Wie sehr die Realität des deutschen Strafrechts mit der literarischen Darstellung von Ferdinand von Schirach divergiert, welchen Beitrag von Schirach zur Debatte über Strafverteidigung leistet beziehungsweise welche Ansichten er hierzu in seinen Werken offenbart, wie evident oder subtil dies geschieht, kann exemplarisch an der Erzählung "Volksfest" aus seinem Buch "Schuld" nachvollzogen werden.
Hierzu liegt der Fokus vordergründig auf zwei Aspekten, die die Erzählung aufgreift: einerseits spricht von Schirach indirekt den in dubio pro reo Grundsatz unserer Rechtsordnung an, andererseits lässt sich ein spezifisches Verständnis von Strafverteidigung erkennen. Die vielfältigen Ebenen, die von Schirach zur Suggestion nutzt, sind Anliegen des Hauptteils. Hier versucht der Autor nachzuweisen, wie von Schirach erzählerisch Position bekennt beziehungsweise welche Mechanismen er anwendet, um den Leser zu führen und wie dies im Text deutlich wird. Anschließend geht der Autor der Frage nach, welche Inszenierungen er darüber hinaus vornimmt, um etwaige falsche Fährten zu legen.
Suggestion scheint einer der wesentlichen Gründe zu sein, weshalb von Schirach seinen großen Erfolg sowohl in der Literaturkritik als auch in der breiten Leserschaft selbst zu generieren vermag.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Worte
- Suggestion durch Erzählperspektiven
- Die Verlässlichkeit der Erzählinstanzen
- Die Funktion des Perspektivwechsels vom personalen zum Ich-Erzähler
- „Verteidigung ist Kampf“ - Darstellung der Strafverteidigung innerhalb des Plots
- Opfer- und Täterinszenierung als stilistisches Mittel: Attribuierungen im Kontext der Suggestion
- Suggestion durch Verwirrung
- Der „eine Unschuldige“ als Rechtfertigung des in dubio pro reo - Verifizierung des Nichtverifizierten
- „[...]dass wir unsere Unschuld verloren hatten“ - Alles für das Parteiinteresse?
- „Alles strahlte [...] vor Würde und Rechtschaffenheit“ - Die Suggestion eines richterlichen Urteils
- Schlussreflexion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Frage, ob und inwiefern Ferdinand von Schirach in seiner Erzählung "Volksfest" durch suggestive Elemente einen Eindruck über Strafverteidigung und den in dubio pro reo-Grundsatz vermittelt, der möglicherweise verfehlt oder zumindest simplifizierend ist. Dabei wird untersucht, wie von Schirachs narrative Strategien, insbesondere die Verwendung von Perspektivwechseln und Attribuierungen, die Sichtweise des Lesers auf Strafverteidigung und das Rechtssystem beeinflussen.
- Der Einfluss von Erzählperspektiven auf die Wahrnehmung von Schuld und Unschuld
- Die Darstellung von Strafverteidigung als Kampf um die Rechte des Beschuldigten
- Die Frage, ob und inwiefern von Schirach den in dubio pro reo-Grundsatz in seinen Werken verkürzt oder verzerrt darstellt
- Die Analyse suggestiver Elemente in der Darstellung von Figuren und Situationen
- Die Rolle von Manipulation und Illusion in der literarischen Darstellung von Rechtsfragen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Suggestion und deren Rolle in von Schirachs Werken ein. Insbesondere wird die Frage aufgeworfen, welche Eindrücke von Schirach über Strafverteidigung und das Rechtssystem vermittelt und wie diese sich zu den tatsächlichen juristischen Hintergründen verhalten.
Das Kapitel "Suggestion durch Erzählperspektiven" analysiert, wie von Schirach mit verschiedenen Erzählperspektiven (personaler, Ich- und auktorialer Erzähler) arbeitet, um eine subjektive Wahrnehmung der Geschichte zu erzeugen. Es wird untersucht, wie die Täterinszenierung, der Fokus auf die Verteidigung als "Kampf" und die Verwendung des Begriffs "Unschuld" den Leser möglicherweise in eine bestimmte Richtung lenken sollen.
Das Kapitel "Suggestion durch Verwirrung" befasst sich mit der Frage, welche Inszenierungen von Schirach vornimmt, um den Leser auf "falsche Fährten" zu führen. Hier wird beispielsweise die Darstellung eines "unschuldigen" Täters untersucht und die Frage aufgeworfen, ob die Interessen des Parteiinteresses über die Wahrheit gestellt werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Suggestion, Strafverteidigung, in dubio pro reo-Grundsatz, Erzählperspektive, Attribuierung, Manipulation, Illusion, Rechtsstaatlichkeit, Parteiinteresse, Organtheorie.
- Quote paper
- Julia Eydt (Author), 2019, Strafverteidigung und der in dubio pro reo-Grundsatz in Ferdinand von Schirachs Erzählung "Volksfest", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520566