In dieser Hausarbeit sollen die Klassifikation der Hypothesen und deren Einordnung aufgezeigt sowie anhand von Beispielen erläutert werden. Das Wissen über Hypothesen ist elementar für die Forschung. Hypothesen sind vorläufige Antworten auf die Frage, die untersucht werden soll. Sie agieren dabei als Bindeglied zwischen Theorie und den Daten. Sie stellen die Vermutungen sowie das Hintergrundwissen, das aus der Wissenschaft herangezogen werden würde, dar. Deshalb ist es wichtig zu wissen, welche Hypothesen zu den Bedingungen, den Zielen und den Umsetzungen der Untersuchung passen. Hypothesen können nach verschiedenen Bereichen eingeteilt werden. Sie können gruppiert werden nach ihrem Aussagebereich, ihrem Grad der Konkretisierung, ihrem Untersuchungsziel, ihrer Gerichtetheit und ihrer Spezifität.
Inhaltsverzeichnis
1 Was sind wissenschaftliche Hypothesen?
2 Die Arten der Hypothesen
2.1 Wie werden Hypothesen klassifiziert?
2.2. Hypothesen nach ihrem Aussagebereich
2.3 Hypothesen nach dem Grad der Konkretisierung
2.4 Hypothesen nach ihrem Untersuchungsziel
2.5 Hypothesen nach ihrer Gerichtetheit
Literaturverzeichnis
Was sind wissenschaftliche Hypothesen?
Claudia Meindl schreibt in ihrem Buch: „Hypothesen spielen im Forschungsprozess eine zentrale Rolle. […] Hypothesen sind in ihrer allgemeinen Form Vermutungen. Sie sind vorläufige Antworten auf wissenschaftliche Fragestellungen. In der Versuchsplanung sind sie gerichtete Behauptungen über die Beziehung (Relation) zwischen Variablen.“ (Meindl 2011,S.22,23) Variablen sind „alle Gegebenheiten in einer wissenschaftlichen Untersuchung, die sich quantitativ oder qualitativ ändern können.“ (Meindl 2011,S.33)
Damit solche Behauptungen zu den wissenschaftlichen Hypothesen gehören, müssen sie nach Bortz& Döring vier wichtige Merkmale aufweisen. Die ersten beiden Merkmale lauten:
„1. Eine wissenschaftliche Hypothese bezieht sich auf reale Sachverhalte, die
empirisch untersuchbar sind.
2. Eine wissenschaftliche Hypothese ist eine allgemein gültige, über den Einzelfall oder ein singuläres Ereignis hinausgehende Behauptung (»All-Satz«).“(Bortz & Döring 2006, S.4)
Das erste Merkmal besagt also, dass die Hypothesen sich auf einen Gegenstand beziehen müssen, der durch reale Untersuchungen geprüft werden kann. Das zweite Merkmal besagt, die Hypothesen müssen generalisiert werden können. Desweiteren nennen die Autoren, folgende Merkmale:
„3. Einer wissenschaftlichen Hypothese muss zumindest implizit die Formalstruktur eines sinnvollen Konditionalsatzes (»Wenn-dann-Satz« bzw. »Je-desto-Satz«) zugrunde liegen.
4. Der Konditionalsatz muss potenziell falsifizierbar sein[…].“(Bortz & Döring 2006, S.4) Ein Beispiel für das 3. Merkmal könnte sein: Je älter ein Mensch wird, desto höher wird sein IQ.“ Mit dem vierten Merkmal ist gemeint, dass jede wissenschaftliche Hypothese theoretisch widerlegbar (=falsifizierbar) sein muss.
2 Die Arten der Hypothesen
2.1 Wie werden Hypothesen klassifiziert?
Hypothesen können nach verschiedenen Bereichen eingeteilt werden. Sie können gruppiert werden nach ihrem Aussagebereich, ihrem Grad der Konkretisierung, ihrem Untersuchungsziel, ihrer Gerichtetheit und ihrer Spezifität.
2.2. Hypothesen nach ihrem Aussagebereich
2.2.1 Universelle Hypothesen
„Universelle Hypothesen sind Aussagen, die für alle Fälle gelten sollen. Unbeschränkt oder strikt universelle Hypothesen (Allaussagen) gelten für alle Fälle ohne Einschränkung, also bspw. für alle Menschen an allen Orten und zu allen Zeiten. Schränken Sie die Fälle ein (bspw.: nur Männer oder nur Frauen), wird aus einer strikt-universellen eine quasi-universelle Hypothese. […] Findet man nur einen einzigen Fall, auf den ein Sachverhalt nicht zutrifft, ist eine universelle Hypothese falsifiziert. Wenn man alle Fälle untersuchen könnte, und nur dann, könnte man eine universelle Hypothese auch verifizieren. Ein solches Vorgehen scheitert aber nicht nur an praktischen, sondern auch aus prinzipiellen Gründen. Man müsste nicht nur sehr viele Personen untersuchen, sondern auch gleichzeitig zu allen Zeitpunkten ganz unterschiedliche Verhaltensweisen der Personen erfassen können. Da universelle Hypothesen, deren Gültigkeit an Stichproben untersucht wird, prinzipiell nicht verifizierbar sind, gelten sie als bestätigt, solange sie nicht als falsch bewiesen wurden.“ (Meindl 2011,S. 23)
Eine strikt-universelle Hypothese kann zum Beispiel lauten, alle Studierenden der Universität Frankfurt beenden ihr Studium nach 6 Semestern. Eine Quasi-universelle Hypothese würde lauten: Nur alle weiblichen Studenten der Uni Frankfurt beende ihr Studium nach 6 Semestern.
2.2.2 Existenzielle Hypothesen
„Existenzielle Hypothesen beziehen sich auf mindestens einen Fall aus allen möglichen Fällen. Es können aber durchaus auch mehrere Fälle existieren. Sie lassen sich nur dann falsifizieren, wenn man alle möglichen Fälle untersuchen könnte. Ansonsten sind sie nur verifizierbar. Wenn ich behaupte, dass es Menschen gibt, die mehr als zwanzig Sprachen beherrschen, genügt ein Fall einer sogenannten Inselbegabung, um diese Hypothese bestätigen zu können. “ (Meindl 2011,S. 23) Ein anderes Beispiel wäre, dass mindestens ein Mädchen lieber Fußball spielt, anstatt mit Puppen. Ist ein solcher Fall in der Stichprobe vorhanden ist die Hypothese bestätigt.
2.2.2 Hypothesen über Anteile
Charakteristisch für diese Hypothesen ist, dass ein bestimmter Sachverhalt nur für einen Anteil aller Fälle gilt. Zum Beispiel: 85% aller Menschen sind Rechtshänder. Könnte man alle Fälle der Gesamtheit untersuchen, wäre die Hypothese über Anteile verifizierbar und falsifizierbar. Da aber meist nur ein Teil der Gesamtheit durch Stichproben untersucht wird, sind sie zumeist weder verifizierbar noch falsifizierbar.
2.3 Hypothesen nach dem Grad der Konkretisierung
2.3.1 Forschungshypothesen/Inhaltliche Hypothesen
„ Die aus Voruntersuchungen, eigenen Beobachtungen, Überlegungen und wissenschaftlichen Theorien abgeleiteten Vermutungen bezüglich des in Frage stehenden Untersuchungsgegenstandes bezeichnen wir als Forschungshypothesen.“(Bortz & Döring 2006,S.492) Inhaltliche Hypothesen beziehen sich auf empirische Sachverhalte und auf Populationen von Individuen. Sie sind meist allgemein formuliert, außerdem beinhaltet die Formulierung oft ein Konstrukt. Ein Konstrukt ist eine nicht direkt beobachtbare komplexe Variable, die messbar gemacht werden muss.
2.3.2 Operationale Hypothesen
In der Operationalen Hypothese werden die Konstrukte aus den Forschungshypothesen operationalisiert. „Mit der operationalen Hypothese prognostiziert der Forscher den Ausgang einer konkreten Untersuchung nach den Vorgaben der allgemeinen Forschungshypothese. Die operationale Hypothese resultiert aus der Untersuchungsplanung bzw. der Operationalisierung der unabhängigen und abhängigen Variablen.[…] Die Formulierung einer operationalen Hypothese erleichtert es, nochmals zu überprüfen, ob die geplante Untersuchung auch wirklich zur Klärung der zuvor aufgestellten Forschungshypothese beiträgt. Die operationale Hypothese sollte so präzise formuliert sein, dass leicht entschieden werden kann, welche Untersuchungsausgänge mit der Forschungshypothese in Einklang und welche zu ihr im Widerspruch stehen.“ (Bortz & Döring 2006,S.492)
2.3.3 Statistische Hypothesen
„Statistische[…] Hypothesen behaupten, dass ein Ereignis unter bestimmten Bedingungen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintritt. Das ist eigentlich der Standardfall in der linguistischen Forschung.“ (Meindl 2011,S.24) Wenn festgelegt wurde, wie die Forschungshypothese auf der operationalen Ebene geprüft wird, „muss über die statistische Auswertung entschieden bzw. ein statistischer Signifikanztest ausgewählt werden. Jeder Signifikanztest überprüft formal zwei einander ausschließende statistische Hypothesen: Die Nullhypothese und die Alternativhypothese“ (Bortz & Döring 2006, S.492)
Diese Konzeption ist „Teil eines Mischmodells, das in der Methodenlehre häufig verwendet wird. Es geht zum Teil auf die beiden Jerzy Neyman (1894-1981) und Egon Pearson (1895-1980) zurück, die es in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt haben. Der andere Teil wird R.A. Fisher zugeschrieben[...].
2.3.3.1 Alternativhypothesen
Die Alternativhypothese (H1) ist die statistische Formalisierung der inhaltlichen Forschungsfrage und ergibt sich unmittelbar aus der inhaltlichen Forschungsfrage.
Alternativhypothesen bezeichnet man, durch Beobachtungen und Überlegungen begründete Behauptungen, die zur Erklärung von Sachverhalten dienen und dabei der verbreiteten Annahme entgegen stehen. Wenn also eine Hypothese dem gegenwärtigen Wissensstand widerspricht, bezeichnet man sie als Alternativhypothese. Aussagen der Alternativhypothese werden so meist als innovativ betrachtet. (vgl. Bortz & Döring 2006, S.97) Sie entspricht meistens der statistischen Annahme, dass Effekte, Unterschiede, Zusammenhänge oder Veränderungen vorliegen. „Aufgabe der empirischen Wissenschaften ist es nun, zu überprüfen, ob die Realität durch neue, hypothetisch formulierte Alternativen besser erklärt werden kann als durch Theorien, die bisher zur Erklärung herangezogen wurden.“ (Bortz & Döring 2006, S.97/98)
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- Citation du texte
- Anonyme,, 2014, Klassifikation und Unterteilung von Hypothesen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512063
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