Entwicklung nach dem Nationalsozialismus zwar auseinander, aber in beiden Staaten entwickelte sich der Sport gemäß Dieter Voigt zu einem „Massenphänomen“ mit großem gesellschaftlichem Einfluss. Voigt (1992) bezeichnet den Sport in modernen Gesellschaften aus zwei Gründen als „Massenphänomen“: Zum einen partizipieren heute immer mehr Personen aktiv am Sport und zum anderen werden in modernen Gesellschaften Menschen aller Soziallagen vom Sport angesprochen. Die Konstatierung des Massensports hat mehrere Autoren dazu veranlasst, von einer „Versportung der Gesellschaft“ zu sprechen. Gegenstand der Arbeit ist auf der Grundlage dieser Aussage die Untersuchung der sportlichen Betätigung der Gesamtbevölkerung in der BRD.
In der Arbeit geht es zum einen um die Frage, in welchem sozialstrukturellen Determinationszusammenhang der Sport steht und zum anderen soll aufgezeigt werden inwiefern Lebenssituation und Handlungsmuster in einem Zusammenhang zur Sportbetätigung stehen. Kann der Sport in Deutschland heute als Massenphänomen bezeichnet werden oder ist die sportliche Betätigung auch heute noch als sozialstrukturell determiniertes Phänomen zu sehen?
Um diese Frage angemessen zu beantworten, werden mögliche Einflussfaktoren sportlicher Betätigung untersucht. Der Bundes-Gesundheitssurvey 1998 stellt eine geeignete Datengrundlage dar, da die auf einer Zufallsstichprobe der deutschen Wohnbevölkerung beruhenden Daten Aussagen zur Sportbetätigung der Gesamtbevölkerung sowie eine Untersuchung verschiedenster Korrelate sportlicher Aktivität ermöglichen.
1 Einleitung
1.1 Fragestellung und Ziel der Arbeit
Im Osten und im Westen Deutschlands klaffte die gesellschaftliche und politische Entwicklung nach dem Nationalsozialismus zwar auseinander, aber in beiden Staaten entwickelte sich der Sport gemäß Dieter Voigt zu einem „Massenphänomen“ mit großem gesellschaftlichem Einfluss (Voigt 1992: 109). Voigt (1992) bezeichnet den Sport in modernen Gesellschaften aus folgenden Gründen als „Massenphänomen“: Zum einen partizipieren heute immer mehr Personen aktiv am Sport (Voigt 1992: 113) und zum anderen werden in modernen Gesellschaften Menschen aller Soziallagen vom Sport angesprochen (Voigt 1992: 165). Die Konstatierung des Massensports hat mehrere Autoren dazu veranlasst, von einer „Versportung der Gesellschaft“ zu sprechen (Lamprecht/Stamm 1998: 141). Gegenstand dieser Arbeit ist die Untersuchung der sportliche Betätigung der Gesamtbevölkerung der BRD in der Gegenwart. In den letzten Jahrzehnten hat in diesem Zusammenhang eine zunehmende Demokratisierung stattgefunden. Kaschuba spricht von einer gesellschaftlichen Entwicklung, die den Sport schon fast zur „staatsbürgerlichen Pflicht“ werden lässt. Mit diesem Ausdruck der „staatsbürgerlichen Pflicht“ wird deutlich, dass Sport heute keinesfalls mehr wie früher als Privileg der Oberschicht anzusehen ist (Kaschuba 1989: 163f.).
Aber nicht nur die Sportbeteiligung hat sich in den letzten Jahrzehnten erhöht, sondern auch der Sport und die Sportlerrolle haben sich stark gewandelt. Noch in den 50er Jahren stand vor allem die Disziplinierung im Vordergrund. Man trieb Sport, um eine bestimmte Leistung zu erbringen. Heute steht für viele Sportler das persönliche Wohlergehen im Vordergrund, und Fitness sowie Gesundheit stellen für einen großen Teil der Bevölkerung die zentralen Motive des Sporttreibens dar (Bässler 1989: 64). Durch die Ausdifferenzierung des Sportsystems bestehen in der modernen Gesellschaft mehrere Sportmodelle wie beispielsweise Breiten-, Leistungs- und Gesundheitssport nebeneinander. Es existiert somit kein einheitliches Sportmodell mehr (Bässler 1989: 65). Das Sportverständnis beruht vielmehr auf der Summe gesellschaftlicher Definitionen und Wertorientierungen (Lamprecht/Zwicky 1990: 199).
In der folgenden Untersuchung soll die Sportbetätigung im Anschluss an Lamprecht, Ruschetti und Stamm als Ausübung sportlicher Handlungen verstanden werden (Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 20). Die Autoren unterscheiden eine qualitative und eine quantitative Dimension sportlicher Aktivität. Die quantitative Dimension umfasst die Sporthäufigkeit, welche auch im Bundes-Gesundheitssurvey von 1998 (BGS98) erfasst wurde. Die qualitative Ebene beschreibt die Art der Sportbetätigung und das Leistungsniveau, welche im BGS98 nicht erhoben wurde (Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 20).
In der Arbeit geht es zum einen um die Frage, in welchem sozialstrukturellen Determinationszusammenhang der Sport steht und zum anderen soll aufgezeigt werden inwiefern Lebenssituation und Handlungsmuster in einem Zusammenhang zur Sportbetätigung stehen. Kann der Sport in Deutschland heute als Massenphänomen bezeichnet werden oder ist die sportliche Betätigung auch heute noch als sozialstrukturell determiniertes Phänomen zu sehen?
Um diese Frage angemessen zu beantworten, werden mögliche Einflussfaktoren sportlicher Betätigung untersucht. Der Bundes-Gesundheitssurvey stellt eine geeignete Datengrundlage dar, da die auf einer Zufallsstichprobe der deutschen Wohnbevölkerung beruhenden Daten Aussagen zur Sportbetätigung der Gesamtbevölkerung sowie eine Untersuchung verschiedenster Korrelate sportlicher Aktivität ermöglichen.
1.2 Relevanz der Fragestellung
Schon Turnvater Jahn propagierte im frühen 19. Jahrhundert für alle Bevölkerungsschichten festgelegte Turnübungen zur Verbesserung der körperlichen und geistigen Verfassung (Lamprecht/Stamm 1998: 141). Die zunehmende Relevanz der Sportbetätigung in der modernen Gesellschaft im Rahmen der individuellen Gesundheitsförderung kann mit dem zunehmenden Bewegungsmangel im Zuge der Modernisierung erklärt werden (Opper 1998: 62). In modernen Industriegesellschaften stehen viele Krankheits- und Todesursachen in engem Zusammenhang mit ungesunder Ernährung und mangelnder Aktivität (Darlison 2000: 958). In erster Linie ist es der vorwiegend sitzende Lebensstil, der für die Zunahme einer Reihe von chronischen Krankheiten verantwortlich gemacht wird (Mensink 2002: 35; Blair/Connelly 1996: 193), denn Bewegungsmangel ist gemäß vielen Autoren als wichtige Ursache für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sehen (Opper 1998: 63; Winkler 1998: 122; Sallis/Hovell/Hofstetter/Faucher 1989: 20; Lüschen/Abel/Cockerham/Kunz 1993: 176). Sport stellt in der modernen Welt somit einen Ausgleich für den ansonsten eher bewegungsarmen Alltag bereit (Opper 1998: 63; Darlison 2000: 963). Dem Sport wird hier also eine präventive Wirkung zugeschrieben, insbesondere soll das sportliche Training vor Herz-Kreislauferkrankungen und orthopädischen Erkrankungen schützen (Balz 1992: 261; Hoffmeister/Hüttner/Stolzenberg/Lopez/Winkler: 61; Darlison 2000: 963). Zudem kann es als belegt angesehen werden, dass sportliche Aktivität altersbedingte Rückbildungsprozesse verzögert, und dadurch zur Aufrechterhaltung der Mobilität beiträgt und das subjektive Wohlbefinden erhöht. Aus diesen Gründen ist sportliche Aktivität im mittleren und im höheren Alter besonders empfehlenswert (Bässler 1992: 24).
Sport kann aber durchaus auch ungesunde Elemente beinhalten, daher sollte auch nicht von einer uneingeschränkt positiven Wirkung sportlicher Betätigung auf die Gesundheit ausgegangen werden (Weiß 1994: 13f.). Sportverletzungen, Leistungsdruck, Doping und Essstörungen, vor allem unter weiblichen Sportlern, haben dazu beigetragen, dass der gesundheitliche Nutzen sportlicher Betätigung von einigen Autoren problematisiert wird (Darlison 2000: 966; Balz 1992: 262; Opper 1998: 64). Trotz allem überwiegt jedoch der gesundheitliche Nutzen des Sports gegenüber den Nachteilen erheblich (Darlison 2000: 966). Als belegt gilt, dass inaktive Personen durch körperliche Aktivität ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden steigern können. Um gesundheitliche Vorteile zu erringen, muss die sportliche Aktivität körperlich anstrengend sein, vom Schachspielen kann beispielsweise keine gesundheitliche Verbesserung erwartet werden. Zusätzlich steigt der gesundheitliche Nutzen mit zunehmender Dauer und Intensität des Trainings (Darlison 2000: 963).
Blair und Connelly liefern eine Zusammenstellung der Empfehlungen verschiedener Forscher über die Art und die Menge der physischen Aktivität, die nötig ist um eine Verbesserung der Gesundheit zu erzielen (Blair/Connelly 1996: 194). Aus den in die Zusammenstellung von Blair und Connelly aufgenommenen Untersuchungen geht übereinstimmend hervor, dass wenig physische Aktivität besser ist als keine und eine niedrige oder moderate Intensität der sportlichen Betätigung besser ist als ein überwiegend sitzender Lebensstil (Blair/Connelly 1996: 202). Schon moderate Aktivität kann bei bisher inaktiven Personen zu einer deutlichen Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens führen. Um die genaue Menge und Intensität der körperlichen Aktivität festzulegen, die eine gesundheitsschützende Wirkung hat, sind jedoch den Autoren zufolge noch nähere Untersuchungen erforderlich (Blair/Connelly 1996: 193).
Die Sportbetätigung wird heute zunehmend als persönlicher Beitrag zur Gesundheitserhaltung verstanden (Darlison 2000: 963). Das positive Zusammenspiel von sportlicher Aktivität und Gesundheit ist auch gemäß einer Studie von Denk und Pache an älteren Personen als bestätigt anzusehen (Denk/Pache 1999: 342). Obwohl der Nutzen körperlicher Aktivität noch nicht vollständig verifiziert ist und noch weitere Forschungen erforderlich sind, gibt es bereits mehrere Studien, die den positiven gesundheitlichen und gesellschaftlichen Effekt sportlicher Betätigung belegen (Darlison 2000: 957). Die Gesundheitserhaltung und -verbesserung können somit als Leistungen des Sports gesehen werden (Darlison 2000: 962).
Neueren Befunden zufolge hat sich der positive Zusammenhang zwischen sozialstrukturellen Korrelaten und der Sportbetätigung in den letzten Jahren nicht geändert. Trotz der zentralen Bedeutung, die heute Entstrukturierungs-, Differenzierungs- und Pluralisierungsprozessen zugesprochen wird, kann immer noch von einem schichtspezifischen Zugang zum Sport allgemein und zu den einzelnen Sportarten ausgegangen werden (Hartmann-Tews/Cachay 1998: 3). Im Allgemeinen erweisen sich auch heute noch die sozialstrukturellen Variablen Schichtzugehörigkeit, Alter, Geschlecht, Bildung, beruflicher Status und Einkommen als wichtige Prädiktoren zur Vorhersage der Sportbetätigung (Weiß 1999: 104f.; Hartmann-Tews/Cachay 1998: 4).
Aufgrund des gesundheitlichen Nutzens der sportlichen Betätigung ist es von besonderer Bedeutung, systematische Ausgrenzungen von bestimmten Bevölkerungsgruppen im Sport zu vermeiden. Um gezielte Maßnahmen gegen den Ausschluss von bestimmten Bevölkerungsgruppen ergreifen zu können, ist es von besonderer Bedeutung zu wissen, welche Bevölkerungsgruppen im Sport unterrepräsentiert sind.
Die positiven Effekte sportlicher Betätigung beschränken sich allerdings nicht nur auf gesundheitliche Vorteile. Die positiven ökonomischen Auswirkungen des Sports schlagen sich nach Darlison (2000) in drei Bereichen nieder. Eine körperlich und geistig leistungsfähige Arbeitskraft trägt erstens zur Steigerung der Produktivität bei und nimmt zweitens die Leistungen des Gesundheitssystem seltener in Anspruch. Drittens leistet die sogenannte Sport- und Freizeitindustrie einen erhebliche wirtschaftlichen Beitrag (Darlison 2000: 965).
Für den Bereich der sportlichen Aktivität existieren im Vergleich zu anderen die Gesundheit beeinflussenden Bereichen wie Alkoholkonsum oder Rauchverhalten wenig Untersuchungen (Semmer 1991: 115). Die existierenden Untersuchungen zu Korrelaten sportlicher Betätigung beschränken sich oft auf sehr spezielle Populationen (z.B. Personen ab 50 Jahre, Bewohner einer Stadt) und sind somit nicht ohne Probleme auf die Gesamtbevölkerung übertragbar. Gemäß der Analyse des Forschungsstandes existiert noch keine, mit der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Untersuchung vergleichbare Studie zu Korrelaten sportlicher Betätigung, die auf einer Zufallsstichprobe der gesamtdeutschen Bevölkerung beruht (vgl. Kap. 4).
1.3 Konzeption der Arbeit
Im Anschluss an die Einleitung erfolgt in Kapitel 2 die Darstellung der auf die Erklärung der Sportbetätigung anwendbaren theoretischen Ansätze. Als Konzepte der sozialen Ungleichheit werden das auf Geißler zurückgehende Schichtungsmodell, der Lebensstilansatz von Bourdieu und ein allgemeines Modell zur Erklärung des Freizeitverhaltens von Lamprecht und Stamm auf die Sportbetätigung angewendet. Gemäß diesen Ansätzen der sozialen Ungleichheit und auch den anschließend behandelten Sozialisationsansätzen ist die Sportbetätigung als gesellschaftlich geprägt anzusehen und erfolgt somit nicht unabhängig von sozioökonomischen und soziodemografischen Faktoren. Diese Ansätze gehen davon aus, dass sich verschiedene Personengruppen hinsichtlich ihrer Sportpartizipation systematisch unterscheiden. Andere Ansätze dagegen führen Unterschiede in der Sportaktivität nicht mehr auf sozioökonomische oder soziodemographische Merkmale zurück. Sie sehen die Entscheidung zur aktiven Sportbetätigung in erster Linie als Folge von individuellen Präferenzen. Aus Sicht des Trendansatzes „Sport als Kultur“ und der Systemtheorie bestehen in modernen Gesellschaften somit keinerlei „Zugangsbeschränkungen“ hinsichtlich bestimmter sozialstruktureller Merkmale. Sportler unterscheiden sich, so wird unterstellt, gemäß diesen theoretischen Ansätzen nicht von Sportabstinenten hinsichtlich sozioökonomischer und soziodemografischer Merkmale.
Anschließend erfolgt in Kapitel 3, aus den zuvor dargestellten theoretischen Ansätzen, die Ableitung und Begründung der Hypothesen. Dem Modell von Lamprecht und Stamm kommt jedoch in der folgenden Untersuchung lediglich eine Ordnungsfunktion zu. In diesem Kapitel und den nachfolgenden Kapiteln werden die unabhängigen Variablen und die Kontrollvariablen in Anlehnung an dieses Modell, nach Variablen der „alten“ und „neuen“ Ungleichheiten, Variablen der Lebenssituation und Variablen der Handlungsmuster gruppiert.
In Kapitel 4 wird eine Zusammenschau der durch eine systematische Literaturanalyse ausfindig gemachten, neueren Forschungsergebnisse präsentiert. Zusätzlich werden die in der Literatur berichteten Einflussfaktoren bezüglich ihrer Übereinstimmung mit den in Kapitel 3 ausformulierten Hypothesen betrachtet.
Die Beschreibung des Vorgehens bei der Analyse und den Analyseverfahren erfolgt in Kapitel 5. Zunächst wird die Datengrundlage der Untersuchung, der Bundes-Gesundheitssurvey, beschrieben. Anschließend erfolgt die Darstellung der Operationalisierung der in die Untersuchung einfließenden Variablen und die Erläuterung der angewendeten Analyseverfahren. Kapitel 6 umfasst dann die univariate Auszählung der Variablen sowie die Darstellung der bivariaten und multivariaten Ergebnisse. Eigentlich spricht man von multiplen Modellen, wenn die Regression mit einer abhängigen und mehreren unabhängigen Variablen berechnet wird. Von multivariaten Modellen spricht man streng genommen nur, wenn in einem Modell auch mehrere abhängige Variablen betrachtet werden. Da diese Unterscheidung in der Praxis jedoch kaum beachtet wird und meist einheitlich von multivariaten Modellen gesprochen wird, wird dies auch in der folgenden Arbeit so gehandhabt (Brüderl 1997: 1).
Im darauf folgenden Kapitel 7 werden die Validität und die Reliabilität der Daten sowie ausgewählte Ergebnisse der empirischen Analysen und die Generalisierbarkeit der Ergebnisse diskutiert. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und einigen aus der Untersuchung abgeleiteten Implikationen für die Praxis, sowie Hinweisen für spätere Studien.
2 Theoretische Ansätze und Modelle zur Erklärung der Sportpartizipation
Bereits 1976 beklagte Heinemann das Fehlen eines allgemeinen theoretischen Bezugsrahmens, der es ermöglicht, die unterschiedliche Teilnahme verschiedener Bevölkerungsgruppen am Sport oder an einzelnen Sportarten zu erklären (Heinemann 1976: 374). Auch heute noch zeigen sich in der sportsoziologischen Forschung deutliche theoretische und methodische Defizite, beispielsweise werden empirische Ergebnisse häufig ohne Bezugnahme auf eine Theorie dargestellt (Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 15; Cachay 2000: 189; Lamprecht/Stamm 1994: 41). Die Gefahr bei diesem theorielosen Vorgehen liegt in einer unstrukturiert erscheinenden Datenerhebung und einer, aufgrund des unklaren Fokus der Untersuchung, verkomplizierten Dateninterpretation (Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 15). Die Nachvollziehbarkeit der inneren Struktur eines Sachverhaltes und bestimmter Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge wird erleichtert, indem man den zu überprüfenden Sachverhalt aus dem Blickfeld einer explizit ausformulierten Theorie betrachtet. Mit Hilfe einer Theorie lassen sich allerdings nur Unterscheidungen erkennen, auf welchen der Fokus der Theorie liegt (Cachay/Thiel: 21f.). Als optimales Vorgehen wird auch in der Sportsoziologie die Vermischung einer theoretischen und einer empirischen Forschungsstrategie angesehen. Die Begründung hierfür ist, dass Theorien empirisch prüfbar und Forschungsergebnisse auch unter theoretischen Gesichtspunkten in sich schlüssig sein sollen (Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 15f.).
Zusammenfassend kann die Theoriebildung in der sportsoziologischen Forschung eher als rückständig charakterisiert werden. Außerdem findet sich kaum ein veranschaulichendes Erklärungsmodell der aktiven Sportpartizipation (Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 16). Zur Erklärung von Unterschieden der Sportaktivität verschiedener Personen oder verschiedener Bevölkerungsgruppen wurden in der bisherigen Forschung vor allem Theorien der Sozialisation und Theorien sozialer Ungleichheit herangezogen. Diese beiden Forschungsrichtungen überschneiden sich zu einem gewissen Grad, da Sozialisation immer auch beeinflusst ist von bestimmten schicht- und milieuspezifischen Gegebenheiten (Lamrecht/Ruschetti/Stamm 1991: 21).
Im Folgenden werden verschiedene theoretische Ansätze sozialer Ungleichheit (soziale Schichtung, Lebensstilansatz) sowie verschiedene Aspekte der Sozialisation, ein Trendansatz der Sportentwicklung in modernen Gesellschaften („Sport als Kultur“) und eine systemtheoretische Sichtweise in Bezug auf die zu bearbeitende sportsoziologische Fragestellung dargestellt.
2.1 Modelle sozialer Ungleichheit: „Neue“ und „alte“ Ungleichheitsansätze
Der Ungleichheitsforscher Hradil definiert soziale Ungleichheit als soziale Unterschiede, die Menschen als höher- oder tiefergestellt charakterisieren (Hradil 2000: 27). In der Soziologie wird also immer dann von sozialer Ungleichheit gesprochen, wenn die in einer Gesellschaft als wertvoll angesehen Güter nicht vollkommen gleich verteilt sind (Hradil 2000: 28f.). Aber nicht alle Besser- oder Schlechterstellungen werden als soziale Ungleichheit bezeichnet, sondern nur die Verteilung der „wertvollen“ Güter, die längerfristig ungleich verteilt sind wie beispielsweise Einkommensunterschiede (Hradil 2000: 29). Unterschiede wie Intelligenzunterschiede oder das Vorhandensein von Behinderungen werden mit dem Begriff der sozialen Ungleichheit dagegen nicht erfasst (Hradil 2000: 29f.).
Man unterscheidet die strukturierte ungleiche Verteilung „wertvoller“ Güter unter allen Menschen, wie z.B. die ungleiche Verteilung von Erwerbseinkommen unter allen Erwerbstätigen („alte“ Ungleichheiten), und die ungleiche Verteilung zwischen bestimmten Gruppen („neuen“ Ungleichheiten), wie z.B. Einkommensunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen oder zwischen Männern und Frauen (Hradil 2000: 30). Aus der Kombination der verschiedenen Dimensionen der horizontalen[1] „neuen“ und der vertikalen[2] „alten“ sozialen Ungleichheit setzt sich die Ungleichheit einer Gesellschaft zusammen (Esser 2000: 131).
Im Rahmen der Darstellung der Ungleichheitsansätze werden im folgenden die Ungleichheitskonzepte der sozialen Schichtung (Konzentration auf die „alten“ Ungleichheiten) und der Lebensstilansatz (Konzentration auf „neuen“ Ungleichheiten) dargestellt. Im Anschluss an die Behandlung dieser Ansätze sozialer Ungleichheit erfolgt die Darstellung eines allgemeinen Modells zur Erklärung des Freizeitverhaltens von Lamprecht und Stamm (1994, 1998), welches sowohl „alte“ als auch „neue“ Ungleichheiten berücksichtigt.
2.1.1 „Alte“ Ungleichheiten: Konzept der sozialen Schichtung
„Gruppierungen von Menschen mit ähnlich hohem Status innerhalb einer oder mehrerer berufsnaher Ungleichheitsdimensionen werden üblicherweise als Schichten bezeichnet“ (Hradil 2000: 40). Das Konzept der sozialen Schichtung ist jünger als die klassischen theoretischen Konzepte Klasse und Stand und wurde erst in Auseinandersetzung mit Marx durch Theodor Geiger in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zum soziologischen Grundbegriff (Geißler 1994: 6; Esser 2000: 143).
Die Unterteilung von Marx scheint für eine durch die Industrialisierung veränderte Situation nicht mehr passend. Immer mehr Menschen arbeiten inzwischen als unselbstständige Erwerbstätige und zwischen diesen Angestellten können in modernen Gesellschaften erhebliche Unterschiede festgestellt werden. Den in der industrialisierten Gesellschaft relevanten berufsnahen Ungleichheitsdimensionen kommt in den Modellen sozialer Schichtung eine besondere Bedeutung zu (Hradil 2000: 40). Der Schichtindex wird in der Regel mit Hilfe der berufsnahen sozio-ökonomischen Variablen Einkommen, Beruf und Bildung konstruiert (Esser 2000: 153; Tofahrn 1997: 97; Müller 1998: 10; Hartmann-Tews/Cachay 1998: 2). Zur Vereinfachung der komplexen Ungleichheitsstruktur wurden verschiedene Schichtungsmodelle (wie z.B. Bolte-Zwiebel oder die Geißler-Residenz) entwickelt. In Schichtmodellen soll die Gesamtbevölkerung so gruppiert werden, dass Personen in einer ähnlichen Soziallage und mit damit verknüpften Lebenschancen sich in einer sozialen Schicht befinden (Geißler 2002: 116f.).
Lenski stellte mit der Idee der Statusinkonsistenzen die Grundlagen eines multidimensionalen Schichtungsmodells bereit und leistete somit einen wichtigen Beitrag zur Wahrnehmung der Komplexität sozialer Ungleichheit (Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 25f.). Statusinkonsistenzen äußern sich dadurch, dass die verschiedenen Dimensionen der Schichtung relativ unabhängig voneinander sind. Unter Berücksichtigung dieser Idee der Statusinkonsistenzen können mit diesen Schichtungsmodellen beispielsweise auch Personen mit niedrigem Prestige und hohem Einkommen erfasst werden (Bornschier 1991: 63). Gemeinsam ist all diesen Modellen die Vertikalität der Schichtanordnung auf einer eindimensionalen Skala der Bewertung (Esser 2000: 151; Geißler 1994: 8; Geißler 2002: 117). Zusätzlich wird in Schichtmodellen üblicherweise davon ausgegangen, dass die äußere Lebensstellung zu einer bestimmten inneren Haltung, einer entsprechenden Schichtmentalität, führt (Hradil 2000: 44; Geißler 2002: 117). Auf die einzelnen Schichtmodelle soll im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht näher eingegangen werden.
In den 70er Jahren stand die soziale Schichtung im Sport bereits im Mittelpunkt des Interesses sportsoziologischer Forschung (Hartmann-Tews/Cachay 1998: 2). Die Erklärungskraft der sozialen Schicht erwies sich dabei als ziemlich stabil, denn es zeigte sich durchgehend, dass mit höherer Schichtzugehörigkeit eine vermehrte Sportaktivität verbunden ist (Opper 1998: 86f.). Opper lieferte in ihrer Dissertation eine Zusammenstellung von 12 Untersuchungen, die bereits in den Jahren 1955 bis 1978 zu dem Thema soziale Schicht und sportliche Aktivität durchgeführt worden waren (Opper 1998: 91). Es zeigte sich, dass die Sportbetätigung zu früheren Zeiten in erster Linie den oberen sozialen Schichten vorbehalten war (Opper 1998: 90; Bachleitner 1988: 237). Vor allem aufgrund der allgemeinen Verständlichkeit und der ihr zugeschriebenen hohen Erklärungskraft wird die Sozialschicht auch in späteren sportwissenschaftlichen Untersuchungen noch als Standardvariable zur Erklärung der Sportbetätigung verwendet (Bachleitner 1988: 241).
Als mögliche Erklärung für die Schichtunterschiede im Sportengagement werden die in den unterschiedlichen Schichten vorherrschenden Wertorientierungen herangezogen. Die Wertorientierungen der Ober- und Mittelschicht, wie beispielsweise das Hinarbeiten auf längerfristige Ziele oder die Fähigkeit zur Aggressionskontrolle, stimmen am ehesten mit den im Sport erforderlichen Werten überein (Voigt 1992: 165). Gemäß Voigt entspricht jedoch die soziale Schichtung im Sport nicht der sozialen Schichtung in der Gesellschaft, denn „Sport ist in unserer Gesellschaft ein Mittelschichtsphänomen, an dem alle Soziallagen in unterschiedlicher Ausprägung beteiligt sind“ (Voigt 1992: 165). Trotz der prinzipiellen Offenheit des Sports bleiben schichtspezifische Unterschiede im Sportengagement erhalten (Voigt 1992: 165).
Ein Problem bei der Heranziehung von Schichtmodellen zur Erklärung der sportlichen Betätigung besteht in der uneinheitlichen Abgrenzung der Schichten gegeneinander. Je nach den für die Einteilung der Schichten verwendeten Indikatoren kann es sich um Bildungsgruppen, Berufsgruppen oder Statusgruppen handeln (Geißler 1994: 18f.). Der gängige Schichtindex von Scheuch (1970) wird mit den Variablen Bildung, berufliche Stellung und Einkommen gebildet (Hoffmeister/Hüttner/Stolzenberg/Lopez/Winkler 1992: 26). Die Konstruktion kann jedoch nicht als normiert betrachtet werden und auch die Anzahl der gebildeten Schichten variiert in Abhängigkeit von dem verwendeten Schichtindex. Durch die Existenz von Schichtmodellen mit drei, fünf und sechs Schichten ist die Vergleichbarkeit verschiedener Schichtmodelle nicht gegeben (Bachleitner 1988: 239f.). Kritisiert wird an der Konzeption der sozialen Schichten desweiteren, dass sie die soziale Realität zu sehr vereinfacht (Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 25; Voigt 1992: 153) und dass nur durch die Schichtvariable die veränderte Sozialstruktur nicht mehr angemessen erfasst werden kann (Bachleitner 1988: 247). Lediglich Personen, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, können mit Modellen sozialer Schichtung angemessen erfasst werden, nichterwerbstätige Haushaltsmitglieder sind dagegen nur unter Kompromissen, zum Beispiel über die berufliche Stellung des Haushaltsvorstandes, einzuordnen. Durch dieses Verfahren können die wahren Lebensbedingungen der nicht im Berufsleben stehenden Personen nicht angemessen erfasst werden (Bachleitner 1988: 243; Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 28), obwohl gerade die Nichterwerbstätigen empirischen Befunden zufolge als sportlich besonders aktiv einzustufen sind (Bachleitner 1988: 243).
Die traditionelle vertikale Dimension der sozialen Ungleichheit steht im Zentrum der Schichtungsmodelle und die sogenannten neuen Ungleichheiten (z.B. Nationalität, Geschlecht, Alter) finden nur am Rande Beachtung (Geißler 2002: 122; Geißler 1994: 17). Bachleitner vertritt die Meinung, dass es zwar möglich ist, die Sportpartizipation in Abhängigkeit von der Schichtzugehörigkeit zu beschreiben, aber die verursachenden Faktoren dieser schichtspezifischen Unterschiede können mit den Schichtmodellen nicht erfasst werden (Bachleitner 1988: 240). Seiner Ansicht nach führt die ausschließlich beschreibende Analyse der Schichtmodelle zu Fehlinterpretationen, da die Schichtungsvariable viel zu oberflächlich und die Zusammensetzung der einzelnen Schichten sehr vielfältig ist (Bachleitner 1988: 240f.). Bachleitner schlägt vor, die Variable der sozialen Schicht durch eine Neukonzeption, zum Beispiel durch die Einbeziehung horizontaler Ungleichheiten, aussagekräftiger zu gestalten (Bachleitner 1988: 242).
Geißler hingegen sieht den Schichtbegriff in seiner Erklärungskraft nicht als überholt. Er stellt die These auf, dass die „alten“ vertikalen Ungleichheiten nach wie vor in größerem Ausmaß die Sozialstruktur beeinflussen als die „neuen“ horizontalen Ungleichheiten (Geißler 1994: 21f.; Geißler 2002: 139). Die Chancen auf eine gute Bildung und somit auf ein hohes Einkommen sind gemäß Geißler auch heute noch schichtabhängig. Auch bestimmte Verhaltensweisen, wie beispielsweise das Heiratsverhalten, können weiterhin als schichttypisch geprägt angesehen werden (Geißler 2002: 139). Zusätzlich erweisen sich die unteren sozialen Schichten als immun gegenüber Individualisierungsprozessen, denn erst mit dem Wohlstand ist eine Loslösung von materiellen Zwängen möglich (Geißler 2002: 140). Gemäß Beck haben sich die Unterschiede zwischen „arm“ und „reich“ und zwischen „unten“ und „oben“ kaum verändert. Sie werden nur aufgrund des kollektiven Aufstiegs („Fahrstuhl-Effekt“)[3] nicht mehr als so extrem wahrgenommen (Band/Müller 1998: 420; Beck 1986: 124). Das Fazit Geißlers lautet: „Die Schichtstruktur verändert sich, aber sie löst sich keinesfalls auf; die moderne Gesellschaft hat sich nicht von den Klassen und Schichten verabschiedet, sondern eine dynamische, pluralisierte Schichtstruktur herausgebildet“ (Geißler 1994: 31).
2.1.2 „Neue“ Ungleichheiten: Lebensstilansatz
Die Entwicklungen seit den 70er Jahren lassen sich mit dem Begriff der Individualisierung beschreiben (vgl. Beck 1986: 116ff.). Mit dieser gesellschaftlichen Entwicklung verlieren die traditionellen, vor allem vertikal ausgerichteten Konzepte an Bedeutung und die sogenannten Milieu- und Lebensstilkonzepte treten in den Vordergrund (Esser 2000: 166f.; Geißler 1994: 14; Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 27). Es erfolgt ein Wechsel des sozialen Fokus „von der sozialen Ungleichheit auf die soziale Vielfalt“ (Geißler 1994: 14). Aus individualisierungstheoretischer Sicht beeinflussen der individuelle Lebensstil und persönliche Werthaltungen in immer stärkerem Ausmaß das Verhalten (Rohrberg 1998: 107; Esser 2000: 131). Beck beschreibt die durch die Individualisierung veränderten Lebensbedingungen in Deutschland als „jenseits der Klassengesellschaft“ liegend (Beck 1986: 121).
Seit Mitte der 80er Jahre finden in der soziologischen sowie in der sportsoziologischen Forschung zunehmend diese neuen Ungleichheitskonzeptionen Beachtung. Diese sollen der Situation in modernen Industriegesellschaften besser gerecht werden als Schichtungs- und Klassenmodelle (Heinemann 1998: 207; Lamprecht/Stamm 1994: 256; Bässler 1993: 47). Die Verwendung von Lebensstil[4] - und Milieukonzepten[5] wird damit begründet, dass Ungleichheiten, die relativ unabhängig von der Schichtzugehörigkeit bestehen wie z.B. die Wohnumgebung, die Geschlechtszugehörigkeit oder die Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder das Verhalten und die aktuelle Lebenssituation in stärkerem Ausmaß bestimmen als die Schichtzugehörigkeit (Heinemann 1998: 207). Diese neuen Ungleichheiten gewinnen im Zuge der gesellschaftlichen Entwicklung zunehmend an Bedeutung (Abraham 1998: 29).
Es liegen verschiedenste Definitionen und Konzepte des Lebensstils vor (Lamprecht/Stamm 1994: 257), als bekanntester Vertreter des Lebensstilansatzes kann jedoch der französische Soziologe Pierre Bourdieu bezeichnet werden (Hurrelmann 2002: 118; Lamprecht/Stamm 1994: 249), auf dessen Ansatz im Folgenden näher eingegangen werden soll. Bourdieu entwirft mit seinem Lebensstilansatz sozusagen ein neues Konzept sozialer Ungleichheit. Ausgangspunkte von Bourdieus neuem Ungleichheitskonzept sind die Klassentheorie von Marx[6] und Webers[7] Unterscheidung von Klasse und Stand (Lamprecht/Stamm 1994: 261f.).
Der französische Soziologe stellt mit seinen zentralen Konzepten Habitus, Feld und Kapital die Basis für die Lebensstilanalyse bereit (Fröhlich 1994: 33), die soziale Welt wird bei ihm mit Hilfe eines mehrdimensionalen Raums dargestellt (Bourdieu 1985: 9). Dieser soziale Raum wird konstruiert durch verschiedene Macht- und Kapitalarten (Bourdieu 1985: 9f.) und besteht nach Bourdieu aus mehreren Teilräumen, den sogenannten Feldern (Fröhlich 1994: 41). Auch Sport ist dementsprechend als ein soziales Feld anzusehen.
Bourdieu unterscheidet das ökonomische Kapital (Einkommen und Vermögen), das kulturelle (Bildung) und das soziale Kapital (Netzwerke) (Bourdieu 1985: 11). Über den Besitz der verschiedenen Kapitalarten wird die Stellung von verschiedenen Personen oder Gruppen im sozialen Raum bestimmt (Bourdieu 1985: 9; Lamprecht/Stamm 1994: 264).
Bourdieu vertritt den Standpunkt, dass Klassenzugehörigkeit heute vor allem durch unterschiedliche Arten der Lebensführung (Raum der Lebensstile) zum Ausdruck kommt (Müller 1998: 16), also durch die Stellung im sozialen Raum (Bourdieu 1985: 12). Diese Klassen definiert Bourdieu als „Ensembles von Akteuren mit ähnlichen Stellungen, die, da ähnlichen Konditionen und ähnlichen Konditionierungen unterworfen, aller Voraussicht nach ähnliche Dispositionen und Interessen aufweisen, folglich auch ähnliche Praktiken und politisch-ideologische Positionen“ (Bourdieu 1985: 12). Klasse wird bei Bourdieu also zur Bezeichnung für Personen verwendet, die ähnlichen Lebensbedingungen unterworfen sind, und stellt „keine reale, effektive Klasse im Sinne einer kampfbereiten Gruppe“ dar (Bourdieu 1985: 12).
Mit der jeweiligen Klasse ist ein bestimmter Habitus verbunden, welcher die Verbindung zwischen den objektiven Lebensbedingungen und den Handlungen einer Person herstellt (Lamprecht/Stamm 1994: 264). Der Habitus kann als Produkt einer sozialspezifischen Erziehung definiert werden, welches bei Personen mit ähnlicher Herkunft ähnliche Praxisformen des Handelns bewirkt (Blasius/Winkler 1989: 74; Lamprecht/Stamm 1994: 265). Bourdieu bezeichnet den Habitus somit als „strukturierte Struktur“, als die „Struktur der Existenzbedingungen“, welche bei Personen in ähnlicher Soziallage ähnliches Handeln (ähnliche „Praxisformen“) bewirkt (Bourdieu 1982: 279). Durch den Habitus kommen somit Klassenstrukturen zum Ausdruck, wie z.B. bestimmte Denk- und Handlungsmuster (Lamprecht/Stamm 1994: 265). Der Habitus kann als „Erzeugungsprinzip“ der verschiedenen Lebensstile bezeichnet werden (Bourdieu 1982: 277), die Realisierung des Habitus geschieht immer in Zusammenhang mit einem Feld. Der Habitus realisiert sich nur, wenn er auf ein Feld trifft, welches objektive Realisierungsmöglichkeiten für den Habitus vorgibt (Fröhlich 1994: 42). Die Wirkung des Habitus zeigt sich in der Existenz unterscheidbarer „Praxisformen“ und in der Möglichkeit der Bewertung dieser „Praxisformen“. Unterschiedliche Lebensbedingungen führen zu unterschiedlichen Formen des Habitus und der Habitus bewirkt die Entstehung von unterscheidbaren Lebensstilen („Raum der Lebensstile“) (Bourdieu 1982: 278f.). Lebensstile wiederum beeinflussen verschiedene Lebensbereiche (u.a. auch die sportliche Betätigung), die Abgrenzung gegenüber anderen Lebensstilen erfolgt mit Hilfe des Geschmacks (Bourdieu 1982: 278).
Der Zusammenhang von Handeln und Habitus nach Bourdieu lässt sich in einer Formel darstellen: (Habitus)(Kapital) + Feld = Praxis
Inhaltlich besagt diese Formel, dass der Habitus in Verbindung mit dem zur Verfügung stehenden Kapital in bestimmten Feldern zu einem bestimmten Handeln (Praxis), z.B. zur Sportausübung, führt (Winkler 1995: 266). Der Lebensstil einer Klasse setzt sich aus der „Summe der Praxen“ zusammen (Winkler 1995: 266), auch Sport ist somit als soziales Handeln Teil eines Lebensstils.
Die ungleiche Verteilung von Gütern und Merkmalen wird also zu einer Distinktion (symbolisches Kapital) und der „soziale Raum“ wird durch die vorhandenen Differenzen zum „Raum von Lebensstilen“, also zum Raum für Gruppen, die sich durch unterschiedliche Lebensstile auszeichnen (Bourdieu 1985: 21f.).
„Distinktion im Sinne von Unterscheidung ist die in der Struktur des sozialen Raums angelegte Differenz, wahrgenommen entsprechend der auf die Struktur abgestimmten Kategorien“ (Bourdieu 1985: 21f.). Die Distinktion dient der Abgrenzung gegenüber anderen Gruppen und der Bestimmung des Wertes eines Symbols (Bourdieu 1985: 22) und kann als umso wichtiger angesehen werden, je höher die soziale Lage ist. Denn mit höherer sozialer Lage steigen die Gewinne, die aus der Distinktion erzielt werden. Ein Distinktionsgewinn kann also auch durch die Abgrenzung der sporttreibenden Bevölkerung zur nichtsporttreibenden Bevölkerung erzielt werden. Auch die Motive des Sporttreibens variieren mit der Schichtzugehörigkeit. Es kann angenommen werden, dass in höheren Schichten ein höheres Gesundheitsbewusstsein vorherrscht und in diesen Schichten durch Sporttreiben somit auch größere Distinktionsgewinne erzielt werden können (Winkler 1995: 269). Sport ist für Bourdieu ein Element der Distinktion zwischen den oberen und den unteren sozialen Lagen (Bourdieu 1985a: 580). Bourdieu geht davon aus, dass mit steigender sozialer Stufe die Sporthäufigkeit ansteigt. Während bei Personen der unteren Klassen die Sporthäufigkeit mit dem Eintritt in das Erwachsenenalter drastisch abnimmt, „zeichnet sich der hauptsächlich um der Gesundheit und sozialer Vorteile willen praktizierte ‚bürgerliche’ Sport dadurch aus, dass er noch weit über das Jugendalter hinaus betrieben wird“ (Bourdieu 1985a: 588).
„Alles verweist darauf, dass die Problematik der Körperkultur in ihrer elementarsten Form, als Gesundheitskult, der nicht selten mit asketischer Leidenschaft für nüchtern-strenge Ernährungsweise gepaart ist, bei den Mittelklassen auftritt, deren Mitglieder sich überdurchschnittlich häufig der Gymnastik verschreiben, dem asketischen Sport schlechthin deshalb, weil es sich bei ihr letzten Endes nur um bloße Übung um der Übung willen handelt“ (Bourdieu 1985a: 589).
Über die verschiedenen sozialen Lagen hinweg besteht gemäß Bourdieu keinesfalls Einigkeit über den möglichen Nutzen sportlicher Betätigung (Bourdieu 1985: 334). Zusammenfassend lassen sich aus Bourdieus Ansatz in Bezug auf den Sport zwei Implikationen ableiten. Erstens kann Sport als soziales Feld verstanden werden, in welchem soziale Akteure Interessen verfolgen. Das spezifische „sportliche“ Handeln ist also nach Bourdieu Ausdruck eines bestimmten Lebensstils (z.B. eines gesundheitsbewussten Lebensstils). Zweitens kann davon ausgegangen werden, dass Habitus und Kapital das spezifische Handeln im Sport insofern beeinflussen, als der Habitus die Vorlieben und das Kapital die vorhandenen Alternativen bestimmt. Der Akteur wird die Sportart sowie die Intensität und Häufigkeit der Sportausübung bevorzugen, die seiner Persönlichkeit am ehesten entspricht und die am besten zu seinem Lebensstil passt, wobei natürlich immer die Möglichkeit gegeben ist, dass eine Person überhaupt keinen Sport treibt (Winkler 1995: 266f.). Sportliche Betätigung kann also als Teil eines bestimmten Lebensstils angesehen werden (Bässler 1990: 78), sozusagen als „stilistische Möglichkeit der Lebensführung“ (Winkler 1995: 261). Im Anschluss an Bourdieu wird Sport auch „als lebensstilkonforme ‚abhängige Variable’ der Zugehörigkeit zu sozial-strukturell relevanten Aggregaten diskutiert“ (Hitzler 1991: 481).
Gemäß Opper sind in einem gesundheitsorientiertem Lebensstil sowohl „gesundheitsriskante“ Verhaltensweisen, wie Tabak- und Alkoholkonsum als auch „gesundheitsschützende“ Verhaltensweisen, wie beispielsweise gesunde Ernährung, keinen oder niedriger Tabak- und Alkoholkonsum relevant (Opper 1998: 40). „Ein gesundheitsorientierter Lebensstil ist als Resultat des komplexen Zusammenwirkens der einzelnen Merkmale zu verstehen“ (Opper 1998: 41). Die Bedeutung eines gesundheitsorientierten Lebensstils ist durch die mit dem gesellschaftlichen Wandel gesteigerte Wertschätzung der Gesundheit angestiegen (Opper 1998: 45). Empirische Untersuchungen zeigen, dass fast alle gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen bei Unterschichtsangehörigen verbreiteter sind als bei Angehörigen der oberen sozialen Schichten (Opper 1998: 54). Sportlichkeit wird heute als Bestandteil eines gesundheitsorientierten Lebensstils betrachtet (Opper 1998: 102). Neben der Sportbetätigung beinhaltet ein gesundheitsorientierter Lebensstil gesunde Ernährungsgewohnheiten, keinen Tabakkonsum und niedrigen Alkoholkonsum (Opper 1998: 103). Folglich müssten Leute, die einen gesundheitsorientierten Lebensstil aufweisen, mehr Sport treiben, sich gesund ernähren, nicht rauchen und wenig Alkohol trinken.
Kritisiert wird an Bourdieus Konzept vor allem der Determinismus und der unangemessene Objektivismus. Persönliche Entscheidungen des Einzelnen und wohlfahrtsstaatliche Eingriffe finden in seinem Modell keine Beachtung (Lamprecht/Stamm 1994: 266). Gemäß Geißler besteht zusätzlich durch die verstärkte Hinwendung zu den „neuen Ungleichheiten“ bei Lebensstilmodellen die Gefahr, „weiterhin bestehende vertikale Ungleichheiten in ihrer Bedeutung zu unterschätzen oder gar ganz aus dem Blick zu verlieren“ (Geißler 1994: 14). Durch die äußeren Lebensbedingungen sind aber der Wahl des Lebensstils enge Grenzen gesetzt (Geißler 2002: 129). Bourdieus Modell kann zwar als gut geeignet zur Erklärung des sportlichen Engagements bezeichnet werden, doch aufgrund seiner hohen Anforderungen an die Datenlage und die Operationalisierungen ist es für die konkrete empirische Analyse kaum geeignet (Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 29). Laut Heinemann (1998) zeigt sich deutlich, dass sich die Vorhersagekraft von Schichtungsmodellen hinsichtlich der Sportpartizipation in den letzten Jahren deutlich verringert hat, aber auch der Lebensstilansatz stellt noch keine ernstzunehmende Alternative dar. Es existiert noch kein ausgearbeiteter und empirisch gesicherter Bezug der sportsoziologischen Forschung zum Lebensstilkonzept (Heinemann 1998: 207f.). Ein entscheidender Vorteil des Lebensstilkonzepts im Vergleich zu den Schichtungsmodellen liegt allerdings darin, dass auch explizit Personen berücksichtigt werden, die nicht oder nicht mehr einer Erwerbstätigkeit nachgehen (Hurrelmann 2002: 117).
2.1.3 Kombination „alter“ und „neuer“ Ungleichheiten: Allgemeines Modell zur Erklärung des Freizeitverhaltens von Lamprecht & Stamm
Auf der Grundlage der Kritik an den Schichtungstheorien und den schichtspezifischen Sozialisationstheorien und unter Bezugnahme auf die Konzepte von Bourdieu (1987), Beck (1986) und Bornschier (1991) entwickelten Lamprecht und Stamm (1994) ein umfassendes Modell zur Erklärung des Freizeitverhaltens, welches „alte“ sowie „neue“ Dimensionen sozialer Ungleichheit berücksichtigt (Cachay 2000: 210; Lamprecht/Stamm 1994: 266).
Ausgangspunkt des Modells ist die Annahme, dass das gesellschaftliche Entwicklungsniveau die soziale Strukturierung einer Gesellschaft beeinflusst. Bedeutsam für die sportliche Betätigung ist in diesem Zusammenhang beispielsweise das Vorhandensein von Freizeiteinrichtungen (Lamprecht/Stamm 1998: 147; Lamprecht/Stamm 1994: 266f.). Die allgemeinen Rahmenbedingungen einer Gesellschaft beeinflussen die allgemeine Ungleichheitsstruktur der jeweiligen Gesellschaft. Es wird in dem Modell davon ausgegangen, dass die Hauptdimension des Ungleichheitsgefüges nach wie vor im Arbeitsplatzsystem liegt. Aber auch die neuen Ungleichheiten wie Alter, Geschlecht und Nationalität finden in diesem Modell Beachtung, und Statusinkonsistenzen[8] im Sinne von Lenski sind durchaus möglich (Lamprecht/Stamm 1998: 147; Lamprecht/Stamm 1994: 270f.). Lamprecht und Stamm unterscheiden verschiedene soziale Lagen[9], denen die Individuen gemäß den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen zugeordnet werden können (Lamprecht/Stamm 1994: 271). Diese soziale Lage eröffnen den Individuen bestimmte Handlungsmöglichkeiten, aber im Gegensatz zum Schichtmodell wird nicht davon ausgegangen, dass eine spezifische soziale Lage ein bestimmtes Handeln auslöst (Lamprecht 1994: 272). Welche der zur Verfügung stehenden Handlungsmöglichkeiten ausgewählt wird, ist abhängig von der jeweiligen Handlungsmotivation.
(Modell zur Erklärung des Freizeitverhaltens einfügen)
Aus dem Zusammenspiel der Stellung in der Ungleichheitsstruktur[10], dem Habitus[11] und dem Interaktionskontext[12] ergibt sich dann der Lebensstil der Akteure und als Teil des Lebensstils das Freizeitverhalten, welches auch die Sportaktivität beinhaltet (Lamprecht/Stamm 1994: 274). Lamprecht und Stamm gehen davon aus, dass sich viele Freizeitaktivitäten (wie z.B. Sport, Benutzung von Massenmedien) demokratisiert haben und somit auch für breitere Bevölkerungsschichten frei zugänglich sind (Lamprecht/Stamm 1998: 149).
Zusammenfassend finden in diesem Modell folglich vier miteinander verknüpfte Erklärungsebenen (das Entwicklungsniveau der Gesellschaft, die Ungleichheitsstruktur, der Interaktionskontext und der Habitus) zur Vorhersage des Freizeitverhaltens bzw. der Sportpartizipation Beachtung (Lamprecht/Stamm 1998: 145). Die in dem Modell eingezeichneten Richtungspfeile stellen jedoch keine vollständige Verknüpfung der Ungleichheitsdimensionen dar (Lamprecht/Stamm 1998: 147).
Cachay und Thiel kritisieren an dem Modell, dass zwar die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erwähnt werden, aber nicht darauf eingegangen wird, wie diese gesellschaftlichen Entwicklungen zustande kommen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Zusammenhang zwischen Ungleichheitsstruktur, gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und individuellen Präferenzen nicht ausgearbeitet wurde (Cachay/Thiel 2000: 212). Die Kritiker schreiben dem systemtheoretischen Ansatz eine höhere Vorhersagegenauigkeit bezüglich der Sportbetätigung zu (Cachay/Thiel 2000: 15).
Zu drei der vier in diesem Modell berücksichtigten Erklärungsdimensionen wurden auch im Bundes-Gesundheitssurvey Variablen erhoben. Da jedoch die komplette Überprüfung des Modells aufgrund der im Bundes-Gesundheitssurvey erhobenen Variablen nicht uneingeschränkt möglich ist und die Beziehung der verschiedenen Erklärungsdimensionen zueinander für die vorliegende Fragestellung nicht von Relevanz ist, wurde das Modell lediglich zur Variablengruppierung herangezogen. Die Variablen werden in den nachfolgenden Kapiteln nach Variablen der alten und neuen Ungleichheiten, Variablen der Lebenssituation und Variablen der Handlungsmuster in Anlehnung an dieses Modell gruppiert.
2.2 Sozialisationstheoretische Ansätze
Als eigentlicher Begründer des Sozialisationskonzepts ist der französische Soziologe Emile Durkheim anzusehen. Dieser sieht eine enge Beziehung zwischen den Begriffen der Erziehung und der Sozialisation und bezeichnet somit die Verinnerlichung der gesellschaftlichen Normen durch ein sich ursprünglich eigennützig verhaltendes Individuum als Sozialisation (Durkheim 1972: 30). Gemäß Durkheim besteht dementsprechend „Erziehung in einer planmäßigen Sozialisation der jungen Generation“ (Durkheim 1972: 30).
Inzwischen existiert eine Vielzahl von Definitionen des Begriffs Sozialisation. Gemeinsam ist diesen Definitionen, dass sie den „Prozeß der Sozialisation“ als „lebenslangen Lernprozeß“ bezeichnen, in welchem Einstellungen entwickelt und Überzeugungen aufgebaut werden. Sozialisation kann also ganz allgemein als die Mediation von Lernvorgängen definiert werden (Weiß 1999: 69; Cachay 1982: 85). Erwartungen die an eine Person als Trägerin einer sozialen Rolle herangetragen werden, sind im Rahmen der Sozialisationsprozesses von entscheidender Bedeutung (Weiß 1999: 69).
Die Sozialisationstheorie liefert folglich eine Zusammenfassung von Aussagen über die menschliche Persönlichkeitsentwicklung in Abhängigkeit von der Umwelt (Hurrelmann 2002: 7). Es können psychologische und soziologische „Sozialisationstheorien“ unterschieden werden (Hurrelmann 2002: 9). In beiden Fachrichtungen existieren zwar mehrere Theorien, die sich um die Erklärung der Persönlichkeitsentwicklung des Menschen bemühen, aber es wurde bis heute weder in der Psychologie noch in der Soziologie eine vollständig ausgearbeitete Sozialisationstheorie vorgelegt (Hurrelmann 2002: 39f.). Zu den psychologischen „Sozialisationstheorien“ sind beispielsweise die Persönlichkeitstheorien, die Lerntheorien und die Entwicklungstheorien zu rechnen (Hurrelmann 2002: 48). Aus soziologischer Sicht lassen sich Sozialisationsvorgänge unter anderem mit Systemtheorien, Handlungstheorien und Gesellschaftstheorien erklären (Hurrelmann 2002: 48). Obwohl bei all diesen Theorien eine Konzentration auf bestimmte Aspekte der Sozialisation vorliegt, sind die meisten dieser theoretischen Ansätze anfänglich nicht als Sozialisationstheorien konzipiert worden (Hurrelmann 2002: 48). Sozialisation dient jedoch inzwischen als „Schlüsselkonzept“ vieler Theorien, die sich ganz allgemein mit der „Subjektwerdung“ des Menschen beschäftigen (Brinkhoff 1998: 37). Welche Art der „Sozialisationstheorie“ zur Erklärung eines Sachverhaltes herangezogen wird, ist in erster Linie abhängig vom Forschungsgegenstand und den erhobenen Variablen (Hurrelmann 2002: 40).
Auf die psychologischen Theorien zur Erklärung der Sozialisation wird an dieser Stelle aufgrund der eher soziologisch ausgerichteten Fragestellung nicht näher eingegangen. Die Darstellung des Lebensstilansatzes von Bourdieu und anderer Modelle sozialer Ungleichheit (als Gesellschaftstheorie) sowie der Systemtheorie erfolgt in diesem Kapitel.
In Bezug auf den Sport unterscheidet man zwischen der Sozialisation im Sport und der Sozialisation zum Sport (Burrmann/Krysmanski/Baur 2002: 22). Vor allem die Sozialisation zum Sport ist hier relevant, da es das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist zu untersuchen, inwiefern sich Leute die Sport treiben von Nichtsportlern unterscheiden. Die Sportlerrolle wird, wie andere Rollen auch, im Rahmen der Sozialisationsbedingungen gelernt. Verschiedene soziale Systeme stellen die Randbedingungen für das Rollenhandeln bereit. Man geht davon aus, dass Personen, die die „Sportlerrolle“ erlernen, bereits über bestimmte Attribute verfügen und durch Interaktionspartner Verstärkung erfahren. Über die Sozialisationssituation ergeben sich dann die Möglichkeiten zur Sportpartizipation, und sportbezogene Werte und Normen können über diese erworben werden (Klein 1982: 143).
Abbildung 2: Einflussfaktoren der Sozialisation
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Klein 1982: 143
Die individuelle Sportaktivität wird jedoch auch von makrosoziologischen Gegebenheiten beeinflusst. Durch eine gesteigerte Wertschätzung gesundheitlichen Verhaltens oder körperlicher Fitness in der jeweiligen Gesellschaft ist auch eine erhöhte Sportpartizipation des Einzelnen zu erwarten (Klein 1982: 52f.). Diese Beeinflussung der individuellen Sportaktivität durch die gesellschaftliche Wertschätzung kann als Hinweis darauf gesehen werden, dass Sportkampagnen durchaus ihre Wirkung zeigen können.
Sozialisationsprozesse sind allerdings hochkomplex und können nur bedingt als die aktive Sportpartizipation verursachend gesehen werden (Klein 1982: 144). Langfristig muss es das Ziel der sportwissenschaftlich orientierten Sozialisationsforschung sein, eine Theorie zu entwickeln, die in der Lage ist, den Sozialisationsprozess angemessen zu beschreiben (Becker 1982: 18).
Nachfolgend werden spezielle Aspekte der Sozialisation näher beschrieben, denn in früheren Untersuchungen konnte bereits nachgewiesen werden, dass die Sportpartizipation in starkem Ausmaß durch die sozialen Schicht, das Geschlecht und regionalen Unterschiede beeinflusst ist (Klein 1991: 42).
2.2.1 Schichtspezifische Sozialisation
Es wird angenommen, dass die schichtspezifische Sozialisation in erster Linie über die Familie erfolgt, in der eine Person aufwächst. Angehörige der Unterschicht verfügen über andere Wertorientierungen, Einstellungen und Charakterzüge als Angehörige der Mittel- und Oberschicht. Die entsprechenden Wertorientierungen, Einstellungen und Charakterzüge der Eltern werden über die Sozialisation in der Familie an die Kinder übermittelt und entfalten dann in den verschiedenen Lebensbereichen ihre Wirkung (Hurrelmann 2002: 173f.; Tofahrn 1997: 214).
Um Sport zu treiben, sind nach Klaus Heinemann bestimmte Kenntnisse, Fähigkeiten und Dispositionen erforderlich. Die Sozialisation ist Voraussetzung für die Fähigkeit, überhaupt Sport treiben zu können. Es kann davon ausgegangen werden, dass in bestimmten Schichten und Berufsgruppen, vermittelt über die Sozialisation die Fähigkeit und Bereitschaft zur Sportausübung unterschiedlich ausgeprägt ist (Heinemann 1974: 55; Klein 1991: 17).
Werte, die in der Mittelschicht vermittelt werden, wie z.B. die Fähigkeit zur Bedürfnisaufschiebung im Sinne einer langfristigen Zielsetzung, Aggressionskontrolle, Verantwortungsübernahme und Aktivität, sind auch im Sport von Bedeutung und können als Grund dafür gesehen werden, dass der Zugang zum Sport für Angehörige der Mittelschicht wesentlich einfacher ist als für Personen aus der Unterschicht (Brinkhoff 1998: 65; Heinemann 1974: 57).
Diese in der Mittelschichtssozialisation vermittelten Werte stimmen in einem hohen Maß mit den im Sport dominanten Werten, wie z.B. Disziplin, Befolgen von Trainingsplänen und Leistungsorientierung überein (Heinemann 1974: 57). Es kann gemäß Heinemann als empirisch belegt angesehen werden, dass sportlich aktive Personen seltener aus der Unterschicht stammen (Heinemann 1974: 57).
2.2.2 Geschlechtsspezifische Sozialisation
Die Geschlechtszugehörigkeit ist biologisch festgelegt und stellt zugleich eine „fundamentale soziale Kategorie“ dar (Tillmann 1997: 41). Obwohl die Geschlechtsidentität eine soziale Kategorie ist, werden Unterschiede zwischen den Geschlechtern meist mit biologischen Gegebenheiten erklärt (Heinemann 1998: 213; Darlison 2000: 959). Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Geschlechterrollen als soziale Kategorien und nicht als biologische Kategorien zu sehen sind. Soziale Kategorien beruhen auf gesellschaftlichen Konstruktionen und können im Gegensatz zu biologischen Kategorien (z.B. Hautfarbe) geändert werden (Darlison 2000: 959). Gemäß Meads ethnologischen Studien sind Geschlechterrollen, also die mit der Geschlechtszugehörigkeit verbundenen Verhaltenserwartungen der Gesellschaft, von Kultur zu Kultur extrem variabel. Wie sich an Meads Schilderungen anhand verschiedener Südseestämme zeigt, gibt es Gesellschaften, in denen die bei uns „typisch“ männliche Rolle von den Frauen eingenommen wird. Entsprechend Meads Beobachtungen können Geschlechterrollen somit als in beträchtlichem Ausmaß kulturell geprägt und nicht biologisch determiniert angesehen werden (Weiß 1999: 77).
Die Geschlechtsidentität kann also beschrieben werden als „eine Balance zwischen geschlechtsspezifischer Rolle und dem individuellen Entwurf der eigenen, unverwechselbaren Persönlichkeit“ (Heinemann 1998: 214). Die Entwicklung der Geschlechtsidentität erfolgt somit nicht nach einem festen Muster, sondern mit einem erheblichem Spielraum (Heinemann 1976: 379) und entsteht daraus folgend auch nicht aufgrund der unterschiedlichen biologischen Ausstattung von Frauen und Männern, sondern aufgrund der Verhaltenserwartungen der Gesellschaft (Heinemann 1974: 59).
Das Geschlecht spielt für die Strukturierung des alltäglichen Verhaltens auch in oberflächlichen Interaktionen eine wichtige Rolle und hat ein entsprechendes Verhalten zur Folge (Hagemann-White 1984: 50). In der geschlechtsspezifischen Sozialisationsforschung ist unter dem Stichwort der „kognitiven Sozialisation“ die Annahme verbreitet, dass Jungen und Mädchen, wenn sie sich ihrer Geschlechtszugehörigkeit bewusst sind, sich selbst in Richtung der geschlechtsspezifischen Eigenschaften sozialisieren (Hagemann-White 1984: 84).
Innerhalb der Familien macht sich die geschlechtsspezifische Sozialisation unter anderem dadurch bemerkbar, dass Mädchen weniger räumliche Freiräume haben und behüteter innerhalb der Familie aufwachsen als Jungen. Mädchen haben in der Regel nur dann die Möglichkeit, ihren Bewegungsdrang auszuleben, wenn sie sich in der Wohnumgebung gefahrlos aufhalten können (Klein 1991: 49f.). Sport wurde schon im 19. Jahrhundert eine positive Wirkung für die Erziehungen der Jungen zugeschrieben. Durch die über den Sport vermittelte körperliche Stärke sollte die „Waffenfertigkeit“ schon im Kindesalter eingeübt werden (Klein 1991: 152). Aktives Sporttreiben steht bei Mädchen dagegen weniger in Übereinstimmung mit dem vorherrschenden Geschlechtsrollenstereotyp als bei Jungen (Klein 1982: 55). Auch die vorwiegend männlichen Sportidole in den Medien bieten für Mädchen kaum Gelegenheit sich mit der Sportlerrolle zu identifizieren (Klein 1982: 55). Ein weiterer Grund für die geringere Sportbeteiligung von Mädchen kann aus sozialisationstheoretischer Sicht darin gesehen werden, dass bereits im Kindes- und Jugendalter Jungen häufiger soziale Anerkennung von Gleichaltrigen aufgrund ihrer sportlichen Fähigkeiten erhalten als Mädchen (Frogner 1991: 106).
Die Konstruktion der gesellschaftlichen Geschlechterrollen kann somit als wichtiger Grund für die unterschiedliche Teilhabe von Männern und Frauen am Sport gesehen werden (Darlison 2000: 957). Aus sozialisationstheoretischer Sicht kann das unterschiedliche Sportengagement von Männern und Frauen also nicht auf biologische Faktoren zurückgeführt werden. Das unterschiedliche Ausmaß der Sportpartizipation wird damit begründet, dass der traditionelle Sport in unserer Gesellschaft eher dem männlichem Geschlechtsrollenstereotyp entspricht (Heinemann 1998: 218; Darlison 2000: 957). Da der Sport nicht in Übereinstimmung mit dem „Werte- und Normensystem“ vieler Frauen steht, scheint Sport für Frauen weniger attraktiv zu sein (Weiß 1999: 78f.). Zur Sportbetätigung kommt es folglich nur, wenn diese mit der erworbenen Geschlechtsidentität vereinbar ist (Weiß 1999: 79).
Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich nicht nur in der quantitativen sondern auch in der qualitativen Dimension sportlicher Betätigung. Die geschlechtsspezifische Ausrichtung der Sportbetätigung wird deutlich durch die stärkere Wettkampforientierung der Männer, die überwiegend von Männern betriebenen Mannschaftssportarten und die überwiegend männlichen Sportidole. Mit „Männersport“ assoziiert sich austoben, Wettkampf und „Kräfte messen“, während Frauensport eher die Kreativität und die gestalterischen Fähigkeiten erfordert, wie z.B. beim Jazztanz (Klein 1991: 149; Heinemann 1974: 58f.; Weiß 1999: 78f.; Heinemann 1976: 379; Heinemann 1998: 217).
Im Anschluss an Bourdieu kann man auch von einem geschlechtsspezifischen Habitus sprechen (vgl. Kap. 2.3.2), da die mit dem Sport in Verbindung gebrachten Merkmale (z.B. besiegen, Aggression, Kampf) eher untypisch für Frauen sind und somit nicht ihrem sozialen Habitus entsprechen (Heinemann 1998: 213).
2.2.3 Ökologische bzw. regionale Aspekte der Sozialisation
Bei einer angemessenen Betrachtung der Determinanten der Sportsozialisation sollte auch die räumliche Umgebung beachtet werden (Weishaupt 1982: 82; Klein 1991: 40, 45). Für solche Analysen, die außerhäusliche Lebensbedingungen mitberücksichtigen, verwendet Bronfenbrenner (1976) den Begriff ökologische Sozialisationsforschung (Weishaupt 1982: 69f.).
Verschiedene Untersuchungen aus den 70er Jahren zeigen, dass die meisten Leistungssportler aus kleineren Ortschaften kommen. Begründet wird dieser Befund damit, dass in kleineren Orten die Kinder eher zu aktiver Sportbetätigung sozialisiert werden. Dem unorganisierten spielerischen Sporttreiben unter Freunden wird in kleineren Orten eine stabile Sozialisationswirkung zugeschrieben (Klein 1982: 55f.). Aber auch unter gleichen sozialräumlichen Bedingungen entwickeln Mädchen ein geringeres Sportengagement (Weishaupt 1982: 79). Voigt berichtet Ergebnisse, die belegen, dass Kinder in urbanen Gebieten mit Spielmöglichkeiten in der näheren Umgebung über eine besser entwickelte Motorik verfügen als Kinder, die in Gebieten aufwachsen, auf die dieses Merkmal nicht zutrifft (Voigt 1992: 196).
Erwachsene neigen im Gegensatz zu Kindern eher zum organisierten Sporttreiben in Vereinen oder Clubs und benötigen häufig für ihre sportliche Aktivität spezielle Sportanlagen und sind somit an spezielle Orte gebunden (z.B. Tennisplätze, Golfanlagen). Für sie spielt daher die Entfernung zur Sporteinrichtung eine entscheidende Rolle und beeinflusst das Sportinteresse und die Art der ausgeübten Sportart (Weishaupt 1982: 80).
Weishaupt stellt die Vermutung auf, dass die niedrigere Sportbeteiligung von bestimmten Bevölkerungsgruppen auf die Wohnumgebung zurückzuführen ist (Weishaupt 1982: 79). Nicht jede Sportart ist jederzeit und überall durchführbar; durch die Regeln der jeweiligen Sportart ist festgelegt, wo und unter welchen Bedingungen eine Sportart ausgeübt werden kann. Die Ausübung des Sports ist somit an bestimmte sozial-räumliche Gegebenheiten gekoppelt (Klein 1991: 52) und somit nicht für jede Person in gleichem Ausmaß zugänglich.
Es ist davon auszugehen, dass sich der Verbreitungsgrad von Sporteinrichtungen in den letzten Jahrzehnten stark erhöht hat. Diese Veränderungen können als handlungsrelevant eingestuft werden, weil gemäß der Annahme der ökologischen Bedingungen der Sozialisation die Entfernung zur Sporteinrichtung die Sportpartizipation beeinflusst (Klein 1991: 48).
Aber nicht nur die Entfernung zu Sportanlagen ist relevant für die Sportaktivität, sondern auch die Bedeutung, die das Individuum ihr zuschreibt. In einer Untersuchung von Klein und Diettrich zeigte sich, dass Mädchen bei im Durchschnitt gleicher Distanz zum Ort der Sportausübung die Sportanlagen als weiter entfernt wahrnehmen als Jungen, bei im Durchschnitt gleicher Distanz von der Wohnung zur Sportanlage. Dies kann als Hinweis auf die geschlechtsspezifische Sozialisation (vgl. Kap. 2.2.2) verstanden werden (Klein 1991: 47f.).
2.2.4 Gesellschaftsspezifische Sozialisation
Die Sozialisation allgemein und somit auch die Sozialisation zum Sport findet nicht in einem „gesellschaftsfreien Vakuum“ statt. Sportliche Aktivität ist also immer in einer übergreifenden Organisationsstruktur eingebettet. Durch das Erlernen von Sportaktivität im gesellschaftlichem Kontext werden die in der jeweiligen Bewegungskultur vorherrschenden Wertorientierungen weitergegeben (Becker 1982: 17). Mit den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen die Sportsozialisation erfolgt, können unter anderem auch Unterschiede in der Sportaktivität zwischen Ost- und Westdeutschen und zwischen Deutschen und Ausländern erklärt werden.
Da in der DDR vor allem Erfolge im Leistungssport zählten und der Breitensport kaum gefördert wurde, kann aus sozialisationstheoretischer Sicht davon ausgegangen werden, dass auch heute noch Unterschiede hinsichtlich der Sportaktivität zwischen den beiden Teilen Deutschlands bestehen. Die Situation in der ehemaligen DDR kann nebenbei erwähnt als Hinweis darauf gesehen werden, dass Erfolge auf der obersten Sportebene nicht an eine breite Sportbewegung gekoppelt sind (Winkler 1998: 125).
Aus der Annahme der gesellschaftsspezifischen Sozialisation lässt sich auch eine Vermutung über den Zusammenhang zwischen Staatsangehörigkeit und Sportbetätigung ableiten.
Denn die Entstehung des modernen Sports und die Entwicklung verschiedener Sportfelder, wie z.B. der Freizeitsport und Gesundheitssport, sind an die postmaterialistischen Wertorientierungen[13] der modernen Gesellschaft gekoppelt (Lamprecht/Zwicky 1990: 200) und die Herausbildung dieser postmaterialistischen Wertorientierungen ist an gesellschaftlichen Wohlstand gebunden (Heinemann 1998: 289). Da davon auszugehen ist, dass Personen, die aus ärmeren Ländern kommen, eine weniger ausgeprägte postmaterialistische Wertorientierung und somit auch Freizeitorientierung aufweisen und Sport in ihrer Wertehierarchie demzufolge tiefer einzuordnen ist, als bei Personen, die in postmaterialistischen Gesellschaften aufgewachsen sind kann vermutet werden, dass Personen aus Industrieländern mehr Sport treiben als Personen aus ärmeren Ländern (Heinemann 1998: 289).
2.2.5 Generationsspezifische und altersspezifische Sozialisation
Unter generationsspezifischer Sozialisation versteht man die unterschiedlichen Einstellungen und Motivationen, beispielsweise zum Sporttreiben, von Personen verschiedener Generationen (Lamprecht/Ruschetti/Stamm 1991: 34). Ältere Menschen treiben entsprechend den Überlegungen zur generationsspezifischen Sozialisation weniger Sport, weil in ihrer Jugend, unter anderem aufgrund der geringeren Freizeitorientierung, weniger Sport getrieben wurde. Die Personen der älteren Generation haben also nicht erst im höheren Alter das Sporttreiben aufgegeben, sondern sie haben gemäß der Annahme der generationsspezifischen Sozialisation schon immer weniger Sport getrieben als die Jugend in der heutigen Zeit. Diese Zunahme der sportlichen Betätigung kann zu einem großen Teil darauf zurückgeführt werden, dass sich erst in den letzten Jahrzehnten die postmaterialistischen Wertorientierungen und damit verbunden eine höhere Freizeitorientierung herausgebildet hat (Lamprecht 1991: 4).
Neben der generations- oder kohortenspezifischen Sozialisation existiert aber auch ein Alterseffekt. Für die Häufigkeit, mit der jemand Sport treibt, spielt das Alter eine entscheidende Rolle, denn traditionell ist Sport eher eine Sache der Jungen (Lamprecht 1991: 3). Häufig wird die nachlassende Leistungsfähigkeit als Begründung für den Rückzug von der aktiven Sportbetätigung mit zunehmendem Alter genannt. Dies ist aber nur als Begründung für den Rückzug aus dem Leistungssport nachvollziehbar, denn in irgendeiner Form sportlich betätigen kann sich fast jeder Mensch (Lamprecht 1991: 4). Für die geringere Sportbeteiligung älterer Menschen kann auch das in vielen Gesellschaften vorherrschende Altersstereotyp verantwortlich gemacht werden. Die Sportbetätigung älterer Menschen steht nicht in Übereinstimmung mit dem vorherrschenden Altersstereotyp, gemäß welchem mit dem Alter eher ein ruhiger und passiver Lebensstil verbunden ist (Emrich 1985: 341). Von den Älteren wird die sportliche Betätigung häufig auch als altersinadäquat und gefährlich eingestuft (Kolland 1992: 24).
[...]
[1] Als horizontale Ungleichheiten oder neue Ungleichheiten bezeichnet man in erster Linie die Verschiedenartigkeit von Akteuren - also Ungleichheiten, die auf der Unterschiedlichkeit verschiedener Merkmale beruhen (z.B. Unterschiede zwischen Männern und Frauen oder Erwerbstätigen und Nichterwerbstätigen) (Esser 2000: 128).
[2] Von vertikalen sozialen Ungleichheiten spricht man, wenn sich die verschiedenen Dimensionen einer Variablen in eine Rangordnung bringen lassen – wie beispielsweise Unterschiede im Einkommen oder im Berufsprestige (Esser 2000: 128).
[3] Als „Fahrstuhl-Effekt“ bezeichnet Beck den kollektiven Aufstieg durch die Wohlstandssteigerung der Bevölkerung (Beck 1986: 124f.)
[4] Lebensstil ist definiert als „ein relativ stabiles, regelmäßig wiederkehrendes Muster der alltäglichen Lebensführung“ (Geißler 2002: 126).
[5] Soziale Milieus gruppieren Menschen, „die sich in Lebensauffassung und Lebensweise ähneln“ (Geißler 2002: 130).
[6] Der Fokus der marxistische Klassentheorie liegt auf der ökonomischen Kategorie (Kapital vs. Arbeit) (Esser 2000: 133).
[7] Bei Weber findet über die Variablen Status und Prestige auch die soziale Stellung einer Person Beachtung (Esser 2000: 133f.).
[8] Wenn der Status einer Person in verschiedenen Dimensionen sozialer Ungleichheit unterschiedlich hoch ist (z.B. wenn eine Person mit niedriger Bildung ein hohes Einkommen hat), spricht man von Statusinkonsistenz (vgl. auch Kap. 2.1.1) (Hradil 2000: 33).
[9] Es wird von sozialen Lagen gesprochen, da mit diesem Modell auch Statusinkonsistenzen erfasst werden können und zusätzlich auch neue Ungleichheiten Beachtung finden (vgl. Hradil 2000: 43f.).
[10] Als Ungleichheitsstruktur der Gesellschaft bezeichnet man die Kombination der vertikalen und der horizontalen Ungleichheiten in einer Gesellschaft (vgl. Lamprecht/Stamm 1994).
[11] Der Habitus bezeichnet „internalisierte Handlungsdispositionen innerhalb eines Raumes“ (Lamprecht/Stamm 1998: 148). Es handelt sich dabei u.a. um Einstellungen, Präferenzen und verschiedene Formen des Geschmacks. Der Habitus kommt bereits durch Sozialisationserfahrungen in der Kindheit zustande (Heinemann 1998: 204).
[12] Mit dem Interaktionskontext sind soziale Beziehungen und Netzwerke im Alltag gemeint (Lamprecht/Stamm 1998: 148).
[13] In postmaterialistischen Gesellschaften nimmt die Bedeutung, die Beruf und Arbeit zugeschrieben wird, wieder ab. Die Erhöhung der Lebensqualität hat Priorität vor materieller Sicherheit, die Schichtzugehörigkeit verliert an Bedeutung und die Lebensgestaltung erfolgt relativ unabhängig von gesellschaftlichen Vorgaben (Heinemann 1998: 286 f.).
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