Einleitung
Die vorliegende Arbeit behandelt eine Auswahl der zahlreichen Papst- und Prälatenporträts Gian Lorenzo Berninis, die zwischen den Jahren 1617 und 1632 in Rom entstanden sind. Anhand der Bildnisse Pauls V., Gregor XV. und Urbans VIII. sollen typologische Veränderung in der Entwicklung des skulptierten Papstporträts aufgezeigt und die Genese eines in der Skulptur erstmalig auftretenden Typus erörtert werden. In der älteren Forschung war die Betrachtung der Papstbüsten Berninis vorwiegend von kennerschaftlichen Fragen bestimmt, wobei vor allem die Händescheidung und Datierung der Objekte im Vordergrund stand.
Durch die in der neuesten Forschung zum Thema erhobene These Zitzlspergers1 die Darstellung des Papstes in seinem Alltagsgewand, also mit Camauro und Mozzetta, sei ein öffentliches Bildnis im Sinne eines Staatsporträts2, kann das Papstbildnis über seine Porträtaufgabe hinaus als ein Medium der Vermittlung politischer Inhalte gelesen werden. Besonders die Büste Urbans VIII. wird hervorzuheben sein, da sich an ihr der Übergang zu einer neuen Darstellungsform exemplarisch nachvollziehen lässt. Diese „neue“ Repräsentation des Papstes ist hauptsächlich auf profane, rechtspolitische Inhalte ausgerichtet und ergibt sich aus der politischen Lage in der sich Urban VIII. in den Jahren des Dreißigjährigen Krieges wiederfand. Ein wichtiger Aspekt hinsichtlich der Interpretation der Porträtbüsten ist die Gewänderkunde, die Zitzelsberger für das skulptierte Papstporträt fruchtbar macht. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit wird in der vergleichenden Betrachtung des Porträts Urbans VIII. und des Kardinals Scipione Borghese liegen, wobei die von Zitzelsperger aufgestellte „Doppelporträt-These“ zu diskutieren sein wird. Eine Gegenüberstellung soll zeigen, dass die Porträts Urbans VIII. und Scipione Borgheses als komplementäre Werke zu verstehen sind und unterschiedliche, soziale Rollen widerspiegeln.
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1 Zitzlsperger, Die Papst- und Herrscherporträts, 2001.
2 Ebd., S. 15 ff.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Papstbüsten
- 2.1 Die Entwicklung des Papstporträts
- 2.2 Paul V.
- 2.3 Gregor XV.
- 2.4 Urban VIII.
- 3. Berninis Einführung eines neuen Typus
- 3.1 Der historische Kontext
- 3.2 Urban VIII. in Camauro und Mozzetta
- 3.3 Die Bedeutung des Gewandes für die päpstliche Repräsentation
- 4. Die Büsten Urbans VIII. und Scipione Borgheses als komplementäre Werke
- 4.1 Scipione Borghese
- 4.2 Ein Doppelporträt?
- 4.3 Kardinal Francesco Barberini
- 5. Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert eine Auswahl der zahlreichen Papst- und Prälatenporträts von Gian Lorenzo Bernini, entstanden zwischen 1617 und 1632 in Rom. Sie untersucht die typologische Veränderung des skulptierten Papstporträts anhand der Bildnisse Pauls V., Gregor XV. und Urbans VIII. und erörtert die Genese eines neuartigen Typus in der Skulptur. Dabei wird der Fokus auf die Darstellung des Papstes in seinem Alltagsgewand, mit Camauro und Mozzetta, gelegt, die als Medium der Vermittlung politischer Inhalte verstanden werden kann.
- Die Entwicklung des skulptierten Papstporträts von der Spätmittelzeit bis Bernini
- Die Bedeutung des Gewandes für die päpstliche Repräsentation
- Die Genese eines neuen Typus der Papstbüste in Berninis Werk
- Die politische Dimension von Berninis Papstporträts
- Der Vergleich der Büsten Urbans VIII. und Scipione Borgheses als komplementäre Werke
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik der Papst- und Prälatenporträts Gian Lorenzo Berninis ein und stellt die Ziele und den Umfang der Arbeit dar. In Kapitel 2 werden die Papstbüsten Pauls V., Gregor XV. und Urbans VIII. vorgestellt. Kapitel 2.1 beleuchtet die Entwicklung des skulptierten Papstporträts von der Spätmittelzeit bis zum 16. Jahrhundert. Kapitel 3 widmet sich Berninis Einführung eines neuen Typs der Papstbüste. Es untersucht den historischen Kontext und die Bedeutung des Gewandes für die päpstliche Repräsentation. Kapitel 4 setzt sich mit der Büste Urbans VIII. und der des Kardinals Scipione Borghese auseinander, die als komplementäre Werke zu verstehen sind.
Schlüsselwörter
Gian Lorenzo Bernini, Papstporträt, Skulptur, Camauro, Mozzetta, politische Repräsentation, Urban VIII., Scipione Borghese, Doppelporträt, Gegenreformation, Humilitastypus.
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- M.A. Vera Mamerow (Autor), 2002, Die frühen Papst- und Prälatenporträts Gianlorenzo Berninis, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51462