Abweichendes Verhalten kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und mit unterschiedlichen soziologischen Theorien erklärt werden. Das „Labeling Approach“ ist eine dieser Theorien, sie bezeichnet einen Etikettierungs-, Reaktions-, oder Definitionsansatz und stellt einen Ansatz der Soziologie dar, der besonders in den 60- er Jahren in Deutschland Fuß fasste. (Lamnek 2013) Beim Labeling Approach geht es weniger um die Ursachen des abweichenden Verhaltens. Diese Theorie geht grundsätzlich davon aus, das abweichendes Verhalten ein Ergebnis aus unzähligen sozialen Zuschreibungen und Prozessen der Etikettierung ist und nicht objektiv erkennbar ist. (Böhnisch 2015) Eine Verhaltensweise wird als abweichend oder deviant etikettiert, wenn sie gegen eine Norm verstößt, die innerhalb einer festgelegten Gruppe oder der Gesellschaft im Allgemeinen gilt und eine soziale Reaktion initiiert wird, sobald diese Verhaltensweise gezeigt wird. Eine solche soziale Reaktion verfolgt das Ziel, denjenigen/diejenige zu bessern oder zu bestrafen, welche/r eine inkorrekte Verhaltensweise gezeigt hat. (Korte und Schäfers 1997)
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Aufgabe 1: Labeling Approach
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Aufgabe 1: Labeling Approach
Meine Praxisphasen absolviere ich im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD), welcher zum Jugendamt K. gehort und dem Landratsamt H. untergeordnet ist. Die MitarbeiterInnen des ASD beraten und unterstutzen Erziehungsberechtigte (vorrangig Eltern) dabei, ihre Kinder bestmoglich zu fordern und ihre Betreuung sicherzustellen. Der ASD berat hierbei sowohl in Erziehungs- und Familienfragen, ist aber zugleich bemuht, die Familie individuell zu unterstutzen und die Lebensbedingungen fur alle Familienmitglieder und das Familiensystem im Allgemeinen zu verbessern. Es besteht ebenfalls die Moglichkeit, SozialpadagogInnen (vom Jugendamt oder auch von freien Tragern) in der Familie einzusetzen, um die Familie intensiver und individueller zu begleiten und ihnen in ihrer direkten Lebenswelt zur Seite zu stehen. Die Aufgabenfelder der SozialpadagogInnen im ASD sind sehr vielseitig und umfassen neben den Beratungsmoglichkeiten fur Eltern oder fur die junge Menschen selbst, auch die Wahrung des Kinderschutzes. Sie reichen zudem bis zur Einsetzung von Hilfen zur Erziehung gemaB §§27ff SGB VIII um die Personensorgeberechtigten bei der Erziehung ihres/ihrer Kindes/er zu unterstutzen und den jungen Menschen in seiner Entwicklung zu fordern.
Eine Form der Hilfen zur Erziehung ist die Tagesgruppe nach §32 SGB VIII. Diese zielt vorrangig darauf ab, den jungen Menschen in seiner Entwicklung durch soziales Lernen innerhalb einer Gruppe und durch eine enge Familien- und Elternarbeit zu unterstutzen. Die Tagesgruppen im H. sind sehr eng mit der jeweils dazugehorigen Schule verknupft und ermoglichen durch die gute Kooperation zugleich eine bestmogliche schulische Forderung der Kinder und Jugendlichen. Je nach Bedarf im Einzelfall kann die Tagesgruppe durch ein heilpadagogisches Angebot oder intensivierte Elternarbeit und Elterntraining erganzt werden, um bestmogliche Fortschritte zu erzielen und den Jungen Menschen bestmoglich in seiner Entwicklung zu begleiten. Die Tagesgruppe ist ein teilstationares Angebot und ist zwischen den ambulanten und der stationaren MaBnahmen einzuordnen. Die Tagesgruppe W. ist an der XY Schule in M. angegliedert und gehort zur St. XY XY. Die Tagesgruppe ist fur Junge Menschen im Alter von sechs bis funfzehn Jahren und deren Eltern angelegt und wird von den (derzeit acht) Kindern an 5 Tagen pro Woche besucht. In der Tagesgruppe erleben die Kinder einen geregelten Tagesablauf, essen gemeinsam Mittagessen und erledigen ihre Hausaufgaben. Zudem werden eine Vielzahl an Sport- und Spielmoglichkeiten angeboten. Ca. alle 6 Monate findet ein gemeinsames Gesprach zwischen den MitarbeiterInnen der Tagesgruppe, dem Jungen Menschen, seinen Eltern und dem/der zustandigen MitarbeiterIn des ASD statt.
Abweichendes Verhalten kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und mit unterschiedlichen soziologischen Theorien erklart werden. Das ..Labeling Approach" ist eine dieser Theorien, sie bezeichnet einen Etikettierungs-, Reaktions-, oder Definitionsansatz und stellt einen Ansatz der Soziologie dar, der besonders in den 60- er Jahren in Deutschland FuB fasste. (Lamnek 2013, S. 224) Beim Labeling Approach geht es weniger um die Ursachen des abweichenden Verhaltens. Diese Theorie geht grundsatzlich davon aus, das abweichendes Verhalten ein Ergebnis aus unzahligen sozialen Zuschreibungen und Prozessen der Etikettierung ist und nicht objektiv erkennbar ist. (Bohnisch 2015, S. 29f) Eine Verhaltensweise wird als abweichend oder deviant etikettiert, wenn sie gegen eine Norm verstoBt, die innerhalb einer festgelegten Gruppe oder der Gesellschaft im Allgemeinen gilt und eine soziale Reaktion initiiert wird, sobald diese Verhaltensweise gezeigt wird. Eine solche soziale Reaktion verfolgt das Ziel, denjenigen/diejenige zu bessern oder zu bestrafen, welche/r eine inkorrekte Verhaltensweise gezeigt hat. (Korte und Schafers 1997, S. 203ff)
Es sollte hierbei beachtet werden, dass abweichendes Verhalten uns im taglichen Leben in unzahligen Situationen begegnet. Da, wo es festgelegte Regeln und geltende Normen gibt, wird es zugleich immer auch Abweichungen von ebendiesen geben. Eine solche Abweichung finden wir tagtaglich auf unseren StraBen, wenn die vorgeschriebene Hochstgeschwindigkeit nicht eingehalten wird oder die KollegInnen am Morgen im Buro nicht gegruBt wurden. Geltende Normen konnen unter verschiedenen Gruppen voneinander abweichen und mussen zudem auch nicht mit den geltenden Normen der Gesamtgesellschaft ubereinstimmen, eine Verhaltensweise, welche in der Gesamtgesellschaft als abweichend gilt, kann innerhalb einer Gruppe als „normal“ und wunschenswert angesehen werden. (Korte und Schafers 1997, S. 203ff) (Bsp. Gewalt in der Erziehung ist in Deutschland verboten. Familie A. kommt aus Montenegro und vertritt eine andere Glaubensrichtung, in ihrer Kultur gilt Gewalt als Zuchtigungsmittel und wird innerhalb der GroBfamilie als gangige Erziehungsmethode angewandt, toleriert und unter den Familienoberhauptern gegenseitig eingefordert).
Die sozialen Bedingungen, unter denen ein junger Mensch aufwachst, beeinflussen seinen Entwicklung maBgeblich. Um nachvollziehen zu konnen, wie es zum Zeigen einer devianten/ abweichenden Verhaltensweise gekommen ist, mussen ebendiese Bedingungen beaugt werden. Der Sozialisationsprozess eines Menschen beginnt bereits fruhzeitig innerhalb der Institution Familie, weshalb diese unter dem Aspekt der Herkunftsbedingungen, genau in den Blick genommen werden sollte. Wachst ein junger Mensch in einer problembelasteten oder labilen Familie auf, kann sich dies negativ auf dessen Sozialisationsprozess auswirken. (Hurrelmann 1997, S. 193) Fur die Entwicklung von Problembewaltigungsstrategien sind vor allem die unterschiedlichen sozialen und personalen Ausgangsbedingungen eines Individuums entscheidend. Zu den sozialen Bedingungen zahlen bspw. die finanziellen Moglichkeiten und der soziokulturelle Stand der Familie. Hingegen umfassen personale Bedingungen unteranderem die kognitiven Dispositionen und die Geschlechtszugehorigkeit eines Individuums. (ebd., S. 193f) In den meisten Fallen kommt es dann zu Problemen, wenn sich ein Individuum (aufgrund dieser sozialen und personalen Ausgangsbedingungen) im Laufe seiner Entwicklung nur unzureichende oder gar unangemessene Kompetenzen angeeignet hat und den Erwartungen, die sein Umfeld oder die Gesellschaft im Allgemeinen an ihn/sie stellt, nicht gerecht werden kann (ebd., S. 195). Beim Labeling Approach geht es nicht um das abweichende Handeln an sich, sondern um die Formen sozialer Kontrolle. Die betreffende Person erhalt ihren Status als Abweichler erst durch die Definitionsmacht der sozialen Kontrolle. Er oder sie verhalt sich nicht abweichend, sondern sein oder ihr Verhalten wird erst durch den Prozess der Etikettierung zu einem solchen gemacht (Bohnisch 1999, S. 64).
Wenn es um die Definition von abweichendem Verhalten geht, spielt die Festlegung von Normen (lauft in den meisten Fallen unbewusst ab) eine zentrale Rolle. Erst wenn eine Norm festgelegt wurde, kann eine Verhaltensweise an ebendieser Norm uberpruft und bewertet werden. Zugleich ermoglicht die Festlegung von grundlegenden Normen den einzelnen Individuen und einer Gesellschaft im Allgemeinen eine Struktur und einen Rahmen, an welchem sich orientiert und Verhaltensweisen eingeschatzt werden konnen. (Lamnek 2008, S.59f)Hierdurch wird erkennbar, dass eine mogliche Zuschreibung, ob ein Mensch sich abweichend verhalt oder nicht, immer im engen Zusammenhang mit den gultigen Normvorstellungen begutachtet werden muss (Lamnek 2013, S. 230).Unter Bezugnahme der vorliegenden Theorie des Labeling Approach wird dem Bereich der Sozialen Arbeit immer wieder vorgeworfen, selbst Zuschreibungsprozesse von Individuen anzukurbeln. Grundsatzlich geschieht dies, indem die Soziale Arbeit Zielgruppen festlegt, welche der Unterstutzung durch VertreterInnen der Sozialen Arbeit bedurfen. (Dollinger 2013, S. 76) Solche Prozesse, in denen bestimmte Verhaltensweisen etikettiert werden, fuhren zu einer Selektion und bergen zugleich immer das Risiko einer Exklusion im Hinblick auf die sozialen und/oder okonomischen Systeme des Individuums (Neisch 2019). Das Jugendamt und die Tagesgruppe gelten als gesellschaftliche Kontrollinstanzen und sind, ebenso wie andere VertreterInnen der Sozialen Arbeit, an der Vermittlung und Anwendung von Normen beteiligt. Im Umgang mit deviantem oder abweichendem Verhalten ist es notwendig, die Person und das gezeigt Verhalten voneinander zu trennen und beides separat zu betrachten.
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- Citation du texte
- Anonyme,, 2019, Transferleistung zum Labeling Approach im Allgemeinen Sozialen Dienst, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/510441
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