Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine kurze Rezension von "Der Text und sein Leser: Hermeneutik im Kontext von Weltbild und Prägung" von Hans-Georg Wünch. Erschienen ist er im Werk "Theologie im Kontext von Biographie und Weltbild". In Wünchs Artikel geht es um die Hermeneutik, wobei näher auf die Interkontextualisierung, gesellschaftlich-weltanschauliche Elemente und die Rezeptionsästhetik eingegangen wird. Wünch erklärt, dass es sich bei Hermeneutik um die Grundfragen der Auslegung und des Verständnisses von Texten bzw. Kunstwerken handelt. Das Ziel des Artikels ist, einen eigenen hermeneutischen Grundsatz zu definieren sowie einen Beitrag zur Diskussion zu liefern.
1. Inhaltliche Aspekte
Bei dem verwendeten rezensierten Text handelt es sich um einen Artikel namens „Der Text und sein Leser: Hermeneutik im Kontext von Weltbild und Prägung“. Erschienen ist er im Werk „Theologie im Kontext von Biographie und Weltbild“, im Jahr 2011 herausgegeben von Tobias Faix, Elke Meier und dem Autor des Artikels selbst, Dr. Hans-Georg Wünch.
Wünch ist gebürtiger Hesse und studierte in Krelingen und Basel. Danach war er Pastor einer kleinen Gemeinde im Ruhrgebiet. Seit 1989 unterrichtet er am Theologischen Seminar Rheinland (TSR). Seine Promotion hat er an der Theologischen Universität in Kampen, Niederlande, gemacht.
In dem Artikel geht es um die Hermeneutik, wobei näher auf die Interkontextualisierung, gesellschaftlich-weltanschauliche Elemente und die Rezeptionsästhetik eingegangen wird. Wünch erklärt, dass es sich bei Hermeneutik um die Grundfragen der Auslegung und des Verständnisses von Texten bzw. Kunstwerken handelt. Das Ziel des Artikels ist, einen eigenen hermeneutischen Grundsatz zu definieren sowie einen Beitrag zur Diskussion zu liefern.
Erklärt werden allgemeine Überlegungen zum Kommunikationsmodell. Wünch erläutert, dass es verschiedene Aspekte gibt, die es zu beachten gilt. Dabei handelt es sich beispielsweise um subjektive Aspekte der Empfindung und Gefühle, geschichtliche, soziale, gesellschaftliche oder weltanschauliche Aspekte.
Zur Interkontextualisierung sagt Wünch, dass die Bibel ein Buch ist, welches innerhalb eines großen zeitlichen Rahmens und innerhalb unterschiedlicher kultureller, historischer und heilsgeschichtlicher Kontexte entstanden ist. Die Beachtung des historisch-kulturellen Kontexts sei wichtig. Der Autor stellt die Auslegungsmethode vieler Evangelikaler dar und ergänzt sie durch weitere, ihm wichtige, Aspekte. Außerdem werden die Wichtigkeit beider Testamente sowie ihre starke innere Zusammengehörigkeit und Verschränkung hervorgehoben. Auch beschreibt der Autor gesellschaftlich-weltanschauliche Elemente näher. Er betont, dass bei der Exegese die kulturellen Gepflogenheiten der jeweiligen Gesellschaft beachtet werden müssen. Es sei außerdem wichtig, dass man nicht versucht, jedes Wort zu „entmythologisieren“, sondern zu akzeptieren, dass die Aussagen der Bibel zwar in anderen Bildern und Worten den Menschen deutlich gemacht wurden, aber dennoch nicht überholt, sondern noch gültig sind. Das Problem wird deutlich gemacht, dass heutzutage viele Bibelausleger das moderne Wahrheitsverständnis zum Maßstab nehmen, mithilfe dessen die biblischen Aussagen als falsch identifiziert werden. Stattdessen sei es wichtig, die biblischen Aussagen daraufhin untersuchen, ob sich in ihnen allgemein gültige Lehren befinden.
Wünch beschreibt als Drittes die „Rezeptionsästhetik“. Dabei handelt es sich um die persönliche „Antwort“, die bei dem Leser in der Begegnung mit einem Text entsteht. Rezeptionsästhetik beschäftigt sich mit der neuen Bedeutung, die ein Text beim Lesen gewinnt. Die Problematik dabei sei, dass ein rein subjektives „Empfinden“, nur unter Bedingungen auf die Exegese biblischer Texte verwendet werden kann. Es werden geschlossene Texte mit offenen Texten verglichen (z.B. Gedichte mit Kochrezepten).
Hans-Georg Wünch ist der Ansicht, dass es keinen „objektiven“ Leser gibt. Die gewonnenen Ergebnisse sollten mit dem gesamtbiblischen Kontext, dem „Wahrheitsraum“, in Verbindung gesetzt und anhand dieses Kontext überprüft werden. Dies bewahre vor zu starkem Subjektivismus.
2. Innere Kritik
Der Artikel ist durch eine verständliche Sprache leicht zu lesen. Es werden keine langen, unverständlichen Schachtelsätze benutzt. Die lebhaften Beispiele machen das Geschriebene sehr anschaulich und untermauern es. Ein lebensnahes Beispiel ist das Bibelverständnis von russlanddeutschen Gemeinden im Vergleich zu deutschen Freikirchen der gleichen konfessionellen Überzeugung (S. 76). Ein negativer Aspekt ist, dass der Autor erst in der 3. Person Singular beschrieben ist (S. 61), welches etwas distanzierend wirkt. Später springt er in die 1. Person Singular, welches den Leser verwirren kann (S. 67).
Ein weiterer positiver Punkt ist, dass die Gliederung des Artikels erklärt wird (S. 67). Allerdings wiederholt er, dass er einen Beitrag zur Diskussion liefern will (S. 64, 67). Außerdem fängt er nach der Erläuterung der Gliederung nicht mit dem ersten genannten Punkt an, sondern erklärt noch einmal zwischendurch die Bibel (S. 67).
Dadurch, dass er erst eine kleine Einführung gibt, dann die wichtigen Aspekte untersucht und schließlich eine Synthese dieser Aspekt darstellt, ist dem Autor leicht zu folgen. Außerdem ist positiv zu vermerken, dass der Artikel in weitere Überschriften unterteilt ist. Durch die Absätze wird der Artikel in Sinnabschnitte unterteilt. Diese Gliederung ist ebenso hilfreich zum Verständnis des Textes.
Außerdem ist an dem Artikel gut, dass der Autor seine Glaubensposition erläutert. Somit muss nicht geschätzt werden, ob es sich beispielsweise um einen evangelikalen oder historisch-kritischen Text handelt (S. 67-68).
Einige Fachausdrücke werden in einer Fußnote erklärt. Ein Beispiel ist „evaluieren“ (S. 64). Dennoch ist zu sagen, dass der Autor von einem theologischen Vorwissen ausgeht. Beispielsweise setzt er voraus, dass der Leser weiß, was mit einer Leviratsehe gemeint ist (S. 72).
Positiv zu vermerken ist, dass sich der Autor mit verschiedenen Ansätzen der Hermeneutik befasst (vgl. S. 63). Er gibt jeweils die verwendeten Quellen an und bezieht sich auf andere Theologen (vgl. Dohmen S. 65, Röhser S. 66, Egger&Wick S. 67, Crüsemann S. 69ff). Auch führt er Gegenargumente auf, die er dann im Anschluss entkräftet (S. 71).
Am Ende fasst der Autor das Wichtigste seines Artikels zusammen. Dies rundet den Artikel ab.
3. Äußere Kritik
Die evangelikale Sicht des Autors beeinflusst den ganzen Artikel. Er geht davon aus, dass die Bibel das unfehlbare, inspirierte Wort Gottes ist und zwar in allen Teilen und Aussagen (S. 67). Für den Autor ist die Gleichwertigkeit der beiden Testamente in der Bibel wie auch ihre starke innere Zusammengehörigkeit und Verschränkung sehr wichtig (vgl. S. 70).
Es gibt ähnliche Artikel, die die Bedeutung der Hermeneutik und verschiedene Aspekte beschreiben. Allerdings sagt Wünch selbst, dass sich viele Evangelikale auf den reformatorischen Grundsatz stützen, dass sich die Schrift selbst auslegt (S. 69). Wie auch Wünch verweisen Fee und Stuart in „Effektives Bibelstudium“ darauf hin, dass die eigene Kultur das Auslegen nicht beeinflussen darf und nennen weitere Richtlinien für den hermeneutischen Prozess.
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- Citar trabajo
- Jasmin Bruhn (Autor), 2015, Der Text und sein Leser. Hermeneutik im Kontext von Weltbild und Prägung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513018