Neben dem anfänglichen inhaltlichen Konzept des Lebenslangen Lernens werden in dieser Arbeit die gesellschaftlichen Hintergründe, die Dimensionen und die Kritik bezüglich des Konzeptes dargestellt. Welche Relevanz das Konzept für die Bildung in der Kinder- und Jugendhilfe hat und welche Herausforderungen an die Bildungspraxis damit verbunden sind, werden in den angrenzenden Ausführungen erläutert. Abschließend wird die nachfolgend genannte These auf ihre Aussagekraft evaluiert.
Unumstritten festzustellen ist, dass Europa sich in Richtung Zeitalter des Wissens befindet und damit Konsequenzen für das kulturelle, wirtschaftliche und soziale Leben der Menschen verbunden sind. So vollzieht sich ein steter Wandel der Lern-, Lebens- und Arbeitsmuster, der von jedem Einzelnen sowie auch von gewohnten Handlungsmustern Anpassung und Veränderung beansprucht. Soll dieser Wandlungsprozess in eine wissensfundierte Wirtschaft und Gesellschaft erfolgreich verlaufen, so muss dieser sich am Konzept des Lebenslangen Lernens orientieren und es zu einem Grundprinzip entwickeln. Unumgänglich ist damit die Forderung nach einem gänzlich neuen Ansatz in der Bildung und dessen Umsetzung in die Praxis. Mittels der These "Lebenslanges Lernen erfordert ein erneuertes Bildungsverständnis" soll dieser Anspruch erörtert werden.
Lebenslanges Lernen kann gleichermaßen als Konzept, Leitbild oder bildungspolitisches Programm bezeichnet werden. Demgemäß sind auch die Begriffsdefinitionen recht vielfältig und es besteht keine einheitliche Begriffsbestimmung. Der primäre Blickwinkel älterer Definitionen bezieht sich daher mehr auf intentionale Lernformen, die meist schulischer Organisation sind. Dennoch ist die Grundaussage aller Definitionen, dass Lebenslanges Lernen kontinuierliches Lernen ist, welches sich über die gesamte Lebensspanne erstreckt. Dabei umfasst es das formale, non-formale und informelle Lernen an unterschiedlichen Lernorten, beginnend in der frühen Kindheitsphase bis einschließlich der Ruhestandsperiode. Vom konstruktivistischen Ansatz aus betrachtet, welcher Lernen als aktiven Konstruktionsprozess sieht, ist Lebenslanges Lernen ein selbst verantwortetes beziehungsweise selbstgesteuertes Lernen durch den Menschen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Konzept des Lebenslangen Lernen
2.1 Kennzeichen des Konzeptes
2.2 Gesellschaftliche Hintergründe der Entwicklung des Konzeptes
2.3 Dimensionen des Lebenslangen Lernen
2.4 Kritik am Konzept des Lebenslangen Lernens
3. Herausforderungen des Konzeptes Lebenslanges Lernen im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Bildungspraxis
3.1 Relevanz des Konzeptes in der Kinder- und Jugendarbeit/-hilfe
3.2 Herausforderungen des Konzeptes an die Bildungspraxis
4. Fazit
Literaturnachweise
Internetquellen
1. Einleitung
Unumstritten festzustellen ist, dass Europa sich in Richtung Zeitalter des Wissens befindet und damit Konsequenzen für das kulturelle, wirtschaftliche und soziale Leben der Menschen verbunden sind. So vollzieht sich ein steter Wandel der Lern-, Lebens- und Arbeitsmuster, der von jedem Einzelnen sowie auch von gewohnten Handlungsmustern Anpassung und Veränderung beanspruchen. Soll dieser Wandlungsprozess in eine wissensfundierte Wirtschaft und Gesellschaft erfolgreich verlaufen, so muss dieser sich am Konzept des Lebenslangen Lernens orientieren und es zu einem Grundprinzip entwickeln. Unumgänglich ist damit die Forderung nach einem gänzlich neuen Ansatz in der Bildung und dessen Umsetzung in die Praxis (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000: 3f.). Mittels der These „Lebenslanges Lernen erfordert ein erneuertes Bildungsverständnis“ soll dieser Anspruch erörtert werden.
Neben dem anfänglichen inhaltlichen Konzept des Lebenslangen Lernens werden nachfolgend die gesellschaftlichen Hintergründe, die Dimensionen und die Kritik bezüglich des Konzeptes dargestellt. Welche Relevanz das Konzept für die Bildung in der Kinder- und Jugendhilfe hat und welche Herausforderungen damit an die Bildungspraxis verbunden sind, werden in den angrenzenden Ausführungen erläutert. Abschließend wird die nachfolgend genannte These auf ihre Aussagekraft evaluiert.
2. Konzept des Lebenslangen Lernen
In den folgenden Ausführungen wird mittels meiner These „Lebenslanges Lernen erfordert ein erneuertes Bildungsverständnis“ das Konzept des Lebenslangen Lernens erörtert.
2.1 Kennzeichen des Konzeptes
Lebenslanges Lernen kann gleichermaßen als Konzept, Leitbild oder bildungspolitisches Programm bezeichnet werden. Demgemäß sind auch die Begriffsdefinitionen recht vielfältig und es besteht keine einheitliche Begriffsbestimmung. Der primäre Blickwinkel älterer Definitionen bezieht sich daher mehr auf intentionale Lernformen, die meist schulischer Organisation sind. Dennoch ist die Grundaussage aller Definitionen, dass Lebenslanges Lernen kontinuierliches Lernen ist, welches sich über die gesamte Lebensspanne erstreckt (vgl. Lang 2007:5). Dabei umfasst es das formale, non-formale und informelle Lernen an unterschiedlichen Lernorten beginnend in der frühen Kindheitsphase bis einschließlich der Ruhestandsperiode. Vom konstruktivistischen Ansatz aus betrachtet, welcher Lernen als aktiven Konstruktionsprozess betrachtet, ist Lebenslanges Lernen ein selbst verantwortetes bzw. selbstgesteuertes Lernen durch den Menschen (vgl. Dieckerhoff 2010: 9).
2.2 Gesellschaftliche Hintergründe der Entwicklung des Konzeptes
Anhand vielfacher Studien ist das Lebenslange Lernen schon seit den sechziger Jahren ein anhaltendes Thema auf nationaler und internationaler Ebene. Wenn auch die Resonanz auf die Konzeption des Lebenslangen Lernens in den achtziger Jahren eher gering ausfiel, so rief sie in den neunziger Jahren in Deutschland aufgrund fundamentaler ökonomischer und gesellschaftlicher Veränderungen neue Diskurse hervor (vgl. Lang 2007: 5). In diesen lag der Schwerpunkt auf dem informellen, selbstgesteuerten und selbstorganisierten Lernen inmitten des Konzeptes Lebenslanges Lernen. Weitere Hintergründe zur Hinwendung Lebenslangen Lernens sind eine dem demografischen Wandel geschuldete alternde Gesellschaft, der Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft und eine zunehmende globale Konkurrenz (vgl. Dewe/Weber 2007: 65). Verbunden damit sind zum einen die Erweiterung der beruflichen Perspektive, die zum anderen aber auch Zwänge und Erwartungen erzeugt sowie Flexibilität der Individuen erwartet. Wenn auch moderne Gesellschaften den Menschen mehr Möglichkeiten und Gestaltungsfreiheiten eröffnen, so fühlen sie sich dennoch auch mit Risiken und Unsicherheiten belastet (vgl. Dieckerhoff 2010: 10ff.). Phasen von Arbeitslosigkeit, Neuqualifizierung und beruflicher Umorientierung lösen die Perspektive der stabilen altgewohnten Berufsbiografie ab (vgl. ebd. 12) und erfordern die vermehrte Selbstbildung in informellen Bildungsprozessen sowie deren Verknüpfung in andere Handlungsfelder (vgl. ebd. 13).
2.3 Dimensionen des Lebenslangen Lernen
Nachdem 2001 eine vom Bundestag eingesetzte Expertenkommission neue Finanzierungsstrategien für das Konzept erarbeitete, wurden 2004 „Strategien für Lebenslanges Lernen“ durch die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung entwickelt. Der strategische Inhalt zeigt notwendige Veränderungen zur Förderung Lebenslangen Lernens in den verschiedenen Bildungsbereichen auf. Verstärktes Augenmerk soll hierbei auf die vermehrte Nutzung und Anerkennung des informellen und non-formalen Lernens gelegt werden (vgl. Lang 2007: 6).
In einem Memorandum zum Lebenslangen Lernen formuliert durch den Europäischen Rat im Jahr 2000, wird die Suche nach Antworten bezüglich der Modernisierungsprozesse deutlich. Bildung ist dabei, eine entscheidende Methode die vielfältige und komplexe moderne Gesellschaft zu beherrschen (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000: 8). Dennoch müssen diese Interpretationen von Lebenslangen Lernens kritisch betrachtet werden, da sie vordergründig zum Teil den gesellschaftlichen Nutzen sehen sowie den Bildungsbegriff auf den Erwerb von Wissen und Weiterbildung reduzieren (vgl. Dieckerhoff 2010: 19) Mit einem „Vier-Säulen-Modell“ gibt der ganzheitliche UNESCO- Ansatz eine Antwort auf die Bildungsbedürfnisse unseres jetzigen Jahrhunderts, welche auf einer breitgefächerten Grundbildung basieren. Lernen bedeutet hier Wissenserwerb, Erlernen von Handlungskompetenzen und sozialen Fähigkeiten sowie Persönlichkeitsentfaltung (vgl. ebd. 20).
2.4 Kritik am Konzept des Lebenslangen Lernens
Kritisch im Diskurs zu Lebenslangen Lernens sind der gesellschaftliche Druck und die Verantwortungslast zu betrachten, welcher besonders ältere Mensch trifft. Somit werden gesamtgesellschaftliche Angelegenheiten umgewandelt in individuelle Lernaufgaben (vgl. Hartmann 2008:9). Zudem bestehen die Gefahr, dass das Fach- und Handlungswissen immer effizienter werden, dagegen aber soziale Bereiche und bedeutende Bildungsaspekte ineffizient. Ein weiterer kritischer Aspekt sind die soziale Selektivität und ungleiche Chancen in der beruflichen Weiterbildung. So nehmen Menschen mit sehr umfangreichem Bildungsbestand häufiger fortführende Bildungsangebote an, als weniger gebildete Menschen oder sogar die ohne Berufsausbildung. In der Kritik stehen zudem Alter, Geschlecht und Herkunft als weitere Differenzkategorien, welche Einfluss auf die Bereitwilligkeit im Kontext Lebenslangen Lernens haben (vgl. ebd. 10).
3. Herausforderungen des Konzeptes Lebenslanges Lernen im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Bildungspraxis
3.1 Relevanz des Konzeptes in der Kinder- und Jugendarbeit/-hilfe
Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels hat sich in den letzten Jahrzehnten ein erhöhter Bedarf an neuen der Veränderung angepassten Lernkonzepten eröffnet. Hinzu kommt die Entstehung eines neuen Bewusstseins für die in vielen informellen Lernkontexten gesammelten bedeutenden Erfahrungen und deren Anerkennung (vgl. Willems 2011: 23). Das Konzept des Lebenslangen Lernens soll den Bildungsbegriff auf verschiedene Lernfelder und seine zeitliche Verankerung erweitern, setzt aber eine in der Kindheit gelungene „qualitativ hochwertige …Grundbildung für alle “ voraus (vgl. ebd. 24). In diesem Zusammenhang, als „andere Seite der Bildung “ (vgl. Dieckerhoff 2010: 33) hat die Kinder- und Jugendarbeit mit der Inszenierung von Bildungsarrangements eine entscheidende Grundlegung, um Kompetenzen zur Lebensbewältigung und Zukunftsgestaltung (vgl. ebd. 24) sowie zur Befähigung der Selbstbestimmung und Motivation gesellschaftlicher Mitverantwortung auszubilden (vgl. ebd. 44). Gegenüber den schulischen Bildungssettings, welche auf die kognitive Wissensvermittlung ausgerichtet ist, fördert die Kinder- und Jugendarbeit Kompetenzen durch offenere Lernsettings, die Bildungsmöglichkeiten und Inhalte der Schule erweitern. Ansetzend an die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen führt Jugendarbeit alternative Lernformen ein, schafft sozialen Ausgleich, hilft disziplinarische Probleme zu bewältigen und bietet eine sinnreiche Freizeitgestaltung an (vgl. Becker 2004: 3). Diese Lernsettings werden nicht in belehrender Form vermittelt, sondern haben in Form von Selbstentdeckung unter realen Bedingungen eine wichtige Bedeutung für die Alltagsbildung (vgl. Dieckerhoff 2010: 45).
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- Ines Schrötter (Autor), 2015, Lebenslanges Lernen. Relevanz und Herausforderungen für die Bildungspraxis, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/507164
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