Einleitung
Was ist Erinnerungskultur und welche Rolle spielt die historische Wirklichkeit dabei? Das ist die Frage, um die es in dieser Seminararbeit geht. Inspiriert wurde diese Arbeit von einem Vortrag Johannes Frieds im Mai 2004 zum Thema „Schuld und Mythos: Die Eroberung Konstantinopels im kulturellen Gedächtnis“ während einer internationalen Studienwoche mit dem Thema La quarta crociata, der Vierte Kreuzzug, in Venedig. Es ging um die Umdeutung der Geschichte, die die Stadt Venedig Jahrhunderte lang betrieb um die Eroberung Konstantinopels 1204 zu rechtfertigen. Die vorliegende Arbeit greift die Geschichte der Bronzerosse auf der Basilika San Marco auf und verdeutlicht an ihnen, was Erinnerung, Erinnerungskultur und kulturelles Gedächtnis bedeuten.
Wie wir noch sehen werden, entstand die Erinnerungskultur im religiösen (jüdischen) Kontext. Aber auch in anderen Bereichen nimmt sie mehr oder weniger große Dimensionen ein. Das gilt besonders für die Politik, die sich in ihrer Argumentation oft auf Geschichtsbilder bezieht, mit denen z. B. Kriege legitimiert werden, die aber auch das Nationalbewusstsein bilden oder das Grundgesetz ausweisen. Daraus entwickeln sich oft staatlich geförderte Projekte, Skulpturen oder Feiertage zum Gedenken an bestimmte Ereignisse oder Personen. Aber auch in anderen öffentlichen Bereichen spielt Erinnerungskultur eine wichtige Rolle, so z. B. in der Kunst, im Theater, der Literatur, in Ausstellungen und Museen. Ein wahrer Geschichtsboom breitet sich derzeit transnational besonders in Film und Fernsehen aus. Hierbei haben wir es mit einer starken Kommerzialisierung von Geschichte zu tun, wird sie doch nach Einschaltquoten bzw. Besucherzahlen aufbereitet und dient zum persönlichen Amüsement und Infotainment. Dazu kommen noch zahlreiche Fernsehshows, die mit ihrem Rückblick auf verschieden Epochen (ost- und west) deutscher Geschichte Nostalgiewellen auslösen.1
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1 http://www.bpb.de/publikationen/JSE0YE,0,0,Zug%E4nge_zur_Zeitgeschichte:_Prim%E4rerfahrun g _Erinnerungskultur_Geschichtswissenschaft.html#index
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erinnerungskultur
- Kollektives, kommunikatives und kulturelles Gedächtnis
- Die Rösser von San Marco
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit setzt sich mit dem Konzept der Erinnerungskultur auseinander und untersucht, welche Rolle die historische Wirklichkeit dabei spielt. Inspiriert wurde die Arbeit von einem Vortrag Johannes Frieds, der sich mit der Umdeutung der Geschichte der Eroberung Konstantinopels durch Venedig auseinandersetzte. Die Arbeit fokussiert auf die Bronzerosse der Basilika San Marco und verdeutlicht an ihnen die Bedeutung von Erinnerung, Erinnerungskultur und kulturellem Gedächtnis.
- Das Konzept der Erinnerungskultur
- Die Rolle der historischen Wirklichkeit in der Erinnerungskultur
- Die Bedeutung von Erinnerung und Gedächtnis
- Das kollektive, kommunikative und kulturelle Gedächtnis
- Die Bronzerosse der Basilika San Marco als Beispiel für Erinnerungskultur
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage der Arbeit vor und erläutert den Hintergrund und die Inspiration für die Arbeit, die aus einem Vortrag Johannes Frieds über die Umdeutung der Geschichte der Eroberung Konstantinopels durch Venedig entstand. Außerdem werden die Bedeutung und Relevanz der Erinnerungskultur im Kontext verschiedener Bereiche wie Politik, Kunst und Medien aufgezeigt.
Erinnerungskultur
Dieses Kapitel definiert den Begriff der Erinnerungskultur und erklärt, wie sie aus dem Geschichtsbewusstsein entsteht. Es wird zudem die Rolle der jüdischen Religion als Beispiel für die Verbindung von Erinnerung, Tradition und Identitätsstiftung hervorgehoben.
Kollektives, kommunikatives und kulturelles Gedächtnis
Dieses Kapitel beleuchtet die Konzepte des kollektiven, kommunikativen und kulturellen Gedächtnisses, die auf Maurice Halbwachs und Jan Assmann zurückgehen. Es wird erläutert, wie die individuellen Erinnerungen des Einzelnen zum kollektiven Gedächtnis beitragen und wie dieses durch Kommunikation und Interaktion geprägt ist. Die Unterschiede zwischen kommunikativem und kulturellem Gedächtnis werden hervorgehoben, insbesondere in Bezug auf die Reichweite der Erinnerung und die Rolle von Mythen und Ritualen.
- Citation du texte
- Natascha Peselmann (Auteur), 2005, Erinnerungskultur als Thema der Geschichtsdidaktik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51692