In Rom wurde im Sommer 1518 offiziell das Einleitungsverfahren gegen Martin Luther eröffnet, das in dieser Arbeit untersucht werden soll. Durch verschiedene Komplikationen, Krisen und Verwicklungen zog sich das Verfahren über längere Zeit hin und endete erst durch die päpstliche Bannbulle vom 3. Januar 1521 und Luthers Bruch mit der katholischen Kirche, indem er die Bulle verbrannte. Aufgrund der langen Dauer des Verfahrens und auch wegen vieler anderer Faktoren, die von außen auf das Geschehen einwirkten, ist der „Prozess“ gegen Luther nicht einfach zu erfassen.
Anzumerken ist hier die Verwendung des Begriffs „Prozess“, denn ein offizieller Prozess gegen Martin Luther hat nicht stattgefunden. Allerdings wird dieser Begriff in der Literatur vielfach verwendet. Um die Zusammenhänge besser verstehen zu können, wird in dieser Arbeit in groben Zügen die Einleitungsphase seines angehenden Prozesses geschildert. Da neben dem Papst und der katholischen Kirche auch Kaiser, Kurfürsten, Bischöfe, Universitäten, Städte und andere Personen und Institutionen beteiligt waren, wird versucht, ein kurzes Bild der politischen Hintergründe des Reichstages zu Augsburg zu zeichnen.
Martin Luther wurde von zwei Parteien in Rom angeklagt. Zum einen erfolgte eine Anklage durch Erzbischof Albrecht von Mainz Ende 1517, indem er der römischen Kurie Luthers Thesen zur Beurteilung vorgelegt hatte. Zum anderen wurde er von den Dominikanern im Januar 1518 offiziell angeklagt. Der Ordensgeneral der Augustiner-Eremiten in Rom wollte zunächst keinen Prozess gegen Luther, sondern die Debatte über den Ablass durch eine theologische Disputation regeln. Johannes von Staupitz, deutscher Generalvikar der Augustiner-Eremiten, Beichtvater und Freund von Luther, sollte ihn zunächst zur Vernunft bringen und bat ihn am 26. April 1518 auf dem Generalkapitel der deutschen Augustiner-Eremetin in Heidelberg seine neue ablasskritische Theologie vorzubringen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erste Phase des Verfahrens gegen Luther
- Der Reichstag zu Augsburg
- Cajetan und das Verhör
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Einleitungsverfahren gegen Martin Luther im Sommer 1518 in Rom. Sie untersucht die komplizierten politischen und religiösen Hintergründe des Verfahrens, das bis zur päpstlichen Bannbulle von 1521 und Luthers Bruch mit der katholischen Kirche dauerte. Neben den Akten der römischen Kurie werden auch die Perspektiven von Kaiser, Kurfürsten, Bischöfen und anderen Akteuren beleuchtet, um ein umfassendes Bild der frühen Phase des „Luther-Prozesses“ zu zeichnen.
- Die Einleitungsphase des Verfahrens gegen Martin Luther
- Die politischen und religiösen Hintergründe des Reichstags zu Augsburg
- Die Rolle von Kardinal Cajetan als päpstlicher Legat
- Das Verhör von Martin Luther durch Kardinal Cajetan
- Die Bedeutung des Ablasses in der frühen Reformationsgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung beschreibt die komplexe und langwierige Einleitungsphase des Verfahrens gegen Martin Luther, das bis zur päpstlichen Bannbulle von 1521 dauerte. Es wird erläutert, warum der Begriff „Prozess“ in diesem Zusammenhang nicht ganz korrekt ist, da es sich um ein komplexes Verfahren mit vielen Beteiligten handelte.
2. Erste Phase des Verfahrens gegen Luther
Dieses Kapitel stellt die verschiedenen Anklagen gegen Luther vor, die von Erzbischof Albrecht von Mainz und den Dominikanern erhoben wurden. Es beschreibt auch die Reaktion der Augustiner-Eremiten, die zunächst versuchten, den Konflikt durch eine theologische Disputation zu lösen. Die zentrale Frage des Verfahrens war die Autorität von Kirche und Papst, die Luther mit seiner Ablasskritik in Frage stellte.
3. Der Reichstag zu Augsburg
Dieses Kapitel beleuchtet die politischen Hintergründe des Reichstags zu Augsburg, auf dem auch Luthers Situation diskutiert wurde. Es werden die Verhandlungspunkte über die Thronfolge und den Türkenkrieg behandelt und die komplizierten Machtverhältnisse zwischen Kaiser, Papst und den deutschen Reichsständen beschrieben.
4. Cajetan und das Verhör
Dieses Kapitel beschreibt das Verhör von Martin Luther durch Kardinal Cajetan, der auf dem Reichstag zu Augsburg als päpstlicher Legat fungierte. Es beleuchtet die Argumente beider Seiten und die erfolglose Suche nach einer Einigung.
Schlüsselwörter
Martin Luther, Reformation, Ablass, Reichstag zu Augsburg, Kardinal Cajetan, Papst Leo X., römische Kurie, Thesen, Ketzerei, Autorität, politische Hintergründe, Reichsstände, Thronfolge, Türkenkrieg
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- Katja Knauder (Author), 2017, Martin Luther auf dem Reichstag zu Augsburg. Eine Analyse der ersten Phase seines Prozesses, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504382