Hartmann von Aue gilt im 12. Jahrhundert in den deutschen Landen als eine der erfolgreichsten Dichterpersönlichkeiten indem er einen neuen literarischen Stil sowie auch eine Vorstellung des Rittertums und der allgemeinen Hofkultur prägt. In seinem ‚Erec‘ nimmt er die zeitgenössische theologische Diskussion auf und impliziert die Stellung der Grundsatzfragen der Beziehung zu Gott. Dabei bietet er auch Lösungswege an die Synthese von Gott und Welt optimal zu verwirklichen (Wolf 2007). Charakteristisch für sein Schaffen ist die Verzahnung „seiner höfischen Welt mit der klerikal-lateinischen Gelehrtenkultur“ (Wolf 2007). In seinen Werken transferiert er die aus Frankreich stammenden geistlichen Sphären (u.a. contempus mundi) sowie auch die Welterlösung der heimischen Höfe (Wolf 2007). Erec als sein epochaler, erster deutscher Artusroman ist leider sehr dünn überliefert. Man spricht von einem „Wolfenbüttler“ (Mitte 13. Jahrhundert) und einem „Zwettler Erec“ (um 1250). In ersterem ist von Chretien sogar als Verfasser die Rede, doch beide haben nur wenige Übereinstimmung mit er Ambraser Fassung nach 1504 (Wolf 2007). Wie in Wolfram von Eschenbachs ‚Parzival‘ erkenntlich. wurde Hartmanns Erec damals als höfisches Standardwerk vorausgesetzt, wobei die These besteht, dass „die Entmachtung der Welfen und die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen“, die Verbreitung des Romans behindert haben könnten (Wolf 2007).
Im Folgenden soll folgende Aussage belegt und diskutiert werden: „Erec ist nicht nur ein ritterlicher Held, er ist und wird zum Ende hin immer mehr eine Art Heilsbringer, auf dem Gottes Gnade ruht.“ Weiterführend sollen Fragen zur anstehenden Diskussion in den Raum gestellt werden, die im Zuge dieser Arbeit entstanden sind.
Hartmann von Aue gilt im 12. Jahrhundert in den deutschen Landen als eine der erfolgreichsten Dichterpersonlichkeiten indem er einen neuen literarischen Stil sowie auch eine Vorstellung des Rittertums und der allgemeinen Hofkultur pragt. In seinem ,Erec‘ nimmt er die zeitgenossische theologische Diskussion auf und impliziert die Stellung der Grundsatzfragen der Beziehung zu Gott. Dabei bietet er auch Losungswege an die Synthese von Gott und Welt optimal zu verwirklichen (Wolf 2007, 8f). Charakteristisch fur sein Schaffen ist die Verzahnung ,,seiner hofischen Welt mit der klerikal-lateinischen Gelehrtenkultur“ (Wolf 2007, 9). In seinen Werken transferiert er die aus Frankreich stammenden geistlichen Spharen (u.a. contempus mundi) sowie auch die Welterlosung der heimischen Hofe (Wolf 2007, ebd.). Erec als sein epochaler, erster deutscher Artusroman ist leider sehr dunn uberliefert. Man spricht von einem „Wolfenbuttler“ (Mitte 13. Jahrhundert) und einem „ZwettlerErec“ (um 1250). In ersterem ist von Chretien sogar als Verfasser die Rede, doch beide haben nur wenige Ubereinstimmung mit er AmbraserFassungnach 1504 (Wolf 2007, 46f). Wie in Wolfram von Eschenbachs ,Parzival‘ erkenntlich. wurde Hartmanns Erec damals als hofisches Standardwerk vorausgesetzt, wobei die These besteht, dass „die Entmachtung der Welfen und die burgerkriegsahnlichen Auseinandersetzungen“, die Verbreitung des Romans behindert haben konnten (Wolf 2007, 48).
Im Folgenden soil folgende Aussage belegt und diskutiert werden: ,,Erec ist nicht nur ein ritterlicher Held, er ist und wird zum Ende hin immer mehr eine Art Heilsbringer, auf dem Gottes Gnade ruht.“ Weiterfuhrend sollen Fragen zur anstehenden Diskussion in den Raum gestellt werden, die im Zuge dieser Arbeit entstanden sind.
In Hartmanns Erec dient dem heilsgeschichtlichen Strukturvorbild die Legend des biblischen Samaritergleichnisses in der mittelalterlichen Exegese, sprich Themenblocke wie Verlust der Ehre, sozialer Ausschluss und Wiedergewinnung von Ansehen und Rang (Ohly 1958, 59). Sein zweigliedriger Aufbau auch bekannt als doppelter Kursus nach Kuhn (1948) gilt als Wesensmerkmal des Artusromans. Hartmann konstruiert den Erec in zwei typologisch aufeinander bezogenen Teilen. Es beginnt wie stets am Artushof und findet relativ schnell den ersten Hohepunkt im Ausritt mit der Konigin, darauf folgt die erste Katastrophe durch die Zwergenschande. So beschreitet er den zweiten Aufstieg der deutlich unterhalb seines zuvorigen Ranges und Ansehens einzuordnen ist. Jedoch ist der zweite Aufstieg wesentlich steiler und gipfelt in einem Himmelplatz fur ihn und seine Frau Enite. Dem doppelten Weg ist eine moralisch-ethische Entwicklungsidee inharent, welche in drei Erkenntnisse einzuteilen ist, auf welche ich im Folgenden genauer eingehen werde.
Vom Zwerg emiedrigt und damit die ere verloren steht er relativ zu Beginn abseits der Gesellschaft, was auch zwangslaufig zum Selbstausschluss fuhrt. Erec racht sich an dem Zwerg und gewinnt damit etwas seiner ere zuruck, jedoch nicht das Ansehen der Konigin. Ohne ere sprich die Anerkennung der mannlichen Tumiertuchtigkeit entfallt fur Erec auch sein Rittertum, welches den Krafteeinsatz fur die ere im eben genannten Sinne bedeutet (Ohly 1958, 63f). Nach einem kurzen Zuruckerobern seines Ansehens folgt umgehend der zweite Fall das ,verligen‘. Erec und seine Frau Enite liebkosen in der Kemenate und ,verligen‘ die Zeit auch hier folgt der Selbstisolation die Isolierung von auBen. Zum Dienst eines Ritters gehort auch die Messe als ,arebeit‘ und durch die Minneidylle macht sich Erec nicht nur ehrlos, sondem auch schuldig (Ohly 1958, 65). Es folgt der zweite Wiederaufstieg: Durchdrungen von Scham reiten Erec und Enite auf einem Pferd schweigend (warum bleibt unbegrundet) auf einem Weg. Enite entdeckt drei Rauber und bricht das Schweigegebot, dafur bestraft Erec Enite sehr hart mit Frauenschelten (V.3242ff). Siemuss als Strafe als Pferdeknechtin funf Tiere des Paares versorgen (Wolf 2007, 60). Diese Szene ereignet sich noch einmal mit funf Raubern so das Enite zum Knecht hinab gesetzt wird (V. 3431). Und auch beim dritten Mai als Enite ihn warnt, bestraft er sie,jedoch fallt sie nun etwas milder aus (V.4150ff). Auffallig ist hier, dass mit der Bestrafung und Erniedrigung Enites die Anerkennung Erec deutlich steigt und in einem Kampf mit dem Zwergenkonig Guivreiz gipfelt, bei welcher er sich eine Wunde zuzieht. Er ergreift hier nicht die Chance den Gegner zu erschlagen, sondern reagiert hier zum ersten Mai mit erbarmen und genade (V.4439ff). Erec begegnet Keie und nach einem kleinen „Scharmutzel“ reitet Keie zuruck zum Artushof und berichtet dem Konig uber diesen hervorragenden Ritter. Artus mutmaBt, dass das nur Erec sein kann und befielt Keie und Gawein ihn an den Hof zu bringen (V.4866ff). Erec und Enite kommen also an den Artushof und werden freudig empfangen, auch die Wunde Erecs wird von einer Fee mit einem Pflaster geheilt. Um nicht wieder in den Versuch des ,verligens‘ zu kommen- ein Lemerfolg wird hier deutlich- brechen Erec und Enite gleich darauf wieder auf in den Wald, wo sie einer Frau begegnen, welche ihren Mann bejammert, der von zwei Riesen gefangen und gequalt wurde. In dieser aventiure, in welcher er zum ersten Mai auch Stimmen hort und mit wachem Sinne ohne Enite reitet (V.5296) bricht seine Wunde wieder aus. Scheintot fallt er vor Enite zu Boden. Dieser Einsatz diente nicht der Rettung seiner Person, sondem war eine Tat der „helfe“ und bringt ihn wieder in eine konkrete Beziehung zum Artushof. Es folgt die erste Erkenntnis: Nach dem Enite den Scheintod ihres Liebsten beklagt und daruber hinaus den Gott in Frage gestellt hat, der eine solche „Einheit“ trennen will (V.5799ff.) und daruber hinaus sich das Leben nehmen will mit eben jener Mordwaffe, schickt Gott Oringles als Werkzeug der Rettung (V.6117). Wobei hier deutlich gesagt werden muss, dass Oringles hier nicht nur den Retter, sondern auch den Schander Enites darstellt. Er bedrangt sie seine Frau zu werden, aber sie bleibt wie je zu vor standhaft, daraufhin schlagt er sie zu Boden (6577ff.). Durch das Beklagen ihrer Schmerzen erwacht Erec und toten den Grafen. Dabei er erkennt er nun auch die Treue seiner Frau und bittet sie um Vergebung (V.6771). Auf diese Erkenntnis folgt gleich die zweite: Im erneuten Kampf mit Guivreiz tritt Erec mit der Absicht an seine ere wiederzuerlangen mit einer „unkraft“, weil geschwacht an und wird vom Pferd gestoBen. Beim zweiten Angriff erkennt er, dass er mit einem Draufgangertum keine ere zuruckgewinnen wird (Ohly 1958, 81) und erhalt ein neues Verhaltnis zum Rittertum. Die Wunde ist hier nicht nur zweimal sein Tod, sondern auch zwei Mai die Erkenntnis, die ihn rettet (Ohly 1958, 82). Hartmann wahlt hier das biblische Motiv des Schiffbruchigen, welcher durch die Schuldeinsicht Boden unter den FuBen erlangen konnte (V.7071). Er beschreitet weiter den Weg des wahren Ritters, geht in die Messe wie es sich fur einen tumierenden Ritter gehort und findet auf diesem Weg der Erkenntnisse zu Gott (Ohly 1958, 84). Seine dritte Erkenntnis erhalt er im Kampf mit Mabonagin, welcher einen Kontrast zu Erec herstellen soil, so Ohly. Erec hat Erbarmen im Kampf mit ihm, verschont ihn und erhalt das Epitheton ,,erec der wunderaere“ (V.9308) - der dessen Taten an das Wunderbare grenzen. Der auffallige Vergleich zu Erec als Messias wird noch deutlicher als er den Schuldigen, Mabonagin nicht nur nicht straft, sondern ihn vom rechten Weg uberzeugt und somit missioniert. Damit sieht er nicht nur ihm Kampf dank seiner „wise“ und rechtfertigt damit auch sein zuvor geschehenes Leid, welches er hinnehmen musste, um zu jener Erkenntnis zu kommen.
Nicht nur durch den letzten missionierenden Auftritt Erecs wird die biblische Verknupfung im Werk Hartmanns deutlich. Das „verligen“ als Sundenfall ist damit Teil der heilsgeschichtlichen Struktur. Auch das Schuldbekenntnis Erecs Enites gegenuber ist gleichzusetzen mit dem „Vaterunser“ aus Matthaus 6 Vers 12. Da heiBt es „Vergib uns unserer Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben.“ „Und fuhre uns nicht in Versuchung (das ,verligen‘), sondern erlose uns von dem Ubel (Erwachen nach dem Todesschlaf).“ (Lutherbibel 1912, Matthaus 6:12). Ein besonders schones und beliebtes (bis heute) Gleichnis findet sich in dem Weg Erecs wieder, welcher sich im Psalm 23 entdecken lasst:
Der HERR ist mein Hirte; mir wird nichts mangein. Er weidet mich auf gruner Aue und fuhret mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele; er fuhret mich auf rechter Strahe um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstem Tai, furchte ich kein Ungluck; denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trosten mich.Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit 01 und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. (Lutherbibel 1912, Psalm 23:1-6)
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- Arbeit zitieren
- Johanna Seitz (Autor:in), 2019, Zu Hartmann von Aues "Erec", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/535551
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