Einleitung
In der Politikwissenschaft gibt es verschiedene Theorieansätze, die versuchen, Politik in ihrem Ablauf und Entstehen zu erklären. Ein Vertreter des systemtheoretischen Ansatzes ist David Easton. Er versucht durch die Übernahme kybernetischen Denkens und dem „interdisziplinär entstandenen Denkschema der Systemanalyse (...), die Stabilitätsbedingungen von Makro-Gebilden zu ermitteln“. Das bedeutet, sein Ziel ist die Erklärung des Bestands von politischen Systemen. Er verbindet damit die Absicht bzw. den Anspruch, eine generelle Theorie zu formulieren, die die Grundlage des gesamten Forschungsbereiches der Politikwissenschaft darstellen soll. Dies sucht er durch eine Überwindung der zu großen Nähe der politischen Wissenschaft zur praktischen Politik zu erreichen.
Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist, ob, und wenn ja, inwiefern, Eastons Theorie politischer Systeme tatsächlich dem Anspruch, der an eine „general theory“ gerichtet wird, erfüllt, oder, ob aufgrund einiger Kritikpunkte davon Abstand genommen werden muß. Das weitere Vorgehen gliedert sich deswegen auch derart, dass zunächst das Konzept Eastons erläutert wird. Daran schließt sich eine kritische Betrachtung des Modells an. In der Schlußbemerkung werden dann schließlich die zentralen Punkte nochmals zusammengefaßt und es wird versucht, aufgrund der erarbeiteten Überlegungen eine Antwort auf die eingangs formulierte Fragestellung zu finden.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Das politische System bei David Easton
2.1. Input
2.2. Konversion und Output
2.3. Rückkopplung
3. Kritische Überlegungen zu Eastons Ansatz
3.1. Zum Allgemeinheitscharakter Eastons Theorie politischer Systeme
3.2. Der Begriff des Politischen
3.3. Der herrschaftlich-manipulative Charakter des Modells
4. Schlußbemerkung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der Politikwissenschaft gibt es verschiedene Theorieansätze, die versuchen, Politik in ihrem Ablauf und Entstehen zu erklären. Ein Vertreter des systemtheoretischen Ansatzes ist David Easton. Er versucht durch die Übernahme kybernetischen Denkens und dem „interdisziplinär entstandenen Denkschema der Systemanalyse (), die Stabilitätsbedingungen von Makro-Gebilden zu ermitteln“[1]. Das bedeutet, sein Ziel ist die Erklärung des Bestands von politischen Systemen. Er verbindet damit die Absicht bzw. den Anspruch, eine generelle Theorie zu formulieren, die die Grundlage des gesamten Forschungsbereiches der Politikwissenschaft darstellen soll.[2] Dies sucht er durch eine Überwindung der zu großen Nähe der politischen Wissenschaft zur praktischen Politik zu erreichen.[3]
Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist, ob, und wenn ja, inwiefern, Eastons Theorie politischer Systeme tatsächlich dem Anspruch, der an eine „general theory“ gerichtet wird, erfüllt, oder, ob aufgrund einiger Kritikpunkte davon Abstand genommen werden muß.
Das weitere Vorgehen gliedert sich deswegen auch derart, dass zunächst das Konzept Eastons erläutert wird. Daran schließt sich eine kritische Betrachtung des Modells an. In der Schlußbemerkung werden dann schließlich die zentralen Punkte nochmals zusammengefaßt und es wird versucht, aufgrund der erarbeiteten Überlegungen eine Antwort auf die eingangs formulierte Fragestellung zu finden.
2. Das politische System bei David Easton
Die Systemtheorie Eastons setzt zwar direkt auf der Ebene des politischen Systems an, jedoch versteht er es gleichzeitig auch als ein Subsystem der Gesellschaft, also des sozialen Systems.[4] Dieses „definiert er als einen Komplex miteinander verflochtener Systeme“[5], wobei die Subsysteme jeweils spezifische Funktionen erfüllen müssen, damit das soziale System Bestand haben kann.[6] Das politische System läßt sich von seiner Umwelt unterscheiden, bleibt jedoch gegenüber deren Einflüssen offen.[7] Easton trennt die Umwelt des politischen Systems in zwei Teile: einerseits setzt er die Gesellschaft als „intra-
societal environment“ und andererseits die internationale Gemeinschaft als „extra-societal environment“.[8] Von beiden Umwelten (dem sozialen und dem internationalen System) gehen Einflüsse auf das politische System aus[9], die Veränderungen in ihm hervorrufen können. Diese systeminternen Modifikationen kann man dann als Antwort auf eine Belastung durch diese Einflüsse verstehen.[10]
Vorrangiges Ziel jedes Systems ist sein Erhalt. Dies erreicht es gerade durch eine Verflechtung von System und Umwelt und dadurch, dass es bestimmte Funktionen erfüllt, die für sein Bestehen existentiell sind. Die spezifische Funktion des politischen Systems liegt in der „autoritativen Wertzuteilung für eine Gesellschaft“[11]. Demnach sind seine essentiellen Variablen „Allokation von Werten“ und ihre „Akzeptierung durch die Gesellschaft“.[12] Damit meint Easton „those patterns of interaction through which values are allocated for a society“[13]. Politische Systeme müssen dazu in der Lage sein, verbindlich Werte für eine Gesellschaft zu verteilen und gleichzeitig die Mitglieder derselben dazu bringen, diese als verpflichtend anzuerkennen.[14] Diese Funktion kann das politische System nur erfüllen, wenn es in Kontakt zu seiner Umwelt steht.
Easton konstruiert sein politisches System als Input-Konversion-Output Modell[15], das sich in drei Teile gliedert: den Input, den Konversionsprozeß und den damit verbundenen Output und schließlich die Rückkopplungswirkung von In- und Output[16]. Im weiteren Verlauf wird aus Gründen des besseren Verständnisses gesondert auf die drei Bereiche des Modells eingegangen.
2.1. Input
Dem Input-Bereich rechnet Easton mehrere Variablen zu. Sie stellen die nötige Verbindung zwischen den Umwelten und dem politischen System her und werden von ihm als ‚wants‘, ‚demands‘ und ‚support‘ benennt. Bedürfnisse (wants) bilden den mentalen Hintergrund der Forderungen (demands), die an das politische System gestellt werden.
„Jeder Ruf nach verbindlichen Entscheidungen, (), muß, Easton folgend, als Forderung angesehen werden.“[17]
[...]
[1] Mols, Manfred: Der Anspruch generaltheoretischer Exaktheit: Bemerkungen zu einigen Arbeiten politikwissenschaftlicher Systemanalyse. In: Oberndörfer (Hrsg.): Systemtheorie, Systemanalyse und Entwicklungsländerforschung. Einführung und Kritik. Berlin 1971, S. 66.
[2] Vgl. Buczylowski, Ulrich: Das ‚Politische System‘ David Eastons. In: Röhrich, Wilfried (Hrsg.): Neuere politische Theorie. Systemtheoretische Modellvorstellungen. Darmstadt 1975, S. 110.
[3] Vgl. Narr, Wolf-Dieter: David Eastons Systemanalyse. Ein Königs- oder Holzweg einer allgemeinen Theorie des politischen Verhaltens. In: Politische Vierteljahresschrift, 8. Jahrgang, 1967, S. 426.
[4] Vgl. Druwe, Ulrich: Politische Theorie. 2. überarb. u. erw. Aufl., Neuried 1995, S. 342.
[5] Ebenda.
[6] Vgl. ebenda.
[7] Vgl. Mols, Manfred: Der Anspruch generaltheoretischer Exaktheit, S. 67.
[8] Vgl. Easton, David: A Systems Analysis of Political Life. New York u.a. 1965, S. 21f.
[9] Vgl. Druwe, Ulrich: Politische Theorie, S. 342.
[10] Vgl. Mols, Manfred: Der Anspruch generaltheoretischer Exaktheit, S. 67.
[11] Druwe, Ulrich: Politische Theorie, S. 342.
[12] Vgl. Münch, Werner: Der Begriffsapparat bei David Easton. In: Oberndörfer, Dieter (Hrsg.): Systemtheorie, Systemanalyse und Entwicklungsländerforschung. Einführung und Kritik. Berlin 1971, S. 205.
[13] Easton, David: A Framework for Political Analysis. Englewood Cliffs, N.J. 1965, S. 96.
[14] Vgl. Narr, Wolf-Dieter: Theoriebegriffe und Systemtheorie. Stuttgart u.a. 1969, S. 128.
[15] Vgl. Münch, Werner: Der Begriffsapparat bei David Easton, S. 212f.
[16] Vgl. Druwe, Ulrich: Politische Theorie, S. 343.
[17] Münch, Werner: Der Begriffsapparat bei David Easton, S. 214.
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- Dipl.-Soz. Susanne Dera (Autor), 1999, Das politische System David Eastons - Eine generelle Theorie?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52241
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