Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Vorkommen der sogenannten Dunklen Triade im elementarpädagogischen Arbeitsfeld und gibt Einblicke in die damit verbundenen Auswirkungen. Die Betrachtungsweise erfolgt über organisationspsychologische Zugänge. Sie kann pädagogische Fachkräfte darin unterstützen, bestimmte negativ empfundene Verhaltensweisen einzuordnen, sie sensibilisierter zu betrachten und einen Weg des Umgangs damit zu gestalten.
Die sogenannte "Dunkle Triade", eine Gruppe psychologischer Merkmale, ist seit einigen Jahren in die mediale Aufmerksamkeit geraten und auch in der Wirtschaftspresse finden sich immer wieder Beiträge darüber, wie sich Mitarbeiter gegenüber schwierigen Kollegen und Vorgesetzten erfolgreich verhalten können.
Unter dem Begriff der "Dunklen Triade" werden die drei Persönlichkeitseigenschaften Narzissmus, Machiavellismus und subklinische Psychopathie zusammengefasst. Die jahrzehntelange isolierte Forschung dieser Merkmale fand 2002 mit den Erkenntnissen der beiden Psychologen Paulhus und Williams ein Ende, die die bisherige Annahme eines identischen Persönlichkeitskonstrukts der drei Eigenschaften widerlegten und aufzeigten, dass zwischen diesen nur geringe Zusammenhänge und Überscheidungen bestehen.
Die aktuell vorherrschende Sicht ist daher das Bild eines geteilten Kerns und diverser Überschneidungen einzelner Merkmale der Triade. Den gemeinsamen Kern bilden die gesellschaftliche Unerwünschtheit der Persönlichkeitseigenschaften sowie die geringe Verträglichkeit dieser mit der Umwelt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Das sozialpädagogische Arbeitsfeld
2.2. Der Bereich Elementarpädagogik
2.2.1 Besonderheiten des elementarpädagogischen Arbeitsfelds
2.2.2 Kompetenz- und Eigenschaftsanforderungen an elementarpädagogische Fachkräfte
2.2.3 Teamarbeit als vorrangige Arbeitsform
2.2.4 Selbstreflexion als Schlüsselkompetenz
2.2.5 Emotionsarbeit
2.3 Die Dunkle Triade der Persönlichkeit
2.3.1 Narzissmus
2.3.2 Machiavellismus
2.3.3 Psychopathie
2.4 Forschungsstand zur Dunklen Triade
2.4.2 Die Dunkle Triade im beruflichen Kontext
2.4.3 Auswirkungen dunkler Eigenschaften im beruflichen Kontext
2.4.4 Auswirkungen im elementarpädagogischen Arbeitsfeld
2.5. Präzisierung der Forschungsthematik
3 Forschungsmethode
3.1 Auswahl der Methode
3.2 Der Fragebogen
3.3 Vorstellung der Teilnehmer
3.4 Stichprobe
3.5 Rahmenbedingungen
3.6 Auswertung Fragebogen
3.6.1 Quantitative Auswertung
3.6.2 Qualitative Inhaltsanalyse nach P. Mayring
4 Ergebnisse
4.1 Narzissmus
4.2 Machiavellismus
4.3 Psychopathie
5 Interpretation der Ergebnisse
5.1 Reflexion der Methode
5.2 Reflexion Befragungsinstrument
5.2.1 Der Fragebogen als Messinstrument
5.2.2 Die Items
6 Fazit
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Verzeichnis Diagramme
Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Internetquellen
Anhang
Fragebogen
Strukturbaum
Anschreiben Betriebsrat
Abstract
Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit dem Vorkommen antisozialer Verhaltensweisen bei Fachkräften im elementarpädagogischen Arbeitsfeld und mit den dadurch entstehenden Auswirkungen. Ziel der Arbeit ist das Vorhandenseins von Narzissten, Machiavellisten und Psychopathen – den drei Merkmalen der sogenannten „Dunklen Triade“ - zu ermitteln und weitere Kenntnisse über die Auswirkungen der Verhaltensweisen dieser Personen zu erhalten. Da die Tätigkeit der in der Elementarpädagogik vertretenen Berufsgruppen bislang wissenschaftlich wenig untersucht und dargestellt ist und auch das Verhalten der pädagogischer Fachkräfte in der Forschung lange Zeit ausgeklammert wurde, versteht sich die Arbeit als eine erste Annäherung an die arbeitspsychologische Perspektive, die dazu beitragen soll, die Tätigkeiten von Erzieherinnen und Erzieherin sowie deren verwandten Berufsgruppen ganzheitlich und nicht auf den Bereich der Erziehungswissenschaft reduziert zu betrachten1.
Pädagogische Fachkräfte leisten eine gesellschaftlich bedeutsame Erwerbsarbeit und eine Humandienstleistung für Kinder und deren Erziehungspersonen2, weshalb möglichen Belastungsfaktoren für diese Berufsgruppe ein besonderes Augenmerk zukommen muss. Antisoziale Verhaltensweisen sind als Belastung im Sinne einer psychischen Beanspruchung zu verstehen – vor allem, wenn sie von den Fachkräften selbst ausgehen – und anders als die sofort ersichtlichen Belastungen des Berufsfelds wie Lärm oder unergonomisches Mobiliar weder offenkundig zu erkennen noch mit ausgleichenden Sachmitteln zu regulieren. In einem von Emotions- und Teamarbeit geprägten Arbeitsfeld sind Auswirkungen von nicht kontrollierten, sozial unerwünschten unpassenden oder übersteigerten Verhaltensweisen, wie sie die Dunkle Triade aufweist, zur Erfüllung des Arbeitsauftrags als schwerwiegend und hemmend zu verstehen. Diese Arbeit soll dazu beitragen, die Dunkle Triade innerhalb eines „weichen“ Berufsfelds zu thematisieren und zu identifizieren und soll deren mögliche Folgen benennen. Sie kann pädagogische Fachkräfte darin unterstützen, bestimmte negativ empfundene Verhaltensweisen von Kollegen/Mitarbeitern einzuordnen und zu verstehen und dazu anstoßen, diese sensibilisierter zu betrachten, um einen Weg des Umgangs damit zu gestalten, sodass Schädigungen bezüglich Team und Teamklima verhindert oder verringert werden können.
1 Einleitung
Die sogenannte „Dunkle Triade“, eine Gruppe psychologischer Merkmale, ist seit einigen Jahren in die mediale Aufmerksamkeit geraten3 und auch in der Wirtschafspresse finden sich immer wieder Beiträge darüber, wie sich Mitarbeiter gegenüber schwierigen Kollegen und Vorgesetzten erfolgreich verhalten können.4
Unter dem Begriff der „Dunklen Triade“ werden die drei Persönlichkeitseigenschaften Narzissmus, Machiavellismus und subklinische Psychopathie zusammengefasst. Die jahrzehntelange isolierte Forschung dieser Merkmale fand 2002 mit den Erkenntnissen der beiden Psychologen Paulhus und Williams ein Ende, die die bisherige Annahme eines identischen Persönlichkeitskonstrukts der drei Eigenschaften widerlegten und aufzeigten, dass zwischen diesen nur geringe Zusammenhänge und Überscheidungen bestehen.5 Die aktuell vorherrschende Sicht ist daher das Bild eines geteilten Kerns und diverser Überschneidungen einzelner Merkmale der Triade.6 Den gemeinsamen Kern bilden die gesellschaftliche Unerwünschtheit der Persönlichkeitseigenschaften sowie die geringe Verträglichkeit dieser mit der Umwelt.7
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Dunklen Triade im Arbeitsfeld der Sozialpädagogik, spezifiziert im elementarpädagogischen Bereich. Dazu wird dieser in Kapitel 2 zunächst vorgestellt und mit seinen Besonderheiten von anderen, bereits im Hinblick auf die Dunkle Triade untersuchten Arbeitsfeldern, abgegrenzt. Die einzelnen Merkmale der Triade werden nachfolgend beschrieben und mit ihren spezifischen Indikatoren in den beruflichen Kontext eingeordnet. Eine detaillierte Beschreibung der Forschungsmethode, ihrer Zielsetzung und ihrer Durchführung erfolgt in Kapitel 3, bevor in Kapitel 4 die Vorstellung der Ergebnisse erfolgt. Abgerundet wird die Arbeit mit der Interpretation der Ergebnisse und einer Reflexion bezüglich des Befragungsinstruments sowie einem abschließenden Fazit.
Zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit die männliche Form der Anrede gewählt, selbstverständlich beziehen sich die Angaben auf Angehörige aller Geschlechter. Die Bezeichnung „pädagogische Fachkraft“ schließt alle Personen nach KitaG ein.
2 Theoretische Grundlagen
Im Folgenden werden zuerst der Kontext des untersuchten Arbeitsfelds und die dort vorherrschenden Bedingungen näher beleuchtet. Da bisher keine Untersuchungen in diesem Bereich vorliegen, ist eine genauere Beschreibung der Spezifika als Abgrenzung zu bisher untersuchten Bereichen unerlässlich. Die anschließende Vorstellung der untersuchten Persönlichkeitseigenschaften rundet das Kapitel ab.
2.1 Das sozialpädagogische Arbeitsfeld
Sozialpädagogik hat das Ziel, Menschen in unterschiedlichen Situationen und Lebensphasen zu unterstützen, Stabilisierung anzubieten (…) und bedeutet im Wesentlichen „Leben mit Menschen als Beruf“.8 Das Arbeitsfeld gliedert sich auf in verschiedene Teilbereiche mit unterschiedlichen Zielgruppen, eine davon ist die Elementarpädagogik.
2.2. Der Bereich Elementarpädagogik
Das elementarpädagogische Arbeitsfeld erfüllt die Grundsätze der Förderung von Kindern (…) nach § 22 SGB VIII, Absatz 2, der die Erziehung, Bildung und Betreuung dieser umfasst und sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des Kindes bezieht.9 Über viele Jahre wandte sich dieser Auftrag gesellschaftlich fast vollständig an die Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen, inzwischen schließt er auch die Altersgruppe „U 3“, also Kinder von frühestens 3 Monaten bis zum dritten Lebensjahr mit ein. Institutionell erfüllt wird dieser Auftrag von pädagogischen Fachkräften nach § 7 KiTaG der jeweiligen Landesnorm, die vorliegende Arbeit bezieht sich auf die baden-württembergische Fassung. Pädagogische Fachkräfte sind gemäß Fachkraftkatalog beispielweise der „Ursprungsberuf“ Erzieher, ebenso Sozialassistenten, Sozial- und Kindheitspädagogen sowie Heilpädagogen und Kinderpfleger. Im gängigen Sprachgebrauch werden diese häufig als „Erzieher“ verallgemeinert, in der Fachliteratur als pädagogische Fachkraft generalisiert.
Das gesellschaftliche Bild einer Erzieherin war lange und ist heute noch vom Verständnis einer „Kindergarten“- oder auch „Basteltante“ geprägt und die rein weibliche Bezeichnung ist an dieser Stelle gerechtfertigt: lange galt dieser Beruf als klassischer Frauenberuf mit einem Schwerpunkt auf pflegerischen und „mütterlichen“ Tätigkeiten inmitten einer verniedlichten, „kindlichen“ Arbeitsumgebung ohne negative Einflüsse. Erst mit zunehmender Professionalisierung rückte er als anerkannte und höchst anspruchsvolle Tätigkeit mit inzwischen zahlreichen verwandten Berufen (z.B. Kindheitspädagoge) ins gesellschaftliche Bewusstsein und gewinnt gegenwärtig an Aufmerksamkeit, weil die frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung zunehmend in die öffentliche Diskussion kommt.10 Männer bleiben allerdings eher eine Seltenheit. Auch wenn mittlerweile der Anteil an männlichen Mitarbeitern kontinuierlich steigt, bleibt das Niveau niedrig: 2017 waren nur 5,8 Prozent der Kita-Mitarbeiter männlich.11
2.2.1 Besonderheiten des elementarpädagogischen Arbeitsfelds
Die Entwicklung des Erzieherberufs ist bis heute noch nicht abgeschlossen und noch immer prägen die geschichtlichen Wurzeln das Verständnis des elementarpädagogischen Berufsfelds, seine Eigenarten und die Erwartungen an selbiges, sowohl von Seiten der Träger, der Elternschaft, der Gesellschaft allgemein und auch von Seiten der Fachkräfte selbst. Durch das kontinuierliche Fortbestehen dieser verfestigten Vorstellungen bildeten sich im Laufe der Zeit Strukturen und Tätigkeitseigenschaften, aus denen Brommer (2016) mehrere, bis heute erkennbare Spezifika ableitet.
Spezifika bezüglich Struktur und Organisation:
Die Zusammenarbeit in Kitateams ist eng und es besteht wenig klare Aufgabentrennung, auch die Grenze zwischen Leitung und Kollegin verschwimmt – sogar „Doppelfunktionen“ sind möglich, sodass flache Hierarchien die Regel sind. Durch die vergleichsweise noch immer eher geringe gesellschaftliche Akzeptanz des Berufsfeldes bei gleichzeitig hohen gesellschaftlichen Erwartungen besteht ein Spannungsfeld zwischen Anforderung und Realität, durch den Fachkräftemangel ein Arbeiten an/über der Grenze der Belastbarkeit.
Spezifika bezüglich Arbeits- und Teamverhalten:
Das Verschwimmen der Grenzen zwischen beruflichem und privatem Verhalten ist häufig zu beobachten (den Einkauf für die Kita mit dem eigenen erledigen, pädagogische Angebote zu Hause vorbereiten…), in der Einrichtung besteht die Notwendigkeit von Multitasking in vielfältigen Prozessen (bezüglich Kinder, Eltern, Team…).
Daraus resultieren Spezifika im Umgang mit Konflikten, nämlich die Tendenz zur Konfliktverdrängung („weibliches“ Harmoniebedürfnis), Vermeidungsstrategien („unter den Teppich kehren“) und das Suchen von Verbündeten /Allianzen. Ebenfalls wirken sich die große Nähe zueinander und das Harmoniebedürfnis aus auf die Team- und Konfliktkultur.12 Persönliche Geschichten und Sorgen stehen oft über den Grundlagen von Professionalität.13
Diese Spezifika sind zum einen Indikatoren dafür, dass sich das elementarpädagogische Arbeitsfeld von den bisher im Hinblick auf die Dunkle Triade untersuchten Wirtschafts- und Dienstleistungsunternehmen unterscheidet, zum anderen bedeutsam im Hinblick auf die mit der dunklen Triade in Verbindung stehenden Eigenschaften. So lässt sich daran eine speziell gestaltete Organisationsstruktur erkennen, eine starke Hinwendung zur Arbeit mit anderen und eine Tendenz, negative Einflüsse möglichst zu vermeiden. Unerforscht ist aber bisher, welche Effekte entstehen, wenn Narzissten, Machiavellisten und Psychopathen in diesem Umfeld agieren und auch, ob sie dort überhaupt agieren.
2.2.2 Kompetenz- und Eigenschaftsanforderungen an elementarpädagogische Fachkräfte
Die Kompetenzen, die Fachkräfte in elementarpädagogischen Einrichtungen benötigen, sind vielfältig und umfassend, jedoch als Arbeit bislang wissenschaftlich wenig untersucht und dargestellt worden.14 Da es keine allgemein gültige Anforderungsauflistung gibt, sind im Folgenden die prägnantesten, auf persönliche Eigenschaften bezogene Fähigkeiten aufgezeigt, die der gängigen Literatur entnommen sind. Wichtig sind demnach: Kooperationsfähigkeit, Kompromissfähigkeit, Teamfähigkeit, Beziehungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Umgang mit verschiedenen Interessen und Empathie. Jaszus et.al. benennen zudem Selbstwahrnehmung, und Selbstkonzept, Kritikfähigkeit, und psychische Stabilität.15 Diese Fähigkeiten werden in der Ausbildung gezielt (ein)geübt, kontinuierlich trainiert und im Hinblick auf die zukünftige Arbeitsaufgabe im professionellen Handeln verankert. Auch nach Ausbildungsende sind pädagogische Fachkräfte angehalten (oftmals vom Träger auch dazu verpflichtet) ihr professionelles Handeln zu reflektieren und zu hinterfragen, meist stehen dazu auch Supervisionsangebote und ähnliches zur Verfügung.
2.2.3 Teamarbeit als vorrangige Arbeitsform
Der Begriff „Team“ ist im pädagogischen Arbeitsfeld durchgehend präsent, da Teamarbeit als Voraussetzung für eine qualitätsgeprägte Elementarpädagogik angesehen wird. Nach Krenz (2002) gleicht eine Elementarpädagogik ohne Teamarbeit einem Auto ohne Kraftstoff16, daher gibt es kaum eine Arbeitsgruppe, die sich nicht als Team bezeichnen würde, auch wenn zur genauen Klärung, was denn ein Team nun tatsächlich ist, eine zielorientierte Bestandsaufnahme des „Status quo“ unerlässlich ist (…) Wenn dies geschehen ist und Grundsatzfragen geklärt, konzeptionelle Eckwerte gesetzt und Strukturen geschaffen sind, die den Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsauftrag fachkompetent umsetzbar machen, zeichnen sich qualitätsvolle Teams in elementarpädagogischen Einrichtungen nach Krenz (2002) unter anderem dadurch aus, dass bezüglich der Arbeit der Teammitglieder untereinander
- Konflikte als Herausforderungen gesehen werden, die keine Sieger oder Verlierer hervorbringen, sondern Chancen der individuellen und institutionellen Entwicklung,
- Beziehungsschwierigkeiten minimalisiert werden und Sachklärungen im Vordergrund stehen
- Eine gemeinsame Sicht- und Verhaltensbasis aufgebaut wird17
Als Team sind letztendlich mehrere Personen zu verstehen, die über eine gewisse Zeit unmittelbar miteinander agieren, gemeinsam Ziele verfolgen und eine Rollen- und Normenstruktur aufweisen. Die Arbeitsform, mit der unter diesen Eckpunkten eine Arbeitsaufgabe erfüllt wird, nennt sich Teamarbeit.18
2.2.4 Selbstreflexion als Schlüsselkompetenz
Das Nachdenken über das eigene Handeln im beruflichen Alltag und die Überprüfung der Qualität sind Inhalte des Begriffs Reflexionsfähigkeit, der für Pädagogen eine Grundvoraussetzung darstellt.19 Dieser umfasst nicht nur das pädagogische Geschehen selbst, sondern auch die Kontakte mit den Erziehungsberechtigten sowie die Zusammenarbeit und die Interaktion im Team. Ein Menschen, der reflektiert handelt, stellt eine gereifte Persönlichkeit dar, die eine ausgeprägte hohe soziale Kompetenz mit sich bringt (…), weshalb sich angehende pädagogische Fachkräfte bereits in ihrer Ausbildung mit den Werkzeugen auseinander setzen, die die Reflexionsfähigkeit unterstützen und fördern, beispielsweise mit den theoretischen Grundlagen der Kommunikation, Gesprächsführung und Qualitätssicherung.20
2.2.5 Emotionsarbeit
Ein wesentlicher Bestandteil der Tätigkeit von pädagogischen Fachkräften ist der Umgang mit Menschen: Kindern, Eltern, Kollegen, Netzwerkpartnern usw. Der Begriff der Emotionsarbeit bezieht sich zunächst vorrangig auf die anvertrauten Kinder und deren Eltern und bedeutet für die Fachkraft, die eigenen Gefühle am Arbeitsplatz zum Zwecke der Aufgabenerfüllung bewusst zu regulieren und sie den Arbeitserfordernissen anzupassen21, dennoch kann diese auf die Arbeit mit den Kollegen im Team übertragen werden. Wechselseitige positive Gefühle, „Wir-Gefühl“ und gemeinsame Regeln, Normen und Werte machen den Teamgeist aus, die Zusammenarbeit von möglichst vielen teamfähigen Mitarbeitern steigert die Zielerreichung.22 Emotionsarbeit findet demnach auch in der Arbeit mit Erwachsenen d.h. mit den Kollegen/Mitarbeitern statt, denn nur dadurch erreicht man ein positives Klima im Team.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Arbeit im elementarpädagogischen Bereich hohe Anforderungen an den einzelnen Mitarbeiter und an das gemeinsame Agieren mehrerer Mitarbeiter stellt und die Zusammenarbeit im Team nicht automatisch gelingt. Ein Team kann eine Quelle für Produktivität, Fantasie und Kreativität darstellen, wobei der Prozess zu diesem Zustand arbeitsintensiv ist. Häufig gibt es Verhaltensweisen, die es der Gruppe erschweren, Entwicklung in Gang zu setzen. Dazu gehören neben Harmonieverständnis und dem Umgehen von Problemkernen auch Selbstdarstellungsversuche und Rivalitäts- oder Machtkämpfe, die nicht der Sache dienen, sondern darauf abzielen, individuelle Beziehungsgeflechte zu gewinnen.23 Es ist also abzuleiten, dass die erfolgreiche Arbeit in einem Team von einer sensiblen Konfliktkultur, einer professionellen Beziehungsgestaltung und einem wertschätzenden Umgang miteinander abhängt24, für die jedes Teammitglied gleichermaßen verantwortlich ist.
2.3 Die Dunkle Triade der Persönlichkeit
Die Dunkle Triade der Persönlichkeit setzt sich aus den sozial unerwünschten Merkmalen Narzissmus, Machiavellismus uns Psychopathie zusammen. Diese haben einen gemeinsamen Kern, der in emotionaler Kälte d.h. einem Mangel an Empathiefähigkeit besteht und sich in geringer Verträglichkeit äußert.25 Nachfolgend wird eine getrennte Beschreibung der drei Eigenschaften gegeben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Der Kern der dunklen Triade Quelle: Diagnostika, Küfner usw.
2.3.1 Narzissmus
Unter den drei Konstrukten der dunklen Triade stellt der Narzissmus derzeit die am besten untersuchteste Komponente dar.26 Der Name für diese Persönlichkeitseigenschaft ist der griechischen Mythologie entnommen, laut der der von allen verehrte Jüngling Narziss nachdem er die Nymphe Echo abgewiesen hatte, mit unstillbarer Selbstliebe bestraft wird, die ihn schließlich das Leben kostet: Narziss blickt in einen See, verliebt sich in sein Spiegelbild und ertrinkt bei dem Versuch, sich selbst zu umarmen.27
Der ICD-10 führt die narzisstische Persönlichkeitsstörung als F60.8 unter einer Restkategorie auf und verweist dabei auf 9 Merkmale, von denen mindestens 5 zutreffen müssen, um eine Persönlichkeitsstörung dieser Art diagnostizieren zu können:
Größengefühl; Phantasien über unbegrenzten Erfolg, Macht, Schönheit oder ideale Liebe; Gefühl der Einmaligkeit; Bedürfnis nach übermäßiger Bewunderung; Unbegründete Anspruchshaltung; Ausnützen von zwischenmenschlichen Beziehungen; Mangel an Empathie; Neidgefühle oder Überzeugung, beneidet zu werden; Arrogantes, hochmütiges Verhalten28
In subklinischer Ausprägung ist Narzissmus als eine Dimension der normalen Persönlichkeit zu verstehen, die sich durch Selbstüberschätzung, mangelnde Empathie, Überempfindlichkeit gegenüber Kritik und Stimmungsschwankungen auszeichnet.29 Narzissten sind daher im alltäglichen Leben häufig anzutreffen und die Übergänge zwischen „normalen“ Narzissten und der narzisstischen Persönlichkeitsstörung fließend.30
Die Kernkomponente von Narzissmus bildet ein überhöhter und gleichzeitig labiler Selbstwert: einerseits wirken die Personen äußerlich charmant und souverän, andererseits sind sie innerlich vom permanenten Wunsch nach Bewunderung durch andere getrieben. Bei mangelnder Bestätigung oder bei Zurückweisung und Kritik erfolgen feindselige und abwertende Reaktionen.31 Die Gier nach Macht, Einfluss, Anerkennung und Status ist für narzisstische Persönlichkeiten unstillbar, sodass alle Menschen gemäß dieser Logik beruflich und privat nur Mittel zum Zweck darstellen und dafür instrumentalisiert und manipuliert werden.32
Zur Messung von Narzissmus steht das „Narcissictic Personality Inventory nach Raskin und Terry (1988) zur Verfügung.33
2.3.2 Machiavellismus
Dieses Konstrukt hat Niccolo Machiavelli bzw. dessen Auffassung von Führung als historisches Vorbild, welches er in seinem Werk „Der Fürst“ von 1513 darstellt.34 Es enthält Machiavellis Prinzipien der Machterhaltung und dessen Umgangsweisen mit Macht.35 Unter Machiavellismus wird eine Auffassung bezeichnet, wonach alle Mittel innerhalb- und außerhalb von Recht, Moral und Gesetzen erlaubt sind, um langfristig Macht zu gewinnen und zu sichern.36 Als Persönlichkeitseigenschaft wurde er 1970 von Christie und Geis eingeführt und beinhaltet im Wesentlichen die drei Aspekte Zynismus, manipulatives Verhalten37 und die Überzeugung „der Zweck heiligt die Mittel.“ Im Unterschied zum Psychopathen schädigen und verletzen Machiavellisten nicht aus Vergnügen, sondern um etwas zu gewinnen. Dabei gehen sie kühl und überlegt vor und unterscheiden sich damit auch vom Narzissten, der von seinem Ego und dem Drang nach Selbstbestätigung getrieben wird und eigentlich zutiefst unsicher ist.38 Folglich lassen sich Machiavellisten als kühle Taktiker beschreiben, die im Notfall auch ethisch fragwürdige Entscheidungen treffen und ihre Interessen auf Kosten anderer durchsetzen oder diese für ihre Zwecke instrumentalisieren, belügen und betrügen.39
Gemessen wird Machiavellismus mithilfe der Machiavellismus-Skala von Hennig und Six (1977).40
2.3.3 Psychopathie
Menschen mit einer hohen Ausprägung in Psychopathie sind kaltherzig, impulsiv und neigen zu Gewalt.41 Der Kriminalpsychologe Robert D. Hare, auf den auch die aktuell gültige psychiatrische Checkliste zur Diagnose von Psychopathie zurückgeht, beschrieb als einer der ersten das Persönlichkeitsbild des Psychopathen und benennt folgende charakteristische Eigenschaften:
Redegewandtheit und oberflächliche Freundlichkeit, übersteigertes Selbstwertgefühl, großes Bedürfnis nach Abwechslung und äußeren Reizen, häufiges, krankhaftes Lügen, durchtriebenes und manipulatives Verhalten, gänzliches Fehlen von Gewissensbissen und Schuldgefühlen, oberflächliches Gefühlsleben, Gefühlskälte/Fehlen von Einfühlungsvermögen.
Aus diesen resultieren antisoziale Verhaltensweisen wie geringe Selbstkontrolle, das Ausnutzen anderer, ausschweifendes Sexualleben und das Fehlen langfristiger Ziele.42
Extreme Ausprägungen in Psychopathie werden gemäß DSM-5 als antisoziale und im ICD-10 als dissoziale Persönlichkeitsstörungen aufgefasst. Im Unterschied zu anderen Persönlichkeitsstörungen empfinden die Betroffenen selbst keinen Leidensdruck, erzeugen dafür aber umso mehr Probleme bei ihren Mitmenschen.43
Gemessen wird Psychopathie in subklinischer Form mithilfe des Psychopathic Personality Inventory von Lilienfeld und Andrew (1996)44
2.4 Forschungsstand zur Dunklen Triade
Die zunehmende Aufmerksamkeit, die die Dunkle Triade seit einigen Jahren in Medien und Wirtschaftspresse erhält, verdeutlicht die Relevanz der Thematik, sodass sich die Forschung dieser angenommen hat. Ratgeber und Erfahrungsberichte sind ebenso vertreten wie mehrere wissenschaftliche Werke, auf die sich diese Arbeit stützt.
Ein besonderes Augenmerk hat die wissenschaftliche Literatur auf Führungspersonen gelegt, auch Werke, die allgemein den Umgang mit schwierigen Mitarbeitern zum Thema haben, sind verfügbar. Kontextbezogene Untersuchungen behandeln vorwiegend die Bereiche Personalauswahl im Hinblick auf die drei Merkmale und deren Vorkommen in Wirtschaftsunternehmen, ebenfalls stattgefunden hat eine erste Hinwendung zum Dienstleistungsbereich.
2.4.1 Forschungsstand im Bereich Sozial- speziell Elementarpädagogik
Bisher ist die Tätigkeit von Fachkräften in der Elementarpädagogik überwiegend ein Thema der Erziehungswissenschaften45, sodass sich auch bezüglich der dunklen Triade in diesem Bereich eine Forschungslücke feststellen lässt. Unklar ist damit, ob auch in diesem Arbeitsfeld die genannten Merkmale bei Mitarbeitern und in der Führungsebene zu finden sind. Es sind bisher keinerlei Studien dazu vorhanden und die einschlägige Fachliteratur befasst sich zwar ausführlich mit Konflikten, Formen der Zusammenarbeit und dem Umgang mit schwierigen (Team-)Situationen, benennt aber bisher weder die Komponenten der dunklen Triade noch die Triade selbst. Aus diesem Grund begibt sich die vorliegende Arbeit auf ein noch unerforschtes Gebiet, beschäftigt sich zunächst mit der Frage, ob die Merkmale der Dunklen Triade bei im sozialpädagogischen Arbeitsfeld Tätigen überhaupt auftreten und verfolgt die Spur dann entsprechend dem Ergebnis in die ermittelte Richtung weiter.
2.4.2 Die Dunkle Triade im beruflichen Kontext
Im beruflichen Kontext stellt die dunkle Triade eine Herausforderung dar und steht bezüglich Ansehen und Erwünschtheit im Gegensatz zur hellen Triade, bestehend aus den Eigenschaften Kantianismus, Humanismus und Zuversicht in die Menschheit.46 Narzissten, Machiavellisten und Psychopathen sind unbequeme und nicht selten gefürchtete Mitarbeiter.47
Eine Untersuchung von Jonason et al. legte 2014 die bevorzugten Berufsinteressen offen, die mit der dunklen Triade assoziiert sind. Demnach bewegen sich Narzissten gerne in Kontexten, in denen sie Überlegenheit und Status erlangen können und Anerkennung und Bewunderung erfahren. Sie präferieren künstlerische, unternehmerische und soziale Berufe, wobei gleichzeitig ein Desinteresse an konventionellen Tätigkeiten besteht. Machiavellisten hingegen meiden Berufe, in denen es darum geht, sich um andere kümmern zu müssen oder fürsorglich zu sein und entsprechen damit dem Psychopathen, der ich gerne in einem Umfeld bewegt, in dem wenig Regeln zu befolgen sind und in dem weder Teamarbeit noch Aufsicht vorhanden ist.48
2.4.3 Auswirkungen dunkler Eigenschaften im beruflichen Kontext
Die berufsbezogenen Auswirkungen erhöhter Ausprägungen dunkler Persönlichkeitseigenschaften sind breit anerkannt und durchweg als negativ einzuschätzen.49 Externbrink und Keil (2018) verweisen darauf, dass sich Arbeitnehmer mit diesen Eigenschaften neben dem Karriereweg u.a. auch durch folgende Merkmale unterscheiden.50
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Mitarbeiter mit antisozialen Verhaltensweisen, eigene Darstellung
2.4.4 Auswirkungen im elementarpädagogischen Arbeitsfeld
Es ist anzunehmen, dass die Auswirkungen antisozialer Verhaltensweisen im elementarpädagogischen Arbeitsfeld ähnlich sind wie in den bereits untersuchten Bereichen, in ihrer Intensität jedoch schwerwiegender ausfallen oder zumindest so wahrgenommen werden könnten. Die hohe emotionale Prägung, die den Bereich nach allen Seiten hin auszeichnet, die unumgängliche Arbeitsform in Teams sowie die Konzentration auf Harmonie dürfte beim Auftreten der genannten Verhaltensweisen dazu beitragen, dass die persönliche Befindlichkeit beim Umgang mit oder auf diese einwirken und sie als eine Gefahr für die Teamzusammenarbeit gesehen werden und dies möglicherweise auch sind. In sozialen Berufen wird die Beziehungsebene oftmals überbewertet51, was durch das Vorhandensein antisozialer Verhaltensweisen noch verschärft werden könnte. Teamwerte und -normen könnten dadurch verletzt und/oder untergraben werden und der Verursacher dieser „Unordnung“ zum Teamfeind, Querulant oder Einzelkämpfer. Möglicherweise entstehen Gruppeneffekte negativer Art, beispielweise soziales Faulenzen, wenn narzisstische Persönlichkeiten ihre individuelle Leistung nicht ausreichend präsentieren können. Diese Missstimmung wirkt sich unter Umständen weiter aus bis auf die zu betreuenden Kinder und die Eltern.
Einen besonderen Stellenwert hat hier der Bereich Mikropolitik. Darunter ist eine Sammlung alltäglicher Strategien und Vorgehensweisen zu verstehen, die Führungskräfte und Mitarbeiter in Organisationen einsetzen, um die eigene Macht aufrecht zu erhalten, den eigenen Kontrollspielraum zu erweitern oder sich gar der Kontrolle anderer zu entziehen.52 Mikropolitische Handlungen sind beispielsweise Anschwärzen, Koalitionsbildung und Sabotage53 Die als riskant eingeschätzten Persönlichkeitsmerkmale der Dunklen Triade hängen alle mit solchen mikropolitischen Taktiken zusammen.54 In einem Umfeld, welches tendenziell nach Harmonie strebt, ist demnach ein erhöhtes Konfliktrisiko zu erwarten.55 56 57 58 59 60
2.5. Präzisierung der Forschungsthematik
Die ausführliche Auseinandersetzung mit dem Berufsfeld Elementarpädagogik zeigt die wesentlichen Besonderheiten auf, die in Einrichtungen vorzufinden sind, in denen pädagogische Fachkräfte mit Kindern bis zum Schuleintritt arbeiten. Die Beschäftigung mit den einzelnen Merkmalen der Triade macht deutlich, dass diese sich eher an gegenteiligen Termini orientieren. Nachstehende Tabelle verdeutlicht als Gegenüberstellung die prägnantesten Tendenzen der beiden Richtungen.61 62 63
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Gegenüberstellung Dunkle Triade – Elementarpädagogik, eigene Darstellung
Daraus ergeben sich folgende Fragestellungen bzw. Hypothesen:
1. Kommen die Merkmale der Dunklen Triade auch im elementarpädagogischen Arbeitsfeld vor?
Angesichts der Charakteristik der einzelnen Komponenten sowie der Anforderungen und Bedingungen im elementarpädagogischen Arbeitsfeld ist anzunehmen, dass dieses eher wenig attraktiv ist und zudem nicht oder nur schwer leistbare Anforderungen stellt. Folglich dürften nur wenige oder keine Vertreter dieser im Arbeitsfeld identifizierbar sein. Denkbar ist auch die Annahme, dass Angehörige der dunklen Triade, die im Bereich Elementarpädagogik tätig sind, ihre Eigenschaften bzw. die daraus resultierenden Verhaltensweisen durch die auf soziales Miteinander ausgerichteten Trainings innerhalb der Ausbildung in ein sozial verträgliches Maß bringen können(durch Steigerung/Training von Selbstkontrolle und emotionaler Dissonanz) oder auch bereits innerhalb der Ausbildung den Schluss ziehen, dass dieses Arbeitsfeld nicht dem Naturell entspricht und dieses schon vor Abschluss verlassen. Hierbei wäre interessant, ob und welche Ausbildungsinhalte hierbei regulierenden Einfluss haben.64
Anhand dieser Annahme wurde für die vorliegende Arbeit folgende Nullhypothese festgelegt: Im Arbeitsfeld der Elementarpädagogik sind wenige bis keine Mitarbeiter mit dunklen Persönlichkeitseigenschaften zu identifizieren. Das Arbeitsfeld ist entweder unattraktiv oder ausbildungsbedingte Inhalte erwirken eine Regulation antisozialer Verhaltensweisen (Vollziehen sozialer Handlungen oder Meiden/Verlassen des Berufs).
Die Hypothese stützt sich auf die bisher erforschten Ergebnisse zur Dunklen Triade, eine Widerlegung dieser erfolgt mit der Alternativhypothese: Im elementarpädagogischen Arbeitsfeld sind Mitarbeiter mit dunklen Persönlichkeitseigenschaften zu identifizieren. Deren Verhaltensweisen haben erkennbare Auswirkungen auf die Team- und Zusammenarbeit.
Die präzisierten Fragestellungen dazu lauten:
2. Wenn Narzissten, Machiavellisten und Psychopathen im Arbeitsfeld tätig sind, was ist dann zu beobachten? Sind Auswirkungen dieser negativ bewerteten Persönlichkeitseigenschaften zu bemerken bzw. wie wirken sich diese in einem von Teamarbeit und -kultur geprägten Umfeld aus? Welche Wirkung hat durch antisoziale Eigenschaften geprägte Mikropolitik speziell in diesem Arbeitsfeld?
Es ist ersichtlich, dass die beiden Hypothesen ihre Forschung in die entgegengesetzte Richtung bewegen (ist identifizierbar/ist nicht identifizierbar) und sich nachfolgend zwei ganz bestimmten Fragestellungen annehmen. Bei Widerlegung der Nullhypothese sollen Gründe für die angenommene Unattraktivität bzw. das Nichtvorkommen gefunden werden, bei Bestätigung der Alternativhypothese sollen bei Vorkommen die Auswirkungen ersichtlich werden. Auf diese Weise soll der Erkenntnisgewinn der Befragung maximiert und der Gewinn für den noch unerforschten Bereich über eine reine Ist-Stands-Erhebung hinaus gesteigert werden, sodass Ansatzpunkte für weitere, tiefer gehenden Forschungen geschaffen werden können.
3 Forschungsmethode
In diesem Kapitel werden die Maßnahmen vorgestellt, mit deren Hilfe die genannten Erkenntnisse gewonnen werden sollen.
3.1 Auswahl der Methode
Bei der Erforschung der Dunklen Triade eröffnen sich bei der Konstruktion des Forschungsdesigns zwei grundlegende Schwierigkeiten. Zum einen ist aufgrund der Sensibilität der Thematik die Problematik der Sozialen Erwünschtheit bezüglich der Beantwortung der Fragestellung sofort ersichtlich, zum anderen stellt eine Messung von Persönlichkeitseigenschaften aufgrund der hohen Anforderungen an den Test selbst grundsätzlich eine hohe Herausforderung dar. Döring und Bortz (2016) benennen hier zahlreiche Anforderungskriterien und Fallstricke.65 Um eine fundierte Grundlage vorweisen zu können wird daher auf ein bewährtes Instrument zugegriffen: die von Küfner und Kollegen entwickelten Kurzskalen zur Erfassung der Dunklen Triade, genannt „Die Niederträchtigen Neun“, eine validierte und optimierte deutsche Version des „Dirty Dozen“- Verfahrens von Jonason und Webster,66 die mit der Darstellung einer dem Arbeitsfeld entnommenen Situation erweitert werden. So soll sichergestellt werden, dass gezielt der gewünschte Kontext in den Blick genommen wird und sich die Befragten gut in die Fragestellung eindenken können. Ebenso wird das Problem der Sozialen Erwünschtheit insoweit eingedämmt, dass nicht nach dem eigenen Verhalten gefragt wird, sondern nach einem, welches bei einer anderen Person aus dem selben Kontext entweder beobachtet oder dieser zugeschrieben werden kann. Dazu wird ein Szenario um einen Kollegen entwickelt, der dem Befragten negativ auffällt, mit dem Konflikte vorhanden sind oder der allgemein ein ungutes Gefühl beim Probanden hinterlassen hat. Letzterer wählt aus vier Antwortalternativen diejenige aus, die er dem geschilderten Kollegen (im Fragebogen A. genannt) am ehesten zutrauen würde. Die Beschreibung des besagten Kollegen unterliegt einem bewussten Priming, da gezielt negative Verhaltensweisen erfragt werden sollen und dazu eine entsprechend auftretende Person nötig ist. Mithilfe der Einleitung wird das Denken der Befragten in die gewünschte Richtung gelenkt. Die Einordnung in die drei gesuchten Eigenschaften wird dann durch die Antwortalternativen vorgenommen. Diese enthalten jeweils vier Abstufungen des erfragten Items von nicht vorhanden, eher wenig vorhanden, eher mehr vorhanden bis vorhanden, wobei versucht wird, Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie möglichst genau darzustellen. Dies ist insofern bedeutsam, dass nicht alle negativen Eigenschaften in die gesuchten eingeordnet werden können. Gleichzeitig wird durch eine durchmischte Anordnung versucht, eine eventuelle Neigung der Befragten nach dem Suchen nach der scheinbar „richtigen“ Antwort zu unterbinden.67 68 69 70 71 72 73
3.2 Der Fragebogen
Der Fragebogen teilt sich in 2 Teile, wobei Teil 1 relevante persönliche Angaben erfragt, die Rückschlüsse darüber geben können, wie sich die Zufallsstichprobe tatsächlich zusammengesetzt hat. Teil 2 besteht aus den 9 Items der Niederträchtigen Neun in Verbindung mit einer kontextbezogenen Situation. Hier erfolgt die Auswahl der Antwort durch Ankreuzen. Im Anschluss an jedes Item erfolgen je nach Auswahl der Antwort 3 Fragen bezüglich der gedanklichen und/oder gefühlsmäßigen Situation des Befragten, mögliche Teamauswirkungen angesichts des beschriebenen Verhaltens und seine mögliche Reaktion auf die gewählte Antwortalternative oder 2 Fragen bezüglich der Verhaltensentscheidung in der gewählten Antwortalternative und möglicher ausbildungsbedingter Gründe. Somit ermöglicht der Fragebogen eine Forschung in beide denkbaren Richtungen: entweder, die Verhaltensweisen liegen vor und die weitere Untersuchung wendet sich den Auswirkungen und den Strategien zu, oder die Verhaltensweisen liegen nicht vor. In diesem Fall richtet sich das weitere Vorgehen auf die Frage, woran das liegen könnte und welche Möglichkeiten sich dadurch eröffnen würden. Die Fragebogengestaltung trägt somit dem Umstand Rechnung, dass der Ausgang der Forschungsfrage offen und nur eingeschränkt vorhersehbar ist und garantiert die weitere Beschäftigung mit ihr, unabhängig vom Ergebnis.74 75 76
Bei der Beschreibung der Situationen wurde darauf geachtet, dass sie den Teilnehmern aus dem beruflichen Alltag geläufig und nachvollziehbar sind. Sie beschreiben real mögliche Umstände aus den Bereichen Team, Arbeit am Kind, Elternarbeit und einzelne Fachkraft und spiegeln so den Alltag in einer Kita wider. Für jede Eigenschaft wurden drei Situationen kreiert, bei denen bewusst darauf geachtet wurde, dass zwei der Antwortalternativen die jeweilige Eigenschaft in ausgeprägter (--) bzw. etwas abgeschwächter (-) Form erfassen. Die beiden Antwortalternativen ++ und + enthalten keine Hinweise auf die gesuchten Eigenschaften. + deutet im Gegensatz zur „Idealantwort ++ zwar Verhaltensweisen an, die nicht grundsätzlich frei von eventuellen negativen Bewertungen sind (z.B. eine Leitungsentscheidung erst einmal nicht akzeptieren, kleine Schmeicheleien…) es wurde jedoch darauf geachtet, dass diese nicht zu den Charakteristika von Narzissmus, Machiavellismus oder Psychopathie gehören oder nur stark reduziert vorkommen. Damit wurde der Tatsache Rechnung getragen, dass auch Verhaltensweisen außerhalb der dunklen Triade manchmal weniger gut ankommen und dem Umstand, dass der Kollege, den die jeweiligen Befragten vor Augen hatten, trotz negativer Bewertung durch diese nicht automatisch auf Verhaltensweisen der dunklen Triade zurückgreifen muss. Dies setzt eine mögliche Annahme, dass jedes negativ bewertete Verhalten gleichzusetzen ist mit dem Vorhandensein der Komponenten der dunklen Triade außer Kraft.77 78 79
Nachfolgend werden die Merkmale dargestellt, die das Vorhandensein der jeweils gesuchten Eigenschaft anzeigen.
„Ich neige dazu, mich von anderen bewundern zu lassen“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3, eigene Darstellung
„Ich neige dazu, von anderen beachtet werden zu wollen“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4, eigene Darstellung
„Ich neige dazu, nach Prestige und Status zu streben“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 5, eigene Darstellung
„Um meinen Willen durchzusetzen habe ich schon mal getäuscht und gelogen“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 6, eigene Darstellung
„Um meinen Willen zu bekommen tendiere ich dazu, andere zu manipulieren“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 7, eigene Darstellung
„Um meinen Willen zu bekommen, habe ich schon mal anderen geschmeichelt“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 8, eigene Darstellung
„Ich neige dazu, dass mir Gewissensbisse fehlen“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 9, eigene Darstellung
„Ich neige dazu, gefühllos und unsensibel zu sein“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 10, eigene Darstellung
„Ich neige dazu, mich nicht um die Moral meiner Handlungen zu kümmern“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 11, eigene Darstellung
Die Auswahl aus vier vorgegebenen Antwortalternativen stellt sicher, dass die dunklen Eigenschaften erfasst werden können, während die offenen Fragen im Anschluss Auskunft über die eigenen Gedanken der Teilnehmer geben. Die Auswertung der Ankreuzalternativen erfolgt über die mengenmäßige Erfassung von Narzissten, Machiavellisten und Psychopathen. Die Antworten auf die offenen Fragen im Hinblick auf Erleben, Auswirkungen und Reaktionsmöglichkeiten werden mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.
[...]
1 Vgl. Rudow, B.: 2017, S.12
2 Vgl. Rudow, B.: 2017, S.12
3 Vgl. Schwarzinger, D./Schuler, H. 2017, S.299
4 Vgl. Bierhoff, H.W. in: Externbrink, K./Keil, M.: 2019, Vorwort
5 Paulhus, D./Williams, K.: 202, S.557
6 Vgl. Schwarzinger, D./Schuler, H.: 2017, S.300
7 Vgl. Furtner, M./Baldegger, U.: 2013, S. 26
8 http://www.sozialpädagogik.at/was-ist-sozialpädagogik, 3.10 2019
9 http://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgb-VIII-Kinder-und-Jugendhilfe, 1.9.2019
10 Vgl. Rudow, B.: 2017, Vorwort
11 http://www.statista.com.infografik, 1.9.2019
12 Vgl. Brommer, S.: 2016, S. 1
13 Vgl. Ballmann, A.:2019, S.116
14 http://www.kita.de/wissen/kompetenzen-erzieher, 2.8.2019 und Rudow, B.: 2017, S.12
15 Vgl. Jaszus, R.: 2008, S. 28
16 Vgl. Rudow, B.: 2017, S.170
17 http://www.kindergartenpädagogik.de/fachartikel/kita-leitung/organisatorisches/teamarbeit, 2.8.2019
18 Vgl. Rudow, B.: 2017, S.171
19 Vgl. Pfreunder, M.: 2019, S. 13
20 Vgl. Pfreundner, M.: 2019, S. 13-14
21 Vgl. Rudow, B.: 2017, S.93
22 Vgl. Rudow, B.: 2017, S.173
23 http://www.kindergartenpädagogik.de/fachartikel/kita-leitung/organisatorisches/teamarbeit, 2.8.2019
24 Vgl. Hitzenberger, J./Schuett, S.: 2016, S.39
25 Vgl. Neyer, F./Asendorpf, J.: 2018, S.226-227
26 Vgl. Küfner, A./Dufner, M./Back, M.: 2014, S.2
27 http://www.narzissmus.org/der-mythos-von-narziss, 11.8.2019
28 Vgl. Dilling, H. et al.:2015, S.283
29 Vgl. Neyer, F./Asendorpf, J.: 2018, S.227
30 Vgl. Schüler-Lubienetzki, H./Lubienetzki, U.: 2015, S. 42
31 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2018, S.8
32 Vgl. Schüler-Lubienetzki, H./Lubienetzki, U.: 2015, S.44
33 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2018, S.8
34 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2018, S. 10
35 Vgl. Spieß, E./Rosenstiel, v.L.:2010, S.75
36 Vgl. Schüler-Lubienetzki, H./Lubienetzki, U.: 2015, S. 38
37 Vgl. Neyer, F./Asendorpf, J.: 2018, S.229
38 Vgl. Saum-Aldenhoff, T.: 2019, S.77
39 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2018, S.10
40 Vgl. Ebenda
41 Neyer, F./Asendorpf, J.: 2018, S. 229
42 http://www.psychomeda.de/lexikon-der-psychologie/psychopath, 1.9.2019
43 Vgl. Neyer, F./ Asendorpf, J.: 2018, S.229
44 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2018, S.12
45 Vgl. Rudow, B.: 2017, Vorwort
46 http://www.blogs.scietificamerican.com/beautiful-minds/the-light-triad-vs-dark-triad-of-personality, 3.10.19
47 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2018, S.37
48 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2018, S. 36
49 http://www.hogrefe.de/die-dunkle-triade-der-persönlichkeit-im-berufskontext, 12.11.2919
50 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2018, S. 39ff
51 Vgl. Hitzenberger, J./Schuett, S.: 2016, S. 39
52 http://www.wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/mikropolitik-43164/version-264729, 13.11.2019
53 Vgl. Neuberger, O.: 1995, S. 124
54 http://www.ki-management.com/die-dunkle-triade, 13.11.2019
55 Vgl. Neyer, F./Asendorpf, J.: 2018, S.227-229
56 http://www.kita.de/wissen/kompetenzen-erzieher, 2.8.2019
57 Vgl. Jaszus, R.: 2008, S.28
58 Vgl. Ebenda
59 Vgl. Eibeck, B.: 2013, S.7
60 Vgl. Gebauer, K.: 2013, S.27
61 Vgl. Ebenda
62 http://www.nifbe.de/grundlagen-der-frühkindlichen-bildung, 26.10.2019
63 http://www.nifbe.de/grundlagen-der-frühkindlichen-bidlung, 26.10.2019
64 Vgl. Eibeck, B.: 2013, S.8
65 Vgl. Döring, N./Bortz, J.: 2016, S. 430ff
66 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2019, S. 30
67 Navarro, J.: 2014, S.55ff
68 Neyer, F./Asendorpf, J.: 2018, S. 228
69 http://www.karteikarte.com/symbolische-führung, 20.9.2019
70 Vgl. Externbrink, K./ Keil, M.: 2019, S. 11
71 Vgl. Ebenda
72 Vgl. Externbrink, K./ Keil, M.: 2019, S. 10
73 Vgl. Ebenda
74 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2019, S. 10
75 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2019, S. 11
76 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2019, S. 11ff
77 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2019, S. 52
78 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2019, S. 69
79 Vgl. Externbrink, K./Keil, M.: 2019, S. 44
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