Diese Arbeit untersucht die Relevanz der Hygiene als Katalysator für einen gesellschaftspolitischen Wandel. In welchem Verhältnis steht das bürgerliche, wissenschaftliche und staatliche Interesse diesbezüglich und wie sind die Verknüpfungen und gegenseitigen Beeinflussungen geartet? Wie stark werden Sozialreformen von der institutionalisierten Hygiene beeinflusst und inwiefern ändert sich dadurch das Bild vom Menschen? Wo endet der ‚autonome Bürger‘ und beginnt die ‚Maschine Mensch‘?
Der Untersuchungszeitraum umfasst den Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert, greift aber darüber hinaus auch auf frühere Jahrzehnte zurück, um den historischen Wandel der Hygienevorstellungen aufzuzeigen. Die untersuchte Forschungsliteratur umfasst zeitgenössische Schriften sowie aktuelle Aufsätze und Monographien aus den Bereichen Gesundheitswesen, Medizingeschichte, Gesellschaftsgeschichte und Sozialpolitik.
Die Themen Hygiene und Volksgesundheit beeinflussen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert nicht nur das Denken und Verhalten des einzelnen Bürgers im Hinblick auf den eigenen Körper und seinen Wert für die Gesellschaft, sondern fördern auch das staatspolitische Interesse am „gesunden Bürger“. Die Erhaltung und Mehrung der Volkskraft rücken im Kaiserreich immer stärker ins Zentrum gesundheitspolitischer Diskussionen und finden ihren Höhepunkt in groß angelegten Aufklärungskampagnen wie der Internationalen Hygieneausstellung in Dresden 1911. Ganz entscheidend für diese Entwicklung ist die Aufwertung der Hygiene zu einer Teildisziplin der Medizin seit 1865 - einer durch Statistik und Experimente bestimmenden Wissenschaft mit eigens an den Universitäten eingerichteten hygienischen Instituten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Internationale Hygiene-Ausstellung 1911 – Part I
- 2.1 Ein neues Konzept
- 2.2 Der Initiator Karl August Lingner
- 3. Medikalisierung
- 3.1 Verwissenschaftlichungsprozesse
- 3.2 Hygienisierung der Gesellschaft
- 3.3 Aus Sauberkeit wird Säuberung
- 4. Der Wert der Gesundheit für den Staat
- 4.1 Stärkung des Volkskörpers
- 4.2 Politische Maßnahmen
- 5. Der reinliche Bürger
- 5.1 Bedrohung der sozialen Ordnung
- 5.2 Die Lebensreformbewegung
- 6. Die Internationale Hygiene-Ausstellung 1911 – Part II
- 6.1 Resonanz
- 6.2 Der Weg zum Hygiene-Museum
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den Einfluss der wissenschaftlichen Hygiene auf Gesellschaft und Sozialpolitik im Deutschen Kaiserreich im Kontext der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden. Die Arbeit analysiert den enormen Aufwand und die positive Resonanz auf die Ausstellung, um die gesellschaftspolitische Bedeutung des Themas Hygiene und Volksgesundheit aufzuzeigen.
- Die Rolle der Hygiene als Katalysator für gesellschaftlichen Wandel
- Die Verknüpfung von bürgerlichem, wissenschaftlichem und staatlichem Interesse an Hygiene
- Der Einfluss der institutionalisierten Hygiene auf Sozialreformen
- Die Veränderung des Menschenbildes durch die Hygiene
- Die Entwicklung der Hygienevorstellungen vom 19. Jahrhundert bis zur Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit gliedert sich anhand der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in drei Hauptkapitel, die das wissenschaftliche, staatliche und bürgerliche Interesse an Hygiene beleuchten.
- Kapitel 1: Einleitung: Diese Einleitung stellt den Kontext und die Fragestellungen der Hausarbeit vor. Sie beleuchtet die Bedeutung des Themas Hygiene und Volksgesundheit im Deutschen Kaiserreich und untersucht die Aufwertung der Hygiene zu einer Teildisziplin der Medizin.
- Kapitel 2: Die Internationale Hygiene-Ausstellung 1911 - Part I: Dieses Kapitel analysiert die Ausstellung als ein Novum im Bereich der Hygieneaufklärung. Es beleuchtet das Konzept und die Ziele der Ausstellung sowie die Rolle des Initiators Karl August Lingner.
- Kapitel 3: Medikalisierung: Dieses Kapitel behandelt die Verwissenschaftlichung der Hygiene und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Es untersucht den Prozess der Hygienisierung der Gesellschaft sowie die Auswirkungen der Hygiene auf die soziale Ordnung.
- Kapitel 4: Der Wert der Gesundheit für den Staat: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des Staates in der Hygiene und Volksgesundheit. Es analysiert die Bedeutung der Stärkung des Volkskörpers und die Umsetzung politischer Maßnahmen zur Förderung der Hygiene.
- Kapitel 5: Der reinliche Bürger: Dieses Kapitel untersucht das bürgerliche Interesse an Hygiene und die Auswirkungen der Hygiene auf das Alltagsleben. Es analysiert die Bedrohung der sozialen Ordnung durch Krankheit sowie die Bedeutung der Lebensreformbewegung.
- Kapitel 6: Die Internationale Hygiene-Ausstellung 1911 - Part II: Dieses Kapitel beleuchtet die Resonanz der Ausstellung und den Einfluss auf die Entwicklung des Hygiene-Museums.
Schlüsselwörter
Hygiene, Volksgesundheit, Deutsches Kaiserreich, Internationale Hygiene-Ausstellung 1911, Dresden, Karl August Lingner, Medikalisierung, Verwissenschaftlichung, Sozialpolitik, Gesellschaftsgeschichte, Lebensreformbewegung, Hygiene-Museum.
- Citation du texte
- Claudia Spoden (Auteur), 2019, Durch Hygiene zum "Neuen Menschen", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512602