„Hab und Gut kann man Dir nehmen, doch was Du im Kopf hast das nicht!“ So beendet mein 77 jähriger Opa gewöhnlich unsere Diskussion über die Bildung und Ausbildung, besonders im Vergleich von damals und heute. Dieser Satz hat seit 1930 nicht an Bedeutung verloren. Im Gegenteil gerade heute, mit der Infragestellung unseres festgefahrenen, bürokratischen Bildungssystems und der Berufsbildungspolitik hat diese Hypothese an Aktualität gewonnen.
Um so höher der berufsqualifizierende Abschluss, um so eher hat man die Chance auf einen der inzwischen zur Mangelware gewordenen Jobs auf dem Arbeitsmarkt. Doch nicht jeder kann diesem Anspruch gerecht werden, besonders nicht auf internationaler Ebene, glaubt man aktuellen Studien.
Seit man mit PISA (Programme for International Student Assessment), die schulischen Leistungen von 15-jährigen Schülern aus allen Bereichen des Berufsbildungssystems gemessen hat. Steht fest, Deutschland schneidet im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich ab. Vermeintliche Gründe dafür könnten die großen Unterschiede zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Schülern sein. Ausgelöst u.a. durch ungleiche Chancen im Bildungssystem und einer mangelhaften Berufsbildungspolitik. Wie das Berufsbildungssystem und die Berufsbildungspolitik aussieht, wird zu Beginn beschrieben. Um die vielfältigen Verflechtungen dieser zwei Bereiche aber auch die separat zu betrachtenden Gegebenheiten zu verstehen, wird das Berufsbildungssystem erläutern, mit dem Schwerpunkt auf das Duale System bei Berufsausbildungen. Im weiteren Verlauf wird die Berufsbildungspolitik definiert. Diese gestaltet sich komplex, durch historisch gewachsene, bürokratische Institutionen. Zudem werden die fortlaufend an Bedeutung gewinnenden beruflichen Weiterbildungen dargestellt. Die Problemlagen des Beschriebenen und die momentane Situation werden erläutert, dann auf aktuelle Debatten und angestrebte, sowie bereits laufende Reformen eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Berufsbildungssystem
2.1 Das duale System
3. Die Berufsbildungspolitik
4. Die berufliche Weiterbildung
5. Der Wandel berufsförmig strukturierter Arbeit in der Wissensgesellschaft
6. Problemlagen und Reformen
6.1 Die berufsfachliche Ausbildung
6.2 Zur Gleichwertigkeitsdiskussion und Situation an Hochschulen
6.3 Der Einstieg in die Arbeitswelt
6.4 Chancenungleichheit.
7. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Hab und Gut kann man Dir nehmen, doch was Du im Kopf hast das nicht!“ So beendet mein 77 jähriger Opa gewöhnlich unsere Diskussion über die Bildung und Ausbildung, besonders im Vergleich von damals und heute. Dieser Satz hat seit 1930 nicht an Bedeutung verloren. Im Gegenteil gerade heute, mit der Infragestellung unseres festgefahrenen, bürokratischen Bildungssystems und der Berufsbildungspolitik hat diese Hypothese an Aktualität gewonnen.
Um so höher der berufsqualifizierende Abschluss, um so eher hat man die Chance auf einen der inzwischen zur Mangelware gewordenen Jobs auf dem Arbeitsmarkt. Doch nicht jeder kann diesem Anspruch gerecht werden, besonders nicht auf internationaler Ebene, glaubt man aktuellen Studien.
Seit man mit PISA (Programme for International Student Assessment), die schulischen Leistungen von 15-jährigen Schülern aus allen Bereichen des Berufsbildungssystems gemessen hat. Steht fest, Deutschland schneidet im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich ab. Vermeintliche Gründe dafür könnten die großen Unterschiede zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Schülern sein. Ausgelöst u.a. durch ungleiche Chancen im Bildungssystem und einer mangelhaften Berufsbildungspolitik.
Wie das Berufsbildungssystem und die Berufsbildungspolitik aussieht, wird zu Beginn beschrieben. Um die vielfältigen Verflechtungen dieser zwei Bereiche aber auch die separat zu betrachtenden Gegebenheiten zu verstehen, wird das Berufsbildungssystem erläutern, mit dem Schwerpunkt auf das Duale System bei Berufsausbildungen.
Im weiteren Verlauf wird die Berufsbildungspolitik definiert. Diese gestaltet sich komplex, durch historisch gewachsene, bürokratische Institutionen. Zudem werden die fortlaufend an Bedeutung gewinnenden beruflichen Weiterbildungen dargestellt.
Die Problemlagen des Beschriebenen und die momentane Situation werden erläutert, dann auf aktuelle Debatten und angestrebte, sowie bereits laufende Reformen eingegangen.
2. Das Berufsbildungssystem
Das Berufsbildungssystem lässt sich in die zwei Bereiche, allgemeine und berufliche Bildung unterteilen.
Die allgemeine Bildung (siehe Abb.1) beginnt bereits im elementar Bereich, worauf die Grundschule oder entsprechende Sondereinrichtungen für lernschwache oder behinderte Kinder folgt. Nun werden die in der Regel neun- bis zehn-jährigen Kinder in die Hauptschule, Realschule oder das Gymnasium eingeteilt.
Heute kann unter bestimmten Vorraussetzungen zwischen jeder Schulart gewechselt werden. Durch den Erwerb eines bestimmten Schulabschlusses wird der Übergang in Hochschulen möglich.
Im Jahr 1960 waren zwei Drittel aller SchülerInnen im siebten-neunten Schuljahrgang der Hauptschule, 1990 nur noch ein Drittel. Es existiert ein ungebrochener Zulauf zum Gymnasium, während die Hauptschule zur „Rest- Schule“ tendiert. Dieses führt zur Entwertung der Abschlüsse, auf Kosten der Hauptschüler und zu mehr Druck höhere Abschlüsse zu bekommen.
In Deutschland ist man schulpflichtig bis zum vollendetem achtzehnten Lebensjahr, d.h. Jugendliche die nach der allgemein Bildung noch nicht volljährig sind, müssen während ihrer Berufsausbildung weiterhin in die Schule gehen oder an einem überbrückenden Berufsvorbereitungsjahr (BvJ) teilnehmen. Über dessen Bedeutung im Hinblick auf die weitere Ausbildung sich streiten lässt.[1]
Allgemeine schulische Abschlüsse können inzwischen auch über andere Wege, als über allgemeinbildende Schulen erreicht werden. Nämlich durch die berufliche Bildung, welche nach Abschluss der allgemeinen Bildung folgt. Sie findet im Ausbildungsbetrieb und/ oder an der Berufsschule statt.[2]
Neben dem Dualen Ausbildungssystem, welches unter Punkt 2.1 näher erläutert wird, gibt es die Berufsfachschulen. Sie sind von mindestens einjähriger Dauer mit Vollzeitunterricht. Ihre Aufgabe ist es allgemeine, sowie fachliche Lerninhalte zu vermitteln, diese konzentrieren sich auf den technischen, kaufmännischen und Dienstleistungsbereich.[3]
Abbildung 2. -> S.140
Die Ausbildung an Berufsfachschulen ist nicht bundeseinheitlich geregelt in Bezug auf die Ausbildungsinhalte, -dauer und Berufsbezeichnungen. Dies geht zu Lasten der Transparenz und ist in ihrer Vielfalt selbst für Fachleute nicht mehr überschaubar. Die Abschlussprüfung erfolgt gemäß BbiG/ HwO, wie beim dualen System oder entsprechenden Berufsfachschulen. Während bei der dualen Berufsausbildung die Kosten von der Wirtschaft getragen werden und im Gesundheitswesen von den Krankenkassen finanziert wird, ist der Besuch von Berufsfachschulen zur Zeit zwar kostenfrei, dennoch nimmt die Zahl öffentlicher, im Besonderen aber privater Schulen zu, welche ein Schul- und/ oder Materialgeld fordern. In den zwei zuerst genannten Berufsausbildungssystemen wird in der Regel ein, von Ausbildungsjahr zu Ausbildungsjahr steigendes Gehalt gezahlt. Wohin gegen bei Berufsfachschulen je nach sozialer Lage, die Finanzierung des Lebensunterhalts mit BAföG bestritten werden kann. Im Vergleich mit der Ausbildung im dualen System unterliegen Berufsfachschulabsolventen auf dem Arbeitmarkt. Da der Betrieb seinen Nachwuchs entsprechend ausbildet, die Ausnahme stellen Bereiche dar in denen sie nicht mit anderen Bildungsgängen konkurrieren. Da die Ausbildung in Betrieben
zunehmend durch institutionelles Lernen erfolgt, verschwimmt die Abgrenzung zwischen allgemeiner und beruflicher Bildung. Die Ausbildungsberufe werden verallgemeinert, dass müsste zu einer Aufwertung der schulischen Ausbildung führen.[4]
Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass Berufsschulen höhere allgemeinbildende Schulabschlüsse ermöglichen, der Berufsvorbereitung und Berufsqualifizierung mit Abschluss dienen. Der Besuch von Berufschulen kann auf die Ausbildungszeit angerechnet werden. Der Berufsabschluss ist manchmal nur erreichbar durch die Berufsfachschule und schließt somit eine rein betriebliche Ausbildung aus.
Keine Ausbildung absolviert zu haben ist nicht die Regel. Dieses verschärft die negativen Ausgrenzungsmerkmale derer ohne Ausbildung.[5]
2.1 Das Duale System
Nach dem allgemeinen Schulabschluss absolvieren zwei Drittel der Jugendlichen eine Ausbildung im Dualen System. Die gewichtigste Form der Ausbildung ist der staatlich anerkannte Abschluss (Grundlage: BBG Berufsbildungsgesetz 1969).
Das Duale System ist historisch seit dem 18. Jahrhundert gewachsen, mit dem Ergänzungsbedürfnis der rein betrieblichen Ausbildung. Die Zünfte teilten ihre Ausbildungsaufgaben mit dem Staat. Dies ermöglicht nicht nur die spezifische Ausbildung auf Tätigkeitsfelder im jeweiligen Betrieb, sondern auch die Ausbildung über die erlebte Werkstatt hinaus.
Während der Industrialisierung verlor der Beruf nicht an Bedeutung, sondern es bildete sich eine moderne Form industrieller Rationalisierung: die Universalisierung der Berufe. D.h. die Berufsausbildung trägt den beruflich standardisierten und betriebsspezifischen Qualifikationsanforderungen Rechnung. Ausgebildet wird im Betrieb und in der Berufsschule zur Erlangung eines Berufsabschluss-Zertifikats der Kammern.
Die Arbeit ist beruflich organisiert und lässt sich in verschiedene Dimensionen aufteilen, die jeweils als Einzelqualifikationen zu einer spezifischen Qualifikationszusammensetzung beitragen, welche dann den entsprechenden Ausbildungsberuf ausmacht.
Im Dualen System sind die Auszubildenden deutlich mehr Stunden im Betrieb als in der Berufsschule. Entweder als Teilzeitform 1-2 Tage Schule (12Std. Zielnorm, die aber noch nicht überall realisiert sind) und 3-4 Tage im Betrieb oder als Blockunterricht. Die Kammern als Selbstverwaltungseinrichtung der Wirtschaft sind für die Abschlussprüfung zuständig.
Die Ausbildung findet an mehreren Lernorten statt und laut § 12 des Berufsbildungsgesetz soll Berufserfahrung am Arbeitsplatz ermöglicht werden, allerdings findet dieses oft im Rahmen lehrgangsartig organisierter Ausbildungen in der Lehrwerkstatt statt.
Besonders im handwerklichen Bereich liegt der Schwerpunkt der Ausbildung im Betrieb. Es besteht aber in vielen Fällen die Pflicht die Berufsschule zu besuchen. Diese bietet den Unterricht im Klassenraum, sowie spezifische Räume mit entsprechender Ausstattung für die Praxis.
Das Duale System ist den Einflüssen des Arbeitsmarktes unterworfen (Stellenangebote etc.) Grundlage des privaten Ausbildungsvertrag zwischen Azubi und Ausbildenden sind Berufsbildungsgesetze und bundeseinheitlich geregelte Ausbildungsordnungen mit ihren daraus resultierenden Rechten und Pflichten. Ausbildungsordnungen legen Mindeststandards für die Qualität der Ausbildung fest. Ob und wie viele Verträge abgeschlossen werden obliegt Ausbildern und Nachfrage. Hier gilt nicht die formelle Gleichbehandlung, wie sie in der Schule gegeben sein sollte, sondern es regiert das Gesetz des Marktes. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz variieren je nach gegebener regionaler Wirtschaftslage, z.B. Wohnort, Bewerber etc. So herrscht in manchen Regionen ein Mangel an Ausbildungsplätzen.
Die Problemlage des Dualen Systems, resultiert aus dem strukturellem System des Bildungssystems.
Durch die Trennung der allgemeinen und beruflichen Bildung mit unterschiedlich gewichtigen Abschlüssen und die Abhängigkeit der Ausbildung vom Ausbildungsstellenmarkt. Sowie durch technologischen und ökonomischen Strukturwandel und dessen Qualifikationsbedarfs. Der Wettbewerbsnachteil bei der Ausbildung im Dualen System ruft einen Mangel an qualifizierten Bewerbern hervor. Deshalb klagen Gewerkschaften, Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände die Gleichwertigkeit berufsqualifizierender Abschlüsse in Bezug auf die Hochschulzugangsvoraussetzung ein.
Das Berufsschullehrer Studium ist ebenso Reform bedürftig wie die Ausbildung im Dualen System selbst, da es die Problemlage des Dualen Systems weiter verschärft, statt sie zu entlasten. Die Studieninhalte tragen den Praxiserfahrungen der Auszubildenden nicht immer Rechnung, da z.B. ein Berufsschullehrer nicht selbst im zu unterrichtenden Fach praktisch tätig gewesen sein muss etc. Desweiteren erschweren verschiedene Systemzwänge eine Kooperation zwischen Schule und Betrieb.[6]
[...]
[1] Vgl. Kutscha, Günter: Berufsbildungssystem. In: Kahsnitz, Dietmar/ Ropohl, Günter/ Schmid, Alfons (Hrsg.): Handbuch zur Arbeitslehre. Oldenburg 1997, S.649f.
[2] Vgl. ebd., S.652.
[3] Vgl. Feller, Gisela: Leistungen und Defizite der Berufsfachschule als Bildungsgang mit Berufsabschluss. In: Wingens, Matthias/ Sackmann, Reinhold (Hrsg.): Bildung und Beruf. Ausbildung und berufsstruktureller Wandel in der Wissensgesellschaft. Weinheim und München 2002, S.139.
[4] Vgl. ebd., S.140ff.
[5] Vgl. Kutscha, Günter: Berufsbildungssystem. In: Kahsnitz, Dietmar/ Ropohl, Günter/ Schmid, Alfons (Hrsg.): a.a.O., S.656f.
[6] Vgl. ebd., S.654ff.
- Arbeit zitieren
- Simone Mellenthin (Autor:in), 2005, Arbeit und Beruf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53327
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