Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Lebensbedingungen von Kindern aus suchtbelasteten Familien und den pädagogische Unterstützungsmöglichkeiten. Voraussetzung für eine effiziente und wirksame Hilfe ist das frühzeitige Erkennen der Problematik. Aus diesem Grund richtet sich diese Arbeit an pädagogische Fachkräfte, die mit Kindern in Tageseinrichtungen und Grundschulen arbeiten.
Es wird dabei vorangestellt, unter welcher belastenden Lebenssituation die Kinder leiden und welche Anzeichen auf eine Suchtbelastung der Eltern hindeuten. Außerdem werden potenziellen Auswirkungen und Risikofaktoren beschrieben, die die Suchtmittelabhängigkeit der Eltern für das Kind haben kann und inwieweit die Entstehung einer eigenen Suchtentwicklung dabei eine Rolle spielt. Dabei wird untersucht, welche pädagogischen Handlungskonzepte sich, im Hinblick auf die möglichen Auswirkungen, ableiten lassen.
Die beschriebenen Angebote können in Kindertagesstätten, im Hort und in Grundschulen Anwendung finden. Diese sind im zweiten Teil der Arbeit genau beschrieben. Hierbei werden vor allem Angebote für die tägliche Arbeit mit den Kindern beschrieben, um staatliche Interventionen zu vermeiden bzw. diese im Notfall konkret einsetzen zu können. Die Arbeit beschränkt sich dabei ausschließlich auf stoffgebundene Süchte der Eltern. Da in einigen Fällen das gesunde Aufwachsen des Kindes, durch den Drogenkonsum der Eltern, gefährdet sein kann, wurde im Anschluss das Thema Kindeswohlgefährdung aufgegriffen und notwendige pädagogische Handlungen dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Lebensbedingungen von Kindern aus suchtbelasteten Familien
2.1 Allgemeine Lebensumstände
2.2 Anzeichen und versteckte Hinweise
2.3 Suchtmittelspezifische Risikofaktoren
3. Potenzielle Auswirkungen für die betroffenen Kinder
3.1 Körperliche Folgen
3.2 Psychische Folgen
3.3 Die Entwicklung eines eigenen Suchtverhaltens
3.4 Stärken von Suchtkindern
4. Pädagogische Unterstützungsmöglichkeiten speziell für Kinder
4.1 Alltagssituationen
4.2 Die pädagogische Grundhaltung der Fachkräfte
4.3 Gespräche mit den Kindern
4.4 Gespräche mit den Eltern
4.5 Resilienz und Lebenskompetenz fördern
4.6 Notfallplan oder Notfallkoffer
5. Der Schwerpunkt Kindeswohlgefährdung - § 8a SGB VIII
6. Fazit
Anhangsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Ergänzende/ Weiterführende Literatur
Glossar
ADS/ ADHS Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts-)Syndrom In der Kindheit einsetzende, aber nicht auf die Kindheit beschränkte Störung, bei der Betroffene starke Beeinträchtigung der Daueraufmerksamkeit und Konzentration, der Impulskontrolle, des emotionalen Gleichgewichts, vielfach mit ausgeprägter Unruhe und motorischer Überaktivität, einhergeht.1
Autoaggression Selbstverletzendes Verhalten Die freiwillige und direkte Schädigung des eigenen Körpers, ohne suizidale Absicht. Damit sollen negative Gefühle reguliert werden. Tritt oft in Kombination mit anderen psychischen Störungen auf (Borderline-Persönlichkeitsstörung, Essstörungen, Depressionen,…).2
Co-Abhängigkeit Bezeichnung für eine Beziehung, nach dem manche Bezugspersonen eines Suchtkranken dessen Sucht durch ihr Tun und Unterlassen zusätzlich fördern. Ihr Verhalten enthält dementsprechend auch Suchtcharakter.3
FASD Fetale Alkoholspektrumsstörung (F etal A lcohol S pectrum D isorders) Sind als Folgeerscheinungen zusammengefasst, die auf den Alkoholkonsum der Mutter, während der Schwanger-schaft, zurückzuführen sind.4,5
Resilienz Ist die Fähigkeit in besonders belastenden Situationen und Ereignissen persönliche Eigenschaften und Fertigkeiten gezielt einzusetzen. Dabei können familiäre und soziale Strukturen und Ressourcen genutzt werden, um negative Auswirkungen abzuwenden. Der Begriff Resilienz ist gleich zu setzen mit Widerstandsfähigkeit.6
Substitution In der Suchthilfe bedeutet Substitution den Ersatz oder die Ersetzung des Substanzmittels. Es soll die Entzugs- symptome des Süchtigen mindern und ihn damit gesundheitlich stabilisieren. Die Dosierung geschieht über ärztliche Behandlung und wird in der schrittweisen Verringerung der Medikamente erfolgen. Bekannt ist die Substitutionsbehandlung bei Heroinabhängigen, die mit dem Ersatzstoff Methadon behandelt werden.7
Sucht/Abhängigkeit (stoffgebunden) Zeichnet sich aus durch das starke Verlangen nach einer Substanz und keine Kontrolle über Zeitraum und Menge des Konsums. Außerdem entwickelt sich eine Toleranz ggü. der Wirkung und bei Absetzen der Substanz bilden sich Entzugssymptome ab. Der Konsum wird trotz ersichtlicher psychischer, physischer und/ oder sozialer Folgen für den Konsumenten, fortgeführt.8,9
Trauma(ta) In der Psychologie: Bezeichnung für ein belastendes Ereignis oder eine Situation, in kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß. Diese sind emotionale Ursachen psychischer Störungen.10
1. Einführung
„In der Schule hatte ich immer ziemlich den Rappel, weil ich ja nicht wusste, was mich zu Hause erwarten würde. Wenn ich nach Hause kam und sie schlief, dann war es ganz gut, dann standen da leere Flaschen rum und ich wusste, heute passiert mir nichts mehr. Schlecht war, wenn sie halb voll war. Dann saß sie mit der Ginflasche neben mir und kontrollierte meine Hausaufgabe, da konnte ich mir dann schnell mal ein paar einfangen.“11 So beschreibt Frau A., 32 Jahre, eine Situation aus ihrer damaligen Kindheit mit alkoholabhängigen Eltern. Heute geht es beinahe jedem 6. Kind in Deutschland ähnlich, es kommt aus einer Familie mit Suchtbelastung.12 Umso wichtiger ist es für pädagogische Fachkräfte, das Problem in seiner Gesamtheit zu erfassen und durch gezielte Handlungen den negativen Auswirkungen entgegenzuarbeiten. Voraussetzung für eine effiziente und wirksame Hilfe ist das frühzeitige Erkennen der Problematik. Aus diesem Grund richtet sich diese Arbeit an pädagogische Fachkräfte, die mit Kindern in Tageseinrichtungen und Grundschulen arbeiten. Es wird dabei vorangestellt unter welcher belastenden Lebenssituation die Kinder leiden und welche Anzeichen auf eine Suchtbelastung der Eltern hindeuten. Außerdem werden potenziellen Auswirkungen und Risikofaktoren beschrieben, die die Suchtmittel-abhängigkeit der Eltern für das Kind haben kann und inwieweit die Entstehung einer eigenen Suchtentwicklung dabei eine Rolle spielt. Dabei wird untersucht welche pädagogischen Handlungskonzepte sich, im Hinblick auf die möglichen Auswirkungen, ableiten lassen. Die beschriebenen Angebote können in Kindertagesstätten, im Hort und in Grundschulen Anwendung finden. Diese sind im zweiten Teil der Arbeit genau beschrieben. Hierbei werden vor allem Angebote für die tägliche Arbeit mit den Kindern beschrieben, um staatliche Interventionen zu vermeiden bzw. diese im Notfall konkret einsetzen zu können. Die Arbeit beschränkt sich dabei ausschließlich auf stoff-gebundene Süchte der Eltern. Da in einigen Fällen das gesunde Aufwachsen des Kindes, durch den Drogenkonsum der Eltern, gefährdet sein kann, wurde im Anschluss das Thema Kindeswohlgefährdung aufgegriffen und notwendige pädagogische Handlungen dargestellt. Diese sollen dem Schutz des Kindes dienen und vermeiden, dass staatliche Mittel, wie die Herausnahme des Kindes aus der Kernfamilie, greifen. Diese werden im letzten Kapitel kurz herausgestellt.
2. Lebensbedingungen von Kindern aus suchtbelasteten Familien
2.1 Allgemeine Lebensumstände
Die meisten Familien in Deutschland erfüllen die Voraussetzung, ihre Kinder wohlbehütet und fürsorglich aufzuziehen. Sie wachsen unter kindgerechten Bedingungen auf und können sich in ihrer Persönlichkeit frei entwickeln.13 Die Konstellation in einer suchtbelasteten Familie sieht da oft anders aus. BARNOSWKI-GEISER definiert den Ort der Suchtfamilie als Platz an dem niemand alleine krank ist.14 Hierin beschreibt sie die zu beobachtenden Gemeinsamkeiten der Kinder, die mit einem oder beiden suchtkranken Elternteilen leben. Sie führt an, dass die Kinder i.d.R. in die bereits suchtbelastete Familiensituation hineingeboren werden und müssen von da an lernen, alleine damit zu Recht zukommen. Sie begründet dies damit, dass in Suchtfamilien die Gefühle aller in der Gemeinschaft lebenden Personen nicht beachtet und mitunter verleugnet werden. Zum besseren Verständnis bedeutet dies, dass die extremen Empfindungen in Suchtkrisen und die damit einhergehenden Spannungen innerhalb der Familie, unterdrückt und nicht nach außen gelassen werden. Wie stark die Kinder von der Suchtproblematik ihrer Eltern belastet sind, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zum einen von dem Alter und der jeweiligen Entwicklungsstufe des Kindes und die damit einhergehende Phase des Kindes während des Zeitpunktes der elterlichen Suchtentstehung. Neben vorhandenen Schutzfaktoren in der Umwelt des Kindes, spielen die Risikofaktoren ebenso eine große Rolle (andere kritische Lebens-ereignisse) in der Belastung des Kindes. Um es auf den Punkt zu bringen, beschreibt FLASSBECK, dass Menschen, die süchtig sind, weitgehend die Kontrolle über sich verlieren und die Betroffenen ihre Aufgaben und Angelegenheiten vernachlässigen.15,16
2.2 Anzeichen und versteckte Hinweise
Kinder sprechen ihre Probleme meist nicht direkt an, sondern zeigen ihre Belastungen in Veränderungen und Auffälligkeiten in ihrem Verhalten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Verhaltensauffälligkeiten und -veränderungen über einen längeren Zeitraum anhalten oder plötzlich auftreten.17 Für die pädagogische Arbeit mit Kindern in der angegebenen Altersgruppe ist es daher wichtig, die versteckten Hinweise, die auf eine familiäre Suchtbelastung hindeuten können, zu erkennen. Ebenso wichtig ist es, diese mit den Teammitgliedern zu kommunizieren und diese genauestens zu dokumentieren.18 Die Veränderungen des Kindes können sich zum einen im allgemeinen Verhalten zeigen. Das heißt, dass das Kind beispielsweise traurig und/ oder ängstlich wirkt. Es ohne ersichtlichen Grund nervös ist und deutlich weniger Aufmerksamkeit für Gruppenaktivitäten zeigt. Müdigkeit, Unkonzentriertheit und gehäufte Verspätungen und/oder Fehltage des Kindes können ebenso auf eine Suchtproblematik im Elternhaus schließen. Dazu zählt auch die Verschlechterung der allgemeinen Versorgung des Kindes, wie ein ungenügender hygienischer Zustand und mangelhafte oder fehlende Ernährung. Ein weiteres Indiz dafür sind plötzlich auftretende Aggressionen, die sich verbal, körperlich oder autoaggressiv19 äußern können. Ein weiterer Hinweis kann sein, dass sich die Kinder aus bisherigen Kontakten und gemeinsamen Aktivitäten mit gleichaltrigen Gruppenmitgliedern zurückziehen oder gar ganz distanzieren. In diesem Fall können sie sich ganz von ihrer Außenwelt isoliert zeigen oder aber provokant und störend ggü. anderen Kindern auftreten.20 Aber auch Spuren von Gewalt am Kind, dass das Kind nicht nach Hause möchte, gehäuftes Auftreten von Krankheiten und Einnässen über einen längeren Zeitraum, können auf Suchtbelastung der Eltern hindeuten.21 Da es aber keine Garantie dafür gibt, dass die Verhaltensauffälligkeiten und -änderungen mit einer möglichen Suchtproblematik der Kindeseltern in Zusammenhang stehen, ist es wichtig dem Kind aktiv zuzuhören und miteinander ins Gespräch zu kommen. Wie dies in der pädagogischen Arbeit im Alltag umgesetzt werden kann, wird in Abschnitt 4.1 noch näher erläutert.
2.3 Suchtmittelspezifische Risikofaktoren
Unter allgemeinen Risikofaktoren (Armut, niedrige Bildungschancen, Krankheiten, usw.) leidet nahezu jedes Kind aus einer Familie, die sich in einer problematischen Lebenssituation befindet. Dies kann kurzzeitig oder dauerhaft der Fall sein. Mit suchtmittelspezifischen Risikofaktoren meint die Autorin hier allerdings ganz konkrete Belastungen und mögliche Gefahren, die durch die Suchtmittelabhängigkeit der Eltern hervorgerufen werden können. Hierzu zählt sie vor allem die Möglichkeit, dass das Kind in Berührung mit der Substanz kommt, die die Eltern regelmäßig konsumieren. Eine Vergiftung des Kindes könnte die Folge sein. Ein anderes Risiko kann durch den unmittelbaren Kontakt mit anderen süchtigen Personen erfolgen, die sich in dem elterlichen Haushalt aufhalten. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass die Eltern schlichtweg ihr Kind vergessen können, wenn sie sich in einem tiefen Rausch befinden. Das heißt, dass sie ihr Kind möglicherweise nicht mehr richtig versorgen, ihrer Aufsichtspflicht nicht genügend nachkommen und mögliche Gefahren-quellen nicht richtig einschätzen können. Dies kann im schlimmsten Fall eine lebensbedrohliche Situation für das Kind nach sich ziehen.22
3. Potenzielle Auswirkungen für die betroffenen Kinder
3.1 Körperliche Folgen
Mit körperlichen Folgen sind hier vor allem die potenziellen Schädigungen gemeint, die bei dem Ungeborenen bereits durch Drogenkonsum der Mutter, während der Schwangerschaft, entstehen können. Neben allgemeinen Gefahren, wie geringem Geburtsgewicht, Fütterungsstörung und Entwicklungsverzögerungen in allen Bereichen, spricht man bei Schädigungen in Bezug auf eine pränatale Alkoholexposition von der Gefahr der Entwicklung einer Fetalen Alkoholspektrumsstörung (FASD23 ). Anzeichen dafür ist vor allem ein geringes Geburtsgewicht in Verbindung mit geringer Körpergröße, ein kleiner Kopfumfang und auffallend veränderte Gesichtsmerkmale, sowie Schädigungen des Zentralen Nervensystems. Die gleichen Symptome finden sich ebenso bei Kindern, deren Mütter in der Schwangerschaft Amphetamine und Methamphetamine konsumiert haben. Eine erhöhte Gefahr von Fehl- und Frühgeburten, sowie Missbildungen beim Neugeborenen spielen bei den genannten illegalen Substanzen ebenfalls eine große Rolle.24
3.2 Psychische Folgen
Kinder sehen sich im Alltag mit einem Süchtigen ständig damit konfrontiert, dass das abhängige Elternteil damit beschäftigt ist, Suchtmittel zu beschaffen oder dieses zu konsumieren. Aufgrund von auftretenden Entzugserscheinungen bei Mangelversorgung mit der Substanz, kommt es immer wieder zu Zerrissenheit im Gefühlsleben des Süchtigen. Dies erlebt das Kind ganz direkt mit und kann sich zu fast keiner Gelegenheit sicher darüber sein, wie das Elternteil in welcher Situation reagiert. Dadurch werden Unsicherheit und Ängste zu ständigen Begleitern des Kindes. FLASSBECK beschreibt, dass die Situation der Kinder geprägt ist, von Ängsten und so starken Belastungen, dass sie oft komplexe Traumata25 entwickeln, die unmittelbar mit der Suchtproblematik der Eltern zusammenhängen.26 MORTLER bezieht sich in ihren Untersuchungen eher auf die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer psychischen Störung bei den betroffenen Kindern. Sie leiden, im Vergleich zu unbelasteten Kindern, sehr viel häufiger an Depressionen und Angststörungen. Dies kann sich nicht nur im Kindheits- und Jugendalter ausbilden, sondern sogar noch im Erwachsenenalter der Betroffenen herausbilden.27 Als eine weitere psychische Folge für betroffene Kinder kann die Entwicklung einer Co-Abhängigkeit28 benannt werden. Das bedeutet, dass die Kinder ungewollt das Suchtverhalten ihrer Eltern unterstützen und stabilisieren. Sie zeigen somit suchtförderndes Verhalten, auch wenn ihnen dies oft nicht bewusst ist.29 Beispielsweise übernimmt das Kind, in hohem Maße, Verantwortungen für die Familie und deren Funktionieren, bspw. übernimmt es die Versorgung jüngerer Geschwister. Aber auch das Geheimhalten des Elternverhaltens kann dazu gezählt werden.30 Die Kinder erleben bereits von früh an, dass das Geheimhalten der Suchtfamilie eine wichtige Aufgabe sei. Ihnen wird suggeriert, dass es nicht wichtig sei, über das Suchtverhalten der Eltern zu sprechen, da alles in Ordnung sei und auch die Gefühle des Kindes irrelevant sind, da es augenscheinlich kein Problem gibt. Diesbezüglich werden ebenso die Wahrnehmungen des Kindes in Frage gestellt (bspw. Papa/ Mama hat nichts getrunken, obwohl es das Kind klar erkennen kann). Diese Äußerungen tragen zu Unsicherheiten beim Kind bei und unterstützen somit suchtförderndes Verhalten.31 Darüber hinaus besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von externalisierenden Auffälligkeiten, wie ADS/ADHS32.33 NACOA Deutschland34 hat zu den gesundheitlichen Risiken für Kinder suchtmittelabhängiger Eltern eine Studie der Universität Hamburg35 veröffentlicht.
3.3 Die Entwicklung eines eigenen Suchtverhaltens
Die Entwicklung eines Suchtverhaltens hat verschiedene Ursachen, die in einem dreiseitigen Bedingungsgefüge36 zusammengefasst werden können. Die erste Seite dieses Gefüges ist der Mensch in seiner gesamten Persönlichkeitsstruktur. Beeinflusst wird sein Verhalten hier beispielsweise durch seine Stärken, Schwächen, Erbanlagen und sein Selbstwertgefühl. Die zweite Seite beinhaltet die Umweltfaktoren, die alle äußeren Einflüsse meint, denen ein Mensch während seiner Entwicklung und seines Lebens unterliegt. Dies sind beispielsweise Familie und Freunde, die Wohnsituation und Vorbilder an denen er sich orientiert. Die dritte Seite des Bedingungsgefüges bildet das Suchtmittel selbst. Hier spielt dabei vor allem die Erhältlichkeit, Verträglichkeit, Wirkung und Dosis eine Rolle für den Menschen.37 Laut NACOA haben Kinder aus suchtbelasteten Familien ein sechsfach höheres Risiko als Erwachsener selbst an einer Suchtmittelabhängigkeit zu erkranken, wie Kinder, die in einer Familie ohne Suchtbelastung aufwachsen. Insgesamt bedeutet dies, dass circa ein Drittel der Kinder im Erwachsenenalter eine Substanzabhängigkeit entwickeln. Kinder suchtkranker Eltern sind demnach die größte bekannte Suchtrisikogruppe.38
3.4 Stärken von Suchtkindern
Aufgrund von vielen Negativerfahrungen, entwickeln Suchtkinder bis zum Erwachsenenalter in ihrem Leben besondere Stärken, die hier herauszustellen sind. BARNOWSKI-GEISER bezeichnet dies als -die Kraft des Dennoch-. Ihr Blick wird dabei vor allem auf die Resilienzen39 und Widerstandskräfte gelenkt, denen sie in ihrer Arbeit mit erwachsenen Suchtkindern immer wieder begegnet. Sie stellt ebenso fest, dass die Betroffenen selbst oft gar nichts von ihren positiven Eigenschaften wissen, bzw. sie diese sogar als befremdlich empfinden. BARNOSWKI-GEISER beschreibt die hohe Belastbarkeit als eine Stärke der Suchtkinder. Sie haben die Fähigkeit in besonderem Maße schwierige Situationen zu meistern und selbst meist keine Anerkennung oder Wertschätzung dafür zu empfinden oder zu verlangen. In diesem Ausmaß durchstehen sie auch jegliche schwere Krisen, ob es die eigenen sind oder die der anderen. Zu einer hohen Belastbarkeit gehört ebenso großes Durchhaltevermögen. Wenn sie einmal von einer Sache überzeugt sind und daran glauben, werden sie dran bleiben und viel Energie aufbringen, um ihre Ziele durchzusetzen, auch wenn schon viele andere vor ihnen daran gescheitert sind. Sie sind daher auch später, als Erwachsene, meist ausgesprochen gut für Leitungs- und Führungspositionen geeignet. Auch hier können sie ihre stark ausgeprägten Managerqualitäten für sich und andere nutzen. Nichts Unerwartetes bringt sie aus der Fassung und alle Eventualitäten werden von vornherein berücksichtigt. Als Kinder mussten sie schließlich auch spontan und flexibel auf Gefühls- und Situationsveränderungen, ihrer Eltern, reagieren. In Bezug auf Partnerschaften und Beziehungen zeigen Erwachsene aus Suchtfamilien oftmals ein hohes Maß an Treue, wenn sie von dem Partner/ der Partnerin überzeugt sind. Auch da halten sie in schwierigen Situationen zu ihm/ ihr. Sie sind außerdem sehr feinsinnig und sensibel für die Empfindungen und Gefühle des Gegenübers. Ihr Feingefühl macht es ihnen möglich, Menschen schnell einschätzen zu können und außerdem genau zu wissen, was diese gerade in ihrer Situation brauchen. Die ausgeprägte soziale Kompetenz kommt ihnen zusätzlich in der Gestaltung von Beziehungen zugute. Aufgrund des häufigen Hilfesuchens in der Kindheit, fällt es ihnen später weniger schwer auf fremde Menschen zuzugehen und Situationen durch Beobachten genau abzuschätzen und einzuordnen.40
4. Pädagogische Unterstützungsmöglichkeiten speziell für Kinder
4.1 Alltagssituationen
Für Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen ist es in der Alltagssituation mit den Kindern von großer Bedeutung klare Regeln und Strukturen zu geben. Vor allem für diejenigen, die diese geregelten Erfahrungen im häuslichen Kontext nicht machen. Alltagsstruktur gibt den Kindern Sicherheit. Für das Erkennen einer möglichen Suchtproblematik der Eltern, soll der/ die Erzieher*in das Verhalten der Kinder, aber auch das der Eltern, genau beobachten und dabei vor allem Verhaltensänderungen wahrnehmen. Dies kann vor allem im Kontakt der betroffenen Kinder mit Gleichaltrigen gut wahrgenommen werden. Veränderungen und Auffälligkeiten sollten bestenfalls im Team mit Kollegen*innen besprochen und exakt dokumentiert werden (Datum, Ort, Verhalten, Zeugen).41 In Krisenfällen können kollegiale Fallberatungen, sowie das Hinzuziehen der „insoweit erfahrenen Fachkraft“ helfen. Eventuell wird es notwendig, einen internen Interventionsplan zu erstellen. Dieser sollte feste Vorgaben enthalten, wie sich bspw. fachlich verhalten wird, wenn ein offensichtlich alkoholisiertes Elternteil sein Kind, nach der Betreuungszeit, abholen möchte.42 Da solche familiären Strukturen für die Kinder in jedem Fall extremen Stress für die Kinder bedeuten und ihnen die notwendigen Bewältigungsmechanismen fehlen, werden in den nächsten Kapiteln Möglichkeiten beschrieben, wie der/ die Sozialarbeiter*in oder Erzieher*in ganz konkrete pädagogische Unterstützungsmöglichkeiten anbieten kann.43
4.2 Die pädagogische Grundhaltung der Fachkräfte
Für eine gelingende pädagogische Arbeit ist eine partnerschaftliche Haltung Grundvoraussetzung für die funktionierende Zusammenarbeit mit den Kindern, aber vor allem auch mit deren Eltern. Den Kindern ggü. ist Aktives Zuhören eine wichtige Gesprächshaltung, bei der das Kind mit all seinen Bedürfnissen und Empfindungen im Vordergrund steht. Die eigenen Emotionen sollten dabei zurückgestellt werden. Offene Fragestellungen mit Wie? und Was? also Fragen die nicht nur mit Ja oder Nein zu beantworten sind, helfen bei der Gesprächsgestaltung. Die Fachkraft kann dabei wichtige Aussagen nochmal wiederholen, um das Kind oder die Eltern ihm/ ihr ggü. in ihren Aussagen zu bestätigen und zu zeigen, dass man der Thematik folgt. Damit wird ebenso signalisiert, dass die Helfer*innen Verständnis und Interesse zeigen und es dem anderen gegenüber ermöglicht wird, sich zu öffnen. Das Kernstück des Aktiven Zu-hörens liegt vor allem beim Erkennen und Spiegeln von Gefühlen der Gesprächspartner*innen. Es werden in diesem Fall keine Ratschläge gegeben, sondern in wertschätzender und einfühlsamer Art zugehört und auf die Themen eingegangen und nachgefragt. Hierbei geht es auch um die Entwicklung des eigenen Verständnisses für die persönliche Situation und die Stärkung der Selbstwirksamkeit. Wie Fachkräfte in ihrer täglichen Arbeit die Förderung von Resilienzen unterstützen können, wird in Kapitel 4.5 benannt und erläutert. In krisenhaften Situationen ist dies von großem Vorteil für die gemeinsame Interaktion und das Problemlösen. Pädagogische Fachkräfte sollten den Eltern stets mit Offenheit, Interesse und Wertschätzung für ihre Situation begegnen. Vorschnelle Beurteilungen und Schuldzuweisungen sind unbedingt zu vermeiden und Verständnis für die Situation zu signalisieren. Die eigene positive und ressourcenorientierte Grundhaltung trägt für ein besseres Selbstverständnis der Eltern bei. Ressourcenorientiert meint hier vor allem, dass im Kontakt mit den Eltern hervorgehoben werden soll, was den Eltern gut gelingt und welche positiven Veränderungen es gibt. Ebenso sollen die Gesprächspartner davon überzeugt sein, an der aktuell schwierigen Situation, durch aktive Mitarbeit, zur Verbesserung beitragen können. Die Eltern sollen aktiv in das Geschehen und die Schritte einbezogen werden. Diese sollten so kalkuliert sein, dass die Eltern die Ziele auch in dem vereinbarten Zeitraum erfüllen können, denn durch kleinere Teilerfolge bleiben die Eltern motiviert und sehen die Chance auf Veränderung.44 In Punkt 4.4 wird bezüglich des Aufbaus und Ablaufs eines kritischen Elterngesprächs näher eingegangen. Eine weitere wichtige Voraussetzung für Fachkräfte in der Arbeit mit Kindern ist es, regelmäßige Weiterbildungen zu den bestehenden, aktuellen Schwerpunkten zu absolvieren. Die Bereitschaft dazu, sollte von den Mitarbeiter*innen ausgehen. In dem Fachbereich der Suchthilfe, insbesondere für Kinder aus suchtbelasteten Familien, gibt es verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen und Fortbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte.45 Diese gibt es jeweils auf lokaler, regionaler und landesweiter Ebene. Diese richten sich an Sozialarbeiter*innen, Erzieher*innen und Lehrer*innen, sowie an Ehrenämter*innen und Angehörige zum Umgang mit Kindern aus suchtbelasteten Familien.46 Das Thema Sucht braucht vor allem Fachkräfte, die die Kinder für das Problem sensibilisieren. Es soll dabei aber weder dramatisiert oder bagatellisiert, noch verleugnet werden.47
4.3 Gespräche mit den Kindern
Die Voraussetzung für ein gelingendes Gespräch ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen dem Kind und dem/ der Erzieher*in. Meist ist diese Bezugsperson der einzige Erwachsene, den das Kind um Hilfe bitten und sich ihm anvertrauen kann. Das Kind sollte im besten Fall selbst entscheiden, wann es gesprächsbreit ist und nicht dazu gedrängt werden. Wie bereits in Punkt 4.1 erläutert, ist es wichtig, die Kinder genau zu beobachten und sie in ihrem Verhalten wahrzunehmen. Für die Gesprächsvorbereitung mit Kindern zum Thema Sucht ist es im Vorfeld wichtig sich Informationen einzuholen, bspw. durch speziell konzipierte Broschüren48 für Kinder. Dadurch kann das Kind besser in das Gespräch einbezogen werden. Bestärkung während des Gesprächs, sowie Interesse und Offenheit sind für das weitere Vertrauen wichtig. Besondere Beachtung sollten Kinder bekommen, die unglücklich und betrübt wirken, um das Wahrnehmen der Gefühle zu signalisieren. Die geschilderten Eindrücke sollten ernsthaft wahrgenommen werden. Das Kind braucht im Gespräch die Bestätigung, dass es die richtige Entscheidung getroffen hat, sich jemanden anzuvertrauen. Außerdem in den eigenen Gefühlen und Gedanken zu ermutigen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Zu vermeiden sind voreilige Schlüsse oder das offene Kritisieren der Eltern vor dem Kind. Damit werden Konflikte in der Loyalität und Ängste gesteigert. Außerdem sollten Fragen und Anmerkungen vermieden werden, in denen das Kind in Rechtfertigungszwang kommt. Es könnte dabei der Eindruck entstehen, dass es seine Familie verrät. Die vorgegebenen Datenschutzrichtlinien sind dringend einzuhalten, um die Professionalität der Arbeit zu bewahren. Die Fachkraft sollte dem Kind ggü. deshalb niemals versprechen, dass Erzählte niemandem weiterzugeben, wenn ihm/ ihr dies möglicherweise durch erkennen einer Kindeswohlgefährdung nicht gestattet wird. Der Aspekt der Kindeswohlgefährdung muss nach dem Gespräch eingeschätzt werden und ggf. müssen notwendige Schritte eingeleitet werden.49,50 Hierzu wird in Punkt 4.7 näher eingegangen.
4.4 Gespräche mit den Eltern
Eine partnerschaftliche Grundhaltung ist Voraussetzung für ein gelingendes Elterngespräch. Grundsätzlich spielt hierbei die gleiche wertschätzende und respektvolle Gesprächsgestaltung eine wichtige Rolle, um einen ehrlichen und offenen Umgang miteinander zu gewährleisten. Für ein kritisches Gespräch bzgl. einer möglichen Suchtproblematik der Eltern oder gar die Äußerung des Verdachts auf Kindeswohlgefährdung bedarf es der Anwendung bestimmter Gesprächsmethoden. Neben dem Aktiven Zuhören, soll die Fachkraft hier vor allem Ich-Botschaften verwenden. Kenntnisse über Methoden der motivierenden Gesprächsführung51 können dafür ebenso hilfreich sein. Es ist für ein Krisengespräch wichtig, klare, kurze Erklärungen zu finden und das Problem klar zu benennen. Die Wahl eines separaten Raumes kann außerdem zu einer besseren und ruhigeren Atmosphäre beitragen. So umgeht man auch das Problem von unerwünschten Zuhörern. Hat ein/e Kolleg*in eine bessere Beziehung zu den betroffenen Eltern, so sollte das sensible Gespräch von dieser Fachkraft durchgeführt werden und nicht von einem selbst.52 Darüber hinaus, sollte ein kritisches Elterngespräch gut vorbereitet sein. Im Vorfeld wäre also zu klären, welche Ziele (Minimalziele) dem Gespräch vorausgehen. Die damit verbundenen inhaltlichen Schwerpunkte sollte vorher ebenfalls notiert werden, damit nichts Wichtiges vergessen wird. Zu einer umfassenden Vorbereitung zählen auch Beobachtungen, die beim Kind und im Kontakt mit den Eltern wahrgenommen wurden. Die zeitliche Begrenzung sollte ebenfalls im Vorfeld bestimmt werden, um dem Gespräch einen festen Rahmen zu geben. Die Gesprächsziele sollten immer SMART53 (Spezifisch, Messbar, Anerkannt, Realistisch, Terminiert) formuliert sein. Der Ablauf eines Elterngesprächs sollte in seinem Ablauf54 genau strukturiert sein und kann je nach Situation verändert werden. Es gibt ebenso Situationen in denen man sich als Fachkraft nicht auf ein solches Gespräch vorbereiten konnte und weitestgehend improvisieren muss. Dies kann zum Beispiel bei Tür- und Angelgesprächen der Fall sein. In diesem Fall ist es wichtig eine angenehme Atmosphäre zu schaffen (Bsp. einen ruhigen Raum) und einen positiven Gesprächseinstieg zu finden (Bsp. ein Kompliment oder eine lustige Begebenheit mit dem Kind). Die Anmerkung, dass die Inhalte des Gesprächs und die Vereinbarungen verschriftlicht werden, sind am Anfang hilfreich für die Transparenz und damit keine Irritationen während der Unterhaltung entstehen. Schuldzuweisungen bzgl. der Suchtproblematik sollten unbedingt vermieden werden. Dabei soll ebenso darauf geachtet werden, dass den Eltern ggü. betont wird, dass das Kind im Mittelpunkt steht und das Gespräch sich hauptsächlich um dessen Wohlergehen dreht.55 Am Ende eines Gesprächs sollte stets ein positiver Ausblick gegeben werden, um die Eltern mit einem ermutigenden Gefühl zu verabschieden.56
4.5 Resilienz und Lebenskompetenz fördern
Um widrige Lebensumstände und negative Erfahrungen völlig oder weitestgehend gesund zu überstehen, bedarf es der Stärkung der psychosozialen Kompetenz der betroffenen Kinder. Für die pädagogische Arbeit mit Kindern bedeutet das vor allem die Förderung der Resilienz57 und der Lebenskompetenzen58. Suchtpräventive Projekte und spezielle Methoden zur Vorbeugung ist ein zentraler Bestandteil für Kinder mit Eltern, die eine Suchtproblematik aufweisen. Entscheidend ist hierbei, auf jedes Kind einzeln und individuell einzugehen und dieses zu fördern und hinsichtlich Verhaltensauf-fälligkeiten achtsam zu sein, wie bereits in Kapitel 4.1 beschrieben wurde. Die Förderung von Resilienz und Lebenskompetenz sind für alle Kinder wichtig und beschränken sich nicht nur auf die Arbeit mit Kindern aus suchtbelasteten Familien. Um die Resilienz eines Kindes zu fördern, sollte das Kind bei der Empfindung, dass sein eigenes Familienleben anders ist, als dieses anderer Kinder, in seiner Wahrnehmung unterstützt und bestätigt werden. Ebenso ist es wichtig altersentsprechende Informationen über die Suchterkrankung an das Kind weiterzugeben und Fragen kindgerecht zu beantworten. Dabei soll der Krankheitsaspekt und die Auswirkungen der Suchtmittelabhängigkeit hervorgehoben werden, damit das Kind die Probleme, die damit einhergehen, nicht auf sich projiziert und keine Schuldgefühle entwickelt. Kontakte außerhalb der Kernfamilie sollen gefördert werden, damit sie mit anderen Erfahrungen sammeln und ihre Unabhängigkeit ggü. ihrer Familie zu stärken. Gemein-same Aktivitäten und ausgewählte Hobbies können hier unterstützend wirken. Das bedeutet ebenso, dass sie in Krisensituationen möglicherweise über ein funktionierendes Netzwerk verfügen, welches sie unterstützen kann. Eine vertrauensvolle Beziehung zu den Erzieher*innen kann diesbezüglich ebenfalls förderlich sein, da in diesem Fall Tageseinrichtungen den erholsamen Raum für die betroffenen Kinder bilden können. Die Selbstwirksamkeitserfahrung wird im Alltag vor allem dadurch gestärkt, dass Kinder bereits, ihrem Alter entsprechend, Entscheidungen selber treffen dürfen, bzw. ihnen Auswahlmöglichkeiten vorgelegt werden. Resiliente Kinder nehmen Krisensituationen mehr als Herausforderung wahr und nicht als grundlegendes Problem. Diese Fähigkeit wird gefördert, wenn sie aktiv und selbständig ihre Umwelt entdecken und erkunden dürfen. Je selbstwirksamer sie sein dürfen, desto optimistischer gehen sie an neue Aufgaben heran. Dies kann im Alltag der Kinder vor allem durch das Mitspracherecht bei der Gestaltung des Tagesablaufs und der Teilnahme an sportlichen oder sozialen Aktivitäten sein. Das Ausleben der eigenen Kreativität ist außerdem eine wichtige Möglichkeit, eigene Gefühle und Gedanken zum Ausdruck zu bringen und damit neue eigene Ideen zu entwickeln. Da in suchtbelasteten Familien Lob und positive Rückmeldungen häufig zu kurz kommen, ist dies im Alltag der Kinder von großer Bedeutung. Durch humorvolle, lockere Situationen im Umgang mit ihren Betreuer*innen im Alltag, können sich die Kinder Abstand von der häuslichen Situation gewinnen. Dies müssen Kinder aus suchtbelasteten Familien allerdings oft erst erlernen, weil sie häufig nur den angespannten Alltag mit ihren Eltern kennen. Die Erzieher*innen sollten sie dazu ermutigen und eine solche Atmosphäre vorleben.59
[...]
1 vgl. FRÖHLICH, 2010, S. 83
2 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstverletzendes_Verhalten Stand: 28.11.19
3 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Co-Abhängigkeit Stand: 28.11.19
4 vgl. FASD-Fachzentrum.de
5 Anmerkung: vgl. hierzu Kapitel 3.1 Körperliche Folgen
6 vgl. LENZ & BROCKMANN, 2013, S. 49
7 vgl. https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-s/substitution/ Stand: 28.11.19
8 vgl. BUNZEL et. al., 2015, S. 9
9 siehe Anhang 1 - ICD 10 Diagnostikkriterien Abhängigkeitssyndrom
10 vgl. FRÖHLICH, 2010, S.488
11 vgl. BARNOWSKI-GEISER, 2015, S. 27 - „Alle taten, als gäbe es das nicht!“ (Anhang 2)
12 vgl. https://nacoa.de/fakten/zahlen Stand: 09.11.19
13 vgl. FLASSBECK, 2014, S. 130
14 vgl. BARNOWSKI-GEISER, 2015, S. 51
15 siehe Anhang 2 – Briefe von Betroffenen
16 vgl. FASSBECK, 2014, S.21
17 vgl. LENZ & BROCKMANN, 2013, S. 131 - 132
18 vgl. BUNZEL et al., 2015, S.15
19 siehe Glossar
20 vgl. LENZ & BROCKMANN, 2013, S. 133
21 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 15
22 vgl. hierzu Kapitel 5. Kindeswohlgefährdung
23 siehe Glossar und weiterführende Literatur
24 vgl. MORTLER, S. 14-15, 2017
25 siehe Glossar
26 vgl. FASSBECK, 2014, S. 20
27 vgl. MORTLER, 2017, S.17
28 siehe Glossar und weiterführende Literatur
29 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 11
30 vgl. FLASSBECK, 2014, S. 35
31 vgl. BUNZEL et al., 2015, S.12
32 siehe Glossar
33 vgl. MORTLER, 2017, S. 17
34 Anmerkung; NACOA Deutschland - Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V. , abrufbar unter www.nacoa.de
35 siehe Anhang 3 - Studie Universität Hamburg
36 siehe Anhang 4 - Bedingungsgefüge der Sucht
37 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 8
38 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 6
39 siehe Glossar und weiterführende Literatur
40 vgl. BARNOWSKI-GEISER, 2015, S. 61-68
41 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 11-13
42 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 24-25
43 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 31
44 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 29-30
45 vgl. MORTLER, 2017, S. 21
46 vgl. MORTLER, 2017, S. 25-26
47 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 28
48 Anmerkung: vgl. hierzu weiterführende Literatur für Kinder
49 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 24-25
50 siehe Anhang 5 - Botschaften an die Kinder
51 siehe weiterführende Literatur
52 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 28-30
53 siehe Anhang 6 - Gesprächsziele SMART
54 siehe Anhang 7 - Beispiel Ablauf kritisches Elterngespräch
55 siehe Anhang 8 - Botschaften an die Eltern
56 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 33-37
57 siehe Anhang 9 - Merkmale Resilienz
58 siehe Anhang 10 - Merkmale einer erfolgreichen Lebenskompetenz
59 vgl. BUNZEL et al., 2015, S. 18-23
- Arbeit zitieren
- Franziska Horn (Autor:in), 2019, Die pädagogische Arbeit mit Kindern aus suchtbelasteten Familien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520965
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