Stephen Hopkins: “an essay on the trade of the northern colonies” Der „Essay on the trade of the northern colonies“von Stephen Hopkins wurde erstmals am 14. Januar 1764 in der “Providence Gazette” veröffentlicht. Dem Abdruck folgten schnell weitere in verschiedenen Zeitungen der amerikanischen Kolonien und sogar eine Ausgabe als Pamphlet in London1. Der mir vorliegende Text entspricht dem Abdruck des „Newport Mercury“ vom 6. und 13. Februar 1764 und wurde von Merryl Jensen ediert.
Inhalt:
1. Stephen Hopkins: “an essay on the trade of the northern colonies”
1.1 Stephen Hopkins
1.2 Britischer Merkantilismus und sein Einfluss auf die Kolonialpolitik
2. Die Wirtschaft als entscheidende Schnittstelle zwischen Mutterland und Kolonien
2.1 Thematische Strukturen von Hopkins Essay
2.2 Die Kritik Hopkins an den Regelungen des kolonialen Handels durch die britische Regierung
3. Vom wirtschaftlichen Protest zur Revolution
4. Quellenverzeichnis
4.1 Literatur
4.2 Internet
1. Stephen Hopkins: “an essay on the trade of the northern colonies”
Der „Essay on the trade of the northern colonies“von Stephen Hopkins wurde erstmals am 14. Januar 1764 in der “Providence Gazette” veröffentlicht. Dem Abdruck folgten schnell weitere in verschiedenen Zeitungen der amerikanischen Kolonien und sogar eine Ausgabe als Pamphlet in London[1]. Der mir vorliegende Text entspricht dem Abdruck des „Newport Mercury“ vom 6. und 13. Februar 1764 und wurde von Merryl Jensen ediert.
1.1 Stephen Hopkins
Charles A. Goodrich gibt als Datum des Geburtstages von Stephen Hopkins den 7. März 1707 an. Seine Schulbildung wird allgemein als gering beschrieben, jedoch wird ihm ein frühes, großes Interesse an Literatur und auch Mathematik zugeschrieben[2].Nach der Schule übernahm er zunächst die Farm seines Vaters in Scituate, die er jedoch 1742 verkaufte, um nach Providence überzusiedeln. Dort organisierte er ein Geschäft und stattete Lastschiffe aus. Wie sehr er sich im Zusammenhang mit seinen geschäftlichen Tätigkeiten zu einem Fachmann in wirtschaftlichen Zusammenhängen entwickelte, zeigt sein „essay“. Er war aus eigener Erfahrung vertraut mit dem Warenaustausch der nördlichen Kolonien und ihren Handelspartnern.
Doch nicht nur der wirtschaftliche Aspekt ist interessant, an seiner Biographie zu beobachten.
In seinem Buch „the lives of the signers to the declaration of independence“ von 1856 charakterisiert William A. Goodridge Hopkins als Staatsmann und Patrioten, der belesen und wissenschaftlich sowie rhetorisch äußerst begabt war[3]. Hopkins gehörte nach dem Durchlauf vieler Ämter (unter anderem eben auch dem des Gouverneurs von Rhode Island, als er den Essay schrieb; als Gouverneur konnte er sicher sein, dass seine Darlegungen im „essay“ weitgehende Beachtung finden würden) zu den Unterzeichnern der „Declaration of Independence“ im Jahr 1776 als Vertreter von Rhode Island im Kontinentalkongress. Sein anfänglich ökonomisch motiviertes Engagement für die Handelsfreiheit der Kolonien einzutreten, wie es der „essay on the trade of the northern colonies“ zeigt, scheint sich also bis 1776 in ein politisches Engagement gewandelt zu haben, das die völlige Unabhängigkeit der Kolonien vom britischen Mutterland zum Ziel hat.
Von derartigen sezessionistischen Gedanken ist im Essay von 1763 jedoch noch nicht die Rede. Es geht Hopkins lediglich um die Freiheit des kolonialen Handels, die wirtschaftliche Freiheit. Diese Abgrenzung scheint besonders im Hinblick auf den späteren Verlauf der Proteste bis zur amerikanischen Revolution wichtig und soll zu einem späteren Punkt genauere Beachtung finden.
1.2 Britischer Merkantilismus und sein Einfluss auf die Kolonialpolitik
Der wirtschaftspolitische Charakter von Hopkins Abhandlung ist ein interessanter Hinweis auf das Verhältnis der Kolonien zu ihrem Mutterland vor 1763 ebenso wie auf den bereits 1763 schwelenden Konflikt, der in der Unabhängigkeitserklärung 1776 seinen Höhepunkt und Abschluss finden sollte. Der Eindruck entsteht, dass dieses Verhältnis vor Allem ein geschäftliches war, geprägt vom Gewinn durch die Geschäfte des Mutterlandes mit den Kolonien. Dem stellte die britische Regierung Restriktionen und Handelsbeschränkungen gegen die Kolonien und ihre nichtbritischen Handelspartner gegenüber. Der Schwenk von einer „kolonialen“ zu einer „imperialen“ Politik nach 1763, wie Merril Jensen die britische Kolonialpolitik zur Zeit Hopkins unter Vorbehalt bezeichnet[4], könnte somit als ein bedeutender Faktor im Hinblick auf das Streben der neuenglischen Kolonien zur Unabhängigkeit vom Mutterland gedeutet werden.
Die britische Wirtschaftspolitik für die nordamerikanischen Kolonien war seit Mitte des 17. Jahrhunderts geprägt von der Theorie des „britischen Merkantilismus“[5]. Dabei sollte durch „flankierende Maßnahmen gesichert werden […], dass die heimische Produktion auf dem Binnenmarkt geschützt blieb [und], dass mehr aus- als eingeführt wurde, um eine positive Handelsbilanz sicherzustellen, die das Land wiederum in den Besitz von wertvollen Edelmetallen zur Sicherung seines Reichtums und seiner herausragenden Stellung im Welthandel brachte“[6]. Merril Jensen spricht in seinem Buch „the founding of a nation“ zudem von einer Politik, die es zum Ziel hatte, die Kontrolle über das ökonomische und politische Leben der Kolonien im Mutterland zu zentralisieren[7]. Dies sollte offensichtlich ohne eine Einflussnahme der Kolonisten, etwa durch Aufnahme kolonialer Abgeordneter im englischen Parlament, geschehen. Nach dem Sieg über Frankreich in den Kolonien wollte England – jetzt Vormacht in Europa - sich zur Welthandelsmacht entwickeln.
Hierzu sollte der Handel der nordamerikanischen Kolonien mit Holland und anderen europäischen Ländern eingeschränkt werden. Hopkins erwähnt im „essay on the trade of the northern colonies“ neben den betroffenen europäischen Märkten, mit denen man vor Allem Fisch handelte, auch die spanischen, holländischen und französischen Kolonien als Abnehmer für Holz, Pferde, Fleisch, Tabak, Weizen und Reis aus den nordamerikanischen Kolonien[8] im Tausch gegen Melasse, Gold und Silber.
Die flankierenden Maßnahmen bestanden nun in einer Reihe von Gesetzen und Zollbestimmungen, den „acts of trade and navigation“[9], die den kolonialen Export, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf England beschränkten und somit ein Handelsmonopol für England herstellten. Eine Liste mit aufgezählten Gütern[10] wurde erstellt, die von nun an ausschließlich nach England ausgeführt werden durften. Anfangs waren dort vorwiegend „Agrarprodukte“[11] zusammengefasst, in den Jahren nach ihrer Aufstellung wurde diese Liste bis 1763 jedoch oft erweitert[12]. 1733 erließ das britische Parlament das Melassegesetz, das in die amerikanischen Kolonien importierten Zucker und Melasse hoch besteuerte. Zunächst wurde seine Einhaltung nicht streng überwacht, so „dass die Folge ein ausgedehnter Schmuggel und die Bestechung der Zollbeamten war“[13]. Hätte man zu stark kontrolliert, so Jensen, hätte der Handel der Kolonien auf dem amerikanischen Festland wohl stark gelitten[14]. Der umfassende Schmuggel scheint ein erster pragmatischer Versuch zu sein, englische wirtschaftliche Einflussnahme zu unterlaufen.
Den Protesten amerikanischer Kaufleute, zu denen auch Hopkins Essay zu zählen ist, war nun „ein verschärftes Vorgehen gegen den verbreiteten Schmuggel […], der die neuenglischen Brennereien mit westindischer Molasse unter Umgehung der Zollbestimmungen des Molasse Act von 1733 versorgte“[15] vorangegangen.
Nach dem Sieg über Frankreich im ‚French and Indian War’ 1763 hatte die englische Regierung begonnen, die Regeln merkantilistischer Politik energischer zu befolgen und die Handelsaktivitäten der nordamerikanischen Kolonisten stärker zu überwachen, um die wirtschaftliche Vorherrschaft des britischen Imperiums zu sichern. Horst Dippel erwähnt zusätzlich noch, dass dieses Bemühen unterstützt wurde durch die „Anwesenheit der britischen Flotte in den amerikanischen Gewässern“[16] durch den vorangegangenen Krieg. Dies ermöglichte effektiv Maßnahmen wie die Überwachung des Seeverkehrs aus und zu den nordamerikanischen Kolonien.
Ende 1763 war die Verabschiedung des so genannten „American Revenue Acts“ geplant. Dieses sah hohe Zölle auf die Einfuhr von „Zucker, Textilien, Kaffee, Wein u. a.“[17] vor und fügte der Liste der „enumerated goods“ weitere Produkte hinzu[18]. Die wirtschaftliche Freiheit der nordamerikanischen Geschäftsleute wurde damit weiter eingeschränkt.
[...]
[1] Hopkins, 1764
[2] Vgl. http://www.colonialhall.com/hopkins/hopkins.php und www.stephenhopkins.com/ (3.6.2004)
[3] Vgl. Goodrich, 1856. In: http://www.colonialhall.com/hopkins/hopkins.php (3.6.2004)
[4] Jensen, 1968. S.42
[5] Dippel, 1985. S.36
[6] Ebd. S.36/37
[7] Jensen, 1968. S.20
[8] Hopkins, 1763. S.6/7
[9] Dippel, 1985. S.37
[10] „enumerated goods“, Ebd.
[11] Ebd.
[12] Vgl. Ebd.
[13] Ebd.
[14] Jensen, 1968. S.19
[15] Dippel, 1985. S.44
[16] Ebd.
[17] Plötz, 1998. S.1279
[18] Dippel, 1985. S.45
- Arbeit zitieren
- Florian Zühlke (Autor:in), 2003, Stephen Hopkins 'an essay on the trade of the northern colonies' von 1763 im Hinblick auf die amerikanische Revolution 1763-1787, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50384
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