Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, ein grundlegendes Verständnis über den Prozess der Unternehmensgründung als auch die Beweggründe die hinter der beruflichen Selbstständigkeit stehen, zu erreichen. Das Interesse des Autors liegt darin, Erkenntnisse zu erlangen, weshalb sich Menschen für die Selbstständigkeit entscheiden und inwiefern sich ihre Arbeitsmotivation verändert. Unter Einsatz von qualitativen Forschungsmethoden wird dies herausgefiltert.
Anhand von drei halbstandardisierten Interviews werden Daten erhoben, transkripiert und anschließend mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Die Ergebnisse aus der Analyse machen sichtbar, dass der Hauptanreiz ein eigenes Unternehmen zu gründen, die berufliche Selbstverwirklichung ist und sich obendrein die Arbeitsmotivation zum Positiven verändert hat.
Die unternehmerische Selbstständigkeit hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erfahren und sich zu einem aufsteigenden Trend in der Gesellschaft entwickelt. Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland hat mit 41,6 Millionen Menschen im Jahr 2012 den Höchststand erreicht. Untersucht man diese Zahl genauer, lässt sich ein Viertel des Zuwachses auf die Entwicklung der Selbstständigkeit zurückführen. Aufgrund dieser außerordentlichen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland, ist die Erwerbstätigkeit der Selbstständigen nicht mehr wegzudenken. Es ist denkbar, dass der Unternehmergeist und die Selbstständigkeit ein Merkmal des derzeitigen sozialen & ökonomischen Wandels sind. Nicht allein das Wissen oder die Visionen der Selbstständigen bringen diese zum Erfolg. Insbesondere ihre Gabe, gewisse Möglichkeiten zu entdecken, diese auszuschöpfen und letzten Endes an sich zu glauben und den Mut aufzubringen ihren Visionen nachzugehen und diese umzusetzen.
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
TABELLENVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1 EINFÜHRUNG
1.1 Fragestellung der Arbeit
1.2 Zielsetzung der Arbeit
2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN
2.1 Definitionen und Erläuterungen
2.2 Motivationstheorie nach Mc Clelland
2.3 Arbeitsmotivationstheorie nach Campbell und Pritchard
3 DURCHFÜHRUNG DER QUALITATIVEN FORSCHUNG
3.1 Forschungsfrage und – design
3.2 Datenerhebung
3.2.1 Konstruktion des Interviewleitfadens
3.2.2 Das halbstandardisierte Interview
3.2.3 Stichprobenauswahl
3.3 Datenaufbereitung und – auswertung
3.3.1 Wörtliche Transkription
3.3.2 Analyse des Textmaterials
3.3.3 Darstellung der Ergebnisse
4 DISKUSSION
4.1 Interpretation der Ergebnisse
4.2 Kritische Reflexion anhand der Gütekriterien
5 FAZIT UND AUSBLICK
LITERATURVERZEICHNIS
ANHANG
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1. Ursachen der Motivation (Sokolowski, 2013, S.251)
Abbildung 2. Anreize, Bedürfnisse und Motive (Sokolowski, 2013, S.256)
Abbildung 3. Arbeitsmotivation nach Campbell und Pritchard (eigene Darstellung nach Keller, 2014, S.787)
Abbildung 4. Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung (Mayring, 2002, S.116)
Abbildung 5. Hauptanreize (Eigene Darstellung)
Abbildung 6. Hauptmotivatoren (Eigene Darstellung)
Abbildung 7. Einordnung der Probanden in die Motivationstheorie (Eigene Darstellung nach Sokolowski, 2013, S.256)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1. Qualitativer Stichprobenplan (Eigene Darstellung)
Tabelle 2. Ausschnitt Textanalyse (Eigene Darstellung)
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einführung
Die unternehmerische Selbstständigkeit hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erfahren und sich zu einem aufsteigenden Trend in der Gesellschaft entwickelt. Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland hat mit 41,6 Millionen Menschen im Jahr 2012 den Höchststand erreicht. Untersucht man diese Zahl genauer, lässt sich ein Viertel des Zuwachses auf die Entwicklung der Selbstständigkeit zurückführen. Aufgrund dieser außerordentlichen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland, ist die Erwerbstätigkeit der Selbstständigen nicht mehr wegzudenken (Mai & Marder-Puch, 2013). Es ist denkbar, dass der Unternehmergeist und die Selbstständigkeit ein Merkmal des derzeitigen sozialen & ökonomischen Wandels sind (Bögenhold & Fachinger, 2016). Nicht allein das Wissen oder die Visionen der Selbstständigen bringen diese zum Erfolg. Insbesondere ihre Gabe, gewisse Möglichkeiten zu entdecken, diese auszuschöpfen und letzten Endes an sich zu glauben und den Mut aufzubringen ihren Visionen nachzugehen und diese umzusetzen (Meier & Prager, 2009).
1.1 Fragestellung der Arbeit
Warum entscheiden sich Menschen den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen? Welcher Anreiz steckt dahinter? Ist es die Selbstverwirklichung die damit einhergeht oder ist es der finanzielle Erfolg? Ist es die eigene Berufung oder das Verlangen nach Macht? Erkenntnisse und Antworten auf all diese Fragen werden in der vorliegenden Forschungsarbeit ermittelt. Jedoch ist nicht nur der Beweggrund, also der Anreiz für diese Arbeit von großem Interesse, sondern auch die persönliche Entwicklung. Hat sich die Einstellung des Selbstständigen zur Arbeit geändert? Ist er nun glücklicher in seinem Berufsleben? Hat sich die Motivation zur Arbeit positiv verändert und würde man erneut den Weg in die Selbstständigkeit wagen?
1.2 Zielsetzung der Arbeit
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, ein grundlegendes Verständnis über den Prozess der Unternehmensgründung als auch die Beweggründe die hinter der beruflichen Selbstständigkeit stehen, zu erreichen. Das Interesse des Autors liegt darin, Erkenntnisse zu erlangen, weshalb sich Menschen für die Selbstständigkeit entscheiden und inwiefern sich ihre Arbeitsmotivation verändert. Unter Einsatz von qualitativen Forschungsmethoden wird dies herausgefiltert.
Anhand von drei halbstandardisierten Interviews werden Daten erhoben, transkripiert und anschließend mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (Mayring, 2002) ausgewertet. Die Ergebnisse aus der Analyse machen sichtbar, dass der Hauptanreiz ein eigenes Unternehmen zu gründen, die berufliche Selbstverwirklichung ist und sich obendrein die Arbeitsmotivation zum Positiven verändert hat.
2. Theoretische Grundlagen
Beruflich selbstständig zu sein bedeutet, dass man in keinem abhängigen Beschäftigungsverhältnis steht und man sich seine Arbeitszeit frei einteilen kann. Unternehmer die diesen Weg gegangen sind, handeln im eigenen Namen und auf eigene Rechnung. (Geißler, 2014).
2.1 Definitionen und Erl ä uterungen
In der Arbeitspsychologie geht es weitestgehend um die psychologische Analyse und Gestaltung von Arbeitstätigkeiten (Keller, 2014, S. 786). In der Arbeitsmotivation findet man Beweggründe dafür, „warum Menschen arbeiten und warum sie dies mit unterschiedlichem Engagement tun“ (Keller, 2014, S. 787). Um Antworten auf die Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit zu erhalten, wird insbesondere die Motivation hervorgehoben. Darüber hinaus wird verstärkt auf die Selbststeuerung der Probanden eingegangen, auf ihren Wunsch sich selbst zu verwirklichen. Als Selbststeuerung bezeichnet man „die Fähigkeit, das eigene Verhalten zu beobachten, zu bewerten, gezielt zu verstärken und dadurch an eigenen Zielen flexibel auszurichten“ (Keller, 2014 S.791). Unter Arbeitszufriedenheit versteht man die Einstellung einer Person gegenüber ihrer Arbeit, sie umfasst mehrere miteinander zusammenhängende Einstellungen (Keller, 2014). Ein Bedürfnis ist nichts anderes als ein Mangelzustand, welcher ausgeglichen werden muss. Es gibt den physiologischen Mangel, auch primäres Bedürfnis bezeichnet (z.B. Hunger, Durst) und den psychologischen, sekundären Mangel wie z.B. Geborgenheit, Anerkennung oder Prestige (Sokolowski, 2013). Oft geht es um unbewusste Bedürfnisse, wenn kein direkt ersichtlicher Grund für eine Unzufriedenheit ersichtlich ist. Implizite Motive beruhen auf der frühkindlichen Lernerfahrung, sie werden durch Anreize ausgelöst und beanspruchen den Körper kaum (Sokolowski, 2013). Explizite Motive hingegen sind bewusste Motive und vermitteln Werte und Ziele eines Menschen. Sie können leicht analysiert werden, kosten die Person jedoch einiges an Energie (Sokolowski, 2013).
Laut Beckmann & Heckhausen (2010) sind Anreize verhaltensbeeinflussende Reize die inner- oder außerhalb eines Menschen liegen und in folgende Kategorien unterteilt sein: Kontakt, Abwechslung sowie Wirkung. Anreize stellen das Bindeglied zwischen den Motiven (Bedürfnissen) und der Motivation dar, siehe Abbildung1. Es gibt unterschiedliche Beweggründe, weshalb Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit wählen. Die einen entscheiden sich dafür, weil es ihre Berufung ist, andere von extrinsischer Motivation getrieben. Doch was treibt sie an? Welcher Anreiz und welche Motivation steckt dahinter? Die Motivation beschreibt mithilfe von persönlichen Motiven, warum eine Person ein gewisses Verhalten aufzeigt, während ein Anreiz aus einer Situation heraus entsteht (Nerdinger, Blickle & Schaper, 2014).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1. Ursachen der Motivation (Sokolowski, 2013, S.251)
Im weiteren Verlauf werden Modelle der Arbeits- und Organisationspsychologie genauer erläutert, um herauszufinden, was Menschen zum Arbeiten anspornt. Ist es ihre Berufung, der Drang nach Selbstverwirklichung oder finanzieller Erfolg? Diese Modelle werden fortlaufend in die Ausarbeitung des Forschungsvorhabens mit einbezogen. Die Theorien gehen auf das menschliche Verhalten im täglichen Arbeitsumfeld, auf die Arbeitsmotivation, Erreichung der gesteckten Ziele und die Veränderung der Einstellung am Arbeitsplatz ein. (Kauffeld, 2011).
2.2 Motivationstheorie nach Mc Clelland
Die Motivationstheorie von dem US - amerikanischen Verhaltens- und Sozialforscher David McClelland gehört zu den wohl bekanntesten Inhaltstheorien. Die Theorie besagt, dass menschliche Bedürfnisse nicht als gegeben, im Sinne von angeboren angenommen werden, vielmehr, dass der Mensch im Laufe seiner Interaktion mit der Umwelt, Bedürfnisse „erlernt“. Besonders drei zentrale Motive stehen nach McClelland im Fokus der Motivation:
- Streben nach Macht
- Streben nach Leistung
- Streben nach sozialem Anschluss
Je nachdem welches dieser Motive bei einem Individuum im Fokus steht, hat es Auswirkungen auf das Verhalten dieser Person und deren Ausübung des Arbeitsplatzes (Rudolph, 2013).
Die folgende Abbildung 2 stellt die angeborenen Anreize eines Verhaltens (Kontakt, Abwechslung und Wirkung) die mit den Bedürfnissen (Sicherheit, Neugier und Kontrolle) zusammenhängen dar. Nach dem Eingliederungsprozess des Individuums entstehen dann aus den Anreizen die oben genannten Motive (Anschluss, Leistung und Macht).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2. Anreize, Bed ü rfnisse und Motive (Sokolowski, 2013, S.256).
Machtstreben beinhaltet den Willen, den Einfluss über Dritte zu erlangen und das Streben nach einem Aufstieg in der Unternehmenshierarchie. Personen, bei denen dieses Motiv besonders ausgeprägt ist, sehnen sich nach Status und Prestige (Weiner & Scheffer, 2004).
Das Bedürfnis nach Leistung beinhaltet das Erreichen eines gesetzten Zieles durch eigene Leistung. Individuen streben nach Erfolg und haben Angst vor Misserfolg. Sie orientieren sich an Vergleichsmöglichkeiten und suchen sich anspruchsvolle, eigenverantwortliche Arbeitsbereiche. (Weiner & Scheffer, 2004).
Das Streben nach sozialem Anschluss setzt sich zum einen aus dem Wunsch nach Zugehörigkeit und zum anderen aus der Pflege von zwischenmenschlichen Beziehungen zusammen. Diese anschlussmotivierten Individuen lehnen Hierarchien ab, gehen Konflikten aus dem Weg und werden niemals Erfolg in einer Führungsposition haben. Sie sehnen sich nach einem guten Arbeitsklima um wachsen zu können (Weiner & Scheffer, 2004).
Unter Einbezug dieser Theorie, werden alle Aussagen der Interviewpartner analysiert und in die oben genannten Motive (Leistung, Macht, Anschluss) eingeordnet.
2.3 Arbeitsmotivationstheorie nach Campbell und Pritchard
Die durch mehrere Studien untermauerte Arbeitsmotivationstheorie nach Campell und Pritchard (1976) wird in zwei Untertheorien segmentiert, zum einen in die Inhaltstheorie und zum anderen in die Prozesstheorie. Erstere beschreibt die Motive einer Person, das heißt, wodurch wird eine Person zum Arbeiten bewegt und wonach strebt diese. Das Entscheidende hierbei ist, liegt der Fokus auf der Person, im Sinne von deren Bedürfnisse und Motive, oder eher auf dem jeweiligen Beweggrund (im Sinne von Anreiz). Die Prozesstheorie beschäftigt sich mit der Person, auf welche Weise diese das Erwünschte erreicht (Keller, 2014).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3. Arbeitsmotivation nach Campbell und Pritchard (eigene Darstellung nach Keller, 2014, S.787).
3 Durchführung der qualitativen Forschung
3.1 Forschungsfrage und -design
Qualitative Forschung bezieht sich auf die Frage nach dem Warum und dem Wie. Die zentrale Forschungsfrage - „Warum entscheiden sich Menschen für die berufliche Selbstständigkeit und inwiefern verändert sich dadurch die Arbeitsmotivation?“- beinhaltet genau diese Zielsetzung. Um Antworten auf diese Frage zu erhalten, wird anhand einer qualitativen Studie versucht, ein umfassendes und zugleich systematisches Verständnis der Probanden in ihrem realen Umfeld zu erlangen. Die Befragung wird anhand von drei selbstständigen Unternehmern durchgeführt.
Die Wurzeln qualitativen Denkens reichen bis zu Aristoteles zurück, der immer noch als Urvater bezeichnet wird. Gegenstand der qualitativen Forschung ist die Subjektbezogenheit, sie erlaubt subjektive Sichtweisen anhand von Probanden (Subjekten) aufzuzeigen und zu deuten. Um mögliche Verzerrungen zu vermeiden, werden die Probanden nicht im Labor, sondern in ihrem alltäglichen und natürlichen Umfeld untersucht (Mayring, 2002). Zur Ermittlung der qualitativen Forschung werden die erstellten Konzepte und Verknüpfungen verallgemeinert und unter dem Gliederungspunkt Generalisierung erörtert (Flick, 2012).
In der vorliegenden Arbeit werden in erster Linie die Beweggründe (Anreize), die zu einer selbstständigen Existenzgründung führen, sichtbar gemacht. Zudem wird erläutert, inwiefern sich die Arbeitsmotivation als Selbstständiger verändert hat, im Vergleich zur damaligen Festanstellung.
Das Forschungsdesign der Arbeit ist explorativer Art, man hat wenig Vorwissen über das zu untersuchende Thema und führt daher eine explorative Studie durch, um neue Hypothesen zu gewinnen. Um dem Thema der vorliegenden Arbeit so nah wie möglich zu kommen, wird mit offenen Fragestellungen gearbeitet. Im Anschluss wird in die deskriptive Untersuchung übergegangen, in der es nicht primär darum geht, Hypothesen zu erklären, sondern den Gegenstand möglichst genau zu beschreiben (Bortz & Döring, 2006)
3.2 Datenerhebung
Die vorliegende Arbeit stützt sich für die Datenerhebung auf ein halbstandardisiertes, oder auch Leitfaden Interview, welches drei farblich voneinander getrennte Themenblöcke beinhaltet. Die Einführung wird in der Farbe Blau gehalten, Anreize und Beweggründe tragen die Farbe Gelb, die Motivation die Farbe Grün und die Veränderung die Farbe Orange. Die Datenerhebung findet ausschließlich verbal statt.
3.2.1 Konstruktion des Interviewleitfadens
Die finale Ausführung des Interviewleitfadens befindet sich in Anlage 1 und beinhaltet alle Fragen, welche den Interviewpartnern gestellt werden.
Die Interviews sind Einzelinterviews. Befragt werden die Probanden im Einzelinterviewverfahren, in einer vertrauensvollen Atmosphäre, face-to-face. Um dieses Vertrauen aufzubauen, wird Ihnen am Anfang das Ziel der Forschung nähergebracht, Anonymität versichert und um das Einverständnis zur Aufzeichnung des Interviews gebeten.
Jedem Interviewpartner werden identische Fragen gestellt, sodass eine hohe Vergleichbarkeit erzielt werden kann. Dennoch wird für jeden Interviewten Platz eingeräumt, für individuelle Fragen, falls diese relevant sein sollten.
Das Leitfadeninterview basiert auf drei Arten von Fragen: Einleitende Fragen, Leitfaden-Fragen und Ad hoc Fragen (Hussy, Schreier, Echterhoff, 2013). Der Einf ü hrungsteil im Leitfaden beginnt mit den einleitenden Fragen und zielt auf die Selbstständigkeit im Allgemeinen ab. Das Ziel hierbei ist es, sich einen Überblick zu verschaffen und mehr über die Einstellung und Sicht des Probanden, in Hinblick auf die Selbstständigkeit, zu erfahren. In Teil zwei sollen die Beweggr ü nde hinterfragt werden, was den Anreiz gab, den Weg in die Selbstständigkeit zu wählen und was schlussendlich der entscheidende Punkt war, diese dann zu verwirklichen. Im dritten Teil des Interviews, wird auf die Motivation eingegangen. Was treibt sie an? Wie motivieren sie sich selbst und ihre Mitarbeiter tag täglich? Eher intrinsisch oder extrinsisch? In diesem Teil der Befragung wird erörtert, wo sich der Befragte mit seiner Firma in ein paar Jahren sieht, wie ausgeprägt sein beruflicher Ehrgeiz ist. Doch was verändert sich nun, wenn man selbstständig ist? Im Vierten und letzten Teil wird auf die Ver ä nderung der Einstellung zur Arbeit als Selbstständiger eingegangen, im Vergleich zu der Zeit als Angestellter.
3.2.2 Das halbstandardisierte Interview
Das halbstandardisierte Interview wird zur Rekonstruktion subjektiver Theorien verwendet (Mey & Mruck, 2010). Subjektive Theorie bedeutet, dass davon ausgegangen wird, dass der Proband über explizite und implizite Annahmen verfügt, weswegen in der vorliegenden Arbeit verschiedene Arten von Fragen verwendet werden (Flick, 2012). Auf Grund dessen sind neben den offenen Fragen auch textgenerierende Fragen mit eingebaut, die den Probanden zum Erzählen animieren sollen (Dresing & Pehl, 2015).
Im Vorfeld werden zunächst relevante Aspekte des Untersuchungsgegenstands identifiziert als auch festgelegt welche Daten erhoben werden. Im Anschluss werden die Themenblöcke des Leitfadens zusammengestellt. Die Interviews werden mündlich durchgeführt, somit erlangt man ein umfassendes Bild des Interviewten (Sedlmeier & Renkewitz, 2013). Es wird bewusst eine natürliche und gewohnte Umgebung des Probanden gewählt, da diese eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre erzeugen soll. Die Dauer der jeweiligen Interviews war unterschiedlich, zwischen 12 und 23 Minuten. Jeder Interviewte wird mit Tonband aufgenommen und anschließend in eine maschinengeschriebene Form transkribiert.
3.2.3 Stichprobenauswahl
Es wurde eine bewusst homogene Stichprobenbeziehung anhand des Top-Down-Verfahrens durchgeführt, das heißt, die Kriterien der Stichprobe wurden im Vorfeld der Untersuchung bereits eingegrenzt und festgelegt. Der Stichprobenplan stellt ein Gerüst dar, welches speziell auf die Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit aufgebaut worden ist (Hussy, Schreier & Echterhoff, 2013). Aufgrund dessen, dass alle Interviewten selbständige Unternehmer sind, jedoch bereits Erfahrungen als Angestellte gemacht haben, lässt sich eine homogene Stichprobenvarianz erkennen. Für diese Forschungsarbeit war es von Bedeutung, dass die Interviewten beide Seiten der Arbeitswelt kennen.
Der untenstehende qualitative Stichprobenplan (Tabelle 1) veranschaulicht die Kriterien für die Auswahl der Interviewpartner und berücksichtigt alle voraussichtlichen Einflussfaktoren auf das Forschungsobjekt.
Tabelle 1. Qualitativer Stichprobenplan (Eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es wurden insgesamt drei Personen befragt, mit unterschiedlichen Hintergründen. Neben den Jahren der beruflichen Selbstständigkeit und der Dauer als Angestellter, wird als weitere Information der Beziehungsstatus als auch die Anzahl der Kinder berücksichtigt. Auf diese Weise wird hinterfragt, ob familiäre Umstände (Kinder), Einfluss auf den Weg in die Selbstständigkeit haben. Der Punkt „höchster Bildungsabschluss“ ist zwar kein Kriterium in dem Sinne aber trägt nichtsdestotrotz zu einem Zusammenhang mit der beruflichen Karriere bei. Es wird nicht davon ausgegangen, dass der Bildungsabschluss Einfluss auf die Ergebnisse haben wird (Hussy, Schreier & Echterhoff, 2013 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fallauswahl nach dem Prinzip der maximalen Ähnlichkeit erfolgt ist, aufgrund von Kenntnissen im Angestelltenverhältnis als auch in der Selbstständigkeit aller Befragten. Um eine möglichst genaue Erkenntnis der Antworten des Fragenkatalogs zu erlangen, wird die systematische (auch bewusste) Stichprobenbeziehung gewählt. Aufgrund von einer sehr geringen Anzahl an Befragten, ist die Forschung nicht repräsentativ aber verallgemeinerbar (Bortz & Döring, 2006).
3.3 Datenaufbereitung und – auswertung
3.3.1 Wörtliche Transkription
Die mittels einer Audiodatei aufgenommenen Interviews werden per wörtlicher Transkription in eine vollständige Textfassung überführt und in ein normales Schriftdeutsch transkribiert (Dresing & Pehl, 2015). Dialekte wurden bereinigt und Satzbaufehler behoben. Zudem wurden wichtige Informationen über das Wortprotokoll in eckigen Klammern festgehalten, wie bspw. Lachen oder lange Denkpausen (Mayring, 2002).
3.3.2 Analyse des Textmaterials
Das Textmaterial wurde anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) ausgewertet. Das Ziel einer solchen Inhaltsanalyse ist die „Analyse von Material, das aus irgendeiner Art von Kommunikation stammt“ (Mayring, 2010, S.11). Die Texte werden analysiert und anhand einer Kategorisierung bearbeitet. Das Textmaterial wird anschließend zusammengefasst und die wichtigsten Kriterien werden beurteilt (Mayring, 2002).
Die unten stehendende Abbildung zeigt die zentralen Schritte der strukturierten Inhaltsanalyse der vorliegenden Arbeit.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4. Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung (Mayring, 2002, S.116).
Die folgende Tabelle 2 zeigt einen Interviewausschnitt, welcher die Bildung der induktiven Ausprägungen mit der Generalisierung anhand der Farben veranschaulicht. Bspw. wurde die Aussage „Dann, eines Tages, bekam ich die Chance mich selbst zu verwirklichen“ als Unterkategorie „Selbstverwirklichung“ gekennzeichnet.
Tabelle 2. Ausschnitt Textanalyse (Eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Hauptkategorien (Anreize, Motivation und Veränderung) stehen bereits im Vorfeld fest, sie werden deduktiv bestimmt. Jeder dieser Kategorien wird eine Farbe zugeordnet, Anreize werden gelb markiert, Motivation grün und Veränderung orange. Im Laufe des Kodierens relevanter Informationen, wurden die Kategorien im Zuge der Auswertung angeglichen, da neues und wichtiges Datenmaterial entdeckt wurde (Hussy, Schreier & Echterhoff, 2013). Die neuen relevanten Informationen aus den Interviews werden anschließend verwendet, um mögliche Kausalzusammenhänge zu veranschaulichen und eventuelle Theorien oder Hypothesen zu errichten (Gläser & Laudel, 2010).
3.3.3 Darstellung der Ergebnisse
Die Interviewpartner werden aufgrund der Forschungsfrage, die sich auf die Beweggründe als auch die Motivation ihrerseits sich selbstständig zu machen bezieht, nicht in Gruppen eingeteilt. Ihre Antworten werden daher separat dargestellt. Aufgrund dessen werden im weiteren Verlauf die Probanden erstmal einzeln ausgewertet und anschließend erst Übereinstimmungen, Merkmale und Unterschiede gegenübergestellt.
3.3.3.1 Ergebnisse des ersten Interviewpartners
IP 1 ist männlich, verheiratet, hat 2 Kinder und ist bereits seit 18 Jahren selbstständiger Unternehmer. Er arbeitet in der Gesundheits- und Freizeitbranche. Die Ausprägungen der Unterkategorien sind der Anlage 6 zu entnehmen.
Anreiz
Als Visionär, steht es für IP 1 schon immer fest, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen. Der Wunsch sein eigener Chef zu sein, sich seine Zeit selbst einzuteilen hegte ihn schon früh und daher war es schon immer seine Bestimmung.
Motivation
Motiviert wird IP 1 dadurch, dass er seine Lebenseinstellung zum Beruf macht, er seine Zeit frei einteilen kann und seine Berufung gefunden hat. Primär wird er intrinsisch motiviert, aus Spaß an seinem Job.
Veränderung
Für IP 1 hat sich die Motivation als Selbstständiger in dem Sinne verändert, dass er sich heute neuen Herausforderungen, neuen Visionen widmen kann und diese auch umzusetzen vermag. Die Aussage, „(...) eine sehr ungewöhnliche Form der Selbstständigkeit, die eigentlich immer nur nach vorne geht, von Motivation nach neuen Herausforderungen beseelt (...)“ verdeutlicht, dass seine Motivation durch ständigen Wachstum getrieben wird, von ständig neuen Herausforderungen. Dadurch ist auch seine Einstellung zur Arbeit deutlich positiver und leidenschaftlicher geworden.
Motivationstheorie David Mc Clelland
IP 1 ist eindeutig leistungsmotiviert, wenn man sich Aussagen wie: „(...)meine gesamte Energie darauf verwende, meine Firma voranzutreiben(...)“.
Arbeitsmotivation nach Campbell und Pritchard
Sowohl Wachstum, finanzieller Erfolg als auch Spaß sind Ziele, nach denen IP 1 lebt. Sie stehen für die Inhaltstheorie. Die Zielerreichung, also der Wachstum seiner Firma und das Umsetzen seiner Visionen, wird der prozessualen Theorie zugeordnet.
3.3.3.2 Ergebnisse des zweiten Interviewpartners
IP 2 ist männlich, ledig, Vater von einem Kind und ist seit mittlerweile 23 Jahr als Selbstständiger tätig. Er hat eine Gebäudereinigungsfirma. Zu Beginn des Interviews hört man schnell heraus, dass er als Selbstständiger kaum Freizeit hat, da selbst wenn man mal nicht arbeitet, man dennoch rund um die Uhr in Gedanken bei seiner Arbeit ist. Die Ausprägungen der Unterkategorien sind der Anlage 7 zu entnehmen.
Anreiz
Die Gründe, weshalb sich IP 2 für die Selbstständigkeit entscheidet, waren zum einen der Drang nach finanziellem Erfolg, sei es für sich als auch für die Zukunftssicherung seines Sohnes. Zum anderen die Tatsache sein eigener Chef sein zu wollen, sich von niemandem etwas mehr vorschreiben zulassen.
Motivation
Für ihn steht an oberster Stelle ganz klar die Familie, also die intrinsische Motivation. Die Aussage „(...) definitiv meine größte Motivation, meine Familie (...)“ veranschaulicht dies. Auf lange Sicht die finanzielle Unabhängigkeit zu erzielen, sei es für ihn als auch für seine Familie, treibt ihn tag täglich aufs Neue an und motiviert ihn erneut Gas zu geben.
Veränderung
IP 2 ist ganz klar stärker motiviert als Selbstständiger, da er deutlich gewissenhafter arbeitet, im Vergleich zu damals als Angestellter. Mit der Aussage, „(...) mit der Selbstständigkeit hat man jetzt einfach das Zepter in der Hand. Nicht nur das, man hat auch die Teile des Erfolgs in der Hand (...)“ wird deutlich, das der Erfolg durch das eigenverantwortliche Arbeiten erzielt wird, was wiederum die Motivation steigert. Nicht nur das, er arbeitet außerdem Zukunftsorientierter, um seinem Sohn ebenfalls etwas zu ermöglichen, weshalb er deutlich motivierter an die Arbeit geht.
Motivationstheorie David Mc Clelland
Nach der Motivationstheorie von McClelland, lässt sich IP2 in das Leistungsmotiv einordnen, mit einem leichten Hang zum Machtmotiv, da er sich einen Namen machen möchte und Prestige einen gewissen Stellenwert für ihn hat.
Arbeitsmotivation nach Campbell und Pritchard
In der inhaltlichen Untertheorie kommt der monetäre Aspekt und der Wunsch nach Sicherheit deutlich zum Vorschein. Zur prozessualen Untertheorie zählt das Sammeln von Erfahrungen.
3.3.3.3 Ergebnisse des dritten Interviewpartners
IP 3 ist männlich, ledig und seit etwas mehr als drei Jahren als selbstständiger Unternehmer in der Immobilienbranche tätig. Für ihn bedeutet das selbständige Arbeiten nicht nur physisch so gut wie jeden Tag zu arbeiten, sondern auch gedanklich immer bei der Arbeit zu sein. Die Ausprägungen der Unterkategorien sind der Anlage 8 zu entnehmen.
Anreiz
Den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen ist bei IP 3 aus der Situation heraus entstanden. Schon als Angestellter hatte er recht viel Handlungsfreiraum doch er wollte „(...) für sein Tun und Handeln komplett selbst verantwortlich (...)“ sein. Es war ihm wichtig eigene Entscheidungen zu treffen als auch seine Zeit frei einteilen zu können, er muss heute nun nicht mehr zu vorgegebenen Zeiten in der Firma sein.
Motivation
Die Möglichkeit der freien Gestaltung seiner Arbeit motiviert IP 3. Er möchte Erfolg haben und wird zum einen durch Ehrgeiz motiviert, wenn er bspw. keine Projekte hat und unbedingt an Aufträge kommen möchte, zum anderen am „(...) Einkommen, welches man sich (...) verdient hat“, sprich am finanziellen Erfolg. Des Weiteren wird er durch die Zufriedenheit seiner Kunden aber auch den Spaß an der Arbeit tag täglich angespornt.
[...]
- Quote paper
- Anonymous,, 2018, Warum entscheiden sich Menschen für die berufliche Selbstständigkeit und wie verändert sich dadurch die Arbeitsmotivation?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504396
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