1826 unternahm Karl Friedrich Schinkel (1781-1841)gemeinsam mit dem Leiter der "Technischen Deputation" des preußischen Ministeriums für Handel, Gewerbe und Bauwesen, Christian Wilhelm Peter Beuth (1781-1853), eine Reise nach England, um die neuesten technischen und industriellen Errungenschaften der Engländer zu erkunden. Den Auftrag zu dieser Reise erhielt Schinkel von König Friedrich Wilhelm III. mit dem offiziellen Ziel, Anregungen für die Innenraumgestaltung des damals gerade im Bau befindlichen „Alten Museums“ in Berlin zu gewinnen.
Schinkel selbst erhoffte sich von der Tour durch England wohl ganz allgemein Impulse für neue architektonische Lösungen, besonders für die damals in Preußen neu entstandenen und entstehenden Bauaufgaben. In dieser Arbeit wird erörtert, inwieweit sich die Reise und die besichtigten Architekturen tatsächlich auf Schinkels architektonisches Schaffen ausgewirkt haben (könnten).
INHALTSVERZEICHNIS
1. Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) – Biographie
2. Englands Pionier- und Vorbildfunktion im 18. und 19. Jahrhundert
3. Ansätze zu neuen Lösungen in Schinkels Werken vor 1826
4. Die Reise nach England im Jahr 1826
4.1. Das "Besichtigungsprogramm"in England
4.1.1. Sakral- und Profanbauten
4.1.2. Industrie- und Nutzbauten
5. Einflüsse englischer Architektur auf Schinkels Werk nach 1826
5.1. Berliner Packhof (1825-32)
5.2. Kaufhausentwurf (1827)
5.3. Berliner Bauakademie (1831-36)
5.4. Entwurf für Berliner Bibliothek (1835)
5.5. Verwendung von Eisen für die Gestaltung von Innenräumen
und Möbeln (ab 1826)
6. Die Englandreise im Hinblick auf die Förderung von
Preußens Gewerbe und Industrie
7. Resümee
8. Anhang
8.1. Exkurs: Schinkels Entwurf für eine Rundkirche (um 1827)
und die möglichen Vorbildfunktionen des Stallgebäudes in
Brighton sowie der Paulskirche in Frankfurt
8.2. Anmerkungen
8.3. Bibliographie
8.4. Abbildungsnachweis
8.5. Abbildungen
1. Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) - Biographie
Karl Friedrich Schinkel wurde am 13.3.1781 in Neuruppin1)geboren. 1794, sieben Jahre nachdem sein Vater, ein evangelischer Geistlicher, im Zuge eines Stadtbrandes ums Leben gekommen war, übersiedelte Schinkels Mutter mit ihm und seinen vier Geschwistern in ein Predigerwitwenhaus in Berlin.
Bis 1798 besuchte Schinkel ein Berliner Gymnasium, das er vorzeitig verließ, um sich bei David Gilly, der eine private Bauschule führte, zum Architekten ausbilden zu lassen. Ab 1799 studierte er an der von Gilly mitbegründeten und damals neu eröffneten Berliner Bauakademie. Während seiner Studienzeit wohnte Schinkel im Haus von David Gilly und wurde ein guter Freund von Gillys Sohn Friedrich, dessen architektonische Arbeiten er sehr bewunderte.2)
Im Jahr 1800, als Friedrich Gilly im Alter von nur 28 Jahren an Tuberkulose starb, verließ Schinkel die Bauakademie. (Ob er eine Abschlussprüfung abgelegt hat, ist nicht gesichert.) Danach führte er zunächst einige kleinere Aufträge aus, vor allem Umbauarbeiten. Außerdem vollendete er Projekte, die er von seinem Freund Gilly „geerbt“ hatte.
1803 verfügte Schinkel über genügend Geld, um eine Rundreise durch Italien anzutreten, im Zuge der er sich ungefähr ein halbes Jahr in Rom aufhielt. Nach seiner Rückkehr nach Berlin im Jahr 1805 hatte er zunächst kaum Gelegenheit als Architekt zu arbeiten. Einer der Gründe dafür war wohl die allgemein schlechte Auftragslage infolge der kriegsbedingten politischen und wirtschaftlichen Situation Preußens.3)
Schinkel war daher bis 1810 hauptsächlich als Maler tätig und entwarf außerdem Hintergrundbilder für Dioramen.4) Später schuf er auch Bühnenbilder für Theater und Oper (unter anderem 1815/16 für Mozarts Zauberflöte). Arbeiten dieser Art führte er auch noch aus, als sich die Architekturaufträge mehrten. Darüber hinaus gestaltete er auch Festdekorationen, Möbel und kunsthandwerkliche Gegenstände.
Schinkels erste Architekturprojekte umfassten vor allem Entwürfe für Grab- und Denkmäler, von denen jedoch nur wenige tatsächlich umgesetzt wurden. Auch seine Pläne für den Neubau der 1809 abgebrannten Petri-Kirche blieben unausgeführt. Das erste größere Bauwerk, das Schinkel nach seinen Entwürfen ausführen konnte, war die "Neue Wache" (1816-18) (Abb. 1).
Parallel zu seiner künstlerischen Arbeit wurde Schinkel ab 1810 als Beamter tätig. Durch Vermittlung von Wilhelm von Humboldt, den Schinkel in Rom kennen gelernt hatte und der inzwischen Leiter der Sektion für Kultus und Unterricht im Innenministerium war, wurde er zunächst zum Geheimen Oberbauassessor in der Technischen Oberbaudeputation ernannt. Die weiteren Schritte seiner "Beamtenkarriere" waren Beförderungen zum Geheimen Oberbaurat 1815, zum Oberbaudirektor 1831 und zum Oberlandesbaudirektor 1839.
Neben den schon genannten Tätigkeiten verfasste Schinkel auch mehrere Publikationen. Bis zu seinem Tod arbeitete er an einem "Architektonischen Lehrbuch", ab 1819 gab er die "Sammlung architectonischer Entwürfe"5) heraus und 1821-37 arbeitete er gemeinsam mit Peter Beuth (auf den im Laufe der Arbeit noch näher eingegangen wird) an den "Vorbildern für Fabrikanten und Handwerker", einer Sammlung von Mustern für die industrielle Herstellung von Gebrauchsgegenständen, durch welche die Qualität der preußischen Produkte verbessert werden sollte.
Darüber hinaus beschäftigte sich Schinkel auch mit Problemen der Denkmalpflege. 1815 publizierte er die „Grundsätze zur Erhaltung alter Denkmäler und Altertümer unseres Landes". Zudem bemühte er sich auch konkret um die Erhaltung einzelner historischer Gebäude.
Auf der Suche nach neuen Anregungen unternahm Schinkel im Laufe seines Lebens zahlreiche Reisen, unter anderem mehrmals nach Italien, in verschiedene deutsche Städte, nach Antwerpen und Amsterdam und nach Pommern. Eine mehrmonatige Studienreise durch (Frankreich und) England im Jahr 1826 brachte - wie in den folgenden Abschnitten dieser Arbeit noch gezeigt werden wird - einige neue Impulse für Schinkels Werk.
Von 1836 bis zu seinem Tod am 9. Oktober 1841 lebte Schinkel mit seiner Familie in einer Dienstwohnung, die sich in der von ihm geplanten und errichteten Bauakademie in Berlin befand.
2. Englands Pionier- und Vorbildfunktion im 18. und 19. Jahrhundert
Im Laufe des 18. Jahrhunderts gelang es England, seine Position als führende Kolonial-, Handels- und Seemacht auszubauen und zu festigen. Auf der Basis dieser Vormachtstellung konnte die Industrialisierung des Landes rasch voranschreiten, so dass England auch in dieser Hinsicht Vorreiter in Europa wurde. Es erfolgte ein Ausbau der Infrastruktur und die Entwicklung neuer Techniken und Herstellungsmethoden ermöglichte die maschinelle Massenproduktion. Die wichtigsten Industriezweige waren zunächst vor allem die Textilindustrie und die Eisenproduktion.
Schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatten die Engländer ein Verfahren zur Herstellung von Koks (aus Steinkohle) entwickelt, was eine wesentliche Grundlage für die Produktion von qualitativ hochwertigem Eisen in großen Mengen war. Letzteres wurde zunächst vor allem für die Herstellung von Werkzeugen und Maschinen eingesetzt, bald jedoch auch als Baustoff.
1775-79 wurde in Coalbrookdale die erste Brücke aus Gusseisen errichtet, um 1780 begann man Gusseisenstützen für die Konstruktion von Fabrikgebäuden einzusetzen. 1812-13 konstruierte Thomas Rickmann mit Hilfe des Eisenfabrikanten John Cragg bereits das gesamte innere Gerüst und auch das Fenstermaßwerk der Pfarrkirche St. George in Liverpool aus Gusseisen (Abb. 2). Bald darauf setzte John Nash beim Umbau des Royal Pavillon Eisen sowohl für konstruktive als auch dekorative Lösungen ein.6)
Die industrielle Revolution brachte jedoch nicht nur neue Materialien sondern auch neue Bauaufgaben mit sich. Während in direktem Zusammenhang mit der Industrialisierung Nutzbauten, wie Fabriken, Lager- und Speichergebäude entstanden, bedingte sie indirekt die Errichtung von Gebäuden, die unter anderem der Bildung, der Verwaltung und der Unterhaltung der neu entstandenen wohlhabenden Bürgerschicht dienten. Das Bürgertum wurde nun zu einem wichtigen Auftraggeber.
Der technische und wirtschaftliche Fortschritt in England, aber auch die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse weckten schon ab der Mitte des 18. Jahrhunderts das Interesse einiger deutscher Staaten. Da auch die englische Architektur und Gartengestaltung bald Vorbildwirkung zeigten, unternahmen schon lange vor Schinkel verschiedene Architekten Reisen nach England, wie zum Beispiel
Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (erstmals 1763), Karl Gotthard Langhans (1775) und Friedrich Gilly (1797).
In Preußen wurden englische Einflüsse ab 1800 durch die politische Orientierung und die Reformbestrebungen des Finanz- und Wirtschaftsministers Heinrich Friedrich Karl Freiherr von Stein begünstigt. Sein Ziel war die Ankurbelung der Wirtschaft und des industriellen Fortschrittes, die allerdings erst ab 1815 richtig in Schwung kamen.
Auch Christian Wilhelm Peter Beuth (1781-1853), der seit 1814 die "Technische Deputation " im Ministerium für Handel, Gewerbe und Bauwesen leitete, lag die ökonomische Entwicklung seiner Heimat nach englischem Vorbild am Herzen. Dafür nützliche Informationen und Anregungen versuchte er sich u.a. persönlich in England zu beschaffen. Eine seiner Reisen dorthin fand 1826 gemeinsam mit Schinkel statt.
Schinkel, der zu Beuths Freunden zählte und außerdem seit 1819 ebenfalls Mitglied der „Technischen Deputation“ war, interessierte sich sehr für die neuen technischen und industriellen Errungenschaften der Engländer, erhoffte sich darüber hinaus aber wohl auch Impulse für neue architektonische Lösungen, besonders für die nun auch in Preußen neu entstandenen und entstehenden Bauaufgaben.
3. Ansätze zu neuen Lösungen in Schinkels Werken vor 1826
Schinkel hat sich intensiv mit historischer Architektur beschäftigt, war aber nicht an ihrer „wortwörtlichen“ Übernahme interessiert, sondern sprach sich dafür aus, an Erfahrungen früherer Zeiten anzuknüpfen und auf deren Basis neue Lösungen zu erarbeiten, die den aktuellen Bauaufgaben gerecht werden.7) In seinen Manuskripten für das „Architektonische Lehrbuch“ propagierte er einerseits die Entwicklung eines zeitgenössischen Stils8), andererseits setzt er sich in diesen - vor allem ab dem Beginn der 1820er Jahre - ausführlich mit dem Thema „Konstruktion“ auseinander.
Neben einer umfassenden, mit Zeichnungen dokumentierten Darstellung von traditionellen Bauweisen und strukturellen Details, bemühte sich Schinkel auch neue Varianten zu aufzuzeigen. Beispielsweise erläuterte er eine Kombination von Bogen- und Balkenkonstruktion (Abb. 3), die unter anderem den Zweck hatte, eine unterschiedliche innere Geschosseinteilung eines Gebäudes mit einer einheitlichen Fassadengliederung zu verbinden. Diese Lösung, bei der die Balken als Träger für Zwischendecken verwendet werden können, hatte Schinkel für den 1825 begonnen Bau des Hamburger Stadttheaters - nach seinen eigenen Worten9) - „eigens ersonnen“. Sie ermöglichte ihm, die Gestaltung der Fassade einheitlich an den Maßen des Foyers zu orientieren, obwohl dieses doppelt so hoch war wie die daran anschließenden Nebenräume.
Für die grundsätzliche Form von Schinkels Konstruktion findet man mehrere Vorbilder in der Architekturgeschichte: von römischen Thermenfenstern bis zu den Fenstern und Arkaden in Friedrich Gillys Entwurf für ein Berliner Theater. Der funktionale Aspekt, der für die Verwendung dieser Struktur beim Hamburger Theater ausschlaggebend war, scheint jedoch tatsächlich neu gewesen zu sein.
Ein weiteres wichtiges Thema in Schinkels Theorien - aber auch in einigen seiner Entwürfe und ausgeführten Werke - war auch schon vor seiner Englandreise die
Verwendung von Materialien, die in Preußen zu seiner Zeit kaum gebräuchlich waren, vor allem Backstein und Eisen.
Bauwerke aus Sichtbackstein lobte Schinkel bereits 1804 in einem Brief, den er David Gilly von seiner ersten Italienreise schrieb.10) 1814 zeichnete er Entwürfe für den Wiederaufbau der (bereits 1809) abgebrannte Petrikirche, nach welchen diese vollständig aus Sichtbackstein gebaut werden hätte sollen. Maßwerk und Portale sollten nach seinen Plänen aus Eisenguss bestehen.11) Die Entwürfe wurden jedoch nicht ausgeführt, stattdessen wurde die Kirchenruine 1817 abgerissen.
Bei der Neuen Wache (Abb. 1) führte Schinkel die Seitenwände zwischen Sockel und Gesims aus unverputztem Backstein aus und begründete dies mit den Worten: „Um hier an der Stelle der Übertünchung auch etwas Wahres und Echtes der Konstruktion zu setzen.“12)
Das erste Bauwerk, das Schinkel zur Gänze aus unverputztem Backstein errichten konnte, war die Friedrichwerdersche Kirche (1824-30) (Abb. 4).
Auch Eisen setzte Schinkel vereinzelt schon vor 1826 ein und interessierte sich zumindest theoretisch für dessen umfangreichere Verwendung.
Im Zuschauerraum des nach seinen Plänen errichteten Berliner Schauspielhauses (1818-20) tragen schlanke – allerdings vergoldete – Eisenstützen die Ränge13) und aus Unterlagen für das „Architektonische Lehrbuch“ geht hervor, dass Schinkel schon ab ca. 1823 Raumkonstruktionen aus Eisen bzw. aus einer Kombination von Backstein und Eisen in die Publikation aufnehmen wollte.14) Ebenfalls in den Manuskripten zum „Architektonischen Lehrbuch“ befindet sich der mit 1825 datierte Entwurf für eine gusseiserne Brücke auf Steinpfeilern15) (Abb. 5).
4. Die Reise nach England im Jahr 1826
Zu den neuen Bauaufgaben, die ab 1800 allmählich auch in Preußen entstanden, gehörte unter anderem das (heute so genannte) „Alte Museum“ in Berlin (Abb. 6), dessen Bau 1823 begonnen wurde. 1824 hatte Schinkel im Zusammenhang damit bereits eine Reise nach Italien unternommen, um dort die wichtigsten Kunstsammlungen zu besichtigen. 1826 erhielt er von König Friedrich Wilhelm III. den Auftrag, in Paris und London die zeitgenössischen Museen und Sammlungen - also vor allem den umgebauten Louvre und das seit 1824 im Bau befindliche British Museum – zur Gewinnung weiterer Anregungen hinsichtlich der Innenraumgestaltung zu besichtigen.16)
Schinkels Reise, die er – wie bereits erwähnt – gemeinsam mit Peter Beuth unternahm, dauerte von Mitte April 1826 bis Mitte August des selben Jahres.
4.1. Das "Besichtigungsprogramm" in England
Nach ihrem Aufenthalt in Frankreich kamen Schinkel und Beuth am 24. Mai in England an. Außer London, wo sich die Männer insgesamt mehr als drei Wochen aufhielten, besuchten die beiden vor allem wichtige Industriestädte in den Midlands (z.B. Birmingham, Manchester, Leeds und Liverpool), aber auch verschiedene Orte in Nord- und Westengland (z.B. Lancashire und Yorkshire im Norden, Bristol und Bath im Westen). Darüber hinaus reisten sich durch Schottland (v.a. Edinburgh, Glasgow, Highlands) und Wales.
4.1.1. Sakral- und Profanbauten
Details der Reise und des „Besichtigungsprogramms“ hielt Schinkel in einem Tagebuch fest.17) Aus den Aufzeichnungen geht unter anderem hervor, dass er nur wenige historische Bauwerke besichtigt hat. Von diesen studierte er vor allem die St. Paul’s Cathedral ausführlicher und fertigte auch Skizzen von ihr an. Sein Hauptinteresse galt der Konstruktion der Kuppel, was möglicherweise u.a. damit zusammenhing, dass Schinkel für die Nikolaikirche, deren Planung er im Frühjahr 1826 noch vor der Reise begonnen hatte, ebenfalls eine Kuppel vorsah.18)
Der Schwerpunkt der Studienreise lag jedoch auf zeitgenössischen Bauwerken. Zu den ersten „modernen“ Architekturen, die Schinkel nach der Ankunft in London besichtigte, gehörte natürlich das British Museum (Abb. 7), dessen Studium schließlich der offizielle Hauptgrund seines Englandaufenthalts war. Von dem von Sir Robert Smirke (1780-1867) geplanten und 1823 begonnenen Bau war damals allerdings erst der Ostflügel fertig, in dem ab 1828 die King's Library untergebracht wurde.19)
Schinkel interessierte sich vor allem für die mit Holzkassetten verkleidete Dachkonstruktion, da für diese Eisenträger verwendet worden waren. Er skizzierte in seinem Tagebuch sowohl einige konstruktive Details als auch die Fassade des Museums sowie einen Aufriss mit Angaben der Raummaße. Die Konstruktion der Haupttreppe des Museums, für die ebenfalls Bauteile aus Gusseisen verwendet worden waren, kritisierte Schinkel als „nicht zu loben“ und das Material der Treppenstufen als „zu schwach“.
Bei einem weiteren Besuch im Museum notierte Schinkel nochmals die Maße und fertigte Grundrisszeichnungen aller Räume an, auf welchen er dann die Standorte der Plastiken vermerkte. Besonders positiv fiel ihm die Beleuchtung der Räume der Antikensammlung durch Oberlichten auf, doch er zog diese Lösung offensichtlich nicht für „sein“ Museumsprojekt in Berlin in Betracht – vermutlich auch deswegen, da der Bau zu diesem Zeitpunkt schon zu weit fortgeschritten war.
Ebenfalls bereits in den ersten Tagen seines Aufenthalts in London, sah Schinkel die riesige klassizistische Wohnhausanlage am Regent’s Park, die John Nash 1811 im Rahmen eines städteplanerischen Konzeptes entworfen hatte. Das Projekt war ab 1812 auf dem Areal des Marylebone Parks, eines bis dahin vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Gebietes, ausgeführt worden. Ein Jahr später waren auch Nash’s damit verbundenen Pläne für die Errichtung der Regent Street genehmigt worden.
Den Eingangsbereich zum Regent’s Park, in dem unter anderem auch ein Teich angelegt wurde, bildet der Park Crescent (Abb. 8). Der Platz hat – wie schon der Name impliziert (crescent = Halbmond) die Form eines Halbkreises und wird von bogenförmig angeordneten Häusern, die zu zwei Komplexen zusammenfasst sind, gesäumt. An den Rändern des Regent’s Parks (Abb. 9) selbst befinden sich mehrere Häuserzeilen, die als „terraces“ bezeichnet werden. Diese „terraces“ bestehen aus insgesamt über 50 aneinandergereihten Einzelhäusern, die durch Säulenreihen und andere architektonische Gestaltungselemente zu einem großen Komplex zusammengefasst wurden und eine Länge von bis zu 300 m haben. Einige „terraces“ sind darüber hinaus noch mit Bogenstellungen miteinander verbunden. Schinkel war von der monumental wirkenden Architektur beeindruckt und bezeichnete sie als
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- Christa Harlander (Author), 2005, Karl Friedrich Schinkel und England, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51363
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