I Einleitung
In der vorliegenden Arbeit wird die Bedeutung des Privilegium minus, also jener Urkunde des Jahres 1156, in der Kaiser Friedrich I. die Mark Österreich in ein Herzogtum umwandelte und dadurch Heinrich Jasomirgott zugleich herzogliche Rechte zuteil wurden, untersucht.
Das Hauptanliegen dieser Arbeit soll dabei weniger auf methodologischen Untersuchungen der Urkunde selbst liegen, sondern es soll viel mehr versucht werden, die Besonderheiten dieser Urkunde und seine Bedeutung für Österreich selber herauszukristallisieren. Es soll sozusagen eine rechts- und verfassungsgeschichtliche Interpretation angestrebt werden.
Es soll untersucht werden, ob die Festlegungen der Urkunde für die Mitte des 12. Jahrhunderts typisch waren oder ob sie eher ein Novum darstellten. Daraus resultiert natürlich die Frage, inwieweit das Privilegium minus einen logischen Schritt auf der Entwicklungsleiter des Hauses der Babenberger darstellte oder ob die Urkunde als ein radikaler Bruch mit bisherigen Entwicklungstendenzen anzusehen ist.
Verfolgte das Kaisertum mit dieser Urkunde und der Fülle der in ihr festgehaltenen Rechte eine Neuordnung der Reichsstruktur oder kann das Privilegium minus lediglich als Reaktion auf die Streitigkeiten um das Herzogtum Bayern gewertet werden?
Um den Klärungsbedarf dieser Fragen decken zu können, ist es notwendig, zunächst auf den Stand der Forschung einzugehen und die Entwicklung und Bedeutung des Hauses der Babenberger näher zu erläutern, sowie die Streitigkeiten um das Herzogtum Bayern kurz darzustellen.
Im Hauptteil wird dann die Urkunde im Einzelnen untersucht. Dabei wird zunächst der Fürstenspruch untersucht, gefolgt von der Festlegung über die Mitbelehnung seiner Gattin Theodora, die Regelung der weiblichen Erbfolge, die Festlegungen über die libertas affectandi und die Gerichtsbarkeit im Herzogtum, um letztendlich die Bestimmungen der Hoffahrt und Heeresfolge genauer zu erläutern. Am Ende erfolgt dann die Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Arbeit und der Literatur- und Quellennachweis.
Mir erschien dieses Thema für eine Hausarbeit deshalb als geeignet, da sich anhand dieser Urkunde sehr schön der Weg der Forschung von der anfänglichen Einstufung als Fälschung hin zur Aussage über die Echtheit und immer neuen Interpretationsversuchen und Herangehensweisen darstellen lässt.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Forschungsstand
- Österreich auf dem Weg zum Herzogtum und der Streit um das Herzogtum Bayern
- Der Fürstenspruch
- Die Mitbelehnung der Herzogin Theodora
- Die weibliche Erbfolge und die libertas affeclandi
- Die Ausübung der Gerichtsbarkeit
- Hoffahrt und Heeresfolge
- Zusammenfassende Bedeutung der Privilegien
- Überlieferung und Text des Privilegium minus
- Literaturnachweis
- Quellennachweis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Bedeutung des Privilegium minus, einer Urkunde aus dem Jahr 1156, in der Kaiser Friedrich I. die Mark Österreich zu einem Herzogtum erhob und Heinrich Jasomirgott herzogliche Rechte zuteilte. Die Arbeit konzentriert sich auf die Interpretation der Urkunde und ihre Bedeutung für Österreich, ohne sich in methodologische Untersuchungen zu vertiefen.
- Die Entwicklung des Hauses der Babenberger und seine Bedeutung für die Erhebung Österreichs zum Herzogtum
- Die Streitigkeiten um das Herzogtum Bayern und ihre Rolle in der Verleihung des Privilegium minus
- Die rechtlichen und verfassungsgeschichtlichen Implikationen der Festlegungen im Privilegium minus
- Die Bedeutung des Privilegium minus für die Entwicklung Österreichs als eigenständiger Staat
- Die Frage, ob das Privilegium minus ein Novum darstellte oder eine logische Fortsetzung der Entwicklung des babenbergischen Hauses
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Forschungsfrage: Inwieweit war das Privilegium minus ein Novum oder eine logische Fortsetzung der Entwicklung des babenbergischen Hauses? Die Arbeit untersucht, ob die Festlegungen der Urkunde für die Mitte des 12. Jahrhunderts typisch waren oder ob sie eher ein Novum darstellten.
Der Forschungsstand beleuchtet die Entwicklung der Forschung über das Privilegium minus, insbesondere die Diskussion um die Echtheit der Urkunde und die Frage der Interpolation. Die Arbeit zeigt auf, dass die moderne Forschung von der Echtheit des Privilegium minus ausgeht.
Der Abschnitt "Österreich auf dem Weg zum Herzogtum und der Streit um das Herzogtum Bayern" beleuchtet die politische Situation im 12. Jahrhundert und die Rolle der Babenberger in den Streitigkeiten um das Herzogtum Bayern. Die Arbeit zeigt auf, wie die Verleihung des Privilegium minus mit der Beilegung des Streits um das Herzogtum Bayern zusammenhing.
Der Abschnitt "Der Fürstenspruch" untersucht die Bedeutung des Fürstenspruches, in dem die Mark Österreich zu einem Herzogtum erhoben wurde. Die Arbeit erläutert die Bedeutung der Fahnenübergabe und die Rolle des Herzogs Vladislav von Böhmen als Richter.
Die einzelnen Festlegungen des Privilegium minus werden in den folgenden Abschnitten näher untersucht. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung der Mitbelehnung der Herzogin Theodora, die Möglichkeit der weiblichen Erbfolge und die Festlegung der libertas affeclandi. Sie untersucht die Ausübung der Gerichtsbarkeit im Herzogtum und die Beschränkungen der Hoffahrtspflicht und der Heeresfolge.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Privilegium minus, die Erhebung Österreichs zum Herzogtum, das Haus der Babenberger, die Streitigkeiten um das Herzogtum Bayern, das deutsche Lehenrecht, die Doppelbelehnung, die weibliche Erbfolge, die libertas affeclandi, die Gerichtsbarkeit, die Hoffahrtspflicht, die Heeresfolge, die Landeshoheit und die Entwicklung Österreichs als eigenständiger Staat.
- Arbeit zitieren
- Stephan Fischer (Autor:in), 2002, Privilegium minus - Bedeutung der Erhebung der Mark Österreich zum Herzogtum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5240
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