In dieser Arbeit geht es um den Reisebericht des Reisenden Ibn Battuta. Die große Frage, die sein Werk betrifft, ist die Frage nach der Authentizität. Der Wahrheitsgehalt seiner Berichte ist in der Forschung sehr umstritten. Der bedeutendste Grund dafür ist, dass die meisten Informationen über sein Leben und seine Reisen von ihm selbst stammen – der Grad der Fiktion ist daher anzuzweifeln. Inwiefern sind seine Berichte glaubwürdig oder unglaubwürdig? Gibt es einen neueren Forschungsstand zu seinen Werken? Wie wurde sein Leben durch seine Reisen beeinflusst – oder seine Reisen durch sein Leben?
Bei mittelalterlichen Reiseberichten wird vermehrt an Reiseberichte von Pilgern oder besonders an Marco Polo gedacht. Ein weniger bekannter, aber dennoch interessanter Reisender des Mittelalters war Ibn Battuta.
Universitat Erfurt, Philosophische Fakultat
Teresa RuB
Ibn Battuta und seine Reiseberichte
Bei mittelalterlichen Reiseberichten wird wohl die Mehrheit der Bevolkerung an Reiseberichte von Pilgem oder besonders auch den groBen Entdecker Marco Polo denken. Immerhin hat dieser selbst in der heutigen Zeit noch durch Darstellungen seines Lebens in der Popkultur durch Filme oder Serien eine groBe Audienz an Zuschauern und Lesern. Ein etwas weniger bekannter, aber dennoch interessanter Reisender des Mittelalters war Ibn Battuta. Er hat sogar mehr Kilometer in seinen Reisen zuruckgelegt als Marco Polo und in der arabischen Welt sind auch noch ein Flughafen (in Tanger, seiner Heimatsstadt), eine Mall und mehrere Hotels benannt. Spiegel.de hat ebenfalls einen Artikel uber seine Top 10 Reisetipps veroffentlicht, in welchem sie ihn als „orientalischen Marco Polo“ bezeichnen.
Eine groBe Frage, die sein Werk betrifft, ist die den Historikern allgegenwartig bekannte Frage der Authentizitat. Der Wahrheitsgehalt seiner Reiseberichte ist in der Forschung sehr umstritten. Der bedeutendste Grund dafur ist, dass die meisten Informationen uber sein Leben und seine Reisen von ihm selbst stammen - der Grad der Fiktion ist deshalb anzuzweifeln. Inwiefern sind seine Berichte deshalb nun glaubwurdig oder unglaubwurdig? Gibt es neueren Forschungsstand zu seinen Werken und wie lautet dieser? Wie wurde sein Leben durch seine Reisen beeinflusst - oder seine Reisen durch sein Leben?
1. Sein Leben
,,Die mangelnde Kenntnis Ibn Battutas und seines Lebenswerks durfe auch darin begrundet sein, daB man in Europa und damit im nichtmuslimischen Bereich keinen allgemeinen Kontakt zu arabischen Schriftstellern besaB, weshalb ein Ibn Battuta im Schatten Marco Polo verschwand, der in dem geistig aufbluhenden Italien seiner Zeit eine gute Ausgangsbasis fur die Aufnahme seiner Erlebnisse vorfand.“1
Um seine Motivation und seinen Hintergrund etwas besser zu verstehen, soil deshalb zunachst der Lebenslauf von Ibn Battuta untersucht werden. Battuta stammt aus dem marokkanischen Tanger, dort wurde er am 24. Februar 1304 geboren. Er hat islamisches Recht studiert und wurde streng muslimisch erzogen. Deshalb wollte er auch die heiligen Stadte seiner Konfession besuchen und zu diesen pilgern. Vor allem Mekka wollte er wegen der traditionellen Hadsch besuchen. Dies stellt wohl den bedeutendsten Grund und den Anfang seiner Reisen dar. Vermutet wird aber, dass ihn die Lust am Reisen dann so gefallen hat, dass er seine Pilgerreise verlangert und ausgeweitet hat. Wie oben bereits erwahnt, ist der GroBteil seiner Biographie aus seinem eigenen Werk ubemommen. Sein Leben verbrachte er demnach groBtenteils mit Reisen, nach seinem Werk begannen diese 1325 im Alter von 22 Jahren. Erst nach 28 Jahren kehrte er 1353 wieder in seine Heimat Marokko zuruck. Wahrend diesen 28 Jahren legte er 120.000 Kilometer zuruck. Selbst mit den heutigen Methoden der Fortbewegung ist dies eine extrem hohe Zahl und zuruckgelegte Strecke.
Wenn jemand nun heutzutage an Reiseberichte denkt, kommen einem vielleicht zuerst Reiseblogs online oder wirkliche Tagebucher, in denen dann wahrend der Reise Aufzeichnungen vorgenommen werde, in den Sinn. Bei Ibn Battuta war dies aber anders - seine Berichte wurden von ihm mundlich wiedergegeben und der Literat Abu Abd Allah Muhammad ibn Dschuzayy al-Kalbi hat sie, nachdem sein Sultan ihn beauftragt hat, aufgeschrieben. Interessant ist auch, dass ein anderer syrischer Gelehrter namens Fath Allah al-Bailuni dreihundert Jahre nach der Entstehung des Original-Berichts eine Zusammenfassung des Berichtes schrieb, welche fur viele Herausgeber als Ausgangswerke fur ihre Veroffentlichungen und Ubersetzungen gilt. Durch seine Erneuerung des Werkes wurden die Berichte von Ibn Battuta auch in Europa bekannt. Auch diese Information ist nicht bestatigt - letzterer schrieb nur in der Einleitung des Werkes, dass es so passiert ist. Uber das Leben nach seinen Reisen ist sehr wenig bekannt, auBer dass er dieses ehrenhaft in seiner Heimat verbrachte. Auch sein Todesjahr istumstritten - einmal heiBt es, er ware 1368 gestorben, ein anderer behauptet erware 1377 gestorben.
2. Sein Werk
,,Die Wunder des Morgenlandes“ beinhaltet Reiseberichte uber fast alle islamischen Lander des 14. Jahrhunderts, sowie das nichtislamische China. Ibn Battuta beschreibt nicht nur die von ihm besuchten Orte, sondern auch die einheimische Flora und Fauna, sowie Tiere, die ihm begegnen. Er traf dort nicht nur auf Heilige und Gelehrte seiner Zeit, sondern auch die wichtigsten Herrscher. Im Vorwort der vom Verlag C.H. Beck angefertigten Ausgabe des Werkes beschreibt der Autor die Faszination des Werkes und vor allem die Unterschiede mit geographischen Darstellungen und Berichten wie folgt: „Was diesen Texten aber fehlt, ist die Lebendigkeit, welche Ibn Battutas Bericht auszeichnet. Er wirkt spontan, personlich, somit in einer gewissen Weise modern, und das fasziniert viele Leser in West und Ost bis heute.“2 Das Zitat beschreibt sehr gut, aus welchen Grunden genau die Forschung sowie interessierte Leser von Battutas Werk beeindruckt sind und es gerne lesen. Als Anmerkung zu einer Ausgabe und Ubersetzung der „Wunder des Morgenlandes“ sind beispielsweise zuerst einmal Namen und Begriffe vereinfacht, auBerdem sind zur besseren Orientierung die verwendeten Hidschra-Jahre durch christliche Jahreszahlen ersetzt. In dieser Ausgabe ist auBerdem eine praktische Karte enthalten, die die Hin- und Ruckreise Battutas aufzeigt. Dies zeigt auch, wie schwierig sein Gesamtwerk einzuordnen ist, denn es wurde und wird sehr oft gekurzt, anders angeordnet oder in mehreren Banden herausgebracht und bekommt von verschiedenen Herausgebern verschiedene Titel.
Eine kurze Anmerkung ware, wie oben schon betont, dass Battuta strengglaubiger Muslim war. Viele Ereignisse, welche heutzutage problematisch waren, finden in seinem Werk Platz. Beispielsweise kauft er sich Sklavinnen und berichtet weitergehend allgemein recht herablassend uber Frauen. Er istjedoch sehr besturzt uber die Nacktheit, die zum Beispiel fur normale Frauen in Afrika Alltag ist. Aber Ibn Battuta war nicht nur unterwegs, um die Welt zu entdecken, er betrieb dabei auch Handel, um sich diese Reise zu finanzieren.
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1 Battuta, Ibn: Reisen ans Ende der Welt. Das grobte Abenteuer des Mittelalters 1325-1353, neu herausgegeben von Hans D. Leicht, Tubingen [u.a] 1974, S.29.
2 Battuta, Ibn: Die Wunder des Morgenlandes. Reisen durch Afrika und Asien. Ubersetzt und kommentiert von Ralf Eiger, Munchen 2010, S.7f.
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- Teresa Ruß (Author), 2018, Die Reiseberichte des Ibn Battuta. Fiktion oder Wirklichkeit?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513226