Einleitung
Denkt man an Sibirien, so kommen einem Bilder von Tundra, Taiga und Permafrost in den Kopf. Vielleicht fallen einem noch die längste Eisenbahnstrecke der Welt (die Transsibirische Eisenbahn), die großen Arbeitslager (Gulag) oder der tiefste See der Erde (der Baikalsee) ein. Sibirien – ein Land der Extreme, aber kaum einer wird an die Wissenschaft in Sibirien denken, auch wenn diese – zumindest in der Zeit des Kalten Krieges – aber zum Teil auch heute noch eine extrem große Rolle in Sibirien einnimmt. In der Nähe von Novosibirsk liegt die Stadt Akademgorodok, die wichtigste Wissenschaftsstadt in Sibirien (verwaltungsmäßig ein Stadtteil von Nowosibirsk, im weiteren Verlauf zumeist als Stadt bezeichnet). Hier befindet sich die Staatliche Universität Novosibirsk, welche zu den drei wichtigsten Universitäten Russlands gerechnet wird. Auch wenn das „silicon valley“ in den letzten fünfzehn Jahren an Glanz verloren hat, ist es doch ein international geachteter Wissenschaftsstandort und eine wichtige Institution Sibiriens.
Inhalt
1 Einleitung
2 Geschichte und Infrastruktur
3 Die Staatliche Universität Novosibirsk
4 Bevölkerung
5 Freizeit und Kultur
6 Probleme in Akademgorodok
7 Andere Wissenschaftsstandorte in Sibirien
Literatur
1 Einleitung
Denkt man an Sibirien, so kommen einem Bilder von Tundra, Taiga und Permafrost in den Kopf. Vielleicht fallen einem noch die längste Eisenbahnstrecke der Welt (die Transsibirische Eisenbahn), die großen Arbeitslager (Gulag) oder der tiefste See der Erde (der Baikalsee) ein. Sibirien – ein Land der Extreme, aber kaum einer wird an die Wissenschaft in Sibirien denken, auch wenn diese – zumindest in der Zeit des Kalten Krieges – aber zum Teil auch heute noch eine extrem große Rolle in Sibirien einnimmt. In der Nähe von Novosibirsk liegt die Stadt Akademgorodok, die wichtigste Wissenschaftsstadt in Sibirien (verwaltungsmäßig ein Stadtteil von Nowosibirsk, im weiteren Verlauf zumeist als Stadt bezeichnet). Hier befindet sich die Staatliche Universität Novosibirsk, welche zu den drei wichtigsten Universitäten Russlands gerechnet wird. Auch wenn das „silicon valley“ in den letzten fünfzehn Jahren an Glanz verloren hat, ist es doch ein international geachteter Wissenschaftsstandort und eine wichtige Institution Sibiriens.
2 Geschichte und Infrastruktur
Sibirien war lange Zeit ein Ort an dem kaum Wissenschaft betrieben wurde. Erst im Jahre 1957 entschlossen sich drei Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften jenseits des Urals einen Ort zu schaffen, an dem Forschung und Entwicklung betrieben werden konnte. So wurde auf Betreiben von Michail Alexejewitsch Lawrentjew, Sergei Lwowitsch Sobolew und Sergei Khristianowich die sibirische Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften gegründet. Als Standort befand man ein bis dahin nahezu unerschlossenes Stückchen Wald etwa 30km südlich von Novosibirsk für geeignet. Die Stadt Akademgorodok war geboren.
Dieser Standort bot und bietet heute noch viele Vorteile. Als wichtigster wäre die Nähe zur Stadt Novosibirsk zu nennen, welche als drittgrößte Stadt Russlands über zwei Flughäfen verfügt, zum einen Tolmachevo (OVB), von dem aus internationale Ziele angeflogen werden und zum anderen Severny (UNCC), von dem aus Flüge in die nördliche Taiga angeboten werden. Zudem liegt Novosibirsk an der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn und Akademgorodok ist mit einer Stichbahn angebunden. Der Haltepunkt von Akademgorodok liegt direkt am Ufer des Ob-Sees. Auch eine gut ausgebaute Strasse führt nach Novosibirsk, hier verkehren zwei Buslinien, so das der Öffentliche Personennahverkehr auch unabhängig von der Schiene gewährleistet ist. Die Busse fahren mehrmals täglich von und nach Novosibirsk. Die nächste U-Bahn-Station der novosibirsker Metro ist etwa 10 Gehminuten vom Zentrum Akademgorodoks entfernt. Wenn man keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen will, wobei eine Metrofahrt etwa 50cent und eine Busfahrt auch nur 1€ kostet, dann ist es auch nachts ohne weiteres möglich eins der zahlreichen Taxis zu benutzen um von Novosibirsk nach Akademgorodok zu kommen. Die einfache Fahrt kostet im Vergleich zu anderen Millionenstädten auch sehr wenig - etwa 7 Euro.
Trotz des Booms den die Stadt in den letzten Jahren erlebt, sind die Mieten vergleichsweise günstig. Eine Stadtwohnung in Novosibirsk kostet wesentlich mehr als eine vergleichbare in Akademgorodok.
Neben den so genannten harten Standortfaktoren spielen auch weiche Standortfaktoren eine Rolle, auf die im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch genauer eingegangen wird.
Mit der Gründung der sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften entstanden in dem nahezu unberührten Fleck Natur die ersten größeren Gebäude. Die Stadt Akademgorodok, deren Name soviel wie ‚wissenschaftliche Provinzstadt’ oder umgangssprachlich „Akademikerstädtchen“ (Wein 1999:125) bedeutet, entstand komplett am Reißbrett, wie sich aus dem Grundriss gut erkennen lässt (siehe Abb.1). Es gibt drei große Hauptstrassen:
Die Morskoy-Allee (in grün eingezeichnet),
die Universitäts-Allee (in blau eingezeichnet) und
die Lavrentiev-Allee (in rot eingezeichnet),
von denen die letztere seit Jahren im Guinnessbuch der Rekorde als „wissenschaftlichste Strasse der Welt“ steht (Unisoft Plus 2005:o.S.). Diese Hauptstrassen findet man in vielen russischen Städten. Sie wurden teilweise für Aufmärsche oder Prozessionen genutzt. Die Querstrassen verlaufen zum Teil geradeaus, so dass sich in Ansätzen ein schachbrettähnliches Muster ergibt. Wo kein solcher Straßenverlauf erkennbar ist, ist dies der Bewaldung zuzurechnen, denn beim Bau der Stadt wurde sehr darauf geachtet das natürliche Grün weitgehend zu bewahren.
Abb.1: Stadtplan Akademgorodo
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
k. (Quelle: verändert nach http://www.math.nsc.ru/LBRT/v1/workshop2000/pictures/plan-general.jpg)
In ihr findet sich der Name eines Gründervaters wieder – Michael Lavrentiev. Das Aussehen der Gebäude ist durch den sozialistischen Baustil geprägt, welcher weniger Wert auf Aussehen, denn auf Zweckmäßigkeit legt. Es gibt jedoch nicht nur Wohnblocks plattenbauähnlichen Aussehens. Auch einige größere Einfamilienhäuser wurden errichtet, für die Gründer und andere Akademiker. Heute werden diese vor allem von Neureichen Russen bewohnt, die ihr Vermögen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gemacht haben (Frank, M. & D. Meschede 2003:o.S.). Alles in allem dominiert jedoch der Wohnblockbaustil, gerade Institutsgebäude sind eher schmucklos. Durch die Lage im Wald und strenge Auflagen, was die Begrünung der Häuser und die Abholzung von Bäumen angeht, wirkt die Stadt jedoch nicht wie eine Betonwüste (siehe Abb.2). Nahezu alle Gebäude der Stadt werden von den Einwohnern bepflanzt, dies trägt wesentlich zur Erhaltung des Stadtbildes bei und aus geographischer Sicht zur Erhaltung und Verbesserung der ‚weichen’ Standortfaktoren. Dank der guten Vorrausetzungen entwickelte sich in dem anfangs noch relativ kleinen Städtchen schnell ein wissenschaftliches Zentrum.
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