Die Entstehung von Ballungszentren zur Konzentration von möglichst viel wirtschaftlicher Aktivität auf engstem Raum und die damit immer stärker ansteigenden Grundstückspreise hat die Entwicklung begünstigt, Gebäude mit immer größerer Höhenausdehnung zu konzipieren. Der Bau von Wolkenkratzern spiegelt dabei den technischen Fortschritt der jeweiligen Zeit wieder.
Bereits im Jahre 1930 entstand mit dem Chrystler-Building in New York das erste Gebäude über 300 m Höhe. Dies scheint der Startschuss für ein bis heute andauerndes und wohl in der Zukunft weitergeführtes Wettrennen um das höchste Gebäude der Welt gewesen zu sein. Bei der Konstruktion von Hochhäusern war die größte zu überwindende Hürde die mit der Höhe ansteigende Windlast. Hochhäuser der ersten Generation, die Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA gebaut wurden, waren als starres Stahlgerüst ausgeführt und so schwer, dass sie sich unter der Windlast kaum bewegten. Die Nachteile dieser Lösung - das enorme Gewicht, der hohe Preis sowie die eingeschränkte Möglichkeit der Formgebung - führten dazu, dass eine völlig neue Bauweise entwickelt wurde. Die Hochhäuser erhalten einen starren Kern aus Stahlbeton, der dem Gebäude die notwendige Stabilität gibt. In den 60er Jahren begann somit der Siegeszug von Beton im Hochhausbau, vor allem aufgrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und der unbegrenzten Möglichkeiten der Formgebung.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Einführung in die Aufgabenstellung
2 Grundlegende Bauablaufuntersuchung
2.1 Variante 1: Kern klettert voraus
2.2 Variante 2: Kernwand und Geschossdecke in einem Guss
2.3 Variante 3: Geschoss wird komplett erstellt
2.4 Zusammenstellung
3 Kletterschalungen
3.1 Kranabhängige Kletterschalungen
3.1.1 Prinzipieller Aufbau
3.1.2 Schachtbühnen
3.1.3 Bewertung
3.2 Selbstkletterschalungen
3.2.1 Prinzipieller Aufbau
3.2.2 Sonderbauweisen
3.2.2.1 Plattformen (System Peri ACS-P)
3.2.2.2 Galgenkonstruktionen (System Peri ACS-G)
3.2.3 Bewertung
3.3 Zusammenstellung
4 Praxisbeispiel Post-Tower
4.1 Baubeschreibung
4.2 Bauablauf
4.3 Eingesetzte Schalungstechnik
4.3.1 Kerne
4.3.2 Decken
4.4 Fotodokumentation
4.4.1 Kletterschalung
4.4.2 Klettervorgang
4.4.3 Deckentische
5 Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für Deckensysteme
5.1 Der diax-Tower
5.1.1 Baubeschreibung
5.1.2 Untersuchungsgrundlagen
5.2 System Peri Skydeck
5.2.1 Systembeschreibung
5.2.2 Schalungslösungen
5.2.3 Materialkosten und Stundenaufwandswerte
5.3 Flex-Systeme
5.3.1 System Peri Multiflex
5.3.1.1 Schalungslösungen
5.3.1.2 Materialkosten und Stundenaufwandswerte
5.3.2 System Dokaflex 1-2-4
5.3.2.1 Schalungslösungen
5.3.2.2 Materialkosten und Stundenaufwandswerte
5.4 Deckentische VT
5.4.1 Systembeschreibung
5.4.2 Schalungslösung
5.4.3 Materialkosten und Stundenaufwandswerte
5.5 Ergebnisse und Bewertung
5.5.1 Ergebnisse
5.5.2 Bewertung
6 Abschließende Kommentierung
7 Anhang
7.1 Literatur
7.2 Software
Vorwort
Die Entstehung von Ballungszentren zur Konzentration von möglichst viel wirtschaftlicher Aktivität auf engstem Raum und die damit immer stärker ansteigenden Grundstückspreise hat die Entwicklung begünstigt, Gebäude mit immer größerer Höhenausdehnung zu konzipieren. Der Bau von Wolkenkratzern spiegelt dabei den technischen Fortschritt der jeweiligen Zeit wieder.
Bereits im Jahre 1930 entstand mit dem Chrystler-Building in New York das erste Gebäude über 300 m Höhe. Dies scheint der Startschuss für ein bis heute andauerndes und wohl in der Zukunft weitergeführtes Wettrennen um das höchste Gebäude der Welt gewesen zu sein. Bei der Konstruktion von Hochhäusern war die größte zu überwindende Hürde die mit der Höhe ansteigende Windlast. Hochhäuser der ersten Generation, die Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA gebaut wurden, waren als starres Stahlgerüst ausgeführt und so schwer, dass sie sich unter der Windlast kaum bewegten. Die Nachteile dieser Lösung - das enorme Gewicht, der hohe Preis sowie die eingeschränkte Möglichkeit der Formgebung - führten dazu, dass eine völlig neue Bauweise entwickelt wurde. Die Hochhäuser erhalten einen starr9iiien Kern aus Stahlbeton, der dem Gebäude die notwendige Stabilität gibt. In den 60er Jahren begann somit der Siegeszug von Beton im Hochhausbau, vor allem aufgrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und der unbegrenzten Möglichkeiten der Formgebung.
Vor allem aufstrebende Kleinstaaten und große Wirtschaftskonzerne sehen im Bau von Wolkenkratzern einen besonderen Prestigegewinn. Ein Beispiel dafür stellen die Petronas-Towers in Kuala Lumpur, Malaysia, dar, die mit ihren 450 m das momentan höchste Gebäude sind. Aber nicht nur die Höhe, sondern auch die komplizierte Grundrissgestaltung zeichnen moderne Hochhausbauten aus. Zur wirtschaftlichen Umsetzung der Bauvorhaben stellen die vorgenannten Merkmale höchste Anforderungen an die eingesetzte Schalungstechnik. Ziel dieser Diplomarbeit ist die Darstellung der Besonderheiten der im Hochhausbau eingesetzten Schalungstechnik, insbesondere der Kletterschalungstechnik.
1 Einführung in die Aufgabenstellung
Das Thema der Diplomarbeit wurde von dem Schalungshersteller Peri formuliert. Eine Konkretisierung der Aufgabenstellung erfolgte im Rahmen eines Besuches der Firma Peri in Weißenhorn und im Dialog während der Diplomarbeit.
Die vorliegende Diplomarbeit besteht im Wesentlichen aus fünf Teilen. Der erste Teil (Kapitel 2) umfasst die Untersuchung der existierenden bauablaufbezogenen Möglichkeiten zur Herstellung eines Hochhauses sowie deren Vor- und Nachteile. Der zweite Teil (Kapitel 3) beschäftigt sich mit der Darstellung der verschiedenen Kletterschalungssysteme, die bei der Ausführung zum Einsatz kommen können. Im dritten Teil (Kapitel 4) ist die Zusammenstellung der Erkenntnisse des Verfassers, die bezüglich des Bauablaufs sowie der Schalungstechnik auf der Baustelle des Post-Towers in Bonn gewonnen wurden, dargestellt. Im vierten Teil (Kapitel 5) befindet sich eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung von Deckenschalungssystemen am Beispiel eines Hochhausneubaus in der Schweiz (diax-Tower). Zuletzt wurde eine abschließende Kommentierung der gesamten Diplomarbeit angefertigt.
2 Grundlegende Bauablaufuntersuchung
Allgemeines
In der baubetrieblichen Praxis werden unterschiedliche bauablaufbezogene Varianten zur Erstellung von Hochhausbauten angewendet. Aufgabe dieser Untersuchung ist die Darstellung dieser Varianten und das Aufzeigen der Vor- und Nachteile.
Zu diesem Zweck wurden insgesamt 30 ausgeführte Hochhausprojekte aus dem In- und Ausland mit Gebäudehöhen zwischen 75 und 450 m untersucht.
Bauablauf in Taktfertigung
Ziel eines geordneten Bauablaufs ist die kostenminimale Erstellung eines Bauwerks in minimaler Bauzeit und gleichzeitig möglichst kontinuierlichem Potentialeinsatz.
Die geeignetste Methode um diesen Anforderungen in der Praxis gerecht zu werden ist die Taktfertigung. Dies bedeutet, dass eine Arbeitsgruppe innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls (Taktzeit) alle in einem Arbeitsabschnitt (Takt) notwendigen Tätigkeiten verrichtet und anschließend mit den Arbeiten im nächsten Fertigungsabschnitt beginnt. Die Folgezeit ist hierbei minimal. Eine wesentliche Voraussetzung für die Einführung von Taktfertigung im Baubetrieb ist, dass sich das zu erstellende Bauwerk in gleiche, oder annähernd gleiche, Arbeitsabschnitte unterteilen lässt. Dies ist im Hochhausbau der Regelfall. Die Grundrisse der einzelnen Geschosse sind hier fast immer gleich und lassen sich außerdem in die Abschnitte Kern, Geschossdecke und Fassade unterteilen. Aus diesem Grund ist der Bauablauf im Hochhausbau von Taktfertigung geprägt.
Zur Erstellung von Hochhausbauten werden in der Praxis die nachstehend erläuterten Ausführungsvarianten eingesetzt.
2.1 Variante 1: Kern klettert voraus
Bei Hochhausbauten wird die erreichbare Baugeschwindigkeit oft durch den Baufortschritt der Kerne bestimmt. Ihre Herstellung wird dadurch zum kritischen Vorgang der Gesamtablaufs. Dies bedeutet, dass sich jede Störung im Bauablauf der Kerne sofort auf den Gesamtablauf negativ auswirkt. Hierdurch wird in vielen Fällen der angestrebte Fertigstellungstermin unerreichbar. Hinzu kommen Leerarbeit und Leerkosten, die dadurch entstehen, dass vom Kern abhängige Arbeitsgruppen nicht mehr voll ausgelastet sind. Die Folge ist, dass mit den vollen, nicht oder nur unwesentlich reduzierbaren zeitabhängigen Arbeitskosten dieser Arbeitsgruppen nur eine geringere Mengenleistung pro Zeiteinheit als im Normalfall erbracht werden kann1. Die Vorteile einer Taktfertigung (Kosten- und Bauzeitminimum) gehen verloren.
Diese Umstände haben zu der Entwicklung geführt, den Kern um zwei bis fünf Takte (Geschosse) vorausklettern zu lassen. Dadurch wird er vom übrigen Bauablauf weitgehend losgelöst und liegt nicht mehr auf dem kritischen Pfad. Die Geschosswände (-stützen) und Geschossdecken werden nachgezogen. Dies kann sowohl getrennt voneinander als auch in einem Guss geschehen.
Durch diese Entflechtung der Stahlbetonarbeiten kommt es zu einer wesentlichen Erleichterung der Baustellenorganisation und Terminplanung. Ein geregelter Arbeitsrhythmus wird ermöglicht. Durch das Arbeiten auf mehreren Ebenen werden gegenseitige Behinderungen auf ein Minimum reduziert, was sich beschleunigend auf den Bauablauf auswirkt.
Der Nachteil dieser Ablaufvariante sind die hohen Kosten, die durch die erforderlichen Schraubanschlüsse zwischen Geschossdecke und vertikaler Kernwand verursacht werden.
Beispiele für ausgeführte Bauprojekte:
- Allianz Treptowers Berlin (Höhe: 120 m)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 2.1: Allianz Treptowers, Berlin. Vorauskletternde Kern- Schalung, Selbstklettergerüst zum Arbeitsschutz an der Fassade mit Stützenschalung. Aus[1]
- World Port Center, Rotterdam, Niederlande (Höhe 125 m)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 2.2: World Port Center, Rotterdam, Niederlande. Vorauskletternde Kernschalung. Aus[1]
- Victoria-Turm, Mannheim (Höhe: 97 m)
- Petronas Towers, Kuala Lumpur, Malaysia (Höhe: 450 m)
- Hochhaus Ebine, Tokyo, Japan (Höhe: 110 m)
- Wisma Mulia, Jakarta, Indonesien (Höhe: 192 m)
- Andromeda Tower, Wien, Österreich (Höhe: 103,45 m)
- Tour T2 Défense-Courbevoie, Paris (Höhe: 201 m)
2.2 Variante 2: Kernwand und Geschossdecke in einem Guss
Bei dieser Variante werden zunächst die Fassadenstützen (-wände) hergestellt. Anschließend werden Kernwandabschnitt und Geschossdecke in einem Guss betoniert.
Durch die Ausführung dieser Variante können sich Zeitvorteile gegenüber der ersten Variante ergeben. Ein weiterer Vorteil ist die Einsparung der Kosten für Schraubanschlüsse zwischen Geschossdecke und vertikaler Kernwand, die bei der Ausführung nach Variante 1 und je nach Anzahl der Geschosse schnell mehrere hunderttausend Mark betragen können. Der Hauptnachteil dieser Variante ist die Empfindlichkeit gegenüber Störungen im Bauablauf, denn der Kern liegt hierbei auf dem kritischen Pfad des Gesamtablaufs. Aufgrund der Tatsache, dass nur auf einer Ebene gearbeitet wird, können gegenseitige Behinderungen nicht ausgeschlossen werden.
Von den insgesamt 30 untersuchten Hochhausbauten wurde nur ein einziges nach dieser Variante hergestellt. Es handelt sich hierbei um den Post-Tower in Bonn, der sich zur Zeit noch im Rohbau befindet. Es lag daher nahe, dieses Gebäude an Ort und Stelle näher zu untersuchen. Die Ergebnisse werden in Kapitel 4 ausführlich dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 2.3: Post-Tower, Bonn.
Herstellung von Kernwand und Geschossdecke in einem Guss. Aus[1]
2.3 Variante 3: Geschoss wird komplett erstellt
Bei dieser Variante gibt es zwei verschiedene Ausführungsmöglichkeiten:
a) Der Geschossgrundriss wird in einzelne, möglichst gleichgroße Takte (Abschnitte) unterteilt, die nacheinander hergestellt werden. Innerhalb dieser Takte werden Kernwandabschnitt, Geschosswände und Geschossdecke nacheinander, jedoch in einem Guss betoniert.
b) Das gesamte Geschoss wird in einem Arbeitsgang betoniert. Die Stützen (Wände) der Fassade, die Haupttragwände und die Schächte werden gemeinsam mit der Decke geschalt. Zuerst werden Stützen, Wände und Schächte, anschließend die Decke betoniert.
Ziel dieser Variante ist das Erreichen einer extrem schnellen Bauzeit (in der Praxis wurden bis zu zwei Geschosse pro Woche erreicht). Gegenüber der ersten Variante werden die Kosten für die Schraubanschlüsse zwischen Geschossdecke und vertikaler Kernwand eingespart.
Wegen der Ausführung sämtlicher Arbeiten auf einer Ebene ist ein gegenseitiges Behindern nicht ausgeschlossen. Außerdem können Störungen im Bauablauf nicht aufgefangen werden, wodurch Terminverzögerungen sowie Leerarbeit und Leerkosten entstehen.
Die Variante b) ist in den USA eine häufig angewendete Methode zur Erstellung von Hochhausbauten. In Deutschland werden Hochhausbauten auf diese Weise nicht hergestellt. Hier wird die Variante a) gelegentlich eingesetzt (siehe Beispiele), wenn sich der Geschossgrundriss für die Ausführung in dieser Variante eignet.
Beispiele für ausgeführte Bauprojekte (Variante 3a):
- Taunustor-Japan-Center, Frankfurt/Main (Höhe: 115 m)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 2.4: Taunustor-Japan-Center, Frankfurt/Main. Das Gebäude wird nach Variante 3a erstellt. Die Geschosse sind in vier Arbeitsabschnitte unterteilt. Aus[1]
- Bürogebäude Mainzer Landstrasse, Frankfurt/Main (Höhe 210 m) Beispiele für ausgeführte Bauprojekte (Variante 3b):
- Ocif-Aviv Tower, Ramat-Gan, Israel (Höhe: 243 m)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 2.5: Ocif-Aviv Tower, Ramat-Gan, Israel. Das Bauwerk wird nach Variante 3b erstellt: Der Gebäudekern für Aufzugsschächte und Treppenhäuser wird gemeinsam mit denäußeren Wänden und den Geschossdecken in einem Arbeitsgang betoniert. Aus[1]
- Trump World Tower III, New York, USA (Höhe: 275 m)
- Park-Tower, Chicago, USA (Höhe: 290 m)
2.4 Zusammenstellung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3 Kletterschalungen
Hochhausbauten erfordern den Einsatz von Schalungstechnik in immer größeren Höhen. Da der Aufbau von tragfähigen Lehrgerüsten zur Ableitung der Kräfte in den Untergrund mit steigender Höhe schnell kostenintensiv, zeitaufwendig und technisch schwierig wird, werden im Kern- und Fassadenbereich Kletterschalungen eingesetzt. Sie bieten den enormen Vorteil, dass sie in jeder Höhe fest mit dem Bauwerk verankert werden können und ihre Kräfte in dieses einleiten. Zudem haben die Schalungshersteller flexible Baukastensysteme entwickelt, die mit relativ wenigen serienmäßig hergestellten Systemteilen jeden denkbaren Grundriss einschalen können.
Nach der Art des Umsetzvorgangs werden sie in kranabhängige Kletterschalungen und Selbstkletterschalungen unterteilt. Ihr Einsatzgebiet ist neben dem Hochhausbau noch der Bau von turmartigen Bauwerken wie Silos, Fernmeldetürmen und Windkraftanlagen sowie der Bau von Brückenpylonen und Talsperren.
Da sie eine Besonderheit in der Schalungstechnik darstellen, werden sie in diesem Kapitel näher erläutert. Hierbei werden die verschiedenen Kletterschalungssysteme der Firma Peri als Anschauungsbeispiele verwendet.
3.1 Kranabhängige Kletterschalungen
Einfache kranabhängige Kletterschalungen entstehen bereits durch das Aufstellen eines Wandschalungselements auf ein gängiges Arbeitsschutzgerüst, das über einbetonierte Einhängeschlaufen fest mit dem Bauwerk verbunden ist.
Für Bauwerke mit geringer Geschossanzahl ist dies eine kostengünstige Alternative zu den teureren Systemen, bei denen Schalung und Klettergerüst eine Umsetzeinheit bilden.
Jedoch erfordern diese einfachen Systeme hohe Krankapazitäten, da Schalungselement und Gerüst getrennt voneinander umgesetzt werden müssen. Auch ist bei den Arbeitsschutzgerüsten der Konsolabstand zwingend vorgegeben, was die Flexibilität dieser Systeme einschränkt. Auf eine weitergehende Erläuterung wird hier verzichtet, da sie im Hochhausbau nicht zur Anwendung kommen.
3.1.1 Prinzipieller Aufbau
Zur Veranschaulichung wird der Aufbau anhand der Kletterschalung CB 240 der Firma Peri erläutert.
Kranabhängige Kletterschalungen werden je nach Anforderung aus einem flexiblen Baukastensystem zusammengestellt.
Ihre Hauptbestandteile sind:
- das Klettergerüst
- das Schalungselement
- die Nachlaufbühne
- Durchstiege und Sicherheitseinrichtungen
- Verankerungsstellen
Kernstück des Klettergerüstes ist die Kletterkonsole. Sie besteht aus Stahl und ist hoch belastbar, wodurch nicht nur große Spannweiten zwischen den einzelnen Konsolen (und damit große Umsetzeinheiten), sondern auch hohe Lastannahmen auf den Arbeitsbühnen erreicht werden. Die Breite der Hauptarbeitsbühne liegt bei diesem System bei 2,40 m. Sie ist mit einem stolperfreien Gerüstbelag ausgestattet, was bequemes Gehen ermöglicht und zur Erhöhung der Arbeitssicherheit beiträgt.
Durch einen an der Konsole angebauten Fahrwagen kann die Schalung auf dem Klettergerüst horizontal verschoben werden. Auf diese Weise entsteht zwischen Schalung und Wand ein Arbeitsraum von maximal 75 cm, der notwendige Arbeiten wie Reinigen der Schalhaut und Vorbereiten auf den nächsten Betonierabschnitt, sowie das Verschließen von Ankerstellen am fertiggestellten Betonierabschnitt ermöglicht. Die Schalung dient hierbei zusätzlich als Windschutz.
Das am Fahrwagen befestigte Schalungs- element ist entweder eine Holzträger- schalung oder eine Stahlrahmenschalung. Bei der Stahlrahmenschalung ist die Lage und Anzahl der erforderlichen Anker durch das Systemraster bereits vorgegeben. Sie wird in engen Schächten eingesetzt, da sie aufgrund der geringen Bauhöhe von 12 cm (System Peri Trio) mehr Arbeitsraum und Ausschalspiel als die Holzträgerschalung bietet. Außerdem entfällt hier die Zeit für die Grundmontage der Schalelemente. Die Holzträgerschalung wird in den meisten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 3.1: Kletterschalung CB 240. Wesentliche Bestand- teile. Aus[1]
Fällen eingesetzt, weil sie für den jeweiligen Anwendungsfall in Bezug auf Lage und Anzahl der Ankerstellen sowie Gurtungen optimiert werden kann. Die Ausrichtung des Schalungselements erfolgt mittels Stelleinheit (Höheneinstellung), Richtspindeln (Neigungseins- stellung) und Riegelhalter (seitliches Verschieben).
Für die Wiedergewinnung von Ankerteilen und die Durchführung von Nachbesserungsarbeiten am bereits betonierten Wandabschnitt werden Nachlaufbühnen benötigt. Diese werden ebenfalls an der Kletterkonsole angeschlossen. Sie erhalten einen stolperfreien Gerüstbelag und die zur Arbeitssicherheit erforderlichen Absturzsicherungen. Zum Erreichen der Nachlaufbühnen werden Aussparungen im Bühnenbelag vorgesehen, die eine Schiebeluke erhalten. Nach dem Benutzen der Schiebeluke wird diese wieder verschlossen und der Bühnenbelag ist wieder vollflächig begehbar. Die Leiter, die zur Nachlaufbühne hinunterführt, wird zur Verbesserung der Arbeitssicherheit mit einem Rückenschutz versehen.
Die Verankerung des Klettergerüsts am Bauwerk wird über die Ankerstellen erreicht. Hierbei wird entweder ein Schraub- oder ein Kletterkonus eingesetzt, der mit einer Gewindeplatte verschraubt ist. Die Verankerungstiefe des Schraubkonus ist mit 15 cm vorgegeben, die Verankerungstiefe des Kletterkonus kann durch die Länge des Spann- stahls je nach statischen Erfordernissen variiert werden. An den Konen wird mit einer Schraube ein Einhängering befestigt, an dem dann das Klettergerüst eingehängt wird. Der Konus, der Einhängering und die dazugehörige Befestigungsschraube sind wiedergewinnbar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 3.2: Peri Schraub- und Peri Kletterkonus. Einzelteile. Aus[1]
Wegen des durch den Winddruck auf das Schalungselement entstehenden Drehmoments wird noch ein zusätzlicher Zuganker benötigt. Dieser wird an den Ankerstellen des vorherigen Betonierabschnitts angeschlossen. Nach Anbringen des Zugankers ist die Sicherheit bis zu einer Windgeschwindigkeit von 164 km/h gewährleistet.
3.1.2 Schachtbühnen
Für den Innenbereich von Schächten werden Schachtbühnen aus dem Baukastensystem angeboten. Sie bestehen aus einem Bühnenbelag, der auf einem Trägerrost aus Holz bzw. Stahlprofilen angebracht ist. Auf ihnen wird die Innenschalung der Schachtwände aufgestellt. Zum Transport in die nächste Betonierstellung verfügen sie über Kranösen. Ihre Verankerung am Bauwerk erfolgt entweder wie beim Klettergerüst über einen Konus, an dem eine sogenannte Klappkonsole befestigt wird, oder über eine Schwerkraftklinke, die in eine Aussparung im Beton gestellt wird. Der Vorteil der Schwerkraftklinke ist, dass es keine verlorenen Ankerteile gibt. Für die Herstellung der Aussparung wurde eigens ein wiedergewinnbarer Aussparungskasten entwickelt, der mit einer Schraube an der Schalung befestigt wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 3.3: Einsatzbeispiel für Peri Schachtbühne. Hier erfolgt die Verankerungüber die Schwerkraftklinke. Aus[1]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 3.4: Verankerungsdetail für
Schachtbühne mit Klappkonsole. Aus[1]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 3.5: Verankerungsdetail für
Schachtbühne mit Schwerkraftklinke. Aus[1]
3.1.3 Bewertung
Für den Einsatz einer kranabhängigen Kletterschalung sind die auf der Baustelle verfügbaren Krankapazitäten von entscheidender Bedeutung. Mit zunehmender Bauwerkshöhe werden die Zeiten für Heben und Senken beim Materialtransport immer länger, wodurch die Verfügbarkeit des Krans abnimmt. Der Kran wird zum Engpass. Durch die Konzeption großer Umsetzeinheiten wird zwar der Einsatz des Krans reduziert, jedoch steigt dadurch auch das Gewicht der Umsetzeinheiten an, was wiederum den Einsatz von leistungsfähigeren Kranen erfordert.
[...]
1 Bauer, Baubetrieb 2, Seite 673
- Citation du texte
- Dipl.-Ing. (FH) Igor Rauschen (Auteur), 2001, Schalungstechnik im Hochhausbau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53136
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