Nicht nur nach dem Pisa-Schock im Jahre 2000, bei dem das deutsche Bildungssystem seinen guten Ruf endgültig verloren hat, sondern auch nach der gescheiterten Föderalismusreform nahm und nimmt die Kritik am deutschen Bildungssystem und die Forderungen nach Reformen ständig zu. Die Reformation des deutschen Bildungssystems wird eine schwere Aufgabe, da Bildung Ländersache ist und solange jedes Bundesland auf seine Kompetenzen vertraut und besteht, erscheint eine gesamtdeutsche Reformation des Bildungssystems in weiter Ferne. Im Mittelpunkt der Reformvorschläge steht die Beseitigung von Chancenungleichheit im deutschen Bildungssystem, eine frühere Förderung von Migrantenkindern und Schülern mit einem schwierigen sozialen Hintergrund, eine Verkürzung des Abiturs auf 12 Jahre, die Einführung von bundeseinheitlichen Bildungsstandards sowie die Einführung von Studiengebühren. Da eine bundesweite Einführung von Studiengebühren für das Erststudium eine finanzielle Belastung für die Studenten darstellen würde, müssten die Studenten ihre Fähigkeit, das Studium erfolgreich zu bestreiten, im gewissen Rahmen abschätzen können. Eine wichtiges Kriterium bei der Beurteilung von Studierfähigkeit ist also die Frage nach den Vorraussetzungen für ein erfolgreiches Studium, die von der Schule begründet werden. Hans Joachim Meyer definiert Studierfähigkeit als die „Übereinstimmung zwischen den Erwartungen der Hochschule und den Vorleistungen der Schule.“1Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Vergleich des englischen und des deutschen Schulsystems und ihrer Oberstufenabschlüsse, welche Vorraussetzung für einen Hochschulzugang sind. Dabei werden die Systeme kurz beschrieben und miteinander verglichen, um Vorteile und Nachteile der beiden Systeme aufzuzeigen. Im Folgenden werden zunächst die Bildungssysteme in England und Deutschland kurz vorgestellt, wobei das Hauptaugenmerk auf die Oberstufe (Abitur, A-Level) gerichtet ist. Anschließend werden die beiden Systeme in Bezug auf den Hochschulzugang miteinander verglichen. Der Hochschulzugang und die Bildungssysteme in anderen europäischen Ländern, wie zum Beispiel in Frankreich oder Schweden, werden in dieser Arbeit aber ausgeklammert oder nur erwähnt. Quellen für diese Hausarbeit sind die Abhandlungen über den Hochschulzugang von Andrä Wolter, Hans W. Meyer und im Besonderen die Vergleichsstudie von Wolfgang Mitter, in der Länderstudien vom Herausgeber mit Hilfe einiger Autoren erarbeitet wurden.
Gliederung:
1. Einleitung
2. Das deutsche Abitur
3. Das englische A-Level
4. Der Vergleich der Abschlüsse
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Nicht nur nach dem Pisa-Schock im Jahre 2000, bei dem das deutsche Bildungssystem seinen guten Ruf endgültig verloren hat, sondern auch nach der gescheiterten Föderalismusreform nahm und nimmt die Kritik am deutschen Bildungssystem und die Forderungen nach Reformen ständig zu. Die Reformation des deutschen Bildungssystems wird eine schwere Aufgabe, da Bildung Ländersache ist und solange jedes Bundesland auf seine Kompetenzen vertraut und besteht, erscheint eine gesamtdeutsche Reformation des Bildungssystems in weiter Ferne. Im Mittelpunkt der Reformvorschläge steht die Beseitigung von Chancenungleichheit im deutschen Bildungssystem, eine frühere Förderung von Migrantenkindern und Schülern mit einem schwierigen sozialen Hintergrund, eine Verkürzung des Abiturs auf 12 Jahre, die Einführung von bundeseinheitlichen Bildungsstandards sowie die Einführung von Studiengebühren. Da eine bundesweite Einführung von Studiengebühren für das Erststudium eine finanzielle Belastung für die Studenten darstellen würde, müssten die Studenten ihre Fähigkeit, das Studium erfolgreich zu bestreiten, im gewissen Rahmen abschätzen können. Eine wichtiges Kriterium bei der Beurteilung von Studierfähigkeit ist also die Frage nach den Vorraussetzungen für ein erfolgreiches Studium, die von der Schule begründet werden. Hans Joachim Meyer definiert Studierfähigkeit als die „Übereinstimmung zwischen den Erwartungen der Hochschule und den Vorleistungen der Schule.“[1]
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Vergleich des englischen und des deutschen Schulsystems und ihrer Oberstufenabschlüsse, welche Vorraussetzung für einen Hochschulzugang sind. Dabei werden die Systeme kurz beschrieben und miteinander verglichen, um Vorteile und Nachteile der beiden Systeme aufzuzeigen. Im Folgenden werden zunächst die Bildungssysteme in England und Deutschland kurz vorgestellt, wobei das Hauptaugenmerk auf die Oberstufe (Abitur, A-Level) gerichtet ist. Anschließend werden die beiden Systeme in Bezug auf den Hochschulzugang miteinander verglichen. Der Hochschulzugang und die Bildungssysteme in anderen europäischen Ländern, wie zum Beispiel in Frankreich oder Schweden, werden in dieser Arbeit aber ausgeklammert oder nur erwähnt. Quellen für diese Hausarbeit sind die Abhandlungen über den Hochschulzugang von Andrä Wolter, Hans W. Meyer und im Besonderen die Vergleichsstudie von Wolfgang Mitter, in der Länderstudien vom Herausgeber mit Hilfe einiger Autoren erarbeitet wurden.
2. Das deutsche Abitur
Der Begriff Abitur (von lat.: abire = weggehen) bezeichnet den zur Zeit höchsten Schulabschluss, den ein Schüler in Deutschland erreichen kann und ist zugleich die Hochschulzugangsberechtigung für eine Universität. Der Hochschulreife geht die gymnasiale Oberstufe voraus, in der die Grundlagen für ein erfolgreiches Studium gelegt werden sollen. Das Abitur, wie es heute besteht, ist das Resultat einer Entwicklung, die Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts begann und die bis heute nicht zum Abschluss gekommen ist.
Bereits 1788 versuchte der preußische Staat die Bildungspolitik zu verstaatlichen, was mit dem Edikt von 1812, indem Prüfungsinhalte und Prüfverfahren geregelt werden sollten, verstärkt wurde. Das Abitur und das Gymnasium wurden als Ergebnis der neuhumanistischen Bildungsreform des preußischen Staates angesehen, der das Ziel verfolgte, den Andrang an die Universitäten von nicht ausreichend vorbereiteten Studienbewerbern einzudämmen und zu regeln. Die Bildungsreform Preußens war nur der erste Versuch, durch das Abitur den Hochschulzugang zu regeln, denn in den darauf folgenden Jahren und Jahrzehnten wurden immer wieder neue Reformen im deutschen Bildungssystem durchgeführt, welche meist von der jeweiligen Bildungssituation, dem Zeitgeist und anderen Einflussfaktoren abhängig waren.[2] Es gab zwei Gründe die das Abitur nach seiner Herausbildung zu einem verlässlichen Indikator für die Studierfähigkeit beim Hochschulzugang machten. Zum Einen gab es einen „breiten und stabilen Konsens“[3] über den Begriff der Allgemeinbildung, was zu einer Homogenität des Bildungsniveaus der Abiturienten führte. Zum Anderen wussten die Hochschullehrer, was die neuen Studenten konnten und was ihnen auf dem Gymnasium beigebracht wurde.[4]
Die letzte große Bildungsreform fand im Jahre 1972 statt, bei der sich die Bildungsministerkonferenz auf eine Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe einigte. Dies geschah mit der Absicht, einen Abschluss zu schaffen, welcher in allen Bundesländern akzeptiert und anerkannt werden und somit einen allgemeiner Hochschulzugang darstellen würde. Die zweite Absicht der Bildungsministerkonferenz war es, die Studierfähigkeit der Absolventen des Abiturs zu steigern, wofür das Bildungsangebot individualisiert und der Inhalt sowie die Form des Unterrichts den Anforderungen der Universitäten angepasst werden sollte.[5] Joachim Meyer bemerkt: „Das Hauptziel des Gymnasiums war die Vorbereitung auf ein Hochschulstudium.“[6]
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[1] Meyer, Hans J.: Studierfähigkeit und Hochschulzugang, in: Meyer, Hans J. / Müller-Böling, Detlef (Hrsg.): Hochschulzugang in Deutschland – Status quo und Perspektiven. Gütersloh 1996, S. 17.
[2] Wolter, Andrä: Das Abitur. Eine bildungssoziologische Untersuchung zur Entstehung und Funktion der Reifeprüfung. Oldenburg 1987, S, 282-283; Schäfer, Ulrich: Länderstudie Deutschland, in: Mitter, Wolfgang (Hrsg.): Wege zur Hochschulbildung in Europa. Vergleichsstudie zum Verhältnis von Sekundarabschluss und Hochschulzugang in Frankreich, England und Wales, Schweden und Deutschland, Frankfurt am Main 1996, S. 221.
[3] Meyer, Hans J. (1996), S. 16.
[4] Meyer, Hans J. (1996), S. 16.
[5] Schäfer, Ulrich (1996), S. 229.
[6] Meyer, Hans J. (1996), S. 15.
- Citation du texte
- Christian Richter (Auteur), 2005, Vergleich des deutschen Abiturs mit dem englischen A-Level in Bezug auf den Hochschulzugang, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52964
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