Falschmeldungen sind an und für sich kein neues Phänomen, gibt es sie doch schon seit Ende des 19. Jahrhunderts als unwahre Meldungen in Zeitungen über verschiedene Themen. Den Durchbruch in den allgemeinen deutschen Sprachgebrauch schafften sie im Rahmen der US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2016. Davon ausgehend, wurde der Einfluss und die Verbreitung von Fake News öffentlich stark diskutiert und untersucht. Aufgrund dieser, als intensiv wahrgenommenen Berichterstattung, wurde von den Autorinnen der Studie vermutet, Fake News hätten hohe Relevanz im öffentlichen Diskurs, vor allem in Zusammenhang mit politischen Informationen. Diese These wurde mittels der Analyse von deutschsprachigen Printzeitungsartikeln untersucht. Die gewählte empirische Methode ist die quantitative Inhaltsanalyse.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Einbettung
2.1 First-Level-of-Agenda-Setting
2.2 Second-Level-of-Agenda-Setting
2.2.1 Priming
2.2.2 Framing
2.3 Fazit der theoretischen Einbettung
3 Empirische Untersuchung
3.1 Vorstellung der Methode: Quantitativ Inhaltsanalyse
3.2 Operationalisierung der Fragestellung
3.3 Vorbereitung der Erhebung.
3.3.1 Sample
3.3.2 Codebuch
3.3.3 Codiermaske Excel
3.4 Pretest.
3.5 Codierung / Durchführung der Untersuchung.
4 Datenauswertung und Interpretation der Ergebnisse.
4.1 Deskriptive Ergebnisse
4.2 Hypothesenprüfende Ergebnisse.
4.2.1 Prüfung Hypothesenkomplex 1
4.2.2 Prüfung Hypothesenkomplex 2
4.2.3 Prüfung Hypothesenkomplex 3
4.3 Diskussion und Interpretation.
5 Schlussbetrachtung & Methodenkritik.
6 Bibliographie
7 Anhang
7.1 A Tabelle 10 Nationale und Internationale Feinthemen
7.2 B I Stichprobeneinheit: Artikel Nr. 156
7.3 B II Stichprobeneinheit: Artikel Nr. 157
7.4 C CODEBUCH
7.4.1 Hypothesen
7.4.2 Variablen und Ausprägungen
7.4.3 Erläuterungen Allgemein
7.4.4 Codierung Allgemein
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Gekürzter Ausschnitt Kategoriensystem Kategorien und Indikatoren; Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 2 Auszug gekürztes Kategoriensystem; Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 3 Auszug gekürzte Codiermaske Excel; Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 4 Verteilung des Artikelfokus; Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 5 Anzahl veröffentlichter Artikel nach Artikellänge und Mediengattung; Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 6 Aufschlüsselung implizite Begriffe; Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 7 Verteilung der Platzierung der Statements; Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 8 Verteilung Grobthemen national und international Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 9 Tonalität Akteur_Innen international & national im Vergleich; Quelle: Eigene Darstellung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Häufigste implizite Nennungen; Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 2 Beitragsform nach Medienart und Fokus; Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 3 Ranking häufigster Grobthemen; Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 4 Explizite Feinthemen; Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 5 Ranking nationale und internationale Akteur_Innen Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 6 Top-4 Ranking internationale & nationale Akteur_Innen im Vergleich Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 7 Tonalität international & national im Überblick; Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 8 Tonalität nationaler Akteur_Innen; Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 9 Verteilung Tonalität internationaler Akteur_Innen; Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 10 Internationale und nationale Feinthemen inkl. Grobthemen
1 Einleitung
Der Begriff Fake News wurde von der Jury der Initiative Anglizismus des Jahres zum Anglizismus des Jahres 2016 gekürt, so der Vorsitzender und Gründer der Initiative, Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch, auf deren Homepage. Fake News sind „in den Medien und im Internet, besonders in den Social Media, in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen“, so die Definition des Online-Duden (Duden 2017).
Diese Falschmeldungen sind an und für sich kein neues Phänomen, gibt es sie doch schon seit Ende des 19. Jahrhunderts als unwahre Meldungen in Zeitungen über verschiedene Themen (Stefanowitsch 2016; bitkom 2017; Varol et al. 2017). Den Durchbruch in den allgemeinen deutschen Sprachgebrauch schafften sie im Rahmen der US- amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2016 (Stefanowitsch 2016; Allcott/Gentzkow 2017, 212). Dem damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump wurde der wissentliche Gebrauch von Fake News nachgesagt und einige Autor_Innen suggerierten, dass Trump ohne Fake News die Wahl nicht gewonnen hätte (Parkinson 2016; Read 2016; Dewey 2016).
Davon ausgehend, wurde der Einfluss und die Verbreitung von Fake News öffentlich stark diskutiert und untersucht1. Zahlreiche Medienberichte befassten sich mit Fake News2 - so schien es. Dieser Verdacht wird durch das Googeln des Begriffes erhärtet. Eine Google-Suchanfrage nach Fake News ergab 152.000.000 Ergebnisse in 0,69 Sekunden (Stand 23.09.2017; 18.03 Uhr MEZ), die Aktuellsten jünger als eine Stunde. Auf den ersten drei Ergebnis-Seiten fast ausschließlich Online-Artikel (abgesehen von Wikipedia), aus etablierten, internationalen Medien, mehrheitlich Printzeitungen (Stand 23.09.2017; 18.03 Uhr MEZ). Eine repräsentative Umfrage des Hans-Bredow Institutes für Medienforschung (2016) ermittelte, dass 47% der Internetnutzer_Innen diesen Weg, über die Google-Suche, wählen, um Informationen zu erhalten.
Die gefundenen Artikel zeigten, dass nicht nur Donald Trump wegen des Gebrauchs von Fake News regelmäßig in den Schlagzeilen stand. Auch deutsche Politiker_Innen gerieten in Zusammenhang mit Fake News in den medialen und öffentlichen Fokus (Bitkom 2017, 10). Das Thema erfuhr vor allem im Zuge der Debatte um Geflüchtete, die US-amerikanische Präsidentschaftswahl und die erstarkende „Neue Rechte“ öffentliche Aufmerksamkeit (Bitkom 2017, 10).
Aufgrund dieser, als intensiv wahrgenommenen Berichterstattung, wurde von den Autorinnen der Studie vermutet, Fake News hätten hohe Relevanz im öffentlichen Diskurs, vor allem in Zusammenhang mit politischen Informationen. Diesen Standpunkt teilen auch Rezipierende, wie das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov anhand einer repräsentativen Befragung ermittelte (2017, 3-5).
Da die Beiträge meist aus den Onlineangeboten von Printzeitungen stammten, lag die Fragestellung nahe, wie diese über Fake News berichteten.
Auf diesen Gegebenheiten basiert die Fragestellung des vorliegenden Forschungsprojekts: Wie (Häufigkeit, Tonalität, thematischer Schwerpunkt) wird in deutschsprachigen Printzeitungen über „Fake News“ berichtet? Welche thematischen Akzente setzen Printzeitungen im Rahmen der Berichterstattung? Welche Akteur_Innen behandeln sie besonders häufig? Wie viel Relevanz, in Form von Länge der Artikel, Fokussierung auf das Thema et cetera wird Fake News tatsächlich zuteil?
Diese Überlegungen und Fragen bildeten das Fundament des hier diskutierten Forschungsprojektes. Mittels dreier Hypothesenkomplexe wurde die Forschungsfrage ope- rationalisiert (vgl. Kap. 3). Um sie beantworten zu können, wurden die Beiträge deutschsprachiger Printzeitungen mittels einer quantitativen Inhaltsanalyse untersucht. Als theoretische Fundierung dienten vor allem Studien aus der Medienwirkungsforschung. Um eine Verortung im wissenschaftlichen Kontext vornehmen zu können, wurden vor allem Studien, die sich mit der Darstellung von Themen in den Medien befassen, rezipiert. Dazu zählt die Pionierstudie der Agenda-Setting-Forschung, die Chapel Hill Studie. Anhand dieser wurde die Thematisierungsfunktion der Massenmedien eingehend studiert (vgl. Kap. 2.1). Vor allem in Bezug auf Indikatoren für Relevanz bot sie wertvolle Anknüpfungspunkte. Jedoch spielten auch die Priming - und Framing -Ansätze eine wichtige Rolle bei der Konzeption des Forschungsprojektes. Diese untersuchten, auf welchen medialen Wirkungsmechanismen Urteilsbildung und Relevanzzuschreibung seitens der Rezipierenden beruht (vgl. Kap. 2.2). Da sich Priming- und Framing- Ansätze auf die Wirkung von Fernsehinhalten beziehen, gestaltet sich eine direkte Übertragung der Ansätze auf Printmedien schwierig. Trotzdem bieten sie kognitiv- interpretative Anknüpfungspunkte mittels derer unter Umständen neue Theorien aufgestellt werden können. Neben Blaupausen für Indikatoren boten diese Studien Leitlinien für Arbeitsschritte, Perspektiven und natürlich einen Anknüpfungspunkt für die Veror- tung der generierten Ergebnisse. Denn alle diese Studien untersuchten die Wirkung me- dialer Themenhervorhebung, welche auch den zentralen Punkt des vorliegenden Forschungsprojektes darstellt.
Wie die Ergebnisse, mittels derer die Prüfung der Forschungsfrage und der Hypothesen stattfand, gewonnen wurden, ist Schwerpunkt des dritten Kapitels. Dabei wird zuerst die gewählte Methode knapp begründet (vgl. Kap. 3.1). Im Anschluss wird die Operationalisierung (vgl. Kap. 3.2) und das methodische Vorgehen, sowie der Forschungsablauf erörtert (vgl. Kap. 3.3-3.5). Es folgt die Datenauswertung und Interpretation der Ergebnisse, sowie die Prüfung der Hypothesen (vgl. Kap. 4). Den Abschluss dieses Forschungsberichtes bildet die Diskussion der Ergebnisse (vgl. Kap. 4.3) und eine ausführliche methodische Kritik der vorliegenden Studie (vgl. Kap. 5).
2 Theoretische Einbettung
Printzeitungen werden als das ,,[Ä]lteste journalistische Massenmedium“ (Blum/Blum 2001, 19) bezeichnet. Ihre Funktion ist es, Menschen über relevante regionale und überregionale Themen zu informieren. Sie fungierten schon in der Vergangenheit als Gatekeeper, da sie Informationen selektieren und diese nach Relevanz ordnen (Shaw 1979, 96). Diese Priorisierung der Themen spiegelt sich in der Agenda, einer Rangfolge hervorgehobener Themen. Aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive kann Agenda definiert werden als: „[Ijssues or events that are viewed at a point in time as ranked in a hierarchy of importance” (Rogers/Dearing 1988, 556). Der Professor für Kommunikationswissenschaft Marcus Maurer definiert im Vergleich dazu die Publikumsagenda als eine individuelle Prioritätenliste anhand derer Menschen Themen nach Relevanz sortieren (2010, 10). Wie die Medienagenda auf die Publikumsagenda wirkt ist Forschungsschwerpunkt der Agenda-Setting-Forschung.
Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurde untersucht, mit welcher Tonalität, Häufigkeit und in Zusammenhang mit welchen thematischen Schwerpunkten deutschsprachige Printzeitungen über Fake News berichten. Um dieser Fragestellung nachzugehen, werden die Theorien aus dem Umfeld der Agenda-Setting-Forschung (vgl. Kap. 2.1 und 2.2) im Folgenden herangezogen.
Zu Beginn wird die Pionierstudie, die Chapel Hill Studie, der Kommunikationswissenschaftler Maxwell E. McCombs und Donald L. Shaw, die den Kern des First-Level- Agenda-Settings bildet, kritisch erörtert (vgl. Kap. 2.1). Im Anschluss werden die Ansätze des Second-Level-Agenda-Setting, Priming und Framing, die eine Weiterentwick- lung des klassischen Agenda-Setting-Modells darstellen, besprochen (vgl. Kap. 2.2). Die Kernaspekte der vorgestellten Theorien werden im Anschluss in Bezug zum vorliegenden Forschungsprojekt gesetzt (vgl. Kap. 2.3).
2.1 First-Level-of-Agenda-Setting
Den Grundstein des First-Level-Agenda-Setting bilden theoretische Überlegungen von Bernhard C. Cohen (1963). Laut Cohen geben Medien nicht vor, was Menschen denken, jedoch vermitteln sie über ihre Themenagenda worüber Menschen nachdenken.
The press may not be successful much of the time in telling people what to think, but it is stunningly successful in telling its readers what to think about (Cohen 1963, 13 nach McCombs/Shaw 1972, 177).
Studien und Theorien aus dem Umfeld des First-Level-of-Agenda-Setting befassen sich allgemein mit Medienwirkungen und spezifisch mit der Korrelation zwischen Massenmedien-, Politik- und Publikums-Agenden (Dearing/Rogers 1993, 73). Die Forschungsschwerpunkte sind die Themensetzungsfunktion der Massenmedien, das Zustandekommen von Agenden, sowie der damit einhergehenden Wirkung auf Rezipierende und deren Einstellungen.
Cohens theoretische Überlegungen zur Themensetzungsfunktion der Massenmedien wurden 1968 von McCombs und Shaw in der Chapel Hill Studie (VÖ 1972) empirisch untersucht (vgl. Kap. 2.1). Den in dieser Pionierstudie (McCombs/Shaw 1972) ermittelten Themensetzungseffekt betitelten die Forscher als Agenda-Setting-Effect. Der Kommunikationswissenschaftler Ray Funkhouser veröffentlichte kurze Zeit später die Studie The Issues of the Sixties (1973). Er untersuchte darin die Themensetzungsfunktion der Massenmedien. Funkhouser ermittelte ebenfalls eine hohe Korrelation zwischen Medien- und Publikumsagenden. Seine Studie erlangte allerdings keine Bekanntheit (Maurer 2010, 45).
Forscher entwickelten im Rahmen weiterer Untersuchungen zum Thematisierungseffekt der Massenmedien drei Wirkungs-Modelle (Eichhorn 2005, 14-15). Diese beschreiben den Einfluss der Massenmedien auf Rezipierende. Das Aufmerksamkeitsmodell (Awa- reness-Modell) postuliert, dass Nutzer_Innen durch die Medienberichterstattung auf Themen aufmerksam gemacht werden. Das Thematisierungsmodell (Salience-Modell) proklamiert, dass Rezipierende ein Thema, je häufiger Medien über dieses berichten, als umso relevanter empfinden. Das Themenstrukturierungsmodell (Priorities-Modell) besagt, dass die Themenrangfolge der Medien sich exakt in der der Konsument_Innen niederschlägt. Die Studien in der Tradition des First-Level-Agenda-Settings befassen sich mit Forschungsfragen bezüglich der Annahmen des Priorities-Modelles (Ro- gers/Dearing 1996).
Die Kommunikationswissenschaftler Everett Rogers und James Dearing (1988) unterscheiden Studien im Rahmen des First-Level-of-Agenda-Settings in zwei Forschungstraditionen. Untersuchungen zum klassischen Agenda-Setting-Modell und die AgendaBuilding-Forschung (Dearing/Rogers 1988, 556). Die Zusammenhänge und Beeinflussungen zwischen Publikums- und Rezipierenden-Agenda zählen in die Forschungstradition des Agenda-Setting-Modells. Schwerpunkt des Agenda-Buildings ist zum einen die Entstehung von (Medien-)Agenden, zum anderen die Wechselwirkungen zwischen politischen- und Medien-/Publikums-Agenden (Dearing/Rogers 1988, 14).
Chapel-Hill-Studie
McCombs und Shaw untersuchten die Themensetzungsfunktion der Massenmedien im Rahmen bevorstehender Präsidentschaftswahlen 1968 in den USA. Die Medien gäben den Rezipierenden die Agenda an Themen vor, die zur politischen Entscheidungsfindung relevant seien (McCombs/Shaw 1972, 177).
While the mass media may have little influence on the direction or intensity of attitudes, it is hypothesized that the mass media set the agenda for each political campaign, influencing the salience of attitudes toward the political issues (McCombs/Shaw 1972, 177).
Zur Beantwortung ihrer Forschungsfrage untersuchten McCombs und Shaw, ob zwischen den Medien- und Publikumsagenden eine Korrelation besteht. Zur Erhebung der Medienagenda nutzten sie eine quantitative Inhaltsanalyse. Die Publikumsagenda unentschlossener Wählerinnen ermittelten sie anhand einer Publikums-Befragung. Die Forscher analysierten die Medieninhalte des Zeitraums einer Woche (06. Oktober 1968 bis 12.Oktober 1968). Das Medienpanel bestand aus fünf Zeitungen, zwei Magazinen und zwei TV-Nachrichtensendungen. Mittels der Analyse der Berichte dieser Medien erstellten McCombs und Shaw eine Rangfolge wichtiger Themen der Massenmedien: die Medienagenda. Indikatoren für Relevanz waren die Häufigkeit der Berichterstattung und die Platzierung der Inhalte (McCombs/Shaw 1972, 178). Welche spezifischen Themen relevant („major issues“) und weniger relevant („minor issues“) waren,
sowie deren Ranglistenplatz, ermittelten McCombs und Shaw anhand von 15 Kategorien (1972, 177f). In diesen Kategorien aggregierten sie alle insgesamt genannten Themen. Beispielsweise wurden alle Themen, die in Zusammenhang mit Außenpolitik standen (z. B. Krieg, Handelsabkommen etc.), unter dem Thema „Außenpolitik“ sub- summiert. Über eine Rezipient_Innen-Befragung evaluierten McCombs und Shaw die Publikumsagenden 100 unentschlossener Wählerinnen. Diese wurden anhand einer Schlüsselfrage ermittelt (McCombs/Shaw 1972, 177). Die vom Publikum genannten Schlüsselthemen wurden zu einer Agenda komprimiert und mit der Medienagenda korreliert.
Findings
McCombs und Shaw ermittelten eine hohe Korrelation zwischen Publikums- und Medienagenda. Aus ihren Ergebnissen schlossen die Forscher auf starke Medienwirkungseffekte. Die Medien würden erheblichen Einfluss auf die von den Wählerinnen als wichtig erachteten politischen Themen haben, so McCombs und Shaw (1972, 181). Als Beweis für die Existenz eines Agenda-Setting-Effektes führen die Forscher den hohen Korrelationskoeffizienten an (McCombs/Shaw 1972, 184).
The correlation between the major item emphasis on the main campaign issues carried by the media and voters' independent judgments of what were the important issues was +.967 (McCombs/Shaw 1972, 181).
Dass Rezipierende Themen beachteten oder ignorierten, sie als wichtig oder unwichtig empfanden, sei auf den Einfluss der Medien zurückzuführen, schlussfolgerte 1979 Eugene Shaw (96).
People tend to include or exclude from their cognitions what the media include or exclude from their content. People also tend to assign an importance to what they include that closely resembles the emphasis given to events, issues, and persons by the mass media (Shaw 1979, 96).
Auch während Folgestudien, unter anderem im Rahmen des Second-Level-AgendaSetting (vgl. Kap. 2.2), ermittelten Wissenschaftler_Innen einen direkten Einfluss der Medien auf das Urteilsvermögen von Rezipierenden (vgl. Iyengar/Kinder 1987, Iyengar/Simon 1993, Rössler 1997).
Relatively small exposure to news coverage of particular issues were sufficient to induce significant shifts in viewer ‘s beliefs about the relative importance of various issues (Iyengar 1992, 34).
Von McCombs und Shaw wurde die im Zuge der Chapel Hill ermittelten Themensetzungsfunktion der Massenmedien als eindeutiger Indikator für starke Medienwirkung gewertet. Vor allem in Bezug auf das methodische Vorgehen wurde die Studie jedoch kritisiert. Auch die Validität der Ergebnisse und deren Stichhaltigkeit wurden im Zug dessen kritisch erörtert (vgl. Maurer 2010; Rössler 1997; Eichhorn 2005).
[...]
1 Vgl.: YouGov (2017); bitkom (2017)
2 Seemann, Michael (2017); Jedicke, Henriette (2017); FAZ Online (2017); Brücker, Herbert (2017); ARD Online (2017); Beuth, Patrick (2017); ZDF Heute (2017); Hanfeld, Michael (2017); uvm.
- Arbeit zitieren
- Felicitas Schneider (Autor:in), 2017, "Fake News" in der Berichterstattung deutschsprachiger Printzeitungen. Quantitative Inhaltsanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504366
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