Clifford Geertz gilt als Begründer und wichtigster Vertreter der Interpretativen Ethnologie. Er skizziert eine erste Phase der Interpretativen Ethnologie, die in den 60er Jahren begann und weit in die 80er Jahre hineinragte. Mit seinem Forschungsansatz leitete er die interpretative Wende in der US-amerikanischen Ethnologie ein, die bis heute in Form der “Writing-Culture-Debate“ diskutiert wird. Der Kern dieses Forschungsansatzes ist das Verstehen und Interpretieren symbolhafter Handlungen, die sich aus dem sozialen Diskurs – also aus Alltagssituationen – heraus deuten lassen. Gleichzeitig lässt sich dieser Ansatz als Kritik an der Analytischen Ethnologie begreifen, der es vornehmlich um das Erklären/Analysieren kultureller Unterschiede geht.
Was sich jedoch genau hinter diesem Ansatz verbirgt, soll die folgende Arbeit erläutern. Der berühmte Aufsatz „Dichte Beschreibung“, den Geertz 1973 im Rahmen seiner Aufsatzsammlung “The Interpretation of Cultures“ publizierte, erklärt klar seinen hermeneutischen Forschungsansatz und dient damit als primäre Quelle.
Im folgenden sollen nun Geertz’ spezifischer Kulturbegriff erläutert werden, ehe die wesentlichen Merkmale der Methode “Dichte Beschreibung“ herausgearbeitet werden.
Zuvor ist es jedoch sinnvoll, die gegensätzlichen Positionen der Analytischen und Interpretativen Ethnologie gegenüberzustellen und zu klären, wie der komplexe Prozess der hermeneutischen Interpretation als spezifisch geisteswissenschaftliche Methode funktioniert.
Inhalt:
1. Einleitung
2. Interpretative Ethnologie
2.1. Analytische Ethnologie vs. Interpretative Ethnologie
2.2 Der hermeneutische Zirkel als Schlüssel zur Interpretation
3. Geertz’ Kulturbegriff
4. Das Konzept der “Dichten Beschreibung“
4.1. Merkmale der ethnographischen Beschreibung
4.2. Kultur als Text
4.3. Der balinesische Hahnenkampf als praktisches Beispiel
5. Kritik an Geertz’ Konzept der “Dichten Beschreibung
6. Resümee
7. Bibliographie
1. Einleitung
Clifford Geertz gilt als Begründer und wichtigster Vertreter der Interpretativen Ethnologie.
Er skizziert eine erste Phase der Interpretativen Ethnologie, die in den 60er Jahren begann und weit in die 80er Jahre hineinragte. Mit seinem Forschungsansatz leitete er die interpretative Wende in der US-amerikanischen Ethnologie ein, die bis heute in Form der
“Writing-Culture-Debate“ diskutiert wird. Der Kern dieses Forschungsansatzes ist das Verstehen und Interpretieren symbolhafter Handlungen, die sich aus dem sozialen Diskurs – also aus Alltagssituationen – heraus deuten lassen. Gleichzeitig lässt sich dieser Ansatz als Kritik an der Analytischen Ethnologie begreifen, der es vornehmlich um das Erklären/Analysieren kultureller Unterschiede geht.
Was sich jedoch genau hinter diesem Ansatz verbirgt, soll die folgende Arbeit erläutern.
Der berühmte Aufsatz „Dichte Beschreibung“, den Geertz 1973 im Rahmen seiner Aufsatzsammlung “The Interpretation of Cultures“ publizierte, erklärt klar seinen hermeneutischen Forschungsansatz und dient damit als primäre Quelle.
Im folgenden sollen nun Geertz’ spezifischer Kulturbegriff erläutert werden, ehe die wesentlichen Merkmale der Methode “Dichte Beschreibung“ herausgearbeitet werden.
Zuvor ist es jedoch sinnvoll, die gegensätzlichen Positionen der Analytischen und Interpretativen Ethnologie gegenüberzustellen und zu klären, wie der komplexe Prozess der hermeneutischen Interpretation als spezifisch geisteswissenschaftliche Methode funktioniert.
2. Interpretative Ethnologie
Die Interpretative Ethnologie ist dadurch gekennzeichnet, dass sie sich über die Abgrenzung zur Analytischen Ethnologie indirekt definiert und sich dabei gegenüber Nachbardisziplinen wie der Philosophie und Literaturwissenschaft öffnet.
2.1. Analytische Ethnologie vs. Interpretative Ethnologie
Es lohnt sich also ein Blick auf die Grundpositionen der Analytischen Ethnologie zu werfen,
um herauszufinden, was alle Vertreter der Interpretativen Ethnologie gemeinsam haben[1]:
Die Analytische Ethnologie geht grundsätzlich davon aus, dass es kausal erklärbare
Regelmäßigkeiten im menschlichen Verhalten gibt, aus denen sich valide Aussagen über Unterschiede und Gemeinsamkeiten ableiten lassen.
Das Forschungsziel der Analytischen Ethnologie ist also das Aufstellen von Gesetzmäßigkeiten, die aber zuvor durch zuverlässige, d.h. kontrollierte und kontrollierbare/verifizierbare und replizierbare Methoden erkannt werden müssen.
Diese standardisierten, strukturierten und oftmals quantifizierenden Verfahren werden dann
- unabhängig vom Kontext der Datenerhebung – von außen an den Forschungsgegenstand herangetragen.[2]
Die ethnographische Beschreibung ist beobachterfern und benutzt die westliche Wissenschaftssprache einschließlich ihrer Kategorien.
Zwar bilden die Innensicht auf Formen des Handelns und deren Deutung durch Mitglieder einer bestimmten Kultur eine wichtige, qualitative Datenbasis; diese muss jedoch erst durch objektive und kontextfreie Analyseverfahren für die wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung erschlossen werden. Mit den so gewonnenen Ergebnissen werden Hypothesen aufgestellt, die in interkulturellen Testverfahren eingesetzt werden , um so zu Generalisierungen zu kommen.[3] Dabei gilt das Prinzip: Umso genauer die Erhebung im Feld und bei der Analyse am Schreibtisch, desto objektiver die Beschreibung der Realität.
Anschließend werden realitätsverfälschende Fehler der Datenerhebung durch Hypothesentesten und wissenschaftlicher Diskussion korrigiert. Auch die Reflexion des Ethnologen über eigen Vorurteile gehört zu diesem Prozess der Fehlerbeseitigung.
Denn jede Korrektur von Fehlern bedeutet ein Fortschreiten der Wissenschaft.
Vertreter der Interpretativen Ethnologie glauben hingegen nicht an “die“ Realität.
Sie vertreten den Standpunkt, dass es keine Gegenstände in der Welt an sich gibt, sondern diese ihre Realität erst über Bedeutungen erhalten, die ihnen von Teilnehmern einer bestimmten Kultur zugewiesen werden. Es sind Menschen, die sich interpretierend und sinnstiftend ihre eigene bedeutungsvolle Welt erschaffen.
„Diese Welt der bedeutungsvollen Gegenstände steht als eine Realität für sich da und wird vom Ethnologen nicht gegen einen von außen herangetragenen Maßstab (...) gehalten oder durch objektive Analyseverfahren erschlossen“[4].
Vielmehr akzeptiert der Ethnologe diese Welt der Bedeutungen, beobachtet sie minutiös und versucht die Bedeutung des einzelnen durch die Einbettung in einen Gesamtkontext zu verstehen. Da der Prozess der Interpretation im Beziehungszusammenhang und über Kommunikation mit sprechenden, handelnden und gleichzeitig deutenden Menschen abläuft, ist die Beschreibung zwangsläufig beobachternah. Dies bedeutet zugleich, dass Forschungsgegenstand und Forschungsvorgang untrennbar miteinander verbunden sind. Das Ergebnis hat dann Einmaligkeitscharakter, ist als nicht replizierbar und eignet sich somit nur sehr bedingt für Kulturvergleiche. Deshalb ist auch nicht Validität sondern die Sachadäquatheit das entscheidende Kriterium zur Beurteilung einer Feldforschung nach dem interpretativen Ansatz. Die zweite Stufe der Interpretation ist die Umsetzung des Feldforschungsergebnisses in den Text. Da es sich hierbei jedoch um einen erneuten Verstehensprozess handelt, findet sich für das im Text beschriebene keine unmittelbare Repräsentation im Forschungsfeld.[5]
2.2. Der hermeneutische Zirkel als Schlüssel zur Interpretation
Interpretative Ethnologie wird in der Literatur oft mit „Hermeneutischer Ethnologie“
(gr. hermeneutiké „Kunst der Auslegung/Interpretation“ ) gleichgesetzt[6].
Wie die hermeneutische Interpretation genau funktioniert, hat Wilhelm Dilthey schon seit Ende des 19. Jahrhunderts zu erfassen versucht:
„Dilthey betonte die unsichtbare Bedeutung (...), die hinter sinnlich wahrnehmbaren Phänomenen von Verhalten/Handeln in allen kulturellen Bereichen steht. Der Weg, diese Bedeutung zu erfassen, führt vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, von außen nach innen (...)“[7].
Indem der Wissenschaftler auf Erfahrungen in seinem eigenen Leben zurückgreift, wird die Deutung fremden Lebens möglich. Gleichzeitig nutzt er seine wissenschaftlichen Kenntnisse über das zu untersuchende Einzelphänomen wie über den Gesamtkontext und trägt beide Arten dieses Vorwissens interpretierend an den Untersuchungsgegenstand heran.
[...]
[1] Vgl. STELLRECHT 1993: S.32
[2] Vgl. STELLRECHT 1993: S.34 f.
[3] Vgl. Ebd.: S.35.
[4] Ebd.: S.36
[5] Vgl. STELLRECHT 1993: S.36
[6] Vgl. Ebd.: S.33
[7] Ebd.: S.39
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2004, Die "Dichte Beschreibung" von Clifford Geertz als Methode der Interpretativen Ethnologie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52320
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