Diese Arbeit untersucht die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung der Philosophie und dessen Wandel. Das Ideal der antiken Philosophie, durch sie in Übereinstimmung mit dem ‚Logos‘ aus der Ruhe der Seele (Ataraxi) harmonisch zu leben, ist den neueren Zeiten abhandengekommen. Plato lässt Sokrates in der ‚Apologie‘ aussagen, dass ein undurchdachtes Leben für den Menschen nicht wert sei, gelebt zu werden. Das dachte auch Epikur, der sich als Seelenarzt verstehende Philosoph auch der sexuellen Lust, ich betone das ausdrücklich gegen eine ganze Reihe von Philosophiegeschichten, die wohl offensichtlich von düster-protestantischen Philosophen geschrieben worden sind, die ihre Phrase nicht belegen können. Wir finden in seinem Schriftgut Lobreden auf die Lust des Bauches.
Das uns heute vorliegende Schriftgut von Epikur gibt bezüglich einer Fleischaversion in sexueller Hinsicht nichts her. Der zentrale Gedanke Epikurs ist das Heil der Seele, um das sich seine stets im Dienst der Heilung befindliche Philosophie dreht. Der Epikureer spricht den an Schmerzen leidenden Trost zu: Der heftige Schmerz sei kurz, der langandauernde aber nicht heftig. Der Epikureismus, der die Menschen durch Aufklärung über den Unsinn strafender Götter von Angst, Schmerz und Unruhe befreien wollte und der die Lehre von der Lust, die er negativ als Abwesenheit von Schmerz bestimmt, als Ziel des menschlichen Lebens ganz oben anstellte, ist und bleibt doch die wohlschmeckendste Frucht der antiken Philosophie. Denn wie sollte eine Ataraxie ohne sexuelle Erfüllung möglich sein?
Diese asexuelle Behauptung läuft auf eine Abstraktion der menschlichen Entwicklungsgeschichte hinaus. Epikur befreite uns von der Furcht vor den Göttern und verbannte sie in die Intermundien, vergatterte sie wie die Deisten der Aufklärung zur Passivität, jedenfalls uns Menschen gegenüber. Sexuelle Befriedigung auf atheistische Art, ohne verstecktes Glotzen der Götter und der Pfaffen, das tut der menschlichen Seele gut.
Zum Wandel der wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung der Philosophie
Heinz Ahlreip
November 2019
Das Ideal der antiken Philosophie, durch sie in Übereinstimmung mit dem ‚Logos‘ aus der Ruhe der Seele (Ataraxi) harmonisch zu leben, ist den neueren Zeiten abhandengekommen. Plato lässt Sokrates in der ‚Apologie‘ aussagen, dass ein undurchdachtes Leben für den Menschen nicht wert sei, gelebt zu werden. Das dachte auch Epikur, der sich als Seelenarzt verstehende Philosoph auch der sexuellen Lust, ich betone das ausdrücklich gegen eine ganze Reihe von Philosophiegeschichten, die wohl offensichtlich von düster-protestantischen Philosophen geschrieben worden sind, die ihre Phrase nicht belegen können. Wir finden in seinem Schriftgut Lobreden auf die Lust des Bauches. Das uns heute vorliegende Schriftgut von Epikur gibt bezüglich einer Fleischaversion in sexueller Hinsicht nichts her. Der zentrale Gedanke Epikurs ist das Heil der Seele, um das sich seine stets im Dienst der Heilung befindliche Philosophie dreht. Der Epikureer spricht den an Schmerzen leidenden Trost zu: Der heftige Schmerz sei kurz, der langandauernde aber nicht heftig. Der Epikureismus, der die Menschen durch Aufklärung über den Unsinn strafender Götter von Angst, Schmerz und Unruhe befreien wollte und der die Lehre von der Lust, die er negativ als Abwesenheit von Schmerz bestimmt, als Ziel des menschlichen Lebens ganz oben anstellte, ist und bleibt doch die wohlschmeckendste Frucht der antiken Philosophie. Denn wie sollte eine Ataraxie ohne sexuelle Erfüllung möglich sein? Diese asexuelle Behauptung läuft auf eine Abstraktion der menschlichen Entwicklungsgeschichte hinaus. Epikur befreite uns von der Furcht vor den Göttern und verbannte sie in die Intermundien, vergatterte sie wie die Deisten der Aufklärung zur Passivität, jedenfalls uns Menschen gegenüber. Sexuelle Befriedigung auf atheistische Art, ohne verstecktes Glotzen der Götter und der Pfaffen, das tut der menschlichen Seele gut.
Nach seinem Besuch der englischen Industriemetropole Manchester hat Alexis de Tocqueville 1835 eine überhastete Entwicklung der Stadt vermerkt, er gebrauchte, worauf Hans-Werner Ludwig aufmerksam gemacht hat 1., dabei mehrmals das Wort ‚haphazard‘ (willkürlich). Er sah einerseits die Einheit des Menschen mit der Natur als verloren an, andererseits konnte der aus der Ordnung der Dinge gerissene, zum Proleten gewordene stumpfe Bauer mit seinen schwieligen Händen die Segnungen der Zivilisation nicht genießen, die feine Hände fürs Piano, feine Nerven zum Zuhören, ein feines Gehirn zur Lektüre Epikurs, eine feine Zunge zum leiblichen Genießen von Speise und Wein, überhaupt ein feines Gespür voraussetzen. Die Früchte ihrer Arbeit bleiben für die Massen unerreichbar. Tocqueville formuliert es so: „ … and civilized man is turned back almost into a savage“. 2. Der Glanz kapitalistischen Reichtums und das Elend der Tag und Nacht schuftenden Proleten war in klassischer Form auf engstem Raum zusammengepfercht, heute kopieren die Machthaber in den Metropolen der Volksrepublik China Manchester und erfüllen den Traum Dengs. 3. Die Metropole am Fluss Irwell war alles andere denn ein gewachsener Organismus. Der Maler van Gogh kam mit der Zivilisation nicht klar, wurde irre, er war zu sensibel für die Ungeheuerlichkeiten dieser, sein Freund und Feind Gauguin ging zu den Wilden in die Südsee, von denen schon Rousseau und Diderot geträumt hatten, weil sie das Glück nicht vertagen. Das Glück liegt in der Spontaneität, nicht in der Kalkulation. Der moderne Mensch ist nur am Kalkulieren und bemerkt nicht die darin liegende Vertagung des Glücks. Der Wilde, sagt Rousseau, verkauft morgens sein Bett und denkt nicht daran, dass er es in der kommenden Nacht wieder braucht, Stechschritt und Stechuhr sind Fremdwörter für ihn; die zivilisierte Gesellschaft legt für den nächsten Krieg Lebensmittelvorräte auf Jahrzehnte im Voraus an, perfektioniert den Stechschritt und die Stechuhr. Den Offizieren Nordkoreas sei es ins Stammbuch geschrieben, dass Friedrich Engels den preußischen Stechschritt für eine proletarische Armee ausdrücklich ablehnte. Diderot folgte den Reisen Bougainvilles, sah ein anderes Universum und im modernen Menschen ein „bedauerliches Monstrum“. Bedauerlich auch Rousseaus Feststellung, dass die französischen Lehrer die Kinder erziehen, um einmal in der Prüfung zu glänzen, um danach nie wieder etwas zu sein.
Das antike Denken dagegen war in der Kindheit des menschlichen Geistes eingebettet in eine es organisch einhegende kosmische Objektivität, deren Vernunft das denkende Subjekt weitgehend passiv zu vernehmen hatte. Plato, der Stammvater des Idealismus, konstruierte kein System wie sein großer Nachfolger Hegel. Über Hegels System ist viel gesagt worden, dass es zu seiner konservativen Seite gehöre; freilich, die französische Aufklärung legte den Schwerpunkt auf die Methode, Systemphilosophen ließen sich nach einer Bemerkung Diderots nicht eines Besseren belehren, und wertete philosophische Systeme bewusst ab - ein Impuls Voltaires gegen Leibniz - aber das metaphysische Universalreich Hegels kann auch rechtshegelianischen gelesen werden als letzter systematischer Zusammenhang eines Weltganzen vor der sich austobenden Anarchie der Produktion und den Verzettelungen durch eine Überhand nehmende Arbeitsteilung, die immer spezieller wurde. Die Linkshegelianer nehmen ihren Stammvater auf die Pike, weil er ein absolut ewiges, alles erschöpfendes Weltbild durch ein philosophisches System vorgab als Hauptverwalter Ewiger Wahrheiten. Hegel hatte wie alle Systemphilosophen etwas Hochstapelei an sich: Alle wesentlichen Fragen der Philosophie endgültig systematisch gelöst zu haben. In seinem Denken kreuzen sich der Anspruch auf höchste Wissenschaftlichkeit und der Systemtod der Wissenschaft. Plato gab uns wie gesagt kein System, sondern eine Reihe von Dialogen, deren roter Faden in der Unterordnung des Subjekts unter die allgemeine Idee des Guten, sprich unter die Herrschaft der Sklavenhalter, besteht. Antikes Denken vernahm Vernunft, der Philosoph war ein Medium, und so kommen selbst die spärlichen Fragmente des Heraklit philosophiegeschichtlich zu ihrem Recht. Sein Spruch „Gleich ist Anfang und Ende auf der Kreislinie“ ist nur vordergründig geometrisch zu sehen, er drückt die Denkgestik einer gesamten Epoche der Philosophie aus, Denken ist nachahmende Erinnerung und richtiges Handeln ergibt sich für Heraklit, nachdem man auf die Natur gehört, für Demokrit, nachdem man sie belauscht hat. In seinen Ausgangspunkt zurückkehren, das war das Motiv des pantheistischen Freitods des Empedokles, Hölderlin hat das in seinem Fragment gebliebenen Empedokles-Dichtungen als Vereinigung mit der unendlichen Natur ausgelegt. Der Tod geschieht dem Menschen seitens der Natur, im Freitod ist er wortgemäß frei und Souverän der Natur. Er entscheidet, sein Wille geschehe; es geschieht ihm nicht. Der Selbstmörder durchschaut es, er greift der göttlichen Schicksalsmacht mit der letzten Zuckung voraus. Das Wort ‚Blitzkrieg‘ war im antiken Sprachfundus unbekannt wie Gedankenblitze in Platos Höhle. In den Naturwissenschaften gab es für Experimente keinen großen Spielraum, der Zufall stand oft Pate; wohl aber für naturphilosophische Intuitionen. Die Summe der Elemente blieb für Empedokles, für den der Zufall eine große Rolle im Geschehen der Natur spielte, immer gleich. Für Aristoteles kreisten die Verfassungen von der monarchischen über die aristokratische zur demokratischen. Ein Kreisen in sich selbst, aus dem kein Strahl in die Zukunft heraustrat. Der uns heute geläufige Entwicklungsgedanke der Natur lag in der antiken Theoria nicht vor, sie war eine aus heutiger Sicht eingeschränkte, die zu ihren Gegenständen eine kontemplativ-beobachtende Grundhaltung einnahm. Das Werden als qualitative Entwicklung und Veränderung lag nicht vor dem geistigen Auge. Das Denken war durch die Anamnesislehre Platos rückwärtsgekehrt, es lag bei ihm philosophisch eine idealistische Vorformung des zu Denkenden vor wie ein unbewegter Beweger bei Aristoteles vor jeder Bewegung physikalisch. Der Platonismus und die Christenheit haben ihr Golgatha, philosophieren bedeutete für Plato sterben lernen. Beide sehen in unserem Dasein nur ein Leben im Schattenreich, dessen Original (paradeigma) im Jenseits liegt, beide sind leibfeindlich, beide verurteilen den Menschen zu entsprechen, der Idee des Guten, den Geboten der Bibel, im Mittelpunkt der Ästhetik steht für Plato die Nachahmung, beide sehen die Seele, für Plato ein sich selbst bewegendes Wesen (Phaidros 254B), als unsterblich (Phaidon 72C) an, beide spiegeln das jämmerliche Leben der Sklaven wider und segnen es ab, beide haben ein Telos, das Streben zur Idee des Guten und das zu Gott, nur dass Plato keinen Teufel, keine Idee des Schlechten annahm. Die bürgerliche Gesellschaft ist insofern antik, als auch in ihr die Vergangenheit über die Gegenwart herrscht, lebendige Arbeit nur aufgehäufte vermehrt. Wir wissen, dass Sokrates auf den Marktplätzen Athens Menschen ansprach, um sie eines falschen Lebensstils zu überführen, was ihm letztendlich das Leben kostete. Den jungen, wegen seines Reichtums eingebildeten Alkibiades führte er zu einer Erdkarte, um ihm zu zeigen, wie winzig er doch sei. Ganz anders Descartes: Er schreibt sein philosophisches Hauptwerk nach Selbstauskunft zum idealsten Zeitpunkt seines Lebens, als alle für die optimale philosophische Kreativität positiven subjektiven Faktoren zusammengekommen waren, fast wie in einem Labor. Er zerbrach in philosophiegeschichtlicher Hinsicht durch Zweifel dieses Gewölbe antiker Objektivität (das passive Vernehmen einer höheren Vernunft, die Empedokles in den Krater des Ätna trieb), zerbrach jegliche Voraussetzungen und verlegte den Schwerpunkt der Philosophie auf die Seite eines aktiven, selbst denkenden Subjekts. Er kommt zu einem ganz einfachen Ergebnis: das entsprechungslose ‚Ich denke‘. Das Elementare nach einer Revolution ist in der Regel so einfach zu erfassen wie die von Newton entdeckte Gravitation oder das Prinzip Spinozas, das Sein ist das durch sich selbst Seiende. Das Schlichte und Einfache wird bestimmend gegenüber dem Verzettelten und dem Gekünstelten. Aus dem Monismus Spinozas schlussfolgerte man den Materialismus, der für Hegel die Realisierung der spinozistischen Substanz war und für die Junghegelianer die Bewegung des Selbstbewusstseins. Spinoza wurde zum roten Tuch für die philosophische Reaktion. Im Vorübergehen erwähne ich noch, dass Engels im Anti-Dühring den Materialismus von Marx als „einfache Weltanschauung“ bezeichnet hat. Es ist überhaupt keine Philosophie mehr. So lautet ein Satz aus dem Werk gegen Eugen Dühring. 4. Für Brecht ist der Kommunismus das Einfache (das so schwierig zu bewerkstelligen sei) und Bernard Shaw überschrieb einen Text, den er 1910 in der Fabian Society vortrug, wie folgt: ‚Die einfache Wahrheit über den Sozialismus‘. 5. Es hängt fast alles davon ab, dass die Proletarier aller Länder sich vereinigen, die Quintessenz des wissenschaftlichen Sozialismus ist einfach. Ein anderes Beispiel: Wir haben heute in der Medizin die technisch komplexesten Instrumente, und doch beginnt die Behandlung des Patienten wie anno dazumal, der Arzt sieht sich zunächst mit seinem bloßen Auge das Abnorme an und sieht sehr oft durch bloßen Augenschein den Grad der Abweichung. Alles ist vorübergehend - der Kapitalismus, der Sozialismus, der Kommunismus; unser Sonnensystem wird nach dem wissenschaftlich feststehenden Tod der Sonne auf dem Radar des Universums nicht mehr zu finden sein. Die Tiere wissen davon nichts, und der fast animalische Zustand, zu dem wir unter dem Joch des Kapitals verurteilt sind, lässt uns nicht immer daran denken. Das ist fast schon eine Binsenweisheit, nur nicht für die Sekte der täglich satt werdenden Konservativen, die von der Existenz ewiger und unveränderlicher Gesetze in der Natur und in der Gesellschaft ausgeht, dass alles so bleibe. Diese völlig falsche Widerspiegelung der Gegenwart unterlief selbst noch dem Aufklärer Condorcet und den Anarchisten Proudhon (die ewige Vernunft) und Bakunin (der ewige Geist).
Durch Descartes entdeckt die Philosophie, dass das Ich sich aus seinem Denken ableitet, das Denken ist gewisser als der Körper. Descartes glaubte, das entdeckt zu haben und die Philosophiegeschichtsschreibung hat das weitestgehend übernommen. Das Denken ist jetzt die feste Burg. Denken ist das Essenzielle, es heißt ja nicht: Ich bin, also denke ich. Dieses wäre die Faustformel des Materialismus, es muss vor dem Denken einen Körper geben, der denkt. Durch Descartes wird das Denken des Menschen nicht nur autonom, Angelegenheit des einsamen Philosophen, sondern auch primär, Grundlage von allem. Descartes hält Denken und Sein auseinander aus seinem Denkansatz heraus, Gott sei leichter und sicherer zu erkennen als zeitliche Dinge, was die Phalanx der materialistischen Kritiker gegen ihn aufbrachte; Gassendi verwarf seinen Dualismus völlig, die Materie habe mehr Eigenschaften als nur die Ausdehnung und das Ich kann mehr als nur denken. Der Zweifel kommt ja zunächst recht unschuldig daher, nicht aufdringlich, auch die Maxime von Karl Marx lautete: ‚An allem ist zu zweifeln!‘, aber bescheiden ist Descartes deshalb nicht. Es liegt sogar ein Totalitätsanspruch vor, durch sein zweifelndes Denken sei zu erreichen, dass es niemanden mehr auf der Welt gäbe, der an Gottes Existenz zweifele. Auch Descartes subjektiv-interne Reflexion im Zuge einer Prüfung seiner Existenzselbstvergewisserung, die gewöhnlich bei Philosophen und Menschen mit gesundem Verstand unterbleibt, dass wir gar nicht sicher sein können, dass wir träumen, auch wenn wir noch so sehr überzeugt seien zu wachen, dass die Grenze zwischen Wachsein und sich im Traumzustand zu befinden keine fixe ist und dass wir am hellen lichten Tag genarrt werden könnten, da sichere Kennzeichen eines Auseinanderhaltens beider Zustände fehlen, geht weit über eine egozentrischen Bespiegelung eines Intellektuellen hinaus. Es gilt, dies herauszuheben, da Descartes die bei den Geometern übliche Methode übernimmt, die ihm aber unter der Hand entgleitet, und er unterschwellig die Unabweisbarkeit dialektischen Denkens beweist. Wissenschaftliche Sicherheit gibt allein die Mathematik, denn wie dem auch sei, mag ich wach sein oder auch nicht, es gilt unabhängig vom Zustand des Denkenden, dass ein Quadrat immer vier Seiten hat. Und das wird prägend für fast zwei Jahrhunderte kommender Geschichte der Philosophie. Die Grenzen in der Natur sind sich widersprüchlich bewegende, Fundamente, die der gesunde Menschenverstand sich für sich zurechtgegossen hat, werden brüchig, traditionelle Korrespondenzverhältnisse werden durch Descartes abgebrochen, er ist in der Geschichte der Philosophie der große Spalter, einvernehmlich sich unterordnendes Denken hört auf; eine spezifische unruhige Subjekt-Objekt-Ambivalenz kommt in die Geschichte der Philosophie, die Descartes zu einer ihrer Schlüsseldenker werden lässt. Diese Unruhe treibt uns noch heute um und macht die philosophische Aktualität Descartes aus. An allem ist zu zweifeln! Angesichts der Tatsache, dass die imperialistischen Finanzkapitalisten das Monopol über die Massenmedien besitzen und von morgens bis abends mit tausend zuckenden Engelszungen die Köpfe vergiften und Völker unter dem Banner seriöser Berichterstattung und Aufklärung ideologisch chaotisieren, ist auf Descartes und Marx zu hören, ist die politische Wachsamkeit zu erhöhen. Erhöhung der politischen Wachsamkeit, das war auch der Grund zur Abfassung der Geschichte der KPdSU (B). Wie die Geschichte einen Umweg durch eine doppelte Negation geht, die Periode der Klassenkämpfe in der Mitte, so geht die menschliche Erkenntnis über die Spaltung zur Einheit, eins teilt sich in zwei und wird wieder eins, ohne Dualismus, ohne Widerspruch, ohne Suche nach Identität und ohne ihre Zerstörung keine Erkenntnis. Kant unterschied das ‚Ding an sich‘ von seiner Erscheinung, Hegel wollte da raus, es vollbringen, das Geschäft des sich selbst als Weltgeist durchlaufenden Weltgeistes, krönt sein Denken mit dem Absoluten, dass das Absolute der Geist und dass dies die höchste Definition des Absoluten, dessen Identität mit sich selbst sei. Diese ist für einen Einzeldenker aber nicht erreichbar, weder die absolute Wahrheit noch das absolute Wissen. Engels bemerkt hierzu, dass Hegel das leisten wollte, „was nur die gesamte Menschheit in ihrer fortschreitenden Entwicklung leisten kann“. 6. In dieser fortschreitenden Entwicklung der gesamten Menschheit ist die positive Dialektik aufbewahrt und die Dialektik der Aufklärung, die eine positive ebenfalls ist. Es gehört zur Nachhaltigkeit des Faschismus, dass er die Möglichkeit einer heilen Welt für eine gewissen Zeit ab absurdum führte; der Menschheit war der Schädel aufgeplatzt und hervor quoll die negative Dialektik, zerkratzte Gesichter, eine Welt ohne Poesie, zerbrochenes Glas, zerbrochene Spiegel, der Boden übersät mit Scherben. Aber die Menschheit erholt sich, was Leibniz irrtümlich als bereits immer gültig ausgab, was Kant als Ideal für möglich ansah, ist unser Zukunftswerk - eine friedliche Welt als beste aller Welten. Die Kommunisten sagen, mit Marx und Engels, mit Lenin und Stalin sei das möglich.
Mit dem Wissen über das Objekt ändert sich das Subjekt selbst, und das hat kein Philosoph besser dargestellt als Hegel, Wissen ist immer ein anderes seiner selbst, es wird etwas gewusst. Wissen, letztendlich ein Resultat von theoretischer und praktischer Arbeit, ist nicht identisch, nicht mit dem Arbeitsprozess, aus dem es resultiert. Wissen hat einen Doppelcharakter, an sich ist es theoretisch, angewandt praktisch. Dass dem so ist, erhebt die Frage, was dieses Wissen ist, das gewusst wird? Dass das Wissen nie mit sich selbst zusammenfallen kann, denn das wäre kein Wissen, hat metawissenschaftliche Disziplinen entstehen lassen, die dem metaphysischen Überbau zuzuweisen sind. Umgekehrt macht das Wissen seinen Gegenstand für den Materialisten nur vordergründig zum Schein eines Gegenstandes, der Gegenstand muss erst da sein, bevor er durch Erinnerung aufbewahrt wird, auch wenn er nicht mehr da ist. Das Selbstbewusstsein des Idealisten Hegel hebt die Gegenständlichkeit gänzlich auf, sieht durch sich selbst in allem sich selbst – eine abstrakte Verdopplung: Das Selbstbewusstsein ist in seinem Anderssein als solchem bei sich. Das sei auch der göttliche Schöpfungsakt, Gott will sein Wissen wissen, will wissen, wer er ist. Er will nicht nur wissen, sondern kehrt in sich zurück, nachdem er sich aus sich in die Welt entlassen hat. Somit meint Hegel, dem göttlichen Schöpfungsakt auf die Schliche gekommen zu sein. Das mag gut für den Philosophen sein, für die Arbeiterklasse und für die Bauern war das schlecht. Denn was folgte aus dieser theologischen Pirouette des Philosophen. Im objektiven Idealismus Hegels werden der wirkliche Mensch und die wirkliche Welt zu Abstraktionen eines unwirklichen Menschen und einer unwirklichen Welt. Marx erhebt gegen Hegel den Vorwurf, dass seine philosophisch-dialektischen Kategorien von der Welt losgerissen seien, dass das Potential der Hegelschen Philosophie in einer „göttlichen Dialektik“ beruhe, die die vorhandene Welt abstrakt zerstöre, um sie zugleich mit philosophischer Segnung wiederherzustellen. Die Selbsterzeugungs- und Selbstvergegenständlichungsakte des Menschen liegen in einer abstrakten Fassung vor und nur in ihr liegt für Hegel überhaupt die Tätigkeit. Marx spricht in den Pariser Manuskripten von einer „absoluten Verkehrung“, von einem mystischen Subjekt-Objekt oder von einer über das Objekt übergreifenden Subjektivität. 7. So viel ist im Objektivismus Hegels vom Subjektivismus Descartes geblieben. Was Plato erkenntnistheoretisch retrograd entwickelte, wird durch die cartesianische Revolution, Descartes selbst hätte die Meditationen wohl eher als Reformen gedeutet, bei Marx historisch ein vorbestimmter Prozess menschlicher Geschichte, die nach dem Wirken Feuerbachs atheistisch-materialistisch zu konzipieren war. Gegen den Atheismus steht die fürchterliche Lehre von Leibniz, eine Vertiefung der Wissenschaft bedeute eine Vertiefung der Liebe zu Gott. Für uns Atheisten gilt das gottlob heute als pervers. Eine atheistische Geschichte richtet die in ihr Handelnden auf, Gott ist aufgelöst in Menschheit. Gleichwohl hat Löwith den Marxismus als säkularisierte Heilslehre zu denunzieren versucht. Der Zusammenhang zwischen Erkenntnistheorie und Geschichte ist gegen diese Fehldeutung aufzuweisen, denn nur wenn die marxistische Theorie die Wirklichkeit u.a. der Klassenkämpfe falsch widerspiegelt, geht die Arbeiterbewegung nicht mit der Weltgeschichte kongruent. Durch eine richtige Abbildung der wirklichen polit-historischen Prozesse, deren Nachweis nur die revolutionäre Praxis erstellt, ist das Ziel der Arbeiterbewegung ungestört das Ziel der weltgeschichtlichen Vorgeschichte, das Ende gesellschaftlicher Evolutionen, die nur als politische Revolutionen sich durchsetzen können. Die Arbeiterbewegung ist die einzige sich mit der Weltgeschichte in eins setzende Bewegung. Die Erkenntnis der Gesetze der geschichtlichen Bewegung kommt nicht den in der unmittelbaren Lebensmittelproduktion Tätigen zu, auch nicht, wenn sie sich gewerkschaftlich organisiert haben, sondern der bürgerlichen Intelligenz, so sehr sie auch ein Vulgärmarxismus in die Produktionssphäre fixieren möchte und so sinnvoll eine polytechnische Erziehung ist. Die bürgerliche Intelligenz spiegelt die Wirklichkeit wider, die die Geschichte der Arbeiterbewegung als Entwicklung zum Kommunismus hin ist. Mit der Selbstaufhebung des Proletariats endet die Vorgeschichte. Hegel hatte den Prozess der menschlichen Erkenntnisse als geschichtlichen systematisiert als produktives Element der Weltgeschichte selbst. Erkenntnisfortschritt und geschichtlicher Progress sind ineinander verwoben, worauf schon die französischen Aufklärer Helvétius, Condillac und Condorcet, der theoretische Kopf der Girondisten, aufmerksam gemacht hatten. War dieser für Hegel ein geistiger, so war Erkenntnishöhe für Marx doch an die Entwicklungshöhe von Produktivkräften gebunden, die bereits 1848 einen Entwicklungsgrad erreicht hatten, dass „namentlich ein Teil der Bourgeoisideologen … zum theoretischen Verständnis der ganzen geschichtlichen Bewegung sich hinaufgearbeitet“ 8. hatten. Das entscheidende Scharnier für die Verbindung von Erkenntnis und Geschichte als Produktionsprozess, der im Kapitalismus eben von vornherein eine Funktion des Kapitals ist, ist die revolutionäre Praxis, die sich als roter Faden durch die Feuerbachthesen zieht und die Feuerbach vorgehalten wird, da er sie nicht gewürdigt habe. Die Kritik an Feuerbach erfolgt in den Thesen zum Teil noch durch einen Rückgriff auf Hegels Prozessdenken insofern, als Feuerbach vom geschichtlichen Prozess abstrahiert und diesen aus abstrakten Einzelsubjekten bildet, jeglicher epochalen Spezifik überhoben, sonst wo hausend, nur nicht in einer bestimmten Gesellschaftsform und ihr angehörend. Der Geschichtsprozess ist so bei ihm als eine „stumme Allgemeinheit“ herausgekommen, statt als ein konkret-lebendiger, dialektisch-tiefer und innerlich-unruhiger. Die Sinnlichkeit wird von Feuerbach nicht als praktisch-menschliche-sinnliche Tätigkeit gefasst. Das Verständnis der welterschütternden Thesen über Feuerbach ist von der berühmt gewordenen elften These aus zu erarbeiten, ist sie doch die Quintessenz der vorhergehenden zehn. In seiner Spätschrift über Feuerbach hat Engels 1888 die Thesen, die von Marx im Frühjahr 1845 in einem Atemzug rasch zu Papier gebracht wurden, als unschätzbares Dokument bezeichnet, als das erste Dokument, worin der geniale Keim der neuen Weltanschauung angelegt ist. Wir müssen hier von der Geburtsstunde einer die kommende Jahrhunderte prägenden ‚Neuen Wissenschaft‘ sprechen, die ganz konkret für die revolutionäre Arbeiterbewegung, aber nicht ausschließlich, auch für das revolutionäre Kleinbürgertum und die armen Bauern geschrieben worden ist, um diese in ihrem unerbittlichen historischen Gang mit einer revolutionären, ihre Klasseninteressen zum Ausdruck bringenden und widerspiegelnden revolutionären Wissenschaft, also einer parteiischen, gegen Klassenfeinde gerichteten, zu versehen. Das Hauptthema der Thesen ist die revolutionäre Praxis und es findet in ihr etwas für die bürgerliche Tradition des Wissenschaftsverständnisses Provokatives statt, eine Umkehrung: Die Wissenschaft steht nicht im historischen Ereignissen folgenden Dienst der Erforschung der Revolution, sondern sie dient von vornherein der proletarischen Revolution, erforscht die Widersprüche, die zum Klassenkampf führen. Dass Marx primär praktisch-revolutionär handelnder Revolutionär war und dann erst Wissenschaftler, das hat er an keiner Stelle deutlicher zum Ausdruck gebracht als im Frühjahr 1845. Er belegt, dass die ultra-linke Phrasendrescherei der Linkshegelianer den Rahmen eines bürgerlichen Weltbildes nicht sprengt, konkret verdeutlicht wird es an der materialistischen Philosophie Feuerbachs. Feuerbach blieb sein ganzes wissenschaftliches Leben lang Theoretiker wie alle Philosophen mit großem Namen in den Büchern der Geschichte der Philosophie, die Marx in der elften These pauschal als bloße Weltinterpreten, weitgehend impotent in revolutionärer Hinsicht, denunziert. Hegel hatte die Dialektik entwickelt, sie war aber in dieser seiner Form unbrauchbar für die staats- und gesellschaftsumwälzenden welthistorischen Aufgaben des Proletariats. Feuerbach, der Dialektiker war, kam am nächsten an den wissenschaftlich-dialektischen Materialismus heran, aber nicht hinein. Wie alle Materialisten vor ihm hat Feuerbach die Wirklichkeit nur angeschaut, eben auch noch philosophisch-kontemplativ, hat in ihr keine sinnlich menschliche Tätigkeit gesehen. Deshalb ist diesem materialistischen Theoretiker, der mit dem abstrakten Denken unzufrieden ist, der Zugang zur revolutionären Praxis blockiert. Der Materialist sieht seinen Gegenstand nur als Objekt, er sieht ihn nicht subjektiv. Der Idealist Hegel wiederum arbeitet sich philosophisch an der objektiven Tätigkeit in subjektiver Form ab, aber von seiner weltanschaulichen Grunddisposition aus kann das nur abstrakt erfolgen. Das lag also Marx im Frühjahr 1845 vor: Die Materialisten begreifen den Gegenstand nicht als Praxis, die Sinnlichkeit nicht als praktische menschlich-sinnliche Tätigkeit, und die Idealisten begreifen ihn abstrakt als Praxis. Beide Seiten können so nicht auf die Bedeutung der revolutionären Praxis vorstoßen, zu der Marx in der dritten These mit der berühmten Formel, dass der Erzieher selbst erzogen werden muss, durchbricht. Die sich umkehrende Erziehung ist eine revolutionäre Tat, die die bürgerliche Gesellschaft zwecks Untertanendressur unter Verkümmerung des indoktrinierenden Lehrpersonals tunlichst vermeiden muss. Die bürgerliche Gesellschaft zerfällt immer in zwei Teile, von denen der eine über dem anderen erhaben ist. Sie ist in sich selbst zerrissen und sich selbst widersprechend.
Wir hatten vernommen, dass Sokrates sich auf den Marktplätzen Athens tummelte, Descartes sich aber in ein hermetisch abgeriegeltes Schneckenhaus verkroch und in ihm Weltphilosophie entwickelte. Dieser Traditionslinie verhaftet, entwickelt Kant seine Erkenntnistheorie apart, außerhalb eines gesellschaftlichen Bezugsfeldes. Gegen die Abstraktion ‚Kritik der reinen Vernunft‘ ist Hegel aufgetreten und hat in den Prozess fortschreitender menschlicher Erkenntnis zum Beispiel auch die französische Revolution verortet, nicht nur sie, sondern auch künstlerische und religiöse und philosophische … u. s. w. … Gestalten der Weltgeschichte. Das bleibt immer der große Widerspruch Hegels, aus dem reinen und sterilen Erkenntnisprozess heraus in die Welt zu drängen, aber ein Idealist zu bleiben, der Napoleons Feldzüge in den weltgeschichtlichen Sinnvollzug platziert. Der Russlandfeldzug ist für Hegel ein Ereignis, in dem ein Genie sich selbst zerstört. Was bei Kant einzelnes, steriles Erkenntnissubjekt war, ohne weltgeschichtlichen Zweck, wird so bei Hegel Weltgeist, der erst durch die Epochen der Geschichte und der Geschichte der Philosophie final zu sich selbst kommt. Das eben macht den enormen historischen Sinn dieser Philosophie aus. Nicht nur ist der Marktplatz wieder drin, sondern auch noch dessen ganze Geschichte. Der auch subjektive Erkenntnisprozess ist zugleich als weltgeschichtlicher gefasst. Darin aber liegt bereits im Keim der Gedanke, von der bloßen Interpretation der Welt zu ihrer Veränderung überzugehen. Wenn Marx an Hegel moniert, er kenne nur die abstrakt geistige Arbeit, dann hat der Abstraktionsvorwurf gegenüber Kant Hegel eingeholt, das absolute Wissen ist etwas Ausgetrocknetes im Vergleich zur leibhaftigen, prallen Weltgeschichte. Von der cartesianisch-kantischen Linie aus kann man erst recht nicht den entscheidenden Bruch mit dem ganzen bisherigen Abstraktionsverhalten der Geisteswissenschaftler vollziehen, den die berühmte These von Marx anschlägt. Deshalb notiert Lenin: „Die Dialektik ist eben die Erkenntnistheorie (Hegels und) des Marxismus …“ 9. Beiden gemein ist der Nachweis, dass Denker und Ökonomen vor ihnen wegen Unkenntnis der Bewegungsgesetze im Gesamtzusammenhang des Weltganzen, spezifischer des Zusammenhanges der Philosophiegeschichte (Hegel) und der ökonomischen Bewegungsgesetze (Marx) nicht nur eine Fehlverortung ihrer selbst vornahmen, sondern durch Nichterfassens ihres objektiven Bezuges nur eine partikulare Bestimmung ihres Wirkens geben konnten, ihren wahren Stellenwert in der Gesamtgeschichte der Philosophie erst durch Hegel, in der Weltökonomie erst durch Marx zugedacht bekamen. Das ist keine Bagatelle und kein Anlass zur Wortspielerei. Da in der Geschichte der Widerstreit herrscht, waren die Ideologen in Parteiungen befangen, was ihr Einsehen in den Gesamtverlauf einschränkte. Ob idealistische oder materialistische Dialektik, es liegt eine Methode vor, die in den Dingen ist und zugleich über sie hinaus. Andernfalls wäre Marx selbst ein in der Fetischverblendung der Warenwelt befangener Denker geblieben und hätte das Geheimnis des Fetischcharakters der Ware nicht lüften können. Manchmal bricht aus beiden ihre Überlegenheit über die Vulgärdenker der Vergangenheit, die gleichwohl auf sie hinwirkten, wortreich hervor (Marx: „die breimäuligen Faselhänse der deutschen Vulgärökonomie“). Bei Lenin liegt eine ähnliche Souveränität vor, er spricht von „politischen Säuglingen“. Es mag die Frage aufgeworfen werden nach dem Bewegungsverlauf der Geschichte, wenn Hegel nach Marx zur Welt gekommen wäre? Aber man kann seine Zeit nützlicher verwenden. We would come from the hundredth to the thousandth.
Deshalb zurück zur Quelle: Descartes hatte das monoton in sich kreisende Denken der Antike, das für Agrargesellschaften typisch ist, aufgebrochen und als Mathematiker, der die Grundzüge der analytischen Geometrie festgelegt hatte, und als Rationalist das linear-mathematische Denken als Widerspiegelung frühkapitalistisch-ökonomischer Bestrebungen, was ihm nicht bewusst war, Präferenz erteilt. Diese Verbindung von Mathematik und Philosophie war im 17. Jahrhundert ungemein fortschrittlich, Descartes stirbt in seiner Mitte im Alter von 54 Jahren am 11. Februar 1650 in Stockholm, acht Jahre nach Galilei, ob eines natürlichen Todes ist bis heute umstritten. Fünf Jahre später stirbt Gassendi in Paris. Das Buch der Natur war für Galilei in der Sprache der Mathematik geschrieben; man muss dabei bedenken, dass die Scholastiker die Mathematik noch 1614 als Teufelskunst verbieten lassen wollten. Für Diderot hat diese Verbindung von Mathematik und Philosophie das vernünftige Denken aufs äußerste vervollkommnet. Der Hauptkonflikt sollte dieser Verbindung und ihrer geometrischen Methode im 18. Jahrhundert, vornehmlich durch Rousseau, und im 19. Jahrhundert, vornehmlich durch Hegel, mit dem Aufkommen der dialektischen bevorstehen, vor dem Hauptkampf, den Hegel führte, brachte sie noch eine späte, wohl wichtigste Frucht hervor: 1781 die ‚Kritik der reinen Vernunft‘, und an diesem Werk entzündete sich die klassische deutsche Philosophie. Rousseau hatte den Geschichtsprozess als Negation der Negation gedeutet, aber noch nicht geschichtsoptimistisch wie Hegel. Für Rousseau waren die Menschen anfangs gleich, dann wurden sie ungleich, am Ende wird der Despotismus sein hässliches Haupt erheben und wieder alle gleich machen. Hatte Hegel in der Phänomenologie von 1806, für Marx die wahre Geburtsstätte und das Geheimnis seiner Philosophie, noch ein egalitäres Bildungskonzept vorlegt, sie sei der für alle gemachte Weg zum absoluten Wissen, so vertritt er doch 1821 in der Rechtsphilosophie einen semi-feudalen Ständestaat. Aber der entscheidende dialektische Schritt war getan. Wir erkennen die Welt weder borniert-zirkulär noch einseitig-linear. Bekanntlich gab es im französischen Materialismus der Aufklärungszeit zwei Richtungen des französischen Materialismus, nur zeitweise nebeneinanderherlaufend, sie durchkreuzten sich auch. „Die menschliche Erkenntnis ist nicht (resp. beschreibt nicht) eine gerade Linie, sondern eine Kurve, die sich einer Reihe von Kreisen, einer Spirale unendlich nähert“. 10. Die Feuerbachthesen sind in unserem Themenzusammenhang eminent wichtig, weil sie der traditionellen Philosophie das Genick brechen. Nicht mehr kann die Hauptfrage der Philosophie, ob die Welt aus materialistischer oder idealistischer Sicht zu deuten sei, beide Schulen erheben ja einen wissenschaftlichen Anspruch, Gegenstand von Erörterung Gelehrter in scholastisch aufgeladener dicker Luft sein und von einer Gelehrtenrepublik, einer Akademie oder den philosophischen Koryphäen einer Eliteuniversität beantwortet werden, schon gar nicht in der verqualmten Luft einer hitzigen Bierschänke, weil eine argumentative Variabilität vorliegt, die zu keinem Beschluss in der Frage es kommen lässt - der Streit ging ja bereits über Jahrhunderte - sondern nur noch in der Fieberhitze eines finalen Bürgerkrieges, dessen Pole sich aus der Lohnarbeiterklasse einerseits und aus der Kapitalistenklasse andererseits bilden. Die Revolution ist die züngelnde Schlange, die ihr Kaninchen im Griff hat, unabwendbar ist sie die Entfaltung der Energie, die in diesem antagonistischen Gegensatz steckt und mit steigernder Temperatur köchelt. Die Grundfrage der Philosophie entscheidet sich im letzten Gefecht insofern als der Idealismus nicht einfach ein Einfall von Grüblern oder eine Botschaft von himmlischen Mächten ist, sondern Ausdruck einer Klassengesellschaft und der Weltinterpretation der herrschenden Klasse, er fällt mit dem revolutionären Fallen der antagonistischen Gesellschaftsklassen, der Kommunismus ist in seinem Vollzug eine praktische und theoretische Aufhebung zugleich. Der deutsche Frühkommunist Wilhelm Weitling sah im Kommunismus die Humanmedizin als Sonne im System der Wissenschaften, von der wenig Gebrauch gemacht werden wird, jedenfalls weit weniger als im Kapitalismus, in dem der Staat im eigentlichen Sinne des Wortes vorliegt. Der Mann war nicht ganz dumm. Metaphysik-Politik-Ökonomie-Humanmedizin, das könnte die wissenschaftsgeschichtliche Kettenabfolge der Leitdisziplinen sein.
Die gegen Feuerbach gerichteten Thesen waren nötig, weil selbst dieser Materialist die Kluft zwischen der Hand des Menschen und seines Kopfes noch zu groß annahm. Einseitig galt die Hand zu Unrecht als nur sekundär. Ein armloser Philosoph kann die Natur jahrhundertelang grübelnd anstarren, ohne sie verändern zu können; es ist die Hand, die sie nach dem Antlitz des Menschen formt, allerdings nicht ohne vorherige Denktätigkeit. Die menschliche Hand, mag sie auch noch so ausgebildet sein, könnte niemals, auch nicht nach Millionen Eingriffen in die Natur, die Gesetze der von ihr bearbeiteten Natur eruieren. Diese Tatsache verleitete den Idealismus in seine für ihn typische Einseitigkeit, die Hand ganz zu entwerten und nur das Denken für kreativ auszugeben. Hegel hatte zwei Arme, die aber untätig bleiben, da dem Beamtensohn die Gegenstände als Gedankenbewegungen gelten. Für Hegel war in der Sicht von Marx das Subjekt Selbstbewusstsein und das Objekt Gedankenwesen. Man gewöhnte sich an einen Kopf-Befehl und an einen Hand-Gehorsam, so war es biologisch aber nicht. Die Folge dieses Irrtums war, die Errungenschaften der Zivilisation den Kopfarbeitern zuzuschreiben, als hätten Eiffel und seine beiden Co-Ingenieure den 324 Meter hohen Turm zum 100. Jahrestag der französischen Revolution allein erbaut. Engels schreibt, die Menschen gewöhnten sich daran, ihr Tun aus ihrem Denken zu erklären, statt aus ihren Bedürfnissen. Selbst die materialistischsten Naturforscher der Darwinschen Schule hatten wegen idealistischen Nebels noch keine klare Vorstellung von der Entstehung des Menschen gehabt, weil sie die Rolle nicht erkennen konnten, „die die Arbeit dabei gespielt hat“. 11. Hegel, der nur die abstrakt geistige Arbeit sieht, verkürzt den Menschen auf sein Selbstbewusstsein; Marx setzt dagegen, dass der Mensch selbstisch, dass das menschliche Selbstbewusstsein eine Qualität seines Auges sei. Von Goethe ist uns überliefert: „Wär nicht das Auge sonnenhaft, wie könnte es das Licht erblicken!“ Das Auge ist keine Qualität des Selbstbewusstseins. Wenn ein Schöpfergeist eine Welt hervorbringt, ist diese durch ihn immer eine zugleich auch aufgehobene. Schöpfung ist nach Marx für Hegel immer zugleich auch Rücknahme der Schöpfung. Das Reich des Geistes ist nicht weltlich. Die Erklärung des Begriffes liegt um die Ecke seiner selbst, erspart dem Menschen aber nicht weltanschauliche Zerreißproben. Beide Reiche, das der christlichen Ideologie und das der idealistischen Philosophie sind nicht von dieser Welt, Zusammenhänge, die Feuerbach gesehen hatte und die eine andere Religionskritik hervorbrachten als die des französischen Materialismus. Marx knüpft an Feuerbach kritisch an, zumal die Holbachschule in dialektischer Hinsicht defizitär geblieben war. Holbach, Feuerbach, Marx – drei verschiedene Ansätze einer Religionskritik liegen vor, vier, wenn man Nietzsche hinzunimmt. Der junge Marx sah nur für eine bestimmte Zeit die Religion durch Feuerbach als erledigt an. Die Thesen über Feuerbach weisen ja gerade die Fehlerhaftigkeit des Feuerbach‘ schen Ansatzes nach. Die Diagnose der Krankheit Religion ist aber anthropologisch bei allen gleich: Der Mensch ist zur Passivität des Geschöpfes verdammt, ich bin ein Sündenkrüppel und habe zu Recht zu leiden, etwas Objektives, der Idealismus, macht in seiner Selbstinterpretation das Wesen der Welt aus und ist doch nur Ausdruck einer verkehrten. Gibt es einen besseren Ausdruck für eine perverse Welt als das Vorhandensein religiöser Narreteien? Öffnet im Zimmer der Weltphilosophie die Schränke der Idealisten und ihr werdet in keinem einen tiefgehenden religionskritischen Text finden. Ganz leugnen kann der Idealismus die Existenz einer von uns unabhängigen und uns umgebenden Natur natürlich nicht, der abstrakte Denker muss immer anerkennen, dass die Sinnlichkeit das Wesen der Natur ist; der englische Bischof Berkeley verstieg sich allerdings bis zum Solipsismus und Diderot sprach diesbezüglich von der absurdesten Theorie in der Geschichte der Philosophie. Hegel sagt selbst, dass der Geist die Natur zur Voraussetzung habe, aber nun kommt die Verkehrung, der Geist sei die Wahrheit der Natur und deren absolutes Erstes. In dieser Wahrheit sei die Natur verschwunden. Und diese Verkehrung haben Feuerbach halbherzig und Marx ganz umgekehrt. Der Idealismus lässt nach Marx die Natur nur für einen Augenblick 12. - oh Sünde! - aus seinem Irrationalismus frei, es ist eine Augenblickswelt, mit dem die idealistischen Kretins die Menschheit abspeisen. Wir wollen aber keine Augenblicksgötzen sein, sondern verlangen gegen die idealistische Sklavenideologie unser Menschenrecht auf Leben. Das idealistische Pfaffenpack zerfrisst unseren Körper und ruiniert unsere Seele. Der Idealismus spiegelt heute die kapitalistische Versklavung wider und er erweist sich als zu hohl und impotent, an dieser zu rühren, prometheische Figuren gehen ihm völlig ab; Menschen, die niemals Herren über sich selbst waren, über sich sind und über sich selbst sein werden – das ist sein Material, mit dem er seine Verfassungen und Menschenrechtserklärungen spinnt und webt. Bei der Geburt der Sklaven ist der Pfaffe dabei, bei ihrem Ableben ist er dabei, er beherrscht das sekundäre Leben, das für den Sklaven nur als sekundäres, durch Illusionen getragenes, zu ertragen war. Aber ein weiteres primäres, nach dem sekundären Leben gibt es nicht. Der Idealismus mit seinem Webfehler predigt und zelebriert die falsche Reihenfolge: Erst käme das Leben als irdische Erscheinung und dann als himmlisches Wesen. Religion und Idealismus sind indessen Erscheinungen einer verkehrten Welt, beide verpuffen in der selbstbewussten, militanten und emanzipativen Umkehrung dieser perversen Welt. Der idealistische Pfaffe lügt, sobald er den Mund aufmacht. Die Wissenschaft hat längst alles erklärt, alles erwiesen. Der infantile Mensch braucht die Religion wie ein Baby den Schnuller. Marx lehrt: „Der Mensch ist unmittelbar Naturwesen … die Geschichte ist die wahre Naturgeschichte des Menschen“. 14. Was lag dem jungen Marx auf dem offiziellen Gebiet der Grundfrage der Philosophie vor? Es lag über der linkshegelianischen Untergrundliteratur der krasseste Idealismus vor, für den die Natur mangelhaft war, und der sich mit einer göttlichen Dialektik selbst erhöhte. Der Weg der Linkshegelianer auf universitäre Lehrstühle war versperrt. Es galt, die Natur zu erhöhen und die Dialektik zu verweltlichen. Daraus ergab sich der spezifische Humanismus des Marxschen Materialismus, der einer der menschlichen Weltbefreiung ist. Auch der Materialismus der Tradition, der einen kleineren Horizont hatte, war eine humanistische Philosophie, die in der Regel, vielleicht mit Ausnahme von Thomas Hobbes, immer auf der Seite des geschichtlichen Fortschritts stand, während der Idealismus trotz allen Wortschmalzes in seinem Kern anti-humanistisch ist. Nur der Materialismus gibt dem Menschen eine sichere Existenzgrundlage, da er die Frage zwischen Wissen und Glauben entschieden und bewusst einseitig, kompromisslos und kämpferisch beantwortet. Der dialektische und historische Materialismus ist eine Philosophie, die kämpferisch und parteiisch ist und den pseudowissenschaftlichen Objektivismus und jede angebliche neutrale Position im Klassenkampf entlarvt. Wir Bolschewiki sind aus besonderem Material geformt, pflegte Stalin zu sagen. Traditionell war die Philosophie eine Angelegenheit kleiner Eliteschulen, die, so klein sie auch waren, vorgaben, an den Lösungen der Rätsel der ganzen denkenden Menschheit zu arbeiten. Darauf wurde die intellektuelle Energie missbraucht und vergeudet, die durch Ausbeutung gequälte arbeitende Menschheit kam nur peripher in den Denkhorizont der Meister. Lichtblicke gab es allemal: ‚Wie verkommen muss eine Gesellschaft sein, die alles nach dem Wert des Geldes bemisst?‘, ruft Thomas Morus zehn Jahre vor dem deutschen Bauernkrieg aus. Die Grundfrage in der Geschichte der Philosophie, das Verhältnis von Denken und Sein, die schon Plato, selbst ein Idealist, präsent war, spiegelt die Geschichte der Klassenkämpfe wider. Plato sprach vom „Toben eines heftigen Kampfes“, von einer „Schlacht der Götter und Giganten“, martialische Worte für einen Idealisten, der als Götter ganz folgerichtig die Idealisten bezeichnete und als Giganten die Materialisten. In der antiken Philosophie war Plato der Hauptvertreter der Götter; der Gigant und Polyhistor Demokrit, der Schüler des Protagoras, war sein Gegenspieler. Die Geschichte der Philosophie ist nach Lenin ein Kampf zwischen diesen beiden Linien: Plato versus Demokrit. 15. Für letzteren gab es kein Werden als qualitative Veränderung und Entwicklung, nur eine Vereinigung und Trennung der kleinsten unteilbaren Teile, der Atome. Der Atomist muss Qualitäten grundsätzlich auf quantitative Begebenheiten reduzieren. Demokrit beeinflusste den mechanischen Materialismus wie Epikur den Gesellschaftsvertrag Rousseaus. Es gibt für Demokrit Atome (Ichts) und die Leere (Nichts), die deren Bewegung ermöglicht. In der von Demokrit begründeten Abbildtheorie, in der sich von den Gegenständen aus Atomen bestehende Bilder ablösen, wird eine real existierende Außenwelt anerkannt; während in Platos Höhle die Abbilder an der Wand flackern und die schattenanbetenden Höhleninsassen die Sackgasse ihres Lebens für das Wahre halten, die wirkliche Sonne der Außenwelt gar nicht sehen wollen. Plato zeigt den beschwerlichen Weg vom Nichtwissen zum Wissen auf, aber im Gleichnis steckt mehr, die Höhle steht symbolhaft für die antike Abgeschlossenheit menschlichen Daseins unter einem eingespielten grauen Horizont. Hegel war der Auffassung, dass wir in einer entscheidenden Phase der Weltgeschichte stehen, dass wir über das absolute Wissen aus der HöhIe herauskommen, dass wir die Sonne des Universums entbergen und ihr Licht aushalten können. Wir repetieren nicht mehr nur, sondern haben Gedankenblitze. Agrarische Gesellschaften sind an den monotonen Kreislauf der Jahreszeiten gebunden und die Zehnt-Pfaffen haben es verstanden, die bornierten Bauern an den Kirchenkalender zu fixieren; durch die technisch-industrielle Revolution, die das Pferd als Zugmaschine der Wirtschaft verdrängt und die Errichtung von Produktionsstätten fast unabhängig von natürlichen Kraftquellen möglich macht, hat der Blitz den Kreis aufgesprengt und abgeworfen, die Erkenntnis Rousseaus, dass der Staat die Menschen verdirbt, überfiel ihn 1749 blitzartig auf dem Weg zum Gefängnis in Vincennes, in dem Diderot wegen einer religionskritischen Schrift („Über die Blinden“) einsaß. Es gibt für Lenin, wie gesagt, zwei Linien in der Geschichte der Philosophie, die platonische führt in eine dunkle Höhle, die Linie ‚des lachenden Philosophen‘ Demokrit zum Sonnenlicht der Wissenschaft und zur Souveränität der inneren und äußeren Naturbeherrschung. Von dieser hängt die Wirkkraft der Religion ab. In der Lehre des Leukipp-Schülers Demokrit „erreicht die von Thales ausgehende vorsokratische Naturphilosophie ihren Höhepunkt und Abschluß, wobei wichtige Resultate sowohl der ionischen (Heraklit, Anaxagoras) als auch der sizilisch-unteritalienischen Linie (Parmenides, Zenon von Elea, Empedokles) des älteren griechischen Philosophierens rezipiert und zu einem neuen Ganzen entwickelt werden“. 16. Bei aller Gegensätzlichkeit zwischen dem Atomisten Demokrit und dem Idealisten Plato treffen sie sich auf dem Gebiet der Ästhetik: Für Demokrit ist der Dichter kreativ in einer Art Wahnsinn, für Plato ist er alogisch tätig, in einer Art Besessenheit.
Da Plato sich mit der Sklavenhalterordnung abfand, konnte er nicht tiefer gehen und nicht auf die Ursachen dieser Ordnung stoßen, schon gar nicht sie umstoßen. Die Götter sitzen im Olymp und schauen vom Gipfel des Berges dem menschlichen Treiben zu. Die Materialisten zögen, so Plato, alles vom Himmel und dem Unsichtbaren auf die Erde herab, für die Idealisten bestehe das wahre Sein aus nur geistig erfassbaren, körperlosen Formen. Der Materialist Marx drückt diesen Sachverhalt mit den Worten aus, dass die materialistischen Philosophen die weltlichen Fragen nicht in religiöse, sondern umgekehrt, religiöse in weltliche auflösen müssen, so wie es Feuerbach vorpraktizierte. Feuerbach operierte mit einer Dialektik von Wesen und Erscheinung, die die von Hegel entwickelte auf den Kopf gestellt hatte. Für Hegel war die Natur nur eine Erscheinungsform des Geistes, das Kind eines „Augenblicks des Geistes“, so Marx in den ‚Pariser Manuskripten‘ von 1844, der Materialist Feuerbach führte gegen Hegel ins Feld, es habe eine Natur vor der Philosophie gegeben. So einfach dieser Hinweis war, so richtig war er, Feuerbach stieg von der Natur auf zum Geist, für ihn war die Natur keineswegs dessen Herablassung, sondern für ihn war das menschliche Gehirn die höchste Erscheinungsform der Natur. Und Feuerbach ging noch weiter, Hegel und der gesamte Idealismus haben stets der Philosophie eine theologische Struktur unterlegt, Schöpfer (Philosophie) und Geschöpf (Religion) pervertiert. Und damit hatte Feuerbach seine Grenze erreicht, er reflektierte nur Inhalte des Überbaus und blieb so selbst im Kontext der philosophischen Tradition und des Überbaus, er vertauscht dessen Elemente, ohne zur ökonomischen Basis gesellschaftlicher Prozesse vorzustoßen. In den Pariser Manuskripten ertönt die Fanfare des Materialismus: „Sobald ich einen Gegenstand habe, hat dieser Gegenstand mich zum Gegenstand“ 17. Der ganze Text bebt und hallt diesen primär gegen Hegel, sekundär gegen Feuerbach geschriebenen Satz wider. Die Philosophie hatte keine Basis, keinen Unterleib, sie war eine reine Kopfsache, Sache des Selbstbewusstseins. Der Idealismus greift daneben, er legt zum Beispiel Entfremdung so aus, dass die Entfremdung des Selbstbewusstseins nicht als Reflex der wirklichen Entfremdung des menschlichen Wesens gilt, er denkt vom Überbau, nicht von der gesellschaftlichen Wirklichkeit aus.
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- Heinz Ahlreip (Autor), 2019, Zum Wandel der wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung der Philosophie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/510332
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