Die Determinierung der optimalen Kapitalstruktur ist ein essentieller Bestandteil der Finanzplanung. Hierbei gibt es eine riesige Auswahl an Methoden und Modellen zur Entscheidungshilfe, allerdings mit der Einschränkung, dass einige nur theoretischer Natur und somit in der Praxis irrelevant sind. In dieser Arbeit wird der Leverage-Effekt als eventuell auftretendes Phänomen in solchen Modellen näher betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Die Theorie des Leverage-Effekts
1.1 Definition und Restriktionen
1.2 Symbolik sowie Darstellung und Herleitung wichtiger Kennzahlen
1.3 Darstellung des Leverage-Effekts
1.4 Leverage-Chancen und -Risiken
1.5 Kritische Würdigung des Modells
2. Der Leverage-Effekt anhand eines Beispiels aus der Praxis
2.1 Eigenkapitalrentabilität
2.2 Auswirkungen einer Ausweitung der Kapitalbasis
2.3 Erweiterung der Kapitalbasis durch Fremdkapital
2.4 Negativer Hebeleffekt
3. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Symbolik beim Leverage-Effekt
Abb. 2: Grafische Darstellung des Leverage-Effekts
Abb. 3: Zahlenmäßige Darstellung des Leverage-Effekts
Abb. 4: Leverage-Chancen und -Risiken
Abb. 5: Normalverlauf der Eigenkapitalrentabilität beim Leverage-Effekt
Abb. 6: Vereinfachte Bilanz einer GmbH
1. Die Theorie des Leverage-Effekts
Die Determinierung der optimalen Kapitalstruktur ist ein essentieller Bestandteil der Finanzplanung. Hierbei gibt es eine riesige Auswahl an Methoden und Modellen zur Entscheidungshilfe, allerdings mit der Einschränkung, dass einige nur theoretischer Natur und somit in der Praxis irrelevant sind. Im Folgenden wird der Leverage- Effekt als eventuell auftretendes Phänomen in solchen Modellen näher betrachtet.
1.1 Definition und Restriktionen
Für die Definition des Leverage-Effekts gibt es vielerlei Ansätze. Mit einfachen Worten kann man jedoch sagen, dass sich durch den Leverage-Effekt die Eigenkapi- talrentabilität durch zusätzlichen Fremdkapitaleinsatz steigern lässt, sofern dieser zu mehr Erträgen als Aufwendungen führt. Bei der Betrachtung des Leverage-Effekts herrscht allerdings ein gewisses Maß an Naivität, denn die Voraussetzungen zur Gül- tigkeit dieses Effekts sind sehr realitätsfern. Zum einen muss der Sollzinssatz für zusätzlich aufgenommenes Fremdkapital konstant sein und unterhalb der Investiti- onsrendite, d.h. der Gesamtkapitalrentabilität, liegen. Zum anderen muss die Rendite bei weiteren Investitionen und dementsprechenden Kapitaleinsatz gleichbleibend sein.1
Diese Annahmen sind jedoch in der Finanzierungspraxis selten anzutreffen. Mit der Realisierung der rentabelsten Projekte ist es nicht möglich gleichrentable Projekte zu finden und anschließend durchzuführen, d.h. eine konstante Investitionsrendite ist nahezu unmöglich. Des Weiteren steigt das Kreditausfallrisiko bei zunehmender Fremdkapitalaufnahme und somit steigenden Verschuldungsgrad. Für dieses Tragen eines erhöhten Risikos wollen die Fremdkapitalgeber entschädigt werden, welches durch einen höheren Zinssatz für Fremdkapital abgegolten wird. Damit wird auch die Restriktion eines konstanten Sollzinssatzes widerlegt.2
1.2 Symbolik sowie Darstellung und Herleitung wichtiger Kennzahlen
In diesem Abschnitt wird nun genau der Zusammenhang zwischen Eigenkapitalren- tabilität und Verschuldungsgrad, d.h. dem Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenka- pital, betrachtet. Dazu wird die in Abbildung 1 vorgestellte Symbolik verwendet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Symbolik beim Leverage-Effekt3
Bei der Herleitung des Leverage-Effekts wird zunächst vom Bruttogewinn ausge- gangen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um den Nettogewinn zu erhalten, müssen nun die Fremdkapitalzinsen abgezogen werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Anschluss wird nun der Nettogewinn Gn im Verhältnis zum eingesetzten Kapital betrachtet, woraus sich die Eigenkapitalrentabilität ergibt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Unter der geltenden Prämisse, dass Gesamtkapitalrentabilität und Sollzinssatz konstant sind, besteht nun folglich ein Zusammenhang zwischen Verschuldungsgrad und Eigenkapitalrentabilität. Bei der geltenden Annahme, dass die Gesamtkapitalrentabilität größer sein muss als der Sollzinssatz ergibt sich nun mit steigendem Verschuldungsgrad eine höhere Eigenkapitalrentabilität, welches auch in Abbildung 2 ersichtlich ist.4Aus diesem Grund wird der Verschuldungsgrad V auch als Hebel bezeichnet, da er der beeinflussende Faktor ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Grafische Darstellung des Leverage-Effekts5
1.3 Darstellung des Leverage-Effekts
In diesem Teil werden die bis hierher erzielten Erkenntnisse an einem Unternehmen, welches sich drei verschiedenen Szenarien gegenübersieht, verdeutlicht. Von diesem Unternehmen ist bekannt, dass es einen Gesamtkapitalbedarf von 300.000 € decken muss, wobei das Ziel eine Gesamtkapitalrentabilität von 15 % ist. Hieraus ergibt sich ein erwarteter Gewinn von 45.000 €. Das Fremdkapital wird von der finanzierenden Bank mit 7 % verzinst. Die daraus folgenden Zahlen sind in Abbildung 3 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Zahlenmäßige Darstellung des Leverage-Effekts6
Anhand dieser Abbildung lässt sich nun gut nachvollziehen, dass mit zunehmender Fremdkapitalaufnahme bei der Finanzierung eines Projektes die Eigenkapitalrentabi- lität steigt.
Ein Unternehmen, welches die goldene Finanzierungsregel anwendet, d.h. Eigen- und Fremdkapital stehen bei der Finanzierung im Verhältnis 1:1, und zugleich durch Ausnutzung des Leverage-Effekts eine möglichst hohe Eigenkapitalrentabilität erzie- len möchte, steht nun zwangsläufig im Konflikt. Der Grund liegt darin, dass beide Verfahren in der Anwendung nach dem höchsten Erfüllungsgrad bei unterschiedli- chen Zielsetzungen streben.7Dies bedeutet, dass die goldene Finanzierungsregel ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital zum Ziel hat, während beim Leverage-Effekt das Fremdkapital theoretisch bis ins unermessli- che steigen kann.
1.4 Leverage-Chancen und -Risiken
Bei der Ermittlung des Hebels zur Veränderung der Eigenkapitalrentabilität wurde bereits im Abschnitt 1.2 festgestellt, dass dieser vom Verschuldungsgrad V unter Konstanz aller anderen Faktoren abhängt. Allerdings kann hierbei unterschieden werden zwischen positivem (negativem) Hebeleffekt bei dem die Gesamtkapitalrentabilität größer (kleiner) als der Zinssatz für das Fremdkapital ist. Daraufhin steigt (fällt) die Eigenkapitalrentabilität mit zunehmendem Verschuldungsgrad,8welches auch in Abbildung 4 mit Hilfe eines Beispiels ersichtlich ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Leverage-Chancen und -Risiken9
Beim positiven Leverage-Effekt ist zu erkennen, dass die maximale Eigenkapitalrentabilität dann erreicht wird, wenn der Verschuldungsgrad unendlich wird. Dieses ist allerdings nur theoretischer Natur,10da in der Praxis die in Abschnitt 1.1 bereits aufgezeigten Einschränkungen bestehen.
Ein negativer Hebeleffekt entsteht wenn die Fremdkapitalzinsen höher sind als die Gesamtkapitalrentabilität. Folge dessen ist, dass der zusätzliche Ertrag durch eine zusätzliche Einheit Fremdkapital geringer ist, als die dafür anfallenden Kapitalkos- ten. Der Grenzgewinn ist negativ, woraufhin auf eine weitere Fremdkapitalaufnahme komplett verzichtet werden sollte. Sollte dennoch Fremdkapital aufgenommen wer- den, kann dies sogar zum Verlust des Haftungskapitals im schlimmsten Falle füh- ren.11
1.5 Kritische Würdigung des Modells
Aus den praxisfremden Annahmen resultiert die These soviel Fremdkapital aufzu- nehmen wie nur möglich. Dies ist allerdings für die Praxis augenscheinlich unnütz- lich, da bereits festgestellt wurde, dass mit zunehmender Anzahl der realisierten Pro- jekte deren Gesamtkapitalrentabilität sinkt. Der Verlauf der Eigenkapitalrentabilität in der Praxis entspricht der in Abbildung 5 ersichtlichen Kurve. Die Eigenkapitalren- tabilität steigt nun solange wie die Gesamtkapitalrentabilität größer als der Sollzins- satz ist und fällt sobald sich dieses Verhältnis umdreht. Der optimale Verschul- dungsgrad ergibt sich dann an der Stelle, an welcher die Gesamtkapitalrentabilität dem Sollzinssatz entspricht.
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1Hierzu Däumler, Betriebliche Finanzwirtschaft, S.65 f.
2Dazu etwa Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 755.
3Quelle: in Anlehnung an Perridon/Steiner, Finanzwirtschaft der Unternehmung, S. 479 ff.
4So auch Däumler, Betriebliche Finanzwirtschaft, S. 66 f.
5Quelle: nach Däumler, Betriebliche Finanzwirtschaft, S. 67.
6Quelle: in Anlehnung an Bestmann, Kompendium der Betriebswirtschaftslehre, S. 484.
7Siehe auch Bestmann, Kompendium der Betriebswirtschaftslehre, S. 485.
8Dazu etwa Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 754 f.
9 Quelle: in Anlehnung an Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 754.
10 So auch Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 755.
11Hierzu Bestmann, Kompendium der Betriebswirtschaftslehre, S. 484.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Witte (Autor:in), 2005, Der Leverage-Effekt in Theorie und Praxis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51582
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