Die Arbeit möchte einen Beitrag zur Diskussion über die Person Walter Grundmanns leisten, vor allem im Hinblick auf seine theologischen Ansichten während und nach der Zeit des Nationalsozialismus. Geleitet wird dieser Versuch von der Frage, ob sich die antijudaistischen, respektive antisemitischen Haltungen seiner Werke bis 1945 auch nach dieser Zeit finden lassen. Zwei seiner Werke, "Die Botschaft Gottes" (1940) und "Das Evangelium nach Lukas" (1961) werden daraufhin miteinander verglichen.
Sieben Jahrzehnte nach Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft spalten bestimmte Akteure des Dritten Reiches immer noch die Gemüter. Zu einer dieser Persönlichkeiten zählt zweifelsohne Walter Grundmann (1906-1976). Für die einen ist er ein überzeugter Nationalsozialist gewesen und für die anderen ist er in seiner Lehre und seiner Predigttätigkeit von Christus begleitet und angeleitet.
Dass Grundmann nach Kriegsende wieder unterrichten und unter der SED-Regierung ins westliche Ausland reisen durfte; dass er als GI Berg Informationen über hochrangige Mitglieder der TeK an das MfS weitergab, wirft neben seinen theologischen Verirrungen während der NS-Diktatur ein schlechtes Licht auf eine Person, deren Werke lange Zeit von Studenten wie Pfarrern benutzt worden sind und noch heute genutzt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. ABKÜRZUNGS- UND ZITATIONSVERZEICHNIS
2. EINLEITUNG
3. GEGENSTANDSANALYSE UND DARSTELLUNG DES VORGEHENS
3.1. Darstellung der Untersuchungsgegenstände
3.1.1. Die „Botschaft Gottes“ (1940)
3.1.1.1. WALTER GRUNDMANN und ERICH FROMM zur „Botschaft Gottes“
3.1.1.2. Die Gattung der „Botschaft Gottes“
3.1.1.3. HANS FREIHERR VON SODEN zur „Botschaft Gottes“
3.1.2. Der Lukas-Kommentar (21961)
3.2. Aufbau und methodisches Vorgehen
4. QUANTITATIVE ANALYSE ZUM LUKANISCHEN TEXTBESTAND
4.1. Erhebung zum lukanischen Textbestandes
4.2. Auswahl und Einschränkungen hinsichtlich der weiteren Analyse
4.3. Anordnung und Kompilation des lukanischen Sonderguts in der „Botschaft Gottes“
5. QUALITATIVE ANALYSE ZUM LUKANISCHEN SONDERGUT
5.1. BETRACHTUNG DER VERWENDETEN PERIKOPEN DES LUKANISCHEN SONDERGUTS
5.1.1. Lk 2,41-52: Der zwölfjährige Jesus im Tempel
5.1.2. Lk 4,16-30: Jesu Predigt in Nazareth
5.1.3. Lk 10,29-37: Der barmherzige Samariter
5.1.4. Lk 13,10-17: Die Heilung der verkrümmten Frau am Sabbat
5.1.5. Lk 15,11-32: Vom verlorenen Sohn
5.2. BETRACHTUNG DER AUSGELASSENEN PERIKOPEN DES LUKANISCHEN SONDERGUTS
5.2.1. Lk 3,10-14: Die Standespredigt des Johannes
5.2.2. Lk 7,11-17: Der Jüngling zu Nain
5.2.3. Lk 14,7-14: Von Rangordnung und Auswahl der Gäste
5.2.4. Lk 16,19-31: Vom reichen Mann und armen Lazarus
5.2.5. Lk 23,6-16: Jesus vor Herodes und Jesu Verurteilung
6. ERGEBNIS
7. LITERATURVERZEICHNIS
7.1. Textausgaben
7.2. Primärquellen
7.2.1. Archivalien͘
7.2.2. Monographien und Aufsätze (bis 1945)
7.2.3. Kommentare (bis 1957)
7.3. Sekundärliteratur und Aufsätze (nach 1945)
8. EIGENSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG
9. APPENDIXES
9.1. Quantitative Berechnung aller Belegstellen in der „Botschaft Gottes“ (Tabelle 2)
9.2. Verwendung der Evangelien in Bezug zu deren Gesamtumfang (Tabelle 3)
9.3. Aufbau der „Botschaft Gottes“ (Tabelle 4)
9.4. Verwendung/Auslassung des lukanischen Textbestandes (Tabelle 5)
9.5. Verwendung/Auslassung des mark./matth./johan. Textbestandes (Tabelle 6)
9.6. Synoptischer Vergleich zum lukanischen Textbestand (Tabelle 7)
9.7. Übersetzungen des verwendeten LkSG͘
9.7.1. Lk 2,41-52
9.7.2. Lk 4,16-30
9.7.3. Lk 10,29-37
9.7.4. Lk 13,10-17
9.7.5. Lk 15,11-32
9.8. Übersetzungen zum ausgelassen LkSG
9.8.1. Lk 3,10-14
9.8.2. Lk 7,11-17
9.8.3. Lk 14,7-14
9.8.4. Lk 16,19-31
9.8.5. Lk 23,6-16
9.9. Verzeichnis der mark./matth. Fundstellen zu den BG-Übersetzungen (Tabelle 8)
1. ABKÜRZUNGS- UND ZITATIONSVERZEICHNIS
Sofern nicht anders angegeben, entsprechen die in der vorliegenden Arbeit verwendeten Abkürzungen:
- SCHWERTNER, Siegfried M.: IATG3 – Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Berlin/Boston 2014
- Abkürzungen Theologie und Religionswissenschaften nach RGG4. Hrsg. von der Redaktion der RGG4, Tübingen 2007.
Weitere selbst gewählte Abkürzungen werden nachfolgend alphabetisch aufgelistet:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. EINLEITUNG
„Walter Grundmann, Leiter des unrühmlichen Instituts [zur Erforschung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben]. War er ein charismatischer Redner und Menschenfänger […] oder doch nur Brandstifter?“1 Sieben Jahrzehnte nach Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft spalten bestimmte Akteure des Dritten Reiches immer noch die Gemüter. Zu einer dieser Persönlichkeiten zählt zweifelsohne WALTER GRUNDMANN (1906-1976).2 Für die einen ist er ein überzeugter Nationalsozialist gewesen, der in „Adolf Hitler ein Gnadenwunder Gottes“ 3 sah und der unter der NS-Diktatur seinen aggressiven Antijudaismus zügellos ausleben konnte; der als „christlicher Theologe seine eigene Arbeit mit solcher Selbstverständlichkeit und aus freien Stücken in den Dienst einer Ideologie stellen konnte [, die] die Vernichtung der jüdischen Rasse […] vor seinen Augen mit aller Brutalität betrieb“4 und für die anderen ist er in seiner Lehre und seiner Predigttätigkeit, „wie einst Paulus“5 gewesen, von Christus begleitet und angeleitet. Dass GRUNDMANN nach Kriegsende wieder unterrichten und unter der SED- Regierung ins westliche Ausland reisen durfte; dass er als GI „Berg“6 Informationen über hochrangige Mitglieder der TeK an das MfS weitergab, wirft neben seinen theologischen Verirrungen während der NS-Diktatur ein schlechtes Licht auf eine Person, deren Werke lange Zeit von Studenten wie Pfarrern benutzt worden sind und noch heute genutzt werden.7
Die vorliegende Arbeit möchte einen Beitrag zur Diskussion über die Person WALTER GRUNDMANNS leisten, v.a. im Hinblick auf seine theologischen Ansichten während und nach der Zeit des Nationalso- zialismus. Geleitet wird dieser Versuch von der Frage, ob sich die antijudaistischen, resp. antisemiti- schen Haltungen seiner Werke bis 1945 auch nach dieser Zeit finden lassen. Zwei seiner Werke, „Die Botschaft Gottes“ (1940) und „Das Evangelium nach Lukas“ (21961)8 werden daraufhin miteinander verglichen. Wie der Titel des zweiten Werkes nahelegt, soll sich der Vergleich auf die Rezeption des LkEv beziehen.
Die Rezeption des LkEv, das in die Zeit der dritten urchristlichen Generation verortet wird (90-140 n. Chr.), zu betrachten, ergibt sich m.E. bereits aus dem Vorwort des LkEv (Lk 1,1-4), in dem sich der Evangelist als „ein literarisch gebildeter Theologe und Historiker zu erkennen [gibt]“9. In dieser Funk- tion wendet sich Lukas zwar an einen heidenchristlichen Leserkreis, doch nicht unter Negierung der judenchristlichen Traditionen.10 Auch wenn er bestimmte Hebraismen vermeidet bzw. gräzisiert und kultische Fragen des Judentums übergeht, bleiben die LXX, das Interesse an Schrift, Gesetz und Pro- pheten, die überragende Bedeutung von Jerusalem, die Darstellung des Synagogengottesdienstes und das jüdische Milieu integrale Bestandteile seines Werkes, an denen sich die Kontinuität zwischen Israel und der Kirche zeigt.11 Diese Verbindung bezeugt auch der lukanische Jesus, wenn er sich ganz pro- grammatisch zu Beginn seines Wirkens in die alttestamentliche Verheißung stellt: ʩʬˆ ʤʥʤʩ ʩʰʣʠ ʧ˒ʸ [ʌȞİ૨ȝĮ țȣȡȠȣ ਥʌૃ ਥȝ] (Jes 61,1 [Lk 4,18]).
3. GEGENSTANDSANALYSE UND DARSTELLUNG DES VORGEHENS
3.1. Darstellung der Untersuchungsgegenstände
Die miteinander zu vergleichenden Werke gehören zu unterschiedlichen Gattungen. Während es sich bei der BG um eine ‚Evangelienharmonie‘ handelt, die „[…] eine neue Übertragung ausgewählter Stü- cke des Neuen Testaments darstellt“12, ist der Lk-Kommentar ein wissenschaftlicher Handkommentar, der den gesamten Text des Neuen Testaments, hier explizit des LkEv, behandelt und unter wissen- schaftshermeneutischen Gesichtspunkten auslegt. Dieser Unterschied bringt Besonderheiten mit sich, über die man sich vor einer vergleichenden Gegenüberstellung ins Einvernehmen setzen muss, um un- sachgemäße Urteile, v.a. im Hinblick auf den Autor dieser beiden Schriften, zu vermeiden.
Eine wichtige Differenz betrifft die angewandte Methodik. Während GRUNDMANN im Lk-Kommen- tar das methodische Vorgehen mittels Nennung der genutzten Quellen und Literaturen expliziert, kön- nen die methodischen Erwägungen der Autoren der BG nur implizit gefolgert werden. In ihr als eigen- ständigem Werk werden keine solchen Verweise angeführt. Daher ist es notwendig, die Werke WALTER GRUNDMANNS, ERICH FROMMS (1892-1944)13 und HANS FREIHERR VON SODENS (1881-1945)14 im Vor- feld zu thematisieren, anhand derer der methodische Anspruch der BG deutlich wird.
3.1.1. Die „Botschaft Gottes“ (1940)
Als am 6. Mai 1939 während eines feierlichen Eröffnungsfestaktes auf der Wartburg zu Eisenach das „INSTITUT ZUR ERFORSCHUNG (UND BESEITIGUNG) DES JÜDISCHEN EINFLUSSES AUF DAS DEUTSCHE KIRCHLICHE LEBEN“15 seine Arbeit aufnahm, hielt WALTER GRUNDMANN in seinem Eröffnungsvortrag „ D i e Entjudung des religiösen Lebens als Aufgabe deutscher Theologie und Kirche “ die wesentlichen Aufgaben des Instituts fest. So sei es der durch den Nationalsozialismus wiederentdeckten, völkischen Wahrheit geschuldet, „[…] eine Ausgabe der vier Evangelien [zu schaffen], die die ältesten Traditionen ablöst von ihren Umformungen und Zusätzen von zweiter Hand […], um den heilsgeschichtlichen Zu- sammenhang von Abraham auf Christus [zu übertragen]“16. Zur Umsetzung dieser Aufgabe etablierte sich im ‚Eisenacher Entjudungsinstitut‘ ein spezieller AK „Volkstestament“.17 Diesem gehörten WAL- TER GRUNDMANN, ERICH FROMM, WILHELM BÜCHNER (1894-1987), HEINZ HUNGER (1907-1995), HEINRICH WEINMANN (1898-1977) und die Dichterin LUISE ELISABET VON STRAUß UND TORNEY (1873- 1956) an.18. Der AK setzte es sich zur Aufgabe, zum einen eine Ausgabe der Evangelien zu schaffen, die „[…] aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse auf den älteren Traditionen aufbaut, die aus dem Judentum kommenden Umbildungen und Legenden ausscheidet und die zugleich zum ältesten uns er- reichbaren Jesusbild führen soll.“19 Zum anderen wollte der AK alle anderen neutestamentlichen Schriften nebst dem Alten Testament in bearbeiteter Form herausbringen.20
Am 19. Februar 1940 konnte der AK „Volkstestament“ seine ersten Arbeitsergebnisse der Öffent- lichkeit präsentieren. Unter dem Titel „Jesus der Heiland“ erschien die erste Teilausgabe der BG. Nach Klärung der Verlagsstreitigkeiten wurde wenige Monate später im Otto Wiegand Verlag und im Verlag Deutsche Christen die gesamte BG veröffentlicht.21 Als „Die Botschaft Gottes. Volkstestament der Deutschen“ kam sie heraus und beinhaltete neben „I. Jesus der Heiland“ noch „II. Jesus der Gottes- sohn“, „III. Jesus der Herr“ und „IV. Das Werden der Christusgemeinde“.22
Im Geleitwort geben die Autoren ihre Bedenken an, ob und „[…] wie viele deutsche Menschen […] mit dem Neuen Testament auch in der Sprache und Gestalt, die Luther ihm gab, noch etwas anfangen [können].“23 Ausgehend von dieser Frage setzen sich die Autoren das Ziel, die Wahrheit des Neuen Testaments in eine Gestalt zu fassen, die dem „fragenden deutschen Menschen“24, abseits einer „Welt- anschauung und eines Lebensgefühls, die nicht mehr die unseren sind“25, Antworten zu bieten. Was genau darunter zu verstehen ist und wodurch sich ihre Auswahl und Übersetzungstätigkeit leiten lässt, geben die Autoren im Geleitwort nicht an. Es folgen lediglich Verweise auf die deutsche theologische und religionswissenschaftliche Forschung, auf deren Basis die Gestaltung der BG erfolgt sei. Die BG will aber ganz bewusst keine „wissenschaftliche Studie [sein].“26
Um jedoch dem Leser die Methodik hinter dem Volkstestament darzulegen, verweisen die Autoren auf die Schrift „Das Volkstestament der Deutschen“, die im selben Jahr von ERICH FROMM im Verlag Deutsche Christen erschienen ist. Noch vor Veröffentlichung dieser Schrift gab jedoch WALTER GRUNDMANN einen Aufsatz heraus, der sich mit der grundlegenden Methodik in der BG beschäftigt.27
3.1.1.1. WALTER GRUNDMANN und ERICH FROMM zur „Botschaft Gottes“
In seinem Aufsatz „Unsere Arbeit am Neuen Testament“ erklärt GRUNDMANN, dass es das „Christen- tum in seiner organisatorisch-kirchlichen Gestalt gewesen [sei], das die Grundlage für das Werden des deutschen Volkes und der Vielfalt der germanischen Stämme bildete.“28 Diese Verbindung zum Chris- tentum sei im Zuge voranschreitender Entkirchlichung verlorengegangen. Es müsse nun Aufgabe sein, das spezifisch Christliche in der irdischen Existenz, resp. der Ordnung des deutschen Lebens heraus- zuarbeiten. Und eben dies müsse schon beim biblischen Zeugnis ansetzen, deren Verdeutschung luthe- rischer Prägung nicht mehr gelesen und kaum noch verstanden werde.29
Die methodisch-wissenschaftlichen Kriterien, von denen sich die Abfassung der BG habe leiten las- sen, setzen bei der historisch-kritischen Arbeit am Alten und Neuen Testament an. Infolgedessen habe die Wissenschaft zum einen erkannt, dass der Text des Neuen Testaments von verschiedenen Autoren bearbeitet worden sei, wodurch sich die Textbrüche, die unterschiedlichen Deutungen und Verbindun- gen erklären ließen. Und zum anderen habe man erkannt, dass es das „Jüdische im Alten Testament und auch in bestimmten Partien des Neuen Testaments [ist], das für unzählige deutsche Menschen den Zugang zur Bibel [und zur Gottesdienstpraxis] versperrt.“30 Unter Berufung auf FRIEDRICH BÜCHSEL (1883-1945) identifiziert GRUNDMANN das Jüdische als legendarische Zusätze. Diese gilt es aus dem Text zu tilgen, um das Evangelium in „seiner alten Form herauszuarbeiten und zugleich in eine Sprache zu gießen, die heute gesprochen wird.“31 Dadurch solle jedoch nicht die Lutherübersetzung verdrängt, sondern das Werk Luthers fortgesetzt werden.
GRUNDMANN sieht, bestätigt durch die Formgeschichte, den eigentlichen Kern der biblischen Über- lieferung in den gottesdienstpraktisch-geformten Einzelperikopen. Diese seien zuerst überliefert wor- den, bevor es, bedingt durch die jeweiligen Gemeinden, zu Prägungen, Rahmungen und der Etablierung bestimmter Deutungskategorien gekommen sei.32 Es gilt nun, so der Selbstanspruch der BG, alle se- kundären Prägungen abzustreifen, um aus den ursprünglichen Einzelüberlieferungen zum darin enthal- tenen Jesusbild zurückzukommen. So werden erstens Parallelüberlieferungen nur einmal aufgenom- men33 ; zweitens werden alle Stücke legendarischen Charakters ausgelassen34 ; außerdem werden drit- tens jene Berichte ausgeklammert, deren eigentlicher Kern durch den Grad der sekundären Prägungen nicht mehr zu rekonstruieren ist.35 Auch Spruchreihen, die „deutlich sekundär [bzw.] aus der palästini- schen Urgemeinde stammen [und] Jesus zu Unrecht in den Mund gelegt sind“36, werden viertens bei der Konzeption der BG übergangen. Schließlich werden auch solche Erzählungen ausgelassen, die als Doppelüberlieferungen „denselben Gedanken ohne Fortschritt bringen.“37
Was nach Abtragung dieser sekundären Zusätze als ursprünglich angesehen werden könne, d.h., die- jenigen Einzelperikopen, die nach synoptischer, formgeschichtlicher und textlicher Überprüfung pri- mär seien müssen, solle dann in die vermeintlich ursprüngliche Ordnung gefasst werden.38 In der BG habe man sich bei der Zusammenstellung der freigelegten Einzelperikopen an der Ordnung des LkEv orientiert, weil dort das ursprüngliche Material in der bestmöglichen Anordnung vorliege. Das Ergebnis dessen spiegele sich im Aufbau von „ I. Jesus der Heiland“. 39 Es sei jedoch nicht ausreichend die her- ausgearbeiteten Einzelperikopen zu ordnen. Weil ihnen durch die Abtragung sekundärer Zusätze der tradierte Kontext fehlt, seien „kleine Verdeutlichungen“40 notwendig. Andernfalls gewönnen die Leser nur ein „halbes oder schiefes Verständnis“, weshalb knappe Erklärungen zu bestimmten Termini oder Wortfolgen eingefügt worden seien, die dem Stil der Perikope entsprechen und es ermöglichen, in die Verständniswirklichkeit der Ursprungstexte einzusteigen.41 Das Ergebnis dieser Bearbeitungen wolle deutlich machen, dass „[…] diese Botschaft alle angeht und alle erreichen will, erreichen ohne den Umweg über die israelitische Geschichte, ohne ein heilsnotwendiges Altes Testament.“42
ERICH FROMM kommt in den VM ebenfalls zu Wort.43 „Unser Büchlein“, so schreibt er, „will den erwachten deutschen Menschen zu einem vertieften Verständnis der Wirklichkeit Jesu Christi verhel- fen.“44 In ihrer ursprünglichen Gestalt haben die Erzählungen über Jesus den Gemeinden jener Zeit seelsorgliche Erbauung bieten wollen, wozu die BG nun dem deutschen Volk ebenfalls dienen solle. In „ D a s Volkstestament der Deutschen. Ein Geleitwort zu der vom "Institut zur Erforschung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben" herausgegebenen Botschaft Gottes“ knüpft FROMM an diese Funktionsbestimmung der BG an und konkretisiert die methodischen Erklärungen GRUNDMANNS. FROMM verdeutlicht, mit welchem Ziel und mit welcher Notwendigkeit die Überarbeitung des Neuen Testaments geschehen sei; in welcher kerygmatischen Gestalt sich die eigentliche göttliche Botschaft konkretisiere und wie die entstandene BG an diese Botschaft anschließe. Die zugrundeliegende Frage sei, ob „Jesus Christus auch weiterhin dem deutschen Volke auf seinem Wege zu Gott Heiland sein kann“45 und ob es unter den zeitgeschichtlichen Bedingungen legitim sei, „mit Jesus an den „Vater“ zu glauben und mit ihm nach Gottes ewigem Reich zu streben.“46
Abseits aller „orientalisch-asiatischen Wesenszüge“47 sei die christliche Botschaft im deutschen Sprachraum „deutsch verstanden und deutsch verkündet“48 worden. Durchdrungen und überfremdet wurde sie jedoch durch Einflüsse der Papstkirche. Hier oblag es nun MARTIN LUTHER (1483-1546) und seiner Bibelübersetzung, den Weg freizumachen zu „einer Erneuerung des deutschen frommen Le- bens.“49 In Anknüpfung an LUTHERS Werk solle durch die BG die Begegnung mit Jesus Christus er- möglicht werden und dies entgegen einer „sklavischen [Bindung] an den Wortlaut des überlieferten fremdsprachigen und darum auch fremd denkenden und fremd fühlenden Textes.“50 Aufgrund des na- tionalen, deutschen Erwachens könne die fremdgewordene Lutherbibel nicht mehr als der wahrhaftige Ausdruck des aktuellen Christenglaubens gelten.51 Wie bereits GRUNDMANN identifiziert auch FROMM das Judentum als Ursprung der sekundären Erweiterungen und Zusätze, die das Christentum der be- ständigen Kritik aussetzen, „Tarnung jüdischen Geistes“52 zu sein. Mittels Auswertung wissenschaftli- cher Erkenntnisse solle darum die göttliche Botschaft aus dem vergangenen Kontext gelöst, inhaltlich bereinigt, sprachlich aufgearbeitet und auch hier wieder analog zu LUTHER neu angeordnet werden.53 Dies werde dem deutschen Volk „zu einer klaren Erkenntnis des Wesentlichen in [der] Botschaft Gottes […] verhelfen.“54
Diese offenbart Gottes Liebe zu seinen Geschöpfen, zu seinen Kindern.55 Gottes Liebe sei „Herzstück der Verkündigung Jesu“56 und demnach Hauptanliegen des biblischen Zeugnis. Die Aufgabe der BG bestehe nun darin, nicht Ansammlung von Lehrsätzen oder historischer Bericht zu sein, sondern ein Erweis der Wirklichkeit Jesu Christi, der als „Sohn“ den „Vater“ bezeugt und so zum Glauben an Gott führt.57 Anders als GRUNDMANN erwähnt FROMM zumindest, dass neben der biblischen Überlieferung auch „Jesusworte aus anderer alter Überlieferung“58 bei der Konzeption genutzt worden seien. Ziel dahinter sei es, dem „deutschen Menschen ein eindrucksvolles Glaubensbild Jesu [zu] zeichnen“, das sich aus der Zusammenschau jener Überlieferungen ergibt. Diese Zusammenschau bezeichnet FROMM als ‚Evangelienharmonie‘.59
Innerhalb einer solchen Harmonie sei die Darstellung des „wesentlichsten Inhalts [wichtiger] als die Fülle des überlieferten Stoffes mit allen Wiederholungen, zeitgeschichtlich bestimmten Erörterungen, Weiterbildungen und Abwandlungen […]“60, weshalb diese ausgelassen werden können. Hierin ent- sprechen sich die Aussagen FROMMS und GRUNDMANNS. Die durch diese Auslassungen notwendigen erklärenden Zusätze seien unter sachlichen Gesichtspunkten eingefügt, jedoch nicht kenntlich gemacht worden.61 Anknüpfend an diese Einfügungen thematisiert FROMM die Sachverhalte der Evangelien, die sich „aus der besonderen Eigenart des jüdischen Lebens ergeben“62 und stellt die Frage, ob diese auf einen Wesenszusammenhang zwischen Judentum und Christentum schließen lassen. Da dies nicht der Fall sei, denn Jesus als Galiläer war mit „aller Wahrscheinlichkeit kein Jude“63, seien die jüdischen Eigenarten kein konstitutives Wesensmoment des Christentums. Alles, was mit ihnen in Verbindung steht (bsw. das jüdische Gesetz), habe für Jesus keine Autorität besessen und brauche für das zeitge- nössische Christentum nicht als Bestandteil des zeitgemäßen Jesusbildes tradiert werden.64 FROMM spitzt diese Frontstellung, mit der er die methodischen Erwägungen zur BG summarisch zusammen- fasst, dahingehend zu, dass er die Kontinuität von der alttestamentlichen Geschichte hin zu Jesu als „verhängnisvolle Nachwirkung jüdischer religiöser Überheblichkeit innerhalb des Christentums [cha- rakterisiert, die] abgelehnt werden [müsse].“65 Deshalb sei es notwendig gewesen, von den „überliefer- ten Schriften zurückzugehen auf die in ihnen verarbeiteten Schriften.“66
3.1.1.2. Die Gattung der „Botschaft Gottes“
Die methodischen Erwägungen zeigen, dass die ‚Evangelienharmonie‘ nicht auf objektivierbaren Kri- terien, sondern auf einem Problembewusstsein fußt. Dieses, so subjektiv und zeitgeschichtlich bedingt es auch sein mag, muss bei der Einschätzung der BG berücksichtigt werden.
Es gibt, so WÜNSCH, keine spezifischen literarischen Gattungsmerkmale bzw. einhellige Definition zur ‚Evangelienharmonie‘.67 Gemeinsam seien ihnen allenfalls bestimmte Grundvoraussetzungen, so bsw. die von den Verfassern der ‚Evangelienharmonien‘ angenommene Widerspruchsfreiheit der ka- nonischen Evangelien sowie die Annahme, dass die Evangelisten das Leben Jesu historisch zuverlässig wiedergegeben haben. Daraus resultierend nähmen die Verfasser derartiger Harmonien keine Distanz zwischen dem Leben Jesu und der Darstellung desselben wahr.68 Dementsprechend kann m.E die BG schwerlich als ‚Evangelienharmonie‘ verstanden werden. Sowohl GRUNDMANN als auch FROMM wis- sen um die Differenzen der verschiedenen Evangelien und thematisieren diese. Gleichwohl vertreten sie nicht die Ansicht, die Evangelisten hätten historisch zuverlässig gearbeitet, sondern entsprechend ihres Adressatenkreises Deutungskategorien angewandt. Da die Verfasser der BG sowie die zeitnahen Rezipienten den Terminus ‚Evangelienharmonie‘ verwenden, werden sich die nachfolgenden Ausfüh- rungen dieser Selbstbezeichnung anschließen.
Je nachdem welcher Methodik sich die Verfasser verpflichtet fühlen, nutzen sie entweder das gesamte Material der kanonischen Evangelien oder erstellen zumindest einen Verteilungsplan, über den sie Aus- kunft geben bzw. den sie im Schriftbild kenntlich machen.69 Die oben geschilderten Darlegungen ver- deutlichen, dass in der BG nicht der gersonistische, resp. osiandrische Anspruch erhoben wird, jedes einzelne Wort der Evangelien zu bewahren bzw. den gesamten Inhalt der Evangelien dissimilierend zu verarbeiten. Zwar wird der Inhalt gesichtet, aber unter den methodischen Erwägungen aussondernd und umstellend rezipiert.70 Die BG ist demnach, unter Rückbezug auf den OSIANDERS ‚Evangelienharmo- nie‘ zugeschriebenen Terminus nicht als dissimilierend, sondern als assimilierend zu bezeichnen. Ihre Methodik entspricht eher dem chemnitz´schen Versuch einer Harmonie, die das Material der kanoni- schen Evangelien zu erforschen, zu ordnen und zu bezeichnen sucht.71
3.1.1.3. HANS FREIHERR VON SODEN zur „Botschaft Gottes“
Als erste und m.E. profilierteste Analyse zur BG ist die des Marburger Neutestamentlers HANS FREI- HERR VON SODEN zu nennen. Unter dem Titel „Die synoptische Frage und der geschichtliche Jesus“ analysiert er die vom ‚Eisenacher Entjudungsinstitut‘ herausgegebene BG, als deren wissenschaftlichen Hauptverantwortlichen er GRUNDMANN benennt.72 Bevor VON SODEN sich nun in einem Dreischritt mit der Gesamtheit der BG auseinandersetzt, würdigt er sie als eine geschickt und sachgemäß angelegte Arbeit, deren zugrundeliegende Übersetzungstätigkeit „als vielfach ungewöhnlich glücklich und kräf- tig“73 zu bezeichnen sei. VON SODEN räumt zwar ein, dass es eine Sache des Sprachgefühls sei, ob der griechische Urtext freier übersetzt werden dürfe, doch wolle er in dieser Hinsicht nicht „kleinlich“74 sein und finde es besser, „einander Raum zu geben als einander zu richten.“75 Kriterium seiner Über- prüfung sei, ob die „evangelische Überlieferung nach ihrem ursprünglichen Sinn und Gehalt wiederge- geben ist.“76
Im ersten Teil beschäftigt sich VON SODEN mit der Auswahl der verwendeten Textstücke. Die in der BG festzustellende Markusdominanz77 billigt er und lobt die Bearbeiter, dass sie nicht „in der Weise hinter Markus zurückgegangen sind, daß sie mit älteren oder neueren Versuchen einen „Urmarkus“ […] aufgespürt haben.“78 Neben dem MkEv sind es v.a. die Stücke aus Q, derer sich die Verfasser der BG bedienen. Hierbei wird die lukanische Fassung bevorzugt. „Sie wird etwa doppelt so oft zugrunde gelegt wie die des Matthäus.“79 Als dritte Quelle weist VON SODEN das MtSG und LkSG aus.80 Als vierte Quelle bezeichnet er Texte anderer Traditionen, zumeist „textkritisch sekundäre Zusatzstücke [,] teils Herrenworte aus anderen neutestamentlichen Schriften [und] teils apokryphe Überlieferungen.“81
Die Bearbeitung bzw. Rezeption dieser Quellen sei in sehr unterschiedlicher Weise geschehen. So haben die Verfasser zwar versucht, Doppelüberlieferungen zu tilgen, doch sei dabei entgegen wissen- schaftlicher Reliabilität nicht unterschieden worden, ob es sich um echte Doppelüberlieferungen oder um stilistische Dopplungen handele. An Textstellen, an denen das Mt- und das LkEv entgegen dem MkEv gemeinsame Auslassungen aufweisen bzw. an denen einzelne Wörter oder Wortgruppen entwe- der im matthäischen und/oder im lukanischen Bericht fehlen, hätten sich die Verfasser der BG entweder für die matthäische oder die lukanische Textfassung als Ursprungstext entschieden und das MkEv ent- sprechend verkürzt. Es wurde hier wohl bezweifelt, dass der „Markustext in seiner ursprünglichen Form vorliegt.“82 Diese Annahme sei zwar legitim, doch stehe es einem Verfasser nicht zu, daraus resultie- rende Entscheidungen „zu kanonisieren“, zumal auf solche „Abweichungen vom Markustext in keiner Weise hingewiesen wird.“83 Ein ähnlich indifferentes Vorgehen findet sich auch in der Behandlung aramäischer Worte des MkEv, von denen einige ausgelassen, andere aber übernommen worden seien. Ebenso bedenklich und textkritisch kaum haltbar sei es, wenn in ursprüngliche markinische Passagen die matthäischen bzw. lukanischen Bearbeitungen eingepflegt werden. Auch wenn diese oder andere Entscheidungen in vielen Fällen kontextuell plausibel erscheinen, entstehe „hier also ein Text, der we- der bei einem der Synoptiker überliefert ist, noch als die allen gemeinsame Grundlage angesehen wer- den kann.“84 Auch in der Behandlung des MtSG bzw. LkSG lasse sich inkonsequentes Vorgehen nach- weisen.85 So werden bsw. das Lazarus-Gleichnis (Lk 16,19-31) sowie die Erscheinung Jesu in Jerusa- lem (Lk 24,36-49)86 gestrichen, weil es sich hierbei um jüdische Wandergeschichten, resp. Legenden handelt, die nach der Methodik der BG nicht zu rezipieren sind. Jedoch werden, abgesehen von wenigen Vv., die ebenso legendarische Weihnachtsgeschichte (Lk 2) und die Erscheinungen des auferstandenen Jesu in Galiläa (Lk 24,13-35) beibehalten.
Im zweiten Teil beschäftigt sich VON SODEN mit der Behandlung des Textes. Die Überlieferung der BG ruhe auf dem Text des Novum Testamentum Graece, das sich auf den Vaticanus und Sinaiticus stützt.87 Auf dieser Grundlage seien in der BG „zweifellos sekundäre Textglättungen“ aufgenommen worden, um ein leichteres Verstehen bei den Lesern zu erzielen. Dieses Vorgehen ist nicht ungewöhn- lich, jedoch sei es bedenklich, dass mit diesen vermeintlich leichteren sekundären Lesarten auch „die Tendenzen mit aufgenommen werden, aus denen sie hervorgingen.“88 Bei Lesarten, die textkritisch nicht eindeutig zu klassifizieren sind, billigt VON SODEN den Verfassern zwar eine eigene Wahl zu, auch wenn er einige dadurch entstandene Lesarten nicht gutheißen könne.89 Was er allerdings scharf kritisiert und ablehnt, sind die Verdeutschungen, denen bsw. Ortsnamen- und Maßeinheiten unterzogen worden sind. Dies komme einer Entmündigung des Rezipienten gleich, der doch wisse, dass man „zur Zeit Jesu nicht mit Thalern rechnete.“90 Die Welt, in der Jesus gelebt habe, sei die jüdische Welt gewe- sen. Wenn man alles Jüdische aus den Berichten des Lebens Jesu entferne, gleichzeitig aber das Jüdi- sche an den Berichten der ihm feindlich gesonnenen Umwelt unterstreiche, verkehre man die geschicht- lichen Verhältnisse. Dies betrifft den jüdischen Kultus und dessen Begrifflichkeiten, die entweder ver- deutscht oder in Frontstellung zum Judentum verwendet worden seien. Auch der Empfängerkreis Jesu Botschaft sei verkehrt worden. Jesu Botschaft gelte allen Menschen, aber die Juden scheinen ausge- schlossen zu sein, da alle diesbezüglich positiven Worte Jesu gestrichen worden seien.91 Diesem An- liegen der Verfasser käme ebenso die Unterstreichung oder Einfügung heidnischer Passagen bzw. Ter- mini sowie die Tilgung der „ganze[n] Sprache alttestamentlich-jüdischer Frömmigkeit [entgegen].“92 Am radikalsten und entgegen der synoptischen Überlieferung zeige sich dies an der Behandlung des Hoheitstitels Messias. Dieser sei von den Synoptikern bekanntlich nicht genutzt worden, doch in die BG wird er überall dort eingesetzt, wo Jesus den Titel, Christus, für sich ablehnt, denn „er [= Jesus] will mit ihm in keinem Sinn, weder von Gegnern noch von Jüngern, bezeichnet sein.“93 Die Ablehnung der Messianität Jesu habe, so VON SODEN, Auswirkungen auf das Verständnis der Gottesherrschaft. Zwar bleibe diese weiterhin „Hauptgegenstand der Verkündigung“94, doch werde sie in uneschatologi- scher Weise auf das Diesseits, die sittlichen „Entscheidungen und Folgerungen im Leben der Menschen verengt.“95 Darüber hinaus seien alle Worte Jesu, die auf das Kommen des Menschensohnes hindeuten, d.h. die einen apokalyptischen Horizont eröffnen, der Tilgung zum Opfer gefallen. Die Verfasser der BG entziehen dem eschatologischen Verständnis der Gottesherrschaft somit die Textgrundlage.96 Harsch kritisiert VON SODEN die „kleine[n] Verdeutlichungen“97, die zum besseren Verständnis einge- pflegt worden sind, jedoch „öfter recht anfechtbar“98 erscheinen. Es handele sich dabei oftmals nur um Abschwächungen der bildhaften, kräftigeren Ausdrücke. In ihrer Art würden die Verdeutlichungen an die Glosseme erinnern, mit denen die „jüdischen Targume die alttestamentlichen Texte interpolieren.“99 Sofern fachlich richtig, seien solche Glosseme legitim, doch müssten sie auch als „Textzusätze kennt- lich gemacht werden.“100
Mit dem ‚fachlichen Seitenhieb‘, die Verfasser der BG gingen wie jüdische Schriftausleger vor, fasst VON SODEN seine Untersuchungsergebnisse abschließend zusammen. Nicht wenige Menschen werden von der BG enttäuscht und irritiert sein, weil diese „das Evangelium an nicht wenigen und nicht unwe- sentlichen Stellen verkürzt und verändert [habe und] weil es im Gegensatz zu seinem Vorhaben ein ungeschichtliches Bild von Jesus gibt.“101 Das in der BG zur Erfüllung dieses Ziels angewandte „Filt- rierungsverfahren“102 sei wissenschaftlich nicht durchführbar und umsetzbar. In der BG sei der ur- sprüngliche Überlieferungsbestand nicht herausgearbeitet, sondern unter „teils historischen, teils theo- logischen Gesichtspunkten“ eine Auswahl aus den Evangelien getroffen worden, die „Geschichte und Glauben mischt [und] insoweit ebenso das Werk einer Gemeinde und nicht der Wissenschaft ist.“103
3.1.2. Der Lukas-Kommentar (21961)
Als 1961 GRUNDMANNS Kommentar zum LkEv „Das Evangelium nach Lukas“ 104 herauskam, war er als Rektor am Eisenacher Katechetenseminar tätig. Überdies wirkte er als theologischer Berater der Evangelischen Verlagsanstalt Berlin, die seine Bibelkommentare herausgab105, welche in Ost- wie Westdeutschland lange als Standardwerke angesehen worden sind.106
In seinem kurzen Einleitungstext erwähnt GRUNDMANN, dass es sich beim vorliegenden Text um eine Neubearbeitung des Kommentars von FRIEDRICH HAUCK (1882-1954) handele.107 Die Untersuchung des LkEv, die GRUNDMANN auf Basis des hauck´schen Kommentars anstellt, zeigt die wesentlichen Charakteristika biblischer Kommentarliteratur.
Zunächst, was gleichzeitig der wichtigste Unterschied zur Rezeption des LkEv in der BG ist, wird der gesamte Textbestand des LkEv untersucht. Dieser Unterschied ist intentional bedingt, denn wäh- rend in der BG der Text des LkEv aus oben dargelegtem Anliegen heraus ‚verwendet‘ wird, wird er im Lk-Kommentar ‚ausgelegt‘. Das „Hauptgewicht dieser Auslegung [liegt dabei] in der Einzelexe- gese.“108 Deshalb werden alle Perikopen in der Weise bearbeitet, dass zunächst eine Übersetzung ins Deutsche und daran anschließend die Auslegung erfolgt. Bei Letzterem, worin der zweite wesentliche Unterschied zur BG liegt, nutzt GRUNDMANN eine Fülle an Sekundärliteratur, die er in seinem Fußno- tenapparat vermerkt.109
Ein weiterer Unterschied zwischen der BG und dem Lk-Kommentar liegt in der Quellennutzung. In der BG liegt der Fokus auf dem MkEv, dem MtSG, dem LkSG sowie auf Q. Im Lk-Kommentar wiederum sollen bei seiner Einzelexegese u.a. die „dem Lukas mit Matthäus gemeinsamen […] Überlieferun- gen“110 in den Blick genommen werden. Dies bedeutet einen Unterschied zur Unterminierung des mat- thäischen Materials in der BG. Die „gestaltenden Absichten des Lukas“111 lassen sich nur aufdecken, wenn man sich mit den „drei großen Gruppen [beschäftigt], in die sich der von Lukas verwendete Stoff aufgliedern lässt.“112 Zum einen den Stoff, den das LkEv mit dem Mk- und MtEv gemeinsam hat, zum anderen die „lukanisch-matthäische Überlieferung Q“113 sowie die „dem Lukas eigene Sonderüberlie- ferung (SLk).“114
3.2.Aufbau und methodisches Vorgehen
Nach der bereits erfolgten Gegenstandsanalyse sind zwei weitere Schritte notwendig, um die Rezeption des LkEv in der BG zu bearbeiten.
Zuerst erfolgt eine quantitative Analyse zum lukanischen Textbestand (Kap. 4). Dies ist m.E. zum einen sinnvoll, weil damit innerhalb der qualitativen Analyse ‚plakative Formulierungen‘ 115 vermieden und eine für jedermann nachvollziehbare Datenbasis geschaffen werden können, sodass die Untersu- chungsergebnisse überprüfbar werden. Zum anderen bietet sich eine derartige Analyse an, da bereits aus der Quantität der Rezeption heraus, die angelegte Methodik sowie die theologische Grundhaltung verifiziert bzw. falsifiziert werden können. Durch diese Quantifizierung, die sich an den Forschungs- meinungen zur Abfassungszeit des jeweiligen Werkes orientiert, sollen überdies die Untersuchungsge- genstände eingegrenzt werden.
Daran schließt die qualitative Analyse zum lukanischen Textbestand an (Kap. 5). Entsprechend der quantitativen Analyse, so viel sei vorweggenommen, wird eine Auswahl des verwendeten bzw. ausge- lassenen LkSG im Fokus der Vergleichsanalyse stehen. Als Erstes werden die verwendeten Perikopen betrachtet (Kap. 5.1.). Ausgehend von der BG, deren Autoren die genutzte Sekundärliteratur nicht an- geben, treffen im Vergleich zum Lk-Kommentar eine implizite und eine explizite Methodik aufeinan- der. Dies muss in der qualitativen Analyse berücksichtigt werden, sodass sie zunächst mit der Positio- nierung/Kontextualisierung im jeweiligen Werk unter Beachtung etwaiger textkritischer Erkenntnisse des NT Graece 1 6 beginnt, woran sich der Vergleich der jeweiligen Übersetzungen anschließt. Aufgrund der dadurch gewonnenen Einsichten sollen die exegetischen Forschungsmeinungen der 30er/40er Jahre, die GRUNDMANN in seinen Veröffentlichungen und Vorlesungen nachweislich genutzt hat, her- angezogen werden.116 So soll überprüft werden, ob sich einerseits Entscheidungen bei der Konzeption der BG auf bestimmte Forschungsmeinungen stützen und ob sich andererseits Veränderungen oder Kontinuitäten innerhalb der Haltung GRUNDMANNS im Lk-Kommentar nachweisen lassen.
Diese Ergebnisse sind wiederum notwendig, um als Zweites die ausgelassenen Perikopen zu analy- sieren (Kap. 5.2.). Da hier ist ein Übersetzungsvergleich nicht möglich ist, lassen sich die in Kap. 5.1. gemachten Erkenntnisse nur anhand der Auslegung des Lk-Kommentars überprüfen und mit den Ent- scheidungen der BG in Beziehung setzen. Nicht die gesamte BG kann nachfolgend analysiert werden. Lediglich ihr erster Teil, die ‚Evangelienharmonie‘ „Jesus der Heiland“, wird hinsichtlich der Rezep- tion des LkEv betrachtet.117 An Stellen, an denen ein Verweis auf die anderen Teile der BG notwendig erscheint, erfolgt dies in den Fußnoten.
4. QUANTITATIVE ANALYSE ZUM LUKANISCHEN TEXTBESTAND
4.1.Erhebung zum lukanischen Textbestandes
Das Inhalts- und Stellenverzeichnis zeigt, dass „I. Jesus der Heiland“ aus sieben Hauptabschnitten besteht, innerhalb derer sich zwölf Unterabschnitte finden lassen. Diese wiederum umfassen 130 Le- seeinheiten.118 Genau 64 dieser Leseeinheiten beziehen sich entweder ausschließlich auf das LkEv, auf Kompilationen aus allen drei synoptischen Evangelien, resp. den Synoptikern unter Zusatz des JohEv oder auf Kompilationen aus dem LkEv unter Zusätzen der Kirchenväter. Somit ist das LkEv in 49,23% des Inhalts der BG vertreten. Mit insgesamt 76 Belegen (= 58,46% der BG) in kompilierter wie nicht kompilierter Form sind nur noch die markinischen Belege höher repräsentiert.119 Bei 44 Belegen (= 33,84% der BG) in kompilierter wie nicht kompilierter Form nehmen die matthäischen Belege den dritten Platz in dieser Häufigkeitsverteilung ein. Auch johanneisches Material findet sich im ersten Teil der BG. Jedoch sind es nur drei Belege (= 2,3% der BG) in kompilierter wie nicht kompilierter Form.120
Differenziert man diese Verteilung jedoch auf die tatsächlich in der BG genutzten Vv. der einzelnen Evangelien, zeigt sich, dass das Material des LkEv nicht in demselben Umfang genutzt wird wie es als Zeuge der Leseeinheiten ausgewiesen ist. Vom Textbestand des LkEv (1.151 Vv.) werden in der BG 383,5 Vv. genutzt (= 33,32% des LkEv). Vom Textbestand des MkEv (678 Vv.) werden in der BG wiederum 451 2/3 Vv. genutzt (= 66,61% des MkEv).121 Lediglich 189 2/3 Vv. des matthäischen Text- bestandes (1.071 Vv.) finden Einzug in die BG (= 17,71% des MtEv).122 Vom JohEv (879 Vv.) werden nur 13 Vv. genutzt (= 1,48% des JohEv).123 Bei der vorliegenden Aufgabenstellung wäre es angebracht, alle 385,5 Vv. des verwendeten sowie die 767,5 ausgelassenen Vv. des lukanischen Textbestandes124 zu analysieren, um ein geschlossenes Bild der Rezeption zu erhalten. Da dies im Rahmen der vorlie- genden Arbeit nicht erfolgen kann, muss der Untersuchungsgegenstand eingegrenzt werden.
Nach der Synopse ALBERT HUCKS (1867-1942)125 sind 462 von 1.151 Vv. des lukanischen Textbe- standes dem LkSG zuzurechnen, d.h., dass 40,14% des LkEv keine Entsprechungen in den anderen Evangelien haben. Von diesem Sondergut wiederum werden in der BG genau 221 Vv. genutzt (= 47,84% des LkSG).126 Dieses tatsächlich verwendete Material des LkSG nimmt auf den tatsächlich in der BG verwendeten lukanischen Textbestand 57,63% ein. Ebenfalls speisen sich 224 von 1.071 Vv. des matthäischen Textbestandes aus dem MtSG (= 20,92% des MtEv). Dies wiederum auf den Umfang des in der BG verwendeten matthäischen Textbestandes gerechtet, beträgt 36,64%. Ebenso der Synopse HUCKS zufolge sind 260 2/3 Vv. des lukanischen Textbestandes (= 22,65% des LkEv) der Q zuzurech- nen. Hiervon wiederum werden in der BG 142 2/3 Vv. genutzt (= 37,20% des verwendeten LkEv).127
Diese quantitativen Häufigkeitsverteilungen lassen methodisch-exegetische Grundentscheidungen in der Abfassung der BG erkennen bzw. bestätigen die methodischen Ausführungen GRUNDMANNS, FROMMS und von SODENS. Die Verfasser beziehen sich zur Erstellung ihrer assimilierenden ‚Evange- lienharmonie‘ maßgeblich auf das MkEv, auf das Sondergut der Synoptiker und auf die Logienquelle. Sie richten ihre Textauswahl, so der erste Eindruck, somit an den Erkenntnissen der Zwei-Quellen- Theorie aus, was nach wissenschaftlichem Erkenntnisstand als legitim gewertet werden muss. Der ge- genüber GRUNDMANN erhobene Vorwurf einer neo-marcionistischen Entjudung des Neuen Testaments, v.a. im Hinblick auf eine vermeintliche Dominanz des LkEv, lässt sich quantitativ nicht bestätigen.128 Es muss sich bei der nachfolgenden Analyse der lukanischen Sondergut-Perikopen zeigen, ob dieser Vorwurf qualitativ haltbar ist.
4.2. Auswahl und Einschränkungen hinsichtlich der weiteren Analyse
Auch das LkSG kann nicht gänzlich analysiert werden. Um jedoch ein möglichst breites Untersuchungs- feld abzudecken, orientiert sich die vorliegende Arbeit an drei Kriterien.
Zum Ersten soll bei der Analyse eine Auswahl unterschiedlicher Gattungen betrachtet werden. So werden neben Jesu Reden, resp. Predigten, biographisch konnotierten Erzählungen (Apophthegmata), Gleichnisse und Heilungswunder des LkSG ausgewählt und analysiert. Durch diese Auswahl sollen et- waige gattungsspezifische Besonderheiten in der Rezeption aufgedeckt werden.
Zum Zweiten orientiert sich die Auswahl am Aufbau der BG. Aus möglichst jedem der Haupt- bzw. Unterabschnitte sollen Leseeinheiten ausgewählt werden, die im Idealfall als nicht kompiliertes Mate- rial vorliegen. Dadurch soll erstens die BG in ihrem gesamten Umfang ernstgenommen und zweitens die Rezeption des bloßen LkSG nachvollzogen werden.
Und zum Dritten werden neben denen in der BG verwendeten lukanischen Sondergut-Perikopen auch jene Perikopen betrachtet, die in der ‚Evangelienharmonie‘ nicht rezipiert worden sind. Entsprechend dieser Kriterien werden folgende lukanische Perikopen analysiert: Lk 2,41-52; 3,10-14; 4,16-30; 7,11- 17 ; 10,2-37; 13,10-17; 14,7-14; 15,11-32; 16,19-31; 23,6-16.
4.3. Anordnung und Kompilation des lukanischen Sonderguts in der „Botschaft Gottes“
In der nachfolgenden Tabelle sind der Umfang des LkSG, wie er dem Erkenntnisstand der späten 30er Jahre entspricht, seine Verwendung und Fundstellen in der BG sowie etwaige Kompilationspartner vermerkt.129
130 Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mehrere Erkenntnisse lassen sich aus dieser Aufstellung entnehmen:
Tabelle 1
E rste n s ist das LkSG integraler Bestandteil der Konzeption der BG, da es sich in 6 von 7 Hauptabschnit- ten und in 8 von 12 Unterabschnitten finden lässt.131
Z we i tens variiert der Umfang der verwendeten bzw. der ausgelassenen lukanischen Sondergut-Peri- kopen erheblich. Es werden ganze Erzählabschnitte132 sowie Einzel- bzw. Teilverse133 aufgenommen. Diese Varianz findet sich ebenso bei den ausgelassenen Erzählabschnitten134 sowie bei den ausgelas- senen Einzel- bzw. Teilversen.135
Drittens werden die aufgenommenen Sondergut-Perikopen nicht durchgängig in derjenigen Reihen- folge in die BG eingepflegt, in der sie im neutestamentlichen Kanon tradiert sind.136 Daneben gibt es aber auch Belege dafür, dass die ursprüngliche Reihenfolge des LkSG aufrechterhalten wird.137
Diese ersten drei Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Anordnung des LkSG dem theologisch- interpretatorischen Grundanliegen der BG folgt, um ein geschlossenes und verständliches Jesusbild zu schaffen.138
Viertens wird das theologisch-interpretatorische Grundanliegen der BG ebenfalls durch die Kompi- lationsanordnung des LkSG deutlich. Von insgesamt 30 Belegen rezipierten Sonderguts sind 8 Belege aus der Kompilation mit anderem synoptischen Material entstanden. Innerhalb dieser Kompilationen finden sich zwei, die Material aus dem MkEv aufweisen139 ; drei, die Material aus dem MtEv heranzie- hen140 und weitere drei, die sowohl auf markinisches und matthäisches Material zurückgreifen.141 Inte- ressant ist, dass zwei dieser Kompilationen durch das Material des LkSG eröffnet werden (BG 17.82), während zwei weitere Kompilationen durch LkSG abgeschlossen werden (BG 41.76). Eine weitere
[...]
1 ZLOTOWICZ, Jensen: Ein dunkler Fleck wird aufgearbeitet. Eindrucksvolle Ausstellung über Kirche in der Nazizeit. In: TLZ vom 21.03.2007.
2 Zur Biographie WALTER GRUNDMANNS, siehe ARNOLD: Entjudung, Bd. II, S. 801f.
3 Vgl. FACIUS, Gernot: Theologe des Antijudaismus. In: Glaube und Heimat (Nr. 18), 03. Mai 2009.
4 OBERTHÜR, Peter (Dorndorf-Steudnitz): Verharmlosung der Vorgänge. Wirklich sehr umstritten. An der Person Walter Grund- manns scheiden sich die Geister. In: Glaube und Heimat (Nr. 48), 26. November 2006.
5 Vgl. STADE, Edith (Waltershausen). Wie eins Paulus. Wirklich sehr umstritten. An der Person Walter Grundmanns scheiden sich die Geister. In Glaube und Heimat (Nr. 48), 26. November 2006.
6 BStU, ZA, AIM 2455/69. Angabe entnommen VOLLNHALS, Clemens (Hrsg.): Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit. Eine Zwischenbilanz, Berlin 21997, S. 218, FN 17.
7 Vgl. HOTTENROTT, Christa: Positive Leistungen würdigen. Wirklich sehr umstritten. An der Person Walter Grundmanns schei- den sich die Geister. In: Glaube und Heimat (Nr. 48), 26. November 2006.
8 Nachfolgend als BG und Lk-Kommentar abgekürzt.
9 SCHNELLE: Einleitung, S. 286.
10 Vgl. BULTMANN: Erforschung, S. 6. Den heidenchristlichen Adressatenkreis vertritt ebenso GRUNDMANN (LKAE 31-002, NL Grundmann Nr. 39, ohne Datum: Vorlesungsmanuskripte. Erklärung der synoptischen Evangelien, S. 8).
11 Vgl. SCHNELLE: Einleitung, S. 286.295f.
12 INSTITUT ZUR ERFORSCHUNG DES JÜDISCHEN EINFLUSSES AUF DAS DEUTSCHE KIRCHLICHE LEBEN (Hrsg.): Die Botschaft Gottes, Leipzig 1940, Geleitwort, S. V.
13 Zur Biographie ERICH FROMMS und seiner Institutsarbeit, siehe ARNOLD: Entjudung, Bd. II, S. 798; VM I (1939), S. 5.
14 Zur Biographie HANS FREIHERR VON SODENS und seiner Tätigkeit in der BK, siehe ARNOLD: Entjudung, Bd. II, S. 832; HAU- SCHILD: Lehrbuch, S. 872-874.
15 Eine ausführliche Beschäftigung mit diesem Institut liefert ARNOLD: Entjudung, Bd. II, S. 455-763.
16 Zit. nach Ebd., S. 481.
17 Neben diesem gab es noch über folgende AK: „Schriftprinzip“, „Religionstypologie“, „Kunstwerkbeurteilung“, „Geopolitik“,„Altes Testament“, „Neues Testament“, „Quellensammlung“, „Kirchengeschichte I/II“, „Kirchengeschichte III“, „Einzelpersön- lichkeiten“, „Deutsche Mystik“, „Spinoza und jüdische Philosophie“, „Politischer Katholizismus“, „Jüdische Verfälschung“, „Kir- chenrecht“, „Jüdische Literatur“, „Volkskunde“, „Judenmission“, „Jüdische Religionsprobleme“, „Freimaurerei“, „Völkisches Christentum“, „Theologie des 19. Jahrhunderts“, „Gesangbuchrevision“, „Lebensgeleitbuch“, „Aufklärungsmaterial“. Vgl. dazu VM I (1939), S. 3f.; WAGENFÜHRER: Arbeitsbericht, S. 108-114.
18 Zur Biographie WILHELM BÜCHNERS, HEINZ HUNGERS, HEINRICH WEINMANN und LUISE VON STRAUß UND TORNEYS, siehe AR NOLD: Entjudung, Bd. II, S. 791.806.833.839; BÄRWALD: Passion, S. 5, FN 7.
19 VM I (1939), S. 4.
20 Vgl. A.a.O.
21 Man befürchtete, die BG würde als Propagandaschrift abgesehen werden, wenn sie ausschließlich im DC-Verlag publiziert würde. Vgl. dazu ARNOLD: Entjudung, Bd. II, S. 651, JERKE: Volkstestament, S. 228.
22 „ I I . Jesus der Gottessohn“ ist der Abschluss der ‚Evangelienharmonie‘ und bearbeitet ausschließlich das JohEv. „III. Jesus de r Herr“ kompiliert die neutestamentlichen Briefe und der letzte Teil, „IV. Das Werden der Christusgemeinde“ kombiniert diverse paulinische Briefe sowie die Apg, unter vereinzelter Beimengung des Mk- und LkEv.
23 BG, Geleitwort, S. V.
24 Ebd., S. VI.
25 A.a.O.
26 A.a.O.
27 Vgl. GRUNDMANN, Walter: „Unsere Arbeit am Neuen Testament“. Grundsätzliche Bemerkungen zu dem vom „Institut zur Erforschung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben‘ herausgegebenen Volkstestament. In: VM I (1939), S. 6-22.
28 Ebd., S. 6.
29 Vgl. Ebd., S. 7.
30 GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 8.
31 A.a.O. GRUNDMANN erwähnt, dass es zwei Varianten der BG geben wird. Eines mit textkritischen Anmerkungen in unter- schiedlichen Drucktypen und eine Volksausgabe, in der keine kritischen Überlegungen vermerkt werden. Letztere solle als schrift- liche Basis einer zeitgemäßen Gottesdienstpraxis fungieren (Vgl. GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 8-9).
32 Auch die Jesusbilder der Evangelien subsumiert GRUNDMANN unter diese Prägungen. So verkündet „Lukas […] unter Verwen- dung verschiedener Traditionen einer hellenistischen Gemeinde Jesus als den Weltheiland, Matthäus wächst aus einer judenchrist- lichen Gemeinde heraus und bezeugt Jesus als den Menschensohn-Messias“ (GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 11).
33 Vgl. GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 12. GRUNDMANN zählt darunter bsw. den Zusatz in Mk 12,29 „Höre Israel, der Herr, dein Gott, ist ein einziger.“ Unter der Begründung, dass in den Parallelüberlieferungen bei Lk und Mt dieser deutliche Bezug zum Sch‘ma Israel (Dtn 6,4) nicht enthalten ist, sieht er es als Beleg einer sekundären Einfügung.
34 Vgl. GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 13. Darunter zählt GRUNDMANN u.a. einige Perikopen des LkSG (Lk 7,11-17). Einige Sondergut-Perikopen wie bsw. die Weihnachtsgeschichte (Lk 2,1-20) behält GRUNDMANN jedoch bei, weil sie bereits zu stark in die Volksfrömmigkeit eingegangen sind (Vgl. dazu JERKE: Volkstestament, S. 208).
35 Vgl. GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 13. Zur dieser Gruppe zählt bsw. die Heilung des besessenen Geraseners (Mk 5,1ff.), die Verklärung Jesu (Mk 9,2ff. par) oder auch die Speisung der Fünftausend (Mk 6,34-44 par).
36 GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 13-14. Das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus (Lk 16,19-31) rechnet GRUNDMANN zu diesen Spruchreihen, weil die Geschichte eher zum palästinischen Anawim-Kreis als zur Verkündigung Jesu passen würde. Diese Haltung korreliert zu der BULTMANNS, der der Meinung ist, dass die Vorliebe des Lukas zu Armen genereller „Aus- druck der Anawimfrömmigkeit [ist]“ (BULTMANN: Geschichte, S. 392).
37 GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 15. Da Lk 18,2-8 in Lk 11,5-8, beides sind lukanische Sondergut-Perikopen, inhaltlich enthal-ten ist, wird erstere u.a. ausgeschlossen. JERKE interpretiert dieses Kriterium als Ausnutzen der vermeintlichen Bibelunkenntnis der Rezipienten der BG (Vgl. JERKE: Volkstestament, S. 209).
38 Vgl. GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 16.
39 1 . Sein Ursprung; 2. Sein Aufbruch; 3. Seine Botschaft; 4. Seine Gefolgschaft; 5. Sein Kampf; 6. Sein Kreuz; 7. Sein Sieg. Zum Aufbau der BG siehe auch: 9.3. Aufbau der „Botschaft Gottes“ (Tabelle 4), S. III-VI.
40 GRUNDMANN. Unsere Arbeit, S. 16.
41 Vgl. Ebd., S. 18f. Meines Erachtens, und hier stimme ich mit VON SODEN überein (Vgl. SODEN, Hans Freiherr von: Die synop- tische Frage und der geschichtliche Jesus, Essen 1941), untergraben die Autoren mit diesen Verdeutlichungen ihren eigenen An- spruch. Denn nachdem sie Zusätze herausgelöst haben, fügen sie neue hinzu.
42 GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 22.
43 Vgl. FROMM, Erich: Die „Botschaft Gottes“. In: VM II/III (1940), SS. 45-48.
44 Ebd., S. 45.
45 FROMM, Erich: Das Volkstestament der Deutschen. Ein Geleitwort zu der vom "Institut zur Erforschung des jüdischen Einflus- ses auf das deutsche kirchliche Leben" herausgegebenen Botschaft Gottes, Leipzig 1940, Geleitwort, S. 5.
46 Ebd., S. 6.
47 A.a.O.
48 Ebd., S. 7.
49 Ebd., S. 8.
50 Vgl. Ebd., S. 10.
51 Untermauert wird dies durch die zeit- und religionsgeschichtlichen Erkenntnisse sowie durch die nationalsozialistische Welt- anschauung, die zu „entschiedener Absage an allen jüdischen Geist erzogen hat (Vgl. FROMM: Geleitwort, S. 11).
52 FROMM: Geleitwort, S. 12; GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 8. Hinter dieser Kritik steht vermutlich das Neuheidentum des NSDAP-Chefideologen ALFRED ROSENBERGS (1893-1946), welchem sich das ‚Eisenacher Institut‘ erwehren wollte (Vgl. JERKE: Volkstestament, S. 210).
53 „So wurde er [= LUTHER] genötigt, bei seiner Bibelübertragung mit der ihm überkommenen Anordnung der Schriften im Neuen Testament zu brechen“ (FROMM: Geleitwort, S. 13).
54 FROMM: Geleitwort, S. 14.
55 FROMM bezieht die Vaterschaft Gottes auf alle Menschen. Als ‚Söhne Gottes‘ soll die Art des Vaters „[…] aus den Söhnen leuchten. Darum wird auch die wahre Verbundenheit unter den Menschen gegründet auf Vergebungsbereitschaft, tätige Hilfe und unzerstörbaren Gemeinschaftswillen.“ (FROMM: Geleitwort, S. 16). Mit dieser Haltung argumentiert FROMM zwar schöpfungstheo- logisch zutreffend, doch seine vorausgehende Folgerung bzgl. der nationalsozialistischen Erziehungsarbeit und der Aussonderung allen Jüdischen steht diesem versöhnenden Status diametral gegenüber. Auch GRUNDMANN versteht die BG als Darlegung des göttlichen Rufes an seine ‚Söhne‘, mit dem Ziel, sich zu Gott „hinzukehren“ (Vgl. GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 21).
56 FROMM: Geleitwort., S. 17.
57 Vgl. Ebd., S. 18f.
58 Ebd., S. 19.
59 Ebd., S. 20. Das JohEv klammert FROMM unter dem Vermerk, dass es sich um ein geschlossenes Kunstwerk „griechisch- arischer Geisteshaltung“ (FROMM: Geleitwort, S. 21) handele, bei der Zusammenschau des von der „I. Jesus der Heiland“ inten- dierten Jesusbildes aus.
60 FROMM: Geleitwort, S. 22.
61 Vgl. FROMM: Geleitwort, S. 21.
62 Ebd., S. 23.
63 A.a.O. Jesu Kreuzestod ist für diese Behauptung der beste Beleg. Nach jüdischem Gesetz hätte Jesus als Gotteslästerer gestei- nigt werden müssen. Dass ihn die Autoritäten Jerusalems an den römischen Landpfleger übergaben, zeigt, dass er nicht zum jüdi- schen Volk gehört habe (Vgl. FROMM: Geleitwort, S. 26). GRUNDMANN, der vor 1933 die Rassezugehörigkeit Jesu als „irrelevant bezeichnet hatte“ (ARNOLD: Entjudung, Bd. II, S. 715) wird sich als wissenschaftlicher Institutsleiter sehr ausgiebig mit der Ras- sethematik beschäftigen. (Vgl. GRUNDMANN, Walter: Jesus der Galiläer und das Judentum, Leipzig 1940; vgl. auch JERKE: Volks- testament, S. 212f., DEINES: Jesus, S. 43f.).
64 Vgl. FROMM: Geleitwort, S. 26. „Nur wer mit dem Alten, mit dem jüdischen Wesen völlig bricht, kann ein Christ sein.“ „Neues – das ist das Evangelium – und Altes – das ist seine jüdische Überlieferung“ (FROMM: Geleitwort, S. 28.32). An diesem Punkt ihrer methodischen Darlegung unterscheiden sich die Ausführungen FROMMS von denen GRUNDMANNS. Während dieser die Abtragung sekundärer Zusätze wissenschaftshermeneutisch erklärt, argumentiert FROMM auf einer eher populärwissenschaftlichen, leicht ver- ständlichen Weise. Zwar bringt er in den noch folgenden Einzelbeobachtungen (Vgl. FROMM: Geleitwort, S. 41-49) fachkundige Belege, doch wirken diese im direkten Vergleich zu seinen anfänglichen Ausführungen wenig überzeugend. An dieser argumenta- tiven Differenz wird deutlich, dass die Verantwortlichen um eine möglichst breite Rezeption der BG bemüht waren. Sie sollte nicht nur einen wissenschaftlichen, konstruktiven Diskurs ermöglich (Vgl. GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 21f.), sondern überdies dem breiten Publikum zugänglich und verständlich werden (Vgl. u.a. FROMM: Geleitwort, S. 21). Doch gleichzeitig verhindern sie mit ihrer unverhohlenen Frontstellung zum Judentum m.E. jedwede konstruktive Diskussion sowie das eigenständige Nachdenken der fachunkundigen Rezipienten.
65 FROMM: Geleitwort, S. 36.
66 A.a.O.
67 WÜNSCH. Harmonie, S. 627.
68 Vgl. Ebd., S. 626.
69 Vgl. WÜNSCH: Harmonie, S. 627.
70 JOHANNES GERSON (Jean le Charlier de Gerson, 1363-1429) versuchte in seinem Werk, „Monotessaron“, möglichst jedes Wort der Evv. zu übernehmen, dabei gleichzeitig aber die tradierte Abfolge der Berichte zu erhalten (Vgl. WÜNSCH: Harmonie, S. 630f.). ANDREAS OSIANDER (1498-1552), auf dessen 1537 erschienene „Harmonia evangelica“ der Terminus ‚Evangelienharmonie‘ zu- rückgeführt wird (Vgl. dazu ZAHN: Harmonie, S. 653), konnte bei seiner Harmonisierung keine Differenzierung zwischen wesent- lichen und unwesentlichen Berichten vornehmen und dementsprechend aussondern, sowie er die Abfolge und Anordnung der Be- richte des Lebens Jesu nicht in das Ermessen des Redaktors gestellt wissen wollte. So finden sich in seinem Werk u.a. drei Salbungen Jesu und drei Tempelreinigungen (Vgl. dazu WÜNSCH: Harmonie, S. 632.)
71 MARTIN CHEMNITZ (1522-1586) hat mit seiner „Harmonia evangelica“ (erschien vollständig erst 1652) ebenfalls eine ‚Evan- gelienharmonie‘ vorgelegt, deren Rezeption den Ausklang der Evangelienharmonistik markiert. Mit der Aufklärung und der histo-risch-kritischen Bibelforschung verlieren die Harmonisierungsversuche ihre Bedeutung und „können keinen Platz in der Geschichte der Evangelienharmonistik beanspruchen“ (WÜNSCH: Harmonie, S. 635).
72 Vgl SODEN: Frage, S. 5.
73 SODEN: Frage, S. 7.
74 Vgl. A.a.O.
75 Ebd., S. 8.
76 A.a.O.
77 Während seiner eigenen Studienzeit, besonders unter ADOLF SCHLATTER (1852-1938), war GRUNDMANN noch mit der For- schungsmeinung konfrontiert worden, dass das MtEv das ursprünglichste Evangelium sei. So vermerkt er in seinen VL-Mitschrif- ten: „Das ursprüngliche Evangelium ist das des Matthäus. Hier liegt die erste für Judenchristen geschriebene Konzeption vor. Mar- kus hat dieses Evangelium verkürzt, teilweise plastiziert und so zu einem Kurzevangelium gemacht“ (LKAE NL Grundmann 60: Kollegheft, 16. VI. 1927, o.P.). In seiner eigenen Lehrtätigkeit distanziert sich GRUNDMANN, u.a. unter Berufung auf SCHLATTER, von dieser Ansicht. „Hat Mk also Mt vor sich gehabt? Völlig ausgeschlossen […]“ (LKAE NL Grundmann 39: Erklärung, S. 3).
78 SODEN: Frage, S. 7.
79 Vgl. Ebd., S. 14.
80 Von diesem LkSG zählt er alle ausgelassenen Perikopen bzw. Einzelverse auf. Dabei unterläuft ihm ein Fehler, denn Lk 17,11-19 findet sich entgegen seiner Angabe sehr wohl in der BG (Vgl. SODEN: Frage, S. 16; BG 43:1-17).
81 SODEN: Frage, S. 19
82 Ebd., S. 10.
83 A.a.O.
84 Ebd., S. 12.
85 Vgl. Ebd., S. 16.
86 Die Emmaus-Perikope findet sich nicht in der ‚Evangelienharmonie‘, sondern erst in IV. Das Werden der Christusgemeinde. Vgl dazu Kap. 4.3, Tabelle 1.
87 Novum Testamentum Graece, hg. v. ERWIN NESTLE, Stuttgart 161936, nachfolgend abgekürzt als NT Graece 1 6.
88 SODEN: Frage, S. 22.
89 Vgl. Ebd., S. 23.
90 Ebd., S. 25.
91 Vgl. Ebd., S. 26.
92 Ebd., S. 27. VON SODEN ist der Meinung, dass sich diese „tendenziöse Behandlung des AT im Evangelium […] wissenschaftlich nicht rechtfertigen lassen [dürfte].“ (SODEN: Frage, S. 29.)
93 SODEN: Frage, S. 31. In diesem Zusammenhang bezieht sich VON SODEN auf die Schriften GRUNDMANNS (GRUNDMANN, Walter: Die Gotteskindschaft in der Geschichte Jesu und ihre religionsgeschichtlichen Voraussetzungen, Weimar 1938, S. 134-162; DERS.: Galiläer, S. 43ff., 114ff., 150ff.), aus denen hervorgeht, dass für GRUNDMANN „messianisches Denken […] satanische Versuchung [sei].“ (SODEN: Frage, S. 33.]
94 SODEN: Frage, S. 35.
95 A.a.O.
96 Vgl. Ebd., S. 37.
97 Vgl. GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 16.
98 Vgl. SODEN: Frage, S. 41.
99 Ebd., S. 42.
100 A.a.O.
101 Ebd., S. 43. Vgl. dazu GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 12.
102 Vgl. SODEN: Frage, S. 46.
103 Ebd., S. 47. Sein Gesamturteil fällt äußerst negativ aus, denn das deutsche Volk erhalte ein anderes und ärmeres Evangelium als die restliche christliche Welt (Vgl. SODEN: Frage, S. 51.)
104 GRUNDMANN, Walter: Das Evangelium nach Lukas, 2. neubearb. Aufl., Berlin 1961.
105 GRUNDMANN, Walter: Das Evangelium nach Markus, 2. neubearb. Auflage, Berlin 1959; DERS.: Das Evangelium nach Mat- thäus, Berlin 1968; DERS. Der Brief des Judas und der zweite Brief des Petrus, Berlin 1974.
106 Vgl. HOTTENROTT, Christa: Positive Leistungen.
107 GRUNDMANN, Walter: Das Evangelium nach Lukas, 2. neubearb. Aufl., Berlin 1961, Einleitungstext. Gemeint ist HAUCK, Friedrich: Das Evangelium nach Lukas, Leipzig 1934.
108 GRUNDMANN: Lukas, Einleitungstext.
109 Die wichtigsten Literaturangaben erfolgen bereits im Einleitungskapitel. Vgl. dazu GRUNDMANN: Lukas, S. 39-42.
110 GRUNDMANN: Lukas, Einleitungstext.
111 A.a.O.
112 Ebd., S. 7.
113 Ebd., S. 9.
114 Ebd., S. 11.
115 Diese Tendenz ist auch in der Arbeit VON SODENS zu beobachten. So gibt er an, dass „wo zu einzelnen MarkussprüchenParallelen bzw. Varianten in der Spruchsammlung (Q) begegnen, werden diese etwa in der Hälfte der Fälle vorgezogen“ oder dass „Q grundsätzlich ganz übernommen wird“ (SODEN: Frage, S. 11.14)ϭϰ
116 Zur genutzten Forschungsliteratur, siehe u.a. Literaturangaben in: LKAE 31-002, NL Grundmann Nr. 39, ohne Datum: Vor- lesungsmanuskripte. Erklärung der synoptischen Evangelien.
117 Die Abkürzung „BG“ wird beibehalten, meint aber ausschließlich diesen ersten Teil (Vgl. Abkürzungsverzeichnis).
118 Im weiteren Verlauf wird bewusst der Begriff ‚Leseeinheit‘ als Bezeichnung der Kapitel der BG genutzt. ‚Perikope‘ wird lediglich im Sinne des neutestamentlichen Kanons verwendet.
119 Vgl. auch SODEN: Frage, S. 8.
120 Zum markinischen Material: 36x nur markinische Belege; 10x in Kompilation zum MtEv; 15x in Kompilation zum LkEv, 9x in Kompilation zum Mt- und LkEv, 1x in Kompilation zum Mt-, Lk- und JohEv und 5x in Kompilation zum MtEv unter Beimengung von Kirchenväter-Zusätzen. Das matthäischen Material: 11x nur matthäische Belege; 10x in Kompilation zum MkEv; 8x in Kom- pilation zum LkEv; 9x in Kompilation zum Mk- und LkEv; 1x in Kompilation zum Mk-, Lk- und JohEv und 5x in Kompilation zum MkEv unter Beimengung von Kirchenväter-Zusätzen. Zum johanneischen Material: 1x nur johanneischer Beleg, 1x in Kom- pilation zum MtEv und 1x in Kompilation zum Mt-, Mk- und LkEv. Zur Berechnung der prozentualen Häufigkeitsverteilung, siehe:9.1. Quantitative Berechnung aller Belegstellen in der „Botschaft Gottes“ (Tabelle 2), S. I.
121 Die Angabe 2/3 resultiert aus dem zugrundeliegenden Auszählverfahren. Wurde in der Rezeption ein V. in zwei Bestandteile zerlegt (a.b) wurde jeder Teil mit einem Wert von 0,5 berechnet. Lag eine Dreiteilung des rezeptierten V. vor (a.b.c.), wurde jeder Teil mit einem Wert von 1/3 berechnet. Aufgrund dieses Verfahrens ergeben sich derartige statistische Werte.
122 Diese Unterminierung des MtEv. kann damit zusammenhängen, dass GRUNDMANNS formgeschichtliche Haltung – der Evangelist Matthäus würde für eine judenchristliche Gemeinde schreiben und überdies „sehr viel sekundäres Material [enthalten]“ (GRUNDMANN: Unsere Arbeit, S. 13) – ihn an einer intensiveren Rezeption dieses Evangeliums hindert. Diesbezüglich müsste jedoch eine separate qualitative Untersuchung zur Rezeption des MtEv erfolgen. Auch FROMM wertet das MtEv ab. Für ihn ist es judenchristlich verzeichnet worden, „[so]daß Jesus als Ziel und Höhepunkt der alttestamentlichen Religionsentwicklung erscheint.“ (FROMM: Geleitwort, S. 31)
123 Zur Berechnung dieser Häufigkeitsverteilung, siehe: 9.2. Verwendung der Evangelien in Bezug zu deren Gesamtumfang (Ta- belle 3), S. II.
124 Dies entspricht einer prozentualen Auslassung von 66,68% des lukanischen Textbestandes.
125 Vgl. HUCK, Albert: Synopse der ersten drei Evangelien, Tübingen 71928.
126 Die von JERKE vertretene Ansicht, die „von Matthäus oder Lukas gebotenen Sonderüberlieferungen [würden] nur vereinzelt auf[tauchen]“ (JERKE: Volktestament, S. 213), kann im Hinblick auf das LkSG nicht bestätigt werden.
127 Zur Berechnung dieser Häufigkeitsverteilung, siehe Tabelle 2, S. I. Zur Identifizierung und Klassifizierung des Textbestandes des LkSG, siehe: 9.6. Synoptischer Vergleich zum lukanischen Textbestand (Tabelle 7), S. XII-XVII.
128 Selbst VON SODEN zieht den Vergleich zwischen GRUNDMANN und MARCION (85-160), obwohl er letzterem mehr wissen- schaftliches Feingefühl bei der Erstellung seines Kanons zubilligt (Vgl. SODEN: Frage, S. 48). Seit Beginn der Evangelienharmo- nistik, so ZAHN, haben sich die ersten, später als häretisch verurteilten Versuche auf MARCION und v.a. auf dessen Ablehnung des Alten Testamentes unter gleichzeitiger Betonung des LkEv bezogen (Vgl. dazu ZAHN: Harmonie, S. 654). Die Quantität, in der die BG auf das LkEv gestützt wird, ist kein Beweis, dass GRUNDMANN das Bibelverständnis MARCIONS reaktivieren will. Während dieser dem Kanon lediglich eine entjudaisierte Fassung des LkEv und zehn Paulusbriefe zuordnet (Vgl. dazu BIENERT: Marcion, S. 182), wird sich in „I. Jesus der Heiland“ hauptsächlich auf das MkEv bezogen und ab „III. Jesus der Herr“ werden 15 von 21 neutestamentlichen Briefen als Textzeugen herangezogen (keine Aufnahme finden: Tit, Phlm, 2./3. Joh, Jud). Überdies werden bei der Rezeption des LkEv auch solche Stücke aufgenommen, deren jüdische Konnotation, wenn auch unter analogen antijudaistischen Beweggründen, bewusst erhalten bleibt. Dies wäre nicht im Sinne MARCIONS´ gewesen.
129 Die fett gedruckten Perikopen entsprechen denjenigen, die ALBERT HUCK zum LkSG zählt, welche heute jedoch nicht mehr darunter gerechnet werden bzw. deren Ursprung heute unklar erscheint.
130 Diese Perikope wird aus der statistischen Auswertung herausgelassen, weil sie nicht im ersten Teil der BG „I. Jesus der H e i l an d “, sondern erst im vierten Teil, „IV. Das Werden der Christusgemeinde“ rezipiert wird.
131 Einzig im letzten Hauptabschnitt, „7. Sein Sieg“ (BG 94-99) und in den Unterabschnitten „2. Sein Aufbruch. a) Beginn der Bot sc h af t von Jesus dem Heiland“ (BG 7-10); „ 2. Sein Aufbruch. b) Die wirkende Macht des Gottesreiches“ (BG 10-16); „3. Seine Botschaft. a) Die Bergpredigt“ (BG 21-26); „3. Seine Botschaft. c) Jesus ruft zum Reich Gottes“ (BG 33-35) ist kein Material des LkSG herangezogen worden.
132 Unter anderem: Lk 2,1-21b; 41-52; 4,16-30; 7,36-49; 10,29-37.38-42; 12,13-21; 13,1-9.10-17.31-33; 15,11-32; 16,1-9.10-12;17,7-10.11-19:20-21; 18,9-14; 19,1-10.
133 Unter anderem: u.a. Lk 2,25ab.26.27b-35; 8,1-3; 9,52-56; 10,17-20; 11,5-8; 12,36-38; 12,48b.49-50; 14,28-32; 18,1b; 19,39-40; 22,31-38; 23,39-43.
134 Unter anderem: Lk 1,1-75; 3,23-38; 5,1-11; 7,11-17; 14,1-6.7-14; 15,8-10; 16,19-31; 18,1a.2-8; 19,41-44; 23,6-16; 24,13-53.
135 Unter anderem: Lk 1,80; 2,21a.22-24.25c.27a.36-40; 3,10-14; 7,50; 9,51; 11,27-28; 12,47-48a; 15,1-2; 16,14-15; 21,34-36;22,15-18; 23,27-32
136 So geht u.a. die Geburtsgeschichte Jesu in Lk 2,1-21b (BG 3:1-4:21) der Deutung des neugeborenen Kindes in Lk 1,76-79 (BG 5:13-22) voran; der Bericht der Schwestern Maria und Marta in Lk 10,38-42 (BG 38:29-39:10) wird an einer früheren Stelle aufgegriffen als das eigentlich vorangehende Gleichnis vom barmherzigen Samariter in Lk 10,29-37 (BG 46:24-47:15); Jesu Rede vom Untergang der Galiläer nebst anschließendem Gleichnis vom Feigenbaum in Lk 13,1-9 (BG 70:15-71:7) wird dem Heilungs- wunder der verkrümmten Frau am Sabbat in Lk 13,10-17 (BG 65:8-29) nachgeordnet und ebenso wird das Gleichnis vom verlorenen Sohn in Lk 15,11-32 (BG 27:26-29:19) wesentlich früher von der BG rezipiert als das Gleichnis vom unehrlichen Verwalter in Lk 16,1-9 (BG 47:16-48:17).
137 So wird bsw. die Warnung Jesu vor der Habgier nebst Gleichnis vom reichen Kornbauern in Lk 12,13-21 (BG 54:25-55:29) abgeschlossen durch Jesu Worte zum Kommen des Herrn in Lk 12,36-38; auch wird das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner in Lk 18,9-14 (BG 29:20-30:4) unmittelbar durch die Erwähnung des Zöllners Zachäus in Lk 19,1-10 (BG 30:5-23) exemplifiziert.
138 Vgl. u.a. FROMM: Geleitwort, S. 21.
139 Lk 4,16-30 mit Mk 6,5a.6a (BG 17:14-18:21), Lk 23,39-43.46 mit Mk 15,22-32a.33-36 (BG 91:12-92:22).
140 Lk 11,5-8; 18,1b mit Mt 7,7-11 (BG 41:20-42:3), Lk 12,48b.16,10-12 mit Mt 25,14-30 (BG 56:1-57:31), Lk 17,20-21 mitMt 11,12 (BG 82:14-22).
141 Lk 10,2-3.5-6a.7-11.17-20 mit Mk 6,6b-9.12-13a.30-31; 9,38-40 und Mt 10,16b; 13,47-48 (BG 60:4-62:6), Lk 19,39-40 mit Mk 10,32a; 11,1-10a.c und Mt 21,10-11 (BG 76:5-23) und Lk 22,31-38 mit Mk 14,27-29 und Mt 26,34 (BG 85:31-86:23).
- Arbeit zitieren
- Daniel Horst Meyer (Autor:in), 2017, Die Rezeption des Lukasevangeliums bei Walter Grundmann in "Die Botschaft Gottes" und "Das Evangelium nach Lukas", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/507686
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