Die entwicklungspolitische Zielsetzung des Microbanking im Wandel der Zeit
Die Erfolge von Mikrofinanzprogrammen bei der Armutsbekämpfung haben weltweit mehr Aufmerksamkeit auf dieses Thema gelenkt. Inzwischen ist Microbanking zu einem beliebten Modell der internationalen Entwicklungszusammenarbeit avanciert. So haben auch die Vereinten Nationen das Jahr 2005 zum „Year of Microcredit“ deklariert.
Gleichwohl ist die Situation in den meisten Entwicklungsländern noch immer durch eine Unterentwicklung des formellen Finanzsektors geprägt, was die Armen daran hindert, Vermögen aufzubauen, Kleinunternehmen zu gründen und sich gegen Notfälle abzusichern. Heute werden zwar bereits etwa 100 Mio. Kunden mit einem Kreditvolumen von ca. € 1 Mrd. weltweit von Mikrofinanzinstitutionen (MFI) bedient, gleichzeitig haben aber immer noch ungefähr 1 Mrd. Menschen keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen (FDL). Zwar sind informelle Finanzbeziehungen weit verbreitet, diese reichen aber nicht aus, um die auch in Entwicklungsländern vorhandenen wirtschaftlichen Potenziale zu nutzen. Aus diesem Grund beschäftigt sich die Entwicklungspolitik bereits seit über einem halben Jahrhundert mit der Förderung des Finanzwesens in den Entwicklungsländern.
In den 60er und 70er Jahren wurde wirtschaftliche Rückständigkeit noch als Konsequenz mangelnder Kapitalausstattung betrachtet. Folgerichtig konzentrierte sich die Entwicklungspolitik auf Kapitaltransfers im Sinne von „financing development“. Erst Mitte der 80er Jahre begann sich das heutige Verständnis der Microfinance zu entwickeln, und zwar als Kritik an subventionierten, zielgruppengerichteten Kreditprogrammen, die i.d.R. hohe Rückzahlungsverluste zu verzeichnen hatten und somit auf dauerhafte Kapitalzuschüsse angewiesen waren. Schließlich vollzog sich in den 90er Jahren der als „Microfi- nance Revolution“ bezeichnete Paradigmenwechsel von einer subventionierten Zielgruppenfinanzierung hin zum Aufbau marktorientierter, nachhaltiger und wirtschaftlich tragfähiger Mikrobanken. Unter Microfinance versteht man die Bereitstellung von Spar- und Kreditprodukten für Bezieher kleiner Einkommen in den Entwicklungsländern, die keinen Zugang zu FDL durch klassische Finanzinstitutionen haben, hierunter fallen auch Kleinunternehmer. Kredite werden dabei insb. für solche Zwecke bereitgestellt, die ihrerseits wieder Einkommen generieren.
Inhaltsverzeichnis
- Die entwicklungspolitische Zielsetzung des Microbanking im Wandel der Zeit
- Ansätze zur Bewertung der Rentabilität von Mikrofinanzinstitutionen
- Erreichbarkeit der Zielgruppe als vorrangiges Sachziel
- Kostendeckung als Voraussetzung für dauerhafte Lebensfähigkeit
- Auswirkungen auf Einkommen und Wohlfahrt
- Zielkonflikte zwischen Sachziel und Formalziel
- Rentabilitätssteigernde Steuerinstrumente
- Handlungsempfehlungen zur Vergabe von Geldern in Abhängigkeit von der Entwicklungsstufe einer Mikrofinanzinstitution
- Interne Ressourcenmobilisierung durch Ersparnisse
- Rentabilitätsorientierte Gestaltung der Kreditvergabe
- Empfehlungen für die Schaffung rentabler Mikrofinanzinstitutionen vor dem Hintergrund sich wandelnder Rahmenbedingungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Rentabilität von Microbanking in Entwicklungsländern und untersucht, inwieweit sich die Zielsetzung der Armutsbekämpfung mit der Notwendigkeit der Kostendeckung und Rentabilität vereinbaren lässt.
- Entwicklungspolitische Zielsetzung des Microbanking
- Bewertung der Rentabilität von Mikrofinanzinstitutionen
- Handlungsempfehlungen zur Steigerung der Rentabilität
- Herausforderungen und Chancen des Microbanking im Wandel der Zeit
- Zielkonflikte zwischen Armutsbekämpfung und Rentabilität
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel A: Die entwicklungspolitische Zielsetzung des Microbanking im Wandel der Zeit
Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Microbanking und zeigt die Veränderungen der Zielsetzung auf. Es beleuchtet die Bedeutung des Microbanking als Instrument der Armutsbekämpfung und die Notwendigkeit der Integration von Mikrofinanzinstitutionen in den formalen Finanzsektor. - Kapitel B: Ansätze zur Bewertung der Rentabilität von Mikrofinanzinstitutionen
Dieses Kapitel befasst sich mit der Bewertung der Rentabilität von Mikrofinanzinstitutionen. Es analysiert die Erreichbarkeit der Zielgruppe und die Bedeutung der Kostendeckung für die Nachhaltigkeit. - Kapitel C: Rentabilitätssteigernde Steuerinstrumente
Dieses Kapitel untersucht verschiedene Steuerinstrumente, die zur Steigerung der Rentabilität von Mikrofinanzinstitutionen eingesetzt werden können. Es analysiert Handlungsempfehlungen zur Vergabe von Geldern, interne Ressourcenmobilisierung durch Ersparnisse und die Gestaltung der Kreditvergabe.
Schlüsselwörter
Microbanking, Entwicklungsländer, Armutsbekämpfung, Rentabilität, Kostendeckung, Nachhaltigkeit, Mikrofinanzinstitutionen, Zielgruppenorientierung, Kreditvergabe, Finanzdienstleistungen, Subsidy Dependence Index (SDI), Depth of Outreach Index (DOI).
- Arbeit zitieren
- Verena Schabbach (Autor:in), 2005, Microbanking in Entwicklungsländern zwischen Rentabilität und Subventionierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52174