In diesem Essay geht es um die Verwendung einer einheitlichen Sprache als gemeinsame Kommunikationsbasis. Dies wird hier anhand des Tok Pisin, einer Kreol- oder auch Pidginsprache in Papua-Neuguinea erläutert.
In Papua-Neuguinea gibt es mehr als 750 Stämme, von welchen jeder seine eigene, individuelle Sprache spricht. Vor der Ankunft westlicher Seefahrernationen in den 1880er Jahren war die Verständigung unter den Stämmen daher unmöglich, weshalb Kreolsprachen, auch Pidgin genannt, wie die Sprache Tok Pisin eingeführt wurden, wodurch sich die Stämme auch untereinander verständigen konnten. Hieraus erhoffte man sich unter anderem einen Rückgang von Stammeskonflikten aufgrund von Sprachbarrieren und Verständigungskonflikten.
Inhalt
1. Einleitung
2. Sprache und Situation in Papua-Neuguinea
2.1 Tok Pisin
2.2 Probleme mit Tok Pisin
3. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„‘Wan pikinini i full dound long wan coconas long Wewak long 12 September na wem i ded. Em i git 8 years.‘ Das verstehen Sie nicht? Ist doch ganz einfach. Ein achtjähriges Kind ist am genannten Tag, von einer Kokosnuss erschlagen, unter einem Baum gefunden worden.“ (Baumann 1985: 55).
Dieser Satz ist ein Beispiel für die Sprache Tok Pisin, so wie es in Papua-Neuguinea gesprochen wird. Tok Pisin bildet neben Englisch und Hiri Motu die Amtssprache Papua-Neuguineas.
Eine Sprache wird von Menschen zur gegenseitigen Verständigung verwendet (Vgl. Trabant 2008: 11ff.; Ellring 2010: 1.). Es gibt verschiedene Formen von Sprache. Die meisten Personen in westlichen Ländern beherrschen zwei oder mehr Sprachen. Zu der vom frühesten Kindesalter an durch Elternhaus und Umfeld gelernten Muttersprache werden im Laufe von Schule und Ausbildung oft weitere Sprachen dem Repertoire hinzugefügt, wenn auch hierbei selten die gleichen Fertigkeiten wie im Umgange mit der Muttersprache erreicht werden. Kinder aus zweisprachen Elternhäusern erlernen oft beide Muttersprachen von Mutter und Vater.
In Papua-Neuguinea gibt es mehr als 750 Stämme, von welchen jeder seine eigene, individuelle Sprache spricht. Vor der Ankunft westlicher Seefahrernationen in den 1880er Jahren war die Verständigung unter den Stämmen daher unmöglich, weshalb Kreolsprachen, auch Pidgin genannt, wie die Sprache Tok Pisin eingeführt wurden, wodurch sich die Stämme auch untereinander verständigen konnten. Hieraus erhoffte man sich unter anderem einen Rückgang von Stammeskonflikten aufgrund von Sprachbarrieren und Verständigungskonflikten.
Zu Beginn dieser Arbeit wird ein kurzer Überblick über die geographische, politische und sprachliche Situation in Papua-Neuguinea gegeben auf deren Basis die Notwendigkeit einer einheitlichen Amtssprache erörtert werden kann. Im Weiteren wird näher auf die Sprache Papua-Neuguineas eigegangen und es wird die Funktion des Tok Pisin in Papua-Neuguinea erläutert. Folgend wird sich mit den Problemen, die sich aus der Struktur des Landes ergeben und den Eigenschaften und der Verwendung des Tok Pisin auseinandergesetzt.
Im Fazit wird die Forschungsfrage, ob die Einführung einer der breiten Bevölkerung bekannten Generalsprache aus wirtschaftlichen, politischen und kommunikativen Aspekten sinnvoll ist, abschließend untersucht. Ebenfalls wird dargelegt, inwieweit die Sprache Tok Pisin Veränderungen in diesen Bereichen in PapuaNeuguinea herbeigeführt hat.
Die dieser Arbeit zugrunde liegende These ist es, eine einheitlich gesprochene und geschriebene Sprache löse Konflikte und trage zu einem besseren Miteinander bei.
2. Sprache und Situation in Papua-Neuguinea
In Papua-Neuguinea leben mehr als 750 Stämme, welche alle eine eigene, von den anderen Stämmen unverständliche, Sprache sprechen, man geht davon aus, dass es ca. 836 verschiedene Sprachen und Dialekte gibt. (vgl. Knoller 2012: 13; vgl. Auswertiges Amt 2018). Die 750 Stämme leben zumeist nicht friedlich miteinander. Es gibt viele Streitereien und sogar Stammeskriege, um Land, Schweine und Frauen (vgl. ebd. 26f.). „Papua-Neuguinea gilt als eine der gewalttätigsten Gesellschaften der Welt“ (Ebd. 16; vgl. Auswertiges Amt 2019). Zumindest in der Vergangenheit konnte Kannibalismus in Papua-Neuguinea belegt werden. Nicht nur die Mitglieder verfeindeter Stämme konnten Opfer von Morden mit der Intention Menschenfleisch zu verzehren werden. Auch auf Papua-Neuguinea verschollene westliche Besucher und Touristen wurden mutmaßlich Opfer dieser Gewalttaten. Letzteres soll auch heute noch vorkommen (vgl. Ebd. 13ff.).
Papua-Neuguinea ist nach wie vor ein archaisch geprägtes Land. Konventionen, Gebräuche und Lebensweisen des Stammessystems werden in weiten Teilen der Gesellschaft bis heute praktiziert und damit einhergehende Vorschriften und Riten stehen zumeist über den von der Zentralregierung in Port Moresby nach westlichem Vorbild erlassenen Gesetzen. Da sowohl die Regierung als auch die Polizei meist Mitglieder ihres Stammes bevorzugt gegenüber den Mitgliedern eines verfeindeten Stammes behandelt werden selbst schwere Straftaten wie Mord weder verfolgt noch mit der vollen Härte des Gesetzes geahndet. (vgl. ebd. 19ff.). Korruption und Vetternwirtschaft spielen in Papua-Neuguinea eine große Rolle und sind bedingt durch die von Stämmen geprägte Gesellschaft tief in der Bevölkerung verwurzelt. Papua-Neuguinea belegte im Jahr 2018 Platz 138 von 180 auf dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International gleichauf mit Ländern wie Russland und Mexiko (vgl. Transparency International Deutschland e.V. 2018).
Der Glaube an Geister, Hexen oder Flüche wird in den meisten Stämmen bis heute praktiziert. Auch auf den hierauf basierenden Riten und Vorstellungen werden Morde und andere Straftaten begangen, vergleichbar mit den Hexenverbrennungen im mittelalterlichen Europa. Ein Beispiel für diese Art von Vorstellungen ist der Glaube an den Sangumas Fluch. Er gehe angeblich von einem besessenen Hund auf einen Menschen über, wobei es unerheblich ist, ob der Hund den Mensch überhaupt gebissen hat. Hierauf verliert dieser den Verstand und muss in letzter Konsequenz von seinem Mitmenschen umgebracht werden. Solche Morde werden oft von den Strafverfolgungsbehörden nicht weiter untersucht. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da sich die Polizei zu großen Teilen aus Anhängern dieser Glaubensvorstellungen zusammensetzt. (vgl. Knoller 2012: 56ff.).
Ein großer Teil der Bevölkerung Papua-Neuguineas sind Analphabeten, laut den Human Development Reports aus dem Jahr 2015 sind es über 35 Prozent der über 15-jährigen Bevölkerung. Damit belegt das Land im internationalen Vergleich einen der hinteren Plätze und rangiert hinter Ländern wie dem Jemen oder Togo (vgl. Central Intelligence Agency 2019). Das Erlernen einer neuen Sprache auf breiter Ebene wird hierdurch erschwert.
Somit lässt sich festhalten, in Papua-Neuguinea treffen vielerorts Moderne und Steinzeit aufeinander. Auch hierdurch entstehen, ähnlich wie in der Historie westlicher Länder, zahlreiche Spannungen und Konflikte.
Ein Versuch solche Spannungen zwischen Stämmen zu lindern, beziehungsweise das Konfliktpotential zu verringern, bestand in der Einführung einer allgemein verständlichen Amtssprache zum Beispiel Tok Pisin. Im nächsten Kapitel wird sich weiterführend mit der Sprache Tok Pisin beschäftigt und erläutert wie diese entstanden und wie sie aufgebaut ist.
2.1 Tok Pisin
Tok Pisin ist heute neben Hiri Motu und Englisch die Amtssprache Papua-Neuguineas. Sowohl Hiri Motu als auch Tok Pisin wurden mit der Unabhängigkeit
Papua-Neuguineas als Staatssprachen übernommen. Dennoch gilt Englisch weiterhin als Amts- und Schulsprache (vgl. von Baratta 1993: 563./Harenberg 1995: 331.). Ursprünglich entstand die Sprache Tok Pisin auf den Plantagen britischer und deutscher Kolonialmächte in Queensland und Samoa. Durch die Zwangsrekrutierung von Insulanern als Plantagenarbeiter aus dem Salomonenarchipel und Neubritannien, entstand auf Grund der Einflüsse der Sprachen beider Kolonialmächte und dem melanesischen Einfluss der Insulaner das Tok Pisin (vgl. Verhaar 1995: 2f.; vgl. Foley 1986: 32f; vgl. Blanz/Wendt 1997: 112.)
Bei Tok Pisin handelt es sich um eine sehr einfache Mischsprache, welche eine Variation des melanesischen Pidgin ist. Tok Pisin ist eine sogenannte Kreolsprache. Diese entstehen aus Austausch und der Vermischung verschiedener regionaler Sprachen. (vgl. Blanz/Wendt 1997: 112.).
Tok Pisin besteht aus einer Mischung des englischen Wortschatzes und der melanesischen Grammatik, auch einige deutsche Wörter sind in ihr zu finden, was vor allem in der Kolonialzeit seine Ursache findet.
Tok Pisin besteht lediglich aus etwa 1300 Wörtern, was oft zur Folge hat, dass Dinge sehr umständlich formuliert werden müssen, da es für viele Begriffe keine expliziten Wörter gibt. Oft haben Wörter mehrere unterschiedliche Bedeutungen, was zusätzlich Verwirrung hervorrufen kann (vgl. Baumann 1985: 55). Trotz dieser linguistischen Mängel wird vermutet, dass Tok Pisin von ungefähr 50 Prozent der einheimischen Bevölkerung gesprochen wird, exakten Zahlen hierzu gibt es nicht.
Die schlechte Infrastruktur, die geographische Beschaffenheit und die weitläufig verstreute Verteilung der Bevölkerung machen genaue Erhebungen so gut wie unmöglich. Für die einheimische Bevölkerung ist die Verständigung untereinander mittels Tok Pisin dennoch in weiten Teilen möglich (vgl. Auswertiges Amt 2019; vgl. Knoller 2012: 12ff.).
Aufgrund das oben angesprochenen geringen Wortschatzes wirkt Tok Pisin zunächst wie eine leicht zu lernende Sprache. Dieser Anschein trügt jedoch. Gerade durch die geringe Anzahl an Wörtern wird die Verständigung mit Tok Pisin erschwert. Viele identische Wörter haben ganz unterschiedliche Bedeutungen und für manche Begrifflichkeiten gibt es überhaupt keine Wörter (vgl. Baumann 1985: 55f.).
Ein Beispiel hierfür ist: Auf Tok Pisin heißt Waschen was-was ein Tuch ist ein lap-lap und wenn man jetzt aber Badetuch sagen möchte so ist es lap-lap belong was-was. Belong ist dabei abgeleitet vom englischen Wort belong und die einzige Präposition, welche im Tok Pisin vorhanden ist (vgl. ebd.) Dies verdeutlicht, wie umständlich selbst kleinste Wörter werden können, einfach weil im Tok Pisin kein Ausdruck für sie vorhanden ist. Zudem wandelt sich das Tok Pisin sehr schnell und stetig, wodurch Wörter, welche gestern noch eine bestimmte Bedeutung hatten, heute schon veraltet sind und nicht mehr gebraucht werden (Vgl. Veit 2019b).
Auf weitere Probleme des Tok Pisin wird im Folgenden genauer eingegangen.
2.2 Probleme mit Tok Pisin
Das wohl größte Problem, welches bei der Verbreitung des Tok Pisin aber auch bei der Verbreitung des Hiri Motu eine Rolle spielt, ist das, dass nicht alle Einwohner Papua-Neuguineas die Sprache sprechen und schon gar nicht schreiben oder lesen können. Dies ist vor allem der Abgeschiedenheit einiger Regionen geschuldet, sowie dem Fehlen einer allgemeinen Schulpflicht. Auch ist für viele Familien das zu entrichtende Schulgeld, was gemessen am durchschnittlichen Einkommen recht hoch ausfällt, zu teuer.
Die Abgeschiedenheit der Regionen spiel eine große Rolle dabei, dass sich das Tok Pisin ständig verändert und sehr stark regional geprägt ist. Durch die ständige Veränderung der beiden Sprachen ist es auch für Touristen kaum möglich die Sprache zu erlernen und sich allein ohne einen Dolmetscher durch das Land zu wagen (vgl. Knoller 2012: 13f.).
Der Grundgedanke aus dem heraus das Tok Pisin eingeführt wurde bzw. entstanden ist der, dass sich unter den einzelnen Stämmen in einer einheitlichen Sprache verständigt werden kann. Es ist aus den Sprachen der Kolonialmächte, welche Papua-Neuguinea besetzten und einem melanesischen Einfluss entstanden und wird heute als Amtssprache des Landes genutzt.
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- Sarah Veit (Autor), 2019, Verwendung einer einheitlichen Sprache. Tok Pisin in Papua-Neuguinea, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513973
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