Bezugnehmend auf zwei im Jahr 1993 in der Zeitschrift »Sozialpsychiatrische Informationen (SI)« veröffentlichte Artikel, befasst sich die vorliegende Hausarbeit nun mit der Wiedereingliederung bzw. der Langzeitbetreuung von chronisch psychisch Erkrankten in Deutschland und in der Schweiz. Einführend in die Thematik werden zunächst relevante Informationen zu Psychiatriereformen des 20. Jahrhunderts in der BRD und der Schweiz angeführt. Es folgt eine Kurzvorstellung der Kerninhalte der beiden vorgenannten Veröffentlichungen. Im Verlauf wird die aktuelle Versorgungslandschaft in der Schweiz und in
Deutschland einschließlich Nutzungsvoraussetzungen und Finanzierung dargestellt. Hier wird insbesondere auf die von Hoffmann (1993) geschilderten Schweizer Angebote sowie deren deutsche Äquivalente eingegangen. Abschließend werden die auf diese Weise in beiden Systemen identifizierten Zugangsbarrieren geschildert und die Umsetzbarkeit der beiden Konzepte Recovery und Empowerment innerhalb der geschilderten Strukturen beurteilt.
Die sozialpsychiatrische Versorgung umfasst alle Interventionen und Bemühungen, die auf die soziale und berufliche Integration von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen abzielen. Diese beinhalten neben der Akut- bzw. Krisenbehandlung auch präventive und rehabilitative Maßnahmen. Sozialpsychiatrische Pflege- und Betreuungspersonen orientieren sich im Rahmen ihrer Arbeit mit Klient*innen an den Konzepten »Empowerment« und »Recovery«.
Empowerment ist als Gegenentwurf zu defizitorientierten Konzepten in den USA entstanden und fokussiert von Beginn an vorhandene Ressourcen und deren Förderung. Klient*innen werden bewusst dabei unterstützt, eigene Entscheidungen zu treffen. Recovery (wörtliche Übersetzung: Genesung) wiederum will Klient*innen gezielt aus der Rolle als ewige Patient*innen herauslösen. Ähnlich wie bei Empowerment handelt es sich um einen personenorientierten Ansatz, der die Wahlfreiheit und Selbstbestimmung von Klient*innen achtet und ausschließlich ressourcenorientiert arbeitet.
Darüberhinausgehend sieht Recovery Klient*innen auch in einer Expert*innenrolle für ihre Erkrankung und den damit einhergehenden Erfahrungen. Recovery fördert ganz gezielt den gleichberechtigten Austausch zwischen Klient*innen, Angehörigen und professionell Helfenden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Historischer Hintergrund
- 1.1 Anfänge in Deutschland
- 1.2 Reformen in der Schweiz
- 1.3 Reformen in der BRD
- 2. Die Veröffentlichungen aus den SI von 1993
- 2.1 Erfahrungen aus der Schweiz
- 2.2 Erfahrungen aus Deutschland
- 3. Aktuelle Angebote
- 3.1 Ambulatorien oder psychiatrische Institutsambulanzen
- 3.2 Weitere Kontakt- und Beratungsangebote
- 3.3 Tagesstätten
- 3.4 Betreute Wohnformen
- 4. Finanzierung gemeindenaher Angebote
- 4.1 Finanzierung in der Schweiz
- 4.2 Finanzierung in Deutschland
- 5. Schlussfolgerungen
- 6. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Wiedereingliederung und Langzeitbetreuung chronisch psychisch Erkrankter in Deutschland und der Schweiz. Sie analysiert die Entwicklung der gemeindenahen Psychiatrie im 20. Jahrhundert und beleuchtet die aktuellen Versorgungsstrukturen in beiden Ländern. Besonderer Fokus liegt dabei auf den Konzepten "Empowerment" und "Recovery" sowie deren Umsetzbarkeit im Kontext der bestehenden Versorgungslandschaft.
- Historische Entwicklung der gemeindenahen Psychiatrie in Deutschland und der Schweiz
- Analyse von Veröffentlichungen zur Langzeitbetreuung chronisch psychisch Erkrankter in den Sozialpsychiatrischen Informationen (SI) von 1993
- Beschreibung der aktuellen Versorgungslandschaft in Deutschland und der Schweiz, einschließlich Angebote, Nutzungsvoraussetzungen und Finanzierung
- Bewertung der Umsetzbarkeit der Konzepte "Empowerment" und "Recovery" innerhalb der bestehenden Strukturen
- Identifizierung von Zugangsbarrieren in beiden Systemen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen historischen Hintergrund zur Entwicklung der gemeindenahen Psychiatrie in Deutschland und der Schweiz. Es beleuchtet die Anfänge der sozialen Orientierung in der Psychiatrie sowie die Reformen im 20. Jahrhundert, die zu einer stärkeren Integration psychisch Erkrankter in die Gesellschaft führten. Das zweite Kapitel stellt zwei grundlegende Artikel aus den Sozialpsychiatrischen Informationen (SI) von 1993 vor, die Erfahrungen aus der Schweiz und Deutschland in der Langzeitbetreuung chronisch psychisch Erkrankter beschreiben. Die Kapitel drei und vier befassen sich mit der aktuellen Versorgungslandschaft in beiden Ländern, einschließlich der verschiedenen Angebote, ihrer Nutzung und Finanzierung.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Sozialpsychiatrie, Langzeitbetreuung, chronische psychische Erkrankungen, Empowerment, Recovery, gemeindenaher Versorgung, Reformen der Psychiatrie, Deutschland, Schweiz, Zugangsbarrieren, Finanzierung.
- Citation du texte
- Stephan Bartholomes (Auteur), 2019, Wie weit geht Rehabilitation?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520038