität von a = 0.95 (HE) und a = 0.93 (FM) und aufgrund seiner Validität für die Bestimmung des sportspezifischen Leistungsmotivs geeignet ist (Wenhold et al., 2008b).
Für die Überprüfung der Hypothesen wurden deskriptive Analysen sowie inferenzstatistische Verfahren mit Hilfe des Statistikprogramms IBM SPSS Statistics 24 durchgeführt.
ERGEBNISSE
Deskriptive Statistiken
Bevor sich den Hypothesen gewidmet wurde, erfolgte zunächst eine allgemeine Testung der Ergebnisse in Hinblick auf die deskriptiven Statistiken sowie auf Normalverteilung. Anschließend wurden die Zusammenhänge dieser Ergebnisse untersucht.
Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die Mittelwerte und Standardabweichungen der Leistungsmotivkomponenten Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg sowie der Testergebnisse Nettohoffnung und Gesamtleistungsmotiv. Aufgrund der aufgestellten Hypothese 5 wurde auch Item 14 hinzugezogen. Zudem zeigt die Tabelle die Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Test auf Normalverteilung der Daten. Wie zu erkennen ist, liegt der Mittelwert für die Nettohoffnung weit über 0. Zudem fällt der Mittelwert für die Skala Hoffnung auf Erfolg weit größer aus als der für Furcht vor Misserfolg. Die Komponente Gesamtleistungsmotiv liegt - bei 84 möglichen Punkten - mit 44,50 genau im mittleren Normbereich.
Wie die Daten für den Kolmogorov- Smirnov-Test zeigen, sind die Testergebnisse für FM, NH und GLM normalverteilt. Demnach präsentiert sich die Stichprobe weitestgehend homogen. Weil für HE die Signifikanz kleiner als 0,05 ausfällt, muss davon ausgegangen werden, dass die Daten nicht normalverteilt sind. Grund hierfür sind einige Ausreißer im Bereich unterhalb des Mittelwerts. Auch bei Item 14 liegt keine Normalverteilung vor. Die eher rechtsgipflige Verteilung von Item Nummer 14 spricht dafür, dass der Ansporn durch das eigene Team in der vorliegenden Stichprobe stärker ausgeprägt ist.
Folglich sind für FM, NH und GLM parametrische Berechnungsverfahren möglich. Für das weitere Verfahren mit HE und Item Nummer 14 sind nicht-parametrische Berechnungen erforderlich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2. Deskriptive Statistiken und Testung auf Normalverteilung
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1 Level 1 = Kreisklasse Fußball und Tennis; Level 2 = Bezirksliga Handball; Level 3 = Bezirksliga Tennis, Kreis/Oberbayern Schwimmen, 2. Bundesliga Hockey; Level 4 = l.Bundeliga, Regionalliga, Bayernliga, Süddeutsche Schwimmen
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- Lea Kornemann (Autor), 2018, Das sportspezifische Leistungsmotiv. Persönlichkeitsmerkmal oder doch abhängig von Einflussfaktoren?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/535803
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