Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einem Essay von Caroline Walker Bynum, der den Titel „Geschichten und Symbole der Frauen - Eine Kritik an Victor Turners Theorie der Liminalität“ trägt. Dieser ist ihrer Aufsatzsammlung, „Fragmentierung und Erlösung -Geschlecht und Körper im Glauben des Mittelalters“, entnommen.
Turners Konzept enthält interessante Aspekte. Durch die nähere Auseinandersetzung mit dem Essay soll seine Theorie einerseits bekannter gemacht und andererseits am Beispiel von Caroline Walker Bynum gezeigt werden, wie sein Konzept auf andere Wissenschaftsgebiete übertragen werden kann.
Caroline Walker Bynum ist Professorin der Geschichte an der Columbia University/ New York und beschäftigt sich mit der Geschichte der Religion des westeuropäischen Mittelalters. Um sie methodologisch einordnen zu können, muss ein kurzer Blick auf die Entwicklung der Geschichtsschreibung geworfen werden. In den 80er Jahren entbrannte unter Historikern eine Diskussion um die von ihnen angewandten Methoden der Geschichtsschreibung. Dabei ging es hauptsächlich um zwei Punkte. Zum einen wurde die Frage erörtert, inwieweit Alltagsgeschichten, Volksweisheiten, Märchen und Geschlechterforschung in der Geschichtsschreibung Beachtung finden sollten. Der Geschichtszweig der Annales, die Sozialgeschichte oder die Geschlechterforschung nahmen diese neuen Fragestellungen und Themen in ihre Forschung mit auf. Zum anderen wurde bei der Art der historischen Analyse näher diskutiert, ob Ereignisursachen und Handlungsabsichten von Akteuren ermittelbar seien oder ob Historiker durch eigene Einstellungen, Vorurteile und äußere Umstände beeinflusst würden und somit zu falschen Ergebnissen kämen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Theorie der Liminalität von Victor Turner
2.1 Beispiel für ein soziales Drama/ ein Übergangsritual
3. Die Anwendung des Konzept Turners auf Geschichte und Symbole der Frauen
3.1 Liminalität und Heiligenviten
3.2 Liminalität und Eucharistie
4. Grenzen des Konzept Turners
5. Schlussgedanken
6. Literaturverzeichnis
7. Abstract
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einem Essay von Caroline Walker Bynum, der den Titel „Geschichten und Symbole der Frauen – Eine Kritik an Victor Turners Theorie der Liminalität“ trägt. Dieser ist ihrer Aufsatzsammlung, „Fragmentierung und Erlösung - Geschlecht und Körper im Glauben des Mittelalters“, entnommen.
Turners Konzept enthält interessante Aspekte. Durch die nähere Auseinandersetzung mit dem Essay soll seine Theorie einerseits bekannter gemacht und andererseits am Beispiel von Caroline Walker Bynum gezeigt werden, wie sein Konzept auf andere Wissenschaftsgebiete übertragen werden kann.
Caroline Walker Bynum ist Professorin der Geschichte an der Columbia University/ New York und beschäftigt sich mit der Geschichte der Religion des westeuropäischen Mittelalters. Um sie methodologisch einordnen zu können, muss ein kurzer Blick auf die Entwicklung der Geschichtsschreibung geworfen werden. In den 80er Jahren entbrannte unter Historikern eine Diskussion um die von ihnen angewandten Methoden der Geschichtsschreibung. Dabei ging es hauptsächlich um zwei Punkte. Zum einen wurde die Frage erörtert, inwieweit Alltagsgeschichten, Volksweisheiten, Märchen und Geschlechterforschung in der Geschichtsschreibung Beachtung finden sollten. Der Geschichtszweig der Annales, die Sozialgeschichte oder die Geschlechterforschung nahmen diese neuen Fragestellungen und Themen in ihre Forschung mit auf. Zum anderen wurde bei der Art der historischen Analyse näher diskutiert, ob Ereignisursachen und Handlungsabsichten von Akteuren ermittelbar seien oder ob Historiker durch eigene Einstellungen, Vorurteile und äußere Umstände beeinflusst würden und somit zu falschen Ergebnissen kämen.
Caroline Walker Bynum widmet sich Themen wie Tod, Körper, Sexualität und der Geschichte der Frauen. Dadurch wurde sie von anderen Historikern neueren Ansätzen, wie zum Beispiel der Sozialgeschichte oder der Geschlechterforschung, zugeordnet. Sie selbst fühlt sich hingegen keinem Ansatz ausschließlich verpflichtet. Ihr eigener Ansatz ist, dass Historiker von der Anthropologie, der Soziologie und der Kunstgeschichte in Bezug auf „Interpretationen der Natur und des Kontext menschlicher Kreativität noch zu lernen haben“(Bynum 1996: 10). Geschichtsschreibung muss demnach als „Komödie“ (Bynum 1996: 18ff.) angesehen werden. Unter dem Begriff Komödie versteht Bynum, dass sich Geschichte aus vielen Einzelheiten zusammensetzt und auf verschiedene Arten geschrieben werden kann, da Quellen auf eine bestimmte Weise dargestellt und interpretiert werden können. Somit sind nach ihrem Verständnis die wahren Ursachen und Absichten von Ereignissen und handelnden Personen nicht ergründbar und eine endgültige Darstellung von Geschichtsereignissen ist nicht möglich. Vielmehr ist Geschichtsschreibung eine Beziehung zwischen Teil und Ganzem. Kleine Einzelheiten eines historischen Ereignisses dürfen nicht für sich, sondern müssen im Gesamtbild betrachtet werden (vgl. Bynum 1996: 9; 10; 18f.).
Gemäß ihres eigenen Ansatzes, bedient Caroline Walker Bynum sich der Anthropologie, um Sachverhalte ihres Forschungsgebietes erklären zu können. Wie der Essaytitel „Geschichte und Symbole der Frauen – Eine Kritik an Victor Turners Theorie der Liminalität“ andeutet, greift Caroline Walker Bynum das Konzept der Liminalität des Anthropologen Victor Turner in Teilen auf, da der spätmittelalterliche Glauben dadurch besser verstanden werden kann (vgl. Bynum 1996: 9f.).
Die Arbeit stützt sich auf die Bücher „Fragmentierung und Erlösung - Geschlecht und Körper im Glauben des Mittelalters“ von Caroline Walker Bynum und „Drams, Fields, and Metaphors - Symbolic Action in Human Society“ von Victor Turner. Um systematisch vorzugehen und zum besseren Verständnis, werden im Folgenden wichtige Teilaspekte des Konzepts der Liminalität von Victor Turner kurz erläutert. Danach wird dargestellt, inwieweit Bynum dieses Konzept auf Geschichte und Symbole der Frauen anwendet und welche Kritikpunkte sie anführt. Die Arbeit schließt mit einer Reflexion über Bynums Kritikpunkte.
2. Die Theorie der Liminalität von Victor Turner
Der Anthropologe Victor Turner lebte von 1920 bis 1983 und beschäftigte sich mit Ritualen und Symbolen in Gesellschaften, besonders mit denen des afrikanischen Stammes der Ndembu in Zambia. Dabei untersuchte er soziale Prozesse des menschlichen Zusammenlebens. Eine für ihn auffallende Tatsache des Soziallebens der Ndembu war deren Hang zu Konflikten, die zu öffentlichen Ausbrüchen führten. Solch öffentliche Konflikte nannte Turner soziale Dramen.
Allgemein lassen sich soziale Prozesse in harmonische und unharmonische Einheiten unterteilen. Zur harmonischen Einheit zählt die soziale Organisation von Gruppenprozessen und das soziale Unternehmertum, welches ökonomischen Charakter besitzt und Konsequenzen für die Gruppe oder die Gesellschaft hat, wie zum Beispiel die Entscheidung, ob eine Brücke oder Schule gebaut wird (vgl. Turner 1974: 33f.). Soziale Dramen lassen sich in die unharmonische Einheit einordnen, da in Dramen Interessen und Haltungen von Gruppen oder Individuen im Gegensatz zu anderen stehen und es dadurch zu Konflikten kommt.
Das soziale Drama liegt
„sowohl dem Narrativen (wie wir wichtige Geschichten erzählen) als auch dem
Rituellen zugrunde (wie wir formelle, vorgeschriebene Muster ausführen, die
unsere gemeinsamen Werte ausdrücken, uns in diese Werte einüben und sie
zugleich weiterentwickeln)“ (Bynum 1996: 29).
Turner kommt zu der Ansicht, dass soziale Dramen in Gesellschaften jeglicher Größe und Komplexität gefunden werden können, besonders im Bereich der Politik
(vgl. Turner 1974: 33).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Sein Konzept des sozialen Dramas leitet Turner von dem Konzept der Übergangsriten des belgischen Ethnographen Arnold van Gennep her. Übergangsriten werden wie folgt definiert.
„(...) ceremonies marking changes in a status or social position undergone
as a person passes through the culturally recognized life phases of his or
her society” (Chegwidden; a).
Der Begriff Ritual ist in der Anthropologie ein weiterer Ausdruck für Zeremonie (vgl. Chegwidden; a). Van Gennep unterteilt Riten, in denen Individuen oder Gruppen eine Zustands- oder Statusveränderung erfahren, in drei Phasen:
[...]
- Citar trabajo
- Ulrike Matt (Autor), 2003, Eine Auseinandersetzung mit dem Essay von Caroline Walker Bynum: Geschichte und Symbole der Frauen - eine Kritik an Victor Turners Theorie der Liminalität, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51058
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