Die vorliegende Ausarbeitung setzt sich mit dem Begriff "Arbeit" auseinander. In der "modernen" Gesellschaft gilt nur derjenige Teil der menschlichen Kraft, Zeit und Qualifikation als Arbeit, den man verkauft. Lohn- oder Erwerbsarbeit zeichnet sich durch vier Merkmale aus. Lohnarbeit wird für einen oder eine Dritte ausgeübt, als Gegenwert entlohnt und Zeit, Ort und Umstände werden von demjenigen bestimmt, der den Lohn zahlt und auf den Zweck der Lohnarbeit besitzt man keinen Einfluss.
Lohnarbeit ist eine wichtige und zentrale strukturbildende Säule moderner Gesellschaften. Erwerbsarbeit hat in soziologischer Sicht unterschiedlichste gesellschaftliche Funktionen: Allokationsfunktion, bedeutet die Verteilung materieller und immaterieller Lebenschancen auf die Arbeitskräfte, zum Beispiel mit der progressiven Einkommensteuer oder die Festlegung einheitlicher Krankenversicherungsbeiträge, so dass eine Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlstand für alle gewährleistet ist. Selektionsfunktion: hierarchische Abstufungen von Tätigkeiten oder Zuweisung von beruflichen und gesellschaftlichen Positionen nach Tüchtigkeit, Leistung und Begabung. Dies fängt schon mit der Schul- beziehungsweise Bildungslaufbahn junger Menschen an
Inhalt
1. Funktionen von Arbeit
2. Flexibilisierungstendenzen von Arbeit
3. Verhältnis von Sozialstruktur und Arbeit
4. Soziale Arbeit als Teil des Sozialstaats
Literaturverzeichnis
1. Funktionen von Arbeit
A) Bitte beschreiben Sie die zentralen a) gesellschaftlichen und b) individuellen Funktionen der Erwerbsarbeit.
In der „modernen“ Gesellschaft gilt nur derjenige Teil der menschlichen Kraft, Zeit und Qualifikation als Arbeit, den man verkauft. Lohn- oder Erwerbsarbeit zeichnet sich durch vier Merkmale aus. Lohnarbeit wird für einen oder eine Dritte ausgeübt, als Gegenwert entlohnt und Zeit, Ort und Umstände werden von demjenigen bestimmt, der den Lohn zahlt und auf den Zweck der Lohnarbeit besitzt man keinen Einfluss (vgl. hierzu insgesamt: Kadler-Neuhausen 2012, S. 12).
Lohnarbeit ist eine wichtige und zentrale strukturbildende Säule moderner Gesellschaften. Erwerbsarbeit hat in soziologischer Sicht unterschiedlichste gesellschaftliche Funktionen:
- Allokationsfunktion, bedeutet die Verteilung materieller und immaterieller Lebenschancen auf die Arbeitskräfte (vgl. Kadler-Neuhausen 2012, S. 12), z.B. mit der progressiven Einkommensteuer oder die Festlegung einheitlicher Krankenversicherungsbeiträge, so dass eine Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlstand für alle gewährleistet ist
- Selektionsfunktion: hierarchische Abstufungen von Tätigkeiten oder Zuweisung von beruflichen und gesellschaftlichen Positionen nach Tüchtigkeit, Leistung und Begabung (vgl. Kadler-Neuhausen 2012, S. 12). Dies fängt schon mit der Schul- bzw. Bildungslaufbahn junger Menschen an
- Reproduktionsfunktion, nächste Generation von Kindern und Jugendlichen aufziehen und durch Ausbildung an an den Arbeitsmarkt gewöhnen bzw. heranführen
- Konstituionsfunktion bezeichnet die aktive Seite des Sozialstaates, der nicht nur kompensierend eingreift, sondern wesentliche Rahmenbedingungen für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung schafft, wie z.B. Renteneintrittsalter oder Ausbildungs- und Arbeitsschutzbedingungen (vgl. Benz/Boeckh 2006, S. 74)
- Ordnungsfunktion, d.h. Arbeit vermittelt Werte wie Disziplin, Gehorsam und (Ein-)Ordnung (vgl. Kadler-Neuhausen 2012, S. 13)
Aus Sicht der Individuen hat die Erwerbsarbeit folgende Funktionen: In erster Linie dient sie der materiellen Absicherung und der Arbeiter kann für seinen und den Lebensunterhalt seiner Familie aufkommen. Zudem ist Erwerbsarbeit die Grundlage gesellschaftlicher Statushierachien, d.h. sie bestimmt den sozialen Status und das gesellschaftliche Ansehen des Einzelnen. Früher bestimmten die „Stände“ den Status, heute die Erwerbsarbeit. Zudem ist sie der gesellschaftliche Taktgeber für die Mikro- und Makroebenen. Menschen orientieren sich an den gesellschaftlichen Systemen und richten demnach ihre Persönlichkeitsentwicklung aus, d.h. sie ist der Katalysator personaler Entwicklung der Individuen, sie stärkt das Selbstvertrauen und trägt zu einer gewissen Autonomie bei (vgl. hierzu insgesamt Kadler-Neuhausen 2012, S. 13).
B) Nehmen Sie bitte kritisch Stellung zu der These: „Grundsicherung durch Arbeit (?)“ und begründen Sie Ihre Position.
In modernen Gesellschaften gibt es zur materiellen Absicherung keine Alternative als die Erwerbsarbeit. Bestenfalls sichert das Erwerbseinkommen die materielle Existenz ganzer Familien, schlimmstenfalls reicht das Einkommen nicht aus um die eigene Existenz zu sichern (vgl. Kadler-Neuhausen 2012, S. 30).
Entgegen dem Trend zu mehr Beschäftigung in Deutschland seit 2004 hat sich die soziale Lage der Erwerbsbevölkerung verschlechtert, d.h. seit 2004 ist der Anteil der „Working Poor“, also derjenigen Erwerbstätigen, die trotz Arbeit auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind um 2,2 Prozentpunkte gestiegen. Im europäischen Vergleich liegt die Quote bei 0,2%-Punkte. Somit liegt Deutschland bei der Arbeitsarmut im Mittelfeld (vgl. Seils 2012). Nicht nur atypische Beschäftigungsverhältnisse wie befristete Jobs, Leiharbeit, Teilzeitstellen und Minijobs sowie Soloselbständigkeit sind die Ursachen der Arbeitsarmut, auch Normalarbeitsverhältnisse sind zunehmend von „Working Poor“ betroffen (vgl. Seils 2012).
Zudem gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen Arbeits- und Arbeitslosenarmut: Geringverdiener werden auch als Arbeitslose arm sein, da oft das Einkommen so niedrig war dass das ALG 1 schon unter der Grundsicherungsgrenze liegt oder sie aufgrund kurzer Beschäftigungsdauer keinen Anspruch auf ALG 1 haben.
Die Forderungen nach einem gerechten Lohn von dem Arbeitnehmer vernünftig leben können wurde in diesem Jahr politisch aufgegriffen und ein Mindestlohn von 8,50 € ab 2015 festgelegt.
Ob und wie sich der Mindestlohn mit seinen Ausnahmeregelungen auf die Verbesserung der Grundsicherung auswirkt wird sich wohl erst im Laufe der kommenden Jahre zeigen.
2. Flexibilisierungstendenzen von Arbeit
A) Welche Flexibilisierungstendenzen stellen Sie in Ihrem Arbeitsbereich fest? Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus?
Das Ende der Vollbeschäftigung stellt an den einzelnen Arbeitnehmer hohe Flexibiliätsanforderungen und zieht steigende Konkurrenz am Arbeitsmarkt nach sich (vgl. Kadler-Neuhausen 2012, S. 27).
Flexibilisierungstendenzen lassen sich auf drei Ebenen ausmachen: Arbeitslosigkeit ist zu einem Bestandteil normaler Erwerbsverläufe geworden und kein Ausnahmezustand mehr. Die Formen der Beschäftigungsverhältnisse haben sich gewandelt. So steigt die Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse wie befristete Beschäftigung, Zeitarbeit oder geringfügige Beschäftigung. Die Aufweichung und Verflüssigung verfestigter Arbeitsstrukturen zielt darauf ab, eine größt mögliche Variabilität und Flexibilität in der internen Betriebsstruktur zu gewährleisten (vgl. hierzu insgesamt Kadler-Neuhausen 2012, S. 25-26).
Ich arbeite seit ca. 15 Jahren in der Kinder- und Jugendhilfe. In der stationären Arbeit stand eine Flexibilisierungmaßnahme sehr im Fokus und zwar die Arbeitszeit: die vom Gesetzgeber festgelegten 10 Stunden Maximalarbeit wurden und konnten in Nachbereitschaften, die bis zu 24h betrugen, nicht eingehalten werden. Flexibel und spontan müssen Mitarbeiter zudem bei Krankheitsausfall und entsprechender Vertretung von Kollegen reagieren, d.h. sie müssen immer damit rechen in ihrer Freizeit zum Dienst bestellt zu werden, was für mich ein Grund war in die Tagesgruppe mit geregelten Arbeitszeiten aber signifikanten Lohneinbußen zu wechseln.
Das Thema Qualifikation ist Thema, dass bei uns aktuell und in Zukunft mit diversen Fortbildungsreihen präsent ist und sein wird. Qualifikation, Weiter- und Fortbildungen werden von den Mitarbeitern erwartet und gefordert. Dies bedeutet für den Mitarbeiter einen Mehraufwand, der sich aber in Zukunft durch eine Erhöhung der Jobgarantie auszahlen wird.
Zur Zeit besteht Mitarbeitermangel bei uns in der Einrichtung: Gründe dafür könnten sein, dass Arbeitsverträge für neue Mitarbeiter nur noch befristet angeboten werden und durch den Kitaausbau ein pädagogischer Fachkräftemangel herrscht. Dies hat zur Folge, dass ungelerntes Personal mit Sondergenehmigung des Landesjugendamtes als pädagogische Hilfskraft im Gruppendienst fungiert, was zur quantitativen Lösung des Problems beiträgt, aber in qualitativer Hinsicht oft zu Problemsituationen im Gruppenalltag führt.
Konzeptionell soll die Einrichtung in der Zukunft dezentraler aufgestellt werden, d.h. verschiedene Gruppen sollen in andere Dörfer oder Städte ausgelagert werden. Aktuell ist eine Tagesgruppe in 25km Entfernung geplant. Die Verlegung des Arbeitsplatzes erfordert von den betroffenen Mitarbeiter eine erhöhte Mobilität und Flexibilität.
Eine weitere Grenze sehe ich darin, dass es eine gewisse Stabilität und Verlässlichkeit für den Mitarbeiter bei Arbeitszeiten, Arbeitsorten, etc. geben muss um Ängste der Mitarbeiter nicht aufkommen zu lassen und eine gewisse Sicherheit, Planbarkeit und Vereinigung von Beruf und Freizeit/Familie zu vermitteln bzw. zu gewährleisten.
Eine Chance sehe ich beim Thema Arbeitslosigkeit als Flexibilisierung. Eine Mitarbeiterin hat sich zwecks Weltreise vor 2 Jahren vom Arbeitgeber freistellen lassen und konnte sich somit einen individuellen und langersehnten Traum erfüllen.
B) Welche individuellen Folgen kann Arbeitslosigkeit haben? Was erweist sich aus Ihrer Sicht als besonders prekär?
Arbeitslosigkeit kann für den Betreffenden unterschiedliche und individuelle Folgen mit sich bringen, die in den meisten Fällen in sehr engem Zusammenhang stehen (vgl. Oschimansky 2010). Arbeitslosigkeit führt fast immer zu einer Verschlechterung der finanziellen Situation und das in der Regel geringere Haushaltseinkommen führt natürlich auch zu Einschränkungen im Familienbudget. Dies hat negative Auswirkungen auf Kleidung und Ernährung; zudem sind Freizeitaktivitäten nicht mehr finanzierbar und auf eine Urlaubsreise muss verzichtet werden. Auch kann der Wegfall der materiellen Ressourcen bedeuten das Eigentum verkauft werden muss, ein Umzug in eine preiswertere und kleinere Wohnung oder im Extremfall sogar Obdachlosigkeit droht. Die mit andauernder Arbeitslosigkeit zunehmende Verarmung kann zu sozialem Abstieg und unter Umständen zum Abgleiten in gesellschaftliche Randständigkeit führen (vgl. hierzu gesamt Textor). Neben den finanziellen Folgen kann Arbeitslosigkeit auch zu psychosozialen und gesundheitlichen Problemen führen. So leiden Arbeitslose an erhöhten Gesundheitsrisiken und -problemen und dies in doppelter Hinsicht: Arbeitslosigkeit führt zu erhöhtem Krankheitsrisiko (Kausalitätshypothese) und Krankheit zu erhöhtem Arbeitslosigkeitsrisiko (Selektionshypothese), denn lang anhaltende Krankheit führt zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes bzw. wer krank ist findet schwerer Arbeit (vgl. Oschimansky 2010).
Weitere Folgen von Arbeitslosigkeit können eine Entqualifizierung (Entwertung der bisher erlangten Qualifizierung), gesellschaftlich-kulturelle und soziale Isolation, familiäre Spannungen und Konflikte, Schuldgefühle und Aggressivität sein. Die Folgen von Arbeitslosigkeit können zudem für nahe Angehörige eine gravierende Beeinträchtigung von Wohlstand, Selbstachtung und Lebenschancen bedeuten (vgl. Oschimansky 2010).
Als besonders prekär empfinde ich die gesellschaftliche und soziale Isolation bzw. ich würde von einer sozialen Exklusion sprechen. Arbeitslose und ihre Angehörigen erleben einen Bedeutungsverlust, fühlen sich überflüssig und als nicht mehr gebraucht und haben das Gefühl, dass es auf sie nicht mehr ankommt. Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit enden nach meiner Ansicht in einem Teufelskreis. Die Folgen der Arbeitslosigkeit bedingen die schlechten Möglichkeiten, während die schlechten Möglichkeiten wiederum die Folgen bedingen.
Zudem erleben Arbeitslose Vorurteile, Diskriminierung und eine Beeinträchtigung ihrer sozialen Beziehungen. So nimmt vor allem der Kontakt zu früheren Kollegen und Bekannten ab. Vereinzelt kommt es aber auch zur Selbstisolation (vgl. hierzu insgesamt Textor).
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- Citar trabajo
- Carsten Friebis (Autor), 2014, Soziale Arbeit. Einführung in den Begriff Arbeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504463
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