A Einleitung
Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, inwieweit die Ereignisse der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die allgemein unter dem Begriff "Krise" zusammengefasst werden, konstitutiv sind für das Entstehen einer religiösen Massenbewegung, wie hier im Phänomen der Geißler.
Keinesfalls soll es um eine lückenlose chronologische Darstellung der Ereignisse des 14. Jahrhunderts gehen. Es sollen einige repräsentative charakteristische Grundtendenzen aufgezeigt werden, die das 14. Jahrhundert prägen. Exemplarisch werden hier die Pest, die Situation der Kirche und die Judenverfolgungen dargestellt und hinsichtlich ihrer Funktion bezüglich der Geißlerbewegung und ihrer Auswirkung auf ein subjektives Krisenbewusstsein analysiert. Der Schwerpunkt liegt jedoch deutlich auf den Bereichen Pest und Kirche, da sich hier direkte Verbindungen zu dem Phänomen der Geißler ziehen lassen und sich die Situation der Kirche sowie die Pest und ihre Folgen m. E. am nachdrücklichsten und intensivsten auf die Stimmung der Zeitgenossen auswirkten.
Im ersten Abschnitt wird der Begriff der "Krise" behandelt. Es werden zwei kontroverse Forschermeinungen vorgestellt und eine Arbeitshypothese erarbeitet, auf der die Arbeit analytisch basiert.
Der zweite Abschnitt stellt kurz überblicksartig die Situation um 1260 in Italien vor. Dies dient dem Ziel, die Geißlerbewegung des 13. Jahrhunderts von der des 14. abzugrenzen, Unterschiede aufzuzeigen, sowie einen ersten Anhaltspunkt zu erhalten, welche äußeren Umstände eine derartige Bewegung begünstigen können.
Der Pest widmet sich der dritte Abschnitt. Dieses Phänomen wird vergleichsweise ausführlich behandelt, da es sich hier um ein einschneidendes Elementarereignis handelt, das sich über Jahre hinaus auf den Alltag der Zeitgenossen auswirkt und ebenso grundlegend für die Stimmung und das Zeitgefühl der Zeitgenossen ist. Desweiteren ist die Pest für das Phänomen der Geißlerbewegung der Jahre 1348/49 unter anderem Voraussetzung.
Ebenfalls nur überblicksartig beschäftigt sich der vierte Abschnitt mit den Judenverfolgungen in der Mitte des 14. Jahrhunderts. Da den Judenpogromen zwar bezüglich der Stimmung der Zeitgenossen Bedeutung zukommt, sich aber keine direkte Verbindung zu den Geißlern herstellen lässt, darf eine kurze Beschäftigung mit den Judenverfolgungen zwar nicht fehlen, wird aber in Hinblick auf Thema und Umfang der Arbeit nicht als Schwerpunkt behandelt.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- A Einleitung
- Die „Krise" des 14. Jahrhunderts — eine Definition
- 2 Die Situation in Italien 1260
- 3 Die Pestwelle um 1350
- 4. Die Judenverfolgungen von 1348/49
- 5 Die Krise der Kirche
- 6. Die Geißler - Wirkung und Kontext
- T Das Beispiel Tournai
- a) Kritische Einordnung der Quelle
- b) Die Geißler in Toumai
- 8 Fazit
- C Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Ursachen für das Entstehen der Geißlerbewegung im 14. Jahrhundert. Sie untersucht, inwieweit die Ereignisse dieser Zeit, die oft als "Krise" bezeichnet werden, die Entstehung dieser religiösen Massenbewegung begünstigt haben. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Pest, die Situation der Kirche und die Judenverfolgungen, da diese Phänomene einen direkten Bezug zur Geißlerbewegung und ihrer Auswirkung auf das subjektive Krisenbewusstsein der Menschen aufweisen.
- Die Definition des Begriffs "Krise" im 14. Jahrhundert
- Die Bedeutung der Pest und ihre Folgen für die Gesellschaft
- Die Rolle der Kirche und ihre Krise im Spätmittelalter
- Die Judenverfolgungen im Kontext der Zeit
- Die Geißlerbewegung als Reaktion auf die "Krise" der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
- A Einleitung
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert die Relevanz der "Krise" des 14. Jahrhunderts für das Entstehen der Geißlerbewegung. Die Arbeit fokussiert auf die Pest, die Kirche und die Judenverfolgungen, da diese Phänomene einen direkten Bezug zur Geißlerbewegung und ihrer Auswirkung auf das subjektive Krisenbewusstsein der Menschen aufweisen.
- 2 Die Situation in Italien 1260
Dieses Kapitel beleuchtet die Geißlerbewegung im 13. Jahrhundert in Italien, um die Bewegung des 14. Jahrhunderts von dieser abzugrenzen und Unterschiede aufzuzeigen. Es wird untersucht, welche äußeren Umstände eine solche Bewegung begünstigen können.
- 3 Die Pestwelle um 1350
Der dritte Abschnitt widmet sich der Pest, einem einschneidenden Elementarereignis, das den Alltag der Zeitgenossen nachhaltig beeinflusste. Die Pest wird als ein grundlegendes Element für die Stimmung und das Zeitgefühl der Zeitgenossen und als Voraussetzung für das Phänomen der Geißlerbewegung der Jahre 1348/49 dargestellt.
- 4. Die Judenverfolgungen von 1348/49
Dieses Kapitel befasst sich mit den Judenverfolgungen in der Mitte des 14. Jahrhunderts. Es wird die Bedeutung der Judenpogrome für die Stimmung der Zeitgenossen erörtert, jedoch wird aufgrund der geringen direkten Verbindung zu den Geißlern kein Schwerpunkt auf dieses Thema gelegt.
- 5 Die Krise der Kirche
Der fünfte Abschnitt analysiert die Situation der Kirche und die Stellung der Zeitgenossen zu Institution und Trägern. Die Kirche wird als ein wichtiger Faktor für die gesellschaftliche Stimmung und die Möglichkeiten zur Massenagitation der Geißler betrachtet.
- 6. Die Geißler - Wirkung und Kontext
Dieser Abschnitt beleuchtet die Reaktion der Bevölkerung auf die Geißler und ihr Bußritual anhand von zwei zeitgenössischen Quellen aus Straßburg und Limburg. Es wird ein Zusammenhang zwischen Kritik an den Klerikern, der Pest und der Attraktivität der Geißler hergestellt.
- T Das Beispiel Tournai
- a) Kritische Einordnung der Quelle
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Chronik des flandrischen Chronisten Gilles li Muisit und seiner Glaubwürdigkeit als Quelle für die Analyse der Geißlerbewegung in Tournai.
- b) Die Geißler in Tournai
Das Kapitel untersucht die Wirkung der Geißler auf die Bevölkerung von Tournai anhand der Chronik von Gilles li Muisit. Es wird die Reaktion der Bevölkerung auf das Bußritual der Geißler und die Veränderung des Verhaltens der Menschen durch den Einfluss der Geißlerbewegung dargestellt.
- a) Kritische Einordnung der Quelle
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Geißlerbewegung, die Pest, die Krise des 14. Jahrhunderts, die Kirche im Spätmittelalter, die Judenverfolgungen, das Krisenbewusstsein der Zeitgenossen, die Bedeutung von Buße und Sündhaftigkeit, die Reaktion der Bevölkerung auf die Geißler und die Rolle von Gerüchten und Angst in der Gesellschaft.
- Citation du texte
- Nina Dombrowsky (Auteur), 2002, Die Geißler 1348/49. Produkt der Krise des 14. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5136
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