Das Thema der Arbeit ist die Gewaltfreie Kommunikation (GfK). Hierfür thematisiert der Autor den Begriff der Lebensentfremdenden Kommunikation, den Prozess der GfK und die verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten auf Negativäußerungen. Im Anschluss wird der Fokus auf die Anwendbarkeit der GfK Methode in der Mediation gesetzt. Von dieser wird angenommen, dass sie eine völlig neue Sicht- und Herangehensweise an die Mediation zwischen zwei Menschen oder auch Gruppen darstellt. Hierzu wird ausschließlich auf Grundlagenliteratur Marshall Bertram Rosenbergs, des Begründers der Gewaltfreien Kommunikation, eingegangen.
Tagtäglich verletzen Menschen einander, teils bewusst, teils unbewusst. Die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) stellt eine Methode und Grundhaltung dar, die das Ziel verfolgt, solche Missverständnisse und Konflikte im beidseitigen Interesse und ohne Erfordernis eines konkreten Kompromisses, also der vollständigen Erfüllung der Bedürfnisse beider Seiten und dem Verzicht auf verbaler Gewalt, zu lösen. Die Methode der Gewaltfreien Kommunikation kommt in den verschiedensten Konfliktfällen zum Einsatz.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Lebensentfremdende Kommunikation
3. Prozess der Gewaltfreien Kommunikation
4. Reaktionsmöglichkeiten auf Negativäußerungen
5. Anwendbarkeit in der Mediation
6. Schlussbetrachtung
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Tagtäglich verletzen Menschen einander, teils bewusst, teils unbewusst. Die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) stellt eine Methode und Grundhaltung dar mit dem Ziel, eben solche Missverständnisse und Konflikte im beidseitigen Interesse und ohne Erfordernis eines konkreten Kompromisses, also der vollständigen Erfüllung der Bedürfnisse beider Seiten und dem Verzicht auf verbale Gewalt, zu lösen. Die Methode der Gewaltfreien Kommunikation kommt in den verschiedensten Konfliktfällen zum Einsatz. Da es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich ist, die Gewaltfreie Kommunikation in all ihren Fassetten darzustellen, wird nur auszugsweise der Begriff der Lebensentfremdenden Kommunikation, der Prozess der GfK und die verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten auf Negativäußerungen thematisiert und im Anschluss auf die Anwendbarkeit eben dieser Methode in der Mediation der Fokus gesetzt. Von dieser wird angenommen, dass sie eine völlig neue Sicht- und Herangehensweise an die Mediation zwischen zwei Menschen oder auch Gruppen darstellt. Hierzu wird ausschließlich auf Grundlagenliteratur Marshall Bertram Rosenbergs, des Begründers der Gewaltfreien Kommunikation, eingegangen.
2. Lebensentfremdende Kommunikation
Da Rosenberg den Begriff der Lebensentfremdenden Kommunikation sehr umfassend im Zusammenhang mit der Gewaltfreien Kommunikation anspricht, wird hier einmal genauer auf diesen eingegangen. Der Begriff der Lebensentfremdenden Kommunikation wird als Oberbegriff für die Äußerung von moralischen Urteilen, dem Anstellen von Vergleichen, dem Leugnen von Verantwortung, dem Äußern von Forderungen und weiteren für die Anwendung der GfK kontraproduktiven Ausdrucksweisen verwendet (Rosenberg, 2016, S. 29). Hier wird sich mit den moralischen Urteilen und dem weit verbreiteten Vergleichen mit den Mitmenschen befasst. Moralische Urteile sprechen eine, nach Rosenberg, in der heutigen Gesellschaft, tief verwurzelte Art, in der alle „kritisieren, […] beleidigen und in ähnlicher Weise, die uns voneinander trennt“ (2016, S. 157) kommunizieren, an. Der Begriff steht also für das bewertende Urteilen über andere, was diese „richtig und was falsch“ (Rosenberg, 2016, S. 29) machen. Gemäß Rosenberg ist es wichtig, Werturteile nicht mit zuvor benannten moralischen Urteilen zu verwechseln, da erstere „unsere Überzeugung davon [reflektieren], wie das Leben am besten zu seiner vollen Entfaltung kommen kann“ (2016, S. 31), während letztere die Folge dessen sind, wenn unsere Mitmenschen nicht mit ersteren übereinstimmen. Weiter stellt das Anstellen von Vergleichen eine weitere Form von Lebensentfremdender Kommunikation dar, da das in der Natur des Menschen ansässige Streben nach mehr, immer mit sich bringen wird, dass es jemanden gibt, der bspw. die von der Gesellschaft vertretenen „aktuellen körperlichen Schönheitsideale“ (Rosenberg, 2016, S. 32) noch besser als der oder die Vergleichende verkörpert. Folglich werden immer Negativgefühle mit Vergleichen, egal welcher Art, verbunden und somit die einfühlsame Beziehung des Vergleichenden zu sich selbst, blockiert (ebd.).Einfach ausgedrückt steht Lebensentfremdende Kommunikation also für verschiedene Verhaltensweisen, die Einfühlsamkeit mit anderen und sich selbst blockieren und somit eine Gewaltfreie Kommunikation verhindern.
3. Prozess der Gewaltfreien Kommunikation
Im Folgenden werden die vier im Prozess der GfK enthaltenen Schritte kurz erläutert. Wichtig ist, diese nicht mit der GfK gleichzusetzen, da sie zwar einen möglichen Ansatz zur Anwendung dieser darstellen, die GfK jedoch eine „innere Einstellung“ (Rosenberg, 2016, S. 26) ist, die sich nicht ohne erheblichen inhaltlichen Verlust auf eine kurze Schritt-für-Schritt-Anleitung herunterbrechen lässt (Rosenberg, 2016, S. 26). Der Prozess stellt also dar, wie nach dem Vorbild der GfK mit den Mitmenschen aktiv gewaltfrei kommuniziert werden kann, jedoch nicht die GfK im Allgemeinen.
In Schritt eins ist eine objektive, also bewertungs- und beurteilungsfreie Beobachtung dessen abzugeben, was zu sehen ist (Rosenberg, 2016, S.21). Der zweite Schritt beinhaltet das Offenbaren von Gefühlen, die durch die vorher beschriebene Beobachtung ausgelöst werden (ebd.). Schritt drei umfasst das Mitteilen eines dem zuvor geäußerten Gefühl zugehörigen Bedürfnisses (ebd.). Der letzte und vierte Schritt besteht darin, auf Grundlage der drei Vorhergegangenen eine umsetzbare, positiv gestaltete Bitte zu formulieren, mit dem Ziel, das Gegenüber zu einer Änderung seines Verhaltens zu bewegen und so das Zusammenleben, also die eigene, als auch die gemeinsame Lebensqualität zu verbessern (Rosenberg, 2016, S. 75). Hier ist es auch wichtig, dass in der Lebensentfremdenden Kommunikation erwähnte Äußern von Forderungen zu vermeiden (Rosenberg, 2016, S. 35). Es wird unterschieden zwischen Bitten und Forderungen. Eine Bitte oder auch eine Forderung beinhalten beide das Äußern eines Wunsches. Der Unterschied besteht darin, dass die Nichterfüllung einer Bitte keine negativen Folgen für das Gegenüber hat, während dies bei Forderungen, bspw. in einem Angestelltenverhältnis, wohl der Fall ist (Rosenberg, 2016, S. 85 – 86). Um zu vermeiden, dass die in Schritt vier aufgefasste Bitte als Forderung aufgefasst wird, ist die Reaktion auf eine Ablehnung dieser Bitte entscheidend (Rosenberg, 2016, S. 87). Die verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten werden im Folgekapitel genannt.
4. Reaktionsmöglichkeiten auf Negativäußerungen
Jeder hat verschiedene Möglichkeiten auf gegen die eigene Person gerichtete, negativ ausgedrückte oder auch beleidigende Aussagen, zu reagieren. Rosenberg unterscheidet hier viererlei Optionen. Die erste Option besteht darin, die Aussage „persönlich zu nehmen“ (2016, S. 59), was ihm zufolge Selbstzweifel hervorruft (ebd.). Die entgegengesetzte Reaktion, den Beschuldigenden selbst anzuklagen, stellt den zweiten Reaktionsweg dar (ebd.). Alternative drei bringt einen Ausdruck der eigenen Bedürfnisse mit sich, sodass man selbst sich bewusst verletzt zeigt und um Empathie seitens des Klagenden zur Erfüllung unseres mit der Kränkung verbundenen Bedürfnisses bittet (Rosenberg, 2016, S. 59 -60). Letztere beinhaltet die Durchleuchtung der Aussage der anderen Person und der Entwicklung eines Verständnisses für das wiederum dahinter verborgene Bedürfnis (Rosenberg, 2016, S. 60). Um die im vorherigen Kapitel ausgedrückte Bitte, auch als Bitte für das Gegenüber verständlich zu machen, sollte hier von letzterer Gebrauch gemacht werden, da diese „Verständnis für die Gründe [zeigt]“ (Rosenberg, 2016, S. 87).
5. Anwendbarkeit in der Mediation
Rosenberg zufolge stellt die GfK eine Tür dar, die in den verschiedensten Situationen geöffnet werden kann. Zu solchen Situationen gehören „enge Beziehungen, Familien, Schulen, Organisationen und Institutionen, Therapie und Beratung, diplomatische und geschäftliche Verhandlungen und Auseinandersetzungen und Konflikte aller Art“ (2016, S. 22).
Nachdem die hiermit zusammenhängen Themen Lebensentfremdende Kommunikation, der Prozess der GfK sowie die verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten und einige grundlegende Informationen bekannt sind, wird nun das eigentliche Fokusthema, die Anwendbarkeit in der Mediation, behandelt. Hierzu wird zunächst die klassische Vorgehensweise von Mediatoren dargelegt, dann anschließend auf die Unterschiede zur GfK-basierten Mediationsmethode eingegangen und weiter einige beachtenswerten Verhaltensweisen eines GfK-Mediators erläutert.
Ein herkömmlicher Mediator macht es sich zur Aufgabe, die Konfliktthemen zu erarbeiten und auf diesen aufbauend die Mediation zu leiten. Hierbei ist es nicht erforderlich, dass beide Konfliktparteien sich im selben Raum befinden. Durchgeführt werden kann die Mediation also auch, indem der Mediator sich zwischen den Räumen der Parteien bewegt und diesen jeweils die Antworten des Anderen überbringt. Ziel ist hier nach einem Kompromiss zwischen beiden Seiten auf Sachebene zu suchen (Rosenberg, 2016, S. 155).
Eine Mediation nach dem Konzept der GfK hingegen nimmt an, dass die Bedürfnisse aller Menschen „universell“ (Rosenberg, 2016, S. 170) sind, egal welcher Herkunft und welchen Geschlechts, aber die Erfüllungsstrategien dieser sich unterscheiden (Rosenberg, 2016, S. 156). Darüber hinaus vermittelt die GfK ein anderes Wertesystem, was sich in erster Linie darin, von dem herkömmlicher Mediatoren unterscheidet, dass persönliche Beziehungen und die gemeinsame Lebensqualität im Vordergrund stehen (Rosenberg, 2016, S. 153 – 154).
Der essentielle Unterschied des intendierten Resultats besteht also darin, dass die typische Mediationsweise als Ziel einen Kompromiss, der impliziert, dass beide Seiten nur das Gefühl haben ihre Bedürfnisse zu erfüllen, dies aber nur teilweise tun, und die gewaltfreie Mediation die vollständige Zufriedenheit beider Parteien zum Ziel hat, also ohne Zugeständnisse machen zu müssen, der Konflikt gelöst werden kann (Rosenberg, 2016, S. 154). Eine erfolgreiche Konfliktklärung setzt voraus, dass beide Parteien darauf achten, keine vorwurfsvolle Ausdrucksweise einzusetzen. Dies ermöglicht dem Mediator zwischen beiden, welche sich immer in einem Raum aufhalten, eine empathische Verbindung herzustellen, indem er beide Seiten ihre Bedürfnisse offenlegen lässt und sicherstellt, dass diese korrekt von der jeweils anderen Partei aufgenommen wurden. Laut Rosenberg haben viele aufgrund ihrer durch die Gesellschaft eingehenden Erziehung eine kritisierende und beleidigende Art übernommen, die von einem bedürfnisorientierten Gespräch abhält (2016, S. 157). Die Konsequenz daraus ist, dass viele ihre „Bedürfnisse und Erfüllungsstrategien […] durcheinanderbringen“ (ebd.). Erfüllungsstrategien unterscheiden sich von Bedürfnissen insofern, dass Erfüllungsstrategien einen Handlungsbezug vorweisen, also eine konkrete Person eine konkrete Handlung vornehmen kann, um ein Bedürfnis zu erfüllen, was bei einem Bedürfnis nicht der Fall ist (ebd.). Das Gleiche gilt für die Unterscheidung zwischen Bedürfnissen und Analysen, welche ihm zufolge auch ein häufig gemachter Fehler ist, da Analysen der anderen Person das Gefühl geben, kritisiert zu werden, was bei einem reinen Beschreiben von Bedürfnissen nicht der Punkt ist (Rosenberg, 2016, S. 158). In einem der beiden genannten Fälle, aber auch bei sonstigen, abwertenden Bemerkungen, besteht die Aufgabe des Mediators darin, die dahinterstehenden Gefühle zu verstehen und diese sicher herauszustellen und zu vermitteln (Rosenberg, 2016, S. 159). Auf Basis der bereits besagten Annahme, dass alle dieselben Bedürfnisse haben, sollte den im Konflikt stehenden Personen eben dies bewusst werden und somit die Grundlage für ein Konfliktlösungsgespräch, in dem die Teilnehmer eigenständig und nur geleitet durch den Mediator eine eigene Lösung entwickeln, geschaffen werden. (Rosenberg, 2016, S. 155 – 156). Anknüpfend daran nennt Rosenberg einige weitere Feinheiten die ein GfK-Mediator beachten sollte, um erfolgreich vermitteln zu können. Dazu zählt, dass dieser allparteiisch und zuversichtlich den Teilnehmern und dem Gespräch gegenüber sein sollte und diese Haltung auch deutlich zu Beginn der Mediation ausdrücken, um Fehlschlüsse zu vermeiden (2016, S. 166). Sich selbst sollte der Mediator bewusst machen, dass er nicht da ist, um den Teilnehmern seinen eigenen favorisierten Lösungsvorschlag aufzwingen, sondern um die zuvor erwähnte empathische Verbindung und den dadurch resultierenden Rahmen zu schaffen, in dem die Streitenden die Möglichkeit erhalten, eben diesen Lösungsvorschlag gemeinsam zu erarbeiten und eigenständig einen Weg zu finden, einen beidseitig zufriedenstellenden Ausgang zu schaffen (Rosenberg, 2016, S. 167). Diesen Rahmen schafft der Mediator, indem er das Gespräch überwacht und konkrete Fragen stellt, um längere Gesprächspausen zu vermeiden und durch zwischenzeitliche Unterbrechungen, beide Parteien im Fall einer Abweichung vom GfK-Prozess, wieder in diesen einzuführen (Rosenberg, 2016, S. 168 - 171).
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- Quote paper
- Marc Hoffmann (Author), 2018, Die Gewaltfreie Kommunikation und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Mediation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/506836
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