Die Gebrüder Löbbert begannen ihre Unternehmungen auf den verschiedensten Gebieten, etwa um 1980 in der Entsorgungswirtschaft, insbesondere auch in dem Bereich des gesicherten Entsorgens und Vernichtens von Informationsträgern. Außerdem befaßten sie sich mit der Entsorgung von Problem- und Sonderabfällen.
Mit der Wiedervereinigung ergriffen sie die Gelegenheit, sich ein Gebiet der Neuen Bundesländern über einen Vertrag mit der Treuhandanstalt als Betätigungsfeld anzueignen. Um größere Vorhaben finanzieren zu können, verfielen sie auf die Idee, aus der eigenen Aktiengesellschaft eine AG an der Börse unterzubringen. Hierbei halfen ihnen verschiedene Banken, so insbesondere die Sachsen-Landesbank in Leipzig. Dort kamen sie als eines der ersten börsennotierten Unternehmens gut an, der gewaltig angestiegene Börsenwert gestattete, weitere Vorhaben zu starten und neue Firmen zuzukaufen - mit Gewinn. Die Banken begnügten sich mit einer einfachen Überprüfung, die Wirtschaftsprüfer halfen ihnen dabei durch testierte Bilanzen. Schließlich ließ sich sogar eine Kapitalbeteiligungsgesellschaft blenden, auch deshalb, weil sich die Geldgeber insgesamt eine hohe Rendite von einem Unternehmen der Wachstumsbranche versprachen.
Von Bedeutung ist, dass die Firma weitgehend auf organisatorischen Improvisationen aufgebaut war und mehrheitlich von den Gebrüdern Löbbert dirigiert wurden. Der Aufsichtsrat übte seine kritischen Überwachungspflichten nur mässig aus. Dadurch war es möglich, über manipulierte Geschäfte die Bilanzen der beiden Aktiengesellschaft SERO und LÖSCH zu schönen. Gegen Mitte der neunziger Jahre wurde die Steuerbehörde stutzig, aber sie sah sich nicht in der Lage, die Vielzahl der aufgelaufenen Rechnungs-Unterlagen akribisch zu sichten und zu bewerten. Sie setzte daher im Laufe eines Jahres die Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Kenntnis, die wiederum zwei Hausdurchsuchungen durchführte. Erst jetzt tauchte ein konkreterer Verdacht auf Bilanzfälschungen u.a. auf. Die leitenden Mitarbeiter kamen in Untersuchungshaft, die Buchhalter wurden verhört. Nach mehreren Jahren konnte dann Anklage erhoben und vor dem Landgericht Münster ein mehrjähriger Prozess absolviert werden.
Das besondere an dieser Unternehmensgeschichte ist die Verwertung zahlreicher Akten und Gerichtsprotokolle aus den Zeugenvernehmungen. Das Unternehmen wurde gewinnbringend von Finanzhaien verwertet, mit Zustimmung des Generalbevollmächtigten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung: der Zusammenhang familiärer Chronik mit der Darstellung
1.1 Allgemeines zu Nutzungsrecht und Eigentum
1.2 Der Eigentumsübergang bei Erbschaft
1.3 Ein spezieller Erbfall (= familiäre Chronik)
2. Die Enteignung von Vermögen in Weißenfels (Teumner)
2.1 Die regionale Geschichte vom Weißenfelser Land
2.2 Gewerbe in Weißenfels
2.3 Die Weißenfelser
2.4 Weißenfels als Opfer des Krieges
2.5 Die Situation in der sowjetisch besetzten SZone und der DDR
2.6 Die Eignungen als Voraussetzung von Planwirtschaft
2.7 Die Wiedervereinigung beider deutscher Teilstaaten, die THA
2.8 Der Niedergang des Weißenfelser Gewerbes
3. Die Geschichte der Enteignung Teumner in Weißenfels
4. Der Gang nach der Verurteilung
5. Das Wohngebäude Naumburger Straße 20
6. Des Gebäude Große Kalandstraße 31, Weißenfels
7. Das landwirtschaftliche Grundstück in Gröben (Runthal)
8. Andere Erbanwartschaften und ihr Ende
9. Der Rückgängigmachen der Enteignung in der DDR
9.1 Allgemeines
9.2 Die Rehabilitation, der Wiederherstellversuch zu altem Rechtszustand
* Die Anmeldung und Prüfung der alten Rechtsansprüche des Erben
* Das Entziehen von enteignetem Grundstück nach 1990
* Die Kassation des rechtswidrigen Strafurteiles von 1953,
aber keine Rehabilitation
* Der Anspruch auf das alte Unternehmen in Bezug auf 1952
10. Der unvermeidliche Abriß Naumburger Straße 20
11. Das Verschwinden des (beweglichen) Privatvermögens
12. Die Unternehmens-„Entschädigung“
13. Das faule Projekt Gröben (s. Nr. 7)
14. Die Erkenntnis
15. Das Nachwort; Ermittlungen, das Persönliche
16. Die Quintessenz.
17. Andere Aktivitäten in der DDR nach der „Wende“
Darunter SERO Entsorgung AG (Gebrüder Löbbert),
18 Die Löbbert-Geschichte, der Löbbert-Prozeß (bis 85)
Das Anlagen- und Bildverzeichnis
A Teumner bei Rabich zu Weihnachten 1935
B Elisabeth Rabich, verw. Teumner und Arthur Rabich 1958 und 1960 in Leuna
Vgl. Blockhütte auf Grundstück Naumburger Str. 20, Weißenfels, s. Abb. Kap. 8/Familie Nr. 8/14
C Arthur Rabich + Ehefrau Elisabeth auf Terrasse in Leisling bei Weißenfels, zusammen Adalbert und Inge Rabich, Sibbesse, 1970
D-I Naumburger Straße 20, Weißenfels 1992 in verschiedenen Ansichten (von der Straße, vom Hof, Betriebsgebäude, 4 Aufn.), Verfallszustand Immobilie (6 Blatt)
1. Befehl Nr. 149/52; Polizei-Analyse SED v. 15.1.1953 BDVP Halle, Abt.K
2. Volkspolizeikreisamt Weißenfels v. 5.12.1952, Anweisung v. 4.12.1952 zwecks Aktion gegen Wirtschaftsverbrecher (2 Blatt)
3. Aktions-Einsatzbesprechung vom 14.12.1952 für 15.12., Volkspolizeikreisamt Weißenfels, Abt. K (später Stasi)
4. Treuhänderschaft über Firma R. Teumner v. 15.12.1952 mit Einsatz v. A. Bechstedt
5. Rechststelle an Volkspolizei v. 9.1.1952, Bitte um Abschlußbericht Ermittlungen
6. Verwertung von lagernden Lebensmitteln d. Treuhänder Bechstedt v. 13.2.1953
7. Bestandsaufnahme 1952 von Kleinteilen mit „Wertansatz“ zwecks Verwertung
8. Staatsanwalt Weißenfels, Beschlagnahme Anordnung Teumner v. 23.1.1953
9. Strafurteil Az. 2 DS 65/53 gegen Elisabeth Teumner vom Kreisgericht Weißenfels vom 14.3.1953
10. Mahnzettel über Zahlung der Gerichtskosten 2 Ds 65/53 vom 19.1.1955
11. Beschluß in der Kassation sstrafsache vom 4. Strafsenat Bezirksgericht Halle in Sache 2 Ds 65/53// 4 BSK 193/91 vom 29.7.1991
12. Entlassungsschein Elisabeth Teumner aus der Strafvollzugsanstalt Bitterfeld 31.8. 1953 nach Weißenfels, Große Kalandstr. 31
13. Übernahmegespräch VEB Deutsche Spedition Weißenfels aus Treuhandschaft 5.5. 1954
14. Feststellung einer Nicht-Werterfassung bei Vermögenseinziehung vom 16.11.1956
15. Ablehnung der Rückgab e-Bitte (Gnadenerlaß) vom 4.10.1954, Stellungnahme
16. Landwirtschaftliche Nutzfläche im Kreis Hohenmölsen v. 8.4.1954, s. auch 6
Bestätigung über Sachenrückgabe in genügendem Maß durch Abt. Finanzen, Staatliches Eigentum vom 8.8.1955.
1. Einleitung: der Zusammenhang familiärer Chronik mit der Darstellung
1. 1 Allgemeines zu Nutzungsrecht und Eigentum
In der Ordnung einer menschlichen Gemeinschaft erfolgt schon früh die Zuordnung von persönlichen Sachen zu einzelnen Personen, wie wir aus den archäologischen Funden wissen, denn Schwerter, Bekleidung, Schmuck wird in Gräber mitgegeben. Die späteren Rechtssysteme sprechen materielles und geistiges Gut in verschiedener Weise einem Eigentümer zu und gewähren auch dafür Schutz. Ein Mensch kann auch eine Sache sein, selbst bis in die jüngste Geschichte hinein gibt es Sklaven, die einem anderen, Mächtigerem gehören. Ausdruck einer Gesellschaft kann sein, dass Verluste an solchem Vermögen ausgeglichen werden, wenn der Betroffene Opfer ist und schuldlos in solches Schicksal gerät. So ist besonders bekannt das Lastenausgleich gesetz von 1952 in der Bundesrepublik, dass für bestimmte Menschengruppen und Verluste durch Krieg, Ausbombung oder Vertreibung ein monetärer Ausgleich zu den Nichtbetroffenen erfolgt. In der sowjetischen Besatzungszone und der DDR gab es solchen Ausgleich oder solche Entschädigung nicht[2]. Das Entschädigungsgesetz nach der Wiedervereinigung kennt hier keine Anspruchsberechtigung der Restitutionsberechtigten[3][1].
Im Naturrecht gilt die Nutzung des Boden s als ein Recht jedes einzelnen Menschen, um seine eigene Existenz zu sichern. Wenn das nutzbare, ggf. als herrenlos angesehenes Land von einer menschlichen Gemeinschaft in Anspruch genommen wird, muss eine Absprache getroffen werden, in welcher Art der einzelne seinen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten hat, ggf. muss das Nutzungs-Recht des einzelnen gegenüber dem eines anderen sichtbar abgegrenzt werden. Daher hat man schon vor Jahrtausenden im Niltal das Land meßtechnisch parzelliert und wahrscheinlich auch entsprechend dokumentiert. Bei den Römern ist die Vermessung dann explizit Grundlage jeden Eigentum srechtes, vornehmlich in einem Stadtbereich, das zur Streitvermeidung in Gesetzen verankert wird. Dieses sogenannte römische Recht findet in den germanischen Ländern erst später allgemein Eingang, wenn auch bereits ab Karl dem Großen der Grundstücksverkehr in Urkunden festgehalten wird, hauptsächlich, um z.B. „Schenkungen“ an Klöster u.a. für alle rechtsverbindlich darzustellen.
Aus dem 11. Jahrhundert sind uns heute grundbuchähnliche Urkundensammlungen bekannt. Im Laufe des Mittelalters wird der öffentliche Nachweis in schriftlicher Form z.B. in Köln in Schreinsbüchern, später in Saal- und Lagerbüchern fixiert, die heute noch archivalisch vorhanden sind und z.T. auch gericht- und katastermäßig in Liegenschaftsbüchern, manchmal in den „Ämtern“ der Gemeinden niedergelegt. Aber bereits zu früher Zeit gibt es Enteignung en[4] durch Landesherren, im wesentlichen für seine Interessen, oder durch den Sieger von kriegerischen Auseinandersetzungen[5]. Der Schutz des Eigentums auf die einer Person zugeordnete Sache ist also nicht immer gewährleistet. Mit dem Grundbuch des 19. Jahrhunderts entsteht ein öffentliches Register-Buch über Rechtsverhältnisse an Grundstücken und grundstücksgleichen Rechen gegenüber Dritten. Auch national kann es Einschränkungen, z.B. durch Landes-Denkmalschutz-Gesetze geben, wobei das öffentliche Interesse überwiegt.
Im Recht der SBZ und der nachfolgenden DDR ab 1949 gibt es keinen einheitlichen Begriff von Eigentum im Sinne einer umfassenden Herrschaftsbefugnis eines einzelnen, der etwa dem Inhalt des § 903 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) entspräche. Das persönliche Eigentum steht neben privatem[6] und sozialistischen, das in Volkseigentum begrifflich manifestiert wird: das Volk soll Eigentümer sein. Staat und Wirtschaft sind dabei aufs engste verflochten. Der Staat ist durch bestimmte Maßnahmen Schöpfer von derartigem Volkseigentum und zugleich deren Verfügungsberechtigter. Die einzelne Institution, z.B. ein volkseigener Betrieb als juristische Person, eine Kommune wird als Nutzungsberechtigter (und Besitzer) in das Grundbuch (Abt. I) eingetragen (= Rechtsträgerschaft). Mit dem Treuhandgesetz vom 17.06.1990 wird gewaltig in die Struktur und Organisation der Eigentümer und dann des Volkseigentums[7] eingegriffen. Mit der Wiedervereinigung wird das Volkseigentum rechtlich in den Eigentumsbegriff des BGB überführt, indem man beispielsweise über eine Privatisierung, die zur Aufgabe einer neu institutionierten Treuhandanstalt (THA) wird, die Wirtschaftseinheiten des Volkseigentums in AG oder GmbH. wandelt, wodurch die Anstalt in die Lage versetzt wird, diese Anteile gewissermaßen an neue „private“ Eigentümer zu verkaufen[8]. Ein solcher Prozeß ist jedoch sehr komplex und ähnelt in Organisation und Aufgabenerfüllung, weil eben ohne sorgfältige Abwägung aller Risiken und entsprechender Maßnahmen, mehr dem einer Improvisation. In der Wahrnehmung der Bevölkerung der Neuen Bundesländer wird die Treuhandanstalt wegen ihrer Praxis sogar zu einem Symbol von Kolonialismus[9]. Die Treuhandanstalt sieht sich veranlasst, einen Vertrauensbevollmächtigten für Beschwerden usw. einzurichten, aber solche bleiben zumeist ohne Erfolg. Wurschtelei oder eine spezielle Ermahnung einzelner Mitarbeiter ist offensichtlich kein Anlaß zu einer Änderung bei der THA.
Die Umwandlung bewirkt auch die Einsetzung (vorläufiger) Geschäftsführer, für die von ihnen verursachten Schäden haftet die THA. Gelingt es den Geschäftsführern nicht, die ihnen auferlegten Pflichten wie z.B. der Eröffnungsbilanz und der Darstellung des ihnen gemäß früherer Rechtsträgerschaft zuzurechnenden Grund und Bodens[10] bis zum 30. 06.1991 zu erfüllen, geht die GmbH. in Liquidation. Eine negative Bilanz kann jedoch nicht entstehen, da die Lücke durch eine Ausgleichsforderung an die THA bereinigt wird. Außerdem stellt die THA Kredite zur Verfügung, zumeist ohne Abschluß einer Sanierungsfähigkeits-Untersuchung. Es kann sein, dass die Rückgabe an den Anspruchsberechtigten (Anmelder) sowohl dadurch als auch durch die bereits vorher durch Eintragung im Handelsregister z.B. von kommunal- und kreisgeleiteten Betrieben erheblich erschwert wird.
Die Heterogenität des Eigentums[11] in Art und Wert in der Hand von Privatpersonen und die spärlichen Informationen über die jeweils tatsächlichen Verhältnisse und Verteilungen in den Neuen Bundesländern erschweren beträchtlich den Durchblick sowohl des Entstehens wie auch der Rückgabe von in den Begriffen westlicher Rechtsgesetzeslage wie auch der Rechtsprechung widerrechtlich dem Volk zugeordnetem privaten Eigentum. Nach Ende 1989 schwirrten die unterschiedlichsten Vorstellungen über das Ziel Gerechtigkeit, über den Wert des Volkseigentums[12] und über den besten Weg, das Volksvermögen in Anteile auf den einzelnen des Volkes umzusetzen. Offensichtlich glaubte man in der DDR, schon durch Umstellung der Währung 1:1 am Wohlstand teilzuhaben[13], weil der Staat verantwortlich für das Wohlergehen sei und man illusionären westlichen Politik-Parolen[14] statt nüchternen Überlegungen vertraute. Das Verlassen des Vergleichs auf Basis Produktivität und das fehlende Strategie-Konzept der THA[15] sollte sich als verhängnisvoll erweisen, insbesondere auch der Irrtum, den Ausverkauf der volkseigenen Betriebe durch die Treuhand-Direktoren durch das Treuhand-Gesetz zu unterbinden[16], der zudem den Marktgesetzen unterworfen ist. Treibende De-Illusionierfaktoren sind dann die rapide sinkenden „Werte“ und der Zusammenbruch der Absatzmärkte für DDR-Produkte.
Das Vermögens- und Entschädigungsgesetz sollte die Gerechtigkeit wieder herstellen, was aber von einigen bezweifelt wird, denn die Aufwendungen hierfür sollten lt. Bundesregierung im Rahmen bleiben. In Sachsen-Anhalt gab es 133 Tausend Antragsteller, 420 Tausend Grundstücke betreffend, 15 Tausend für sonstiges, z.B. bewegliches Vermögen[17]. Per 31.03. 20001 waren von den Ämtern 93 % erledigt (nicht immer positiv), bei 25 Tausend Unternehmensanträgen waren nur 3600 berechtigt. Als besonders schwierig erweisen sich sogenannte nicht vergleichbare Unternehmen, d.h. die Unternehmen hatten Struktur, Vermögensverhältnisse u.dgl. wesentlich verändert, so daß eine Restitution nicht möglich erscheint. 300 Tausend erwerben im Schnellverfahren nach dem Modrow-DDR-Gesetz 1990 noch Grundstücke günstig[18], wobei aber der Anspruch auf Rückgabe nicht automatisch erlischt. Eine weitere Fallgruppe mit zweifelhaftem Charakter sind die Erwerbungen nach der Verfügungssperre, die im Bewusstsein, dass ein Rückgabeanspruch besteht, noch manipulativ „erwerben“.
1.2. Der Eigentumsübergang durch Erbschaft.
Schon in grauer Vorzeit kennen die Altvorderen eine enge Beziehung der Eltern zu ihren Kindern im Falle des Hinsterbens; die Indogermanen drücken dies sprachlich[19] mit Hinterlassensein, Verwaisung aus, womit nicht nur das materiell Gegenständliche gemeint ist. Sie kennen die Kinder sowohl als Weiterträger ererbter Anlagen, was sich sinnlich in der äußeren Erscheinungs-Ähnlichkeit, in der Klugheit usw. ausdrückt, aber auch als Verpflichtetsein im Tun und Reden des Nachkommen. In den Sagen sind solche Eigenheiten vielfach enthalten. Vor Jahrtausenden setzt dann eine Regelung der Erbfolge ein, uns überliefert meist als Geschehen bei Menschen höheren sozialen Status. Dies wird entscheidend für das Weitergeben von Vermögen und Rechten, insbesondere solchen aus Eigentum, für den Start in das Leben. In geschichtlicher Zeit ist uns in Herda, dem Ort der Herkunft der Rabich[20], eine Rechtsverpflichtung bekannt in der Form des Erbzinses, des Rodelandzinses, wobei eine erneute Zustimmung des Herren im Sterbefall des Pächters für die „erbliche“ Weitergabe erforderlich ist, worum es im jahrhunderte langen Streit der Bauern bis in das 19. Jahrhundert geht und in Herda erst dann für immer abgelöst wird. Des weiteren sind uns Folgen der Erb-Teilung mit dem Begriff Realteilung – meist aus Primogenitur - hinlänglich vertraut sowie mit dem der Erbschaftssteuer, damals z.B. in der Art einer dann fälligen Best-Abgabe an den Herrn.
Das bürgerliche Gesetzbuch enthält im 19. Jahrhundert dann die gesetzliche Erbfolge [21] und eine Steuerhöhen-Stufung nach dem Verwandtschaftsgrad, fehlen Nachkommen, tritt der Staat das Erbe an. Zur Klarstellung zwingt er den einzelnen, sich einen behördlichen Erbschein als Berechtigter ausstellen zu lassen, aber Erbschleicherei wird nicht unter Strafe gestellt. Faktisch werden nun alle Vermögenswerte[22] einer Erbschaftssteuer unterworfen, Vorweg-Schenkungen an Erbberechtigte werden einer solchen Steuer gleichgestellt. Mehrere Erben müssen sich ggf. rechtlich zu oder in einer Erbengemeinschaft auseinandersetzen. Das Vermögen und die Rechte des Gestorbenen gehen an die testamentarischen[23] Erben nur im Rahmen der jeweilig gültigen Gesetze über, bei mehreren Erbberechtigten wird aufgeteilt, was in der Ahnenfolge der Rabich in Herda schon im Mittelalter und in der Frühzeit zu erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen führt. Einzelne Rabich verlassen deshalb die Heimat. Dramatisch wirkt sich nach 1945 die unterschiedliche spezifische Gesetzlichkeit und Rechts-Praxis in Ost und West von Deutschland aus, in Westdeutschland gilt das dortige Grundgesetz. Verfassungsgemäß ist dort allgemein die Auflage, Eigentum dürfe nicht gegen das Wohl der Allgemeinheit verwendet werden und, daß Enteignungen nur zum Wohl der Allgemeinheit zulässig sind.
Allerdings ist in Europa bereits früher, so durch Napoleon die Eigentumsübertragung im Wege der Neuaufteilung von Herrschern und Adel gang und gäbe. Hier finden trotz der Niederlage Napoleons keine Rückübertragungen statt.
1.3. Ein spezieller Erbfall, der beim Verfasser.
Der Vater des Verfassers, Arthur Rabich heiratet zweimal, einmal 1926 Frieda Kliems, die 1956 stirbt und der überlebende Ehegatte erbt, dann 1958 die verwitwete Elisabeth Teumner[24] (A/B[25], s. Abb. 10-10), die am 14.02.1975 aus dem Leben scheidet. Mit dieser zweiten Frau wird von meinem Vater vor dem Staatlichen Notariat in Merseburg gemeinsam am 10.01. 1964 ein letzter Wille beschlossen, ein sogenanntes öffentliches Berliner Testament, wonach zunächst gegenseitig, dann der beiderseitige Nachlaß an die Kinder vererbt wird.. Nach dem Tode meines Vaters am 18.02.1980 stellt sich heraus, daß für die nachfolgende dritte Frau am 15. 2.1980 eine Vollmacht erteilt wird[26]. Diese Vollmacht bleibt nach DDR-Gesetz auch nach dem Tode des Erteilenden gültig, wodurch am 29.02.1980 rückwärts eine notarielle Vereinbarung über eheliche Vermögensgemeinschaft am Grundeigentum erstellt wird. Diese Umstände kommen bei dem Ausschreiben einer Erbschaftsvollmacht für das Verwalten des Grundstückes Leuna am 7.4.1980 und der Grundbuch-Eintragung der Hälfte am 15.04.1980 zutage[27]. Bedeutsam für den Fakt einer Alleinerbschaft sind die Erbausschlagungen der Brüder des Verfassers. Meine Erbschaftsvollmacht hebe ich am 15.5.1993 auf und bereinige die Beziehungen durch den „Verkauf“ meiner Grundstückhälfte[28] an die dritte Ehefrau.
Der Zustand des Vermögens der Errichter des beiderseitigen Testamentes (Abb. 10-10) bleibt vom Zeitpunkt der Enteignung 1952/53, insbesondere des Vermögensteils der Ehefrau Elisabeth, verwitwete Teumner (= Weißenfels) bis zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 insoweit unverändert, als es nach DDR-Gesetzen an andere Dritte rechtskräftig „übertragen“ ist. Unabhängig davon hält der Verfasser an seiner jahrzehntelangen Handlungs- und Verhaltensphilosophie im Widerstand gegen das unrechtmäßige kommunistische Regime, gegen ein freiwilliges Überlassen von Vermögen an dieses fest..
Bei der Betrachtung des privaten und betrieblichen Vermögensteiles Weißenfels zur Zeit 1952 muß wie in Leuna in Rechnung gesetzt werden, daß bereits vorher erhebliche materielle Vermögensteile infolge der Kriegs- und Nachkriegsereignisse verloren gingen: in Leuna durch Ausbombung, Verlust ausgelagerten Gutes in Lebus an der Oder, in Weißenfels als unmittelbare Begleiterscheinung der Hauseinquartierung durch die sowjetische Militäradministration. Geradezu himmelschreiend ist die Erniedrigung meine (Stief)Mutter in ihrer materiellen Existenz nach ihrer Verhaftung Ende 1952 als Republikfeindin und Freilassung 1953. Sie muß mühselig ihr Leben fristen, denn durch die Enteignung ist ihr nicht viel mehr als das „Hemd“ geblieben. Ihr weiterer jahrelanger Kampf gegen das Unrecht und zum Wiedererlangen eines angemessenen Rest-Vermögens scheitert[29].
2. Vermögensbildung und Enteignung in Weißenfels
2.1 Die regionale Geschichte vom Weißenfelser Land
Das Saale-Unstruttal ist seit Jahrtausenden besiedelt. Gegenüber dem heutigen Weißenfels und auf den Höhen westlich und oberhalb der Saale errichten die germanischen Vorfahren ein Sonnen-Observatorium. Im ersten Jahrhundert ist die Saale Grenzgebiet der Germanen zu den Slawen. In Weißenfels vermutet man einen alten Knotenpunkt von Handelswegen mit Saaleübergängen. Die Region gehört zum Elb-Saale-Bereich, in den die Römer bei ihrem Eroberungs-Vorstoß dringen, aber erfolglos wieder von dannen ziehen. Im Frühmittelalter existieren dort verschiedene Adelsgeschlechter mit von ihnen deklariertem Herrschaftsgebiet. Um 900 wird Goseck im Zehntverzeichnis[30] von Kloster Hersfeld erwähnt, 1041 ist dort ein Benedektiner-Kloster. 1056 erhält Friedrich Graf von Goseck[31] die sächsische Pfalzgrafenwürde. Sein Sohn wird im Februar 1085 ermordet und die Witwe wird von dem Ludowinger Ludwig dem Springer geheiratet, der damit umfangreichen „Landbesitz“ erwirbt und die Neuenburg bei Freyburg zur Ost-Residenz des Landgrafen von Thüringen macht.
Vom Markgrafen Otto von Meißen wird 1185 eine „Stadt“ Weißenfels gegründet[32]. Über Jahrzehnte gibt es um Weißenfels und seine Burg Streit, erst 1346 wird die Grafenfehde beendet und die Wettiner bleiben Territorialmacht. Die unmittelbaren Herrscher in Weißenfels wechseln nicht selten, ja führen z.T. Krieg. 1485 wird die Weißenfelser Anlage zur Amtsburg fern von Dresden. 1539 reformiert Heinrich der Fromme von der Wettiner Dynastie Weißenfels zur protestantischen Staatsreligion. 1548 (bis 1553) regiert im Renaissancheschloß Weißenfels der spätere Kurfürst August, der die Tochter des dänischen Königs Anna heiratet. 1631/32 erleidet Weißenfels schwere Schäden, 1644 sinkt das Schloß in Schutt und Asche.
Nach dem Tod des sächsischen Kurfürsten 1656 wird ein Kleinstaat als Herzogtum Sachsen-Weißenfels [33] neben Sachsen-Merseburg und Sachsen-Zeitz[34] errichtet. 1680 wird als Hofburg die (noch unvollendete[35]) Neu-Augustus-Burg oberhalb des Saaleabhanges in Betrieb genommen und man versucht, es den fürstlichen Höfen in Europa gleichzutun. Die Hofaufträge führen zu einem Autragsboom im örtlichen Gewerbe und Handwerk. Weiterhin wird das Gepränge von Kunst und Kultur nach dort gelockt[36]. Aber die Region blutet insgesamt wirtschaftlich, denn das Regime geht wirtschaftlich und finanziell – und damit auch die Dienerschaft usw. bankrott. Gezahlt wird an den Auftragsausführenden nur schwerfällig. 1746 fällt dieses Herzogtum an Sachsen zurück. Das Schloß siecht baulich dahin. 1819 wird es preußischerseits als Friedrich-Willhelm-Kaserne kategorisiert, 1869 wird es Unteroffizierschule. Von 1928-1945 ist dort eine Schutzpolizeitruppe kaserniert. Es wird dann Notunterkunft/Umsiedlerlager u.a. Über das Schloß der Feudalherren bestimmen jetzt andere Machthaber.
Über das Leben der Untertanen und ihre Vermögen, ihr Eigentum ist wenig bekannt, es gibt auch keine Schrift über deren Leben und Tun[37]. Die Sozialschichtung ist sicher ähnlich den in anderen Kleinstädten, einzelne der Bürger und Gewerbetreibende arbeiten sich im 19. Jahrhundert nach oben, wovon dann deren Häuser zeugen. Ausgesprochene Reiche sind selten, wenn auch z.B. Brauerei- und Mühlenbesitzer im 20. Jahrhundert dazu gezählt werden.
2.2 Gewerbe und Industrie in Weißenfels.
Über Jahrhunderte ist Weißenfels im heutigen Sprachgebrauch ein Dorf, auf das der Hofstaat aus dem Schloß auf dem Berg herunterschaut. 1825 zählt man als Einwohner etwa 6 Tausend[38], 1900 28, 1933 40[39], 1946 40 Tausend unter Einbezug von Flüchtlingen mehr usw., 1995 34, 2003 30 Tausend Einwohner, wobei wohl maßgebend die nach 1990 stark gestiegene Arbeitslosenquote auf 24 % mit ein Grund für den Weggang manchen Arbeitsfähigen ist. Die Arbeitslosigkeit ist wiederum bedingt durch die Zerschlagung von gewachsenen Industrie und Gewerbe über die Entscheidungen der Treuhandanstalt. Man zählt 1966 12 Tausend Einwohner von Weißenfels und Umgebung, die hauptsächlich nach den Leuna- und Buna-Werken fahren, 4 Tausend sind in der heimischen Schuhindustrie beschäftigt, 850 in der Metallbranche. Hier ist ein VEB Vorrichtungsbau und der VEB Ketten-/Nagelwerk zu nennen.
Die Eigentumsbildung eines Handwerkers ist mühselig, denn eine größere Kapitalbildung durch Arbeit ist kaum möglich. So sind beispielsweise am Ende des 15. Jahrhundert in Weißenfels Fuhr- und Schuh knechte in Zünften[40] zusammengefasst, um sich gegen wirtschaftliche Unbilden abzuschirmen; Monopol-Bildung ist noch nicht real. 1663 gibt es 18 Schuhmacher-Meister in Weißenfels[41]. 1858 zählt man 456 Schuhmacher[42]. 1834 wagt Karl Sprenger das Prinzip der Arbeitsteilung in der Schuhfabrikation einzuführen, 1871 wird die erste Drucknähmaschine eingesetzt. Ab 1883 wird die Dampfmaschine als Antrieb in den verschiedenen Schuhfabriken verwendet. Die Arbeiter fangen 1890 mit Streik[43] an; sie protestieren gegen die 10stündige Arbeitszeit, jetzt mit 1,5 h Mittag und je 20 Minuten Vesper- und Frühstückszeit. Die Industrialisierung erfasst das Schuhmachergewerbe, 1895 werden 42 Schuhfabriken mit 3 Tausend Beschäftigten gezählt. Zu den 30 namentlich aufgeführten[44] gehören die meisten auch zu denen, die nach 1945 als Altbetriebe in die Umstrukturierung der Sowjetisierung fallen. Am 09.06.1945 sind als Schuhbetriebe existent (beispielhaft):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1948 setzt gezielt die Überführung in Volkseigentum ein, als Volkseigene Betriebe erhalten sie neue schöne Namen. Logisch, dass einerseits die Enteignung auch in das Privatvermögen (Grund und Boden, Haus) und andererseits der Konzentrations- und Rationalisierungsprozeß weitergeht bis zur VVB Schuhe und Lederwaren, dessen zentraler Sitz in Weißenfels angesiedelt wird. Am 1. Mai 1949 wird in der Schuhfabrik VEB Motor die Fließbandproduktion eingeführt, Ende des Jahres gibt es bereits 7 Bänder mit 1,3 Tausend Arbeitern. Die zentrale Sammelstelle für Angliederungen von VEB wird die Fabrik „Banner des Friedens“. 1950 wird das Leder durch Igelit[45] (Weich-PVC) abgelöst. 1955 gibt es noch 16 private Fabriken mit Pretzsch 553, Arsand 230, Kretzschmar 138 und Prast 148 Beschäftigten. 1959 geht mit mehr als 1/3 staatlichen Anteil die Betriebsangleichung weiter, 1972 geht die letzte private über in VEB. Am 1.1.1979 wird das Volkseigene Kombinat Schuhe gegründet, Weißenfels mit dem Banner des Friedens[46] ist Hauptstation und zentraler Forschungs-Mittelpunkt[47].
Charakteristisch für die politische Methodik, Sündenböcke für Systemfehler zu finden, ist der Fall Karl-Heinz Werner [48], * 1939, Diplom-Ingenieur der Technischen Universität Dresden, in die SED eingetreten 1969. Er ist seit 1970 in der Zentrale der VEB Kombinat Schuhe in Weißenfels eingesetzt, einem Kombinat mit 40 Tausend Beschäftigten. 1977 zum Nikolaustag wird er auf offener Straße wegen Sabotage-Verdacht es verhaftet, nachdem bereits 1976 einige andere leitende Mitarbeiter eingesperrt wurden. Das uns heute als berüchtigtes Ministerium für Staatssicherheit (MfS) erweist sich bei der Ermittlung als Hauptträger und als williger Gehilfe der Staatsanwaltschaft. Werner wird während der über ein Jahr währenden Untersuchungshaft der Gerichtsprozeß vor dem Bezirksgericht in Halle AU 2622/79 gemacht. Die Gerichtsakte schwillt auf mehr als 8 Tausend Seiten an. Nur Ilona Beutling aus Weißenfels sagt für ihn aus, die andern drücken sich offensichtlich aus Furcht vor Konsequenzen, sie antworten auf die Suggestiv-Fragen in gewünschter Weise. Sein Verhängnis ist, dass er seit 1971 Mitglied des Importgutachterausschusses ist. Importierte neue Maschinen sollen den Produktionsprozeß verbessern, als Vorbild für eine sogenannte Steckenpferdbewegung, aber das gelingt nicht. Die Einarbeitung der jungen Mitarbeiter scheitert. Auch die grundsätzliche Westorientierung wird ihm angekreidet, so besucht er z.B. 1967 in Pirmasens eine einschlägige Messe! Der Vorwurf lautet, er habe absichtlich gegen die Volkswirtschaft der DDR gehandelt und somit liege ein besonders schwerer Fall vor. Obwohl er nicht geständig ist, wird er in einem großangelegten öffentlichen Schauprozeß zu mehrjähriger Haft verurteilt. Als Lehre trifft das Kombinat folgende Entscheidung: in Zukunft kommen die Westexperten nach Weißenfels und helfen bei der Einführung ihrer Maschinen. Als weiteren Erfolg kann man verbuchen: die Mitarbeiter in der Schuh-Industrie verhalten sich zukünftig vorbeugend zeitgemäß.
Mit dem gewerblichen Aufschwung im 19. Jahrhundert setzt auch der mehrerer „Fabriken“ für die Fertigung von Schuhen ein. Nach der Sowjetisierung läuft der Umbau von Privat in Staats-Eigentum[49] zentral geplant. 1948 werden einige der Schuhfabriken in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) überführt oder integriert[50], 1953 werden die Schuhfabriken Arsand, Kretzschmer und Pretzsch genannt. 1964 spezialisiert sich die Schuhfabrik „Banner des Friedens“[51] auf Kinderschuhe. Eine Schuhmetropole der DDR (VVB) entsteht[52]. 1980 wird ein Schuhmontage- und ein Nähautomaten-Zentrum eingerichtet. 1987 wird die mittelfristige weitere Entwicklung geplant. Zuliefer- und Versender/ Speditionen transportieren die Endprodukte z. B. im großen Stil in den Ostblock. Mit der Wende endet die Zukunft dieser speziellen Branche, die Treuhand-Anstalt löst die Betriebe aus dem Konzern heraus (= Aufsplittung des Banners), einige werden (versuchsweise) 1991 reprivatisiert. Weil die Hauptbeschäftigung für die örtlichen Arbeitnehmer die Schuhindustrie ist und diese gegen die Metropolen in Westdeutschland (im anderen Europa) keine Chance hat, müssen etliche Weißenfelser in Hilfsbeschäftigungen oder in die Arbeitslosigkeit gehen. Das Steueraufkommen der Stadt sinkt, letztlich muß die Stadtverwaltung in der Haushaltsplanung zwangsüberwacht werden.
Die Struktur des Gewerbes von Weißenfels ist von den landwirtschaftlichen Erzeugnissen der Umgebung geprägt, so gibt es bereits im 18. Jahrhundert eine Reihe von Wasser mühlen [53] mit Aufstauungen der Bäche/Flüsse und um 1800 bereits ein funktionierendes Brauwesen, das 1845 durch Caspar Gürth mit der Gründung einer Brauerei in der Naumburger Straße einsetzt[54] und durch Friedrich Oettler 1852/1858 durch eine Wettbewerbs-Brauerei in der Langendorfer Straße ergänzt wird[55]. 1858 wird unter den Gewerken aufgeführt: 75 Wasser-Getreidemühlen, 2 Dampfmühlen, 58 Bierbrauereien[56] und 217 Gastwirtschaften. 1890 gesellt sich eine Nagelfabrik [57] der Gebrüder Nolle dazu, die 1945 561 Arbeiter hat. Die Demontage wird zwar begonnen, aber bald wird sie gestoppt und Mitte 1947 wird der Betrieb unter Zwangsverwaltung gestellt und 1948 VEB Ketten- und Nagelwerke. Weitere VEB [58] sind: Apparate- und Rohrleitungsbau, Mechanische Werkstätten (Wagner), VEB Eisengießerei. Von 1875 an ist noch eine Papierfabrik Dietrich zu nennen[59]. Am 02.06.1948 gründet die Stadt Weißenfels ein Kommunales Wirtschaftsunternehmen, u.a. mit einem Schlachthof[60]. Die Landwirtschaft wird durch die Enteignung von 48 Gütern mit >100 Hektar Fläche im Landkreis und später durch die Gründung von Produktionsgenossenschaften 1952 umgekrempelt[61], z.T. mit Mehrfachumstellungen, weil Neubauern ihr Land nicht wirtschaftlich betreiben können oder Maschinen fehlen, für die 1948 dann Maschinen-Ausleihstationen gegründet wurden.
Im Kreis Weißenfels gibt es 1972 noch folgende private Handwerksbetriebe:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Als bemerkenswert für die Strukturänderung des Landkreises Weißenfels ist noch der Braunkohlenabbau, der Mitte des 19. Jahrhunderts in Hohenmölsen, Gröben usw. mit Kleinbetrieben beginnt; so gibt es 1843 in Teuchern 51 kleine Gruben. in der Nähe bei Hohenmölsen der Braunkohle-Abbau-Betrieb und die Brikettfabrik in Teuchern.. Wegen der Abbau-Erschöpfung müssen Dörfer den Tagebauen weichen. Es folgt dann die Teerfabrikation[62] durch Riebeck, dessen Montanwerke 1926 in die IG-Farben eingegliedert werden[63]. Nach 1945 werden Werke auf Braunkohlenbasis wie Deuben und Profen Sowjetische AG, am 01.05.1952 VEB. 1968 wird dann ein Kombinat gebildet, 1980 zu Kombinat Braunkohle Bitterfeld, später MIBRAG.. Großabnehmer sind Kraftwerke, so z.B. in Leuna und BUNA.
Die letzten privaten und halbstaatlichen Gewerbebetriebe [64] verschwinden nach 1972[65]. Für eine Dorfschmiede in Keutschen liegt ein Bericht vor[66], wonach eine Nachzahlung von Steuern verlangt wird, indem man den Handwerks- in einen Industriebetrieb umwidmet. Der Dorfschmied kommt in Beugehaft, die Steuerfahndung ins Haus. Gerichtlich wird die geforderte Nachzahlung von 336 Tsd. Mark bzw. 552 Tsd. Mark (Preisverstoß) auf 1/10 gesenkt, trotzdem blieb die Forderung auf Übergang in einen VEB. Nach der Wende wird das Ehepaar rehabilitiert.
Der Handel [67] auf größerer Entfernungsbasis ist erst nach Erschließung der Verkehr s-Infrastruktur in größerem Umfang möglich. 1817 wird die schnurgerade Landstraße von Weißenfels nach Merseburg gebaut, 1829/31 nach Zeitz fortgeführt. 1846 ist die Eisenbahnverbindung Weißenfels – Halle, 1847 nach Eisenach verlängert, 1857 nach Zeitz/Gera hergestellt. 1936 erfolgt der Anschluß Weißenfels an die Autobahn Berlin-Nürnberg. Der Ortsverkehr mit Bussen setzt 1952 über ein VEB Kraftverkehr mit 4 Bussen ein, 1953 dann mit 7, weil der Arbeiterberufsverkehr, z.B. nach Leuna dazu kommt. 1962 weist dieser Betrieb 45, 1969 55 und 1978 70 Busse auf. 1971 wird ein zentrales Omnibus-Bahnhof in Stadtmitte errichtet.
In dem geschichtlichen Abriß[68] heißt es: „nach einem Urteil des Kreisgerichts Weißenfels wird das Vermögen des Fuhrbetrieb s Teumner eingezogen und dem VEB Kraftverkehr Weißenfels als Betriebsteil Güterverkehr übergeben… Weiterhin wird das Vermögen der Fa. Gustav Wolfermann eingezogen….der Fuhrbetrieb wird dem VEB Kraftverkehr zugeteilt…“. Auf diesen Fakt wird weiter unten ausführlich eingegangen, die seinerzeitigen Zeitzeugen wurden – auch die von Wolfermann – um den Sachverhalt befragt.
2.3 Die Weißenfelser.
Die dörfliche Bevölkerung von Weißenfels und Umgebung lebte weit ab von großen Residenzstädten bis auf das Invervall um 1700, das einige Nachbarstädte wie Zeitz und Merseburg ebenfalls hatten. Mit dem 19. Jahrhundert kam vermehrt Gewerbe, Handel und Industrie in die Kleinstadt. Es entstand ein gewisses Arbeiter-Proletariat, insbesondere nach der Zeit des ersten Weltkrieges. Aber bereits vorher hatte sich die „höheren“ Kreise abgesondert, was z.B. die Existenz der Freimaurer-Johannisloge 1884-1930[69] beweist. Andererseits gab es einige wenige Nationalbewusste unter der Bürgerschaft, aber genaues hierzu ist nicht bekannt. Interessant ist die Bestallung des Oberbürgermeisters unter dem US-amerikanischen Besatzungs-Oberst, der einen Brauerei- und Rittergutsbesitzer als Oberbürgermeister einsetzte und wenig Neigung verspürte, die Kommunisten oder Sozialdemokraten regieren zu lassen. Allerdings war der spätere russische Major als Kommandant auch nicht SPD-freundlich.
Mit dem Ende des Krieges setzt vielerorts Not ein. „Die Frage auf dem Fleisch- und Fettsektor ist sehr ernst. Es mussten aus diesen Erwägungen heraus Abstriche an den normalen Verbrauchssätzen vorgenommen werden… Außerdem wurde festgestellt, dass in einzelnen Orten (u.a. Leuna) Sonderzuteilungen verausgabt worden, die naturgemäß zu einer gewissen Beunruhigung in der Weißenfelser Bevölkerung führte, da hier die Ernährungslage sehr schwierig ist.. Es musste festgestellt werden, dass viele Einwohner vorgenannter Stadt mit der Bahn und auf der Straße diese mit Sonderleistungen bedachten Orte aufsuchen, teils mit, teils ohne Erfolg.“[70] Die Währungsreform 1949 brachte eine Umstellung bis zu 70 Reichsmark 1:1 zu neuer Mark, darüber wurde nur ein geringer Teil verfügbar, das andere wurde festgelegt und nur sukzessive freigegeben (Altguthaben/Ablösungsanteil). Bemerkenswert ist die zögerliche Befreiung von bewirtschafteten Gütern (u.a. Lebensmittelkarten), die organisierte Belieferung von Handelsbetrieben (HO, Konsum) und die niedrigen Mietpreise: 1972 muß bei einem Einkommen unter 2 Tausend Mark für einen m² (mit Fernheizung) 0, 9 Mark, wenn über diesem Einkommen 1,65 Mark bezahlen. Es gibt zahlreiche sonstige soziale Vergünstigungen.
Über die Gesinnung der Weißenfelser ist wenig bekannt, aber die Fabrikarbeiter neigen im 19. Jahrhundert vermehrt der Sozialdemokratischen Partei zu. Man nennt das Gebiet Weißenfels-Zeitz „rot“. Nur wenige sind reaktionär und konservativ, und wenn, insbesondere die gehobene Schicht. In den Leunawerken herrscht ein den Roten feindlicher Wind. 1933 erringt die NSDAP bei den letzten freien Wahlen in Weißenfels 16 Sitze gegenüber den Kommunisten mit 9, der SPD mit 6 und den „Bürgerlich-Konservativen“ ebenfalls mit 6. Die Zwangsvereinigung von KPD und SPD (zur SED) findet im ersten Halbjahr 1946 statt[71]. Danach, am 08.09.1946 erreicht bei der Gemeindewahl mit einer Wahlbeteiligung von 92 % im Stadtkreis fast 47 % SED, 35 % LDP und 18 % CDU, im Landkreis bei 96 % entsprechend die Zahlen 80 %, 11 % und 7,5 %; also ein deutlich verschobenes Bild. Bei der Kreistagswahl am 20. 10.1946 sind die Zahlen: 95 %, 50 (SED), 22 (LDP), 24 %[72]. Landtagsabgeordneter ist Oberbürgermeister Fritz von Basse (SED). Von da an gelten die Wahlen in der Propaganda der westlichen Länder als unfrei. Die Verfolgten des herrschenden Regimes sprechen eine deutliche Sprache.
Der Streik am 17. Juni 1953 ergreift in Weißenfels private Schuhfabriken (wie Kretzschmar, Pretzsch, Arsand), als Folge: die Betriebe gingen z.T. an die Eigentümer zurück (+ Prast). Auch Privatgrundstücke werden als Reaktion zurückgegeben wie die von Gürth und Gärtnerei Pretzsch. Für 16 Personen wird eine Amnestie verkündet bzw. ihre Abgabenschuld erlassen. Gegen die ungeheure Umweltbelastung, so z.B. von Leuna bis nach Weißenfels, wird allerdings wenig unternommen. 1967 werden große Überschreitungen von zulässigen Staubbelastungen in Wohngebieten gemessen, Leuna stößt pro Stunde allein 11 Mg Staub und 22 Mg Schwefeldioxid aus, Buna etwas weniger: jeweils 8 bzw. 18 Mg. Die Emissionen wird also sehr weit in das Umland getragen.
Eine genaue Kenntnis über die Sozialschichtung der Weißenfelser Bevölkerung gibt es nicht, jedoch ist davon auszugehen, dass auch hier durch die Flüchtlingsbewegung nach dem Westen eine Separation stattfindet, die durch die Enteignungen während der DDR-Zeit noch verstärkt wird. „Heute haben wir im ehemaligen Mitteldeutschland eine Situation, wo der Staat erneut die Funktion des hauptsächlichen Modernisierungsmotors übernehmen muss, wo aber, anders als im 19. Jahrhundert der gesellschaftliche Unterbau einer unternehmerischen bürgerlichen Mittelschicht fast völlig zerschlagen ist. So etwas wie ein Mittelstand konnte sich in der DDR nur in wenigen gewerbefernen Berufssparten erhalten. Die wirtschaftlichen Folgen des soziologischen Kahlschlags sind kaum abzuschätzen. Vor allem können Staat und Kommunen hier kaum etwas bewirken.“[73]
Eines ist jedoch gewiß: durch die gesetzlich beschränkte Naturalrestitution und Entschädigung wird der Zustand vor den Nachkriegsereignissen in den östlichen Bundesländern nicht wieder hergestellt, der Schaden[74] nicht einmal angenähert ausgeglichen und die Verantwortlichen für diese Unrechtstaten, für die Eingriffe in das Privateigentum[75] werden nicht zur Rechenschaft gezogen, ja für einige Ideologen ist die Formel Restitution oder „Rückgabe vor Entschädigung“ sogar falsch[76]. Die Ergebnisse der THA-Tätigkeit kann man weder im Sinne ordentlicher Sanierung noch in gerechter Umwandlung (Vermögensverteilung) als Erfolgsgeschichte bewerten[77], sie hat zu einem besseren Nationalstaats-Bewußtsein nicht beigetragen. Die Verzerrung ist sichtbar an verschiedenen Beispielen, z.B. dem Mietwohnungs-Leerstand[78] von THA-Immobilien von mehr als 50 %, nicht nur wegen des maroden Zustandes, sondern vor allem wegen des Eigenheimbaues und der Neuschaffung von Immobilien wegen der steuerlichen Anreizes für Investoren. Insofern liegt auch keine abgestimmte Koordination der einzelnen Aktivitäten von Regierungen des Bundes, der Länder und insbesondere des Bundesfinanzministeriums als „Aufsichtsbehörde“ der THA vor. Es ist schwer vorauszusagen, welche Folgen diese Verschiebung sozialer Verhältnisse bewirt oder wo letztlich die historische Bewertung des Paradigmenwechsels[79] zu eine „optimalen“ Verkäuflichkeit hinführt. Tragisch ist der Nachhang von ungeklärten Fällen – auch in Gerichtsverfahren – und von sogenannten schwer verkäuflichem. Es bleibt historisch, dass die Rückübertragung von Unternehmen[80], die Bewertung der Entschädigungen, der Erklärung von Betriebsnotwendigkeiten usw. unbestimmte Begriffe[81] beinhalten oder dem Ermessen der Behörde THA unterliegen. Insofern arbeitete die THA gewissermaßen frei, ein willkommener Zustand für die Mitarbeiter dieser Anstalt, wo doch andernorts beschränkende Normen und Regeln eine solche Handlungsfreiheit abwürgen, auch wenn dies nur zeitbefristet der Fall ist und die strafrechtliche Ermittlung als weitgehend unmöglich angesehen ist.
2.4 Weißenfels als Opfer des Krieges.
Im Laufe der Jahrhunderte gibt es immer wieder militärische Aktionen verschiedenster Art[82], in denen Weißenfels in Mitleidenschaft gezogen wird. Besonders ramponiert wird die Stadt bei den Fehden innerhalb der Wettiner Dynastie und im dreißigjährigen Krieg. 1757 übernachtet Friedrich II. im Schloß Neu-Augustusburg anlässlich des Siebenjährigen Krieges. Durch den Marsch der Franzosen 1806 durch die Franzosen und Preußen wird die Bürgerschaft getroffen. Im zweiten Weltkrieg bleibt die Stadt nicht verschont, wenn auch das in der Nähe liegende Leuna-Werk als Arbeitsstätte vieler Weißenfelser mit mehr als 22 schweren Luftangriffen besonderes Angriffsziel ist. Am 28.03.1945 beschließt General Eisenhower, für die amerikanische Armee östlich des Rheins längs der Achse Erfurt-Leipzig vorzustoßen. Am 04.04.1945 erreichen die auf der Autobahn von Eisenach vorrückenden Panzer Gotha, Erfurt am 12.04. Truppen der 1. US-Armee überschreiten die Saale bei Naumburg. Einen Tag vorher erreichen sie das Kreisgebiet von Weißenfels, besetzen die Stadt aber erst am 14. April nach dem Zerstören von Brücken[83] durch die Deutsche Wehrmacht. Vom 12. bis 15. April 1945 kämpfen Einheiten der 69. Infanterie-Division im Raum um Weißenfels[84]. Nördlich davon überquert bei Merseburg am 15.04.1945 das 23. US-Infanterie-Regiment die Saale ebenfalls Richtung Leipzig. An der Mulde bleibt jedoch auf höchsten Befehl die US-Armee stehen. Ab 02. Mai 1945 gibt es reihenweise Kapitulationen deutscher Wehrmachtseinheiten. In den einzelnen Orten gibt es amerikanische Militärkommandanten, die ab 02.Juli durch solche der neuen russischen Besatzung ersetzt werden. Die Sowjetisierung beginnt.
Aus einem Geschichtsbericht[85] eines Zeitzeugen:
Die Russen kamen auf Panjewagen mit kleinen Mongolenpferden am dritten Tage nach dem Abzug der Amerikaner in den Raum zwischen Weißenfels-Naumburg-Querfurt, begannen bei den Einwohnern nach Alkohol zu suchen und nahmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Besonders gierig waren sie auf Armbanduhren, Fotoapparate und Akkordeons. Alles geraubte Gut wurde auf Pferdewagen geladen und in Richtung Eisenbahn weggeschafft.
Am 30. und 341. Juli gingen ein Sowjetoffizier und zwei Soldaten mit Maschinenpistolen, begleitet von deutschen Kommunisten mit roten Armbinden, von Haus zu Haus und trieben ihre Opfer zu den auf dem Dorfplatz stehenden LKws der Roten Armee. Die Einsammlung aller Landsleute verlief planmäßig nach den von den Besatzern vorher erstellten Listen. Auf diese Art und Weise wurden Tag für Tag Ortschaften >geräumt<.
Das größte Sammellager für „Heimkehrer“ befand sich in der Nähe der Stadt Halle in einer ehemaligen deutschen Kaserne. Die Lagerverwaltung bestand aus Sowjetoffizieren der inneren Streitkräfte und einigen deutschen Zivilisten. Bald setzte die Umerziehung der Lagerinsassen ein. In jedem größeren Lager war eine Untersuchungskommission des MWD intensiv beschäftigt, die Leute zu prüfen. Nach drei Wochen verbreitete sich wie ein Lauffeuer die Nachricht, dass alle Lagerinsassen nach Sibirien deportiert würden. Mitte August 1945 wurden die ersten Züge auf das Lagergleis geschoben und die „Heimkehrer“ mit ihren Habseligkeiten verladen.
Über den Fortgang dieser grausamen Vergewaltigung (Repatriierung) lese man den Originalbericht bis zur Ankunft in Sibirien.
Ende November 1948 wurden alle Deutschen in der Arbeitkantine (Stolowaja) der Siedlung zusammengetrieben. Es residierte ein Major des NKWD und der Parteisekretär sowie der Direktor des Holzgewinnungsbetriebes Moskwin. Es wurde der Partei-Beschluß verkündet, die Deutschen dort, wo sie sich gerade befinden, für immer anzusiedeln. Die entsprechenden Einwilligungen mussten unterschrieben werden….
2.5 Die Situation in der Sowjetisch besetzten Zone und der Deutschen Demokratischen Republik.
Mit der Eroberung der mitteldeutschen Gebiete durch die Sowjetarmee gelangt das gesamte dortige Vermögen in eine nichtdeutsche Verfügungsgewalt, insbesondere in die einer parteipolitisch ideologisierten und bürokratisierten Zentralverwaltung, geprägt durch planwirtschaftliche Vorgaben, die zur Konsequenz haben, daß man bestrebt ist, möglichst niedrige „weitere Pläne“ zu erhalten, die man leicht übererfüllen konnte[87]. Real stellt sich infolge der Mangelwirtschaft[88], Entmotivierung der Beschäftigten und der Erwerbstätigen ein erhebliches wirtschaftliches industrielles und individuelles Gefälle zwischen den west- und den ostdeutschen Verhältnissen ein. Wesentlich trägt hierzu bei die Enteignung persönlichen Eigentums in unterschiedlichen Stufen und in fortschreitender Größenordnung. „Der Ersatz des Interesses in einer Marktwirtschaft durch Ideologie und plakative Losungen beraubte den Sozialismus dieser Epoche um eine Haupttriebskraft für Leistung, Effektivität und Motivation.“[89] Besonderen Ausdruck findet die Abkehr vom Sozialismus in der wachsenden Zahl der nach dem Westen Flüchtenden, insbesondere der Intelligenz[90] - sogar unter Hintanstellung ihres Eigentums in der SBZ bzw. DDR. Im 4. Quartal 1989 steigt – die Mauer zwischen Ost und West ist gefallen – die Zahl der Flüchtlinge bereits wieder auf 350 Tausend und die Wanderung von den Neuen Bundesländern nach solchen der alten Bundesrepublik kommt nicht zum Stillstand, ja wird sogar angefacht durch ein Gefühl der Machtlosigkeit in der Arbeitslosigkeit und fehlender Perspektive schon wenige Jahre nach der Wiedervereinigung. „Die Schärfe der ostdeutschen Depression ist ohne Beispiel in der neueren Wirtschaftsgeschichte. Selbst die Weltwirtschaftskrise der Jahre 1928-1933 hat keine vergleichbaren Wirkungen gehabt.“[91][86]
Jeder einzelne in den mitteldeutschen Gebieten spürt unmittelbar den Wandel der Regierungen des Dritten Reiches, des Sozialismus, der bundesrepublikanischen Marktwirtschaft in wirtschaftlichem Niedergang, der durch die subventionierten Preise auf viele Waren des Grundbedarfs, von Mieten, Verkehrsleistungen nicht wettgemacht wird. Die Disproportion der Ost-West-Gebiete, mit motiviert durch die Einbindung in die jeweiligen Regions-Bündnisse Ost/West[92] ist gewaltig. Die Östler müssen die Ausgleichslasten des Krieges an die UdSSR fast allein tragen, ihre wirtschaftliche Ausgangspositionen nach dem Zweiten Weltkrieg sind wegen nunmehr fehlender Rohstoffquellen usw. äußerst schlecht, sie müssen zwangsdirigiert in den Ostblock liefern usw. Im Laufe der Zeit wandern deshalb und wegen fehlender Perspektiven trotz amtlichen Verbotes mehr als 2 Millionen, meist junge Ostdeutsche, in das westliche Wirtschaftsgebiet. Die Familien Rabich und Teumner sehen die Misere deutlich, wobei die Spedition Teumner als Unternehmen hart betroffen ist und sich den Ereignissen ohnmächtig ausgeliefert sieht. Es ist ihnen klar, dass die neue zentral administrierte sozialistische Staatswirtschaft mit kommunistischer Ideologie gepaart den Willen zu einem schöpferischen Einsatz des einzelnen Menschen tötet[93], wobei der „reparationsähnliche“ Aderlaß an Gütern, Geldmitteln usw. den Niedergang zusätzlich beschleunigt.
Auf der Rundreise des Verfassers durch die ostdeutsche Industrie zwecks Erkundung für Ansätze von Investitionen im Jahr 1990 offenbart sich – bis auf einzelne wenige Ausnahmen – der jahrzehntelange Verbrauch an Substanz [94] gräßlich. „Die DDR stand Ende 1989 unmittelbar vor dem Bankrott“[95]. Die Umwelt ist katastrophal geschädigt[96], die Flüsse wie die Saale sind eine Kloake, sie sind völlig tot. Altlasten existieren en masse. Das Bruttoinlandsprodukt in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung sinkt von 1950 mit 50 % des Wertes von Westdeutschland auf nur noch 27 % 1989. Die Hälfte der Produktionsanlagen der DDR ist älter als 10 Jahre und vollständig abgeschrieben. Seit 1972 gibt es faktisch kein mittelständisches Gewerbe[97]. Der Konzentrationsprozeß auf Kombinate (Konzerne) ist ungeheuerlich. Ende 1989 beträgt der Anteil am Nettoprodukt der Gesamtwirtschaft 96,5 % durch Volkseigene Betriebe. 90 % der Exporte sind Industrieprodukte, hauptsächlich in das sozialistische Wirtschaftsgebiet. Mehr als 50 % des Nationaleinkommens der DDR wird über die Außenwirtschaft umgewandelt[98]. Für Importe aller Art ist ein riesiger Auslandsschuldenberg aufgehäuft, sodaß die Staatliche Planungskommission eingesteht, dass man am Ende sei[99]. Dabei ist noch anzumerken, daß 1958 zwar die Lebensmittelkarten abgeschafft werden, dass aber der konsumtive Verbrauch stark beschnitten und die Lebensqualität niedrig ist. „In der letzten Zeit wurden etwa 20 % aller Investitionsausrüstungen der Industrie durch eigene Rationalisierungsmittel-Abteilungen produziert. Es gab umfassende Kampagnen, dass alle Produktionsmittel erzeugenden Betriebe 10 % ihrer industriellen Gesamtproduktion in Form von Konsumgütern bereitzustellen hatten. Es ist klar, dass die Entscheidung, die zur Beherrschung der Versorgungsmängel und zum Abbau des Geldüberhanges beitragen sollte, eine der Ursachen für den Rückstand in Produktivität und Effektivität der volkseigenen Betriebe und Kombinate darstellte.“[100]
2.6 Enteignungen als Voraussetzung von Planwirtschaft.
Enteignungen im öffentlichen Interesse sind keineswegs neu, wobei es entscheidend darauf ankommt, wer öffentliches Interesse und wie interpretiert und welche Rechtsmittel gegen solche Entscheidungen, z.B. von Verwaltungen, Behörden, ergriffen werden können. In dem Gebiet der von der Sowjetarmee besetzten Gebiete bestimmt die kommunistische Ideologie die Enteignungsstrategien bzw. –vorgänge. Um die Verfügungsgewalt über das gesamte Wirtschaftspotenzial der SBZ bzw. DDR zu erhalten, muß deshalb das Instrument der (entschädigungslosen) Enteignung angewendet werden. Jedem Volkswirtschaftler ist klar, dass diese Operation viel Unrecht erzeugt und gigantische Ausmaße annehmen wird. Nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht 1945 gehen die Enteignungsakte von der Besatzungsmacht aus, dazu werden u.a. Juli/August 19146 von den Ländern Enteignungsgesetze erlassen. Zunächst haben sie den Charakter einer Bestrafung für Kriegsverbrecher und Nazis[101]. Die Bodenreform enteignet landwirtschaftliche Großgrundbesitzer und überführt sie in volkseigene Güter[102]. Die DDR erhöht dann den ökonomischen Druck auf privatwirtschaftliche Unternehmen, Hausbesitzer u.a., um diese zur Aufgabe zu bewegen oder sie greift zu schärferen Mitteln mit Gerichtsverfahren. Ab 1956 wird die staatliche Beteiligung eingeführt, die meist 1972 in einer endgültigen Verstaatlichung endet. In einer „Information über die Durchführung des Beschlusses des Politbüros vom 08.02.1972 heißt es[103]: „Die Mehrheit der Arbeiter in den privaten Industrie- und Baubetrieben spricht sich für die Umwandlung in Volkseigentum aus. Die Besitzer dieser Betriebe…bereiten den staatlichen Organen jedoch größere Schwierigkeiten.“ Vermögen von Personen außerhalb der DDR, z.B. von Westflüchtlingen wird beschlagnahmt[104]. Ein Mittel besteht auch im (Wieder)Aufbaugesetz von 1950, nach dem ganze Stadtbezirke staatlich in Anspruch genommen werden. Durch all diese Maßnahmen wird fortlaufend Volkseigentum gebildet. Die auf fremden Boden errichtete Gebäude werden ab 1983[105] automatisch separates Volkseigentum, im gesonderten Gebäudegrundbuchblatt eingetragen.
Die Vorgehensweise der Enteignungen ist regional und nach Art und Objekt verschieden, teilweise werden diese zentral geplant und koordiniert durchgeführt, teilweise sind es Einzelfälle.
Die gesamte sozialistische Neuordnung des Eigentums ist bei einer Rückführung auf das in der Bundesrepublik Deutschland gültige Rechtssystem rück-umzuwandeln. Aber man ist sich schnell in der Arbeitsgruppe West-Ost zur Schaffung eines entsprechenden Vermögensgesetzes klar: eine Totalrevision kann und wird nicht stattfinden [106] . Und es wird ein komplexer und aufwendiger Prozeß, in dem Gerichtsprozesse nicht selten sein werden. Zu einer beschränkten Revision sucht man einen Zweistufenprozeß in Gang zu setzen: Institutionalisierung des Privateigentums an den Produktionsmitteln Volkseigentum und sodann Zwangsumwandlung der volkseigenen Wirtschaftseinheiten[107] zu rechtsfähigen Gesellschaften. Die Herstellung der Wettbewerbsfähigkeit der neuen bzw. restitutionierten Eigentümer/Gesellschaften ist in der Praxis der Ämter nachrangig und zuweilen auch nicht sinnvoll, wie z.B. bei der Spedition Teumner, denn die Konkurrenz besetzt sofort – also noch vor Ende der Rehabilitation und der erforderlichen Amtsgänge – die geeignete Start-Position, z.B. als Niederlassung einer westlichen großen Spedition in Zeitz, denn durch den Wegbruch der örtlichen Industrie gehen die spezifischen Belange der Weißenfelser Bedarfsfälle verloren und durch die Umständlichkeit einer notwendigen Entflechtung von den kommunalen innerörtlichen Verkehrserfordernissen rennt die Entwicklung nachteilig für den Anspruchsberechtigten weiter. Eine zügige Reorganisation der ostdeutschen Wirtschaft ist nicht zu sehen, wenn etwas überhaupt nach der Wende: dann das Entstehen von Gewerbeparks außerhalb der engeren Bebauung.
2.7 Die Wiedervereinigung beider deutscher Teilstaaten und die Folgen,
die Tätigkeit der Treuhandanstalt.
Die Vereinigung der deutschen Teilgebiete läuft nicht gleichberechtigt ab, vornehmlich aus Gründen der Sucht der Ostler nach Westmark. Vom 13. Februar 1990 gibt es folgende Darstellung der Regierungsabordnungen: „Der Kanzler und auch die anderen Gesprächspartner in Bonn verhielten sich uns gegenüber abweisend bis arrogant. Kohl sagte Hilfe nur unter der Bedingung zu, daß die Bundesregierung die Geldpolitik in der DDR bestimmten dürfte.“[108] Das Mitglied des Sachverständigenrates Rüdiger Pohl sagt am 23.2.1990: „Unter den gegenwärtigen Bedingungen hätte die DDR durch eine schnelle Währungsunion viele Nachteile. Erstens sind die Betriebe der DDR dann schlagartig dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt, dem sie nicht gewachsen sind.“ „Die Währungsunion beschert der DDR nicht nur Arbeitslose, sondern entzieht der DDR-Wirtschaft die Kraft, ihre Arbeitslosen zu finanzieren. Das muß dann die Bundesregierung machen.“[109] Eine Strukturanpassung zum Überleben wird nicht erwogen. Dagegen werden Kapitalanlagen und Steuersparmodelle – für die westlichen Kapitalbesitzer – diskutiert. Von der DDR-Seite wird zunächst eine Rehabilitation von Personen, die entgegen der Rechtsordnung BRD verurteilt wurden[110], nicht als Restitutionsgrund angesehen.
Jeden vernünftig denkenden und mit den Gegebenheiten vertraute Wirtschaftler ist zum Zeitpunkt der Erörterung der Umwandelns des Volkseigentums DDR-Industrie [111] in funktionsfähige „ markt- und wettbewerbsfähige “ Unternehmen[112] klar, dass für eine Reihe von Unternehmen der DDR die Ertragsfähigkeit nicht ohne besondere Zugeständnisse, wirtschaftliche Flankierungsmaßnahmen und Hilfen[113] herstellbar sein wird. Allein die Denkweise der östlichen „Manager“ ist wegen der jahrzehntelangen Planwirtschaft grundverschieden von denen eines (sogenannten) Marktwirtschaftlers und sie beschneidet bei dem voraussichtlich infolge der Währungsumstellung vergleichsweise großen Missverhältnis von Betriebskosten und Produktivität die Realisiermöglichkeiten. Dabei sind der ungeheure Substanzverzehr und die Verwerfungen durch geänderte Märkte und deren Anforderungen noch zusätzliche Risiken für ein derartiges Gelingen. Aber es kommt noch eine unermessliche Schwierigkeit einer derartigen Organisation hinzu: es muß ein sachgerechtes Gesetzeswerk geschaffen und eine entscheidungsfähige Verwaltung/Behörde aus dem Boden gestampft werden! Und die historische Tatsächlichkeit zeigt einerseits die Mängel und Unzulänglichkeiten des neuen Organisations-Kolosses und andererseits die Widersprüchlichkeit der Aufgaben der Treuhandanstalt von Erzielen von Geldmitteln (Privatisieren) und Sanieren (Existenzsichern), die sich im Wort „Privatisieren ist die wirksamste Sanierung“[114] ausdrückt und faktisch die Zerschlagung der DDR-Industrie programmiert. Damit wird die ostdeutsche Wirtschaft zu einer Transfer-Ökonomie[115].
Der Aufbau der Treuhandanstalt[116] ist nach einer kurzen Anlaufphase einerseits von westdeutschen „Fachleuten“[117] im Verwaltungsrat und den Anstaltsmitarbeitern geprägt, mehr in den oberen Etagen als unten und andererseits von Umorganisationen und Zielveränderungen, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass z.B. die Gewerkschaftsvertreter des Westens kein Billiglohnland Neue Bundesländer haben wollten und dass die westdeutsche Großindustrie genügend Produktionskapazität hatte, um den Ausfall der mitteldeutschen Produktion auszugleichen. Merkwürdig wirkt das Bonus-System (Prämie für Privatisierungserfolge) für die leitenden Mitarbeiter[118], ähnlich bewertet wurde das Vermindern der Stillegungs-Nebeneffekte[119]. Als Besonderheit ist das Verscherbeln der land-/forstwirtschaftlichen Flächen bzw. der nicht betriebsnotwendigen Flächen von DDR-Betrieben festzustellen, denn hier macht die TLG (Treuhand Liegenschaften) Gewinn und die BVVG erhält eine Reihe von Großwirtschafts-Gütern als Nachfolge von LPG[120]. Die mehreren hundert Milliarden DM Erlös für den Aufbau Ost schlagen trotzdem um in Verlust[121].
[...]
[1] Unterlagen in Akten im Hausarchiv, Nr. 14-27, 29-39, 44-63, B 100-102, XXVII.
[2] Erker, Paul. Des Lastenausgleich, Aspekte und Probleme der historischen Entwicklung seit 1949. Vortrag Archiv Stadt Pforzheim. 19./20.09.2002. In: Humanities, Sozial- und Kulturgeschichte. Hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/beiträge/id=5710 u.a.
[3] Durch die Begrenzung der Staatsbelastung wird im Entschädigungsfall entsprechend der fiktiven Bemessungsgrundlage die Höhe durch Abzüge und durch Degression abgemindert, so daß nur noch der Name Restitution gilt. Vorbild ist der Lastenausgleich nach dem Prinzip, der Vermögendere soll einen höheren Solidarbeitrag leisten. Grundlage ist der Zeitwert, nicht der möglicherweise entgangene Vermögenszuwachs.
[4] Lehnsentzug kann diesem als ähnlich zugeordnet werden.
[5] Typisch Dekret von Präsident Benesch vom 19.05.1945 in Prag in § 2 wonach alls staatlich unzuverlässige Personen enteignet wurden, wobei die Deutschen zu dieser Menschklasse gerechnet wurden.
[6] Z.B. bei landwirtschaftlichen Flächen, jedoch durch das gesetzliche Nutzungsrecht z.B. einer Produktionsgenossenschaft eingeschränkt.
[7] Ungeachtet des Auseinanderfallens von den auf Grund und Boden errichteten Baulichkeiten. Es gab auch eine VEB Gebäudewirtschaft. Auch landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften konnten Eigentümer sein.
[8] Meist in Share-deals (Geschäftsanteile), seltener durch Asset-deals (Aktiva). Die Eigentümerverantwortung der THA wird negiert, die Treuhandverantwortlichen werden sogar ausdrücklich von Haftungen für die Folgen ihrer Tätigkeit durch den Bundesminister der Finanzen freigestellt, s. BT-DS. 14/664 v, 22,03.1999, Absatz 1.
[9] Seibel, Wolfgang. Verwaltete Illusionen, die Privatisierung der DDR-Wirtschaft durch die Treuhandanstalt und ihrer Nachfolger 1990-2000. Ffm./N.Y. Campus, 2005, S. 28 und S. 488.
[10] Mit der Rechtsfolge aus dem Vermögenszuordnungsbescheid eines Eintrages in das Grundbuch.
[11] Nicht nur in Grund und Boden, Erbbauberechtigungen [BVerfGE 99,129, Beschluß 1. Senat v. 28.10.1998 1 BvR 2349/96], Gebäuden, beweglichem Vermögen usw.
[12] Z.B. bezifferte man dieses auf Ost-Seite auf 1,2 Billionen Mark realitätsfremd, ohne objektive „Gebrauchswert“-Feststellung, es fehlte eine EDV-Datensammlung der über 8 Tausend Unternehmen. S. Seibel, W. 2005, S. 75 bis 78.
[13] Staatsvertrag vom 18.05.1990. Hier wurde in Artikel 26, Abs. 4 erst von einer Bestandsaufnahme des volkseigenen Vermögens und der Verkäuflichkeit gesprochen. Im Kommentar Bundesministerium der Finanzen heißt es: Durch eine aktive Privatisierungspolitik sollen erhebliche Mittel gewonnen werden, um gezielte, aber breite Sanierungsmaßnahmen bei gefährdeten Unternehmen durchführen zu können. Seibel, W. 2005, S.96. Dem Staatsvertrag stimmten die SPD-Länder Saar und Niedersachsen am 21./22.06.1990 nicht zu!
[14] Beispiel: Bundeskanzler H. Kohl gibt eine Bestandsgarantie, Erhalt der Chemie-Standorte am 10.05.1991 in Schkopau. S. Seibel, W. 2005, S. 309ff.. Was soll der Erhalt von Wirtschafts-Kernen mit ihren erforderlichen zugehörigen Wertschöpfungsketten? Verständlich nur in Anbetracht von Wählerbeeinflussung.
[15] Seibel, W. 2005 an verschiedenen Stellen, bei den Interviews fällt sogar das Wort „chaotische Organisation“.
[16] Handelsblatt vom 22.03.1990.
[17] Hier schuf erst das Bundesverfassungsgericht mit seinem Urteil vom 19.11.1998 die Voraussetzung, dass auch Vermögensbeschlagnahmen auf rechtswidriger Grundlage zum damaligen Zeitwert entschädigt werden müssen, aber mit erheblicher Abstufung, z.B. bis 100 Tausend DM 30 %.
[18] 80 % sollen dabei sogenannte Komplettierungskäufe sein, d.h. das Grundstück gehört nunmehr zum Haus.
[19] Indogermanisch arbho, germanisch arb, ahd. Arbeo > Erbe. Das Verwandtschafts-, Stammes- und Sippengefühl ist voll ausgebildet. Schirmer, Alfred. Deutsche Wortkunde, Kulturgeschichte des deutschen Wortschatzes. Berlin: W.de Gruyter. 1946. S.31/32.
[20] Verfasser gehört zu diesem Stamm.
[21] Mit der Besonderheit eines Pflichtteiles, einem Mindest-Erbe bei notariellen Vermächtnissen mit Ausschluß.
[22] Mit verschiedenen Unterscheidungen wie Privat- und Betriebsvermögen usw. Überprüfbar steuerpflichtig ist jedoch nur Vermögen, was dem Finanzamt gegenüber angegeben oder diesem bekannt ist oder wird.
[23] später formgerecht schriftlich und mit eigenhändiger Unterschrift.
[24] Nicht nur mir gegenüber äußert sich meine Mutter auf dem Krankenbett angesichts der Gefahr des Ablebens, daß mein Vater nicht allein bleiben könne und dürfe und es das beste sei, daß er die seit Jahrzehnten uns bekannte, unrechtmäßiger Weise verarmt gewordene Elisabeth eheliche.
[25] Hier Abbildung siehe Anlagen/Bildverzeichnis.
[26] Hierzu Chronologie des Verlaufes Erbschaft Arthur Rabich, Leuna. Nottestament, die Erteilung der Vollmacht (über Grund und Boden und Konto), wobei sie gleichzeitig selbst und in Vollmacht als Vertreterin unterzeichnet, am 15.02.1980 erfolgte in Gegenwart einer Mitarbeiterin des Notariats und einer Schwester. Vereinbarung über eheliche Vermögensgemeinschaft am Grundeigentum nach § 14 FGB DDR vom 29.02.1980.
[27] Dem Notar ist nach seinen Angaben dieser in einem Rechtsstaat wie der Bundesrepublik unmögliche Tatbestand bekannt, aber er äußert, daß er bei den politischen Umständen nicht anders habe handeln können. Eine spätere Anfechtung nach 1990 habe ich zwar erwogen, aber darauf wegen der immensen Anstrengungen und möglicher Erfolglosigkeit verzichtet.
[28] Als hälftig eingetragen 24.7.1981 über Erbschein, Berichtigung Grundbuch am 30.08.1981. Am 23.05.1993 schreibt J. R.: Ich bin haushoch berechtigt, hier in dem Haus den Rest meiner Tage in Ruhe und Frieden zu Ende zu bringen.
[29] Zeitweilig hat sie eine Beschäftigung in der Kreisgeschäftsstelle der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands, s. Zeugnis vom 21.08.1957.
[30] Zehnt = 1/10 des Wirtschafts-Ertrages, beispielsweise von Getreide an den Abgabe-Herren im Mittelalter.
[31] Ahngeschlecht der Wettiner. Die Askanier sitzen in Burgwerben.
[32] Die Bürgerschaft Weißenfels wird erstmalig 1279 erwähnt, 1283 ist sie „civitas“.
[33] Mit den Ämtern Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga, Sittichenbach, Sangerhausen, Wendelstein, Sachsenburg, Heldrungen, Weißensee, Langensalza, sowie Jüterbor, Dahme und zeitweise Barby.
[34] Kurios ist 1663 noch Sachsen-Querfurt als reichsunmittelbar. 200 Ortschaften gehören zu Weißenfels.
[35] Erst 1694 beendet. Es wird wegen Pfusch später „finanzielles Monstrum“ bezeichnet.
[36] Grundlage mancher touristischen Attraktion von heute.
[37] Vgl. hierzu: Das Adelsgeschlecht derer von Herda, www.grin.com (vom gleichen Verfasser).
[38] Weidner, Elvira. Landkreis Weißenfels, Geschichtlicher Abriß 1815-1997. Hrsg. Landratsamt. 1998. Hier sind einige Daten enthalten: Einwohner: 1815 4,8 Tsd. bei 604 Häusern; 1824 6; 1845 9; 1852 9,5; 1870 20 Tsd.; 1895 25 Tsd., 1921 36, 1926 37 Tsd.; sprunghaft 1945 52 Tsd.! 1957 45 Tsd.; 1965 47,7; 1972 44,9; 1975 42,3; 19890 40; 1985 38,6; 1991 35,6; 1994 34,2 Tsd. Einwohner. Zuzug durch Vertriebene, Wegzug z.T. nach anderen Orten, z.B. nach Halle-West (Neustadt) für die 1965 6 Tsd. Personen für Chemie-Industrie Kreis Merseburg (unterschiedliche Zählungen und Zähl-Umfänge, siehe oben 1966 12 Tausend).
[39] Adreß- und Geschäfts-Handbuch der Stadt Weißenfels und Umgebung 1913, sowie Einwohner- u. Gesch.-Handbuch 1925-1934, 1937 vorhanden in Halle/Saale UuLBibliothek.
[40] Reichel, Maik (Bearbeiter). Landkreis Weißenfels 1945-1990, Wirtschaftsgeschichte, zusammengestellt von H.-J. Stephan u. Friedbert Tribulowsky. ISBN 3-00-003266-5. o.Datum. S.7
[41] Reichel, ebda. S.9.
[42] 1840 etwa 200, 1866 255 Schuhmachermeister sind, wahrscheinlich größtenteils selbständig.
[43] 1897 2. Streik zur Steigerung des Akkordlohnes, 1905 3. Streik (erfolglosl), 1911 4..: jetzt 9,5h + 20% Lohn.
[44] S. Weidner unter diesem Jahres-Datum. 1898 sind registriert 58 mechanische Schuhfabriken (1900 64), daneben 21 selbständige Schuhmachermeister (1900 23). Von den 3 200 Fabrikarbeitern sind 900 weibliche. Die Zahl der Fabriken steigt weiter: 1902 72; 1904 95, 1910 130, während die selbständigen niedrig verharren. Ab 1913 fällt die Zahl, viele melden im 1. Weltkrieg wegen Material/Auftragmangel Konkurs an. Danach geht es wieder aufwärts: 1921 124 mit 5 Tausend Beschäftigten bei nur noch 14 selbständigen. 1926 arbeiten 5 600 Arbeiter in den Schuhfabriken, 2450 in den nahen Leunawerken: Die Wirtschaftskrise führt 1928 zur Kurzarbeit, 1931/2 gibt es nur noch 31 Schuhfabriken mit 2022/1700 Beschäftigten, 1938 35 mit 3 Tausend, 1945 noch (bei 35 Betrieben) 1,99 Tausend. Der Abfall der Fabrikationsorte von 128 1922 auf 28 zu Kriegsende ist gewaltig. 1947 sind 45 Schuhfabriken mit 2,4 Tausend Beschäftigten in Betrieb.
[45] 1968 mit PVS-Spritzgußautomat zum Direktanformen für Schuhböden.
[46] Werks-Zeitschrift „Unser Fließband“, vorhanden 1951bis 1990 in Halle/Saale UuLBibliothek.
[47] Berichte des Instituts f. d. lederverarbeitende Industrie Weißenfels 1964-1968 und des Forschungsinstitutes für Schuhtechnologie 1972-1977 sowie Informationsdienst 1965-1980 vorhanden in Halle/Saale UuLBibliothek.
[48] Kunze, Johannes. Das MfS in der Schuhindustrie am Beispiel des Direktors für Forschung und Technik der VVB Schuhe in Weißenfels. Sachbeiträge 34, Landesbeauftr. F. Unterlagen Stasi DDR Sachsen-Anhalt.
[49] In erster Stufe als politischer Prozeß der Entnazifizierung.
[50] Weißenfelser Heimatbuch 1991/1.
[51] Geht 1992 als Saale-Schuhe in Konkurs.
[52] Weißenfelser Schuhmetropole, Weißenfels 1989. Vgl. VEB Kombinat Schuhe nach 1970.
[53] 1832 Neue Marien-Mühle Beuditz/1833 zu Weißenfels zugeordnet.
[54] 1874 mit Dampfkessel-Betrieb.
[55] 2 Betriebe 1939 mit 171, 1945 mit 112 Beschäftigten. VEB Brauerei Weißenfels versucht 1980 eine Modernisierung. - . Zwischen diesen Grundstücken ist das der Spedition Teumner in der Naumburger Straße 20 eingeklemmt.
[56] Z.T. Kleinstbetriebe.
[57] Später auch Ketten. Am 01.06.1948 in Volkseigentum.
[58] Einige Betriebskollektivverträge von VEB in Weißenfels vorhanden in UuLBibliothek in Halle/Saale.
[59] 1939 3 Betriebe Papiere/Kartonagen mit 1,2 Tsd. Arbeitern, 1945 nur mehr 330. Wird 1947 enteignet.
[60] 1953 VEB Schlachthof, 1968 Fleischkombinat Weißenfels. Im Kreis sind jetzt 9 volkseigene Betriebe, darunter ab 1.4.1950 VEB Kreisbautrieb
[61] Ende 1959 gab es bereits 44 LPGs. Ømit 820 Hektar. Darunter auch Gröben „Karl Marx“ am 10.12.1952.
[62] Zu nennen ist noch das Paraffinwerk Webau 1969, in das Schmierstoffkobinat eingegliedert und die Eingliederung vom Werk Zeitz in das Petrochemische Kombinat Schwedt bei genereller Umstellung auf Erdölbasis.
[63] 1949 wird die Teerverarbeitung Webau aus dem Hauptwerk Deuben herausgelöst.
[64] Beispiel: Schuhfabrik Pretzsch 1959 35 % Staatsanteil. Weiter: Landmaschinen Schober u.a.
[65] Die Köhlerquelle/Leißling, 1974 an VEB Stadtbrauerei angegliedert.
[66] Reichel, a.a.O. S. 70/71.
[67] Der kleinere Einzelhandel schließt mit der HO (staatl. Handelsorganisation) Kommissionsverträge ab 1958.
[68] Weidner, a.a.O. 4. Absatz unter Zeit 1953.
[69] Unterlagen darüber in Halle/Saale für diesen Zeitraum in der UuLBibliothek.
[70] Landwirtschaftlicher Lage-Bericht/Die Ernährungslage von Fritz Juch (1945?). Reichel, a.a.O. S. 78
[71] Rupieper, Hermann-Josef (Hrsg.). Zwangsvereinigung von KPD und SPD, ausgewählte Dokumente 16.01. bis 07.06.1946 MLU Halle-Wittenberg, Gesellschaft für Demokratie und Zeitgeschichte Sachsen-Anhalt. Halle. 1997 und Matycha, Andreas – Manfred Rexin – Helga Grodny. Zwangsvereinigung von SPD und KPD in Sachsen-Anhalt. Hrsg. SPD-Parteivorstand. 1996.
[72] Tullner, Mathias. Zwischen Demokratie und Diktatur. Die Kommunalwahlen und die Wahlen zum Provinziallandtag in Sachsen-Anhalt im Jahre 1946. Landeszentrale f. politische Bildung Sachsen-Anhalt. 1997. Berücksichtigt werden muß die neue Zusammensetzung der Bevölkerung durch die Flüchtlinge, Umsiedler etc.
[73] Seibel, Wolfgang. Verwatungsintegration im vereinigten Deutschland. Siehe in Seibel, Wolfgang. 2005, S. 441/442, Fn. 180, dort auch Quellen-Angabe.
[74] Einschließlich dessen, dass die Möglichkeit, Vermögen durch Eigenleistung zu bilden, genommen wurde.
[75] Einschließlich des Vermögens als Aktionär, sie Liquidation der IG-Farben (z.B. Leunawerke).
[76] Hier ist vornehmlich die Ansicht von Lafontaine SPD-Saarland wichtig, der eine behutsame Koordination und Annäherung der Staaten DDR-Bundesrepublik im Rahmen Europas für richtiger hält. Gegensatz: Luft, Christa vom Runden Tisch, Treuhand-Report. Berlin: Aufbau. 1992, S. 28. (Später Bundestagsabgeordneten PDS).
[77] Seibel, W. 2005, S. 492/3.
[78] Seibel, W. 2005, S. 413/414. Vgl. das Anschwellen des Mitarbeiterstandes der TLG, auch wenn man als „Erfolg“ den Verkauf von mehr als 100 Tausend Immobilien betrachtet. Ebda. S. 423.
[79] Vgl. hierzu das Eingeständnis in der Bundestags-Drucksache 14/664 vom 22.03.1999. Die Privatisierung von VEB durch die THA erreichte nur eingeschränkt das in § 2 Abhs.6 THG formulierte Ziel. Unternehmenszusammenbrüche aufgrund von fehlgeschlagenen unternehmerischen Erwartungen, sich ändernden Marktbedingungen, unzureichender Finanzierung oder Managementfehlern gehören zum Marktgeschehen und sich der Privatisierungspolitik der THA/BvS anzulasten. Über die Insolvenzen, Ursachen im Zusammenhang mit Tätigkeiten der THA, sowie strafrechtliche Fälle bei der THA sind der Bundesregierung nicht bekannt,.
[80] Unter Berücksichtigung des Ausschlusses nach §§ 4 bis 6 bzw. § 5 1 d VermG, Übertragung nur, wenn eine wesentliche Beeinträchtigung des Betriebes nicht erfolgt, eine dehnbare Formulierung.
[81] Seibel, W. 2005, S. 410.
[82] Hierzu gehören auch Plünderungen, Räubereien, s. Karlsch, Rainer, Allein bezahlt? Berlin: Links. 1993, S. 55-63. „Alles auf die Räder“ (Demontagen, Throphäenaktionen, Beute). Für Weißenfels liegt kein Bericht vor, für Leuna als Demontageschäden: 9 Betriebe völlig abgebaut, 17 Tsd. Transportkisten, 27 Tsd. m³ Holz, Edelmetall, Originalzeichnungen aus den Konstruktionsbüros, 5 Lokomotiven, 530 Eisenbahnwagen, 240 Schreibmaschinen, s. Karlsch, Tabelle S. 72, Zitat 41, Werksarchiv Leuna Nr. A 1 (Leuna-Werke LAM). Hierher gehört auch das Verschleppen von Wissenschaftlern, z.B. aus Leuna, s. Dokument, Karlsch, S. 274/275.
[83] Die Eisenbahn-Hauptstrecke Nord-Süd wird so vom 12.04. bis 22.05. unterbrochen, man muß jedoch vom Stellwerk Beuditz zu Fuß bis zum Bahnhof, um weiterfahren zu können.
[84] Siehe Ehrentafel (Weissenfels Memorial) bei der Enthüllung 13.04.2005
[85] Geschichte der Russlanddeutschen. www.russlanddeutschegeschichte.de/deutsch3/anton_bosch.htm. Auszug.
[86] Zunächst von der amerikanischen Armee besetzt. Siehe: Möhr, Jürgen. Die Stadt Weißenfels im April 1945. Einnahme durch die 69er Infantry Division. Verlag Rockstuhl 3-936341-02-8. Erst nach Ende Juni 1945 verlassen die Amerikaner das von ihnen besetzte Gebiet im Austausch für Berlin-„West“.
[87] Wenzel, Siegfried. Was war die DDR wert? Versuch einer Abschlußbilanz. 4. Aufl. 2001: Berlin: Das Neue Berlin, S. 202. S.218: es wurden angespannte, oft genug überspannte Pläne ausgearbeitet.
[88] Wenzel, S. 2001, S. 208, 215ff, S. 231.
[89] Wenzel, ebda. S. 186.
[90] Siehe hierzu in CD, www.familie-rabich.de, Kapitel 9 (Abwanderung Intelligenz aus dem Leunawerk)
[91] Seibel, W. 2005, S. 131, Fn. 28: Sinn, Gerlinde -Sinn, Hans-Werner. Kaltstart, volkswirtschaftliche Aspekte der Wiedervereinigung, 3. Aufl. München: Deutscher Taschenbuchverlag 1993. S.34-38.
[92] Hier sei an den antikommunistischen Marshallplan erinnert.
[93] Siehe hierzu das Kapitel 9 „Intelligenzler“ auf CD, www.familie-rabich.de und „Ein Maschineningenieur in den Leunawerken“…www.grin.com.
[94] Hierzu Bericht vom 11.09.1979der SED-Bezirksleitung Halle, Abteilung für Sicherheitsfragen „Rücksendung der Untersuchungsergebnisse zur Ordnung und Sicherheit an das MfS, BV Halle, BStU, Ast Halle, AKG, Sachakte 1746, S.1, zitiert in Plötze, Hans-Joachim. Sachbeiträge (4) Das Chemiedreieck im Bezirk Halle aus der Sicher der MfS, Landesbeauftr. Stasi Sachsen-Anhalt. 1997 S.49: Der sich ständig verschlechternde technische Zustand der Anlagen in Leuna …ganze Anlagenkomplexe gleichartige katastrophale Zustände zu erwarten sind. Die Hauptursachen für diese Zustände liegen darin, dass die Instandhaltungsarbeiten nur zu 50 % realisiert werden. Es besteht seit Jahren eine erhebliche Differenz zwischen Instandhaltungserfordernis und durchgeführter Instandhaltung.“ S.181 für 1979: „Die Altanlagen Methanol (Bau 13/14) sind älter als 50 Jahre. Der technische Zustand der gesamten Anlage hat sich in den letzten Jahren derart verschlechtert, dass ständig mit größeren Störungen gerechnet werden muß. Die technischen Mängel sind in der gesamten Anlage vorhanden.“ Nach Problemen mit den Umlaufpumpen „weigerten sich der Betriebsdirektor, der Abteilungsleiter sowie der Leiter der Technik der BD Methanol/Paraffine, die Umlaufpumpe 4 anzufahren. Am Material der Zylinderköpfe wurden Rißbildungen festgestellt.“ Es bestehen Gefährdungen. Der Generaldirektor entschied: es wird wegen der volkswirtschaftlichen Bedeutung angefahren trotz hohen Risikos. [Dokumente S.182/183].. S.215-218: Es gab einen erheblichen Unfall durch Bruch einer Rohrbrücke am 06.08.1982. Trotz der Havarien früherer Jahre und der hohen Gefährdungen „wurden Maßnahmen zur Veränderung angewiesen, aber nicht umgesetzt.“
[95] Schroeder, Klaus. Der SED-Staat. Partei, Stasi und Gesellschaft 1949-1990. München: Propyläen, 2000, S. 509. zitiert in: Weber, Urs. Die Rolle des Mittelstandes im ostdeutschen Transformationsprozess. Fachhochschule Solothurn, Dezember 2000, S.2
[96] Über die Toxizität macht man sich nur nachrangig Gedanken. Vgl. Beleites, Michael. Konspirative Abschirmung der Umweltschäden durch die SED-Führung und das MfS und die Versuche zur Herstellung einer kritischen Öffentlichkeit. Materialien Enquete-Kommission Überwindung der Folgen der SED-Dikatur im Prozeß der deutschen Einheit, Bd. III, Deutscher Bundestag 13. Wahlperiode Baden-Baden: Nomos 1999, S. 1585-1622. 1988 werden in der Luft über verschiedenen Regionen der DDR gegenüber den BRD-Emissionsvorschriften mehr als das 100fache an Staub, das 30fache an Schwefeldioxid und dreifache an CO2 gemessen!
[97] Allerdings befinden sich von 7 Millionen Wohnungen Ende 1989 noch 42 % in Privateigentum.
[98] Wenzel, Siegfried. Was war die DDR wert. Berlin: das neue Berlin. 4. Aufl. 2003, S.63.
[99] DIW/IWH/IfW (1999)S.2. Fußnote 8, Weber, a.a.O. S.3
[100] Wenzel, ebda. S. 196 und folgende.
[101] SMAD-Befehl Nr. 124 (30.10.1945), Nr. 126 (31.10.1945), Nr. 64 (17.04.1948).
[102] Anfänglich nach Wende Gesetz über die Übertragung VEG, durch BGH-Urteil vom 06.07.1994 § 11 Abs.1/2 TreuhG Übergang in eine GmbH. im Aufbau möglich. Hier hartnäckige Rechtsstreite von ehemaligen Großgrundbesitzern, die sich benachteiligt fühlen durch die Handhabung THA, LPG Vortritt zu gewähren.
[103] Reichel, a.a.O. S. 26, Information vom 18.April 1972, LArchiv Merseburg, SED-Bezirksleitung Halle, IV/C-2/6/0408, Bl.117).
[104] Im Einzelfall auch treuhänderische Verwaltung.. Siehe auch VOI zur Sicherung von Vermögenswerten vom 17.07.1952.
[105] Verordnung über die Sicherung des Volkseigentums vom 07.04.1983.
[106] Bundesamt zur Regelung offener Vermögensfragen: Offene Vermögensfragen, Versuch einer Bilanz. Juni 2001. www.badv.bund.de/003_menue_links/hO_service/a0_publikationen/a0_broschueren/bilanz.pdf. Man weiß, daß infolge der mehr als 4 Millionen Flüchtlinge aus Mitteldeutschland infolge der Erbregelungen ein großer Verwaltungsaufwand erforderlich ist. Es bestehe „nicht die Möglichkeit, Einzelfälle daneben nach moralischen und politischen Kriterien einzuordnen.“
[107] Vgl. hierzu § 11 I und II TreuhG. Das Treuhandgesetz wurde nach dem Beitritt zweimal geändert und ergänzt, so durch die 5. DVO zwecks Aufheben der Spaltung von Grund und Boden zum Unternehmen.
[108] Wenzel, ebda. S. 96. Modrow, h: Die Perestroika, wie ich sie sehe, S. 116.
[109] Wenzel, ebda. S. 98/99. Bericht in der Wirtschaftswoche.
[110] Vgl. Vermögenseinziehung im Zusammenhang mit strafrechtlichen Entscheidungen, z.B. 1953 der Aktion Rose zwecks Enteignung von Hotels und Pensionen an der Ostseeküste.
[111] 8500 Kombinate und Betriebe, Zehntausende von kleinen Org-Einheiten usw.
[112] Gemäß Treuhandgesetz § 2, Abs. 1 u.6
[113] Hilfen zum wirtschaftlichen Überleben sind: Gesamtvollstreckungs-Unterbrechung, Entschuldungsverordnung, DM-Bilanz-Gesetz, Kredite (anfangs oft ohne Überprüfung, ob überhaupt sanierungsfähig).
[114] Jurist Rohwedder – angeblich Sanierer von Hoesch AG, Dortmund – 27.03.1991 als Vorstand THA. Seibel, W. 2005, S. 165. Über die Aufgabenteilungen zwischen Zentrale und Niederlassungen gab es in der THA Auseinandersetzungen, obwohl „Kriterien der Zuordnung der THA-Unternehmen zu den Niederlassungen“ im Schreiben v. B. Breuel v. 30.11.1990 herausgegeben wurden. S. Seibel, W. 2005, S. 145, Fußnote 72. Generell NL für Betriebe mit Mitarbeitern unter 1,5 Tausend, ausgenommen z.B. Verkehrsunternehmen, die derzeit zentral betreut werden usw. Nicht ausgenommen sind Unternehmen, bei denen der Leitungsausschuß bereits entweder die Sanierung oder Liqudierung entscheiden hat. Arbeit des Leitungsausschusses siehe: Seibel, W.2005, S. 172, Fußnote 136, dort Quellenangaben.
[115] Sihe Seibel, W. 2005, S. 156, in Fußnote 92 Zitat-Quelle. WZB-Jahrbuch 1999, Berlin: Edition Sigma, 201ff.
[116] Verfasser selbst nach dem Umzug auf den Alexanderplatz 1990 bekannt. „Chaotisch“ n. Seibel, 2005, 142. Unterschieden muß werden zwischen der Zentrale in Berlin und den Niederlassungen in den DDR-Bezirken, in denen z.B. über das Schicksal der kleinen und mittleren Betriebe entschieden wird. (Halle für Weißenfels). Die Niederlassungsleiter werden z.T. als „Gurus“ bezeichnet, s. Seibel, W. 2005, S. 144. 1991 sitzen fast 4 Tausend Mitarbeiter in Berlin, in den Niederlassungen 6,8 Tausend. Ab Sommer 1992 ist fast kein einziger Ostdeutscher in der Elite der Treuhandanstalt. Seibel, ebda. S. 153. Macht war ein Stellungs-Motiv.
[117] Merkwürdig: eine Reihe sind Ministerialbeamte aus Ministerien, eine Reihe aus dem oberen Management der Industrie. Über ihre Eignungen und Qualifikationen lässt sich kein seriöses Bild gewinnen, Tatsache ist jedoch, dass Anfänger im unteren Personalbereich nicht selten sind. Seibel, W. 2005 S. 218 spricht von einem notwenigen Lernprozeß! Seltsam mutet der Etat der THA für externe Beraterleistungen an, siehe Seibel, W.2005, S. 184, Fußnote 174. 1992 gab man hierfür 460 Mio. gegenüber 360 Mio. für das eigene Personal aus.
[118] 180 Führungskräfte in der Treuhandzentrale, 60 in den Niederlassungen und 30 in der Liegenschaftsgesellschaft der THA (TLG). S. Seibel, W. 2005, S. 183, Quelle in Fußnote 172, BT-DS 12/8404 v.31.08.1994: 195.
[119] ABS-Gesellschaften sind günstiger als Arbeitsplatzabbau, bis August 1992, Seibel, 2005, S. 190.
[120] West Ø34,5/Ost 152 ha Bewirtschaftungsfläche., Seibel, W. 2005, S. 198. Vgl. Löhr, Hans Christian. Der Kampf um das Volkseigentum, eine Studie zur Privatisierung der Landwirtschaft in den Neuen Bundesländern 1990 bis 1994. Berlin: Duncker & Humblot. 2002.
[121] Folge des Erhaltes vom Gefüge DDR: jährlich Kosten West von 85 Mrd. DM!
- Citation du texte
- Dr.-Ing. Adalbert Rabich (Auteur), 2006, Enteignung in der DDR. Fallbeispiel einer Spedition in Weißenfels 1953, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52914
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