In dieser Arbeit geht es um die Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem. Zunächst werden die Begriffe Definition, Bildung, Chancengleichheit und soziale Herkunft definiert. Anschließend erläutert der Autor den Aufbau des Bildungssystems in Deutschland sowie verschiedene Förderungs- und Finanzierungsmöglichkeiten. Der Fokus der Arbeit liegt auf den Aspekten der Ungleichheit. Hierfür werden Bildungsbenachteiligungen von Schülern mit sozial-schwachen und bildungsfernen Hintergrund, mit Migrationshintergrund sowie Bildungsvorteile von Schülern aus einkommensstarken Familien thematisiert.
Bildung unterliegt in Deutschland dem Bildungsgesetz. Der Staat überträgt den Bundesländern aufgrund der Kulturhoheit der Länder die Zuständigkeit für das Schul- und Bildungswesen. Damit erhalten die Bundesländer Möglichkeiten Teile des Bildungssystems frei zu gestalten und auszuprägen. Auch wenn der Elementarbereich in der heutigen Gesetzesfassung noch nicht integraler Bestandteil des Bildungssystems ist, so ist jedoch zu erkennen, dass zunehmend Wert auf die Entwicklung der Kinder im Vorschulalter gelegt wird. Dies war in der Vergangenheit wenig bis gar nicht gegeben. Das Resultat haben die Schulen unsere Länder nun vor dem Hintergrund zunehmender Schulpflichtiger mit Migrationshintergrund deutlich zu spüren bekommen. Konnte man in den Jahrzehnten davor die sozial-schwachen Kinder und in ihrer Anzahl überschaubaren Kinder mit Migrationshintergrund durch den großen Anteil an deutschstämmigen Kinder in der Statistik noch gut verstecken, so ist dies bei dem enormen Zuwachs auf Grund von Globalisierung und Vertreibung nicht mehr möglich. Der wachsende Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund und die zunehmende gegensätzliche Entwicklung der Vermögensverteilung fordern nun auch in unserem Bildungssystem ihren Tribut.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsdefinition
2.1 Bildung
2.2 Chancengleichheit
2.3 Soziale Herkunft
3. Bildungssystem Deutschland
3.1 Aufbau
3.2 Förderungsmöglichkeiten
4. Aspekte der Ungleichheit
4.1 Bildungsbenachteiligung von Schülern mit sozialschwachem und bildungsfernem Hintergrund
4.2 Bildungsbenachteiligung von Schülern mit Migrationshintergrund
4.3 Bildungsvorteile von Schülern aus einkommensstarken Familien
5. Die PISA Studie
A Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„ Vom Tellerwäscher zum Millionär ?“- Dieser Mythos und oftmals wahr gewordener Traum ist das Sinnbild der USA, Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten ein Leben in Wohlstand zu ermöglichen und damit Chancengleichheit zu propagieren. Doch was bedeutet dieser Mythos? Was sind die Voraussetzungen und gibt es wirklich Chancengleichheit? Schon seit Entstehung der USA im 18. Jahrhundert als die ersten europäischen Einwanderer aus ärmlichen Verhältnissen ihr Glück in der neuen Welt suchten und auch gescheiterte Adlige einen Neuanfang versuchten, entstanden unterschiedliche soziale Schichten. Dieser Effekt wurde im industriellen Zeitalter des 19. Jahrhunderts extrem verschärft und es bildeten sich unterschiedliche Klassen heraus welche sich klar in ihrer Herkunft, ihrem Kapital und kulturellem Erbe abgrenzten. Die Arbeiterklasse wurde durch ein Heer von Einwanderern gefüllt, unterdrückt und ausgebeutet durch eine neu entstehende „Oberklasse“. Das Kapital wurde zunehmend ungleich verteilt.
2. Begriffsdefinition
Im Nachfolgenden werde ich einige wichtige Begriffe definieren, die für diese Hausarbeit essentiell sind.
2.1 Bildung
Seit Anbeginn der Menschheit ist Bildung ein permanenter Prozess und entscheidender Faktor für die Entstehung der Gesellschaftsschichten und unterschiedlichen sozialen Klassen. Durch Bildung ist es dem Menschen möglich sein Habitat zu formen und nach seinen Vorstellungen positiv zu gestalten. Wer Zugang zu Bildung hat kann sich einen entscheidenden Vorteil bei der Verbesserung seiner Lebensqualität verschaffen. Lesen und Rechnen war in der Geschichte der Menschheit meist nur der herrschenden Klasse vorbehalten, um die Weitergabe von Wissen kontrollieren und regulieren zu können. In der Zeit der Industrialisierung gewann Bildung zunehmend an Bedeutung. Maschinen entstanden und ersetzten immer mehr Arbeitskräfte. Arbeitslosigkeit und Armut waren die Folge. Dies war der Nährboden für die Bildung politischer Parteien aus der Arbeiterklasse heraus. Bildung stellt einen großen, individuellen Spielraum zur Definition dar. Im Hinblick auf die Gesellschaft wird Bildung allgemein vorausgesetzt. Bildung berührt zu dem einige Politikbereiche, besonders hervorzuheben sind hier Wirtschafts-, Arbeitsmarkt – und Sozialpolitik.[1] Desweiteren stellt Bildung einen sich stetig fortschreitenden Prozess des Lernens dar. Bildungssysteme, unter anderem die Schule dienen zur stetigen Verbesserung des Bildungsstandes. Durch bestimmte Leistungsprinzipien werden hier Belohnungen (Noten) verteilt. Durch diese Belohnungen soll jeder einen gleichen Zugang zu weiteren Bildungsmöglichkeiten haben.[2] So fungiert Bildung als etwas erworbenes, was weitere Zukunftsperspektiven eröffnen kann. Je höher der Bildungsgrad eines Individuums desto höher der Lebensstandard.
2.2 Chancengleichheit
Chancengleichheit bedeutet, dass Individuen mit unterschiedlichen Voraussetzungen dasselbe Bildungsniveau erlangen können. Dabei sollten Geschlecht, Behinderung, Kultur- und Migrationshintergrund sowie soziale Herkunft keine Bedeutung haben. Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist das Recht auf Chancengleichheit verankert.[3]
2.3 Soziale Herkunft
Als soziale Herkunft bezeichnet man die Gesellschaftsschicht (Klasse) und das Umfeld aus dem ein Individuum entstammt. Der französische Soziologe und Sozialphilosoph Pierre Bourdieu bezeichnet dies auch als soziales Kapital, was einem vererbt wurde. Bourdieu unterteilt das Kapital in kulturelles, soziales und ökonomisches Kapital. Das ökonomische Kapital stellt das Geld als Material dar, also die finanzielle Situation über das ein Individuum verfügt. Das soziale Kapital stellt die Beziehungen, so wie Kontakte zu anderen Individuen dar und lässt sich ebenfalls auf die Gesamtgruppe beziehen. Das kulturelle Kapital teilt Bourdieu nochmals in drei weiteren Gruppen auf. So unterscheidet er zwischen dem inkorporierten Kulturkapital, welches die Bildung eines Menschen darstellt, die der Mensch sich im Laufe der Zeit durch zum Beispiel Erfahrungen angeeignet hat und mit dem Habitus von Bourdieu auf gleicher Ebene steht. Das objektivierte Kapital stellt unter Anderem Literatur dar. Das institutionalisierte Kapital stellt die verschiedenen Abschlüsse/ Zertifikate dar, die eine Person besitzen kann. Alle Kapitalformen können sich gegenseitig beeinflussen.[4] Da jedes Individuum andere Kapitalveranlagungen hat, entstehen so soziale Ungleichheiten.
3. Bildungssystem Deutschland
Das Bildungssystem ist nicht einheitlich formuliert. Es gibt eine Gewisse Grundstruktur, doch weitere Entscheidungen obliegen den einzelnen Bundesländern. Unter 3.1 werde ich den allgemeinen Aufbau erklären, so wie unter 3.2 verschiedene Fördermöglichkeiten, die einem im Bildungswesen offen stehen.
3.1 Aufbau
Das deutsche Bildungssystem ist in 5 verschiedenen Ebenen gegliedert. Dem Primärbereich, dem Sekundärbereich I und II, den tertiäre Bereich und der quartäre Bereich. In seiner Ausprägung kann sich das Bildungssystem von Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Es zeichnet sich zunehmend ein Trend zu gemeinsamen, länderübergreifenden Bildungsstandards ab. Für alle gilt jedoch die allgemeine Schulpflicht. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre sind gesetzlich verpflichtet, die Schulen oder sofern sie sich in Ausbildung befinden, die Berufsfachschulen und Berufsschulen, zu besuchen. Bereits vor dem Primärbereich wird in immer mehr Bundesländern der Fokus auf Bildung gelegt. Man spricht von dem Elementarbereich. Kinder werden bereits in der Kita mit Bildung vertraut gemacht und schrittweise, ab dem 5. Lebensjahr, durch Besuch der Vorschule auf den Einstieg in den Schulalltag vorbereitet. Den Primärbereich (Grundschule) besucht man ab ca. 6 Jahren und dieser erstreckt sich über 4 Jahre. Nach dieser Grundschulzeit oder nach weiteren 2 Jahren in der Orientierungsstufe, wird nach dem Leistungsprinzip sortiert und die Kinder treten in die Phase Sekundärbereiches I ein. Entsprechend ihres Leistungsvermögens und der Empfehlung der Schulleitung können die Kinder eine Realschule, eine Hauptschule oder das Gymnasium zu besuchen. In einigen Bundesländern gibt es auch gemischte Schulformen, zum Beispiel die Gesamtschule. Die Sekundarstufe l dauert in der Regel 6 Jahre. Danach folgt der bis zu 3jährige Sekundarbereich ll. Hier stehen dem Jugendlichen verschiedene Möglichkeiten offen. So kann dieser die Gymnasiale Oberstufe besuchen, eine Lehre mit Teilzeit-Schulausbildung oder eine Vollzeit-Schulausbildung absolvieren. Im Anschluss an dem Sekundarbereich ll folgt der Tertiärbereich. In diesem Bereich besteht die Möglichkeit eines Studiums oder ggf. einer Weiterbildung.[5]
3.2 Förderungsmöglichkeiten
Damit jedes Individuum in Deutschland Zugang zu den ihn passenden Bildungsmöglichkeiten erhalten kann, gibt es verschiedene Förderungs- und Finanzierungsmöglichkeiten. Bereits ab dem 1. Lebensjahr besteht ein Recht auf einen Kitaplatz oder einer Betreuung durch eine Tagesmutter/Tagesvater. Voraussetzung ist ein Beschäftigungsverhältnis der Eltern, welche dadurch keine Möglichkeiten zur Betreuung des Kindes haben. Ab dem 3. Lebensjahr hat jedes Kind einen Anspruch auf einen Kitaplatz bis hin zum 6. Lebensjahr.[6] Ziel ist es die Kinder zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten, unabhängig ihrer Herkunft und Religion, zu entwickeln. Während der Sekundärstufe I gibt es abhängig vom Schulgesetz des jeweiligen Bundeslandes verschiedene Förderungsmöglichkeiten für sowohl leistungsschwächere als auch leistungsstärkere Kinder. Ziel ist es, jedem Kind die optimale Förderung zuteilwerden zu lassen. Diese Förderung kann sowohl im normalen Unterricht als auch durch dem Unterricht ergänzende Angebote bereitgestellt werden. Die wohl bekannteste Finanzierungsmöglichkeit ist das Bafög. Dieses kann genutzt werden, um den Lebensunterhalt während der Ausbildung zu bestreiten bzw. zu unterstützen.[7] Doch nicht jeder kann dies in Anspruch nehmen, da es an bestimmten Voraussetzungen geknüpft ist. Ein entscheidender Aspekt ist zum Beispiel das Einkommen der Eltern. Man unterscheidet Schüler-Bafög und normales Bafög. Schüler-Bafög muss in der Regel nicht zurückerstattet werden, wobei hingegen das normale Bafög in Teilen zurückerstattet werden muss. Ziel ist es, einkommensschwachen Jugendlichen den Zugang zur weiterführenden Schul- und Ausbildung zu ermöglichen. Auch für Erwachsene, die sich während ihres Berufsleben weiterbilden wollen, gibt es verschiedene Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten. So unter anderem der Bildungskredit, der Bildungsurlaub oder der Bildungsgutschein. Durch den Bildungsgutschein bekommen Arbeitslose die Möglichkeit eine Weiterbildung wahrzunehmen. Diesen bekommen sie durch die Bundesagentur für Arbeit, sofern diese die Weiterbildungsmaßnahme als zielführend erachtet. Ebenfalls gibt es für alle Arbeitnehmer und Selbstständigen einen Prämiengutschein. Dieser ermöglicht Ihnen einen Teil der Weiterbildung zu finanzieren.[8]
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[1] Müller, H. P., & Reitz, T. (2015). Bildung und Klassenbildung: Kritische Perspektiven auf eine Leitinstitution der Gegenwart. Weinheim, Basel, Deutschland: Beltz Juventa. S.9;10
[2] Farzin, S., & Jordan, S. (2015). Lexikon Soziologie und Sozialtheorie: Hundert Grundbegriffe (Reclams Universal-Bibliothek). Ditzingen, Deutschland: Reclam Verlag. S.38-40
[3] Art. 3 GG - dejure.org. (o. J.). Abgerufen 21. September 2019, von https://dejure.org/gesetze/GG/3.html
[4] Solga, H. (2009). Soziale Ungleichheit: klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse. Frankfurt New York: Campus-Verlag. S.113-122
[5] Schäfers, B., & Zapf, W. (2001). Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands. Leverkusen: Leske + Budrich.; S. 89-90
[6] § 24 SGB 8 - Einzelnorm. (o. J.). Abgerufen 21. September 2019, von https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_8/__24.html
[7] Bundesgesetz über individuelle Förderung der Ausbildung (Bundesausbildungsförderungsgesetz - BAföG) § 1;12;13;18;24;25
[8] BMBF. (2019, Juli 8). Abgerufen 21. September 2019, von https://www.bmbf.de/de/finanzierung-bafoeg-andere-72.htm
- Citation du texte
- Michelle Weigel (Auteur), 2019, Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504106
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