Diese Arbeit soll einen Überblick über mittelalterliche Vorstellungen von Kind und Kindheit geben und der Frage nachgehen, ob Eltern ihre Kinder im Mittelalter wertgeschätzt haben. Das Bild des Kindes im Mittelalter war geprägt von der Geburt in Sünde und adversativ dazu, das Kind als unschuldiges gottesnahes Wesen. Diese ambivalenten Meinungen wurden auch zur Zeugung des Kindes geteilt. Das Kind war laut Augustinus von Hippo "in Sünde geboren, da er die Frucht des Geschlechtsverkehrs der Eltern sei". Auch Papst Innozenz III. schrieb "daher seien die Samen, aus denen der Mensch entstehe, verdorben, befleckt und besudelt. Daher bekomme die Seele, wenn sie in den Körper einströmt, den Schandfleck der Sünde". Somit hatte das Kind keine Möglichkeit, normal heranzuwachsen, da es aus der Sünde heraus geboren wurde. Außerdem wurde dem Kind Unvollkommenheit vorgeworfen. So war es unvernünftig und hilflos, leidenschaftlich und schwach. Bartholomaeus Anglicus zufolge wird das Kind im Uterus von Menstruationsblut ernährt. Laut ihm wird "aus solch schwachem und ungesundem Stoff der Mensch in seinem Anfang am Leben erhalten".
Auf der anderen Seite berichten Aufzeichnungen vom heiligen Augustinus von der Unschuld der Kinder bei der Geburt. So seien Kinder liebevoll, zutraulich und großzügiger als Erwachsene. Durch die Anbetung des Jesuskindes und den Marienkult im zwölften Jahrhundert wurde das Bild der Mutter und die Rolle des Kindes auch positiv beeinflusst. Zum Kinderwunsch lässt sich sagen, dass die Menschen im Mittelalter heirateten, um in erster Linie Kinder zu bekommen. So sind aus dem Kressbuch der Nürnbergerin Walpurga Kress Glückwünsche an neuvermählte Verwandte überliefert. Der Wunsch nach vielen gesunden Kindern ging aber nicht immer gleich in Erfüllung. Das Ehepaar Christoph und Katharina Scheurl hatte insgesamt sechs Fehl- und Frühgeburten erleiden müssen, bis die Frau durch fremde Hilfe und viel Beten zu Gott schwanger wurde und Sohn Georg gebar. Schwangere Frauen wurden im Mittelalter besonders sorgfältig behandelt. Man versuchte sie zu schonen und zu beschützen, da man befürchtete, dem ungeborenen Kind zu schaden. Außerdem gab es bestimmte Verhaltensregeln für schwangere Frauen, so sollten sie auf bestimme Lebensmittel wie starke Gewürze, Kräuter und Wein verzichten.
Inhaltsverzeichnis
- Das Bild des Kindes im Mittelalter
- Die Entwicklungsphasen der Kindheit im Mittelalter
- Schwangerschaft und Geburt
- ,,Infantia"
- ,,Pueritia“
- ,,Adolescentia”
- Alltag und Vorstellung im Mittelalter
- Aussetzung, Gewalt und Krankheit
- Erziehung
- Kinderspielzeug und Kinderspiele
- Gefühllose Eltern und mangelnde Wertschätzung des Kindes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, einen Überblick über mittelalterliche Vorstellungen von Kind und Kindheit zu geben und der Frage nachzugehen, ob Eltern ihre Kinder im Mittelalter wertgeschätzt haben.
- Das ambivalente Bild des Kindes im Mittelalter, geprägt von Sünde und Unschuld
- Die Entwicklungsphasen der Kindheit im Mittelalter: „Infantia“, „Pueritia“ und „Adolescentia“
- Alltagsleben und Vorstellungen von Kindern im Mittelalter, einschließlich Aussetzung, Gewalt, Krankheit, Erziehung und Spielen
- Die Rolle der Eltern im Mittelalter und die Frage der Wertschätzung ihrer Kinder
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet das ambivalente Bild des Kindes im Mittelalter, das sowohl als sündige wie auch als unschuldige Kreatur betrachtet wurde. Das zweite Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Entwicklungsphasen der Kindheit im Mittelalter, von der Schwangerschaft und Geburt bis zur „Adolescentia“. Das dritte Kapitel beleuchtet den Alltag und die Vorstellungen von Kindern im Mittelalter, einschließlich Aussetzung, Gewalt, Krankheit, Erziehung und Spielen. Der Fokus liegt auf den verschiedenen Perspektiven, die auf das Kind im Mittelalter gerichtet waren.
Schlüsselwörter
Mittelalter, Kindheit, Kind, Entwicklungsphasen, Infantia, Pueritia, Adolescentia, Alltag, Erziehung, Spiel, Eltern, Wertschätzung, Sünde, Unschuld, Schwangerschaft, Geburt, Aussetzung, Gewalt, Krankheit.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2019, Mittelalterliche Vorstellungen von Kind und Kindheit. Wertschätzung oder Gefühllosigkeit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504834